Barrierefreiheit - Myria Pflaum, Lisa Amrhein - podcast episode cover

Barrierefreiheit - Myria Pflaum, Lisa Amrhein

Nov 28, 202326 minEp. 43
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Episode description

Barrierefreiheit ermöglicht Teilhabe. Jeder kennt die Rampe für den Rollstuhl oder die Bodenleitsysteme für blinde Menschen an Fußgängerüberwegen und am Bahnhof. Unsere digitale Welt wird nicht nur immer größer, sondern die Teilhabe an dieser Welt wird immer unumgänglicher. Damit auch Menschen mit Beeinträchtigungen teilhaben können, gibt es die digitale Barrierefreiheit. Wie genau das aussieht, was Barrierefreiheit für die Entwicklung und das Testen von Software bedeutet und warum es vorteilhaft ist, barrierefreie Software zu entwickeln (bzw. bereits bestehende Software barrierefrei zu machen), erzählen uns die Expertinnen Lisa und Myria.

Transcript

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge vom Podcast Software Testing. Ich bin dein Host Ritschi und habe wieder eine Folge vom QS-Tag 2023 in Frankfurt mit dabei. Bei mir heute zu Gast Müria und Lisa, beide Expertinnen für das Thema Barrierefreiheit. Ein Thema, das in den Feedback-Mails an mich immer wieder zur Sprache kommt, da soll es

doch mal eine Folge dazu geben und hier ist sie. Ich spreche mit den beiden darüber, was eigentlich Barrierefreiheit bedeutet, warum es aktuell wieder an Brisanz gewinnt und was wir als Softwareentwicklungsteams und Unternehmen tun können, um Barrierefreiheit umzusetzen.

Und wenn dir der Podcast gefällt und du Freude daran hast, wenn du schon was lernen konntest oder einfach nur mal eine Inspiration bekommen hast, dann freue ich mich natürlich über jedes Like und jede Bewertung auf den üblichen Plattformen und über direktes Feedback an mich an [email protected]. Und jetzt viel Spaß bei der Folge. Hallo, schön, dass ihr da seid. Ja, schön, dass wir hier sein dürfen. So zu so ein bisschen späterer Stunde schon hier am QS-Tag 2023 in Frankfurt.

Und ich freue mich auf das Thema heute ganz besonders, weil ich bekomme ja immer wieder Feedback auch zu dem Podcast. Übrigens hier der Aufruf an alle, die mir mal Feedback geben wollen, gebt mir Feedback. Traut euch, haut Themen raus und Speaker, die ihr gerne hören wollt, so Klammer zu. Feedback und da ist immer ein Thema auch, was gern gewünscht wird, und zwar das Thema auch Barrierefreiheit. Und das finde ich auch super. Ja, das passt jetzt

auch mal richtig gut. Und freue ich mich heute auch auf das Gespräch mit euch, da mal auf den aktuellen Standort zu kommen. Was heißt das eigentlich? Was bringt das? Und da freue ich mich, da jetzt mal einzutauchen. Ja, da gebe ich euch gleich mal das Wort, würde ich sagen, weiter. Barrierefreiheit, was soll das? Was machen wir damit?

Genau, das ist meistens die erste Frage. Vor allem, was ist digitale Barrierefreiheit? Also so die Barrierefreiheit kennen viele, sei es, dass man zum Beispiel nicht nur eine Treppe zur Eingangstür hat, sondern auch noch eine Rampe für Rollstuhlfahrer zum Beispiel. Das kennen die meisten, aber dann ist immer oft eben die Frage, was ist jetzt digitale Barrierefreiheit? Die ist aber im Endeffekt das Gleiche, nur halt für digitale Produkte. Also dass eine Webseite oder eine

