Ich bin Daniel Retschitz-Egger, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcaster vom Standard. Nach fast zwei Wochen des Raketenbeschusses zwischen Israel und dem Iran tritt er heute eine Waffenrohe in Kraft. Lange hat die aber nicht gehalten. Kurz nach Beginn der Ruhe meldet Israel erneut iranische Angriffe und kündigt ebenfalls wieder Gegenmaßnahmen an. Wie geht es jetzt weiter im Nahen Osten? Kann nach diesem Schlagabtausch jemals wieder über Normalität
gesprochen werden? Und welche Rolle spielt der US-Präsident Donald Trump? Darum geht's heute. Eric Frey, du bist Leitzender Redakteur beim Standard seit 7.30 Uhr. Gilt eigentlich zwischen Israel und Iran eine Waffenruhe. Nur jetzt, ein paar Stunden später, kriegen wir unterschiedlichste Meldungen darüber, dass eine Seite die Waffenruhe gebrochen haben soll. Israel kündigt bereits Gegenmaßnahmen beispielsweise an. Was ist denn da alles los? Das ist ja das komplette Chaos der Zeit.
Ja, es war alles sehr, sehr verwirrend, die Situation. Donald Trump hat in der Früh die Waffenruhe verkündet. Und er hat schon seit am Tag davor dauernd davon geredet, jetzt müssen die Waffen schweigen, jetzt müssen Friede ausbrechen. Und er hat damit seine eigenen Mitarbeiter, Berater alle auch überrascht, dass er jetzt sagt, die Waffenruhe steht. Und eigentlich war es ziemlich klar, nein, weder der Iran noch Israel haben zugestimmt. Innerhalb der nächsten Stunden haben
dann beide Seiten zugestimmt und somit trat diese Waffenruhe in Kraft. Allerdings nur für eine ganz kurze Zeit, weil Israel dann behauptet hat, der Iran hätte wieder Raketen abgeschossen und Trophin hat Israel wieder mit Gegenangriffen begonnen. Das interessant an der Situation ist, dass einerseits man ja Trumps Wort nicht wirklich glauben kann. Er verkündet hier Sachen, die er
sich wünscht, als Faktum. In diesem Fall aber würde man vermuten, dass der Iran eigentlich ein Interesse hat, dass die Kämpfe jetzt eingestellt werden, weil Israel ja so einem Dominanz des Luftraums hat. Israel kann fast uneingeschränkt im Iran bombardieren und zerstören, während die iranischen Möglichkeiten mit Raketen in Israel schwere Schäden anzurichten, viel eingeschränkter sind. Was ist dann wirklich passiert? Hat der Iran trotzdem geschossen, obwohl es eigentlich
gegen sein Interesse ist? Hat vielleicht auch die politische Führung die Armee nicht ganz im Griff? Entscheidende einzelne Kommandanten, die hier nicht ganz im politischen Kalkül folgen, hat Israel hier irgendeinen Vorfall einfach nur als Anlass genommen, um die Angriffe vorzusetzen, weil sie sagen, es ist noch immer vieles noch, was man im Iran zerstören kann. Wir wissen es nicht. Wir wissen aber, wie Donald Trump darauf reagiert hat. Er ist früh aufgewacht und hat auf
Trump-Social gepostet. Beide Seiten haben die Waffenrohe verletzt und offenbar ist er jetzt ganz böse auf beiden. Lass uns das noch mal ganz kurz rekonstruieren für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Es gibt diese Waffenrohe und ein, zwei Stunden später gibt es dann die Meldung der israelischen Seite, dass es offensichtlich iranische Luftangriffe gegeben hätte, worauf Israel ankündigt, jetzt ebenfalls die Angriffe wieder vorzusetzen. Das ist das, was offiziell kommuniziert wird.
