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Gewinnen die Impfgegner?

Jun 18, 202540 min
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Immer weniger Menschen lassen sich impfen – besonders in den USA haben Wissenschaftsskeptiker und Gegner von Schulmedizin mehr Einfluss denn je. Denn Präsident Trump hat ihren bislang mächtigsten Vertreter ins Amt gehoben: Robert F. Kennedy Jr. Der ist inzwischen bekanntlich amerikanischer Gesundheitsminister. Wo liegen die Wurzeln der heutigen Impfskepsis? Was macht Verschwörungstheorien eigentlich so attraktiv? Und gewinnen die Impfgegner? Darüber sprechen wir mit Pia Kruckenhauser und Ingrid Brodnig. **Hat Ihnen dieser Podcast gefallen?** Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: [abo.derstandard.at](https://abo.derstandard.at/?ref=Podcast&utm_source=derstandard&utm_medium=podcast&utm_campaign=podcast&utm_content=podcast)

Transcript

Ich bin Daniel Retschitzekker, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard. Immer weniger Menschen lassen sich impfen. Besonders in den USA haben Wissenschafts, Skeptiker und Gegner von Schulmedizin mehr Einfluss than je. Denn Präsident Trump hat ihren bislang mächtigsten Vertreter ins Amt gehoben. Robert F. Kennedy Jr. der ist inzwischen ja Gesundheitsminister. Gewinnen also die Impfgegner. Darüber sprechen wir heute.

Pierre Kruckenhauser, du leitest das Ressort "Gesundheitsbaum Standard". Wir lesen das immer wieder, immer weniger Menschen lassen sich impfen. Wie gesagt, wir lesen das in verschiedensten Schlagzeilen. Wie steht es denn eigentlich um die Impfrate in Europa, den USA? Ist dieser Rückgang wirklich bemässbar? Der ist bemässbar und das kann man sehr gut zeigen an der Masernimpfung zum Beispiel. Der ist sehr gut untersucht und da gibt es auch wirklich Zahlen dazu.

Nur kurz zur Einordnung, die Masern sind eine schwere Viruserkrankung, die auch wirklich viele Komplikationen mit sich bringt. Es fängt an bei Mittelohrenzündungen, das kommt sehr oft vor, 2 bis 3 Fälle von 10. Bis zu Gehirn hat die Entzündung bei etwa einer von 1000 Fällen. Und da sterben Menschen meistens Kinder auch dran. Und die Masern löschen das Immungedächtnis und noch einiges mehr. Das heißt, es sind eine wirklich schwere Viruserkrankungen.

Zwei Impfungen können davor schützen, und zwar lebenslang, und trotzdem gehen die Impfraten zurück. Das sieht man daran, dass es immer wieder zu Masern ausbrüchen kommt, und zwar nicht nur in Communities, die das Virus aus ihren Heimatländern mitbringen, sondern auch in ganz Autochtones Menschen aus Österreich, die erkranken auch regelmäßig. Es ist so, wenn 95% aller Menschen geimpft, dann gäbe es praktisch keine Masernfälle mehr.

Man könnte das Virus vielleicht nicht ausrotten, aber so eindämmen, dass es nicht mehr auftritt. Die Durchimpfungsrate sind in Österreich aber viel zu niedrig. Die letzten Zahlen, die neuesten, sind der Impfbericht von 2023 dazu. Findet man auf der Seite des Gesundheitsministeriums. Und da sieht man, dass vor allem bei den Kleinkindern eine Lücke besteht. Die Impfung ist empfohlen ab neun Monaten. Nach drei Monaten die zweite Impfung. 95% der Einjährigen sollten schon geimpft sein.

Tatsächlich sind aber nur 78% geimpft mit der ersten Dosis, und nur 42% haben die zweite Dosis. Also da ist schon einmal eine große Lücke. Das bessert sich dann ein bisschen bei den zweijährigen und dreijährigen, aber erst ab den fünfjährigen haben wir diese 95%-Quote bei der ersten Impfung. Und die zweite Impfung haben nur zwischen 91% und 93%. Die sieben, da ist natürlich auch Corona mitverantwortlich dafür, aber das sieben, das geht einfach zurück.

Und wir wissen auch, dass es Impflücken bei den Älteren gibt. Zwei Virologen von der MedUni Wien haben sich das genauer angeschaut und versucht herauszufinden, wie die Durchimpfungsrate bei den Erwachsenen ist. Es ist gar nicht so einfach, weil es gibt nicht so genaue Aufzeichnungen. Aber man hat festgestellt, dass es auch hier immer schon Impflücken gegeben hat. Und teilweise wissen die Leute gar nicht, dass sie geimpft sind.

Dann kommt so so seltsamen Fällen, das in der Steiermark passiert, dass jemand in einem öffentlichen Bus gefahren ist und sich angesteckt hat, weil er nicht wusste, dass er nicht geimpft ist gegen die Masern. Jetzt habe ich es ja ausführlich über Österreich gesprochen. Aber das ist symptomatisch für viele andere Länder in den USA, wo es ja heuer einen enormen Ausbruch mit über 1000 Masernfällen gegeben hat.

Da weiß man auch, dass in den vergangenen Jahren die Impfrate von 95% auf ungefähr 90% runtergegangen ist. Und dann gibt es natürlich noch Länder wie Russland, Kasachstan, der ganze zentral-asiatische Raum. Da sind die Impfquoten sehr, sehr niedrig. Und da gibt es jedes Jahr 10.000 Fälle. Und auch in Ländern wie Rumänen und Bulgarien sind die Impfquoten zu niedrig. Und da kommen auch immer wieder Infektionen nach Österreich. Ich glaube, man kann es gar nicht genug betonen.

Und das ist jetzt auch gerade noch einmal gemacht. Und wir halten es noch einmal fest, die Masern Nein sind keine harmlose Kindererkrankungen, die man sich über irgendwelche Partys am besten holen sollte. Es ist auch nichts, wo Kinder durchmüssen. Das hört man auch immer wieder. Das ist eine wahnsinnig gefährliche Krankheit. Es gibt einen Schutz dagegen, wichtig für alle tatsächlich. Aber es gibt diesen Schutz.

Und es gibt den Schutz vor sehr, sehr vielen Krankheiten, die man im Volksmund gerne mal Kinderkrankheiten auch nennt, die aber oft sehr gefährlich sind. Wir hätten die Möglichkeit, uns vor diesen zu schützen, aber sehr viele Menschen sehen inzwischen das eigentliche Übel in diesem Schutz. Wie konnten wir da hinkommen? Was sind die Ursprünge dieser Impf-Skepsis? Die Impf-Skepsis an sich ist ja eigentlich, wenn man es rational betrachtet, ziemlich absurd.

