Ich bin Joel Wilhelm, das ist Thema des Tages der Nachrichten-Podcast vom Standard. Der Krieg, vor dem so lange gewarnt wurde, scheint nun Realität zu sein. Seit Ende letzter Woche befinden sich Israel und der Iran im offenen Schlagabtausch. Wer in diesem Krieg die besseren Karten in der Hand hat und wie er ausgehen könnte, darüber sprechen wir heute. Gerald Karnas, Sie sind Militärexperte und Sie beobachten diesen Konflikt zwischen Israel und dem Iran schon sehr lange.
Lassen Sie uns zu Beginn ein paar Schritte zurückgehen. Wie hat denn dieser Krieg begonnen, was war der Ausgangspunkt dafür? Nun, wir wissen ja, dass seit der islamischen Revolution im Jahre 1979 der Iran Israel das Existenzrecht abspricht. Das ist natürlich der Ausgangspunkt aller Planungen und auch das Konflikt, das an sich und natürlich auch dieses Krieg ist. Denn an solcher ist das, was wir jetzt erleben, ja durchaus auch.
Es hat immer wieder Reibereien zwischen dem Iran und Israel gegeben, bis letztlich auch nach dem 7. Oktober einen harten Austausch von palistischen Lenkwaffen bzw. Zitronen. Viel wichtiger erscheint mir aber, dass der Iran eigentlich seit vielen Jahren über seine Satelliten sozusagen, bzw. Boxes, wie man das so schon im Fachsprech nennt, die Hamas Hisbollah und seit mehreren Jahren auch die Hutis im Jemen direkt gegen Israel Krieg führt
bzw. militärische oder paramilitärische Schläge ausführt. Das ist die rein militärische Seite. Dazu gibt es natürlich auch noch eine politische und vor allem eine nuklearpolitische Facette. Gerade der jetzige israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat ja immer wieder seit Jahren gewarnt. Denn Iran vor einer weiteren Anreicherung von Iran in Richtung Waffenfähigkeit hat sogar vor den Vereinten Nationen eine Brandrede dagegen gehalten vor mehreren Jahren,
wo er sozusagen eine rote Linie eingezeichnet hat, das ab dem Erreichen bzw. überschreiten dieser roten Linie Israel handeln müsse. Und genau dieser Zeitpunkt scheint jetzt für Israel gekommen zu sein, wobei für den konkreten Zeitpunkt und den Auslösers sicherlich verschiedene Motive maßgebend sind. Woran hat man das denn festgemacht, dass diese rote Linie überschritten wird, war der Iran tatsächlich kurz davor, eine Atomwambe herstellen zu können?
Ich denke, dass die Informationen über die wir verfügen im Moment noch nicht wirklich dazu ausreichen, um das genau beurteilen zu können. Ich gehe aber davon aus, dass Israel über wesentlich bessere Informationen verfügt, die es also jedenfalls mit uns noch nicht geteilt hat bis jetzt.
Aber es scheint ein wichtiger und vermutlich der zentrale Punkt gewesen zu sein für diese Entscheidung, das jetzt anzugehen, also zu sagen, dass es einen Punkt geben könnte in der Zukunft, an dem der Iran konkret über waffenfähiges Uran verfügt. Und dann ist es nun mal ein sehr kleiner Schritt eben, dieses waffenfähige Uran auch in einen Gefechtskopf zu geben und dann diesen Gefechtskopf auf einer Mittelstreckenrakelle zu montieren, die es ja bereits gibt im Iran.
Jedenfalls hat sich Israel dazu entschlossen, diesen Krieg anzufangen, wie Sie ihn auch genannt haben. Ich glaube, das kann man mittlerweile sagen nach diesem Schlagabtausch über die vergangenen Tage. Wie hat denn Israel diese Offensive vorbereitet, die war von außen natürlich dramatisch mit anzusehen, aber sie war auch sehr präzise geleitet, wie man das Gefühl gehabt hat. Können Sie uns einen Einblick geben, wie könnten die Vorbereitungen dazu angelaufen sein?