Software, eine Anwendung, eine App einfach für alle Menschen nutzbar ist. Also auch für Menschen mit Einschränkungen wie blinde Nutzer oder welche, die visuelle Einschränkungen haben. Ja, dass auch die digitale Medien anwenden können. Ja, das ist, also das klingt für mich mal total nachvollziehbar, aber da gibt es natürlich unfassbar viel, oder? Also es gibt ja ganz viele Einschränkungen, die ich da beachten kann. Wie kann ich denn das so filtern,

granularisieren für mich? Ja, also genau, grundsätzlich sollte man da wissen, dass natürlich Menschen jetzt keine homogene Gruppe ist. Also ein blinder Nutzer ist nicht gleich der ein anderer blinder Nutzer. Also jeder ist auch individuell. Die Behinderung kann auch verschiedene Ausprägungen haben. Man benötigt verschiedene Hilfstechnologien. Also das ist sehr individuell. Aber grundsätzlich kann man bei digitaler Barrierefreiheit in fünf Nutzergruppen

einteilen und das ist eben gliedern sozusagen. Das sind einmal blinde Nutzer, sehbeeinträchtigte Nutzer, motorisch beeinträchtigte Nutzer, kognitiv beeinträchtigte Nutzer und auditiv beeinträchtigte Nutzer. Das sind so die fünf groben Nutzergruppen, wenn man es jetzt mal

wirklich einteilen wollen würde. Genau. Ja. Ja, und also das kann ich mir gut noch vorstellen, dass ich das Dings... und jetzt muss ich ja für mich ja, wenn ich eine Software entwickle oder so, habe ich ja gewisse Vorgaben oder woher kriege ich denn generell mal die Idee, überhaupt das zu machen? Also wie definiere ich denn da meine Anforderungen auch? Genau, also die Anforderungen, die kommen hauptsächlich aus der WCAG, also das sind die Web Content Accessibility

Guidelines. Die stellen den internationalen Standard dar für barrierefreie digitale Anwendungen. Wie man auf die Idee kommt, ist in Deutschland leider meistens noch das Gesetz, sagen wir immer so. Also es sind schon öffentliche Stellen des Bundes sind seit 2021 verpflichtet,

schon eben, dass ihre digitalen Produkte barrierefrei sind. Und jetzt kommt tatsächlich auch ab 2025 durch den European Accessibility Act, der ist in Deutschland umgesetzt im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, auch eben die Pflicht für Privatunternehmen, dass die auch in Zukunft die digitale Barrierefreiheit umsetzen müssen. Also wird sich dann hoffentlich die Idee noch mehr verbreiten, dass noch mehr Anwendungen barrierefrei werden. Wobei wir uns

natürlich auch wünschen würden, dass es einfach ein Standard wird. Also dass einfach jeder das von Anfang an beachtet in seinen Entwicklungen und Anwendungen und nicht nur macht, weil das Gesetz das halt vorschreibt, dass das umgesetzt werden muss. Was kann ich denn da zum Beispiel machen, wenn ich Webseiten habe? Also ich weiß es jetzt ein paar Sachen, aber jetzt so manche

Hörer, Hörerinnen vielleicht nicht so ganz. Was kann ich denn auf meiner Webseite als machen, um diese fünf Gruppen auch abzuholen und denen Zugang zu ermöglichen? Genau, also jede Nutzergruppe bringt auch verschiedene Anforderungen für die Software dann mit. Also blinde Nutzer beispielsweise benutzen in der Regel einen Screenreader, der dann die Inhalte eben vorliest, die da verfügbar sind. Und da ist eben wichtig, dass jetzt eine Webseite beispielsweise so programmiert ist und gestaltet ist,

dass der Screenreader das eben wiedergeben kann. Da ist vor allem eine korrekte Syntax wichtig im HTML. Und Screenreadernutzer bedienen den Screenreader oder navigieren auch per Tastatur, rein per Tastatur, also ohne Maus. Das heißt, das muss auch gegeben sein, die Tastatur-Bedienbarkeit. Das ist natürlich dann auch wieder für motorisch beeinträchtigende Nutzer wichtig, weil die dann auch eben oft keine Maus verwenden, sondern per Tastatur die Seite bedienen.

Genau, für sie beeinträchtigende Nutzer gibt es auch ganz viele Anforderungen, wie beispielsweise ein starkes Kontrastverhältnis. Das heißt, bei Schrift gibt es klare Vorgaben, wie stark muss der Kontrast zum Hintergrund sein, damit man es eben noch gut lesen kann. Aber auch von informationstragenden Grafiken, dass die eben erkannt werden, oder grafischen Bedienelementen, dass eben ausreichend starker Kontrast ist zum Hintergrund,

dass man es eben gut sehen kann, wenn man sie beeinträchtigt ist. Genau. Für kognitiv beeinträchtigende Nutzer gibt es auch ganz viele Anforderungen. Da geht es auch viel um Verständlichkeit und den ganzen Aufbau der Webseite. Jetzt beispielsweise, dass es logisch ist, dass es gut gegliedert ist, die Navigation auch einheitlich und konsequent umgesetzt ist. Generell, dass alles sehr, sag ich mal, konsistent umgesetzt ist und jetzt nicht jede Seite irgendwie anders bedient werden muss. Genau.