Und nur um dann das anzuschließen, was du vorher gesagt hast. Es ist ein Paradox, weil einer der Gründe dafür, warum so viele Menschen zurückhaltend sind bei den Impfungen, ist die gute Wirkung der Impfung. Also es ist eine von vier enormen Errungenschaften an Medizin des 20. Jahrhunderts. Neben Antibiotika, sauberen Wasser ist eben die Impfung. Und das hat dazu geführt, dass die Lebenserwartung sich im 20. Jahrhundert mehr als verdoppelt hat. Also das muss man sich mal vorstellen.

Aber weil die Krankheit so effektiv verhindert wird, oder die Krankheiten sind ja viele, ist den meisten Menschen gar nicht mehr klar, wie dramatisch die oft verlaufen. Und ein Risiko, das man nicht kennt, das schätzt man ja als viel weniger gefährlich einer, als es tatsächlich ist. Das ist ja eine altbekannte, gut erforschte Tatsache.

Wenn man jetzt Bücher liest, als im 19. Jahrhundert, in englischen Literatur gibt es ja viele Sozialromane, da wird auch manchmal beschrieben, dass ein Kind im Haus sich eine Infektion geholt hat oder so. Und wenn man da liest, einmal über die Masern, dann merkt man, wie sehr sich die Menschen fürchtet haben, weil sie wussten, wie gefährlich das ist. Aber, seit Step Over, die Impfscapsis gibt es jetzt an sich schon so lange, wie es die Impfungen gibt.

Die erste Impfung überhaupt, so wie wir eine Impfung kennen, ist 1796 entwickelt worden oder entdeckt worden. Das war die Pockenimpfung. Da hat der britische Arzt Edward Jenner festgestellt, dass Melkmägte praktisch nie die Pocken bekommen haben. Und er hat daraus geschlossen, weil die sich mit den Kuhpocken infiziert haben. Also es ist eine widernamische Sackpockenerkrankung bei den Kühen aus der gleichen Familie, aber für den Menschen harmlos.

Aber, weil eben die sehr oft die Kuhpocken hatten, waren sie immun gegen die echten Pocken, also die menschlichen Pocken. Daraufhin hatte Menschen mit Kuhpockensekret infiziert, die haben eine leichte Symptome gehabt und sind dann das Rest ihres Lebens immun gewesen. Genial. Ja, es ist eine geniale Entwicklung. Da gab es auch schon Vorläufer, aber das ist so die erste Impfung im heutigen Sinne, im modernen Sinne. Da gab es aber von Anfang an Widerstand dagegen.

Vor allem als religiös motivierten Kreisen, aber auch andere. Und man behauptete zum Beispiel, die Menschen würden dadurch verkuheln. Es gibt ja so eine Karikatur, der britische Karikaturist James Gilroy, der ist relativ bekannt. Der hat im Jahr 1802 eine Karikatur gemacht, wo jede Menge Menschen drauf sind, den Kuhköpfe oder Alter aus den verschiedenen Körperteilen rauswachsen, um sich darüber lustig zu machen, eben über diese Verkuhung.

Wobei die Skepsis gegenüber der Impfung nicht nur religiös motiviert war, der Philosoph Emanuel Kant zum Beispiel, von dem weiß man, dass er die pocken Impfung kritisch gesehen hat. Durch diese ganze Impfgegnerbewegung bis zur heutigen Zeit herauf zieht sich die eine Vorstellung, die erstmals in der Romantik so richtig breit aufgekommen ist. Und das ist, man setzt auf das natürliche. Man will zurück zur Natur.

Und alles Künstliche, und die Impfung ist ja was Künstliches sozusagen, ist wieder natürlich. In dieser Vorstellung wurzelt auch die anthroposophische Behauptung, die nicht wahr ist, das möchte ich ja ausdrücklich feststellen, dass Krankheiten den Menschen stärker machen, wie du vorher gesagt hast, dieses... Da muss man durch. Da muss man durch. Also das ist einfach ein Blödsinn. Das ist nicht ein Blödsinn, das ist ein Schwachsinn, das weiß man.

Aber das gefust alles so ein bisschen in dieser romantischen Vorstellung, die eine Gegenbewegung zur Aufklärung war, zur ersten Wissenschaftsbewegung. Und da orientiert man sich sehr stark.

Ganz kurze Informationen für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, diese geschilderte Karikatur, die Pierre gerade beschrieben hat, wir geben da einen Link zu einem Foto auch in die Show notes, dann können sie sich es ebenfalls anschauen, ist auf jeden Fall einen Blick wert an Skurrilität kaum zu übertreffen. Pierre, jetzt haben wir schon ein bisschen die historischen Argumente gegen die Impfung besprochen, was damals das Thema war, eben Religion und der Kampf gegen die Aufklärung.

Wo liegt der Unterschied zu heute? Der Unterschied zu heute ist eigentlich relativ gering. Es waren immer schon die gleichen Vorwürfe, dass es nicht natürlich sei oder auch ganz stark, dass die Impfung nicht wirkt oder dass sie andere Erkrankungen auslöst. In den 1950er und 60er Jahren sind dann noch erste Verschwörungstheorien dazugekommen, beziehungsweise die Verkuhung ist ja auch schon eine Art Verschwörungstheorie, halt nicht die modernen Sinne.

Aber diese Verschwörungstheorien in den 50er und 60er, da wurde dann behauptet, dass zum Beispiel die spanische Krippe, diese Pandemie vor gut 100 Jahren, durch Impfungen ausgelöst worden sei. Das hat sich dann halt immer weiter gesteigert zu dem, was wir heute kennen. Das spannende ist ja, dass Aufklärung und Wissen schon damals nicht geholfen haben und auch heute nicht helfen. Aber das liegt weniger an der angeblich fehlenden Wirkung, weil die Wirkung der Impfungen sehr erwiesen.

Warum die Impfkritik so stark greift, das ist eher auf emotionaler Ebene zu suchen. Die Regierungen haben sich dann irgendwann durchgerungen, Impfungen zu empfehlen. Druck wurde ausgeübt, teilweise gab es Impfpflichten und da sehen viele Menschen als Eingriff ins Private, als Obrighatsgetrieben. Und ich weiß, es ist schwer zu verstehen für jemanden, der das völlig logisch findet, aber wir wissen aus der Psychologie, dass wirklich oft die Emotion die Rationalitäten das Wissen schlägt.

Weil diese Informationen dann oft als gleichwertig wahrgenommen werden. So die trockene Wissenschaft, die Emotion. Und dann orientiert man sich eher an der Emotion, weil man eben auch das Gefühl hat, man will sich nichts vorschreiben lassen. Und das ist einfach ein Riesenproblem in dieser ganzen Sache. Da gibt es auch viel Forschung dazu inzwischen.

Vielleicht zwei Anmerkungen dazu noch, weil du die spanische Krippe angesprochen hast, 1918, die hat insgesamt 25 Millionen Menschen das Leben gekostet, eine unfassbare Zahl. Und wenn wir schon beim Thema sind, es gibt da historisch gesehen auch einen Mythos, der sich immer wieder hält.

Und wir betonen noch einmal, das ist Blödsinn, aber wir sprechen trotzdem kurz drüber, nämlich die Tatsache, dass verschiedenste Impfungen, ich glaube Masern ist da der Hauptfokus, Autismus auslösen würden bei Kindern. Noch einmal, das ist widerlegt, das ist ein absoluter Blödsinn. Wir können es gar nicht oft genug betonen, aber wie ist diese Theorie entstand? Ich glaube, es ist ganz interessant, darüber zu sprechen, um auch zu verstehen, wie solche Theorien funktionieren.

Genau, also das ist tatsächlich eine Studie zur Masernimpfung gewesen. Auch die Masernimpfung ist ja meistens im Misskredit geraten, aber man hat das ausgeweitet auf andere Impfungen. Und zwar der britische Arzt Andrew Wakefield hat 1998 in einem sehr renommierten Journal eine Studie publiziert, eine sehr kleine Studie, in der er anhand von zwölf Fällen eine Verbindung hergestellt zwischen der Masern-Mumps-Röteln-Impfung, seine Dreifach-Impfung und Autismus.

Es gab bei dieser Studie mehrere Autorinnen, ich glaube insgesamt waren es 13, die haben das eben publiziert, ich glaube sogar in The Lancet, also wirklich ein sehr renommiertes Journal. Dann sind aber in dieser Studie bald Zweifel aufgekommen und man hat Nachforschungen angestellt und dann hat sich Diverses herausgestellt unter anderem, dass dieser Arzt Wakefield Geld bekommen hat von Eltern, von artistischen Kindern, die die Pharmaindustrie verklagen wollten.

Und da gab es einige Ungereimtheiten, die auch die anderen Autoren gar nicht wussten. Und er musste dann, ich glaube fünf Jahre später, sechs Jahre später 2004, die Studie zurückziehen. Aber da ist der Schaden schon sehr groß gewesen, vor allem in England sind die durch Impfungsraten damals passiert. Und dieses Gerücht hält sich seither wirklich hartnäckig. Das ist genau wieder dieses emotionale, von dem wir vorher gesprochen haben.

Oh Gott, ich möchte nur, dass mein Kind es wirklich gut geht. Was ist, wenn diese Impfung jetzt tatsächlich etwas Schlechtes macht? Das sind nicht Menschen, die dumm sind oder die gegen Impfungen sind oder die irgendwie prinzipiell ein Problem haben. Da ist ja auch nicht immer eine Böseartigkeit dabei. Genau, das ist so eine emotionale gefühlte Sache. Dann gibt es auch Erfahrungsberichte, die Menschen verwechseln auch oft Impfnebenwirkungen und Impfschäden.

Also, wenn es dann dem Kind vielleicht zwei, drei Tage nicht so gut geht, es fiebert oder so, dann denkt man sich, oh Gott, die Impfung, die war schuld und womöglich macht die auch Reaktionen. Aber es ist eine ganz normale Reaktion. Und das wird dann alles vermischt und dann kommt diese emotionale Komponente hinein und dann hat man noch irgendwo gehört, das könnte doch Autismus machen, dann ist der Cocktail der Unsicherheit perfekt.

Da sieht man an dieser falschen Studie, wie sehr sich solche Falschinformationen – also, das wurde einfach gefälscht, das ist der Wiesn, dieser Arzt hat auch seine Zulassung verloren, aber wie lange das nachwirkt, ist wirklich unglaublich. Pia, wie zeigt sich denn der Erfolg, muss man wahrscheinlich sagen, dieser Impfgegner heute durchforschen die niedrigen Impfraten angesprochen? Haben wir da bereits gesundheitliche Konsequenzen, die tatsächlich auch belegbar sind?

Ja, absolut. Also, bei den Masern, da zeigt sich das, wir haben in Österreich seit Jahren immer wieder Masernausbrüche. Voriges Jahr haben wir, glaube ich, mehrere Hundert gehabt, heuer sind es auch schon so knapp hundert, also immer wieder steigende Fallzahlen. Es gab heuer in den USA einen enormen Ausbruch für die USA wirklich enorm, mit über 1000 Fällen, da sind sogar drei Menschen daran gestorben, zwei davon Kinder, wenn ich das recht im Kopf habe.

Da sieht man, wie schlimm diese Erkrankung ist, sogar Robert F. Kennedy Jr. hat dann irgendwann einmal so nebenbei gesagt, der ja wirklich als Impfgegner bekannt ist, na ja, vielleicht doch impfen. Und Zentralasien, das ich auch vorher schon erwähnt habe, gibt es keine offiziellen Zahlen. Aber die haben Zehntausende Fälle jedes Jahr, da müssen auch einige Todesfälle dabei sein, weil ein von tausend Menschen die Masern haben stirbt.

Und dann gibt es ja auch noch ganz dramatische Langzeitfolgen, die Jahre später erst auftreten. Es gibt außerdem zahlreiche Studien, die gezeigt haben, wie viele Todesfälle die Covid-Impfung verhindert hat. Das sind weltweit Millionen, also umgekehrt. Während die nicht geimpft wurden, hätten wir Millionen Tote, wäre es ähnlich gewesen wie bei der spanischen Grippe. Und da sind 25 Millionen noch recht konservativ geschätzt, das differiert sehr stark.

Ich habe ja mit vielen Ärztinnen und Ärzten dazu gesprochen im Laufe der Pandemie. Die Impfung war wirklich der Game-Changer in der Pandemie. Hätten wir die Impfung nicht gehabt, wären wir auch trotz den anderen Varianten nicht so. Ich will jetzt nicht sagen entspannt, aber doch smooth irgendwie durch die Pandemie, dann später durchgekommen. Was viele nicht am Schirm haben, auch die Grippe-Impfung rettet Leben.

Also die Impfrate bei der Grippe ist ja nicht so hoch, zwischen 10 und 20 Prozent je nachdem. Aber es ist auch eine sehr schwere Viruserkrankung, die vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen, für alte Menschen, sehr dramatisch sein kann, aber auch immer wieder sterben völlig gesunde Menschen an einer verschleppten Grippe.

Auch immer wieder das Problem, dass man Grippe so gerne mit einem krippalen Effekt gleichsetzt und dadurch auch irgendwie die Ernsthaftigkeit dieser Krankheit ein bisschen flöten geht. Genau, wir sprechen hier natürlich von Influencer. Wirkliche Influencer und eben nicht ein paar Tage Fieber und Schnupfen.

Pierre vielleicht abschließend, was könnte uns denn drohen, wenn diese Impfraten weiter zurückgehen, wenn sich das weiter verschlechtert, wenn das teilweise auch inzwischen staatlich bekämpft wird. Hier keine, die in den USA. Also die Entwicklung, die wir jetzt schon sehen, die wird halt massiv weitergehen. Das sieht man nicht nur bei den Masern, sondern auch bei anderen Krankheiten.

Wir haben vergangenes Jahr zum Beispiel auch in Österreich tausende Käuchustenfälle gehabt per Tussis, ist der Fachbegriff dafür. Dagegen gibt es eine Impfung, die muss man halt alle fünf Jahre glaube ich erneuern oder auffrischen, aber dann schützt es ja effektiv und Käuchusten will man nicht haben. Das dauert Wochen oder Monate und ich gähne Menschen, die hatten Käuchusten und die sagen zum Teil, dass sie Jahre später das noch in der Lunge merken, also will man lieber nicht.

Mit einer kleinen Impfung kann man das alles ändern. Auch die Kinderlehmung kommt zurzeit zurück, Polio. Da ist es ein bisschen komplexer, weil da ist auch der Impfstoff geändert worden, aber trotzdem die Durchimpfungsraten werden weniger. Es gibt Weltgegenden, wo diese Infektion noch sehr präsent ist, die wird wieder importiert. Also man sieht das auf vielen Ebenen, bei vielen Krankheiten, dass sie einfach wiederkommen. Das wäre alles nicht nötig im 21. Jahrhundert.

Gut, wir haben es tatsächlich nicht geschafft irgendwie positiv zu enden, aber ich glaube, das gibt dieses Thema auch einfach nicht hier. Na ja, man kann einfach sagen, geht's impfen? Es ist ein kleiner Stich, ja, es kann sein, dass man das zwei, drei Tage spürt, aber am Ende des Tages sind zwei, drei Tage ein bisschen unwohl sein oder ein Schmerz in der Arm. Nichts im Vergleich zu jahrelangen Folge-Symptomen.

Und auch ein Hinweis an dieser Stelle von mir, eine persönliche Note, auch ich habe es öfter mal vergessen. Man kann einfach zum Arzt gehen und der stellt fest, welche Impfungen fehlen. Das tut auch überhaupt nicht weh und dann weiß man, was man auffrischen sollte. Danke, Pia. Sehr gern. In Greta Brodnig, du bist Kolumnistin beim Standard und Autorin und auch Expertin für Fake News und Verschwörungstheorie.

Wir haben jetzt schon von Pia gehört, wie die Impfgegner tatsächlich die Gesundheit sehr vieler Menschen aufs Spiel setzen. Wir wollen jetzt ein bisschen über aktuelle Entwicklungen sprechen. Dann müssen wir auch in die USA blicken. Wie hat denn die US-Regierung unter Donald Trump diesen Impfskäftige noch einmal diesen Boost gegeben? Wir sehen ja gerade eine richtige Explosion.

Genau, Donald Trump hat es geschafft, das Impfkritische Lager, das Impfgegnerische Lager ganz hinter sich zu bringen. Er selbst ist mit verharmlosenden und problematischen Aussagen zum Thema Impfungen aufgefallen. Also verharmlosend, was die Gefährlichkeit von solchen Behauptungen betrifft. Er kockiert mit diesem Lager schon länger. Und der zentrale Moment war, er hat Arv Kate Jr. zu seinem Gesundheitsminister gemacht.

Also er hat ihn zuerst im Wahlkampf reingeholt und hat ihn jetzt zum Gesundheitsminister gemacht. Der Mann ist eine Ikone in der Impfgegnerischen Szene. Da sind wir nicht einfach nur im relativierenden Bereich. Da geht es wirklich um Falschmeldungen, die er verbreitet. Und das heißt, das war für dieses Impfgegnerische Lager ein ganz ein wichtiges Signal.

Arv Kate Jr. ist selbst auch angetreten als Präsidentschaftskandidat mit dem großen Kennedy-Namen und ist dann ja aus dem Rennen ausgeschieden. Und eine Zeit lang gab es Unklarheit, ob er ausscheidet und Kamala Harris unterstützt oder ob er ausscheidet und Donald Trump unterstützt. Und wir wissen, wie es ausgegangen ist. Und er ist dann angetreten und hat den Slogan "Make America Healthy Again" ausgerufen.

Und das war ein durchaus wichtiger Darmbruch, weil Arv Kate Jr. ist in seiner Ausrichtung auch für potenzielle Demokraten zugänglich, die eher esoterisch ticken oder die vielleicht in diesem Helfzugang nicht immer so wissenschaftsbasiert sind. Und damit ist so eine neue Subströmung in diesem Trump-Lager entstanden oder noch mal herauskristallisiert worden, diese Helfströmung, wo das oft auch Frauen sind, die dann damit machen.

Die Moms haben sozusagen, die sich für gesundes Essen, aber auch gegen Impfungen zum Teil einsetzen und die so mit ein Flügel in dem Ganzen sind. Was Trump gelungen ist, er hat sehr viele unterschiedliche Strömungen unter sich vereint. Die jetzt auch als Mahamoms zum Beispiel auftreten. Aber in Wirklichkeit ist das nicht so ein Monolith, wo alle gleichdenken, sondern gibt es die einen, die sind quasi gegen Impfungen und glauben falsche Dinge über Impfungen.

Und die anderen, die haben ein Problem mit Zusatzstoffen im Essen, also die sagen, in den USA ist zu viel erlaubt. Viele von ihnen sind sehr wissenschaftsfern, also sind dann oft mehr Annahmen als wissenschaftliche, stark belegte Thesen. Aber es ist wichtig, in diesem Erfolg den Trump zeichnete. Ich glaube, ich kann mir den nur mit Analyse unterschiedlicher Zielgruppen erklären.

Und eine dieser Zielgruppe ist oft weiblich, wissenschaftskepsis und in der eigenen Wahrnehmung total gesundheitsinteressiert. Ist es nicht auch eine Bewegung oder eine Entwicklung, die wir in Österreich auch gesehen haben? Wir haben uns vor einigen Jahren öfter mal bei Corona-Demos rund um die Berichterstattung getroffen und da gab es ja auch diese Situation.

Wir hatten hier "Stramrechte-Teilnehmer" und wir hatten unter Anführungszeichen die Hippymamas, die eben Angst haben vor den Zusatzstoffen, die in der Spritze stecken. Genau, in den USA ist es noch mal schlimmer, weil die Polarisierung in den USA, wo ich eigentlich wirklich nur zwei Leute... große Parteien habe, da noch mehr zu so einem krassen Feindesdenken führen kann.