Ja, die Planungen für einen derartigen Schlag, die gibt es bereits seit Jahren, davon bin ich so zutiefst überzeugt, dass sie sozusagen militärische Professionalität, alle Streitkräfte haben, eventuell Planungen für bestimmte Einsätze dafür, wenn dann die politische Führung jeweils sich entschließt, das grüne Licht zu geben bzw. in der derartige Aktion anzuordnen.
Und natürlich wird diese Planung auch in militärischer Professionalität laufend revidiert, erneuert, ergänzt, um die neuesten Entwicklungen auch waffentechnischer Natur, aufgeheirungstechnischer Natur bis hin eben dazu, dass man die unmittelbare Operation vorbereitet, sodass sie nur mehr ausgelöst werden muss und es dürfte diese Operation eben auf mehreren Ebenen gelaufen sein.
Die allerinteressanteste vermutlich ist die nachrichtendienstliche Ebene, hier hat Israel sich ganz offensichtlich auf, sagen wir mal, Spione gestützt, die vermutlich auch bereits jahrelang vorbereitet wurden. Israel war offensichtlich sehr genau über die Orte informiert, an denen das militärische Spitzenpersonal sich zum jeweiligen Zeitpunkt aufgehalten hat, ist sicherlich auch über den Aufenthalt der politischen Führung sehr gut informiert.
Israel war da rüber informiert, wo die wichtigsten Radaanlagen stehen, wo die wichtigsten Abschussvorrichtungen für balistische Lenkwaffen und Ähnliches stehen und hat zunächst die militärische Führung mehr oder weniger enthauptet, bereits der Nacht- und Donnerstag-Auf-Freitag, sodass die Befehlskette unterbrochen waren, gleichzeitig aber auch in Koordinierung damit eben zunächst die Rada- und Aufklärungssysteme des Iran zerstört,
sodass dann mehr oder weniger die angreifenden Flugzeuge, es dürfte mehr oder weniger praktisch die gesamte israelische Luftwaffe im Einsatz gewesen sein, die israelischen Flugzeuge mehr oder weniger unsichtbar waren für die Raketenstellungen des Iran und eben diese dann ebenfalls bekämpfen konnten. Natürlich geht das nicht lückenlos, auch die israelischen Kapazitäten sind nicht grenzenlos, aber doch in einer beeindruckenden Tichte bereits bekämpften.
Man sieht das auch an den Gegenmaßnahmen des Iran, die Provelle im Moment noch recht überschaubar ausfallen. Ich kann nicht ausschließen, dass der Iran sich sozusagen noch etwas in der Hinterhand gehalten hat, das ist derzeit noch nicht erkennbar, aber im Moment sehe ich die iranischen Reaktionen eher als überschaubar. Sie sagen also, Israel hat genau Bescheid gewusst, wo die kritischen Stellen sind, in denen man angreifen muss, wo sich die Militärs befinden.
Das deutet darauf hin, dass der israelische Geheimdienst den Iran sehr stark unterwandert hat. Wie ist denn das möglich? Wie muss man sich das vorstellen? Ja, dezidiert hat der israelische Nachrichtendienst, vor allem der Mossad, ganz sicherlich die iranischen Führungsebenen unterwandert. Ein Teil der Personen, die das durchgeführt hat, mag auch von der iranischen Opposition stammen. Das diokratische Mula-Regime im Iran hat ja auch im Inneren, wie wir wissen, nicht nur Freunde.
Es ist ein sehr repressives Regime und gibt ja auch immer wieder Demonstrationen gegen das Regime und aus diesen Kreisen dürfte der Mossad seit vielen Jahren immer wieder Personal rekrutieren und dann für Därtige Fälle so möglichst sowohl das Raum als auch Zeit nahen Informationen zu kommen. Interessant war die Reaktion der USA, die gesagt haben, sie wussten nichts von diesen Plänen, kann das denn überhaupt sein, dass sie USA nichts davon gewusst haben?
Nein, diese Haltung ist nicht glaubwürdig, ich bin davon überzeugt, dass die USA informiert waren. Möglicherweise waren sie nicht über den genauen Zeitpunkt informiert, das ist also durchaus denkbar, aber ich gehe davon aus, dass Benjamin Netanyahu Donald Trump sehr wohl Bescheid gegeben hat, dass dieser Schlag erfolgt.