Und wie kann ich denn das in meiner Softwareentwicklung irgendwo umsetzen? Also, ich denke, es klingt für mich ja total nachvollziehbar, aber ich finde es jetzt in der Praxis, wenn ich jetzt Entwickler bin oder ein Entwicklungsteam, total schwierig, wie kann ich mich denn da orientieren, was es wirklich sein muss? Also, welche Kontraste und so? Ich muss das ja irgendwie in meiner Softwareentwicklung verankern. Genau. Also, was wir oft erleben, was man natürlich machen kann, ist, dass man die

Anwendung fertig entwickelt und es dann zum Barrierefreiheitstest gibt. Und dann kriegt man einen hundertseitigen Testreport im blödsten Fall und muss alles neu machen. Also, so sollte man es nicht machen, sondern wirklich frühzeitig ansetzen. Das fängt an mit einem Styleguide, den man hat beispielsweise. Da sind ja auch schon Farben oder Farbkombinationen, die man verwenden soll, vorgeschrieben. Und da kann man auch schon darauf achten,

dass da die Kontraste eben ausreichend sind. Oder beispielsweise, wenn man eine Pattern Library hat, wo Buttons oder Dropdowns, Select-Elemente, alles Mögliche beschrieben ist, die Entwickler ja dann benutzen die Pattern und einsetzen, dass die Elemente für sich auch schon barrierefrei sind. Dass man, wie gesagt, frühzeitig ansetzt. Okay, das verstehe ich, weil das ist natürlich auch etwas, das hat man ja in einigen Tests, dass das dann so ein One-Shot sind, die dann so einmal im

Jahr durchgeführt werden. Und dann wundert man sich, wie man das jetzt alles umsetzen soll. Aber durch die Anforderung, auch wenn das gesetzlich ist, muss ich mich ja dann auch darum kümmern, dass ich das in meinem laufenden Prozess dann irgendwo mit drinnen habe. Und wenn ich jetzt, wenn ich da so die Implementierung starte und diese Dinge auch umsetze in dem Sinne, ja diese, wie kann ich denn diese, was gibt es denn da so für Prüfungen? Oder wie kann ich

denn das Ganze dann auch sicherstellen, dass das auch funktioniert? Am besten natürlich noch irgendwo vielleicht in meiner Pipeline oder so. Genau, also da gibt es tatsächlich auch schon Möglichkeiten, das zum Teil in eine Testautomatisierung einzubauen oder eben in seine Pipeline. Da muss man nur dazu sagen, es ist bei Barrierefreiheit noch sehr schwierig, alles automatisiert zu testen. Das benötigt einfach einen Menschen dahinter, der da seine Logik,

Erfahrung reinbringt. Also ein Beispiel, was wir immer gerne nehmen, sind Alternativtexte für Grafiken. Es ist zwar leicht automatisiert abzutesten, ist da ein Alternativtext hinterlegt oder nicht, aber ja, macht der Text Sinn zu dem Bild? Also ist es ein logischer Text, ist es übereinstimmend? Oder ist er auch vielleicht aussagekräftig genug, dass das auch wirklich ein blinder Nutzer verstehen würde, was da jetzt ist? Das ist halt automatisiert sehr

schwierig. Da müsste man dann schon fast in den Bereich KI weitergehen. Und deswegen sagen wir immer, es muss immer auch ein manueller Test mit durchgeführt werden, um eben genau solche Bereiche abzudecken. Also ich möchte kurz bei der Automatisierung bleiben, weil das ist natürlich das, wo man vielleicht auch schnell einen Quick Win schaffen kann. Was für Tests kann ich denn automatisieren? Welche, was gibt es denn da so? Ja, also ganz einfach Kontraste auf jeden Fall.