Die Iran sagt aber, wir haben nichts auf Israel geschossen. Ist das die derzeitige Ausgangsposition, die wir haben? Ja, die derzeitige Ausgangsposition ist, dass die Waffenruhe an sich in Kraft getreten ist, dann aber Israel erklärt hat, dass es wiederum zu iranischen Luftangriffen auf Israel kamen, worauf sie gesagt haben, sie kündigen weitere wiederum Vergeltungsschläge und Angriffe auf den Iran an. Der Iran hat dementiert, dass er etwas
getan hat. Und aus iranischer Sicht gebe es eigentlich kein wirkliches Interesse, diese gegenseitigen Schläge fortzusetzen, weil Israel eine viel größere Dominanz hat im Luftraum über den Iran als umgekehrt. Aber die Frage stellt sich dann, hat der Iran hier recht und hat Israel hier eine Falschmeldung in die Welt gesetzt? Haben sie etwas anderes beobachtet, was dann vielleicht als Angriff interpretiert wurde, was es möglicherweise nicht war? Gab es einen Angriff
aus irgendeiner dritten Seite? Wir wissen es nicht und die Situation bleibt dadurch sehr, sehr unklar, auch für die nächsten paar Stunden und auch Tage. Ganz kurz auch noch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Es ist jetzt früher Nachmittag am Dienstag. Es kann sein, dass wenn sie diese Folge hören, sich vielleicht schon wieder einiges geändert hat. Der Standardpunkt der Tee, die Kollegen aus der Außenpolitik-Redaktion und des News Teams sind rund um die Uhr für sie im Einsatz.
Da haben sie dann die aktuellsten Informationen ebenso. Eric, kommen wir noch einmal ganz kurz zu Donald Trump, der irgendwie seit einigen Tagen irgendwie auf Friedensmission unterwegs ist, zumindest im fast schon Minuten-Takt, Postings auf seiner Social Media-Plattform "Truth Social" absetzt darüber, dass es jetzt endlich Frieden geben müsse und jetzt sei es mal genug mit diesen Angriffen und die, denen man sich gerade eigentlich noch beteiligt hat mit den P2-Bombern. Was will er
da hinaus? Ja, vergessen wir nicht noch. Vor ein paar Wochen war Donald Trump absolut auch noch ein Friedensengel. Er hat ja darauf gesetzt, dass es zu einem Abkommen kaum kann mit dem Iran. Und er wurde dann von Israel vor vollendeten Tatsachen gestellt. Seine Hoffnung da auf ein Abkommen hat Israel mit den Angriffen auf den Iran letztlich zerstört. Und da hat der Seite gewechselt und gesagt, nein, dann beteiligen wir uns, dann machen wir hier mit. Aber offenbar scheint noch immer sein
größter Wunsch zu sein, als Friedensstifter in die Geschichte einzugehen. Er tut das auch mit sehr blumigen Postingsverkünden von Friede und Wohlstand für alle. Er wünscht dem Iran das beste Make Iran Great Again, hat er gepostet. Also das passt nicht ganz in das Bild des Kriegsherren, die er in den letzten 72 Stunden von sich gegeben hat. Offenbar scheint Trump von einem einzigen Wunsch beseelt zu sein. Und das ist es, den Friedensnobelpreis zu bekommen. Warum möchte er den
Friedensnobelpreis haben? Weil Barack Obama im Jahr 2009 erhalten hat. Wahrscheinlich zu Unrecht, weil Obama damals noch gar nichts Großes getan für den Frieden. Aber die Tatsache, dass sein Vorgänger, mit dem er so in einem Art von inneren Wettbewerb steht, etwas bekommen hat, was ihm nicht zusteht und was ihm zustehen könnte, treibt Trump an. Dass er den tatsächlich bekommt, ist sehr unwahrscheinlich. Aber ich glaube, vieles, was er jetzt tut und sagt, kann man aus dieser
psychologischen Perspektive am besten verstehen. Gut, wenn ich die Zeit richtig verstehe. Eric, die Geopolitik des mächtigsten Militärstaates der Welt wird derzeit aufgrund der Kränkungen des Commander-in-Chiefs gestaltet. Ist das nicht wirklich bizarr? Es ist sehr bizarr. Aber das ist die Tatsache, wenn man mit einem Menschen mit Donald Trump als Präsidenten der USA hat, der durch und durch mit seiner eigenen Seele, mit seinen eigenen Kränkungen, mit seinen eigenen
