Kinderhörspiel und Geschichten - Frau Jonuschat, das Wintergoldhähnchen und ich - podcast episode cover

Kinderhörspiel und Geschichten - Frau Jonuschat, das Wintergoldhähnchen und ich

Dec 01, 202426 min
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Episode description

Reglos liegt an einem kalten Morgen ein kleiner Vogel auf dem Bürgersteig. Die Passanten laufen teilnahmslos vorbei, nur ein Kind nimmt sich des Vögelchens an. Von Rusalka Reh www.kakadu.de, Kakadu

Transcript

Hallo, ich bin Tim und gleich beginnt euer Hörspiel. Vielleicht hört ihr das ja zum Einschlafen. Dann habe ich noch einen Tipp für euch für nach dem Aufwachen der Kakadu-Kinder-Podcast. In der neuesten Folge versuchen Ferdinand und ich rauszufinden, warum wir eigentlich träumen und warum wir beim Schlafen nicht aus dem Bett fallen, selbst wenn wir in unseren Träumen ganz schnell durch die Gegend rennen.

Den traumhaften Kakadu-Kinder-Podcast findet ihr auf www.kakadu.de und überall, wo es Podcasts gibt. Und jetzt viel Spaß mit eurem Hörspiel. Normalerweise verpasse ich nie ein Karate-Training. Ich habe ehrlich noch keins verpasst, obwohl ich schon über ein Jahr bei Karate-Sanchin bin, oben am Anger, wo auch das Kino ist und wohin ich immer allein laufe, denn ich bin schon zehn Jahre alt. Aber an diesem Tag war es anders. Frau Yonuschat, das Wintergoldhähnchen und ich. Von Rosal Carré.

Es war so etwas wie ein Notfall. Ich habe das Training verpasst und es nicht mal gemerkt. Erst abends ist es mir eingefallen, als Mama fragte, wie es war. Und weil ich die Trainingstasche bei Haushaltswaren Jonuschat vergessen hatte und sie am nächsten Tag nochmal holen gehen musste.

Ich war ziemlich in Gedanken, als ich die Lessingstraße hinunterlief, zwischen den Baustellen entlang und an dem riesigen Neubauklotz vorbei, der fast nur aus Fenstern besteht. Direkt davor bin ich fast auf ihn draufgetreten. Ich sage ihn, aber wusste ja erst gar nicht, was das war, da mitten auf dem Bürgersteig. So ein Bündelchen war das, mit Federn oder Pflaumen. Aber es hatte irgendwie keine richtige Form.

Hey du, habe ich gesagt, mich hingehockt und mir das Bündel aus der Nähe angesehen. Es war ein Vogel. Er war so klein, dass ich mich umguckte, ob da irgendwo ein Baum war, mit einem Nest, aus dem er vielleicht heruntergefallen sein konnte. Aber da war kein Baum. Weit und breit nur die Straße.

Die Häuser, ein bisschen gestrüppt mit Müll drunter und die Baustellen. Schnell habe ich ein Taschentuch aus meiner Jacke gekramt, den Vogel vorsichtig damit umwickelt und ihn mit beiden Händen aufgehoben. Er hat sich gar nicht gewehrt. »Keine Angst«, habe ich leise zu ihm gesagt, denn klar, ich war ein Riese für ihn, und da fürchtete er sich ja bestimmt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat ein Mann gestanden und geraucht, und ich bin direkt zu ihm hin.

»Gucken Sie mal, den hab ich gefunden. Was soll ich mit dem machen?« Der Mann hat mürrisch geguckt mit so einem Novembergesicht und Rauch ausgeblasen. »Leg ihn unter das Gestrüpp.« »Aber da stirbt er doch,« habe ich verwundert geantwortet. Der Mann hat mit den Schultern gezuckt und schweigend weiter Rauch ausgeblasen wie ein Räuchermännchen. Ich habe mich umgeschaut und überlegt.