Also ist das Kontrastverhältnis ausreichend? Das ist was, was sehr gut durch Automatisierung herausgefiltert werden kann. Dann ja, klar, Alternativtexte, ob die vorhanden sind, ob Überschriften, Hierarchie, ob die korrekt ist, das heißt eine H1-Überschrift, dann eine H2, H3, dass es halt gut verschachtelt ist und dass es Überschriften gibt. So was wird automatisch

getestet. Dann halt auch, ja, dass, ob die Elemente, wenn die eine bestimmte Rolle hinzugefügt haben, ob das zu dem Elementtyp passt oder ob es da Probleme geben kann, ob die Syntax korrekt ist, wird automatisiert geprüft. Also das sind schon sehr viele Regeln, die dann abgetestet werden, aber da ist wirklich wichtig zu beachten, dass, also es gibt diese WCAG-Kriterien, die dann beschreiben, umfangreich beschreiben, wie es sein soll, jetzt auch im Kontrast

beispielsweise. Aber so eine automatisierte Testregel kann eben nur einen Teil von diesem Kriterium abtesten, da benötigt auf jeden Fall noch das menschliche Auge, um das dann final zu bewerten. Aber auf jeden Fall ist Testautomatisierung ein sehr gutes Mittel, eben auch um so einen Quick Win zu erreichen. Da gibt es auch super Open Source Tools, die man mit sehr wenig Aufwand einbinden kann in die Pipeline, die auch schon großen Vorteil schaffen. Habt ihr da einen Tipp

gleich? Ja, zum Beispiel X-Core ist ein Open Source Tool, was auch sehr weit verbreitet ist. Cool, das könnten wir dann verlinken auch gleich in den Shownotes, dann haben wir gleich nochmal

was für die Hörerschaft geschafft. Ja, und wenn man jetzt mal drüber nachdenkt, wie viel kann automatisiert getestet werden von allen Kriterien, da ist es so, dass X-Core sogar mal eine Studie durchgeführt hat mit, das waren glaube ich 15.000 Seiten, die wurden manuell automatisiert getestet und die haben eben ausgewertet, okay, ungefähr, ich glaube 57 Prozent der Kriterien konnten automatisiert geprüft werden. Also es ist schon mehr als die

Hälfte, aber noch nicht alles. Da ist noch ein bisschen Luft nach oben. Aber ich denke mal mit KI wird in den nächsten Jahren sicher auch noch was kommen. Ich denke auch, also ich habe selber bei meiner Seite implementiert, dass im ersten Schritt die Alttexte mit KI generiert werden, das heißt, der guckt sich das Bild an und versucht, dazu einen Text zu schreiben. Und wenn ich mir das so durchlese, denke ich mir, ja, passt, also mehr als die Hälfte vielleicht

nicht. Bei anderen Sachen, da muss man halt noch nacharbeiten. Aber die Prüfung kann ja im Prinzip dann auch da irgendwann mal so laufen, nimmt dir den Alttext statt das Bild an, passt das zusammen, kann man ja dann vielleicht auch machen. Bei manchen Sachen ist mir nicht ganz klar, ist die, wie genau die Prüfung da sein kann. Du hast vorher gesagt, diese Navigation, dass die einfach ist, das ist ja ein sehr schwammiges Kriterium. Wenn ich das auch

manuell durchführe, der eine sagt, ja, es ist einfach. Also wenn ich jetzt jemanden da hinsetze, der vielleicht beeinträchtigt ist, sie beeinträchtigt ist oder blind ist, für den einen ist es einfach, der andere sagt nein. Gibt es da irgendwo eine Maßzahl, eine Regel oder so,

gibt es da auch irgendwie Vorgaben? Also genau, das ist an sich eben immer, sage ich, also Problematik ist vielleicht ein bisschen hochgegriffen, aber das gibt es auf jeden Fall bei vielen Anforderungen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, also es ist bestanden,

sozusagen, oder nicht bestanden, sondern auch viel, wo man darüber diskutieren kann. Also das haben auch wir, wenn wir zu zweit irgendwie das gleiche Testobjekt testen, dann haben wir, gerade zum Beispiel, wenn man das Navigationsbeispiel wieder nimmt, sagt vielleicht der eine von uns, das passt,

der andere sagt, vielleicht könnte man da zwei, drei Schritte miteinander tauschen. Das liegt dann wirklich auch so ein bisschen einfach an den Erfahrungswerten, so was man da fühlt oder auch was ich da dann eben am besten so vorstellen kann, es funktioniert auf diese Art und Weise, aber da gibt es nicht wirklich ein die Maßgabe oder den Maßstab, so sein muss es sein. Da ist man ja auch dann wieder bei dem Thema, dass ja auch die Nutzer so unterschiedlich und vielfältig

