Ich bin Daniel Retschitz-Ecker, das System des Tages, der Nachrichtenpotskerster vom Standard. Der Krieg zwischen Israel und dem Iran, in den sich Daniel auch die USA eingeschaltet haben, scheint vorerst einmal vorbeizusehen. Viele Fragen bleiben aber offen, etwa wie es jetzt nach den Angriffen um das iranische Atomprogramm steht oder auch wie fest im Sattel das Muller-Regime jetzt überhaupt noch sitzt und was das alles für die iranische Bevölkerung bedeutet. Darüber sprechen wir heute.
Tanja Traxler, du leitest das Wissenschaftsressort beim Standard und bist auch Podcast-Toast beim Wissenschaftspodcast Rätsel der Wissenschaft. Ich würde ganz kurz gerne mit dir über dieses iranische Atomprogramm sprechen bzw. generell über den Bau einer Atombombe. Denn wir können uns das ja irgendwie medial relativ schwierig vorstellen, warum das so wahnsinnig lange dauert, so eine Bombe zusammenzuschrauben. Woran liegt das?
Ja, das liegt an mehreren Faktoren, also ist eine sehr gute Frage, das erste Atomwaffenprogramm überhaupt. Das ist ja ziemlich genau vor 80 Jahren zu einem Abschluss gekommen, das Manhattan Project in den USA und es war damals das größte wissenschaftliche Projekt, das je stattgefunden hat, an dem tausende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wirklich jahrelang beteiligten waren und die führenden Köpfe der Welt.
Also es ist ein wirklich, also sowohl historisch, aber das gilt nach wie vor, ein wissenschaftlich und technologisch extrem anspruchsvolles Unterfangen, so eine Atombombe oder andere Nuklearwaffen herzustellen.
Und die Gründe dafür sind vielfältig, also es geht einerseits darum, dass man ausreichend spaltbares Material hat, wie eben hochangereichertes Uran, darüber werden wir dann vielleicht später noch sprechen, wie man dazu kommt und dann muss man dieses spaltbare Material in eine funktionsfähige, aber auch eine transportfähige Waffe integrieren, also das ist ja üblicherweise werden eben Atombomben mit Flugzeugen oder Raketen zum Beispiel befördert und das erfordert
spezialisierte Technik und auch wissenschaftliches Know-how und eben auch vor allem Zeit.
Nur eine Hand vor Länder haben es bisher geschafft, tatsächlich Atomwaffen zu bauen und das ist eigentlich immer nur mit internationaler Hilfe oder auch unter besonderen geopolitischen Bedingungen entstanden, also nach den Amerikanern waren eben die Sowjetunion dann die nächsten, die hatten aber gelegte Pläne, also die haben sozusagen auf dem Know-how, schon bestehenden Know-how aufgebaut und so ist das eigentlich auch bei allen anderen Nuklearwaffenprogrammen
gewesen, dass man eben auf bereits bestehenden Know-how aufgebaut hat und das nichts from the scratch quasi neu entwickelt hat, weil das wirklich einen enormen auch personellen und finanziellen Aufwand bedeuten würde und beim Iran ist natürlich auch speziell, dass der Iran ja stets öffentlich beteuert hat, keine Atombombe bauen zu wollen, das sehen zwar viele westliche Geheimdienste anders, aber da gab es schon eine gewisse Geheimhaltetaktik
beziehungsweise auch Doppelstrategie und um diese Erzählung dieses Narrativ aufrecht zu erhalten, dass man eh keine Atombombe bauen will, das aber gleichzeitig forciert, auch das kostet natürlich Zeit und macht diesen ganzen Prozess etwas langwieriger und umständlicher.
Gut, dass er die Atombombe heimlich zu bauen, noch einmal schwieriger und grundsätzlich eh auch gut, dass man das nicht mit einer Anleitung aus dem Internet machen kann und die Materialien vielleicht auch noch im Baumarkt bekommt, das ist schon ganz okay, dass das sehr, sehr viel Arbeit bedeutet und sehr schwierig ist.
Ein Punkt, der damit ja zusammenhängt und was den vorhin schon angesprochen, den lesen wir auch andauernd in den Medien, das ist dieses Anreichern von Iran, da wird geschrieben von Zentrifugen und Prozentwerten, so und so viel Prozent braucht es für eine Atombombe, so und so viel braucht es für die Stromerzeugung beispielsweise, kannst du uns das auch noch mal ganz kurz erklären, was lesen wir da eigentlich jeden Tag?