Ambitionen beschäftigt ist und seine gesamte Politik auch danach ausrichtet. Und damit müssen die USA und auch die Amerikanerinnen und Amerikaner leben und sie haben ihn gewählt. Dann kommen wir noch mal in die Region zurück, also in den Nahen Osten. Es gab eben, wir haben es bereits angesprochen, auch die Angriffe der USA auf iranische Atomanlagen. Daraufhin haben die Iraner Vergeltung angekündigt und gestern einen Stützpunkt der Amerikaner in Doha, in Qatar
angegriffen. Allerdings scheint da überhaupt nichts passiert zu sein, zumindest was Schäden betrifft. Was hat mit diesem fast schon halbherzig wirkenden Angriff auf sich? Ja, das hat auch schon eine gewisse Tradition, dass wenn der Iran von den USA angegriffen wird, dass der Iran versucht zwar einerseits eine Art von Vergeltung zu üben, weil die herrschenden Mullahs glauben, sie sind ihrem eigenen Stolz oder auch ihrem Image verpflichtet, aber dabei möglichst geringen Schaden anzurichten,
um nicht eine Eskalation auszulösen mit der Supermacht USA. Und das war gestern der Fall, sie haben einen Militärstützpunkt in Qatar angegriffen, aber haben davor auch eine Warnung abgegeben. Dadurch konnten die Amerikaner den Stützpunkt evakuieren. Es war kein amerikanisches Personal mehr vor Ort. Sowohl die Amerikaner als auch Qatar waren darauf vorbereitet, sie konnten
die Raketen auch abfangen. Soweit man weiß, ist gar nichts passiert. Der Iran hat das als großen Erfolg in seinen Staatsmedien gefeiert, aber Trump hat auch ihnen hier ein bisschen dieses Spiel ein wenig verdorben, indem er sich auch in seinem Truf Social und Social Media bei den Iranern bedankt hat, dass sie ihn gewarnt haben vorher, dass sie das auf so eine harmlose oder freundliche Weise gemacht haben und damit auch offengelegt, dass das Ganze eher eine Show war als ein wirklicher
Vergeltungsangriff und das dürfte auch damit erledigt sein. Da kommt noch eine Sache dazu. Iran und Qatar sind nicht unbedingt verbündete, aber sie stehen einander relativ nahe und Iraner haben sich gleich bei Qatar auch ein bisschen entschuldigt, dass sie das ihnen hier angetan haben. Weil für Qatar ist jetzt trotzdem nicht sehr nett, wenn das Land mit Raketen beschossen wird und dann ein Luftalarm gibt und Menschen flüchten müssen. Ein Land, das auch sehr auf dieses Image aus
friedlicher Ort hier setzt, hat hier in dieser Hinsicht etwas verloren. Aber wahrscheinlich ist damit diese Sache zwischen Iran und USA vorerst einmal beigelegt. Zwischen Israel und Iran sind die Rechnungen allerdings noch offen. Dann kommen gleich zu diesen Rechnungen, denn der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu soll gesagt haben oder bzw. in einer Aussendung heißt, dass die Ziele Israels erreicht worden sind. Was waren die genau, was meint er damit? Ja,
was die israelischen Ziele ganz genau waren, weiß man nicht. Es ist nicht so ganz klar. Einerseits, das eigentliche Ziel ist die Vernichtung des iranischen Atomprogramms, bzw. der Fähigkeit, Atomwaffen herzustellen, weil Atomwaffen wurden noch nicht hergestellt, aber Uran wurde angereichert in einem großen Ausmaß. Also sie möchten die Möglichkeit, dass der Iran Uran anreichert und daraus dann Atomwaffen baut, absolut auch für die kommenden Jahre eigentlich für lange Zeit
unmöglich machen. Inwieweit das gelungen ist, ist unklar. Es wurde sicher sehr, sehr viel zerstört und vor allem der amerikanische Angriff dann auf dieses eine sehr stark befestigte, tief unter der Erde liegende Atomanlage in Fodor, die hat wirklich einen großen Unterschied gemacht. Ob der Iran allerdings in ein, zwei Jahren wieder die Möglichkeit hat, die Urananreicherung wieder
aufzunehmen und sich möglicherweise dann sehr schnell entscheidet, Atombomben zu bauen. Sie drohen ja bereits damit aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag auszutreten, der ihnen dann auch die Möglichkeit geben würde, sehr wohl zu Atommach zu werden. Das ist auch im Moment unklar. Israel möchte auch die iranische Fähigkeit mit Raketen auf Israel zu schießen, endgültig zerstören. Das ist noch nicht gelungen. Wie wir sehen, ist immer wieder möglich, dass der Iran hier auch Israel angreift, wenn auch
