Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge vom Podcast Software Testing. Ich bin dein Host Ritschi und freue mich wieder eine Folge vom QS-Tag 2023 mitbringen zu dürfen. Heute hatte ich im Gespräch Karin Vosseberg von der Hochschule Bremerhaven und wir haben uns dem Thema genähert, wie man den Qualitätssicherung in der Hochschullehre verankern kann, was Nachhaltigkeit damit zu tun hat und wie man Studierende dazu bekommt, Nachhaltigkeit in
der Softwareentwicklung schon frühzeitig zu leben. Eine sehr spannende Folge, die mal einen Einblick gibt, wie Hochschullehre in diesem Bereich auch funktionieren kann. Viel Spaß bei der Folge. Hallo Karin, schön, dass du da bist. Ja, schön Ritschi, dass ich dich hier treffe. QS-Tag ist immer nett, dass so wie nach Hause kommen, immer wieder bekannte Sichter zu treffen. Genau, das ist so ein bisschen auch Klassentreffen. Ja, ein bisschen Klassentreffen, aber ich finde
es auch total schön, dass auch viele neue, auch junge Gesichter da sind. Und deswegen ist das mehr als nur ein Klassentreffen, aber es ist immer so ein bisschen nach Hause kommen. Ja, genau. Das finde ich auch immer schön. Also heute war ja die Abfrage in der Früh, wer ist zum ersten Mal hier. Da waren viele Hände oben, ich stand ganz hinten, habe es gesehen. Und das finde ich auch toll, dass das Thema Leute zieht.
Ja, und auch weitergetragen wird. Das finde ich schon. Das ist ja das, was mich auch so ein bisschen umtreibt, wie trage ich das Thema bei den Studierenden weiter, dass sie es zu ihrem Alltagswerkzeug gehört, sich mit Qualität zu beschäftigen. Was erst mal so oft nicht so als sexy, hip gesehen wird. Also das ist, wenn ich so daherkomme mit Abschlussthemen zu QS, Qualitätssicherung testen, wird im Augenblick mehr, weil sie einfach in den Unternehmen sehen,
dass das gebraucht wird. Aber es ist erst mal nicht so richtig sexy. Sie wollen irgendwie was Neues bauen und so. Das ist so wie eine KI ist gerade ganz hoch im Kurs. Und da finde ich es einfach spannend, wie kriegt man sie mit? Und wenn ich dann hier mich umschaue und sehe viele junge Leute, dann finde ich, da gibt es doch Potenzial, wo wir drauf aufsetzen können. Wie ist denn für dich so der Status der Qualitätssicherung in der Hochschulbildung? Wie würdest du das beschreiben?
Also wir haben natürlich einen sehr starken Fokus auf Softwareentwicklung und Skills zu vermitteln zur Softwareentwicklung. Und dann ist es abhängig von den Menschen, die das tun. Also ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die in Softwareengineering unterwegs sind, die das im Fokus haben, aber auch einige überhaupt gar nicht. Also die das versuchen, in ihre Programmierveranstaltungen mit reinzubringen, von Anfang an zu schauen,
dass wir testen von den kleinen Aufgaben. Bei uns ist es so, dass wir das in der Programmierung nicht so ganz drin haben, aber im Softwareengineering sehr stark. Und das hat auch da damit zu tun, dass wir drei Personen sind, die Softwareengineering bei uns machen, die das alle im Fokus haben und die gerne gemeinsam da etwas voranbringen möchten. Und da versuchen wir sie wirklich von Anfang an aufzufragen. Was ist eigentlich Qualität von
Software? Ist das nur die Funktionalität oder die Qualitätskriterien von nicht-funktionalen Anforderungen? Wie kriegen wir das rein? Thema Nachhaltigkeit hast du gerade schon gesagt. Das ist für uns drei ein Riesenthema. Und da schaffen wir es auch ein paar Kollegen und Kolleginnen
