#50 Berni Mayer - Anleitung zum Traurigsein - podcast episode cover

#50 Berni Mayer - Anleitung zum Traurigsein

Mar 20, 202542 min
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Summary

Berni Mayer spricht offen über den Verlust seiner Tochter nach einer unheilbaren Krankheit und wie er mit diesem Schmerz umgeht. Er teilt seine Erfahrungen, die zur Entstehung seines Buches "Anleitung zum Traurigsein" führten, und diskutiert, wie Trauer sich verändert, wie man damit umgehen kann und wie wichtig es ist, sich selbst nicht in der Resignation zu verlieren. Das Gespräch berührt die Themen Familie, Erinnerung, Akzeptanz und die Suche nach Wegen, trotz des Verlustes ein erfülltes Leben zu führen.

Episode description

2019 starb seine vierjährige Tochter nach jahrelanger, unheilbarer Krankheit. Ein Verlust, der alles verändert. Wie hält man so einen Schmerz aus? Wie lebt man weiter, wenn das Unvorstellbare passiert? Berni Mayer spricht darüber – in seinem Buch und in unserem Gespräch. Unglaublich offen, unglaublich ehrlich und mit einer Nähe, die berührt. Er erzählt nicht nur von der tiefsten Trauer, sondern auch von der Liebe, die bleibt. Von Momenten der Hoffnung, der Erinnerung und dem, was wirklich zählt. Ein Gespräch über den Umgang mit Verlust, darüber, was Trauer mit uns macht – und wie sie uns, trotz allem, weiterträgt.

Transcript

Ein unvermeidlich Ihr Lieben, wir haben eine kleine Winterpause hinter uns und es geht munter weiter mit CN, dem Podcast auf Leben und Tod und heute zu Gast ist Jemand, der glaube ich in seinem Leben schon sehr, sehr, sehr viele unterschiedliche Sachen gemacht hat, sodass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen sollte. Wie würdest du, lieber Bernie Mayer.

Eigentlich, wenn ich dich frage, was bist du eigentlich oder was machst du, wie würdest du mir das abends in der Kneipe erzählen, was gerade dein Job ist? Ja, das stellt mich auch manchmal vor Erklärungsnöte. Also eigentlich hauptsächlich bin ich, würde ich sagen, Autor. Schriftsteller ist mein Lieblingsberuf, aber ich möchte mich nicht so nennen. Das kommt mir ein bisschen so präpotent vor. Ich bin einfach Autor und

Ich mache aber nebenbei viele verschiedene Sachen. Also ich produziere Podcasts, ich bin auch seit ein paar Monaten auch so als systemischer Coach und Berater tätig. Aber ich würde sagen, der Nukleus ist Outdoor und um das dreht sich immer alles.

Das andere sind Satelliten, die das irgendwie ergänzen. Je weniger man darüber spricht, was ich eigentlich mache, desto lieber ist es mir. Ich bin irgendwann... über deine Geschichte gestolpert, weil die mich schon berührt hat, du hast deine Tochter verloren und hast dann darüber

Dein Schriftsteller-Dasein weitergeführt und hast gesagt, ich schreibe ein Buch drüber, Anleitung zum Traurigsein. Mich hat es insofern bekommen, als dass ich natürlich wie alle anderen auch Anleitung zum Unglücklichsein kenne. Ich dachte, dann nimmt er sich den Titel von dem Buch, was ich so mag und war so kurz echauffiert darüber, weil ich dachte, es ist auch angenehm, kurz anmaßend, aber toll. Und ich würde gern mit dir über die Geschichte reden, die du da erlebt hast.

Kannst du mir den Tag beschreiben, weil ich kann es mir nicht vorstellen, wie ihr als Familie die Nachricht bekommen habt. was deine Tochter hat. Ja, kann ich ganz genau beschreiben. Vergisst man ja nicht so einen Tag. Die Vorgeschichte ist, dass die halt so Aussätze hatte. Die hatte sich morgens quasi nüchtern übergeben so leicht, hatte so ein bisschen Gleichgewichtsstörungen und ich war ein paar Mal beim Arzt mit ihr.

Und es kam ein Donnerstag oder ein Freitag, das weiß ich nicht mehr so genau, wo wir einfach gesagt haben, wo ich zu meiner damaligen Frau gesagt habe, wir müssen so einen Krankenhauscheck machen, da haben die uns hin empfohlen. Mach du das doch mal, weil dann arbeite ich heute und gehst du ins Krankenhaus. Und ich habe dann den Tag mit meinem Sohn verbracht. Ich glaube, der kam nach der Schule nach Hause oder ich habe ihn abgeholt. Und wir waren in der Mall of Berlin, sind da so rumgetigert.

ziemlich ruhelos, weil mich das nervös gemacht hat, dass die verschiedene Tests machen, dass die da im Krankenhaus sind. Man wusste ja nicht, was es ist. Wie alt war deine Tochter zu dem Zeitpunkt? Die war anderthalb ungefähr. Und das hat aber ewig gedauert. Wir haben hin und wieder telefoniert, ich und meine Frau, und sie meinte, ja, wir wissen noch nichts, wir machen immer Tee, müssen es auswerten.

Und das hat mich natürlich zunehmend nervös gemacht. Gleichzeitig wollte ich aber natürlich meinem Sohn versichern, dass alles okay ist. Wir waren auch noch mal in einem Comicladen an dem Tag in der Kastanienallee. Und irgendwann gegen Abend, irgendwas zwischen 18 und 20 Uhr, kam dann der Anruf.

dass da was gefunden wurde, dass da ein Tumor gefunden wurde und es war auch schon relativ klar, dass das ganz akut ist und dass das sofort operiert werden muss und dass da sogar, ich würde sagen, Lebensgefahr besteht. Und ich habe damit erst vor kurzem darüber mit jemand gesprochen und habe...

Da fiel mir wieder ein, dass ich damals so ungläubig reagiert habe, weil ich nämlich ein paar Jahre vor hatte mein Sohn immer so unergründliche Kopfschmerzen. Das waren nur Wachstumsschmerzen, war überhaupt nichts dahinter. Aber da haben wir auch verschiedene Ärzte abgeklappert und da haben wir das erste Mal so eine Art Tumor- oder Krebspanik bekommen. Das hat sich aber alles als völlig harmlos herausgestellt.

sodass ich trotz aller Beunruhigung dann bei meiner Tochter Olivia trotzdem nicht so beunruhigt war, weil ich dachte so... So, lightning don't strike twice, weißt du, nach dem Motto. Und ich habe dann wirklich so gefragt, was, wirklich? Hä, aber wie kann das sein? Das war so meine Reaktion, aber dann hat es sich halt bestätigt und ich bin dann, glaube ich, am... Anfang August war ein extrem schöner Sommertag. Ich bin dann noch mit dem Fahrrad ins Virchow gefahren.