Ja genau, also, Iran kommt ja in natürlicher Form vor, aber so wie wir Iran eben in, ja, abbauen können, das ist nicht geeignet, um daraus gleich mal eine Waffe zu bauen.
Ein natürliches Oran, das besteht zum überwiegenden Teil zu 99 Prozent aus Oran 238, das ist aber eben für so Kettenreaktionen, wo dann eben sich dieser Prozess verselbstständig, wie wir es in Reaktoren oder auch für Bomben brauchen, kaum nutzbar und weniger als ein Prozent des natürlichen Orans ist ein bestimmtes Isotop, das Oran 235 und das ist auch tatsächlich spaltbar, also hier kann tatsächlich dann auch diese Atome gespaltet werden und bei
der Spaltung dieser Atome werden dann auch Neutronen freigesetzt, die wiederum dann die nächsten Oranatome bombardieren, die dann ihrerseits gespalten werden, also das ist dann eben diese Kettenreaktion, dass der Prozess durch den Beschuss von Neutronen angefeuert wird und gleichzeitig Neutronen entsendet werden, die den Prozess am Laufen halten, eben ein selbstlaufender Prozess, wenn er einmal in Gang gesetzt ist, die sogenannte Kettenreaktion.
Wie schafft man das jetzt, dass man dieses sehr wertvolle, seltene Oran 235 konzentrieren kann, also dass das eben nicht nur unter ein Prozent des Materials ist, sondern ein höherer Anteil, dieser Prozess den Anteil zu erhöhen, das nennt man Anreicherung und das ist ein recht mühseliges Unterfangen, das sind eben zwei Atomtypen, dasselben Elements, die sich nur geringfügig im Gewicht unterscheiden und wenn immer man so eine Unterscheidung,
so ein Aussieben, nach Gewicht vornehmen will, da ist eine sehr beliebte Methode Zentrifugen, das sind Maschinen, die das Material quasi drehen, mit sehr hoher Geschwindigkeit quasi herumschleudern und durch dieses Schleudern, das wirkt sich eben auf die schwereren Atome ein bisschen anders aus als auf die leichteren, man kennt das vielleicht vom Spielplatz oder so und da ist es eben möglich, die schwereren Isotope zu trennen vom leichteren, eben wertvollen Oran 235.
Natürlicherweise, ich hab schon erwähnt, kommt das eben in einem sehr geringen Prozentsatz, etwa 0,7 Prozent vor dieses Isotope für ein Atomkraftwerk, also wenn man ein Atomkraftwerk damit betreiben will, braucht man eine Anreicherung von etwa 3 bis 5 Prozent mit Oran 235.
Für eine Atombombe wiederum braucht man über 90 Prozent, also da ist nochmal eine sehr große Bandbreite dazwischen, die crux ist nur, wenn es einmal in einem Land oder in einer Institution die Technologie gibt für diese Oran-Anreicherung, also wenn dieser Prozess einmal beherrscht wird, dann kann man diesen Prozentsatz eigentlich beliebig hochskalieren, also es ist die gleiche Technologie, die verwendet wird für die Anreicherung von Oran, das eben
für den Betrieb von Zivillennutzungen, wie eben Atomkraftwerken verwendet wird, wie dann auch für die militärische Nutzung für den Bau von Atombomben, also technologisch ist das dasselbe Prozess, generell die Konsequenzen sind natürlich enorm unterschiedlich, ob jetzt ein Land Atomkraftwerke aufstellt oder tatsächlich Atomwaffen besitzt.
Das wissen uns die Techniker, die selbe, wenn der Geist einmal aus der Flasche ist, dann kriegt man ihn auch nicht mehr zurück, ganz kurz nur noch eine Konkretisierungsfrage, die sind in Prifugen, das dauert auch eine gewisse Zeit, also das ist nicht so, dass ich die André ins Bett gehe und am nächsten Tag habe ich Atombombenfähiges Oran, das dauert Jahre offensichtlich.
Ja genau und eben es dauert umso länger und ist umso mühsamer und auch von der Ingenieurskunst ausgefeilter, je höher man eben anreichern will und je stärker man diesen Prozentsatz steigern will.
Abschließend vielleicht noch Tanja ganz kurz, wir sprechen hier immer von Uran, beides Wissens nach kann man ja diese furchtelichen Bomben auch mit anderen Baldbahnmaterial herstellen, ich glaube Blutonium ist da noch ein Material, warum hat der Iran da offensichtlich auf Uran gesetzt und nicht eben auf Blutonium?