sind, dass man gar nicht jeden wirklich zu 100 Prozent abdecken kann. Ja, stimmt, das ist natürlich

das auch noch, dass da auch die Unterschiedlichkeit dann vom Gerät her. Jetzt hatte ich gerade da noch einen, ach so, ja, weil du sagst, ihr testet das ja selbst auch, ist ja euer Job auch das zu tun, gleicht ihr euch dann auch da ab, wirklich mit Menschen, die diese Beeinträchtigung haben, weil ihr, also ich denke jetzt, bei blinden Menschen, die hören ja auch anders, die hören ja da, oder haben eine ganz andere Bedienung der Tastatur, als wir das haben, wenn wir da so sitzen

und vor uns hin tippeln, können die natürlich ganz anders damit agieren. Wie ist denn da so eure Erfahrung? Genau, es ist auf jeden Fall wichtig, da auch, sag ich mal, wirklich Screenreadernutzer zu befragen, weil das sind halt die Profis in der Anwendung mit dem Screenreader, das ist ein sehr mächtiges Tool, so ein Screenreader und um wirklich alle Bedienmöglichkeiten zu kennen und wie man es

richtig nutzt, das ist wirklich eine sehr umfangreiche Ausbildung, sag ich mal. Und ich meine, wir können auch schon bewerten, macht es so Sinn, oder finden wir hier schon was grob, aber wenn es jetzt gerade um die Usability geht, dann wirklich auch, da ist es auch wichtig, eben jetzt beispielsweise, wenn es um blinde Nutzer geht, da jemanden miteinzubeziehen und zu fragen, hey, wie siehst du das, ist das so gut oder wäre es so besser und eben so dann die

beste Lösung zu finden. Ja, verstehe. Ja, es ist, glaube ich, auch essentiell, immer wieder diesen Abgleich dann da auch zu schaffen, das denke ich auch auf jeden Fall. Und ihr macht das ja quasi tagtäglich, setze ich jetzt mal so voraus, dass ihr euch um diese Tests kümmert. Ich habe so ein bisschen, also mein Eindruck wäre, wenn ich jetzt in den Unternehmen, meine Unternehmen anschaue und da hinkomme und sage, so wir machen jetzt Barrierefreiheitstests, dass ich da mit Augenrollen

empfangen werde, wäre das auch noch. Wie geht ihr denn damit um, dass das meiner Meinung nach eher so eine Befindlichkeit ist, dass es nur ein Anhängsel ist. Also wie argumentiert ihr da? Genau, also damit werden wir tatsächlich sehr oft konfrontiert. Also natürlich haben wir auch mal Ausnahmen, die das auch gerne machen und da auch begeistert sind oder auch teilweise sich schon vorher dann reingelesen haben und auch schon ein bisschen Wissen mitbringen. Aber natürlich

haben wir auch sehr viel damit zu kämpfen, dass es viele nur als eine Pflicht ansehen. Das Gesetz sagt es jetzt vor, es ist noch was, für das man Geld ausgeben muss. Das ist ja auch eine Budgetfrage teilweise in den Unternehmen. Man braucht die Zeit dafür, man braucht die Mitarbeiterkraft dafür und natürlich auch, dass viele Mitarbeiter sich dann ja auch schulen müssen und da erst mal einlernen

müssen. Wir versuchen dann halt immer die Vorteile hervorzuheben. Also eben nicht nur, okay ihr habt dann das Gesetz erfüllt, sondern ja ein großes Thema ist ja, dass die Barrierefreiheit auch die allgemeine Usability von einer Anwendung erhöht. Also da ist ein schönes Beispiel, das mit dem Kontrast. Natürlich braucht jetzt vielleicht ein visuell beeinträchtigter Nutzer diesen Kontrast,

um die Inhalte wahrzunehmen. Aber ja, ich sage immer, jeder von uns liest einen Text, der einen ausreichenden Kontrast hat, deutlich einfacher und leichter und schneller und auch lieber als ja einen Text, wo man so ein bisschen vielleicht auch noch die Augen zusammengneifen muss, dass man gerade so noch lesen kann, was da steht. Dadurch erreicht man natürlich viel mehr Nutzer und ja, kriegt natürlich auch wieder am Ende mehr Geld rein. Also hat dann da wieder