nicht mehr in der gleichen Intensivität, wie das am Anfang der Fall war. Die dritte Frage, die im Raum steht, ist auch der mögliche Regime wechseln. Der Sturz des Mullah-Regimes und seine Ablöse durch eine Regierung, die nicht Israel als Tod feinzieht und nicht die Vernichtung des israelischen,
des jüdischen Staates als ein Staatsziel nimmt. Da ist die Rhetorik widersprüchlich in Israel. Einmal sagt ein Minister, ja, wir wollen, dass Khamenei gestürzt wird und es zu einem Regime wechselkommt, dann erklärt Netanyahu, nein, das ist gar nicht mein Ziel. Natürlich wünschen sich, dass die Israel ist, aber sie wissen auch genau, so ein Sturz des Regimes kann nicht von außen und vor allem nicht
von der Luft erzungen werden, das hängt von der Situation ab. Also ich glaube, dass die endgültigen Ziele Israels noch nicht erreicht wurden, aber wenn der Konflikt jetzt beendet werden würde, wenn es jetzt zu einem Waffenstillstand kommt und die Waffen tatsächlich schweigen, dann könnte noch immer
Netanyahu behaupten, er hat sehr, sehr viel erreicht. Eine ganz entscheidende Frage für die Zukunft der iranischen Atomambitionen ist, was ist mit den 400 Kilogramm hoch angereicherten Iran passiert, dass der Iran hier schon hergestellt hat. Über 60 Prozent angereichert, also sehr, sehr schnell ließe sich daraus dann, wenn man die Technologie hat, eine Atomwaffe schaffen und ob diese 400 Kilogramm
irgendwo dort waren, wo Bomben getroffen haben und die damit zerstört sind, weiß man nicht. Das Volumen ist nicht so groß, das ließe sich auch in einem Platz vergraben oder verstecken, womöglich dann auch weder israelische noch amerikanische Bomben hinkommen. Wenn es dem Iran gelungen ist, diesen atomaren Schatz zu schützen, dann wird es vielleichter sein, in absehbarer Zeit irgendwann
die Atomambitionen wieder aufzunehmen. Lass uns ganz kurz über dieses "Warum" sprechen. Warum das Muller-Regime möglicherweise, wir wissen es ja eigentlich gar nicht hundertprozentig, Interesse an einer Atombombe hat, denn um sie tatsächlich einzusetzen, beispielsweise gegen Israel, das würde ja in Wahrheit einen Selbstmord bedeuten, weil Israel ist selber Atommacht, auch wenn sie es nicht zugeben, aber sie verfügen über Atomwaffen, das heißt die könnten zurück schießen. Warum will man das?
keine Atomwaffe bauen, aber er möchte die Option dazu haben, er möchte die Möglichkeit haben. Und diese Ambition geht ja noch zurück, sogar noch vor der iranischen Revolution. Schon der Shah hat in seiner Zeit begonnen mit Atomarenprogrammen zu arbeiten und in diese Richtung zu bauen. Man sieht das offenbar als einerseits auch eine Frage des nationalen Stolzes, also eine Frage der Selbstbestimmung, zumindest die Möglichkeit zu haben.
Und vergessen wir nicht, der Iran fühlt sich auch von anderen Atomstaaten umzingelt und bedroht. Pakistan an einer Grenze hat Atomwaffen, Indien ist auch nicht so weit weg hat Atomwaffen, Israel auf der anderen Seite und die USA, die ja auch eine starke militärische Präsenz auch im persischen Golf haben.
Und aus dieser Mischung aus Angst und einem gewissen Stolz und auch einer Aggressivität kam der Gedanke, wir wollen dieses Ziel verfolgen und der Iran hat da unglaublich riesige nationale Ressourcen finanziell und personell in dieses Programm hineingesteckt.
Die meisten würden das als irrational bezeichnen und ich glaube, es gibt auch sehr viele Iranerinnen und Iraner, die zutiefst empört sind darüber, dass dieser Staat Geld ausgibt für so eine Waffe oder für die Entwicklung statt für die eigenen Menschen und die katastrophale Wirtschaftlage zu verbessern.
Aber sowohl für die Mullahs als auch für die Revolutionsgarten ist es vielleicht auch zu einem Art Selbstzweck geworden, zu einem Selbstläufer, wo sie sagen, wir brauchen das, wir wollen das, wir haben auch schon so viel dafür getan, wir lassen uns das nicht wegnehmen.