mitzunehmen, aber nicht alle. Und ich denke mal, wenn wir das in vielen unserer Veranstaltungen reinkriegen, dann können wir vielleicht doch den einen oder anderen Samen säen, wo wir dann sagen, da gibt es Menschen, die tragen das dann auch nach außen weiter. Ja, also ich habe auch immer so ein bisschen die Sorge, dass es ja alles sehr entwicklungslastig ist oder programmierlastig. Und dieses Programmieren auch immer quasi das komplett
ausspart. Also es ist schon ein Teil davon, aber Programmieren ist halt einfach nur den Codeschreiben und da gar nicht auch so vermittelt wird, von wem das gehört. Aber eigentlich ist es ja nur fertig, wenn es auch getestet ist, wenn auch irgendwelche qualitätssicheren Maßnahmen gelaufen sind. Aber ohne Programmieren geht es auch nicht. Wir sagen ganz oft, na, wo Programmieren draufsteht, also wo Informatik draufsteht, muss auch Programmieren
drin sein. Denn wenn wir es nicht programmieren, dann ist es auch nicht wirklich Informatik. Also da ohne geht es nicht. Aber du hast recht. Wie schaffen wir es, das zu vermitteln? Und wir versuchen ganz oft so aus, also ich habe einen Kollegen, mit dem ich total gerne Zusammenveranstaltungen mache. Er kommt so aus der Programmier-Ecke, kommt aus dieser DevOps-Ecke, sehr stark Blick auf Monitoring von Systemen, also Messen von Systemen. Ich
komme so aus diesen Qualitätssicherungsverfahren. Und wir machen ganz oft so Veranstaltungen, wo wir sagen, wir schauen uns mal Qualitätssicherungsverfahren an und gucken mal, was lernen wir dafür, für das Bauen von Software. Also nicht nur darauf schauen, wie prüfen wir nachher das, was wir gebaut haben, sondern auch, wenn wir diese Verfahren kennen,
was können wir daraus nutzen, damit wir schon von vornherein die Software besser bauen. Oder, dass wir uns auch anschauen, es gibt so viele Werkzeuge, um zu verstehen, wie funktionieren eigentlich diese Werkzeuge und was liefern uns dann so Sprachen wie Java, an Konzepten, dass wir solche Werkzeuge bauen können. Und wenn wir solche Werkzeuge bauen können, was wissen wir dann vielleicht auch darüber, um das in der Softwareentwicklung selber nutzen zu
können. Also das versuchen wir immer so ein bisschen zu verbinden und hoffen damit, das Thema Qualität nicht nur so als, ich muss nachher noch eine Qualitätssicherung machen, sondern das ist Teil unseres Alltagshandelns. Und das versuchen wir mit vielen dieser gerade nicht funktionalen Qualitätskriterien, dass wir immer wieder gucken, Performance,
warum ist eigentlich Performance wichtig? Dann hört man, ist nicht mehr so wichtig, dann hole ich mir halt eine schnellere Maschine oder Skalierbarkeit, ja, dann fahre ich noch ein paar Services rauf, ohne zu bedenken, dass ich die Komplexität erhöhe. Und was kaufe ich mir eigentlich damit ein? Und dann skaliert es trotzdem nicht wirklich. Wir sehen da immer diese schönen Beispiele, wo dann ein System gelauncht wird, am ersten Tag gehen
viele Leute drauf und es kracht sofort. Und wo wir stehen, warum habt ihr vorher nicht genau solche Fälle? Es gehen in einer bestimmten Zeit 100.000, 500.000 Personen auf diese Anwendung drauf. Warum ist das nicht vorher mal gepusht worden? Das ist ja nichts, wo man sagt, das ist ungewöhnlich. Und als Antwort kriegt man, ja, dann fährt man ein paar Services hoch, skaliert man horizontal.