Das erinnern wir uns, Donald Trump hat sich ja auch, war Tage davor, sehr kryptisch ausgedrückt, dass umdomstinnt ein etwas Schlimmes passieren könnte, was Marker da wohl gemeint haben. Also er war da schon informiert, vielleicht nicht über den exakten Zeitpunkt, dass sich Israel möglicherweise vorbehalten, aber die USA waren informiert, allerdings nicht unmittelbar involviert.
Aktuell hätten eigentlich die Verhandlungen zum Atomabkommen mit dem Iran laufen sollen, könnte es sein, dass die USA hier den Iran auch getäuscht haben, um diesen Angriff sozusagen zu verschleiern?
Ich glaube, dass offen gestanden nichts, ich glaube aber sehr wohl, dass Israel dieses Zeitfenster als sehr günstig beurteilt hat, bis Sonntag, in dem der Iran sich wegen dieser inaussichtgestellten Verhandlungen eher noch in Sicherheit gewogen hat, dieses Fenster ausgenutzt hat, um den Schlag zu führen, dass die USA bewusst getäuscht hätten.
Ich glaube vor allem deswegen nicht, weil natürlich denken wir daran, dass Trump sich als großer Friedenspräsident gerieren will, hat er gemeint, alle Konflikte in wenigen Tagen beenden zu können, jetzt hat er den Ukraine-Krieg nicht geschafft, jetzt hätte er vielleicht durchaus Interesse gehabt, diesen Konflikt zwischen dem Iran und Israel zu beenden,
bzw. dass er nicht so eskalieren zu lassen. Also ich denke schon, dass er sein Denkmal beschädigt sieht und deswegen hat es angeblich ja auch ein etwa 40-minütiges Telefonat zwischen Netanyahu und Trump gegeben, dem angeblich Trump recht wütend geworden wäre. Wir haben schon darüber gesprochen, dass dieser Angriff sehr präzise war und dass er vor allem die militärische Spitze ins Visier genommen hat. Warum denn nur die militärische Spitze und bisher nicht die politische Führung?
Ich denke man schreckt prinzipiell immer vor der Eliminierung, um das mal so zu nennen, der politischen Führung eines anderen Staates zurück. Es gibt in den USA sogar eigentlich ein Gesetz, das das verbietet. In Israel ist dem nicht so, aber trotzdem schreckt man davor eher zurück, dass es das erste oder zweite ist, und die politische Führung hat nicht alle technischen Fäden in der Hand, um militärisch zu reagieren, aber das hat die militärische Führung.
Das heißt, das war einfach die erste Priorität, die höchste militärstrategische Ebene und vor allem die höchsten Führungsebenen der republikanischen Garten zu eliminieren, inklusive natürlich das Schlüsselpersonal für die Herstellung von Luftgearwerfen.
Da ist eigentlich in einer Nacht bereits sehr viel gelungen, wie wir heute gehört haben, gibt es auch Nachrichten, nach denen also die zweite Ebene bereits getroffen ist, sprich der Nachrichtendienstchef der republikanischen Garten ist offenbar ebenfalls eliminiert worden, mit ihm mehrere seiner Stellvertreter.
Man hat genau gewusst, wann sich wer wo aufhält und das ist natürlich so auffällig wie erstaunlich und tatsächlich auch sehr professionell und zwischen mehreren Ebenen der Nachrichtendienste und des Militärs koordiniert und das macht das so komplex und durchaus bemerkenswert.
Was denken Sie, macht das mit dem iranischen Militär vor allem jetzt vielleicht nicht mit den obersten Leuten, sondern mit dem mittleren Management bis zu den Soldaten, wenn man merkt, Israel kann über Nacht die Führungsriege ausschalten, könnte das zu einer Art Kettenreaktion zu einer Aufgabe führen?
Das ist nicht auszuschliessen für das reguläre Militär, für die regulären Streitkräfte, also ich denke, das ist ein gewaltiger Prestige und Imageverlust für das Regime ist, aber vergessen wir einfach nicht die große breite Bevölkerung. Das Regime der MULAS hat damit mehr oder weniger unter Beweis gestellt, dass es nicht in der Lage ist, sein eigenes Territorium und damit natürlich auch seine eigene Bevölkerung zu schützen.