Ja, also Uran, eine Atombombe mit Uran, das ist technisch immer noch die einfachste Variante, das ist alles kompliziert aber eine Uran-Bombe ist technisch einfacher herzustellen als zum Beispiel eine Blutonium-Bombe, wie du erwähnt hast oder auch wie eine Wasserstoff-Bombe.
Die erste Atombombe die je abgeworfen ist, eben vor 80 Jahren über Hiroshima, das war auch so eine Uran-Bombe und schon die hatte wirklich eine enorme Sprengkraft, also ein Equivalent von 15.000 Tonnen von herkömmlichen Sprengstoff TNT, wie wir eben von damals wissen, hat selbst so eine Bombe, wirklich enorme Zerstörungskraft, keine ganze Landstriche, Städte verwüsten und ja, also wirklich enorme zerstörerische Kraft, so eine Uran-Bombe funktioniert
eben über so eine sogenannte Kettenreaktion, die ich vorher schon kurz erklärt habe, bei Blutonium-Bomben ist das ein bisschen anders, das ist die technisch ein bisschen elegantere Variante, eine Blutonium-Bombe ist dann auch wenige Tage nach Hiroshima über Nagasaki abgeworfen worden und das sind sogenannte implosionsbasierte Bomben, die generell effizienter und deswegen auch kompakter und deswegen auch leichter zu transportieren und zu ihrem Ziel
zu befördern sind, die aktuellen Atom-Bomben, sowohl Uran-Bomben wie auch Blutonium-Bomben sind noch mal viel zerstörerischer als die Bomben, die vor 80 Jahren zum Einsatz gekommen sind und dann gibt es aber auch noch zerstörerische Nuklear-Bomben, die bezeichnet man meistens nicht als Atom-Bomben, sondern eben als Wasserstoff-Bomben und die basieren auf dem ungekehrten Prozess nicht auf der Kernspaltung, sondern auf der Kernfusion, also der Verschmelzung
von Atomen, all diese Bomben sind in der Lage wirklich große Landstriche und Städte zu vernichten mit allen Nuklear-Waffen, die wir haben, könnten Erde mehrfach zerstören, also um es wirklich als Drohgebärde aufzubauen, es ist alles so zerstörerisch, dass das dann nicht wirklich jetzt real einen großen Unterschied macht, da geht es dann eben vor allem um Ingenieurs-Motivation, das wirklich dann so auf die Spitze zu treiben, der Iran baut
nach allem, was wir wissen, an so einer Uran-Bombe, weil das technisch am einfachsten ist und auch militärisch abschreckend genug. Ich glaube, wie man es dreht und wendet, egal welches Material drinsteckt, das Ergebnis ist verheerend und fürchterlich, wie du gerade geschildert hast, Tanja, vielen Dank für diese Informationen. Gerne. Danke für die Einladung.
Gudrun Haara leitzende Redakteurin beim Standard- und Naost-Expert in US-Präsident Donald Trump meint beim NATO-Gipfel jetzt in Den Haag, dass der Iran ab jetzt die Finger von der Atombombe lassen würde. Ist ihm wirklich so, ist es so ganz leicht, mit Ja zu beantworten?
Also, die Finger an der Atombombe hat er ja noch nicht wirklich gehabt, also noch nicht deklariert, dass er ein Atomwaffenprogramm hatte und auch die Geheimdienste sind davon ausgegangen, dass nach 2003 keine Waffen, Aktivitäten und Forschungen stattgefunden haben. Ich glaube, Trump hat viel mehr gesagt, er hat gesagt, der Iran wird überhaupt die Finger vom Nuklear anlassen, also auch von der Anreicherung und dafür gibt es jetzt wirklich keine Anzeichen einstweilen einmal.
Also, das Parlament hat das Gesetz auf den Weg gebracht, dass die Zusammenarbeit mit der internationalen Atomenägiebehörde eingestellt werden soll. Wenn das Parlament das macht, allein reicht das nicht, das geht dann in den Institutionen nach oben. Aber das würde natürlich heißen, dass der Iran überhaupt nicht mehr mit der IAO kooperiert und dann haben wir überhaupt keine Ahnung mehr, was die eigentlich tun.