einen Vorteil. Es ist natürlich auch ein positives Image fürs Unternehmen, wenn man sagen kann, man hat auf die Barrierefreiheit geachtet, man lädt alle Nutzer ein, die Anwendung zu nutzen. Das ist auch ein weiterer Vorteil. Und es wirkt sich auch positiv auf die Suchmaschinenoptimierung aus. Also das ist auch nochmal ein schöner Nebeneffekt. Notiz an mich selbst. Barrierefreiheit

nochmal checken. Genau. Oder auch bei größeren Softwareanwendungen ist es ja auch teilweise jetzt eine Grundlage für Ausschreibungen, weil öffentliche Stellen müssen ja schon länger barrierefreie Produkte anbieten. Das heißt, sie sind auch verpflichtet, wenn sie externe Software einkaufen, dass diese Barrierefreiheit erfüllt. Das heißt, wenn man dann selbst schon ein barrierefreies Produkt hat, kann man da natürlich dann direkt in der Ausschreibung mitmachen und

hat auch eine höhere Wahrscheinlichkeit genommen zu werden. Und auch hier wieder, also allem in allem kann man sagen, es ist ein großer Wettbewerbsvorteil, einfach die Barrierefreiheit umzusetzen. Ja, also ich denke auch, es ist auf jeden Fall gut.

Ich kann es, ich finde die Argumente auch gut, mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit Also das ist natürlich auch quasi unter Anführungszeichen "normalen Menschenhilfen".

Das ist normal, das ist ja immer so eine Thematik, aber einfach hier auch quasi über die Breite zu argumentieren. Wenn ihr jetzt so Tests macht, also wir haben ja bei fachlichen Testfällen oder so was, dann schreibe ich meine Test Case 1, klicke da, klicke dort, mach dies, mach das, gib das ein und das soll rauskommen. Test Fall 2, la la la, so das habe ich dann irgendwo verpackt. Schreibt ihr die Testfälle auch in so einer Form oder habt ihr ganz andere Methoden, wie ihr die Tests da

abwickelt? Genau, also die Anforderungen sind ja vorgegeben, einfach durch die WCAG oder die EN 301 549. Das heißt, wir sind ja zumindest da dran gebunden, was wir abtesten müssen, um am Ende da

eine Aussage treffen zu können. Wir haben jetzt diese Anforderungen genommen und uns halt umgeschrieben zu Testfällen, die wir dann am Ende durchführen können und dann auch sagen können, okay, der Testfall ist bestanden oder nicht bestanden und in dem Fall, wenn er nicht bestanden ist, ist eine Barriere vorhanden, die wir dann auch so dokumentieren und am Ende in einem Testbericht zusammenfassen. Also lässt sich quasi ganz klassisch auch so auswerten, wie wir das aus

einem fachlichen Test auch kennen. Genau, die einzige Schwierigkeit sind eben diese Grautöne dazwischen, dass es eben so etwas wie eine sinnvolle Reihenfolge gibt, dass dann auch in dem Testfall steht, okay, ist diese Lesereihenfolge sinnvoll und dann es einfach auf den Tester ankommt

zu sagen, ja, ist sie oder ist sie nicht. Wenn ich jetzt als Unternehmen da so die ersten Schritte machen möchte, weil ich jetzt, ich habe jetzt verstanden durch die Podcast-Folge, oh, ich muss was tun, möchte mich jetzt aber nicht gleich in diesem vielleicht, schon am Gesetz orientieren, aber womit kann ich denn mal leichtgewichtig in dieses Thema rein starten, weil es natürlich gesetzliche Vorgaben wahrscheinlich auch decken irgendwas ab, aber irgendwo muss ich ja anfangen

und alles ist mir zu viel. Was würdet ihr denn sagen, wo kann man denn mal starten, so mal für das Thema auch ein Gespür zu bekommen? Also wenn man bisher Barrierefreiheit noch gar nicht berücksichtigt hat, ist es schon denke ich eine gute Methode, um mal so ein Gefühl dafür

zu bekommen, wo man steht, ist so ein, wie so ein Stichproben-Test. Also wenn man jetzt einen riesigen Webauftritt hat beispielsweise, dass man sagt, okay, man beauftragt mal irgendwie Experten, die das mal wirklich durchtesten, vielleicht zwei, drei Seiten, Webseiten, das ist auch gar nicht allzu viel Aufwand und dann hat man auch schon mal so die Grundprobleme identifiziert und die kann man dann wie gesagt mitnehmen, die Barrieren und die halt dann entfernen und dann wäre so der erste