Da ist noch eine weitere Frage, die sich gibt, wie viel Selbststurz steckt da und der Anführungszeichen dahinter, weil man sagt immer, Nordkorea hätte sich aufgrund der Situation von Gaddafi Saddam Hussein dann später die Atomwaffe zugelegt, wenn man gesehen hat, okay, wenn wir eine Atomwaffe haben, dann kann uns eigentlich de facto als Regime niemand stürzen.
Ja, das Iran ist irgendwo in den letzten Jahren durch sein Vorgehen in einer besonders schlechten Zwischenposition, in einer Position, wo sie einerseits als Atomarebedrohung wahrgenommen werden, aber selbst die Atomwaffe noch nicht haben.
Was man, wenn man ein bisschen nachdenken würde, vermeiden würde, es gab auch schon Zeiten, also damals als das Atomabkommen, das in Wien ausverhandelt wurde, dann 2015 in Kraftrad, ging der Iran offenbar davon aus, wir verzichten jetzt einmal für die nächsten 15 Jahre auf unsere Atomaren Ambitionen und bekommen dafür andere Vorteile.
Als Donald Trump 2018 dieses Abkommen zerrissen hat, war dann die Entscheidung, nein, jetzt maschieren wir wieder in die Richtung, aber wir machen es auf langsame Weise, um nicht ganz so provokant zu sein, also wir bauen jetzt nicht sofort die Bombe, weil das würde uns noch mehr, sagen wir, einem israelischen Angriff oder auch einem amerikanischen Angriff aussetzen.
Und wenn sich die Mullahs an der Macht halten können, wenn es nicht zum Regimewechsel kommt, stehen sie vor dieser schwierigen Entscheidung jetzt, verzichten sie auf das Atomprogramm und sagen, okay, das hat uns nichts gebracht und hat uns eigentlich nur viel Unglück gebracht oder machen wir jetzt einen Sprint zur Atombombe mit aller Kraft, versuchen sie möglichst schnell zu haben, vor allem wenn wir noch dieses angereicherte Uran haben, dann gibt
es eine ganz gute Grundlage dafür, die restlichen Technologie kann man auch auf einem internationalen Schwarzmarkt recht schnell einkaufen und erklären uns dann ganz schnell zu einer Atommacht treten aus dem Atomwaffensperrvertrag aus und dann sind wir eben so sicher, wie es Nordkorea ist.
Tatsächlich ihnen Sicherheit geben würde es in eine andere Frage, bloß wenn man eine erste Atombombe mal gebaut hat, heißt es nicht, dass man sie auch dorthin dann tatsächlich abschießen und zur Explosion bringen kann, wo man das will, das wäre möglicherweise aus iranischer Sicht über dem Zentralraum von Israel, über Tel Aviv, aber die Drohung allein könnte bereits eine Art von Lebensversicherung sein.
Dies zu verhindern ist jetzt sicher auch das israelische Ziel und deswegen würde es mich nicht überraschen, wenn diese ohnehin schon gebrochene Waffenruhe in Wirklichkeit gar nicht zustande kommt und Israel noch eine Zeit lang, noch eine Woche, zwei Wochen weiter Luftangriffe fliegt, um die ganze Infrastruktur, die noch immer vorhanden sein könnte, die dem Iran in Zukunft Atomaremöglichkeiten bieten würde, dass die wirklich endgültig zerstört wird.
Dieser Regime Changed, den du jetzt bereits mehrfach angesprochen hast, da gibt es ja einen Unterschied. Für einen Regime Changed brauchen die Israelis oder die Amerikaner einen Kandidaten, eine Exilregierung, die es in diesem Fall ja auch nicht gibt beispielsweise, die man einsetzen könnte für den Wandel. Ein Regime Fall, also ein Zusammenbrechen des Mueller Regimes könnte ja ganz andere Folgen haben.
Was ist denn derzeit realistisch, gibt es überhaupt irgendjemanden, der übernehmen könnte? Das ist sehr schwer zu sagen, es gibt im Land selbst keine wirkliche, bekannte Oppositionsfigur, die eine Art alternative Regierung bilden könnte, dazu ist auch die islamische Republik schon zu lange an der Macht und brutal gegen jede Opposition vorgegangen. Es gibt den Sohn des letzten Shahs, Reza Pachelvi, der im Ausland lebt, der von vielen als Hoffnungsträger gesehen wird.