Und dann gibt es noch immer die Möglichkeit, dass der Iran den Atomwaffensperrvertrag verlässt. Auch das heißt nicht unbedingt, dass sie gleich eine Bombe bauen, aber auch eben, dass die internationale Gemeinschaft, die Augen und Ohren, die sie im Iran gehabt hat, wenn auch in letzter Zeit in eingeschränkter Form, völlig verliert. Also im Moment scheint es nicht so, dass die einfach das machen, was Trump erwartet. Aber es kann natürlich auch einfach Pose sein.
Es kann einfach für Domestikkonsumschen sein, dass eben die Leute wirklich glauben, dass der Iran stark aus dieser Situation hervorgeht. Gut, Ron, lass uns vielleicht ganz kurz auch noch zu Beginn dieses Gespräches einmal noch ganz kurz klären, was wir denn tatsächlich wissen.
Ich finde, das ist wahnsinnig kompliziert in dieser Causa, was das iranische Atomprogramm betrifft, was denn überhaupt Fakt ist und was Behauptung ist, die einen sagen, na, Iran war irgendwie 10 Minuten davor, die erste Atombombe zu besitzen, die anderen sagen, na ja, eigentlich hat man nie dran gearbeitet, aber irgendwie dran geforscht oder irgendwie nicht. Was wissen wir denn und was ist quasi unter anfänglichstechen Propaganda?
Also ich würde mich da wirklich auf die internationale Atomenergiebehörde verlassen und die hat eben sehr wohl offene Fragen zu iranischen Nuklearaktivitäten in der Vergangenheit und es wurden auch Spuren gefunden von angereicherten Iran an Plätzen, wo es der Iran nicht erklären kann. Also das ist, der Iran hat irgendetwas gemacht, aber CIA und andere Geheimdienste gehen eigentlich davon aus, dass es kein aktives Waffenprogramm gab.
Was der Iran wirklich hat oder hatte, ist große Mengen an angereicherten Iran und zwar eine größere Menge 400 Kilo oder mehr an Iran, das auf 60 Grad angereichert ist, aber natürlich auch eine große Menge, noch größere Menge an geringer Grad angereicherten Iran. Und wenn man dieses Iran weiter anreichert, kann man mit einem intakten Anreicherungsprogramm relativ schnell genug Material für eine Bombe herstellen.
Aber das heißt noch nicht, dass du eine Bombe hast, weil dazu brauchst du natürlich noch viel, viel andere sehr komplizierte Technologien und man muss auch einen Sprengkopf, einen Passenden für eine Rakete bauen können.
Da hat der Iran ganz bestimmt Fortschritte gemacht, also eben in diesem sehr extensiven und sehr ehrgeizigen Raketenprogramm, aber niemand geht davon aus, dass der Iran innerhalb von kürzester Zeit einen Atomsprengkopf herstellen könnte, übrigens hat auch Netanyahu selbst nach dem Angriff von vielleicht ein Jahr, vielleicht weniger gesprochen. Jetzt heißt es beispielsweise heute von der CIA, dass dieses Atombokam um Jahre zurückgeworfen worden ist.
Was können wir uns jetzt darunter vorstellen? Naja, ich habe gestern geschrieben, und das glaube ich auch, dass wahrscheinlich nicht einmal der Iran selbst momentan einen wirklichen Überblick hat darüber, was passiert ist. Man braucht nicht zu glauben, dass die Iraner da jetzt in dieser zerstörten Anlage in Fado unten spazieren gehen und sich anschauen, was da los ist.
Also, ich glaube, es stimmt einfach beides, die Behauptung von den Kritikern, die sagen, nein, das Atombokam ist noch da, solange das Iran da ist, und das haben sie offensichtlich noch, und solange sie noch Zentrifugen bauen können und vielleicht sogar noch welche haben, auch Zentrifugenteile und so weiter, ist es noch da. Aber ohne Zweifel ist dieses Programm also völlig degradiert und völlig zurückgestuft worden.
Weil es ist ja auch so, nehmen wir an, der Iran hat noch intakte Zentrifugen oder Zentrifugenteile. Ich meine, das ist ja nicht so, dass man innerhalb von Tagen oder Wochen oder auch Monaten das einfach wieder aufstellt und in Betrieb nimmt und das läuft wieder. Also auch diese 400 Kilo, 60 Prozent angereichertes Iran können sie nicht mehr so schnell waffenfähig machen, wie sie das vorher gekonnt hätten. Also das ist glaube ich ganz eindeutig.