Auf einmal fiel mir Herr Freigang ein, der Tierarzt, vorn auf der Karlstraße. Da waren wir schon mal mit Kralle, unserem Kater. Das war zwar ein Stück weg, aber dahin wollte ich den Vogel bringen, denn Herr Freigang wusste bestimmt, was ich tun sollte. Ich bin losmarschiert, die Hände vor mir wie eine Schale, damit der Vogel ein Nest hatte. »Halte durch«, habe ich geflüstert und erst jetzt gesehen, dass er einen gelben Streifen mitten auf dem Scheitel hatte. Das sah schön aus.

Ich lief und lief und ging all den Leuten aus dem Weg, die mir entgegenkamen und zu laut sprachen, denn der Kleine hatte ja bestimmt große Angst. Als ich nicht mehr weit von Herrn Freigangs Praxis entfernt war, habe ich meine Hände ein bisschen gelockert. Erlebst du noch? Der Kleine hat sich bewegt. Ich war sehr froh und habe die Hände schnell wieder um ihn gelegt, damit er es warm hatte, obwohl meine Hände gar nicht sehr warm waren von der Aufregung und von der Herbstluft.

Als ich in der Tierarztpraxis das Schild mit dem V und der Schlange gesehen habe, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Weil ich den Vogel nicht loslassen wollte, habe ich mit der Nase auf den Klingelknopf gedrückt und erst dann das Schild gesehen. Herr Freigang war gerade in die Pause gegangen und kam erst zwei Stunden später zurück. Ich habe auf die Straße geschaut, auf der der Verkehr sich gewälzt hat wie ein stinkendes Laut des Wesen. Was sollte ich jetzt machen?

es war so kalt kurz habe ich nachgedacht und bin dann schnell eine tür weitergegangen zu haushaltswaren jonuschat ich wußte daß frau jonuschat wellensittich im laden hat in einem käfig Und mit Mama und Papa bin ich immer gern in ihrem Laden, denn sie hat ziemlich viele tolle Sachen, vom Boden bis zur Decke, zwar für Erwachsene, aber trotzdem. Ich kam rein und sofort war es warm.

und die Wellensittiche haben gezwitschert wie in einer anderen Welt. »Was bringst du denn da mit?« hat Frau Jonuschat gefragt, ist hinter dem Tresen vorgekommen und hat in meine Händeschale gelugt. Oh, der ist ja niedlich. Ist das ein Spatz? Das weiß ich nicht. Wissen Sie zufällig, wo Herr Freigang ist? Ich ließ mich einfach auf den Korbstuhl gegenüber der Kasse plumpsen. Puh.

Zum Glück war es hier warm. Herr Freigang ist gerade in die Pause. Du hast ihn um fünf Minuten verpasst. In dem Moment hopstet der kleine Vogel aus dem Taschentuch heraus und hielt sich an meinem Daumen fest. erst jetzt konnte ich sehen wie klein er wirklich war und wie schön hellbraun mit schwarzweißen flügeln und diesem leuchtend gelben streifen auf dem scheitel

Seine Augen glänzten wie schwarze Stecknadelköpfchen. »Hey«, habe ich leise gesagt und war ein bisschen aufgeregt, weil einem ja nicht jeden Tag ein wilder Vogel auf dem Daumen sitzt und schon gar nicht in einem Laden. Die Türglocke bimmelte und eine Frau kam herein. »Ach nein, was ist das denn? Wie süß!« »Ist das ein Spatz?« Der Vogel flatterte auf meinen Jackenärmel. Ich sagte »Oh«.

Und dann auf die Schulter von Frau Jonuschat. Sie sagte, »Huch!« Und dann flog er in eins der Regale mit den vielen Dingen. Auf einem Zweig mit Blättern blieb er sitzen. Der Zweig war aus Plastik und die Blätter waren aus grünem Stoff und das Ganze lag zwischen einer Kanne und einem silbernen Kerzenhalter. Hm.