Das ist ein gewaltiger Prestige und Imageverlust, das ist ein Vertrauensverlust in der gesamten Bevölkerung und das könnte natürlich schon zu weiteren Konsequenzen auch im Iran führen, nicht nur in den regulären Streitkräften, sondern auch in der Bevölkerung. Wovon ich nicht ausgehe, ist, dass die republikanischen Garten sich iloyal verhalten werden und das ist ja sozusagen der Kern der militärischen Kraft des Iran, also hier rechne ich weiterhin mit Widerstand, soweit es möglich ist.
Wie sieht denn die Antwort des Regimes aus gegen Israel? Also bis jetzt doch nicht mit einer Wucht, mit der ich eigentlich ursprünglich noch gerechnet hätte. Es scheint tatsächlich so zu sein, wie die jüngsten Meldungen heute waren, dass Israel die Lufthoheit über weiten Teilen des Iran hat. Was heißt das konkret? Das heißt konkret, dass kein iranisches Flugzeug mehr fliegen kann, will es nicht riskieren, abgeschossen zu werden und es würde dann vermutlich auch abgeschossen werden.
Das heißt, Israel hat mit seinen Luftstreitkräften mehr oder weniger die Luftherschaft über dem Iran übernommen und da bewegt sich sozusagen nichts mehr, ohne jetzt von Israel gesehen und unter Umständen auch bekämpft werden zu können. Wahnsinn. Wie könnte denn der langfristige Plan des Mullah-Regimes aussehen, sich gegen Israel zu wehren oder zurückzuschlagen? Auf welche Mittel setzt man da?
Also ich denke, die einzig wirklichen Probatenmittel wären möglichst, also die USA hier um Vermittlung zu ersuchen, mehr oder weniger auch unter Angebot eines völligen Verzichts auf Nuklearwaffen, das natürlich auch überprüft werden müsste, wie es ja schon einmal der Fall war. Das wäre glaube ich also die einzig wirkliche Probatenmittel. Ich denke nur, dass Israel, wenn es diesen Schlag ausgelöst hat, diesen Schlag auch zu Ende führen wird.
Und das heißt einfach, dass aus israelischer Sicht alle militärischen Ziele erreicht werden müssen, aber auch, dass jenes Ziel erreicht wird. werden muss, dass der Iran eben nicht mehr in der Lage ist, Nuker-Waffen zu produzieren,
über einen sehr langen, kaum überschaubaren Zeitraum. Und ich denke, Israel ist diesem Ziel schon relativ nahe gekommen und ich glaube daher nicht, dass es sehr kurzfristig möglich sein wird für den Iran, hier noch über dieses Angebot und das völligen Verzicht auf Nuker, der Herrstin von Nuker-Waffen, eine befriedigende Situation zu erreichen. Was heißt Israelis seinem Ziel schon recht nahe? Heißt das die Zerstörung aller Atomaren,
Reaktoren, aller militärischen Basen? Meinem Informationsstand nach hat man in zivilen Anlagen die rein zivilen und überprüfbaren, nachweisbar zivilen Anlagen nicht angegriffen, sondern nur eben die militärrelevanten. Man spricht davon, dass es an einem Ort noch unterirdisch tiefen Fels verborgen und eingebaut, eine Anlage zur Anreicherung von Iran geben soll.