Guterund, war dieser Krieg jetzt, wenn wir auf das größere Bild schauen, nicht auch vielleicht ein verheerendes Signal für andere Regime auf dieser Welt zu sagen, naja, wir brauchen jetzt quasi erst recht Atomwaffen, um uns quasi vor einem möglichen Angriff von irgendwelchen Großmächten zu schützen?
Ja, das kann man schon so sehen und das wird auch innerhalb des iranischen Regimes heftig diskutiert schon vor diesem Krieg und jetzt natürlich bestimmt noch viel, viel heftiger, ob nicht der Weg zur Atombombe einfach der einzig sichere ist. Wir haben ja Beispiele, solche und solche, wir haben Nordkorea, dass diesen Weg beschritten ist und aus einem Atom-Waffensperrvertrag ausgestiegen ist, aber schon ziemlich weit war mit dem Programm und jetzt Waffen hat und nicht angreifbar ist.
Wir haben aber auch das andere Spektrum, eben zum Beispiel Libyen, das im Licht des Irak Kriegs 2003 seine Massenvernichtungswaffen aufgegeben hat und viele sagen, wenn Gaddafi das nicht getan hätte und Gaddafi hat auch ein Atomprogramm gehabt, dann wäre er 2011 nicht gestürzt worden, also dann wäre er nicht angreifbar gewesen von außen.
Also diese Logik quasi, dass Atomwaffen ihr wenige dafür da sind, sie aktiv zu planen oder zu kaufen, um sie einzusetzen oder zu bauen, um sie dann einzusetzen, sondern um quasi das eigene Regime abzusichern?
Ja, es ist natürlich nicht zu leicht, also ich meine gerade jetzt im Fall des Iran, also sagen wir so, wenn der Iran jetzt die Entscheidung trifft und das auch kommuniziert, indem er aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag aussteigt und dann irgendwie Hinweise auf solche Aktivitäten liefert, dann macht er sich nur unsicherer. Das geht ja nicht so schnell genug. Also wie gesagt, der Iran kann ganz bestimmt nicht mehr im Umfang wie vorher anreichern.
Also der kann nicht wie vorher innerhalb von zwei Wochen genug Material für eine Bombe anreichern und dann hat er ja eh keine Bomben, also für mehrere Bomben sogar. Was tut der Iran mit einer Bombe in Wirklichkeit? Also das verschafft keine Sicherheit. Ich glaube, das wird im Regime diskutiert. Es ist durchaus möglich, in meinen solchen Regime treffen solche unlogischen und falschen und völlig absurden Entscheidungen. Darum dauern sie ja auch nicht ewig, muss man sagen.
Aber Sinn macht es absolut keinen. Und auch eigentlich sind alle Experten immer davon ausgegangen, dass der Iran das weiß und eigentlich keine Atomwaffe will, sondern einfach alle Fähigkeiten bereit haben will, Atomwaffen zu bauen. Also alles wirklich ein Schwellenland, das das machen könnte, aber immer sich bewusst war, sobald er versucht, eine Atomwaffe zu bauen, ist er unsicherer als vorher. Wenn er jetzt eine sofort hätte, dann wäre es anders, aber das geht ja nicht.
Die können nicht einfach auftauchen, die muss man tatsächlich aufwendig bauen. Solche Kriege sind ja nicht nur Geopolitik und Strategie und Regime, sondern auch immer Menschen. Das ist ja das Tragische an dieser ganzen Geschichte. Sprechen wir vielleicht ein bisschen auch über die Bevölkerung im Iran. Wir wissen sehr viel darüber, was in Israel passiert. Da gibt es einen gewissen Grad an Pressefreiheit, wir können mit Leuten dort sprechen. Das ist im Iran etwas schwieriger.
Weiß man denn zum letzten Zeitpunkt irgendwie über Berichte, wie denn die Bevölkerung jetzt zu diesem Krieg steht, was Sie sagen? Man kann sich eigentlich wirklich nur auf die relativ vielen Berichte von Leuten in der Diaspora verlassen, die natürlich engen Kontakt haben in den Iran. Und natürlich nicht nur die Diaspora Iraner und Iranerinnen, sondern auch andere Leute.