»Hoffentlich verschwindet er nicht irgendwo im Laden, wo wir ihn später nicht mehr finden, wenn Herr Freigang kommt«, dachte Frau Jonusch hat lautmummelnd nach. »Vielleicht setzen Sie ihn so lange in etwas Stroh, in einen Karton mit Luftlöchern.« schlug die Kundin vor. Frau Jonuschat ging hinter den Tresen und kassierte eine Packung Servietten bei ihr ab. Die Wellensittiche zwitscherten, als besprächen sie die Lage. »Ja, das ist eine gute Idee«, sagte sie.

»Ach, der ist aber auch niedlich«, sagte die Frau, nachdem sie bezahlt hatte und kam mit ihrem Gesicht so nah an meinen Freund heran, dass sich die Luft anhielt. »Das ist kein Spatz«, sagte ich schnell, damit sie ihn in Ruhe ließ. Wie Spatzen aussehen, wusste ich nämlich. Die sind zum Beispiel fast dreimal größer. Viel Glück also mit dem Kleinen, sagte die Frau und machte die Ladentür klingelnd hinter sich zu.

Frau Jonuschat kam mit einem flachen Karton hinter dem Tresen hervor, stach große Löcher in den Deckel und legte Stroh hinein. Als ich den Vogel mit beiden Händen nahm, in das Stroh setzte und den Deckel über ihm zuklappte, tat er mir sehr leid. Aber wir konnten ihn doch nicht weiter im Laden herumfliegen lassen, weil er dann vielleicht verschwunden wäre. Einen schmalen Spalt ließen wir offen, damit er genug Luft kriegte. Mir kam eine Idee.

»Ich muss mal kurz weg. Können Sie vielleicht auf ihn aufpassen?« »Aber sicher, ich bleibe hier und habe ein Auge auf deinen Freund«, sagte Frau Jonuschat. Ich legte den Karton auf den Korbstuhl gleich gegenüber dem Tresen und sagte leise, Hab keine Angst, ich komm gleich wieder. Dann bin ich raus auf die Straße. Sicherheitshalber habe ich nochmal bei Herrn Freigang geklingelt, falls er früher zurückgekommen war, aber es blieb still in der Praxis.

Entlang der Straße mit der lauten Autoschlange bin ich zuerst zur Apotheke gelaufen, habe ein braunes, leeres Fläschchen mit einer Pipette und so einem Gummidrücker obendrauf gekauft. Dann bin ich in den Supermarkt gegangen, habe mir Meisenringe geschnappt und mich an der Kasse angestellt.

In der Warteschlange bin ich ganz hibbelig geworden, weil ich immerzu dachte, dass der kleine Vogel bestimmt Angst hatte, so allein in dem Karton, und ich wenigstens leise mit ihm reden wollte, bis er Freigang kam. Als ich endlich bezahlt hatte, war für alles zusammen mein Wochentaschengeld draufgegangen. Aber das war mir egal.

Ich bin zurückgerannt und habe vor Aufregung die Ladentür so fest aufgerissen, dass die Glöckchen darüber wie verrückt geklingelt haben. Heftig atmend bin ich zum Korbstuhl gegangen und habe meine Einkäufe aus den Jackentaschen gezogen. »Könnten Sie hier bitte ein bisschen Wasser reintun, Frau Jonuschat?« Ich hielt ihr die Flasche mit der Pipette hin. »Oh, willst du ihm damit etwas zu trinken geben?« Sie verschwand im Hinterzimmer und rief von dort aus. »Das ist wichtig, du hast recht.«

»Ja, und ich will ihm einen Meisenring in den Karton legen. Hoffentlich fliegt er nicht weg, wenn ich den Deckel aufmache.« Frau Jonuschat kam mit dem vollen Fläschchen in der Hand zurück. »Warte, wir versuchen es ganz vorsichtig zusammen.« Wir hockten uns neben den Karton und hoben den Deckel ein kleines Stückchen hoch. »Kannst du ihn sehen?« fragte sie. Ich lugte hinein. »Nein.«

»Bestimmt hat er sich im Stroh versteckt.« Wir hoben den Deckel noch ein Stückchen an. Frau Jonuschat beugte sich herunter und linste in den Karton. »Ich sehe ihn nicht«, sagte sie.

schau du noch mal ich beugte mich herunter aber ich konnte ihn auch nicht sehen komisch er war zwar klein aber doch kein floh er kann ja nicht weg sein frau jonuschat klang jetzt ein bißchen unsicher ne der deckel war doch drauf sagte ich wir klappten den deckel ganz hoch und starrten ins stroh hinein vorsichtig bewegten wir es an allen stellen und in allen ecken

Kein Vogel. Er ist weg, sagte ich. Verdutzt guckten wir uns an. Aber ich war doch die ganze Zeit hier. Frau Yonushat runzelte die Stirn. Nur mal kurz auf dem Klo. suchend sahen wir uns um mir kam es vor wie ein komischer spuk wo war der kleine bloß hin wahrscheinlich ist er aus dem spalt geschlüpft vermutete Aber der Spalt war doch so schmal gewesen. Da ist er, rief sie plötzlich. Mit den Augen folgte ich ihrem Zeigefinger. Tatsächlich.

Der kleine Kerl saß hoch oben im Regal auf einem Vogel aus Metall, der ungefähr viermal so groß war wie er selbst. Ich atmete auf. »Er denkt bestimmt, dass das seine Mama ist«, sagte ich. »Wahrscheinlich«, lachte Frau Jono schatterleichtert. »Warte mal.« Sie verschwand im Hinterzimmer, kam kurz darauf mit einer Leiter zurück und klappte sie unter dem Regal auf, auf dem der Kleine hockte. »Na, dann versuch mal dein Glück.«

sagte sie augenzwinkernd. Mit dem Fläschchen in der Hand kletterte ich die Stufen hinauf. »Hey, Kleiner, da bin ich wieder,« sagte ich ganz leise. Er blieb sitzen und schaute mich an. Ich zog Wasser in die Pipette und hielt sie vorsichtig vor seinen Schnabel. Ich drückte den Gummikolben nur so weit, dass der Tropfen vorn an der Pipette hängen blieb.

Kurz guckte er mit seinen schwarzen, winzigen Augen, was da zitternd vor ihm schimmerte, und dann holte er sich den Tropfen mit seinem kleinen Spitzenschnabel. Das hast du gut gemacht. flüsterte ich und drückte noch einen Tropfen heraus. Er trank ihn. Beim dritten hackte er nach dem Tropfen, spritzte das Wasser über sich und schüttelte seine Federn. Das sah sehr süß aus.

»Er vertraut dir, weil du ihm geholfen hast«, sagte Frau Jonuschat. Aber von dem Meisenring wollte er nichts wissen. Ich legte ihn in seine Nähe und sprach freundlich mit ihm, doch plötzlich flog er quer durch den großen Laden und... war verschwunden das wasser hat ihn ganz offensichtlich belebt stellte frau jonoschatt zufrieden fest aber wo ist er jetzt wieder hin die ladentür bimmelte frau jonoschatt mußte sich um ihren nächsten kunden kümmern

langsam ging ich durch den raum und suchte die regale ab der kleine konnte überall sein in einem topf in einer vase oder vielleicht war er auch hinter die wände mit den dingen geflattert und saß jetzt im schaufenster Eilig lief ich auf die Straße und suchte die beleuchteten Auslagen ab. Nichts. Als ich wieder reinkam, hörte ich den Kunden gerade sagen, den Dekokranz hier würde ich mitnehmen, den kann man schön außen an die Wohnungstür hängen.