Das ist es oft nicht. Und das versuchen wir so ein bisschen zu vermitteln. Also wir kann nicht aus diesem Wissen der Qualitätssicherung das mitnehmen in unsere Softwareentwicklung. Also dass wir versuchen, schon von vornherein ein bisschen Qualität auch in diese Entwicklung zu nehmen. Ja, das ist ja eigentlich total sinnvoll, die Qualität schon von Anfang an mitzudenken. Und das kann man lernen dadurch, dass man sich diese Methoden anschaut, worauf dann geprüft
wird auch später. Aber es gibt schon auch viele Studierende, die finden das nervig, wenn wir immer wieder sagen, so und jetzt messt ihr mal, wie lange dauert eigentlich eure Funktion, implementiert das mal mit einer anderen Sprache, messt mal wieder, wie lange dauert das denn eigentlich. Das finde ich einfach ziemlich nervig, weil sich ja was Neues entwickelt. Man sieht
nichts. Also wir sind jetzt nicht die Verfechter, wir brauchen schöne Grafikoberflächen, sondern wir sind eher die Verfechter*innen, die sagen, wir brauchen klare Schnittstellen, die wir in eine Automatisierungskette einbetten können, um dann die Prozesse einfach adäquat unterstützen zu können. Und dann sind uns die Oberflächen eher hinderlich. Und das ist natürlich schwer zu vermitteln. Das sieht nicht schön aus, es ist nicht bunt, man kann nicht hier und da hinklicken.
Ja, ganz viel Software passiert ja auch dahinter. Also das ist ja, wenn man darauf schaut, wie die Entwicklung aussieht. Man sieht zwar nur das Frontend häufig, aber ganz viel ist natürlich dahinter dann auch. Aber das machen wir ganz oft mit unseren Erstsemester-Studierenden, dass wir sagen, wir schmeißen alles weg, wir nehmen einfach nur ein Terminal und einen ganz einfachen Editor und fangen an, kleine Automatisierungsketten bietet sich an, Linux, gibt es viele Werkzeuge, die mal
aneinanderhängen können, um das mal zu thematisieren. Und das finden die häufig antiquiert. Und dann gehen wir ganz oft hin und sagen, guckt euch mal Projekte, die jetzt gerade gestartet werden. Wenn wir in der Cloud sind, wie wird das eigentlich, wie gehen wir da eigentlich mit um? Und dann sehen wir auf einmal riesige Projekte, die wieder Terminals bauen. Und wo wir dann sagen, so antiquiert sind die Konzepte. Die sind zwar alt und gut durchdacht, aber eben nicht sexy. Sieht nicht bunt und
flickert nicht hier und da. Also das klingt aber für mich ja auch alles sehr nach sehr praktischem Umgang. Also wenn ihr mit Terminal, mit Editoren, also wenn ihr das wirklich auch hands-on... Ich bin ja an einer Fachhochschule oder Hochschule für angewandte Wissenschaften. Dort ist es immer so, dass wir sehr praxisorientiert versuchen, sie dahin zu bringen. Also wir haben ganz viele, wir nennen das dann oft Labore oder
Programmierlabore, wo sie selber machen müssen. Und da glauben wir alle fest dran. Programmieren, lernen, lernt man nur, indem man selber immer wieder kleine Übungen macht, bis die immer größer werden. Also es muss von der Hand in den Kopf. Und man lernt es nicht aus Büchern. Das ist nicht immer leicht, weil wir manchmal so Studierende haben, die eigentlich oft denken, sie wissen ja schon alles. Sie haben ja zu Hause schon den Rechner, manchmal haben sie auch schon
ein bisschen programmiert. Aber sie dann auf so eine andere Ebene zu bringen, von diesen kleinen Beispielen, die sie vielleicht schon mal gemacht haben, in wie kann ich wirklich so Unternehmensprozesse mal anschauen und dann so Ketten mehr anschauen, Schnittstellen zwischen Systemen anschauen. Dass da sie dann wirklich hinzubringen, das ist nicht leicht. Und ganz oft ist das so, dass die... Also wir haben Programmieren mit Java im ersten Semester und die ersten sieben Wochen sind