Und die Berichte eben schon, dass gerade bei Regime Gegnern fast so etwas wie eine Genugtuung war, dass dieses Regime eins auf den Schädel bekommt. Aber den Krieg an sich, den ja die Iraner wirklich gespürt haben, und es wurden ja auch wirklich Zivilisten getötet, an denen glauben sie nicht als Mittel der Befreiung, zumindest die meisten nicht. Weil da haben wir auch ein Beispiel aus der Region, der Regime stürzt im Irak 2003.
Und ich meine, der Irak hat sich in Wirklichkeit bis jetzt nicht erholt. Ich habe immer damals gesagt, es ist ein Wert an sich, dass Saddam Hussein weg ist. Aber es funktioniert eben nicht, dass man sagt so, jetzt kommen diese Leute, die eben politisch in der Diaspora aufgefallen sind und zum Beispiel den Amerikaner nahestehen, die kommen jetzt zurück und übernehmen die Macht und alles wird gut. Und es gibt Demokratie, es funktioniert halt meist nicht.
Wenn es funktionieren würde, dann würden wir und auch die Iraner und Iranerinnen sich das bestimmen, also viele davon wünschen. Aber diese Möglichkeit eines Regime-Changes oder Sturzes, da gibt es ja auch einen Unterschied. Die scheint zumindest jetzt, wenn ich dich richtig verstehe, relativ vom Tisch zu sein. Ich bin mir nicht so sicher. Also ich glaube nicht, dass eine Protestbewegung jetzt dieses Regime stürzt. Also das sehe ich nicht.
Eine größere Protestbewegung, also immer wieder in den letzten Jahren, eben das letzte Mal 2022 sehe ich jetzt nicht, gibt es nicht. Aber was natürlich wirklich sein kann, ist, dass die Machtkämpfe innerhalb des Regimes eben so groß werden, dass da irgendwas passiert. Also man hat zum Beispiel gesehen, heute hat er sich zumindest 1/2 auf X zu Wort gemeldet.
Ein Video ist angekündigt, aber das auch Ayatollah Ali Khamenei praktisch verschwunden war, was seine Anhängerinnen und Anhängerinnen schon irritiert hat. Weil die brauchen ihn ja, als Referenzperson. Also da haben sich schon viele gefragt, was ist da los? Und wir glauben immer von außen, dass es irgendwie ein homogenes Regime und die funktionieren und haben sich alle gern und so, das stimmt ja überhaupt nicht.
Also es gibt immer und die werden heftig und offen ausgetragen im Iran, eben Richtung Kämpfe. Und es könnte schon sein, dass dahinter den Kulissen irgendwas läuft, was wir erst mitkriegen, wenn das irgendwie implodiert, explodiert. Regime Stürze finden ja eine sehr überraschende Stadt. In Syrien hat niemand damit gerechnet. Man muss aber schon auch sagen, also das iranische Regime, ich meine, das ist ein starker Staat, also mit dem Syrischen nicht zu vergleichen.
Die haben schon andere Möglichkeiten, man hat auch gesehen während des Kriegs, dass das Militär funktioniert. Also eigentlich haben sich ja mehr Raketen auf Israel abgefeuert, als ihnen zugetraut wurde. Also sie haben während dieses Kriegs kein Zeichen von Zusammenbruch gezeigt. Sie haben sehr viel auf Israel abgefeuert, aber was ich gelesen habe, so gut wie gar nichts abgefangen bzw. nicht einmal einen einzigen Angriff in den israelischen Kampfjets vom Himmel holen können.
Wenn ich mit der als Bewohner des Landes irgendwie, pardon my French, etwas verarscht vorkommen, wenn ich weiß, dass mein Land zwar auf ein anderes schießen kann, aber nicht verhindert, dass auf mein Haus geschossen wird. Das ist absolut richtig und das war, glaube ich, auch wirklich der Zusammenbruch dieser Lüge, wie stark das Regime ist und wie stark nicht das Militär wäre.
Also die Armee, die iranische, war ja eigentlich immer ein bisschen vernachlässigt, sondern eben das Raketenprogramm und Abwehr und alles Mögliche. Auch das ist typisch, dass sie sich in den eigenen Sack lügen und die eigene Stärke betonen und vielleicht auch der Führung vermitteln, dass wir viel, viel stärker sind als wir eigentlich sind. Das war ein ganz stark, zum Beispiel, mir Irak der Fall.