»Gern«, sagte Frau Jonuschat, »ich nehme ihn für Sie ab.« »Der kleine Vogel darin wird meinem Sohn sicher gefallen«, sagte der Mann, »er füttert immer die Meisen auf unserem Balkon.« Und dann sahen wir ihn. Mitten im Kranz, neben weißen Beeren und dem Wort Home aus Holzbuchstaben, saß er und bewegte sich nicht. »Oh, ähm, das ist, ähm, gar keine Deko.«

stotterte Frau Jonuschat. Der Mann schaute ratlos rein. »Was ist es denn dann?« Ich stellte mich schnell dazu. »Das ist ein echter Vogel«, erklärte ich. »Sagen Sie bloß«, rief der Mann verwundert aus. Dann lachte er. »Das gibt's ja gar nicht. Der sieht aus, als würde er da hineingehören. Und der ist so klein. Ist das ein Spatz?«

Er holte sein Handy raus und hielt es nah an den Kranz heran. »Nicht blitzen«, rief ich, »er kriegt sonst Angst.« »Schon gut«, sagte der Mann und fotografierte den kleinen Vogel mehrmals ohne Blitz. »Kann ich den Kranz denn auch ohne Vogel kaufen?« Natürlich, beeilte sich Frau Jornuscher zu sagen. Wir warten nur auf den Tierarzt, der müsste jeden Moment kommen. Kannst du mal schnell rübergehen und nachsehen, ob Herr Freigang zurück ist? fragte sie mich.

Schnell lief ich auf die Straße und nach nebenan. Diesmal war die Praxis offen. Herr Freigang stand in der Tür des Behandlungszimmers und sprach mit einem Ehepaar, das mit einem riesigen Hund im Wartezimmer saß. Entschuldigung, aber wir haben einen Notfall, sagte ich hastig. Es ist ein sehr kleiner Notfall, ein Vogel. Und er ist jetzt nebenan bei Frau Jonuschat. Können Sie bitte mal mitkommen? Ich glaube, er ist aus dem Nest gefallen und noch ein Baby.

Kurz hatte ich Sorge, Herr Freigang finde meinen Vogel unwichtig, weil er zuerst gar nichts sagte und weil der Hund so riesig war und viel wichtiger aussah. Dann aber wandte er sich an das Ehepaar. »Einen kleinen Moment bitte, ich bin gleich wieder da.« Er schob mich vor sich her aus der Tür hinaus. »Hallo, Herr Freigang«, grüßte Frau Jornusch hat ihn. »Gut, dass Sie kommen.« Ich zog den Tierarzt hinter mir her und zeigte auf den Kranz. »Da ist er«, flüsterte ich.

Herr Freigang runzelte die Stirn und betrachtete den kleinen Vogel ernst. Er hielt ein Finger vor ihn hin und mein Freund bewegte sich. »Also, er reagiert, und das ist schon mal gut.« Der Tierarzt lächelte. »Und er ist voll befiedert. Das ist also kein Nestflüchter, sondern ein erwachsener Vogel.« »Aber ein erstaunlich winziges Exemplar«, sagte der Kunde, der noch immer auf seinen Dekokranz wartete.

»Was glauben Sie, ist das ein Spatz?« »Nein, aber was das für eine Vogelsorte ist, weiß ich aus dem Stehgreif auch nicht«, sagte Herr Freigang, »das müsste ich nachschlagen.« Dem Schnabel nachzuurteilen frisst er Insekten, keine Körner. Die Wellensittiche zwitscherten schrill, die Stimmen der beiden Männer tönten dunkel und laut, Frau Jonuschat fragte etwas und auf einmal

war es meinem kleinen Freund wohl zu viel. Er flog quer durch den Raum und landete auf einer Stange für Küchenhandtücher am anderen Ende des Ladens. Aha! Er fliegt gut an und kann sich sicher halten, stellte Herr Freigang sachlich fest. Ich schätze, er hatte einen kleinen Unfall, ist irgendwo gegengeflogen oder sowas. Gut, dass du ihn aufgehoben hast, sonst wäre er vielleicht zertreten oder überfahren worden.