Er selbst ist keine sehr starke politische Figur, hat auch jetzt keine ganz großen Ambitionen hier, die Monarchie wieder zu errichten, aber wird von vielen als einziger gesehen, der einfach eine mögliche Alternative darstellt und jetzt nicht unbedingt eine neue Diktatur errichten wird. Aber viele andere, auch ältere Iraner, stünden dem auch sehr skeptisch gegenüber, weil sie sich auch an die Zeit des Shahs erinnern, die auch mit viel Repression, Brutalität verbunden war.
Und die Monarchie nicht unbedingt das ist, was sie wollen oder auch nicht eine Art von quasi Monarchie oder eine Rückkehr des Kronprinzen von damals. Also die Gefahr ist sehr wohl, dass ein Umsturz im Iran nicht zu einer neuen, stabilen, liberaleren, besseren, friedlicheren Regierung führt, sondern das Land in eine Art Chaos stürzt, wie man es zum Beispiel im Irak erlebt hat.
Andererseits der New York Times-Kolumnist Thomas Friedmann hat jetzt gerade auf eines hingewiesen in einer Kolumne, hat gesagt, dass der Regimewechsel im Irak so schiefgegangen ist, hing auch ganz stark damit zusammen, dass die beiden wichtigen Nachbarn, Iran und Syrien alles dazu getan haben, um eine demokratische oder halbwegs stabile Entwicklung im Irak zu verhindern. Im Iran wäre das nicht der Fall.
Es gebe jetzt keine Nachbarn, die jetzt das Ziel hätten dort, wenn es tatsächlich zu einem Umsturz kommt, dort das Chaos zu forcieren, sondern ich glaube alle Nachbarn rundherum wären eher froh, wenn der Iran sowohl als Koherenters gemeinsamer Staat und auch in einem halbwegs friedlichen und stabilen Weg eine neue politische Ordnung finden würde. Lass uns auch noch ganz kurz über Auswirkungen dieses Konfliktes derzeit sprechen.
Die Straße von Hormuz, eine sehr wichtige Mehrengle für den Transport von Erdöl, die ist ja derzeit in aller Munde, in den Medien wird es immer wieder besprochen, aber welche Auswirkungen sind denn bislang spürbar auf die Weltwirtschaft, was diesen Konflikt in dieser Erdöl-Region eigentlich betrifft? Die Ölmärkte, die hier am stärksten betroffen sind von diesem Konflikt, zuerst einmal ist der Ölpreis ganz stark gestiegen aus Sorge vor einer weiteren Eskalation.
Interessanterweise, als dann dieser iranische Vergeltungsangriff in Katar gegen die amerikanische Basis geflogen wurde, ist der Ölpreis wieder deutlich gesunken, weil die Händler, Investoren, Marktteilnehmer sagen, na gut, wenn es das war, dann haben wir eigentlich kein großes Problem. Wenn der Iran sich mit dieser Art von vergeltungssymbolischer Vergeltung zufrieden gibt, dann droht auch dem weltweiten Ölmarkt keine große Gefahr.
Das Problem ist, die Iraner hätten die Möglichkeit, diese Straße von Hormuz, wo ein großer Teil des Öls, das vor allem nach China und nach Europa geht, das dort durchgehen muss, durch diese Mehrenge, wenn sie die schließen würden oder den Schiffsverkehr dort massiv stören würden, dann hätte das ganz katastrophale Auswirkungen auf die Energieversorgung in der Welt und auf die Weltwirtschaft.
Das ist aber, kann man fast sagen, eine artwirtschaftliche Atombombe, auf die zum Beispiel auch die USA mit größter Härte reagieren würden und auch die arabischen Staaten, die Golfstaaten, die ja von diesem Öl-Export zu stark abhängen, würden das auch als eine Art von Kriegserklärung sehen. Also das wäre die höchste Exkailationsstufe und soweit man dem Iran jetzt beobachtet, scheint das nicht im Interesse von Iran zu sein.
Wenn sich der Ölmarkt wieder beruhigt, dann dürften die Auswirkungen dieses Konfliktes auf die Weltwirtschaft nicht sehr stark sein. Aber jede Unsicherheit schafft natürlich Volatilität und ganz spurlos geht das auch nicht vorbei. Auch wenn der Ölpreis nur ein wenig höher ist, als er es vor Ausbruch der Kämpfe war, dann könnte das in den USA zu mehr Inflation führen und auch bei uns.