Und ich meine, das war schon eine Überraschung bestimmt für viele Iraner und Iranerinnen, die auch ihre eigene Stärke überschätzt haben, also wie schwach das ist. Und natürlich muss man schon sagen, es hat eine Vorgeschichte in den beiden Kriegsrunden im Jahr 2024 und besonders natürlich bei der im Oktober dürfte es Israel wirklich gelungen sein, also die iranische Abwehr sehr, sehr zu schwächen. Es hat damals auch geheißen eigentlich die Raketenbrinnstoff, Produktion ist am Boden.
Darum waren manche überrascht, dass so viele Raketen noch gekommen sind. Aber wie gesagt, das Land war eigentlich schutzlos. Sprech mal noch einmal ganz kurz über die Bevölkerung. Man liest jetzt von gestiegenen Repressalien im Iran von Verhaftungen im großen Stile. Was kommt denn da auf die Bewohnerinnen und Bewohner jetzt zu? Das ist ganz klar. Also das war erwartbar. Ein Regime, das Paranoid ist, immer schon und bloß gestellt.
Und in einem Moment der Schwäche schlägt natürlich um sich und wird noch repressiver. Es ist ja klar, dass die nicht sagen, okay, jetzt wird alles freier oder irgendwas. Interessant ist das Präsident Pesestian schon irgendwie angedeutet hat, dass die Führungsschicht jetzt mehr für die Leute tun muss. Also ich weiß natürlich, was er damit meint. Nämlich auch die Menschen im Iran leiden ja unglaublich unter dieser Korruption und Bereicherung und so weiter in diesem Regime.
Also diese Mullerdöchter mit den Gucci-Taschen und so weiter. Also das ist ja wirklich ein Thema, die Korruption des Regimes. Nicht nur die Muller, sondern auch andere Funktionäre. Aber ich glaube, Pesestian ist da auch ziemlich machtlos. Eines muss ich auch sagen. Weil es wird verwiesen eben jetzt auf die Verhaftungen von erkenntnern und angeblichen israelischen Spionen. Also das ist alles ganz furchtbar.
Und man muss betonen, dass es nicht den Ansatz eines Rechtsstaates gibt oder irgendeines Justizsystems, das irgendwelchen Standards genügen würde. Aber natürlich, man muss auch sagen, das haben wir ja gleich nach Kriegsbeginn auch festgestellt, dass das Agentennetz für Israel im Iran gewaltig sein muss. Also das funktioniert. Und darum konnten sie diese Operationen auch so vorbereiten und sie sind wirklich am Boden präsent.
Also ich meine, natürlich gibt es iranische Spione auch in Israel. Das ist ja ganz klar. Aber wir sollten nicht so tun, wie wenn es das nicht gäbe. Die israelische Armeeführung hatte auch gestern, glaube ich, bekannt gegeben, dass tatsächlich auch israelische Truppen während dieses Einsatzes am Boden waren, um quasi das Gebiet vorzubereiten. Das wurde dann wieder dementiert teilweise. Ich bin wieder zurückgezogen. Aber es würde mich nicht wundern.
Ich meine, Sie haben sowas in Syrien gemacht. Aber Syrien ist natürlich viel, viel näher. Also das ist nicht vergleichbar. Also das muss schon ein unglaublicher Einsatz gewesen sein. Wie die dorthin kommen, also in Syrien waren Hubschrauber im Einsatz. Aber es wurde dann auch wieder so halb dementiert. Also ich glaube, das ist noch nicht ganz klar. Ich frage mich, ob wir das überhaupt jemals herausfinden, was da wirklich genau passiert ist.
Gut, und wir haben jetzt diesen zwölf Tageskrieg nennst, Präsident Trump zumindest. Ich weiß nicht, ob wir diese Formulierung übernehmen sollten oder nicht. Gut, wir haben jetzt jedenfalls zwölf Tage Krieg gehabt. Tragikenaustausch. Wie sehr hat sich die Sicherheitslage in der Region jetzt gewandelt dadurch? Ja, ich glaube, im Moment sind alle erleichtert, da spreche ich von den Staaten in der Region, dass die Ausbreitung verhindert wurde. Das war schon eine Gefahr.
Und ich glaube, dass auch seine arabischen politischen Partner auf Trump eingewirkt haben. Und er deshalb so kategorisch gesagt hat, das war es und ja auch mit Israel sehr heftig umgesprungen ist. Dass einfach diese Ausweitung nicht stattfindet. Dazu muss man sagen, dass ja auch Trump Geschäftsinteressen in der arabischen Welt hat.