relativ easy, so ein bisschen Algorithmen, bisschen Schleife, Abfragen, Variablen. Und dann kommen so langsam Klassenobjekte, Polymorphie, wo man dann... Viele dann aussteigen und Programmieren lernen, auf einmal deutlich wird, dass das schwer ist. Bis es Klick macht. Manchmal wie so eine Sprache lernen. Und das den Studierenden zu vermitteln, dass sie dranbleiben, das ist
nicht einfach. Es ist ja auch total wichtig, glaube ich, diese Basics einmal zu können, weil selbst wenn ich sage, ja, ich kann ja das heute eh die KI schreiben lassen, ich muss ja irgendwie bewerten können, was kommt daraus und kann ich das irgendwie verwenden. Das ist für mich auch eine der größten Fragen jetzt mit der KI. Wir waren alle, das muss man ja sagen, am 30.11., als dann das nochmal sehr deutlich wurde und auch vorher schon, was da für Ergebnisse
rauskommen, ist manchmal schon beeindruckend. Und dann haben wir ein bisschen näher geguckt und dann sieht man ganz schnell, so gut ist es dann doch nicht. Aber wir können alle die Ergebnisse noch einschätzen. Wir sehen, ob es ein brauchbares Ergebnis ist, ist es ein Ergebnis, wo ich dran anfangen kann und dann weitermachen kann oder ist es so Schrott, dass ich es gleich
wegschmeiße. Und wie schaffen wir es jetzt, den Studierenden zu vermitteln, dass sie erst dieses Basiswissen aufbauen müssen, damit sie das auch einschätzen können und dann können sie vielleicht auch gut eine KI einsetzen. Aber im Augenblick ist es so, dass ganz oft gesagt wird, wieso muss ich das noch lernen? Das kann doch die KI. Mir hat neulich jemand gesagt, wir brauchen keine Juniorberater mehr. Das kann doch die KI machen. Man kann die KI genauso gut machen, wenn ich die
mit den richtigen Informationen fütter, dann kann ich das genauso gut. Aber wie werde ich Seniorberater, wenn ich die Stufe des Juniorberaters nicht mehr habe? Wie kann ich diese Erfahrungen sammeln, dass ich dann für Aufgaben, die komplexer sind, wo die KI vielleicht nur Ansätze liefert, wie kann ich die überhaupt noch in den Griff kriegen, wenn ich diese Erfahrung der einfachen Aufgaben nicht habe? Es ist mir noch schleierhaft, wie wir damit umgehen. Da, glaube ich, sind wir
noch ganz am Anfang. Und auch wir sitzen davor und schauen uns Abgaben an und denken, ich glaube, da hat auch eine KI mitgeholfen. Das können wir natürlich niemals nachweisen. Und da hilft dann oft das Gespräch wieder und auch das Gespräch mit den Studierenden immer wieder zu sagen, wir wollen nicht einen wohlgeschliffenen Text von euch haben, sondern wir wollen einen authentischen Text haben. Wir wollen wissen, was wisst ihr eigentlich? Wie könnt ihr euer Wissen darstellen,
und das ist nicht immer ganz einfach. Ja, das kann ich mir vorstellen. Wenn wir wieder zu der Qualitätssicherung auch kommen, gibt es da eine gewisse Gewichtung? Es gibt ja ganz viele Themen, wir können uns Reviews anschauen, statische Analyse, Testmethodiken und sowas. Habt ihr da so eine Gewichtung der Dinge oder versucht ihr das mal in der Breite abzudecken oder gewisse Sachen auch gar nicht so zu betrachten, weil es in euren Augen jetzt nicht so wichtig ist in dem
Kontext? Also was, wo wir ganz viel Augenmerk drauf lesen, ist auf Monitoring und Messen. Also, dass wir von Anfang an immer wieder sowas wie Performance messen oder drauf schauen, wie viele Ressourcen haben wir verbraucht. Das versuchen wir so als Querschnittsthema in
unsere Veranstaltung vom ersten Semester zu bringen. Im Software Engineering haben wir das Thema Qualitätskriterien drin und insbesondere auch nochmal in dem Kontext Requirements Engineering und dann in dem Kontext von Architekturen nochmal so Themen wie Wartbarkeit und Langlebigkeit von Architekturen, aber oft so als Querschnittsthema. Und dann haben wir im Wahlbereich nochmal eine
Veranstaltung, die heißt Grundlagenqualitätsmanagement. Wer die so benannt hat, weiß ich nicht, weil wir eigentlich machen wir Konzepte der Qualitätssicherung, so ein bisschen Qualitätsmanagement, wenn es darum geht, wie bette ich Maßnahmen der Qualitätssicherung in Prozesse ein, wie messe ich sowas vielleicht ein bisschen oder welche Maße sind eigentlich für welche Gruppen sinnvoll, also welche brauche ich vielleicht fürs Management,
welche brauche ich eher im Team, wo ich sagen kann, mir geht das Management überhaupt gar nichts an, sondern die brauche ich im Team, weil ich oder weil wir im Team gerne das verbessern möchten. Und im Kontext dann auch nochmal ein bisschen, wie spielt eigentlich Dev und Ops zusammen, also Thema Monitoring. In dieser Wahlveranstaltung nehme ich gerne nochmal ein Certified Tester Foundation Level auf, um diese Verfahren nochmal zu thematisieren. Ganz
speziell auch nochmal mit dem Blick da drauf, Testautomatisierung. Mein Eindruck ist ein bisschen, es wird super viel automatisiert, aber es wird nicht hinterfragt, was automatisiert wird, allenfalls nochmal sind Anweisungen abgedeckt, sind Bedingungen abgedeckt, aber weniger nochmal so zu schauen, kann ich eigentlich meine Testfälle reduzieren, weil sie so oder so redundant sind.
Also das nochmal zu thematisieren und gerade wenn ich sowas wie Äquivalenzklassen oder Entscheidungsbäume, kann ich auch sehr gut Fehlerquellen thematisieren, die ich in der Softwareentwicklung einfach schon mal vermeiden kann. Also das kann man einfach sehr schön. Und diese Veranstaltung habe ich ja vorhin schon gesagt, machen wir zu zweit. Ich eher mit der Brille aus der Qualitätssicherung und der Kollege eher mit der Brille aus der Programmierung im
Java-Umfeld. Und das finden wir beide super spannend, weil wir auch beide sehr, sehr gerne diskutieren über Konzepte. Um passt das jetzt eigentlich und ist das eigentlich ein sinnvolles Vorgehen? Und wir haben auch ein bisschen unterschiedlichen Ansatz. Und das finde ich sehr schön, weil es dann nochmal den Studierenden aussieht, es gibt nicht die eine oder andere Entscheidung, sondern das ist ganz oft ein Abwägen, was ist richtig für das Team, was ist richtig für
die Anwendung, für die Lösung, die ich baue. Und wir müssen lernen, über das, was wir machen, zu reden, mit anderen darüber zu reden. Und das fällt ihnen sehr schwer. Und wir spielen ihnen das im Grunde immer vor. Und das macht einfach total viel Spaß, weil wir beiden auch gerne diskutieren und manchmal streiten auf so einer fachlichen Ebene, auch wenn wir uns total gut
klar kommen miteinander. Das ist einfach nett. Und merkst du, du kässt ja deine Studierenden dann nach einer gewissen Zeit auch so den einen oder anderen oder die eine oder andere, wo du sagst, die wird mal Testerin oder Quality Engineer oder so, oder die sagen das auch, das ist ein total spannendes Thema? Während des Studiums nicht. Während des Studiums eigentlich nicht. Aber ganz viele, also wir haben in unserem Studium derzeit im vierten Semester, demnächst im
fünften Semester so was wie ein Praxissemester. Und dann kommen die in diese Unternehmen rein und kommen ganz oft in so eine Rolle der Qualitätssicherung, weil das sehr häufig ja auch so eine Aufgabe ist, wo man mal in die Systeme reinschauen muss, muss sie analysieren, man kann sie damit sehr gut da reinbringen. Und dann kommen sie ganz oft wieder und sagen,
