Mit seinen Analysen der Machttechnologien hat Michel Foucault zur Sozialkritik der linken und sozialen Bewegungen seit den 1970er Jahren maßgeblich beigetragen. Foucault wollte auf eine andere Gesellschaft hinwirken, die anders wäre als die, die den Nazismus hervorgebracht hatte.
Sein Werk >Überwachen und Strafen< (1975) ist eine historische Studie darüber, wie das
Gefängnis und die Freiheitsstrafe zur vorherrschenden Form der Bestrafung werden
konnten. Mit seiner Analyse der Disziplinarmacht, die die politische Anatomie des Körpers
zum Gegenstand hat, geht eine neue Auffassung der Macht einher. Die Disziplinarmacht ist
keine Sache, die man innehat, sondern eine Maschinerie, die funktioniert. Sie richtet die
Körper zu, sie vermehrt deren Fähigkeiten, sie fabriziert geübte, fügsame, gelehrige Körper.
Die Disziplin steigert die Kräfte des Körpers, um ihre ökonomische Nützlichkeit zu erhöhen,
und macht sie gerade dadurch auch gefügig.
Die Gefängnisstrafe wurde vom Bürgertum Ende des 18. Jahrhunderts erfunden und ist eng mit den bürgerlichen Grundbegriffen der Freiheit, Gleichheit und der Gerechtigkeit
verbunden. Das Gefängnis erscheint als eine Humanisierung der Strafe, denn es wird nicht mehr gezüchtigt und gefoltert, der Freiheitsentzug scheint alle in der gleichen Weise zutreffen und auf Besserung und Rechtsfrieden zu zielen. Doch von Beginn an wurde auch deutlich, dass das Gefängnis die bekundeten Ziele verfehlt. Es trägt nicht zur Verminderung der Kriminalität bei, es verbessert die Individuen nicht, sondern fördert Milieus von Delinquenten.
Im Podcast gibt Alex Demirović einen Überblick über Foucaults Leben und fasst die
zentralen Thesen von >Überwachen und Strafen< zusammen. Anschließend diskutiert er mit der Foucault-Expertin Andrea Kretschmann darüber, wie im modernen Strafsystem die Gesetzeswidrigkeiten der unteren Klassen zum Gegenstand besonderer Machtstrategien gemacht werden.