Erik, der Blick in die Glasskugel ist immer eher unbeliebt bei Journalistinnen und Journalisten und Moderatoren und Moderatoren stellen diese Fragen dann trotzdem immer sehr gerne. Wie glaubst du, dann geht es jetzt weiter?
Aus Sicht Israels ist dieser Krieg noch nicht vorbei und wenn Israel eine freie Hand hat, dann würden sie weiter den Iran bombardieren und die weitere Vernichtung von möglichst viel von Infrastruktur vorantreiben, vor allem von allen militärischen Anlagen, von Abschussrampen für Raketen, um damit auch der Iran nicht mehr in der Lage ist, iranische Vergeltung zu üben. Es steht Israel unter Druck von den USA, diese Kämpfe einzustellen.
Donald Trump hat heute auch schon gepostet, er hat Israel aufgefordert, friedend oder eine Waffenruhe einzuhalten, holt eure Piloten nach Hause, das heißt er sieht hier sehr wohl Israel als potenziellen Kriegstreiber oder Weiterantreiber der Konflikte.
Wenn der Iran rational handelt, dann sagt er sich, versuchen wir möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, hoffen wir sehr wohl, dass die USA auf Israel genug Druck ausübt und geben wir uns möglichst friedlich und kooperativ, um aus dieser katastrophalen Lage für das Land und für das Regime irgendwie herauszukommen. Allerdings kann man auch beim Iran nie sicher sein, ob wirklich die Vernunft segt, das liegt nicht immer in der Natur dieses Regimes.
Und der dritte wichtige Akteur ist der amerikanische Präsident, ist Donald Trump, wo man auch nie ganz genau weiß, was wird er als nächstes tun. Seine Sprunghaftigkeit ist legendär und das macht eine Voraussage, wie dieser Konflikt weitergeht, ob er jetzt in eine Waffenruhe mündet, die dann auch tatsächlich hält oder ob es dann aufgrund des nächsten kleinen Anlasses wieder zu einer Explosion kommt, im Moment überhaupt nicht vorhersehbar.
Voraussagen sind schwierig, auf allen voran, wenn Sie die Zukunft betreffen und dann noch einmal schwieriger, wenn Sie den Nahen Osten betreffen. Erik, vielen Dank für deine Zeit. Sehr gerne. Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat und Sie die kritische und unabhängige Berichterstattung des Standards unterstützen möchten, geht das als Abonnentin oder mit einem einmaligen Unterstützungsbeitrag schon auf 3 Euro. Alle Infos unser Abo-Punkt der Standard.at.
Und hier ist, was Sie sonst noch wissen müssen. Erstens. Die schweren Unwetter vom Montag haben in Österreich Schäden hinterlassen, hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz, in der Steiermark werden drei Menschen schwer verletzt. In Vorarlberg müssen 19 Menschen aufgrund der starken Winde aus einer Seilbahn gerettet werden. Entwurzelte Bäume und andere Schäden werden in gleich mehreren Bundesländern gemeldet.
Zweitens. Der ukrainische Präsident Volodymy Silenski plant laut eigenen Angaben ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump am heute beginnenden NATO-Gipfel in Den Haag. Laut NATO-Generalsekretär Mark Rutte geben die Staaten zusätzlich Sicherheitsunterstützungen für die Ukraine im Wert von 35 Milliarden Euro frei. Und drittens. Der umstrittene Porsche-Tonal in Salzburg darf gebaut werden. Das ist jetzt auch amtlich bestätigt.
Der 500 Meter lange Tonal von einer Parkarrage in der Stadt bis zum Pushinger Schlüssel ist das umstrittene Projekt von Milliardär Wolfgang Porsche. Er will so schnell zu seinem Anwesen kommen. Die Kolleg*innen von INSET Austria haben diesem Fall auch eine Folge gewidmet. Wir packen die in die Schau-Nords. Alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen lesen sie dann wie immer auf der Standardpunkter Tee.
Falls Sie Feedback oder Themenvorschläge haben, gerne schicken, Podcast @derstandardpunkter Tee ist die richtige E-Mail-Adresse. Ich bin Daniel Rentschitzegger, danke fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal.