Der Angriff auf die Gleichberechtigung - podcast episode cover

Der Angriff auf die Gleichberechtigung

Jun 28, 202524 min
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Der Juni ist traditionell Pride Month. In gewöhnlicheren Zeiten färben große Unternehmen ihre Logos um, um zumindest symbolisch ein Zeichen für mehr Gleichberechtigung zu setzen. US-Präsident Donald Trump jedoch fährt einen gänzlich anderen Kurs. Er setzt Unternehmen in den USA und weltweit unter Druck, ihre Bemühungen zurückzufahren. Wie ernst war es den Firmen also je mit ihrem Bestreben, und wie bedroht sind benachteiligte Gruppen und Minderheiten unter der neuen Weltordnung? Darüber sprechen Beate Hausbichler, Leiterin von dieStandard.at, und Melanie Raidl, Redakteurin im Karriere-Ressort des STANDARD.

Transcript

Ich bin Daniel Retschitz-Ecker, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard. Der Juni geht bald zu Ende und damit auch der Pride-Monat. Normalerweise eine Zeit, in der Firmenlogos weltweit bunt werden und sich große Unternehmen als Vorkämpfer für die Gleichberechtigung ins Szene setzen. Doch dieses Mal scheint die Stimmung anders. US-Präsident Donald Trump setzt Firmen weltweit unter Druck, ihre Bestrebungen für mehr Gleichberechtigung aufzugeben.

Und viele kommen dem auch nach. Wir sprechen über die Situation der Korean Community im Jahr 2025 am heutigen Christopher Street Day. Und wir stellen auch die Frage, war es das jetzt mit der Gleichberechtigung? Melanie Reidel aus der Standard-Karriere und Berthe Hausbüchler, du leitest die Standard. Trump hat kurz nach seinem Amtsantritt gleich ein Dekret unterschrieben, dass Gegeninitiativen für mehr Diversität in Unternehmen gilt. Gibt es da schon irgendwelche Auswirkungen?

Können wir da schon irgendwas spüren von diesem Vorhaben von Donald Trump? Ja, also es gibt auf jeden Fall eine Auswirkung global. Man sieht vor allem bei größeren Konzernen, dass sie globale Diversitätsziele zurückgefahren haben bzw. umformuliert haben. Und zum Beispiel bei SAP, dem globalen Softwarekonzern, wurde die globale Frauenquote abgeschafft

und generell einfach Diversitätsziele zurückgefahren in Deutschland bzw. Österreich kommuniziert der Konzern, dass sie trotzdem auf Diversität schauen, dass sie sich lokal an die Gesetze halten. Es ist aber ein gewisses Zurückfahren zu spüren. Auch bei den Pharmakonzernen Novates und Roche haben sie die Diversitätsziele nicht mehr als Ziele formuliert, sondern eher so eine Art Inklusion und Sicherheit für Mitarbeitende umgeschrieben.

Das zeigt natürlich auch, dass sie sich ein bisschen dem Trump-Antivoke auch beugen. Bemerkt man das auch schon bei österreichischen Unternehmen in irgendeiner Form? Wir wissen ja, dass Trump auch eben ausländischen Konzernen angedroht hat. Wenn ihr bei uns verkaufen wollt, dann müsst ihr euch quasi an unsere Antivoke-Regeln halten.

Ich habe zum Beispiel bei Accenture nachgefragt, da kam nämlich durch Medienberichte heraus, dass die CEO in einem Memo gesagt habe, dass sie die Diversitätsziele erst mal pausieren. Und ich habe dabei Accenture Österreich nachgefragt, da bekam ich nur eine allgemeine Antwort, dass weiterhin auf Diversität, Inklusion und so weiter geachtet wird.

Also man merkt vielleicht jetzt nicht so einen starken Rückzug wie jetzt global, aber zum Beispiel kann man das jetzt auch bei der Vienna Pride sehen. Dieses Jahr, dass es weniger Sponsoren gibt, das haben sich einige Firmen zurückgezogen und auch zum Beispiel bei der Berliner Pride ist ein großes Budget auch da. Die Vienna Pride hat jetzt auch etwas weniger Geld.

Das zeigt natürlich auch, dass Firmen da jetzt nicht mehr so einen großen Wert darauf legen, wie sie es davor vielleicht gemacht haben. Andererseits muss man auch sagen, dass man das bei einigen Firmen nicht so bemerkt. Die erste Bank zum Beispiel, die sich ja auch immer sehr groß die Diversität und den Regenbogen anhäftet, scheint da überhaupt nichts verändert zu haben. Also es finden immer noch weiter Events statt zum Thema queere Sichtbarkeit.

Und ich habe auch mit jemandem zum Beispiel vom BFI Wien gesprochen, der hat auch noch sehr, sehr viel zu tun, sagt er und es finden weiterhin so Art queere Spaziergänge, queeres Picnic, Seminare zum Thema Trans, zum Beispiel Stadt. Also einerseits sieht man hin und wieder also weniger Geld, dass Unternehmen auch Sponsoren in die Richtung, aber bei manchen Unternehmen scheint sich auch nichts verändert zu haben. Wo kommt das eigentlich grundsätzlich her?

Dieses Schauen auf Gleichberechtigung und Diversität, also seit wann ist das bei Unternehmen überhaupt ein Thema, gab es da einen Auslöser, gab es da eine gewisse Entwicklung, seit wann ist nicht mehr der einzige Stein im Unternehmen, der jenige, der beim Chef am öftesten Golf spielt und der eigentlich in 100% der Fälle ein Mann war?

Na ja, grundsätzlich liegen die Wurzeln von Diversity Management ja bei emanzipatorischen Bewegungen, wie der Bürgerrechtsbewegung und dem Feminismus und somit eigentlich schon in den 1960er Jahren, vor allem in den USA und vor allem aus die Bürgerrechtsbewegung anbelangt.

In Europa ist Diversity Management etwa seit den 1990er Jahren ein Thema, wobei man sagen muss nicht unbedingt aus hohen Gleichberechtigungsansprüchen heraus, sondern einerseits, wenn man gesehen hat, es ist auch durchaus im ökonomischen Indice eines Unternehmens, dass man verschiedene Zielgruppen anspricht, nicht nur die Gruppe von Menschen, die in den eigenen Chefetagen sitzen, nämlich weise Männer, 40+ sondern dass man gesehen hat, es ist wichtig einfach

verschiedenste Gruppen zu adressieren und man hat auch gesehen, Studien haben immer wieder gezeigt, dass doch mischte Gruppen durchaus auch effizienter sind. Was ein weiterer wichtiger Grund ist, warum das Unternehmen gemacht haben, ist, dass es einfach in den verschiedensten Ländern Antidiskriminierungsgesetze gegeben hat ab den späten 70ern und 80er Jahren, dass es Gleichbehandlungsgesetze gab und dass sich danach auch Unternehmen richten mussten.

Aber sind das tatsächlich Verbesserungen für die betroffenen Personen oder wie stark waren die oder kann man das bei vielen Unternehmen auch in die Kategorie PR-Stand einordnen?

Es ist beides, also man müsste immer jedes Unternehmen im Einzelfall anschauen, aber es ist durchaus beides, also wie ich schon gesagt habe, es geht einfach wirklich um die Erschließung von immer mehr Zielgruppen und es hat auch eine gewisse Symbolik, also Symbolpolitik ist ja eigentlich immer negativ behaftet, aber natürlich ist es für queere Menschen, für Frauen, für Bibel auf Kalle schön und wichtig und wünschenswert, wenn sie in Unternehmens,

Kulturen oder auch in Werbungen oder Kampagnen vorkommen.

Das ist das eine, das andere ist aber, dass man sich eben auch die interne Firmenpolitik anschauen muss, weil neben der Symbolpolitik gebe es ja zahllose Maßnahmen, die man setzen könnte als Unternehmen, wo Diversität viel effizienter und schneller umgesetzt werden könnte, beispielsweise mit Betriebskindergärten oder wirklich mit verpflichtenden Quoten bei den Einstellungsgesprächen, das sind ja alles Maßnahmen, die man sich freiwillig setzen

könnte oder wie schaut die Meetingkultur in einem Unternehmen aus, gibt es eine halbwegs gender-sensible Moderation bei Sitzungen, finden wichtige Meetings nach 17 Uhr statt, also was ja auch für Menschen mit Kinderbetreuungspflichten mitunter sehr schwierig ist. Also wenn man diese ganzen Themen anschaut, dann sieht es oft in ein und demselben Unternehmen, das nach außen hin sehr divers und bunt und sehr aufgeschlossen erscheint dann nicht mehr so gut aus.

Also es ist auch so, ich habe in Gesprächen mit Betroffenen auch gemerkt, dass sie eventuell in Unternehmen sind, wo es auch Workshops zum Beispiel zum Thema queere Rechte gibt oder sowas in der Art, aber dass sie häufig damit konfrontiert sind, dass sie unangebrachte Kommentare bekommen oder ihr Style kommentiert wird zum Beispiel und das für die Betroffenen oft sehr unangenehm ist und sie das Gefühl haben, sie müssen sich für ihr Aussehen oder

für ihre Einstellung rechtfertigen und deswegen ist da oft der Wunsch da, dass weniger dieses Marketing nach außen und dieses Regenbogenlogo da ist und mehr die Achtsamkeit da ist, dass man gewisse Kommentare einfach nicht tätigen sollte und auch dass es sehr viele unterschiedliche einfach Lebensrealitäten gibt, weil es gibt ja nicht nur schwule Personen, es gibt nicht nur lesbische Personen, es gibt auch Transpersonen, es gibt auch asexuelle Personen, auch bisexuelle

Personen, also es gibt ja sehr viele verschiedene Lebensrealitäten und der Wunsch ist da, man muss da jetzt nicht jedes Mal irgendwie kommentieren und seine Meinung dazu äußern, sozusagen nur weil jemand einen pinken Anzug trägt, aber ein Mann ist oder gibt ja verschiedene solche Fälle.

Ich finde es ganz interessant, was Berate vor auch gesagt hat dieses Erschließen von mehreren Zielgruppen, mehreren Personen, die jetzt eben nicht nur Männer über 40 sind und meistens auch weiß, ist es nicht auch für Unternehmen an sich sowieso sinnvoll, so viel Brainpower wie möglich, blöd gesagt anzuzapfen, denn man lässt ja auch möglicherweise sehr viele talentierte Leute liegen, die vielleicht einfach nicht den Schema passen.

Ja, also das ist definitiv so, das hat die Gleichbehandlungsanwaltschaft gesagt, dass zum Beispiel bei Transpersonen, während der Transition, dass sie sich da nicht verstanden fühlen oder der Arbeitgeber das vielleicht nicht so unterstützt, wie sie es gerne hätten und das dann oft auch gekündigt wird und für Unternehmen geht da natürlich eine talentierte Fachkraft verloren. Da kann man schon sagen, vielleicht verliert man da jemanden, der eine große Bereicherung

war für das Unternehmen bzw. sind die Personen eine große Bereicherung für das Unternehmen und das ist dann halt natürlich sehr schade, wenn jemand kündigt, weil er sich unverstanden fühlt. Das ist ein Punkt, den hast du vorhin schon ganz kurz angesprochen und das ist ja im öffentlichen Diskurs auch in der Politik immer ein Reizthema, nämlich die sogenannten Quoten. Erklär uns nochmal ganz kurz, was deren Ziel sind und warum das auch immer wieder so aufregt.

Ja genau, das Reizthema, das hast du schon ganz gut so benannt, es ist es tatsächlich nach wie vor, obwohl es das schon eigentlich seit vielen Jahrzehnten gibt, das ist eben mitunter teilweise eine verpflichtende, aber für private Unternehmen oft eine freiwillige Maßnahme, um eine bessere Durchmischung in Teams, vor allem aber auch in Führungspositionen, in den Cheffetagen, in Aufsichtsräten zusammenzubekommen, weil man einfach gesehen hat, dass das von allein

also einfach so die gute Absicht oft nicht reicht und das regt insofern deshalb oft auf, weil es oft falsch interpretiert wird, das heißt dann gerne, naja, diese Frau hat diesen

Job bekommen, weil es ja eine Frau ist. Das ist ein sehr häufiges Missverständnis, aber eine Quotenregelung sieht immer vor, bei gleicher Qualifikation wird die Person x y genommen, also wird vielleicht eben eine Frau genommen oder eine behinderte Person genommen oder jemanden mit nicht weißer Hautfarbe genommen, das betrifft die verschiedenste Minderheiten

oder diskriminierte Gruppen. Also es geht immer bei gleicher Qualifikation, dann kann es im Einzelfall dann natürlich wirklich der Fall sein, wenn ein Unternehmen sich zu einer Quote auferlegt, dass wenn eine Frau sich bewirbt und ein Mann sich bewirbt und die tatsächlich gleiche Qualifikationen haben, dass man entlang so einer Quotenregelung dann

die Frau nimmt, in dem Fall hätte ein Mann das nachsehen. Und darin liegt eben die große Empörung, dass so etwas wie Geschlecht oder auch sexuelle Orientierung womöglich ein Grund für eine Stellenbesetzung sein könnte. Was insofern die Situation falsch darlegt, weil ja auch der Faktor Mann sehr, sehr viele Jahre ein Ausschlaggebender Faktor für

Stellenbesetzungen war. Es regt auch deshalb auf, weil man immer sagt, na ja letztendlich muss nur die was auch ein sehr naiv Verzugang ist, weil wir wissen aus Studien das Führungskräfte zum Beispiel dazu neigen, eher Leute einzustellen, die ihnen selbst sehr ähnlich sind. Also die eben das gleiche

Geschlecht haben, die gleiche sexuelle Orientierung haben, den gleichen sozialen Hintergrund. Also insofern, das weiß man alles, dass diese sehr tiefliegenden und versteckten Formen der Diskriminierung und der Reproduktion der immer gleichen Gruppen, dass die sehr stark wirken und damit kann man mit Quotenregelungen etwas verschieben. Dann kommen wir zum Kern unseres Gesprächs, nämlich dazu,

warum und wie Rechtspopulisten auf der ganzen Welt Gleichberechtigung verteufeln. Sie nennen das immer dann "Woke", das ist ja inzwischen in den USA allen voran ja ein Kampfbegriff vom US-Präsidenten selbst, der am laufenden Band verwendet wird und damit eben Stimmung gemacht wird, warum eigentlich? Was ist der Grund, warum das auf einmal so ein großes Thema ist? Es ist eigentlich nicht auf einmal ein großes Thema, sehr wohl unter dem Begriff "Woke", wie du jetzt gesagt hast,

aber im Prinzip ist es eine neue Auflage des "Political Correctness Discourses". In den letzten Jahren ist das Ganze aber unter "Woke" oder "Wokeness" verhandelt worden und das ergibt sich einfach daraus, dass rechte Politiker*innen oder auch Konservative letztendlich in den allermeisten Fällen keine Interesse haben, dass sie Minderheitenrechte einräumen, dass sie eben für Quotenregelungen einstehen, dass sie ganz grob gesagt, dass sie grundsätzlich eher die bestehenden

Machtverhältnisse bewahren oder womöglich noch verschärfen wollen. Und das ist in den letzten Jahren wahnsinnig gut gelungen, dass man hier so eine Erzählung installiert hat, wonach Minderheiten oder auch Frauen mit ihren Forderungen, die angeblich sehr überspannt sind, die Mehrheitsgesellschaft

überrollen würde. Also das hat Donald Trump ja wirklich vorgemacht im Präsidentschaftswahlkampf 2024, dass Minderheiten hier als große Bedrohung inszeniert wurde und dass Rechte für Minderheiten eben wie bei der Quotenregelungsdiskussion den Leistungsdiskurs aushebeln würden oder dass hier biologische Datsachen aushebeln würden, wie zum Beispiel bei Transmenschen. Also dass das die gesamte Gesellschaft oder die Strukturen der Gesellschaft durcheinander würfeln würde, was

ja mitunter auch stimmt. Die Frage ist nur, will man es oder will man es nicht? Also will man gewisse Veränderungen in der Gesellschaft erreichen oder nicht? Und Rechte haben das sehr gut gemacht, dass sie mit diesem Wocknesdiskurs Ängste geschürt haben, auch sehr viel Übertreibungen in die Welt gesetzt haben und viele sagen auch, also viele Politikwissenschaftlerinnen sagen auch,

dass das so gut gelungen ist. Das liegt auch daran, weil sich das so wahnsinnig gut verknüpfen hat, können auch mit Teilen der politischen Mitte, also dass auch die politische Mitte oder Liberale teils sehr alarmistisch über Bestrebungen wie geschlechtergerechte Sprache oder die Verbandung von Diskriminierenden Begriffen für Bibel auf Kala aus Klassikern oder aus der Literatur

gefordert haben. Also da hat es ja auch aus der politischen Mitte sehr viel Empörung und Aufregung gegeben und ich denke, da wurde sehr erfolgreich ängste geschürt und ein Alarmismus installiert. Interessant finde, beziehungsweise, was ich finde, wo wir noch kurz drauf schon sollten,

ist, ob das global gesehen wirklich eine Rückwärtsbewegung ist. Ich meine, es ist es in einzelnen Fällen ja definitiv, das haben wir gesehen, es werden ja eben gewisse Programme aktiv zurückgenommen, das ist ja ein Rückschritt für diese Menschen, aber ist das jetzt ein Phänomen, dass wir die nächsten Jahre beobachten werden, dass solche Rechte einfach zurückgebaut werden oder ist das quasi ein Art letztes Aufbäumen derer,

die damit eigentlich nie einverstanden waren? Ja, das ist eine interessante Frage, die man bei gesellschaftspolitischen Entwicklungen oft stellt und meistens muss man sie mit,

es ist sowohl als auch beantworten. Das zeigt auch ganz gut eine Untersuchung der EU-Agentur für Grundrechte, die hat kürzlich gezeigt, dass auf der einen Seite LGBTIQ Personen zwar sichtbarer sind, dass sie mehr Möglichkeit in Europa haben, offen zu leben, dass sie ihre Identitäten, ihre sexuellen Orientierungen auch offener leben können, dass aber gleichzeitig

Mobbing, Belästigung und Gewalt zugenommen hat. Jetzt kann man nicht so genau sagen, gibt es mehr Meldungen dazu, weil es eine höhere Aufmerksamkeit dafür gibt, also das könnte man insofern auch schon als kleinen Fortschritt verzeichnen oder ist wirklich mehr Gewalt

passiert. In Deutschland zum Beispiel ist es aber tatsächlich so, dass in den Jahren 2022 auf 2023, da hat die Polizei tatsächlich mehr Gewalt gegen lesbische Schwule, bissexuelle Trans- und intergeschlechtliche Personen verzeichnet und zwar war das ein Anstieg innerhalb von einem

Jahr auf 30 Prozent. Also das ist doch ziemlich viel und wir haben natürlich auch im letzten Jahr haben in Österreich diesen Fall gehabt, wo eine Gruppe von Personen, 17 schwule Männer über soziale Medien zu Treffpunkten gelockt haben, sie dann schwer misshandelt und gedemütigt haben.

Also das sind schon Fälle, wo man sieht, es gibt eine hohe Gewaltbereitschaft gegenüber der queeren Community, das ist sehr besorgniserregend und besonders alarmierend ist es natürlich, wenn man auf Entwicklungen wie in den USA schaut, wo tatsächlich jetzt bereits wie Gesetze die Rechte oder die Gleichberechtigung von queeren Personen eingeschränkt wird, zum Beispiel dass Trans-Personen oder nicht binäre Personen ihre Geschlechtsidentität in den Bessen nicht mehr abbilden dürfen,

sondern tatsächlich nur mal die Kategorien Mann und Frau möglich sind. Man beobachtet bei einzelnen Unternehmen auch, dass sie das Zurückfahren der Ziele auch mit wirtschaftlichen Gründen argumentieren, zum Beispiel jetzt nochmal ein Beispiel SAP der Softwarefirma, die beliefern US-Behörden mit ihrer Software, die möchten natürlich keinen wirtschaftlichen Schaden davon tragen und auch bei den Firmen, die ich vorher auch genannt habe oder noch

weiteren Unternehmen, mit auch eher bei Nachfragen dann der Grund genannt ja Budgetkürzungen, die wirtschaftliche Lage. Da ist halt die Frage, ob sich das in den nächsten Jahren so weiterziehen wird, ob die Wirtschaftslage da jetzt immer als Argument hergezogen wird und das beobachtet man auch eben bei der Wiener Pride, wo bei Nachfragen die Firmen, die sich als Sponsoren zurückgezogen haben,

eben auch Kostenkürzungen als Grund genannt haben. Ganz kurz, weil wir eben jetzt gerade in diesem Pride Month sind, ich weiß, das finden viele fast schon ein bisschen lächerlich, ich sehe es ein bisschen anders und wir kommen auch gleich dazu, warum. Aber wir wissen, dass in diesem Monat gerne Firmenlogos die Farbe wechseln, da ist dann das Logo nicht mehr schwarz, sondern eben in Regenbogenfarben beispielsweise. Da gibt es auch schon Vorwürfe, dass das

dieses Jahr bei sehr vielen großen Unternehmen nicht passieren würde. Ist das tatsächlich so? Man beobachtet das schon, dass es weniger geworden ist. Ich meine, da gab es ja auch in den letzten Jahren immer wieder Vorwürfe zum Beispiel gegen BMW, die auf den sozialen Medien überall ein Regenbogenflagge hatten und dann aber sonst keine Maßnahmen oder Ziele oder so was geäußert haben. Es kann natürlich sein, dass das Firmen das erkannt haben und einfach kein schlechtes Image

mehr haben wollen. Gleichzeitig ist es aber auch dieser Trend wieder zu beobachten, eben, dass einfach auf dieses Thema nicht mehr so viel Wert gesetzt wird. Jetzt würde ich nämlich zu dem Punkt kommen, warum ich gesagt habe, dass ich es nicht so ganz unwichtig finde. Mir hat vor einigen Jahren ein homosexueller Freund von mir erzählt, ja, es ist zwar nur ein gefärbtes Logo, aber es fühlt sich trotzdem genial an, wenn ich in den Bilder gehe und diese Fahne bei einem

Rebekonzern sehe und vor 20 Jahren wäre das einfach nicht möglich gewesen. Wie seht ihr das? Ist das tatsächlich mehr als ein neuer Anstrich? Kann das auch wirklich einen Effekt auf diese Menschen haben? Also ich habe das auch in einem Gespräch mit dem Diversity-Beauftragten des BFI eben gemerkt. Er hat auch gemeint, eine Regenbogenflagge ist besser als nichts und dass auch wenn es

sich oft nur Marketing handelt, die Sichtbarkeit ja trotzdem gegeben ist. Aber man sollte dabei eben nicht vergessen, dass das Maßnahmen und das Aktivsein von Unternehmen natürlich da auch wichtig ist. Also es sollte eben nicht dabei bleiben und das war ja immer auch der Tee, nur den viele queere Menschen da auch hatten, dass es nicht nur dabei bleibt, aber es ist besser als nichts. Ja, ich sehe das wie ihr. Also ich glaube, dass die Gleichberechtigung von queeren Menschen

ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und Anliegen. Das kann sich eben nicht nur auf der Ebene von Gesetzen abspielen. Insofern ist das schon sehr wichtig, dass das gemacht wird. Man darf aber eben nicht vergessen, dass ich es eben sehr, sehr oft auf Basis von Image gründen und es ist auf

Basis von guten Willen und hat ein Unternehmen was davon. Was es parallel dazu halt immer braucht, sind die dazugehörigen Gesetze, die dieses demokratiepolitische Projekt Gleichberechtigung auch wirklich absichert, weil diese Absicherung haben wir allein durch das Engagement freiwilliger,

Engagement oder durch Werbungen und Image-Kampagnen von Unternehmen nicht. Wenn wir das jetzt alles gehört haben, dass Unternehmen quasi diesem Druck nachgeben, auch wenn es eine Kleinigkeit ist, vielleicht die Logos dieses Jahr eben schwarz zu lassen, politisch sich nicht mehr äußern, weil es eben einen Donald Trump gibt, vor dem sie ihre Gewinne irgendwie in Sicherheit bringen wollen, war es vielleicht ein Fehler, jemals irgendwie auch nur im Ernst zu glauben, dass

gewinnorientierte Unternehmen wirklich ein Interesse daran haben, gesellschaftlich irgendetwas zu verändern. Man darf nie vergessen, es ist nicht ihre Hauptaufgabe. Also sie müssen Gewinne und wollen Gewinne machen und das ist das vorrangige Ziel und die Problematik ist immer eben, wenn sich der Wind dreht, also wenn die gesellschaftliche Stimmung eine andere wird, wie eine diverse

oder dass man eben Rechte für queere Menschen als progressiv einstuft. Wenn sich dahin gehen, die Stimmung verändert, dann ist einfach auf Konzerne kein Verlass, weil das nicht ihr primäres Ziel ist. Ja, man muss auch sagen, als Unternehmen müssen ja jetzt auch nicht finanzielle Ziele

oder nicht finanzielle Bestreben auch in ihren Geschäftsberichten festhalten. Das ist natürlich ein großer Aufwand, den viele Betreiben, der ihnen vielleicht nicht so gelegen kommt und vielleicht nutzen das jetzt auch viele dafür aus, sich da jetzt nicht mehr so stark darauf konzentrieren zu müssen und eben wieder ihre Wirtschaftlichkeit ein bisschen mehr in Fokus nehmen können. Das ist natürlich die Frage. Vielen Dank ihr beiden. Danke. Danke fürs Zuhören. Tschüss. Bis zum nächsten Mal.

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