ich möchte gerne meine Abschlussarbeit in diesem Kontext testen. Ich habe ganz viele Arbeiten, die zur Testautomatisierung sind, weil sie mit dieser Fragestellung aus dem Unternehmen gekommen sind. Und dann sehen sie auf einmal, dass das spannend ist. Oder ich hatte neulich einen Absolventen, den ich wieder getroffen habe und der erzählte mir dann auch, dass er jetzt eigentlich in der Qualitätssicherung ist und das eigentlich super spannend findet. Und an sich gefragt hat,
warum fand er das vorher nicht so spannend. Also man kann es noch nicht so erkennen, aber es gibt natürlich, also gerade wenn das so ein WP, also ein Wahlpflichtfach ist, sind das natürlich ausgewählte Personen, die einfach nochmal Lust haben, tiefer da reinzuschauen. Und das sind dann Menschen, die so oder so relativ eng bei uns sind, weil sie unsere
anderen Veranstaltungen vielleicht interessant fanden. Da muss man einfach so sehen, ich würde auch im Wahlbereich die Veranstaltung suchen mit den Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich klar gekommen bin in meinem Studium. Das hätte ich auch gemacht. Du hast vorher angesprochen Nachhaltigkeit. Ich habe das auch hier im Podcast, das war schon zweimal Thema auch. Das bewegt auch, da habe ich auch immer wieder Feedback dazu bekommen. Und du sagst ja jetzt auch,
das versucht ihr mehr reinzubekommen. Wie vermittelt ihr denn das? Also im Grunde versuchen wir es in so eine Studienkultur reinzukriegen. Das erste ist, dass wir unser Labor umgebaut haben. Früher hatten wir 15 Rechner da stehen, die wurden alle fünf Jahre ausgetauscht. Und im Grunde muss man sagen, halbes Jahr später sind die nicht so leistungsstark wie die Laptops, die die Studis mitbringen. Also sind die gekommen,
haben die an die Seite geschoben, haben ihren Rechner dahingestellt. Also das war so das Erste, dass wir gesagt haben, lasst uns mal schauen, dass wir das anders gestalten. Die Rechner, naja, das schaffen wir schon mal ab. Wir kaufen nicht alle fünf Jahre neue Software, sondern wir unterstützen oder wir bauen lieber eine Umgebung auf, dass Studierende mit einem
ganz einfachen Laptop an unsere Infrastruktur drankommen. Und wenn sie dann was leistungsstärkeres machen sollen, dann machen sie das auf unserer Serverlandschaft, die wir da haben, der Informatik Cloud. Und die ist so aufgebaut, das sind alles Refurbished Geräte, sehr sparsam in den Ressourcen, weil wir immer sagen, also alle Studierenden kriegen einen Docker, aber alle Docker haben, ich glaube, zwei Gigabyte Speicher. Weil wir sagen, schaut da drauf, dass ihr, wenn ihr was baut,
mit diesen Ressourcen auskommt und nicht ausufernd werdet. Also an das versuchen wir zu gestalten mit einer Gruppe von Lehrenden, Mitarbeitenden und Studierenden. Und wir schaffen es auch, Studierenden die Kohorten übergreifend und wenn die Älteren da rausgehen, weil sie mit dem Studium fertig werden, dass die Jüngeren immer nachkommen. Also das ist seit ein paar Jahren haben wir, und es gelingt relativ gut. Das ist schon mal so ein Nukleus, so ein Kern, die das so in den
Studiengang hineintragen. So und dann machen wir alle Veranstaltungen, die wir machen, also diese vier Kollegen, Kolleginnen, die so relativ eng zusammenarbeiten, die sagen, wir nehmen eine Umgebung, wo die ihr Laptop haben, ganz einfach. Wir arbeiten viel mit dem Terminal. Wir haben für dieses Jahr, haben wir für sowohl Mac, Windows als auch Linux Laptops eine gleiche Umgebung. Wir haben, glaube ich, Westterm jetzt genommen. Immer Open Source, damit alle Studierenden eine Teilhabe
haben, also auch diese soziale Nachhaltigkeit. Und das versuchen wir von Anfang an zu vermitteln. So und dann haben wir so eine Veranstaltung, Einführung in die Informatik und Wirtschaftsinformatik. Und da versuchen wir so kleine Automatisierungsketten zu bauen und führen sie genau auch in diese Welt der Terminals und hier habt ihr euren Server, weil das nochmal eine andere Denke ist, aus der sie kommen. Sie haben sonst ihren Rechner, da haben sie alles. Cloud haben sie schon mal gehört,
da schieben sie irgendwelche Daten hin. Aber das wäre ganz häufig so eine Situation, wir haben einen Rechner und die Anwendung läuft oft auf so einem Server. Das ist für sie eine neue Welt und da versuchen wir sie hinzubringen. Und ihre Laptops brauchen nicht viel Kapazitäten. Und wenn jemand gar keinen hat, auch das ist natürlich, weil er kein Geld hat, sowas zu kaufen, dann haben wir Leih-Laptops, die wir haben. Oder in diesem Labor, wo früher diese 15 Rechner waren, sind
immer noch ein paar Leih-Laptops vorhanden, sodass sie auch arbeitsfähig sind. Also das ist so das eine. Und dann fangen wir von Anfang an, also gerade in dieser Einführung der Informatik, Wirtschaftsinformatik, bauen wir Automatisierungsketten und sagen ganz oft, "Messt mal, wie lange das jetzt gedauert hat." Oder dann haben wir in der Veranstaltung "Vernetzte Systeme", da thematisieren wir sehr häufig, wie viel Daten schickt ihr jetzt eigentlich rüber.
Und thematisieren dann, ist es manchmal nicht geschickter, ein ganz einfaches Protokoll zu schreiben. Wenn ich es sogar so weiß, beide Seiten kennen sich und kennen dieses Protokoll, dann reicht es vielleicht auch, eine CSV drüber zu schicken. Die Struktur ist klar, alle beide Seiten kennen das, reicht. Oder muss es ein ganz geschwätziges Format sein. Und es gibt Gründe, wo das ganz geschwätzig sein muss. Und es gibt gute Gründe, wann das nicht der Fall sein
muss. Und das sich immer wieder zu überlegen und sich das klarzumachen, und das versuchen wir immer wieder auch mit Messen, was geht da rüber an Datenvolumen, wie viel Zeit braucht das, wie viel Durchsatz, wie viele Messages kann ich abarbeiten in einer bestimmten Zeit, um sie darauf zu drillen so ein bisschen, darüber nachzudenken, was für Ressourcen verbrauche ich. Und sagen ganz deutlich, das gehört in euren Handwerkskasten. Das könnt ihr irgendwann wieder
rausholen. Das ist nicht immer leicht. Ich hatte neulich einen Studierenden im Projekt, also am Ende des Studiums, da haben wir immer so ein einjähriges Projekt, und der sollte irgendwie Daten von einer Seite runterholen. Dann habe ich gesagt, "Hm, haben wir im ersten Semester gemacht." Und der hat gesagt, "Habe ich seitdem aber
nicht wieder gemacht." Also das ist so, wie bleibt das in ihrem Alltagshandeln drin? Wir versuchen das wirklich so in allen Veranstaltungen immer wieder aufzugreifen, dieses Handwerkszeug, damit es gesetzt ist. Ja, damit er sich auch verinnerlicht. Aber ich glaube auch, dass Nachhaltigkeit schon ein essentielles Thema in unserer Branche ist, weil es wird jetzt immer mehr, und wir haben so leicht Zugriff auf ein paar Parameter, CPUs hochfahren in der Cloud,
mehr Speicher, mehr Strom, das hängt so viel dahinter. Und dann ist man so leicht ein bisschen fahrlässig damit. Es ist ja auch lange propagiert worden. Als ich studiert habe, war es klar, dass wir auf Ressourcen gucken, weil wir hatten, ich glaube, 128K Hauptspeicher. Also da hat man auf Ressourcen in den Algorithmen schon geguckt. Heute kosten Ressourcen erst mal nichts. Da guckt keiner drauf. Und da den Blick wieder hinzubringen, schaut doch auf eure Ressourcen.