Ob die auch schon getroffen wurde, entsied sich jetzt derzeit noch mein Erkenntnis. Faktum ist aber, dass Israel selbst nicht über die großen Flugzeuge verfügt, die es braucht, um diese schweren Bomben zu tragen, die auch derartige Unterstände, sozusagen die tief unter der Erde
verbunkert sind, zu zerstören, darüber verfügen nur die Vereinigten Staaten von Amerika. Da müsste Israel und der Umständen zu anderen Mitteln greifen, wie zum Beispiel eben auch wieder mitteltnachrichtendienstliche Natur, aber ob das schon angegriffen wurde oder getroffen wurde, entsied sich mein Erkenntnis. Für alle, die sich in der Gegend nicht so gut auskennen, hat's denn die Iranverbündete rundherum liegen, die in zur Hilfe kommen könnten? Das ist ein ganz wichtiger Punkt,
denke ich. Der Iran war ja mit dem Assad-Regime in Syrien verbündet. Dieses Regime ist im Abhanden gekommen, damit ist ihm auch Abhanden gekommen, die Möglichkeit in Syrien Truppen zu stationieren, was ja der Fall war. Von dort aus wurde ja dann die Hispola vor allem mit dem Liban unterstützt und wie wir wissen, ist die Hispola ebenfalls schwerstgeschwächt bzw. strukturell kaum mehr existent. Das Gleiche gilt für die Hermas. Am allerwenigsten geschwächt dürften
noch die Hutis im Jemen sein. Hier ist das dort der vollmundigen Aussagen von Präsident Donald Trump offensichtlich nicht gelungen, deren militärische Kapazitäten weitestgehend auszuschalten, also von dort werden nach wie vor Lenkwaffen auch Richtung Israel geschossen. Das sind aber im Prinzip die einzigen wirklichen Verbündeten, über die der Iran verfügt. Alle anderen Staaten in diesem Raum sind ja so nittischen Bekenntnisses und per se damit schon eher in einer Gegnerschaft
zum schitischen Iran, vor allem zur radikal-schitischen Führung des Iran. Also der Iran ist weitestgehend isoliert, ist ja mit Sanktionen nach wie vor belegt und ist in einer, im Moment denke ich, recht verzweifelten Situation. Also das Einzige, was dem Iran tatsächlich vielleicht noch dienlich sein könnte, wäre ein glaubwürdiger Verzicht auf die Herstellung von Nukauwaffen. Am besten
noch auch eine Anerkennung des Exztenzrechts Israels. Das ist allerdings mit diesem Mullah-Regime mehr oder weniger undenkbar und daher ist vielleicht durchaus auch ein Ziel, indirekt wird das ja immer wieder schon angesprochen auch von israelischer Seite, was damit eben der Beginn eines Umsturzes der politischen Führung oder eines Sturzes der politischen Führung im Iran bezwegt wäre oder möglich wäre. Ist die Opposition im Iran stark genug, um sowas durchzusetzen?
Leider ist die Opposition gespalten, sie ist sehr breit, aber denken wir daran, dass eben das Regime seit 1979 mit äußerst der Brutalität gegen alle Gegner vorgegangen ist. Es gibt ja Massen-Hinrichtungen seither immer wieder, das ist leider eine Tradition im Iran gewesen, auch vor Beginn des Mullah-Regimes und eine derartige Repression, die verhindert natürlich die
Organisation einer wirksamen Opposition weitestgehend. Jedoch, es gibt sie und die natürlich erhält jetzt drückenwind durch die Tatsache, dass offensichtlich die Schwäche dieses Regimes so offenkundig wird durch diesen israelischen Schlag und in diesem Sinn würde Israel durchaus beurteilen, dass eben damit der Beginn des Umsturzes auch in Aussicht steht. Als wir Ende vergangener Woche über diesen Konflikt gesprochen haben, hat es noch so ausgesehen, als würde sich das Schaden für
Israel relativ begrenzt halten. Da sind die meisten Raketen und Drohnen abgefangen worden, keine Zivilisten kamen zu Schaden. Jetzt über das Wochenende sind die ersten Menschen auch in Israel gestorben. Was denken Sie denn, wie die israelische Bevölkerung darauf reagiert und trägt die Bevölkerung diesen Krieg, diesen Einsatz mit? Doch die Bevölkerung in Israel trägt diesen Einsatz mit aus einem ganz einfachen Grund, weil einfach der israelischen Bevölkerung sehr
bewusst ist, dass die größte Bedrohung für Israel selbst natürlich der Iran ist. Insofern höre ich jetzt auch aus Israel sehr viele Stimmen, auch solche, die in Gegnerschaft zu Premier Netanyahu und seiner Regierung stehen, die eben diesen Einsatz befürworten und sehr begrüßen, dass dieser