Und ich weiß nicht, dass mir das so surreal vorkam, dass draußen so das Wochenende anbraucht, die Leute auf der Straße, alle haben was gegessen. Also das Leben, es geht ja manchmal so richtig los erst an so einem Freitag- oder Donnerstagabend, so in so einem Berliner Sommertag. Und das war irgendwie so kontra, dass ich da auf dem Weg in dieses in dieses schicksalhafte Krankenhaus war, wo ich dann noch viele, viele...

Stunden, Wochen, Monate irgendwie verbringen würde dann die nächsten Jahre irgendwie. Für jemanden, der das nicht erlebt hat, Wie läuft so eine Diagnosestellung ab? Die sind da im Krankenhaus, die sagen im MRT, okay, wir haben was gefunden, weil du jetzt sagst, dass die relativ schnell sagen konnten, dass das

Ein Tumor ist, also es geht ja relativ fix, weil ich immer dachte, dass das länger dauert sogar, dass sie das definitiv sagen können. Ich glaube, das hängt von der Größe ab. Also die sehen da was, ich war nicht dabei eben. Ich glaube, das war eben so groß, es konnte eigentlich nur ein Tumor sein.

Was es dann genau für einer ist, da gibt es eine Gewebeentnahme oder beziehungsweise es stellt sich auch mit der OP erst so richtig das Ausmaß raus. Zu dem Zeitpunkt hätte es schon noch sein können, dass das jetzt kein tödlicher Tumor ist. Aber das hat sich dann gleich als erstens mal sehr seltene und sehr bösartige Tumorart ausgestellt.

Ich weiß gar nicht, wann wir das erfahren haben, ob es noch vor der OP war oder nach der OP, aber erstens mal explodiert deine Welt ja sowieso oder implodiert besser, weil es ist ja alles so ein stilles in sich zusammenkippen. Weil du musst ja gleichzeitig sofort wieder fürs Kind da sein und fürs andere Kind und für die Familie. Und dann ist es aber nochmal ein zusätzlicher Knaller, wenn du dann erfährst, was es dann für ein Tumor ist und dass es das nicht heilbar ist.

Und dann haben sie uns irgendwie vergessen zu sagen, weil wir, für die war das selbstverständlich, dass wir jetzt dann irgendwie Chemo machen müssen. Und wir waren halt aber auch so, wir wussten es ja nicht, wir kannten uns ja nicht aus mit sowas. Und das haben sie uns vergessen zu sagen und dann kam nochmal der dritte Schock.

Jetzt kommt er dann ja bald wieder zur Chemo irgendwie und wir so, oh Gott, ja und dann geht ja das los mit Haare fallen aus und Immunsystem ist kaputt und das ist ja eigentlich das viel größere Märtyrium. Das heißt, dieser Moment, wo du das Gefühl hattest, dich holt mal kurz jemand ab, also ich bin auch Papa und sag dir, ey, das passiert jetzt gerade.

Habt ihr das nicht wahrgenommen oder überhört? Weil das höre ich häufig von Ärzten, wenn die erzählen, dass sie sagen, Du, diese Gespräche musst du zwei-, dreimal führen. dein Gegenüber das wahrnimmt oder versteht. Also wie gesagt, da an dem Tag war ich nicht dabei beim Erstgespräch, aber danach war ich, ich war sehr aufmerksam eigentlich und hab mir einmal alles gut gemerkt. Ich war eigentlich sehr funktional eigentlich. Also meine Frau auch, wir waren super. Wir haben uns oft selber gewundert.

Wie wir das so hinkriegen? Und ich habe auch damals mit der damaligen Stationspsychologin, die hat mir auch gesagt, was sie am faszinierendsten findet, ist, wie die Eltern, wie gut die funktionieren. denen wird da eigentlich völlig der Teppich unter den Boden rausgezogen. Also der gesamten Familie. Das erfasst ja die gesamte Familie. Die Ehe, die Verwandtschaft, die Großeltern, die Geschwister, alles. Und trotzdem...

sind alle so gut, alle machen das so gut, alle sind so funktional, alle sind so fürsorglich, kümmern sich so gut um die Kinder. Und da meinte die Psychologin damals, es fasziniert sie immer wieder, wie gut Eltern das hinkriegen. Klar gibt es auch andere Beispiele, aber ich habe auch viele Eltern gesehen, wo ich gesagt habe, krass, was die schaffen. Und ich glaube, zu denen haben wir aber auch gehört, also die meiste Zeit zumindest.

Das heißt, es gab dann relativ schnell eine OP, wo die versucht haben, den Tumor zu entfernen? Ja, ich glaube einen Tag später oder so oder zwei Tage später. Wahnsinn, okay. Das war wirklich akut, also es war ein großer Hirndruck. Das war wirklich, wie sagt man, eine haarige Sache wäre das gewesen. Und danach durftet ihr aber nochmal raus aus dem Krankenhaus mit ihr zusammen? Ja, danach durften wir ein paar Wochen raus, bis dann die Chemo losging.

Und die haben wir dann absolviert und dann eine Bestrahlung noch. Die war dann entfernt in Essenstadt, weil da das Protonenzentrum ist. Und dann war der Tumor erstmal, wie sagt man, gekillt. Also den gab es dann nicht mehr. Da es aber so eine letale Tumorart war, mussten wir immer damit rechnen, manche von uns wollten es wahrhaben, manche weniger, mussten wir aber eigentlich immer damit rechnen, dass es ein Rezidiv, also ein Wiederauftauchen eines Tumors an einer anderen Stelle gibt.

Wo dann eigentlich klar ist, dann ist da nichts zu machen. Aber erstmal war das tatsächlich so, dass es eine Diagnose gab, ist jetzt tumorfrei, ist krebsfrei. Und ich weiß noch, dass der damalige Arzt gesagt hat, jetzt können Sie erstmal Ihren Sommer genießen. Und es war so eine doppelte Botschaft, weil zum einen dachte ich,

boah, das ist super, das möchte ich jetzt auch machen. Zum anderen war das so, hä, wieso nur den Sommer, was ist denn im Winter? Aber der ging es dann gut, die ging dann auch wieder in die Kita, die Haare sind gewachsen. Die ist ganz normal aufgewachsen. Die hatte auch keine wirklich sichtbaren, bleibenden Schäden. Also ich würde sagen, wir hatten eine relativ gute Zeit mit der, anderthalb Jahre. Und zu welchen...