Müssen wir wirklich das in der Form machen? Das macht es so schwer. Und dann versuchen wir mit den Studierenden in den höheren Semestern, gerade in dieser Veranstaltung Qualitätssicherung oder Qualitätsmanagement, so Szenarien aufzubauen, wie untersuche ich eigentlich etwas. Einfach ein Phänomen zu sehen und denken, oh ja, bringe ich mehr Speicher ran. Sondern zu untersuchen, was steckt eigentlich dahinter? Also wir hatten so ein Phänomen, was wir in unserer Infrastruktur
beobachtet haben. Sehr sparsame Docker, Tomcat da drin und wir hatten eine kleine Webanwendung. Und nach zehn Minuten wurde es abgeräumt, weil der Speicher voll war. Und wo wir dann gesagt haben, ja wie untersucht ihr das denn eigentlich? Was für Probleme können das sein? Es könnte zu wenig Speicher sein. Es könnte aber auch die Java Virtual Machine sein. Es könnte der Tomcat sein. Also wie baue ich mir Szenarien auf überhaupt, um sowas zu untersuchen und neugierig zu werden?
Was könnte das Problem sein, ohne es so gleich mit so einem Totschlag auf dem Lendwagen, kriegt mehr Speicher, dann wird das schon gehen. Ja, sehr spannend. Das finde ich super, das so in der Kultur auch zu verankern. Einfach über den Alltag auch immer wieder auf die Dinge zu schauen. Das ist, glaube ich, echt ein Mehrwert auch für die Zukunft, die es da braucht.
Und ich hoffe, dass Sie das dann mittragen in die Projektkultur. Heute Morgen war ein schöner Vortrag von dem Kollegen von Shibu und der hat das auch mit so einer Begeisterung da reingetragen, was Sie machen, um da Nachhaltigkeit in die Projekte zu tragen, das als Kriterium mit aufzunehmen. Und sowas erhoffe ich mir, dass die Studierenden, die rausgehen, genau diese
Begeisterung mitnehmen und immer mal wieder auch zu hinterfragen, was da passiert. Auch wenn man am Anfang, wenn man neu ist in einem Unternehmen, nicht alles gleich ändern kann, auf den Zahn ziehen wie ihn natürlich. Ja, klar, man will die Welt verändern, aber es ist manchmal nicht ganz so einfach. Nein, manchmal ist es nicht ganz so einfach und es müssen kleine Schritte, aber das möchten wir Ihnen mitgeben, damit Sie genau mit dieser Begeisterung diese kleinen Schritte gehen.
Und manchmal hat man ja auch Glück, dass man auf ein Umfeld trifft, wo man das dann weitertragen kann. Also dann freue ich mich immer. Wenn ich dann nach, was weiß ich, ein, zwei Jahren nach deren Studienende sie wieder treffe und sie mir dann solche Beispiele erzählen, dann freue ich mich immer. Ja, genau, das ist sehr schön. Ja, super. Karin, vielen lieben Dank für diese Einsicht mal in deinem Hochschulleben, auch wie ihr da qualitätssicher und lebt. Das hat für mich jetzt
ein ganz anderes Bild auch gemacht, wie ihr die Dinge verankert da drinnen. Das finde ich total spannend. Habe ich noch nie so darüber nachgedacht. Für mich war das immer so eine Vorlesung, Qualitätssicherung oder Software. Aber das so in das ganze Thema mit reinzubringen, in die Kultur mit reinzubringen, in den täglichen Umgang mit den Themen, das finde ich natürlich den viel besseren Weg, weil das sich viel tiefer verankern kann, als wenn man das nur mal als
Methode lernt. Von der Hand in den Kopf. Genau, ja. Das ist ein schönes Abschlusswort. Ich danke dir, dass du hier warst und ich wünsche dir noch viel Spaß am QS-Tag. Danke. [Musik]