Schritt getan und dann muss man natürlich auch schauen, dass die Entwickler, Designer, Tester und so weiter geschult werden nach und nach, dass sie eben Bescheid wissen, wie kann barrierefrei umgesetzt werden, was muss beachtet werden und das dann so langsam einzubauen, den Entwicklungsprozess. Aber ich glaube für den Start ist so ein Stichproben-Test, sag ich mal, ganz gut,

um halt ein Gefühl dafür zu bekommen. Genau, oder dann natürlich auch intern eben, was wir am Anfang hatten mit den automatisierten Tests, die eben noch nicht alles abdecken, aber man da auch ja schon mal so ein erstes Feedback bekommt, so wie viel Purzel am Ende raus und man, es waren jetzt glaube ich 56 Prozent, die abgedeckt werden, sowas um den Dreh rum, also wenn man dann sagt, okay, die 56 Prozent sind dann schon mal erfüllt, also da sind keine

Barrieren mehr vorhanden, ist man ja schon mal einen guten Schritt in die richtige Richtung. Ja, und wenn man jetzt mal in die WCAG schaut, also die WCAG ist wirklich sehr umfangreich, ich glaube es sind jetzt mit der WCAG 2.2 86 Erfolgskriterien, die jeweils auch sehr ausführlich beschrieben sind, wie man das umsetzt, was man alles beachten muss und das sollte man

sich zum Anfang vielleicht nicht alles irgendwie durchlesen. Also das ist wirklich, kann man natürlich machen, es ist sehr viel Information, aber da kann man auch sehr schnell erschlagen sein.

Wenn ihr jetzt so drauf schaut, auf die Entwicklung der Barrierefreiheit, also es gibt ja, die WCAG gibt es ja schon ein paar Jährchen auch, da ist schon ein bisschen was im Buckel, jetzt kommen die Gesetze dazu, aber wenn ihr jetzt so drauf schaut, wo seht ihr denn so in den nächsten Jahren die größten Schritte, die sich da in diesem ganzen Thema auch vom Testing her tun werden? Also was wird denn da so der größte Wurf werden, sozusagen, wenn man in

die Glaskugel guckt? Das denke ich, es kommt auf jeden Fall durch den European Accessibility Act, der ja dann 2025 für Neuentwicklungen schon in Kraft tritt, ist gar nicht mehr so weit weg,

und spätestens 2030 dann auch für bestehende Produkte. Ich denke mal, das wird auf jeden Fall nochmal das Bewusstsein für Barrierefreiheit ein bisschen pushen, was sehr schön ist, und ja, dann erreicht es hoffentlich auch die Privatwirtschaft, die nicht dazu verpflichtet ist, die dann auch merken, okay, es bringt halt auch einen Wettbewerbsvorteil, weil die Gebrauchstauglichkeit wird einfach besser, Suchmaschinenoptimierung und so weiter,

also die ganzen Vorteile, die es noch so mit sich bringt. Und vor allem, denke ich, bezüglich Tests, natürlich das KI-Thema, das ja sowieso momentan sehr im Trend ist und sehr boomt, also da denke ich persönlich auch, dass da sich vielleicht nochmal was Großes tun wird, dass dann noch mehr Erfolgskriterien abgetestet werden können oder vielleicht auch noch besser

interpretiert werden können. Wenn man jetzt wieder das Beispiel eben mit dem Alternativtext nimmt, dass es in Zukunft möglich ist, zu sagen, passt der zu dem Bild, ohne dass da noch ein manueller Test drüberlaufen muss. Ja, das kann ich mir gut vorstellen, ja. Ja, sehr schön. Also vielen Dank euch für diesen Einblick in die Welt der Barrierefreiheit. Ich werde jetzt gleich mal meine Website checken. Wir können gerne doch mal zusammen schauen. Ja, dann weiß ich, wie gut ich

dann abschneide. Ja, also ich verstehe das Thema natürlich und fand das ganz spannend. Vielen Dank, dass ihr hier Rede und Antwort gestanden habt und ich wünsche euch noch ganz viel Spaß am QS-Tag und bis bald. Ja, danke für die Einladung, die Aufnahme. Sehr schön, tschau. Tschüss. *Lachen*

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