sagte er zu mir. Er scheint aber wieder ganz munter. Bringen Sie ihn am besten in den Park und lassen Sie ihn da frei. Wenn Sie ihn hier an sich gewöhnen, kommt er später nicht mehr zurecht. »Wenn Sie gestatten, bezahle ich aber vorher noch diesen Dekokranz«, mischte sich der Kunde lachend ein. Herr Freigang und der Mann verließen schwatzend und unter Gebimmel den Laden. »Und?« fragte Frau Jonuschat.

wollen wir den kleinen in den park bringen aber wenn er dann stirbt ich schluckte schwer schau der vogel ist zwar klein aber er ist ein wildtier er gehört nach draußen aber wenn er Ich senkte den Kopf. Sie hatte recht. Ich konnte den Vogel nicht mit nach Hause nehmen. Unser Kater Kralle würde sich nicht mit ihm vertragen. Frau Jonuschat holte eine Pelzmütze aus dem Hinterzimmer und gab sie mir.

Darin kannst du ihn tragen, dann ist er geschützt. Ich hielt die Mütze neben meinen Freund. Wahrscheinlich wunderte er sich über gar nichts mehr nach den letzten aufregenden Stunden. Vorsichtig schob ich ihn in die Mütze und hielt sie am oberen Rand zusammen. »Kann losgehen«, sagte ich leise. Frau Jonusha drehte das Schild an der Ladentür um, auf dem »Bin gleich wieder da« stand und schloss hinter uns ab.

Schweigend liefen wir an der Autoschlange entlang die Karlstraße hinauf. Bald bogen wir in die Seitenstraße ein, die zum Park führt. Meine Eltern und ich wohnen gleich um die Ecke. Die Steinchen knirschten unter unseren Schuhen und viele Radfahrer strampelten an uns vorbei. Am Park liefen wir quer über eine Wiese und blieben unter einem Baum stehen, der seine Äste weit von sich streckte, als wollte er uns einladen und umarmen. Vorsichtig machte ich die Pelzmütze auf.

Da hockte mein Freund. Ganz ruhig. Ich konnte ihm direkt auf den leuchtend gelben Scheitel sehen. »Halt die Mütze mal hoch«, sagte Frau Januschat, und als ich es tat, flog der Kleine auf den nächstbesten Zweig. Wir betrachteten ihn eine Weile. Er sah aus wie ein Scherenschnitt vor dem Himmel. Na, das war ein aufregender Tag für ihn, sagte Frau Jonuschat. Sie legte den Arm um meine Schultern. Verabschiede dich jetzt am besten von ihm. Hm? Tschüss, sagte ich leise. Tschüss, du.

Langsam gingen wir bis zur Karlstraße zurück. Grüß deine Eltern von mir. Sie strich mir über den Kopf. Danke. Auf Wiedersehen, Frau Januschat. Ich lief ein Stück die Straße hinunter. Aber kurz vor unserem Haus hielt ich es auf einmal nicht mehr aus. Ich dachte, dass ich meinen Freund doch nicht so allein lassen konnte, in der Kälte und in der Nacht. Er war doch so klein.

Ich machte auf dem Absatz Kehrt und rannte zum Park zurück. Als ich unter dem Baum ankam, war es schon dämmerig geworden. Ich musste eine ganze Weile in die Äste starren, bis ich ihn sah. Er saß noch genau da, wo Frau Jonuschat und ich ihn verlassen hatten, nur hatte er sich zu einer Federkugel aufgeplustert. »He, du«, sagte ich leise, »ich bin's nochmal.«

Ich nehme dich mit zu uns nach Hause, ja? Er bewegte sich keinen Millimeter. Ich sah mich um und hob ein dünnes Stöckchen auf. Ich hielt es hoch und stupste ihn an. Da rührt er sich ein kleines bisschen. »Komm, ich nehme dich mit.« Wieder stupste ich ihn an. Plötzlich flog er hoch in die Baumkrone, so hoch, dass ich ihn nicht mehr erreichen konnte. Angestrengt sah ich in die Äste hinauf.