Der beiden Gruppen hast du gehört, die du gerade beschrieben hast. Hast du das weggeschoben, dass es letal, also dass es tödlich verlaufen wird oder hast du es nicht weggeschoben? Nee, ich habe es nicht weggeschoben. Ich habe ein bisschen nachgelesen. Ich war auch mit jemand zusammen dann, weil die Ehe ging dann auseinander. Ich war auch mit jemand zusammen, der sich gut auskannte mit solchen Sachen.

Konnte mich da gar nicht verstecken davor, vor der Diagnose und habe eigentlich die nächsten Jahre damit verbracht, mich darauf vorzubereiten, was da passieren könnte. Deine Tochter war anderthalb, das heißt, die fängt gerade an, erste Worte zu sprechen. Wie hatten die das wahrgenommen? Hast du da ein Gefühl für gehabt?

Also was da um sie herum passiert, also dieses, du weißt das, dass sie sterben wird, das heißt du gehst ja auch anders wahrscheinlich mit ihr um oder kannst das nicht immer wegpacken. Hast du ein Gefühl dafür, was sie wahrgenommen hat oder was sie gespürt hat? Das ist ganz schwer zu sagen. Mich mag gar nicht anmaßen. Also meine Ex-Frau Barbara hat

Die Livy, also Olivia, die brennt so an beiden Enden der Kerze ganz hell, weil sie irgendwie ahnt, dass sie nicht so viel Zeit hat. Und das kam mir immer ganz plausibel vor. Die war in all ihren Stimmungen und Sachen war die immer sehr... Ich will nicht sagen extrem, weil das klingt sehr abwertend, aber sehr aktiv, sehr lebendig. Die war sehr wütend, die war sehr fröhlich, die war sehr liebenswert, die war sehr...

kuschelbedürftig, die war sehr autark, die war von allem in so eine extrem starke Richtung. Und ich glaube, es ist fast so, als hätte die geahnt, dass sie so alles rausholen muss aus ihrer Zeit. Also so kam es uns vor. Und vielleicht haben wir es ihr aber auch so vorgelebt, weil wir waren ja auch sehr wertschätzend in der Zeit mit ihr, weil wir auch wussten.

dass die begrenzt sein kann. Mehr kann ich nicht sagen, das ist nur ein Eindruck. Du kannst natürlich mit einem Kind, was damals akut im Krankenhaus und eine Bestrahlung war, da war ich noch zu jung. Das Einzige, was die sagen konnte, sie will nicht immer gestochen werden, weil die natürlich ständig Zugänge legen und ziehen und legen und ziehen. Und da hat sie sich richtig beschwert und war auch richtig wütend.

Klar hat sie auch den Verlust ihrer Haare bedauert, aber das große Ganze glaube ich nicht, dass sie das fassen konnte. Dann, als es ihr gut ging, waren wir natürlich auch alle in so einem Gefühl der, ich sag mal, der bewussten falschen Sicherheit, aus dem wir uns nicht unbedingt rausbegeben wollten. Du willst natürlich nicht.

über einen noch nicht existenten Palliativweg mit deiner Tochter sprechen, wenn ja gar nichts passiert. Und am Ende ging es so schnell, dass wir eigentlich, ich würde sagen, fast verpasst haben, mit ihr darüber zu reden, obwohl sie dann mit viereinhalb Jahren eigentlich wahrscheinlich da mehr kognitive Energie dafür aufgebracht hätte. Aber dann ging es sehr schnell und wir wussten eigentlich, da waren wir überfordert, da wussten wir nicht.

Sollen wir jetzt noch sagen, dass es nur noch ein paar Wochen sind? Naja, so schwierig. Du hast von ihrem Bruder erzählt, mit dem du an dem Tag unterwegs warst. Das klang danach, der ist älter als sie. Ja, der ist jetzt 14. Ab wann hat der verstanden, was passiert? Wie habt ihr mit dem gesprochen? Ja, das ist sehr schwer. Ich glaube, der hat sehr schnell verstanden, also rationalisiert, was passiert.

Aber natürlich das nicht richtig, ich will auch nicht zu viel über ihn reden in seiner Abwesenheit. Dafür ist er zu alt. Ich vermute mal, dass er das emotional nie so richtig realisiert hat, sondern da war das Wissen da, da ist eine Krankheit, da ist Krebs, die ist ständig im Krankenhaus, die wird vielleicht sterben, aber ich glaube als

Als Teenager, es fing ja an, als er sechs war quasi, als er kam er gerade in die Schule. Und jetzt, ich will eigentlich damit sagen, als kleines Kind und selbst als Teenager drückst du das noch irgendwo weg in seiner ganzen emotionalen, riesigen... desaströsen Tragweite und auch das Trauma, das mitkommt und das ist, glaube ich, auch ganz gut.

dass er das gemacht hat. Wir haben immer versucht, mit ihm zu reden, um ganz nüchterne Gespräche zu führen. Aber ich kann halt auch nur anbieten. Auch heute ist es noch so, ich biete Gespräche an, in regelmäßigen Intervallen. Aber wenn ich merke, das Kit will jetzt nicht drüber sprechen, dann lasse ich das natürlich auch wieder, ist ja klar. Das heißt aber, ihr habt, wenn ich jetzt noch drei...

Jahre mit Olivia gehabt? Zweieinhalb so ungefähr. Ich kann es jetzt nicht ganz zusammen sein. Also anderthalb plus es dann viereinhalb. Ja, ungefähr zwei Jahre. Wenn du jetzt gerade sagst, es kam irgendwann sehr überraschend, das heißt, es kam zurück. Auch da, wo er vorher war, im Kopf wieder? Ja, im Kopf, aber eben nicht an einer anderen Stelle.

Man muss dazu sagen, wenn es jetzt an derselben Stelle gekommen wäre, dann hätte man daraus schließen können, ups, da haben wir vielleicht was nicht gefunden damals bei der OP. Das ist eher quasi fast so ein Mini-Hoffnungsschimmer. Wenn es an einer anderen Stelle kommt,

dann ist das eigentlich so ein bisschen der Beleg dafür, dass man da eigentlich nichts machen kann, dass man sich auf einem palliativen Weg befindet. Schafft man das, das zwischendurch mal zu vergessen? Hast du Momente erlebt, wo du es geschafft hast, nicht darüber nachzudenken?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe immer schon gewusst, dass das so ein dualer Prozess wird, wo das eigentlich immer im Background anwesend ist, aber wo ich das momentan wegschalten kann und wegschalten muss. Erstens war ich mit den Kindern abhängig und mit dem Spaß abhängig. Erstes Mal war ich auch irgendwie eine neue Freundin hatte, zu der damaligen Zeit und super verliebt war und das auch wirklich toll war.

Drittens, weil es ja auch niemandem geholfen hätte, wenn ich die ganze Zeit mich da so runterziehen lassen hätte. Es ist natürlich schon so, dass es meine Wesensveränderung ausgelöst hat in mir. Ich war schon... Ein Freund von mir hat mal gesagt, es ist nicht mehr ganz so fun mit mir irgendwie abends ein Bier trinken zu gehen, was auch daran lag, dass ich keinen Alkohol mehr getrunken habe.

Aber auch generell war ich so ein bisschen überlegter und ein bisschen grübeliger, das schon. Aber ich konnte es schon wegschalten für einen Moment, weil ich wusste, es ist niemandem damit geholfen, wenn ich das ständig so... so tonnenschwer mit mir rumtrage. Da helfe ich ja den Kindern auch nicht. Das weiß man ja, das zu können ist ja schon mal ein großer Schritt.

Das heißt, es kam dann irgendwann das Signal der Krebses zurück an einer anderen Stelle. Es gab sogar mal einen Fehlalarm, es wurde sogar mal auf dem MRT was gefunden, wo dann nichts war, wo dann große Alarmbereitschaft waren. Und dann hat sich das aber als, keine Ahnung, als Irrtum herausgestellt. Aber irgendwann wurde dann was gefunden, genau, und es musste dann auch wieder relativzeitig operiert werden.

Und auch das ging dann wieder zurück erstmal, aber man konnte es nicht vollständig entfernen. Letztlich hätte das ein ziemliches Siegtum werden können. Der Tumor lag an einer ungünstigen Stelle, der hätte Sehkraft und Mobilität und alles beeinflusst. Entschuldigung, wenn es salopp klingt, aber es wäre ein unschöner nächstes Jahr oder vielleicht sogar anderthalb geworden. Und es kam zu einer Gehirnblutung.

Und in dem Fall, so zynisch das klingt, ist das tatsächlich fast ein Glücksfall. Und dann ging es wirklich sehr, sehr schnell. Dann wurde sie einfach müde. viel Zeit auf der Couch verbracht, konnte aber noch quatschen, konnte Besuch empfangen. Die Oma war da, eine Freundin war noch da. Und dann ist sie in so ein kurzes Koma gefallen und eigentlich noch am selben Tag verstorben. Man würde fast sagen, dieses Bild vom Entschlafen würde man eigentlich

Könnte man eigentlich fast anwenden. Das heißt, sie ist bei euch zu Hause verstorben? Ne, wir waren noch kurz im Hospiz, ein paar Stunden, weil wir überfordert waren mit der Situation, weil das versorgt mal so ein Kind in so einem Koma, was der auch so... Wie sagt man das denn so? Ich weiß gar nicht, wie der Fachbegriff ist, sich so verzerrt, so spastische Sachen hat. Geh da erstmal damit um, das ist schwierig. Deshalb haben wir uns entschlossen, wir gehen in den Hospiz.

Vielleicht wird es wieder besser, dann gehen wir nach Hause. Vielleicht stirbt sie da. Aber wir waren überfordert, auch mit der medizinischen Betreuung. Und da ist sie dann aber gestorben, nach ein paar Stunden. Das war tatsächlich so, als Hätte man einfach noch gewährleistet, dass Mutter und Tochter noch eine angenehme und sorgenfreie Nacht zusammen haben, weil kurz nach zwölf ist er dann gestorben. Ich war nicht dabei, ich habe auf meinen Sohn aufgepasst.

Aber irgendwie war das ein gutes Szenario, muss man echt sagen. In seinem ganzen Schrecken hatte das einen friedlichen Charakter. Ja, das ist natürlich eine Frage, die habe ich mir schon oft gestellt, bis ich irgendwann mal aufgestellt habe, mir die zu stellen, weil es irgendwie pointless ist, mir die zu stellen. Ich war ja nicht dabei. Also habe ich aufgehört.

Ich glaube, ich bin zufrieden so mit dem, wie ich es gemacht habe, weil ich habe auf meinen Sohn aufgepasst. Wir waren auch kurz vorher nochmal da. Auch mein Sohn so mitgeschleppt, der wollte gar nicht. Einfach so als wüssten wir es, dass es nochmal wichtig ist, dass die beiden Kinder sich sehen. Das finde ich war ganz gut und dann war ich halt für ihn da.

Der hatte auch einen ganz schlimmen Wein- und Traueranfall in der Nacht, bevor sie starb. Mir kam es fast vor, als hätte er das erste Mal da wirklich gerafft, was jetzt hier gerade passiert. Insofern fand ich es wirklich auch fast positiv, wie wir es immer gemacht haben, dass wir uns aufgeteilt haben.

dass wir für die Kinder da waren. Und ich habe es ja noch gesehen, ein paar Stunden vorher und wir waren ja auch kurz danach. Wie hast du mit Barbara, hieß deine Frau, wie habt ihr, wenn du darüber sprechen möchtest, Ihr wart kein Paar mehr und habt da trotzdem diese gemeinsame Aufgabe. Aufgabe, ja doch. Wie wart ihr da miteinander? Darf ich das fragen, hat die Trennung was mit der Erkrankung zu tun? Hat die was hochgeholt?

Ne, ja, also wir waren in so einem, wir waren verheiratet, ich glaube so sieben, acht Jahre lang. Und hätten, Mama muss an so einer Ehe arbeiten. Also ich glaube, das wäre mal angestanden, wir hätten mal arbeiten müssen an dieser Ehe. Und das hatten wir auch vor. Und dann kam aber einfach diese...

Dieser Krankheitsfall dazwischen. Und wir hatten ja eh eine Hypothek, weil wir haben bereits unser erstes Kind durch eine quasi geboren, wurde tot geboren. Also quasi unser erstes Kind schon verloren. Und dann wieder ein Kind zu verlieren, wir ahnten eigentlich schon.

dass uns das so ein bisschen zerreißen würde. Wir haben dann auch aufgehört, ja so faktisch ein Paar zu sein, obwohl wir noch zusammen waren und sind völlig in diesen Funktionalzustand der funktionalen und aber guten Eltern übergegangen. Und klar, wir haben uns dann getrennt, als diese ganze Bestrahlung, Chemo-Zeugs, dass es vorbei war, als Olivia gut ging.

Und klar, es gibt dann natürlich so, nicht alles ist immer harmonisch, wenn man sich trennt, aber im Grunde genommen, also für die Kinder und das, was zu tun war, sind wir so ein Power Couple geblieben. Und sind auch heute noch, würde ich sagen, eigentlich wirklich gut befreundet. Also wahrscheinlich verstehen wir uns sogar besser als damals. Erinnerst du dich an die Tage nach ihrem Tod? War das ein Loch, in das man fällt? Ist da Druck, der abfällt?

Das waren erstmal ganz gute Tage, weil ich fand, dass da schon Druck abgefallen ist. Du konntest ja mit so einem Kind, das irgendwie krank ist oder vermeintlich krank werden wird oder sterben wird. Du kannst ja auch so wenig planen oder du wagst ja gar nicht zu planen oder dein Leben weiterzudenken. In den ersten Tagen dachte ich so, Mensch, jetzt, was wir alles machen können, wo wir in Urlaub hinfahren können und irgendwie, wie schön wir Olivers Grab machen werden und wie viel Zeit ich

mit meiner Freundin oder Patchwork-Familie oder so verbringen werde. Das waren alles ganz positive Aussichten. Außerdem, ich sage das auch manchmal bei Lesungen, ich habe immer das Gefühl, die Trauergemeinde versteht dann manchmal so ein bisschen, was ich sage, obwohl es so krass klingt. Es lag fast so eine Art

seltsamer Magie über diesen Tagen nach dem Tod. Also so, als wäre sie eigentlich noch anwesend, aber weil sie auch das schlimmste Leid hinter sich hatte. Es war so ein befreiender Zustand. Irgendwie passiert jetzt was Besonderes. Und es war verbunden mit tatsächlich ein bisschen Optimismus und so einer gewissen Aufbruchsstimmung auch. Bei mir zumindest. Ich glaube, bei meiner Ex-Frau weniger.

Aber das hat sich lustigerweise schnell erledigt. Also nach ein paar Wochen kam dann dieses Loch und zwar gar nicht in so einem Sinne, dass man plötzlich urtraurig wurde, sondern plötzlich hat sich so eine Erschöpfung, darüber schreibe ich viel in dem Buch, so eine Erschöpfung eingeschlichen irgendwie. Körperliche Wehwehchen, aber auch größere Sachen, Genervtheit, Streits in der Beziehung, Schwierigkeiten in der Erziehung, also alles ist so ein bisschen gekippt dann.

Aber die erste Zeit, die unmittelbar ersten paar Wochen waren so, okay, jetzt haben wir es hinter uns zumindest. Braucht es die Anleitung zum Traurigsein für andere? Es ist ja im Prinzip keine wirkliche Anleitung. Erstens mal ist es eine Anspielung auf das, was du auch schon meintest, auf das Watzlawick-Buch.

Ich habe es immer beschrieben, du kannst es lesen und du kannst sehen, was ich gemacht habe, um die Trauer in mein Leben zu integrieren und du kannst es annehmen, verschiedene Sachen, pro Kapitel gibt es quasi eine Methodik. Du kannst es annehmen und sagen, ja cool, probiere ich auch mal. Du kannst sagen, gar nichts für mich. Du kannst sagen, boah, spinnt der, ist anmaßend. Oder du kannst sagen, boah, das inspiriert mich. Aber egal.

Irgendwas macht es mit dir. Wenn du liest, was jemand anderes gemacht hat. Das bringt dich auf irgendeine Gedanken. Wenn ich das jetzt mal so in meiner Ausbildung als systemischer Mensch irgendwie formulieren müsste, würde ich sagen, das ist auch eine Intervention, so ein Buch zu lesen. Das macht mehr mit dir, als wenn du es nicht liest. Und insofern ist es Keine Anleitung im wortwörtlichen Sinne, aber es soll was mit dir machen, es soll helfen.

Entweder in der Distinktion oder in der Inspiration. Das kannst du dir selbst aussuchen. Wie ist denn das? Hast du das vorher... mit deiner Ex-Frau oder als Familie thematisiert, ich werde daraus ein Buch machen. Ist das eine Frage, die aufkam, ob das in Ordnung ist, das noch draußen zu tragen? Erstmal habe ich ja lange nichts dazu geschrieben, weil ich mich auch nicht in der Lage dazu gefühlt habe und als ich es dann gemacht habe, war natürlich sofort abgesprochen.

Also mit Kind und Ex-Frau und allen, die sonst noch irgendwie beteiligt werden, klar. Also das war total wichtig, dass Barbara da ihre Zustimmung gibt. Sie hat damals auch, als Olivia noch in Behandlung war, hat sie auch mit der Presse gesprochen, weil es da ein paar Sachen gab, die hat nicht in Ordnung liefen in der Charité, generell auch auf der Kinder-Onko.

Und das hat sie gemacht, das hätte ich nicht gemacht, das wäre mir zu akut gewesen, aber ich habe es ihr quasi auch. Kinderonkologie. Ja, die Kinderonkologie, das bin ich noch ein bisschen im Idioten. Und deshalb habe ich auch quasi zu ihr gesagt, ja, ich würde es nicht machen. Aber mach das, wenn du das brauchst, ist es gut für dich. Und so ging sie an die Presse mit diesem Problem an der Charité.

Und so hat sie mir das halt gestattet. Und ich fand, das war eigentlich immer unsere Prämisse zu schauen, was dem anderen da auch hilft irgendwie. Wer liest das Buch in deiner Wahrnehmung? Lesen das Menschen, die die Geschichte von dir interessiert oder lesen das Menschen?

die in Teilen in deiner Geschichte stecken, die ähnliches erleben. Wer reagiert drauf, wer liest das? Ich kann jetzt nur von den Mails ausgehen, die ich kriege. Und da sind es meistens bevorzugt schon Mails von Leuten, die auch ihre Kinder verloren haben. Aber auch Leuten mit... allgemein Verlusten. Ich glaube, es ist weniger die Neugier, ich lese mal mal durch, was der Schriftsteller Bernie Mayer erfahren hat, sondern es ist eher so ein Wiedererkennungswert.

Ich schaue mal, ob ich da was finde, was ich mit mir verbinden kann, mit meinem Leben, mit meiner Biografie, mit dem, was mir passiert ist. Und dafür habe ich es so 50 Prozent gemacht, 50 Prozent, um mir selbst zu helfen, 50 Prozent für die anderen. Und wenn ich dann so Mails kriege und meistens auch in so einen Austausch gehen kann.

dann ist es das, was ich mir gewünscht habe eigentlich. Und es ist manchmal sehr schwer für mich, das zu lesen, immer noch, muss ich auch sagen, von anderen Leuten, das nimmt mich schon mit. Aber es ist auch sehr schön, das zu lesen. Das ist eine Sache, die ich beobachtet habe, dass gerade die Situation, Eltern verlieren Kind oder Kind stirbt. zu den emotional stärksten Reaktionen im Umfeld führt, weil das so... Das am schwersten Vorstellbare, glaube ich, ist. Es ist so gegen die Matrix.

Ich habe mir irgendwann gesagt, dass Trauer oder mittraurig sein kann eine ziemlich egoistische Kuh sein, dass die, die... Mit dir mitfühlen, meistens aus der Vorstellung, was wäre, wenn mir das passiert ist mit dir mitfühlen. Das hält ja auch viele Leute davon ab, sich mit dem Buch zu beschäftigen, selbst Leute aus meinem Freundeskreis mit Kindern, weil sie denken, das ist mir zu krass, ich will mich da nicht reindenken.

Das Buch zu lesen, es ist was anderes. Also Bücher, in denen Eltern sterben, also zum Beispiel so Vaterfiguren sterben und so, verkaufen sich besser. Das muss man ganz knallhart so sagen. Also so ein Buch über den Tod vom Kind ist kein Bestseller. Das ist sehr spezifisch. Du erreichst Leute, Und die schreiben dir und es ist dann auch beidseitig sehr tief.

Ich habe versucht, das Buch trotzdem unterhaltsam zu schreiben und es hat sogar humorvolle Aspekte, soweit es möglich ist in dem Kontext. Aber es ist trotzdem nichts, was die Leute sich nebenbei mal so holen, weil sie denken, das klingt spannend, ich möchte mal wissen, wie der damit umging. Was mich am meisten... an dich interessieren würde, gibt es Sachen, wo du gesagt hättest, oder wo du heute sagst,

Ey, das hätte mir jemand vorher sagen müssen. Das hätte mir irgendjemand mit so viel Klarheit sagen müssen. das habe ich bis zum Schluss, hätte ich das gebraucht oder es wäre gut gewesen, um besser für die Situation vorbereitet zu sein.

Mal eins noch zum Buch nachtragen. Ich merke mir die Frage, ich habe das Buch schon nicht geschrieben, nur für diesen spezifischen Anlass. So wird es nur interpretiert und so ist die Resonanz, weil du danach gefragt hast. Eigentlich ist das Buch auch für alle, die Verluste erleben und Traurigkeit haben. Ich habe auch den Case aufgemacht, dass der Verlust von Jobs etc., dass das alles zu ähnlichen Symptomen führen kann und zu einer Trauerstörung.

Wie es ja tatsächlich auch jetzt in dem medizinischen Kontext mittlerweile heißt. Also Leute, lass uns nicht abschrecken. Niemand muss jetzt akuten Verlust erlitten haben und aus dem Buch was ziehen zu wollen. Also ich bilde mir ein, zu sagen, es hilft auch anderen. So die Frage, ich habe es nicht vergessen. Im Laufe des Prozesses habe ich von meiner damaligen Frau gelernt, nämlich nicht so resignativ zu sein und immer daran zu denken.

was man alles nicht mehr schaffen kann oder was uns jetzt entgeht, sondern einfach ein bisschen proaktiver zu sein. Jetzt unternehmen wir das noch, jetzt machen wir das noch, jetzt verbringen wir hier Zeit, jetzt probieren wir noch die medizinische Sache, jetzt holen wir uns noch die Bestrahlung, dass jeder Tag, jede Woche, jede Stunde noch sehr wertvoll ist. Das hat sie reingebracht, weil sie es vorgemacht hat? Das hat sie vorgelebt, ja. Und das habe ich am Anfang nicht so...

realisiert. Am Anfang dachte ich eher, lass das bitte schnell vorbeigehen, weil ich will nicht, dass das Kind leidet, ich will nicht, dass wir leiden. Ich hatte ja gesehen, wie das eine Familie zerreißen kann. Das ließ sich ja erahnen, ich bin ja nicht doof.

Aber wie sie das vorgelebt hat, wir holen wirklich auch das Letzte aus unserer Familie da raus, im Sinne von der Zeit, die wir mit ihr verbringen. Das hat sie mir vorgelebt und das habe ich dann im Lauf der Jahre, im Lauf des Prozesses dann begriffen. Und am Ende war ich dann aber auch an so einem Punkt, wo ich dachte, ah super, noch einen Tag, noch eine Woche, noch einen Monat.

Wie schön. Also einfach, wenn ich das jetzt für mich übersetze, aus einem resigniert Loslaufen wird ein doch Sachen wieder im Guten wahrnehmen können. Auf jeden Fall und das habe ich mir auch angeeignet für Sachen nach Olivias Tod. Sachen wertzuschätzen, auch wenn ich weiß, dass sie von geringer Dauer sind. Das können ja manchmal Freundschaften sein, das können Beziehungen sein, das kann gutes Essen sein, das kann alles mögliche sein. Nicht immer das weiterzudenken bis zum Ende hin.

Eine Frage, mit der ich mich total oft konfrontiert sehe oder wo Leute uns und mir mailen. Die beschreibenden Situationen bei meinem Freund Bernie passiert gerade folgendes. Wie gehe ich denn damit um? Was kann ich für den machen? Weißt du noch, welche Sachen aus deinem Umfeld dir wirklich an...

signifikantesten geholfen haben? Das war super, dass Menschen das gemacht haben. Es gibt ja diese, da gibt es so ein Kapitel in dem Buch, was sich genau damit beschäftigt und da habe ich ja so einen Trauerhack gefunden oder für mich einen gefunden. Weil die Leute immer gesagt haben, das ist schon krass, was können wir machen, wie können wir dir helfen, du meld dich einfach, wenn du was brauchst. Und ich habe immer mal festgestellt, das ist eigentlich ein Quatsch-Ratschlag von dir, weil

Da ist ja die ganze Proaktion liegt ja dann bei mir. Da muss ich überlegen, okay, wann melde ich mich, wann brauche ich, was brauche ich, bei wem melde ich mich, welche Uhrzeit melde ich mich, wie gehe ich damit um, wenn die Person mir nicht antwortet, melde ich mich per Telefon, melde ich mich per SMS.

Melde ich mich, wenn es mir ganz schlecht geht? Habe ich dann überhaupt die Kraft, mich bei jemandem zu melden? Melde ich mich, wenn es mir gut geht? Aber dann habe ich gar keinen Case, mich zu melden, weil eigentlich geht es mir gerade ganz schlecht. Also so viele Gedanken und so viele Sachen, die ich mir überlegen musste. Also es wurde zu einer richtigen Hürde.

Das hat dazu geführt, dass ich mich bei manchen Freunden, die eben das gesagt haben, melde dich, wenn du was brauchst, einfach zwei Jahre überhaupt nicht gemeldet habe. Das hat mich völlig überfordert. Die das wahrscheinlich total aber ehrlich gemeint haben. Die haben das ehrlich gemeint, aber sie haben sich auch ein bisschen einfach gemacht.

Ich habe einen guten Freund, der wohnt in der Schweiz mittlerweile, mit dem bin ich gar nicht eng und war auch gar nicht in engen Austausch in diesen Jahren, aber der hat einfach alle paar Wochen mal geschrieben, wie geht es dir? Und das fand ich so hilfreich, weil dann konnte ich antworten, was ich halt will oder wie es mir halt gerade ging. Dann konnte ich sagen, du mir geht es gerade echt super schlecht oder du geht eigentlich oder ich konnte mein übliches, naja, du hast Höhen und Tiefen.

Oder ich konnte gar nicht darauf antworten, das hätte mir auch nicht übel genommen. Aber dadurch, dass die Aktion bei ihm lag, wie geht's dir, hat er offenkundiges Interesse an unserer Situation offenbart. Aber auch mir oder uns die Luft, den Raum gegeben hat zu antworten, wie wir es für richtig halten. Und dieses Hey, wie geht's? Das kriegt quasi fast ein ganzes Kapitel in dem Buch. Das war so viel einfacher als dieses

Melde dich, wenn du was brauchst oder melde dich, wenn du mit mir sprechen willst oder so. Was ich sagen will, es bedurfte gar nicht viel. Es bedurfte eigentlich nur ehrliches Interesse. an unserer oder meiner Situation oder an der Situation meiner Kinder. Mehr wollte ich nicht und es hat geholfen.

Und vielleicht noch das Ding, mach es nicht zu deinem Ding. Ich weiß, dass es für dich schwer ist, damit umzugehen, dass meine Tochter Krebs hat und ich weiß, dass es für dich ein Problem ist, dass du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst. Aber es ist nicht dein Problem, es ist mein Problem. Ich habe hier die sterbende Tochter. Also wenn es dir schwerfällt, du nicht die richtigen Worte findest und irgendwie...

Ist ein marginales Problem. So radikal war ich dann schon in meiner, oft in der Einschätzung danach, dass ich zu Leuten gesagt habe, du Sorry, ich weiß, du konntest damit nicht umgehen, aber es ist mir dann auch ein bisschen egal. Du musst ja nur nachfragen, wie es mir geht. So schwer wäre es nicht gewesen. Hast du ein Gefühl dafür, wie sich deine Trauer verändert hat? Das ist was, was mich gerade total umtreibt.

dass ich auf der einen Seite total versuche, so Trauer nicht zu rehabilitieren, aber als... Du hast es gerade ganz schön gesagt, es ist auch an vielen anderen Stellen eine unglaublich wichtige Kompetenz. Aber ich habe halt ganz häufig mit Menschen zu tun, die die Illusion haben, Das ist irgendwann weg. Und ich das wichtig finde, da eher mal wieder Klarheit zu bringen. Also ich persönlich glaube, dass die nie weg sein wird, dass man eher damit umgehen wird. Wie war es bei dir?

Die morpht so vor sich hin, die verändert sich ständig. Also erstens mal, ich fände es ganz schlimm, wenn die weg wäre. Das ist ein super wichtiger, wichtig für meinen Erinnerungsprozess, für meine Erinnerungskultur. Es ist auch ein super Tool, um mich selbst einzuschätzen, wie ist meine Trauer gerade, wie läuft es? Es ist gut für mich, um Sachen wertzuschätzen. Es ist ein guter Parameter überhaupt für mein Leben. Also ich wäre, pun intended, todtraurig, wenn die Trauer weg wäre.

Aber damit meine ich auch eher die kognitive Trauer. Es gibt eine andere Trauer, die schleicht sich so in Lebensbereiche ein. Die schlägt einem buchstäblich auf den Magen. Die schlägt auf die Gesundheit. Die beeinträchtigt Frustrationstoleranz irgendwie. Die kann nicht depressiv machen.

Und die musst du halt erkennen und ein bisschen anders bearbeiten als diese Trauer, bei der man weint und sich erinnert, die auch was Schönes und Melancholisches hat. Also die melancholische Seite der Trauer, die weiß ich sehr hoch einzuschätzen. Ich möchte gar nicht, dass die aufhört. Die andere Seite der Trauer, die einen so erodiert, die einen so annagt, die ist schwierig. Die ist schwierig zu erkennen. Die muss auch schwer loszulösen von Alltagsproblemen, von anderen Problemen, die man hat.

Und gegen die muss man auch was machen. Und man kann natürlich akzeptieren und vielleicht auch so wie ich gutheißen, dass Trauer so ein langer Prozess ist, dass die auch bleibt, lebenslang.

Weil klar werde ich mich lebenslang an meine Tochter erinnern. Es wäre völlig wahnwitzig, das nicht zu tun. Und somit bleibt auch die Trauer. Aber ich habe auch die Aufgabe, an Stellen, wo die Trauer mich... beschädigt, vielleicht auch nachhaltig bestätigt, zu versuchen, an ihr zu arbeiten, weil ich eben fit bleiben möchte für mich selbst, aber auch vor allem für mein verbleibendes Kind, für meine Familie, für mein Umfeld.

Also man kann es nicht über einen Kampf scheren. Ich trenne es jetzt mal super artifiziell in diese kognitive, melancholische Trauer. Die verändert sich, die ist manchmal schwerer, manchmal fühlt sich die leichter an, manchmal bin ich am Friedhof und mache da Sachen am Grab und fühle mich fast leicht und bin im Zwiegespräch mit Olivia, finde es fast toll. Manchmal ist es so, wie jetzt nähert sich nächste Woche der sechste Todestag. Da ist es alles schwer und nicht gut aushaltbar, muss ich sagen.

Die körperliche Trau oder diese Trau, die sich so einschleicht in diese Depression oder auch irgendwie Frustration oder so auslöst, auch die ändert sich ständig. Da habe ich manchmal Phasen, wo ich wirklich fast denke, Ich bin fitter denn je mental und körperlicher. Und dann kommt wieder so jetzt zum Beispiel dieser sechste Todestag, wo ich mir denke, ich bin so schwer irgendwie, mir tut irgendwie das Zahnfleisch weh, ich bin saumüde irgendwie.

Und dann wird es wieder weg, dann verändert es sich immer. Und das ist für mich die größte Lektion zu gewesen, dass ich sehe, dass es eine Progression gibt. Die Trauer verändert sich auch tatsächlich oft zum Guten hin. Also es wird auch oft leichter, Beschwerden nehmen ab. Aber es kann auch mal wieder nach unten gehen und da muss man mit einer großen Offenheit und Toleranz

der Trauer begegnen und zu gucken, wie die sich verändert. Und vor allem muss einem auch immer dieser duale Prozess, das darf einem nicht suspekt sein, weil es kann dir natürlich, du kannst trauern, dir kann es schlecht gehen, auf der anderen Seite kannst du aber ganz großartige Dinge erleben.

selbst nach so einem Verlust und das macht viele Leute unsicher und nervös und denken, darf ich mir das überhaupt erlauben? Aber der Mensch ist halt so aufgestellt, dass er in unterschiedlichen Prozessen arbeitet und die Trauer ist halt eins davon. Ich habe jetzt ein bisschen viel drum herum geredet, die ändert sich ständig, die Trauer. Hast du denn das Gefühl, dass du mittlerweile zumindest in Teilen so etwas wie eine Kontrolle ausüben kannst über die Trauer?

Ja, in Teilen vielleicht schon, aber ich trainiere mich auch kognitiv. Also ich musste da sehr viel Arbeit leisten, dazu gehört auch das Buchschreiben, dazu gehört Therapie, dazu gehört mich auch wieder immer selbstverständlich. zu hinterfragen, eine intensive Erinnerungskultur mit Olivia zu... Du hast Hilfe von außen gehabt. Ja, auf jeden Fall. Eine intensive Erinnerungskultur mit Olivia zu...

betreiben und meine Ausbildung als so systemischer Coach und Berater hilft mir da auch diese Ebenen zu sehen. Also ja, ich habe kann einen gewissen Teil kontrollieren. Harte Arbeit, aber es gibt auch immer noch eine gewisse Ohnmacht, die mich überfällt, wo ich das nicht steuern kann. Wie gesagt, es ist immer so, Barbara und ich, wir Wir fangen immer so an, Anfang März zu reden, so am 20. März ist der Todestag von Olivia und stellen fest, wir bauen beide so ab, also auch richtig körperlich.

Und wir merken so, dass das fast so eine Art, wie so eine Art Muskelgedächtnis ist, dass wir da gar nicht so viel Einfluss drauf haben. Und das ist so ein Punkt, genau wie du sagst. Das erzieht sich unserer Kontrolle. Aber das versuchen wir dann anzunehmen. Das ist spannend. Ich habe gerade mit einem befreundeten Osteopathen gesprochen, zu dem ich häufig Menschen in Trauer schicke. Weil der sagt, ich merke Trauer körperlich. Ich kann das spüren, wo die Verspannungen sind.

Und der dann interessanterweise sagt, ich kann an den kognitiven Sachen nichts machen, aber ich kann am körperlichen mitarbeiten und fand das Total interessant, mal von der anderen Seite, also nicht immer alle kommen über, ich möchte über Trauer sprechen, ich muss die erleben, sondern auch sagen, ich darf mich auch um die körperlichen Befindlichkeiten kümmern und das kann auch. zumindest dazu führen, dass ich wieder Kontrolle bekomme. Ja.

Es gibt ja auch ein Sportkapitel in meinem Buch, nicht ganz umsonst. Da geht es eben auch darum, es geht nicht nur um Endorphinausschüttung und quasi, dass es mir gut geht und dass ich Selbstfürsorge betreibe durch Sport. sondern auch, dass ich einen Bereich habe, in dem ich selbstwirksam bin.

Indem ich etwas mache und mein Körper reagiert und ich kontrolliere das dann. Und das kann ich dann auch auf Trauer anwenden tatsächlich, weil Trauer ist ja auch führt zu Verspannungen. Da gibt es ja Studien dazu.

Und da kannst du mit Sport auch tatsächlich oder mit körperlichen Sachen entgegenwirken, weil sich Trauer auch wirklich, ich habe ein paar Mal schon heute gesagt, auch körperlich niederschlagen kann. Bei mir war es zum Beispiel, hat sich extrem auf den Magen geschlagen. Da hat jetzt natürlich der Sport nichts geholfen.

aber der Sport hat mich selbst wirksam gemacht. Ich habe das Gefühl, ich kann was machen und habe mit der... Überzeugung, dass ich was erwirken kann, mich gesund ernährt, keinerlei Alkohol mehr, lange kein Zucker, Intervallfasten, mich super und habe damit auch wieder das körperlich unter Kontrolle bekommen. Das ist es, was ich auch in dem Buch schon vermitteln will, dass Es gibt so eine gewisse Resignation in der Trauergemeinde, die ihr wünscht ist.

Es ist okay, wenn du traust. Es ist okay, dass es ganz schrecklich ist. Es muss sich jetzt nichts zum Positiven verändern. Es verändert sich auch vielleicht gar nichts zum Positiven und in einer gewissen Hinsicht sowieso nichts, weil die verstorbene Person kommt ja nicht zurück. Aber es gibt auch einen Grenzbereich, in dem man arbeiten kann, in dem man was machen kann.

Und auf sich selbst achten und Selbstfürsorge betreiben. Und das ist schon was, was ich Leuten mitgebe, weil ich auch mal in einer Trauergruppe war, wo so sehr proklamiert wurde, dass ich einfach nichts verbessern kann an der Situation. Wo ich wirklich so ein bisschen widersprochen habe mal. Wo ich gesagt habe, das stimmt nicht. Die Person kommt nicht zurück. Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass du jetzt eine gute Zeit haben wirst demnächst. Dass du jemanden kennenlernst.

ein paar superschöne Jahre hast oder so. Also schließt das nicht per se aus. Geht nicht mit so einer persistenten Bereitschaft zur Resignation in so eine Trauer rein. Also das will ich auch in dem Buch schon auch zeigen. Trauerarbeit hat was von Training. Was für ein schönes Schlusswort. Ich habe zum Abschluss noch eine Frage an dich.

beantworten magst. Auf welchen Friedhof seid ihr gegangen? Sophien Friedhof 2. Das ist der, der von der Invaliden abgeht. Das ist fast mehr ein Park als ein Friedhof. Da verbringe ich im Sommer sehr viel Zeit. Da trifft man mich oft und tatsächlich auch meistens bester Laune. Das ist ein happy place für mich.

Hi Bernie, vielen, vielen Dank, dass du das so offen erzählt hast. Wir packen euch zum Buch und zur Lesung von dir nochmal Sachen mit in die Shownotes. Super. Ich finde es faszinierend, wie offen du darüber sprichst, weil ich das... Für alle die, die es betrifft. Ich weiß, Leute, die zuhören. Für die ist das schon fast Therapie, zu wissen, ich bin nicht allein. Da gibt es andere, die auch Sachen erleben. Vielen Dank fürs Hiersein. Danke dir. Mach's gut. Tod. Bis zum nächsten Mal. Vielleicht.

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