auch opferfordern wird, hat Netanyahu ja gleich am Beginn auch ganz klar gesagt. Es ist vermutlich sogar das Ziel, dass Iran mit derartigen Schlägen eben den Druck auf die israelische Bevölkerung und damit natürlich auch auf die politische Führung Israels zu erhöhen und damit Israel zum Einlenken zu zwingen. Allerdings ist dazu zu sagen, dass natürlich Israel auch sehr gut mit Punkern ausgestattet ist, mit Schutzräumen, in denen die Bevölkerung sich dann auch in
Sicherheit zurückziehen kann und Israel ist ja gewohnt unter dieser Bedrohung zu leben. Denken wir an die Raketenbeschüsse von der Hisbollah und der Hamas und die auch immer wieder bis nach Tel Aviv gereicht haben und Jerusalem gereicht haben. Also Israel ist das gewohnt und ich glaube nicht, dass dieses Ziel des Iran, wenn es denn eines ist, tatsächlich auch erreicht wird. Was denken Sie denn, wie lange könnte sich dieser Konflikt erstrecken? Also ich rechne eigentlich schon mit
Detort zwei bis drei Wochen, dass das in einer höheren Intensität noch laufen wird. Aber natürlich steht das im Raum, was Israel natürlich sagt, die Operation ist dann beendet, wenn ihre Ziele erreicht sind. Wenn sie früher erreicht sind oder es vorher schon zu einem Umstrutz und Umständen im Iran kommt, dann wird die Operation wahrscheinlich beendet werden. Der Iran hat sich ja schon sehr zurückhaltend geäußert im Sinn von dann, wenn Israel die Operation beendet, dann macht der Iran
auch nichts mehr. Du mir nichts, dann durche ich dir auch nichts nicht. Also ein Zeichen der Schwäche aus meiner Sicht. Lassen Sie uns zum Schluss noch über die Landesgrenzen hinausblicken. Welche Auswirkungen hat denn dieser Konflikt auf bestehende andere Kriege, zum Beispiel den Ukraine-Krieg? Dieser Krieg hat erhebliche Auswirkungen weit über den Mittleren Osten hinaus. Das war ja bei den
Analytikern seit den 80er Jahren, vor allem seit den 90er Jahren. Das vergangenen Jahrhunderts ja bereits ein Thema, das der Iran eben nach Raketen mit einer Reichweite strebt, die auch Europa treffen können. Und das war in den 90er und frühen 2000er bereits der Fall, dass eben Teile Europas, beim Süd Europas, Balkan, Griechenland und so weiter auch vom Iran getroffen werden könnte mit den dammeligen Reichweiten, die mittlerweile sicher gesteigert wurden. Einerseits,
andererseits die Präzision. Hätte der Iran sich in den Besitz von Nuklearwaffen setzen können, wäre theoretisch es auch denkbar gewesen, dass es nuklare Drohungen und Erpressungsversuche gegenüber Europa gibt, wenn bestimmte Forderungen des Iran nicht erfüllt worden wären. Das ist mal das ein. Also das, was jetzt passiert, diese Denuklearisierung des Iran dient indirekt natürlich
schon auf der europäischen Sicherheit. Ich glaube, das ist wichtig darauf hinzuweisen. Was aber für mich in zweiter Linie eigentlich fast noch bedeutsamer ist, ist die Tatsache, dass der Iran einer der engsten verbündeten Russlern es ist. Wir wissen ja, dass die massenhaften Drohnen wählen, damit den Russlern fast täglich die Ukeine angreift, mit Masse aus dem Iran stammen bzw. mit Unterstützung des Iran produziert werden. Diese Unterstützung des Iran wird es jetzt in
weiterer Folge in dieser Intensität wie davor einfach nicht mehr geben. Es gibt auch Informationen, dass eben der Iraner Russlern bereits im Hilfe gebeten hätte. Russland ist aber abgelehnt, weil Russland er bekanntlich selbst sehr beschäftigt ist in der Ukraine, beide Hände voll damit zu tun hat auch sich selbst zu schützen gegenüber ukrainischen Angriffen. So ist das natürlich auch für das prästische Russlands eigentlich ein schwerer Schaden. Denn Russland hat den verbündeten
Assad in Syrien verloren. Russland droht jetzt den noch wesentlich mächtigeren verbündeten Iran zu verlieren. Russland selbst zeigt sich eben nicht wirklich als verlässlicher Verbündeter. Also das macht schon etwas auch. Zum Beispiel mit den so viel zitierten Bricksstaaten, die hochgelobt werden als die mächtigen Verbündeten Russlands, vor allem gegen den schlimmen Westen. Wenn Russland