Er war zu weit weg. Ich konnte nichts mehr machen. Ich warf den Stock ins Gebüsch. Langsam ging ich durch die Dämmerung nach Hause. Hallo Schatz, wie war es beim Training? fragte meine Mama. Und wo ist deine Tasche? Ehrlich, erst da ist mir das Karate-Training wieder eingefallen. Ich habe Mama und Papa alles erzählt, obwohl ich traurig war und wir haben sogar gelacht, weil die Sache mit dem Dekokranz so lustig war und weil die beiden nur vom Erzählen hören konnten, wie süß mein Freund war.

Wir riefen eine Seite auf, mit deren Hilfe man rausfinden kann, was es für Vögel sind, die man gesehen hat. Man klickt die Farben der Federn an und ich klickte gelb, weiß, braun, schwarz. Und dann sahen wir ihn auf einem Foto. Das war ein Wintergoldhähnchen, der kleinste Vogel von ganz Europa, sagte Mama. Er wird höchstens zehn Zentimeter groß. Der ist aber wirklich hübsch.

Und wenn mich nicht alles täuscht, war es ein Weibchen. Als ich im Bett lag, musste ich auf einmal weinen. Ich war mir sicher, dass das Wintergoldhähnchen, nein, dass mein Freund, der kleine Vogel, in dieser kalten Nacht starb. Als ich am Samstagmorgen aufwachte, fiel mir sofort wieder alles ein. Schnell zog ich meine Sachen an,

lief durch den Flur und machte die Küchentür auf. Ich hole schnell meine Tasche bei Frau Jono Schatt ab, ja? Okay, kannst du uns dann gleich ein paar Brötchen mitbringen? Papa drückte mir Geld in die Hand. Ich rannte über die Karlstraße in die Seitenstraße zum Park und quer über die Wiese. Warm schien mir die Sonne ins Gesicht. Zum Glück waren noch nicht so viele Leute unterwegs.

Unter dem Baum blieb ich stehen und suchte die Äste ab. Auf dem Zweig von gestern saß er nicht mehr. Mein Herz klopfte. Ich drehte mich um und um und um und schaute. Und schaute. Nichts. Dann suchte ich die Wiese ab. Ich konnte gar nicht mehr richtig atmen und hatte Beine aus Gummi. Jeden Moment erwartete ich, das winzige Federbündel im Gras zu finden. Und da, auf einmal, hörte ich ein hohes, fiepenes Zwitschern. Ich hob den Kopf und blinzelte in Sonnenlicht. Da saß er.

mein freund auf dem ass direkt über mir er sah mich an mit seinen stecknadelgroßen blankschwarzen augen er hüpfte hin und her als wollte er mir zeigen daß es ihm gut ging hey du sagte ich leise und lachte Da bist du ja. Ich glaube, ich habe mich noch nie so gefreut. Er zwitscherte einmal laut und deutlich und dann flog er davon. Langsam ging ich über die Wiese zurück. Die Sonne schien noch ein bisschen wärmer und keine einzige Wolke stand am Himmel.

Hallo, ich bin's nochmal, Tim. Erinnert ihr euch an euren letzten Traum? Also, ich bin in einen riesigen Vanillepudding gesprungen und habe mich gewundert, warum man in dem so schlecht schwimmen kann. Ja, und ich bin nicht der Einzige, der so verrückte Sachen träumt. Für die aktuellste Folge vom Kakadu Kinder Podcast

haben wir uns merkwürdige Träume erzählen lassen und nachgeforscht, wie Träume eigentlich zustande kommen. Also hört doch mal rein auf www.kakadur.de oder überall, wo es Podcasts gibt.

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