Und die Araber, die sich wirklich bestimmt innerlich gefreut haben, dass dieses Atomprogramm jetzt einmal wirklich stark degradiert oder zerstört wird, wollten andererseits ganz sicher keinen Krieg, keinen regionalen. Und diese Gefahr, dass sich das eben auf dem persischen Golf, über die Straße Hormuz, ist natürlich ein Schlüsselwort ausbreitet. Die war schon gegeben. Und da ist man sehr froh, dass das jetzt einmal für jetzt vorbei ist.
Ob das jetzt wirklich sicherheitshaft in dem Sinn, wie sich da Iran entwickelt, das ist einfach zu früh, das wissen wir nicht. Das wird sich vielleicht in den nächsten Tagen entscheiden, wenn man sieht, ob die wirklich ihre Entscheidungen oder ihre Pläne da, zum Beispiel eben die IAO ganz aus dem Land zu werfen, durchziehen. Und wie sie da mit umgehen.
Eine weitere Nachfrage dann auch, weil jetzt Iran wahrscheinlich in den nächsten Tagen und Wochen etwas aus dem Fokus geraten wird, Stichwort "Gaserkrieg". Wie geht der weiter unvermittelt? Na ja, wir sehen eigentlich keinen Einlenken. Und es ist schon gut daran zu erinnern, weil was sich dort humanitär abspielt, ist ja eigentlich furchtbar. Das übersteigt alle Vorstellungen. Auch von den israelischen Geiseln in Gaza ist überhaupt nicht mehr die Rede.
Also manche meinen, dass eben jetzt, wo Iran gelöst wird, also irgendwie die Gefahr eingestellt wurde, eben für jetzt, dass auch eine Lösung in Gaza leichter sein könnte, ein Ende in Gaza zumindest, das ist ja auch keine Lösung. Im Moment wirklich sichtbar ist noch nicht, so viel ich weiß. Gut und an trotzdem vielen Dank. Gerne. Die Kollegin Florentina Ebner hat jetzt noch die Kurzmeldungen für Sie. Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.
Erstens. Ganz Europa ist derzeit von einer extremen Hitzewelle betroffen. Die Hitze erwärmt etwa das Mittelmeer und so liegt die Oberflächentemperatur der Zeit bereits zwischen 3 und 5 Grad Celsius über dem saisonalen Durchschnitt. Auch in Österreich ist die Hitzewelle deutlich spürbar. Mit Höchstwerten von rund 37 Grad Celsius sind Klagenfurt und Wien am stärksten betroffen. Damit steht bereits jetzt fest, dieser Juni zählt zu den heißesten in der Messgeschichte Österreichs.
Zweitens. Asylwerbende müssen ab 1. Juli im Burgenland gemeinnütziger Arbeit leisten. Sie sollen Aufgaben in den Gemeinden, beim Land oder bei der Landesholding übernehmen. Wer zweimal verweigert, soll mehr oder weniger aus der Grundversorgung fallen und nur noch die notwendigste Versorgung bekommen. Die Regierung von Landeshauptmann Hans-Peter Doskoziel, der SPÖ, begründet das Vorhaben damit, dass beide Seiten davon profitieren.
Die Gemeinden und das Land werden bei alltäglichen Aufgaben entlastet und für Asylwerbende ist es eine Möglichkeit, Halt und Sinn zu finden. Zudem würde die Arbeit die Integration erleichtern. Drittens. Der Wittgensteinpreis geht dieses Jahr an die Biochemikerin Elie Tanaka für ihre Forschung zu Axolotteln. Der mit 1,9 Millionen Euro dotierte Preis ist Österreichs bedeutendste Wissenschaftsauszeichnung. Der mexikanische Schwanzluch Axolottel verfügt über eine besondere Fähigkeit.
Er kann binnen weniger Wochen fast jeden Teil seines Körpers nachwachsen lassen. An diesen Tieren hat Tanaka zahlreiche bahnbrechende Entdeckungen zu den molekularen und cellulären Grundlagen der Regeneration gemacht. Das zukünftige Ziel ihrer Forschungsgruppe ist es, diese neuen Erkenntnisse in der regenerativen Medizin einsetzen zu können. Alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen lesen Sie wie immer auf der Standard.at.
Falls Sie Feedback oder Themenverschläge haben, schicken Sie diese gerne an Podcast@der Standard.at. Das Gespräch hat mein Kollege Daniel Retschitzacker geführt. Ich bin Florentina Edner. Danke fürs Zuhören, Baba und bis zum nächsten Mal.