Aber auch in Österreich ist es so, dass gerade im rechten Spektrum, auch schon früher, aber jetzt ganz besonders diese kritische bis impfgegnere Szene abgeholt wird. Und das ist einfach ein Wahlkampffaktor, dass in einer Pandemie, die extrem emotional und unungenehm ist, ein Teil des Publikums sich noch einmal mehr auf das Thema Impfungen auch im negativen Sinne verstärkt hat.

Und zum Beispiel in Österreich, die FPÖ die einzige Partei ist, im parlamentarischen Sinne, die es reingeschafft hat, sozusagen, die dieses Impfskeptische auch wirklich selbst aktiv fördert. Und somit hat diese Partei einen Vorsprung. Und auch Donald Trump hat mit seinen unwissenschaftlichen Argumentationsmustern auch einen Vorteil, verglichen mit Kandidatinnen, die sich mehr an der Wissenschaft orientieren müssen.

Zum Beispiel jemand mit Trump würde ich sehr stark kalkült dahinter vermuten. Im Laufe der Jahre hat er freundlicher Impfungen gesprochen, mal weniger freundlich. Es gibt einen guten Begriff, der heißt Bullshit. Beim Bullshitter geht es nicht darum, dass der total überzeugt ist von dem, was er sagt, dass der wirklich meint, dass Impfungen schlecht sind, sondern der verfolgt ein Ziel. Und ob das jetzt Lüge ist oder Wahrheit, ist ihm egal, solange das Ziel erreicht wird.

Das ist wirklich ein Begriff, den Harry Frankfurt der Philosoph eingeführt hat. Und ich würde den Bullshit da hier auch so sehen, dass Trump Impfbullshit mitverbreitet, weil es mit ein Vehikel ist, um eine Zielgruppe zu erreichen. Und in Österreich haben wir ähnliche Mechanismen gehabt. Die Pandemie hat etwas losgetreten hier sozusagen, aber dieses Make-A-Mirker-Healthy-Movement mit den Maha-Morms. Da muss man aufpassen, dass es nicht rein Impf basiert.

Nämlich das Krasse ist, die sind eigentlich unterschiedlichste Leute, unterschiedlichste Mütter. Die einen sind die wirklich eher so konservativ und auch sehr impfkritisch. Und dann gibt es auch jene, die mehr so aus diesem Ökodenken kommen und sagen, es sind so viele chemische Stoffe in unserem Lebensmittel drin. Wahrscheinlich, wenn man diese Gruppe genau untersuchen würde, hätte ich dann verdacht, dass diese Morms gar nicht alle zu 100 Prozent die gleichen Ansichten haben.

Sie haben aber die Wahrnehmung eines gleichen Außenfeins. Nämlich ein System, das nicht gut genug war, das nicht genug die Kinder gegen ungesunde Dinge schützt, die einen meinen darunter Impfungen, die anderen verstehen darunter irgendwelche Sachen im Essen sozusagen. Und da ist es eben auch basiert, dass zum Teil Leute, die aus dem linken Spektrum sind, auch gekippt sind. Also jetzt eben bei Trump angedockt haben. Das heißt, die Ideologien sind grundsätzlich durchaus unterschiedlich,

aber es gibt einen gemeinsamen Feind, wieso oft? Verstehe ich dich da richtig? Genau. Und warum eignen sich rechtspopulistische Akteure so besonders gut dafür? Und jetzt nehm' ich mal den Trump-Mit in diese Liste rein. Weil ein Wesensmerkmal des Rechtspopulismus ist eine Elitenkritik. Und in ganz vielen dieser Erzählungen ist die Geschichte drin. Der Staat schützt euch nicht vor bösen Lebensmittelkonzernen zum Beispiel oder vor bösen Impfungen.

Oder die Wissenschaft würde in Wirklichkeit was Böses mit den Impfungen machen. Und es ist eine Erzählung, die auch sehr gut an diesem großen Betrug aufbaut, dass die Elite sich angeblich gegen das Volk verschworen hätte. Das ist so eine Erzählung im europäischen Rechtspopulismus. Oder von Donald Trump mit dem Deep State, der ja auch in so eine Richtung geht.

Also das heißt, diese sehr auch vorurteilsaften oder auch bis hin zu verschwörungsaffinen Erzählungen in dem Ganzen, da können rechte Akteure gut anknüpfen mit ihren Zusatzerzählungen dann. Es gibt zum Beispiel die Wani Hari. Das ist so eine Influencerin, die seit Langem sich gegen so chemische Zusatzstoffe im Essen einsetzt. Und auch nicht immer wahnsinnig wissenschaftsbasiert dabei auftritt, aber die kommt eigentlich aus dem linken Spektrum. Die war eine Demokratin.

Und die hat einen totalen New Turn gemacht und sitzt jetzt mit am Tisch, wenn im Weißen Haus der MAHA Report diskutiert wird. Warum ist das wichtig? Weil man sieht, dass hier auch Leute reingeholt werden, die eine Plattform haben, die nicht rein rechte Leute anspricht. Also es ist für die Reichweite wichtig. Aber die große Frage ist natürlich, ob die am Ende zufrieden sein werden oder ob das sich auf lange Sicht ausgeht.

Weil zum Beispiel so ein strenger Gursch gegen Lebensmittelkonzerne. Darüber kann man ja durchaus diskutieren. Die USA erlauben viel mehr Zusatzstoffe aus wie in Europa. Also da könnte man ja durchaus sagen, da gäbe es Grund, dass die USA auch was verändern könnte. Aber ist eine Regierung von Donald Trump wirklich geeignet, solchen Unternehmen streng auf die Finger zu schauen? Wird das rauskommen, was sich manche MAHA Morms erwünscht? Das werden wir sehen.

Also wenn man sagt, die MAHA Morms wollen sich für die Gesundheit der Menschen und der Kinder in den USA einsetzen, muss man sagen, gibt es derzeit eher Aktionen dieser Regierung, die die Gesundheit womöglich verschlechtern könnten. Zum Beispiel bei der FDA, der Food and Drug Administration, wurden 3.500 Leute gekündigt.

Und die Sorge ist zum Beispiel, dass Krankheiten, die über das Essen, über schlecht gelagertes Essen, versreuchtes Essen, kontaminiertes Essen verbreitet wird, dass das jetzt schlechter rausgefunden wird. Also am Papier versucht MAHA zu suggerieren, wir machen jetzt Amerika gesünder, aber die tatsächlichen Schritte, die ergriffen worden sind, stehen durchaus im Kontrast dazu.

Es wäre wahrscheinlich naiv zu fragen, ob dieses Vorgehen der US-Regierung das ja, wie du bereits geschildert hast, im Kontrast zu dem steht, was diese MAHA Morms wollen, ob das irgendeinen Effekt auf dich hat, wahrscheinlich nicht, oder? Das weiß ich nicht. Ich gebe ein Beispiel.

Die Erwände von Wani Harion, die eins demokratisch war und jetzt sich hinter die Trump-Regierung hier stellt, sozusagen anscheinend zumindest sagen, dass Medienberichte, die war sehr dess illusioniert, weil Obama sich auch rund um das Essen und das Thema Gesundheit in Lebensmitteln eingesetzt hat. Und sie, anscheinend der Meinung war, da ist nicht genug passiert. Das heißt, die hat sich von den Demokraten und Demokratinnen abgewandt, auch aus einer Enttäuschung womöglich.

Wenn die immer so ist, kann es sein, dass sie sich doch in Zukunft abwandt. Also ich weiß nicht, ob alle Akteurinnen in dieser Szene dabei bleiben, aber zur Frage zurück. Die Gefahr ist natürlich, dass Leute auch sich ein bisschen einlohlen lassen. Zum Beispiel über Sichtbarkeit, die sie bekommen.

Das ist zu früh zu sagen, ob dieses MAHA auf dem Movement sich halten kann, wenn ich so ein Movement habe, das eigentlich in sich selbst widersprüchlich ist, wo vielleicht auch gar nicht so viel erreicht wird. Hilf, wenn ich immer kommuniziere, ich habe einen starken Außenfeind. Also selbst wenn zum Beispiel Trump nicht viel erreicht aus ihrer Sicht, dass sie sagen können, ja, das ist, weil der Deep State noch immer nicht gut genug abgebaut worden ist.

Also es kann auch solche Verteidigungsmöglichkeiten geben. Wir müssen auch ganz kurz über den Einfluss von Social Media sprechen. Ich gehe mal davon aus, als wir hier einen Zusammenhang geben, Impfverschwörungstheorien oder auch was Ernährung betrifft, gab es ja auch schon lange vor Facebook und Co. Aber hat wahrscheinlich dem Ganzen nochmal einen Boost gegeben, oder?

Genau, wenn man sich anschaut, was hat zum Wahlerfolg von Donald Trump dieses Mal beigetragen, dann ist ja ein Analyse, dass die Breite der Influencer und Influencerinnen, die letztlich ihm wohl geholfen haben, eine Rolle spielte. Und da geht es um so Leute wie Joe Rogan, seinen Podcast, aber da geht es auch um so selbstanandekesundheitsinfluencerinnen, die plötzlich in dieses MAHA-Movement mit angedockt sind.

Das heißt, ich habe auf Social Media auch im deutschsprüngeren Raum eine Gesundheitsszene oder eine selbst erklärte Gesundheitsszene, von der ein Teil sehr wissenschaftsfern ist. Um nicht zu sagen esoterisch oder zu tiefsproblematisch. Und diese Szene ist aber erfolgreich. Wir unterhalten uns über politische Themen. Viele Menschen da draußen nutzen auf Social Media lieber unpolitische Themen.

Die wollen unterhaltsame Videos sehen, die wollen vielleicht Lebens-Tipps bekommen oder Tipps für Ernährung. Sehr gutes Recht. Genau, nur da ist eben in diesem Gesundheitsbereich diese Achse zur Politik sehr schnell, weil z.B. über Wissenschaftsfeindlichkeit komme ich auch sehr schnell in gewisse populistische Strömungen hinein. Esoterische Vorstellungen sind manchmal auch im Wesensmerkmal schon rechts.

Wenn ich sehr schwierige Ansichten da mitteile, geht es manchmal in die Richtung, Krankheit entsteht nicht durch Viren oder andere Sachen, sondern Krankheiten entsteht durch falsche Einstellungen. Du musst nur deinen Denken verändern, dann wirst du gesund. Das sind dann so extreme Beispiele in diesen Feldern. Wo du aber so den Denken hast, der Starke muss noch richtig denken, wird automatisch gesund durch sein Willen und sein richtiges Verhalten, sein richtiges Denken.

Vorhin gegen Verkrankung ist es ein bisschen selber schuld. Das geht doch zurück bis eigentlich in die Zeit der Nationalsozialisten. Das ist ja quasi der starke Körper, der braucht. Diese Abwehrmechanismen von außen gar nicht ersetzt sich selber durch. Und die Schwachen, die unarischen vielleicht, die sollen sowieso sterben. Genau, das ist diese... Und da ist es wichtig, in der Esoterik gibt es ein breites Spektrum. Das ist natürlich nicht überall so stark ausgeprägt.

Natürlich. Aber es gibt so Unterstufen, die sehr stark in so ein rechtes Denken anknüpfen und darum ist so die Gefahr, dass Leute mit Smoothies anfangen. Also wir sind davon, wie machst du dir deinen gesunden Smoothie? Und am Ende landest du in einer sehr menschenfeindlichen Ideologie. Das ist jetzt ein Extrembeispiel. Die meisten schaffen es nur, bei dem Smoothies zu bleiben. Aber Trump ist es gelungen, in dieses Gesundheitsspektrum hineinzukommen.

Und dieses Gesundheitsspektrum ist auch ambivalent, weil da gibt es jene, die mehr so aus einer Konzernkritik stammen. Also die sagen, Nestle macht das und das schlecht oder sich mit einzelnen Unternehmen anlegen. Die kann mehr so diesen Öko und auch Antikonzernfokus. Und dann gibt es jene, die haben diesen Gesundheitsblick mehr so aus einem traditionellen Familienbild. Die Frau ist zu Hause und passt auf die Kinder und auf die Handeln auf.

Und muss immer vorsichtig sein, das ist nicht so eine homogene Gruppe. Aber in dieser homogenen Gruppe sind jetzt einige Influencerinnen mit reingegangen. Also zu deiner Frage zurück. Dieses Gesundheitsspektrum hat Anknüpfungsmomente auch ins Rechte denken. Und Trump hat es über Alf K. Junior, sein Gesundheitsminister, geschafft, die stärker zu sich zu holen und zur Frage Social Media.

Natürlich haben auch die impfkritischen Personen und die wirklich impfeindlichen Personen auf Social Media erstklassige Karten, weil sie so extrem alarmieren können, weil sie Menschen Angst machen und weil sie vielleicht auch Wut auslösen. Im Sinne von, ich kann gar nicht glauben das, weil sehr viele Falschmeldungen erwecken, falsche Ängste und Sorgen auch Feindbilder.

Und diese starke Emotionalität, die begünstigt zum Beispiel Viralität, die begünstigt, dass Leute das dann teilen, dass sie darüber reden, dass sie es kommentieren. Das heißt, all solche Faktoren können ihre Reichweite solcher Botschaften pushen. Wenn du hingegen einen Arzt, eine Ärztin hast, die in die Kamera spricht und sagt, die Impfung gegen Maßnahmen ist sehr wichtig, weil ist die Gefahr, dass die ersten fünf Sekunden schon mal viel weniger präsant sind.

Also das heißt, diese Präsanz in falschen Behauptungen rund um Impfungen und andere medizinische Vorgänge hat einen gewissen Reichweitenvorteil meines Erachtens. Was ich interessant finde, dass jetzt gerade sehr gut skizziert, wie divers diese Gruppe ist, dass das eben kein starrer Monolith ist und die alle in dieselbe Richtung schauen. Ich gehe mal davon aus, das macht es auch umso schwerer, diese Gruppen anzusprechen und dazu irgendwie wieder rauszuholen.

Wir wollen es trotzdem zumindest in der Theorie durchbesprechen, ist das überhaupt noch möglich oder sind diese Leute tatsächlich zu einem Teil auch zumindest ideologisch verloren? Ich finde, wenn ich mit Leuten rede, wo ich merke, die sehen einen Teil wirklich ganz anders, aber es gibt dann auch Punkte, wo ich die Bedenken teilen kann. Genau das betonen, Gemeinsamkeiten betonen. Ich gebe ein Beispiel zu diesem Trump-Affinen-Maha-Lager.

Da gibt es jene, die kommen total aus der Impf-Skepsis, Impf-Ablehnung und jene, die kommen mehr aus der Sorge rund um Essen und Lachse-Regulierung in den USA. Und ich muss ehrlich sagen, mit diesem Thema kann ich sehr viel anfangen, weil in der EU sind viele Zusatzstoffe de facto verboten. Die EU hat viel strengere Regeln, was Essen betrifft in mancherlei Hinsicht.

Da würde ich dann, wenn ich mit jemandem diskutiere, zuerst das gemeinsame Beton, dass ich zum Beispiel zustimme, dass die große Frage ist, ob die USA nicht mehr Regeln einführen sollte. Ob da zu viel erlaubt ist, wo es Bedenken gibt, um was es ich, krebserregende Wirkung, andere Fragen. Also, dass man mal das gemeinsame betont und dann erst auf die schwierigen Sachen hingeht.

Indem ich nämlich eine Gemeinsamkeit betone, mache ich es manchmal leichter, auch den Punkt dann zu besprechen, wo man ihm nicht einer Meinung ist. Wenn ich aber hingegen von vornherein sage, ist jetzt alle doof oder noch unfreundliche Worte benutze, natürlich wird die Person sich schwer tun. Das Gleiche beim Thema Impfungen. Im impskeptischen Lager habe ich eigentlich ein Spektrum von Leuten, die verunsichert sind, bis hin zu Leuten, die wirklich massiv Impfungen insgesamt ablehnen.

Und das Gute ist, dass viele mehr in diesem niedrigschwelligeren Bereich drin sind, dass sie Sorgen haben. Und da kann man oft durchaus was bewirken, nämlich, dass man jetzt nicht gleich immer den Druck aufbaut und sagt, du musst jetzt in der Sekunde dich impfen lassen oder den Kind impfen lassen, sondern dass ich sage, aha, ich merke, dass sie sich mit dem Thema viel auseinandersetzen, dass ihnen das sehr wichtig ist.

Ich muss sagen, was mich sehr beschäftigt, warum ich zum Beispiel finde, dass Impfungen sehr wichtig sind, ist, dass zum Beispiel Masern oft verharmlost wird. Also, wenn ein Kind Masern bekommt, dann ist nicht nur Masern oft eine unangenehme und teilweise extrem gefährliche Krankheit, sondern es wird auch sozusagen das Immungedächtnis ausgeschaltet. Nach einer Maserninfektion ist man deutlich anfälliger für andere Krankheiten. Und das finde ich einfach wichtig.

Und dann lass ich es liegen und schaue, ob die Person weiter diskutieren will, weil es ist ein Argument, das eine andere Sichtweise fördert. Und wenn Leute umdenken, ist mein Eindruck, denken sie oft nicht in der Sekunde um. Also, ich gehe nicht in ein Gespräch, um 15 Minuten später meine Meinung geändert zu haben, tut ja niemand.

Aber wenn ich sage einfach, dass es für mich ein wichtiges Argument und ich merke, dass du, dass sie andere Überzeugungen haben, aber ich möchte das zu sagen und wir können uns ja austauschen, dann kann man warten, vielleicht, wenn man das nächste Mal die Person sieht, sagt sie, ich habe darüber nachgedacht und dann widerspricht sie oder sagt, finde ich eigentlich auch ganz nachvollziehbar. Also, nicht immer in der Sekunde erwarten, dass Leute die Meinung ändern.

Weil manchmal ändern Leute die Meinung. Aber ich glaube, auch bei mir, wenn ich die Meinung ändere, ist das manchmal ein Prozess, dass ich eine Zeit lang brauche, um die Argumente zu verdauen. Also, nicht zu viel erwarten, Gemeinsamkeiten betonen, sich auch stark überlegen, nicht nur was sagt die Gegenseite, sondern was sind denn eigentlich starke Argumente in meine Richtung?

Wenn das so etwas ist, dass Leute verunsichert, dann ist die Gefahr, dass die Erzählung sehr viel wirkmächtiger ist, als gut zuspringen, du solltest dich impfen lassen. Was Ärzte, Ärztinnen zum Beispiel, tun können, ist, dass sie merken, ich merke, sie beschäftigen sich total damit. Ihnen ist das wichtig und Ihnen ist auch wichtig, dass sie ihr Kind schützen und mir da einmal eine Kinderärztin erzählt.

Sie kommt immer mit Studie, mit Daten, aber sie hat irgendwann auch angefangen, zu sagen, und wissen Sie, ich bin selbst Mutter, und ich habe meine Kinder das, das und das geimpft. Ebenso signalisieren, sie steht auch dahinter. Das kann man natürlich nicht im jeden Fall, weil man kann nicht lügen, wenn man kein Kind hat, sagt man das nicht behaupten.

Aber es gibt so Methoden, das sich der anderen Person ein bisschen leichter macht, das zu verkraften, dass man widerspricht, oder dass man andere Argumente bringt. Und dann eben, dass ich nicht nur davon fremdgesteuert bin, welche falschen Gerüchte kommen, sondern dass ich dann sage, was wichtig ist.

Weil leider manchmal Leute auch Kinder nicht impfen lassen, weil sie so viel Angst vor angeblichen Schattenseiten der Impfung haben, aber nicht genügend sich mit der Frage beschäftigt haben, wie wirkt sich denn die Krankheit aus? Dass ich eigentlich sage, warum gibt es die Impfung, weil die Krankheit so schrecklich ist. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, falls Sie sich jetzt Fragen zum Thema Kinderlehmung, wie das denn damals war, fragen Sie am besten ein etwas älteres Familienmitglied.

Fast jeder hat in seiner Familie vielleicht ein oder zwei Geschichten aus dem Heimatdorf, wo ein Bewohner durch Krankheiten eben wie die Kinderlehmung sein liebenlang leiden musste. Ingrid, vielleicht abschließend noch.