kein verlässlicher Bündnispartner ist, dann ist das für diese Staaten auch bedeutsam. Also das sendet auch signal in Richtung Indien, Richtung Pakistan, Richtung Südafrika und vor allem natürlich Richtung China. Und wenn jetzt klar wird, dass hier mehr oder weniger ein Verbündeter und der Anführungszeichen Verbündeter nach dem anderen Russland Abhanden kommt, dann ist das auch in Signal Richtung China. Also das hat weltpolitische Bedeutung. Israel schreibt damit eigentlich eine
Geschichte, die weit über den mittleren Osten hinausgeht. Ich glaube, das ist für Historiker ein ganz interessanter Zeitpunkt, den man analysieren wird. Halten Sie es für möglich, dass sich die Ukraine auch mit Israel abgesprochen hat. Im Endeffekt tut ja Israel der Ukraine seinen riesigen Gefallen. Ja auch hier gibt es Informationen, dass Israel durchaus von der Ukraine gelernt hätte, was zum Beispiel den Start von Drohnen aus diesen Containern anbelangt,
die auf Lastkraftwagen montiert sind. Es gibt auch Aufnahmen ähnlicher Natur, dass sich so tärtige Container dann sozusagen nach dem Einsatz selbst zerstören, genauso wie es in der Ukraine der Fall war. Ich kann es einfach nicht ausschließen, dass es hier auch Absprachen gegeben hat, beziehungsweise Kontakte zwischen den Streitkräften gegeben hat. Also die Lernen voneinander, ganz offensichtlich und ich halte das für möglich. Auch deshalb werden wir wahrscheinlich
das letzte Mal über diesen neuen Krieg im Nahen Osten gesprochen haben. Vielen Dank für diese Einblicke vorerst, Gerhard Kanner. Sehr gerne. Und wenn Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, unsere Arbeit unterstützen wollen, dann machen Sie es am besten mit einem Abonnement oder mit einem Unterstützungsbeitrag, alle Infos dazu finden Sie auf abo.derstandard.at. Und hier ist,
was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens, während dieser Podcast gerade aufgenommen wird, trifft der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky gerade in Wien ein und trifft Staatsoberhaupt Alexander van der Bellen. Was dabei herausgekommen ist, das lesen Sie auf der Standard.at. Wir berichten live. Zweitens, nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule hat die Regierung heute ein Maßnahmenpaket angekündigt, das man in den kommenden
Wochen und Monaten ausarbeiten wolle. Dieses Maßnahmenpaket soll unter anderem eine Soforthilfe für Betroffene umfassen, mehr Sicherheit in Schulen garantieren und eine Verscherfung des Waffenrechts beinhalten. Außerdem sollen verpflichtende Maßnahmen
und ein stärkeres Monitoring von gefährdeten Jugendlichen Teil des Paketes sein. Bezüglich sozialer Medien, die ja auch rund um den Grazer Amoklauf eine Rolle spielten, wie sich die Koalition für strengere Vorschriften für Kinder und Jugendliche einsetzen. Drittens, nach tödlichen Schüssen auf eine demokratische Politikerin und ihren Ehemann am vergangenen Wochenende im US-Bundestat Minnesota, hat die Polizei den mutmaßlichen
Täter gefasst. Der verdächtige war seit Samstag auf der Flucht und hatte sich für seine Tat als Polizist verkleidet. Vermutet wird ein politisches Motiv. Bei der Suche nach dem Flüchtigen habe es sich um die größte Fahndung in der Geschichte des Bundesstaates gehandelt. Und viertens, Großbritannien hat am Sonntag erstmals eine Frau an die Spitze des Auslandsgeheimdienstes MI6 berufen. Blaze Metro Valley, derzeit zuständig für Technologie beim britischen Geheimdienst, soll im Herbst
die Leitung übernehmen, wie die Regierung in London mitteilte. Die 47-jährige trat 1999 in den Dienst des Secret Intelligence Service, wie der MI6 offiziell heißt. Sie war seither vor allem in operativen Funktionen im Nahen Osten und in Europa tätig. In ihrer derzeitigen Rolle als Technologiedirektorin trägt sie den intelligenten Spitznamen Q, eine Anspielung auf den Erfinder aus den James Bond Filmen. Mehr dazu und alles weitere rund ums aktuelle
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