Ich würde zwar irgendwie gern auf dieser positiven Note enden, die du jetzt begonnen hast, wo wir ein bisschen darüber gesprochen haben, wie man quasi mit Menschen spricht und sie vielleicht auch überzeugen kann, beziehungsweise ja in einem gewissen Prozess zum Nachdenken anregen kann. Aber bringt das überhaupt was?

Denn natürlich, du kannst mit Leuten sprechen, ich kann mit Leuten sprechen, wir können das alle ein bisschen tun, das sind Einzelpersonen, aber wir haben in den USA beispielsweise, aber auch in anderen Ländern, Präsidenten, hinter denen ein riesengroßer Machtapparat, ein riesengroßer PR-Maschine steht, die deutlich mehr Einfluss haben, als wir höchstwahrscheinlich in einem globalen Spektrum gesprochen. Ist dieser Kampf nicht schon längst verloren?

Es ist derzeit tatsächlich trister als noch vor, sagen wir, fünf Jahren. Speziell, dass Donald Trump die Wahl gewonnen hat und als Gesundheitsminister einen Mann hat, der so Impfgegnerisch auftritt, führt zur Sorge, dass dort auch unredlich von staatlicher Seite in Zukunft Berichte publiziert werden.

Allein der MAHA-Bericht, also dieser erste große Bericht, der vorgelegt worden ist, ist ja prompt damit aufgefallen, dass die nicht nur Studien verzehrt und falsch wiedergegeben haben, das war auch drinnen. Sie haben auch Studien drin gehabt, die es nicht gibt. Also da war der Verdacht, dass das mit KI geschrieben wurde und nicht genügend überprüft worden ist.

Die offizielle Erklärung des Weißenhauses ist jetzt, dass da irgendwelche Formatierungsfehler passiert sein, wie ein Formatierungsfehler dazu führt, dass eine Studie nicht existiert, zitiert wird, muss man mir erst erklären. Wie hat mit dem verschobenen Absatz noch nie eine Studie erfunden? Ich meine, passiert den besten. Ich finde, sie tun sich selbst beim Finden von Ausreden nicht von derlich viel Arbeit an, ehrlich gesagt, mit dem Verfassen von Berichten auch nicht.

Aber das ist eine Katastrophe, nämlich aus zweierlei Hinsicht. In der Untersuchung zum Thema Fehlinformation ist auch ein Faktor Führungsfiguren bis hin zu staatlichen Einrichtungen. Und je mehr Vertrauen jemand in einer Community genießt oder sogar so ein Standing hat, das ist der Staat. Und der fangt an, falsch zu kommunizieren oder Dinge nicht genügend zu betonen, dann hat das eine größere Wirkung.

Und das zweite große Problem ist, dass haben wir nicht so angerissen ist, natürlich die massiven Forschungskürzungen, die in den USA passieren, über ganz viele Felder übrigens hinweg nicht nur die typischen Feindwilder. Da ist auch die Gefahr, dass wertvolle Forschung verschwindet. Und ich nicht glaube, dass wir das in Europa 1 zu 1 ausgleichen werden. Zur Frage zurück.

Speziell für die USA steht eine, glaube ich, sehr dunkle Zeit, bevor auf vielen Ebenen, aber auch in diesem Gesundheitsspektrum. Und auch wir in Europa werden wahrscheinlich darunter leiden, weil zum Beispiel ein Teil der Forschung wegfällt, weil dieses Impfgegnerische Lager auch total angetrieben wird durch so ein Gesundheitsminister.

Die eine Chance, die ich sehe, ist, dass manchmal, wenn was so ganz offensichtlich falsch wird, es auch wieder die Chance gibt, dass ein Teil der Leute merken, wie schrecklich das ist. Dass zum Beispiel in Texas ein Kind stirbt an Masern von einer Familie, die Partu gegen Impfungen ist. Das sagt schon was aus. Das ist schrecklich. Also ich würde mir wünschen, dass wir lernen, bevor solche Vorfälle passieren.

Aber ich glaube, dass man vielleicht manchmal erst lernt, wenn es wirklich sehr schlimm wird. Ingrid, vielen Dank. Gerne. Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat und Sie die kritische und unabhängige Berichterstattung des Standards unterstützen möchten, geht das als Abonnentin oder mit einem einmaligen Unterstützungsbeitrag schon ob 3 Euro. Alle Infos unter abo.derstandards.at und meine Kollegin Florentina Ebner hat jetzt noch die Kurzmeldungen für Sie.

Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens. Israel und Iran setzen ihre wechselseitigen Angriffe fort. Nach Angaben Israels sind bei nächtlichen Angriffen auf den Iran Produktionsanlagen für Zentrifugen und Waffen getroffen worden. Israel habe mehr als 50 Kampfflugzeuge im Raum Teheran eingesetzt. Angesichts der Angriffe fliehen tausende Menschen aus Teheran und anderen großen iranischen Städten.

Der Iran wiederum meldet, Hyperschallraketen gegen Israel eingesetzt zu haben. Für den weiteren Kriegsverlauf ist entscheidend, wie sich die USA verhalten. Bisher unterstützt das US-Militär Israel bei der Verteidigung, will sich aber nicht direkt in den Konflikt mit dem Iran einmischen. Zweitens. Nach dem Amokloff in Graz verschärft die Regierung das Waffengesetz.

Werden bei der Stellung oder anderswo psychologische Auffälligkeiten festgestellt, wird der Person künftig ein Waffenverbot auferlegt. Voraussetzungen für eine Waffenbesitzkarte sind waffenpsychologische Gutachten. Diese sollen überarbeitet, ausgeweitet und verschärft werden, etwa durch ein verpflichtendes, mehrstufiges Anamnesegespräch. Das Mindestalter für den Waffenerwerb wird mit wenigen Ausnahmen auf 25 Jahre angehoben.

Und die Waffenbesitzkarte soll auf acht Jahre befristet werden. Drittens. Die Bundesregierung einigt sich heute auf die Überwachung von Messengerdiensten im Falle einer konkreten Gefährdung. Die Verhandlungen dazu waren langwierig. Zwischenzeitlich droht das Projekt, an den Nios zu scheitern. Nios-Chefin und Außenministerin Beate Meinl Reisinger betont, es gehe um gezielte Überwachung mit starker parlamentarischer Kontrolle und klaren Konsequenzen beim Missbrauch.

Alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen lesen Sie wie immer auf der Standard.at. Falls Sie Feedback oder Themenverschläge haben, schicken Sie diese gerne an [email protected]. Das Gespräch hat mein Kollege Daniel Retschitz-Egger geführt. Ich bin Florentina Ebner. Danke fürs Zuhören, Baba, und bis zum nächsten Mal.

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