ARD Ihr hört IQ Wissenschaft schnell erzählt. Heute mit mir Franzi Konitzer, meinem lieben Kollegen Oliver Buschek aus der Wissenschaftsredaktion. Hallo Oliver. Hallo Franzi. Und natürlich und vor allem mit den drei kurzen Geschichten aus der Wissenschaft zum Weitererzählen, die du mit...
gebracht hast. Welche denn? Es geht um erstaunliche Nachwirkungen des Römischen Reiches, die bis heute anhalten. Es geht um die Frage, wie man ein perfektes Ei kocht und um die Frage, warum wir uns selber eigentlich nicht kitzeln können.
Wissenschaft schnell erzählt. Also ich habe mir schon mal darüber Gedanken gemacht, warum ich mich nicht selber kitzeln kann und auch über die Sache mit den Eiern. Doch gab es auch schon Diskussionen durchaus, aber ich habe mich selten gefragt, was die Römer je für uns oder mich.
getan haben. Ja, das ist ja diese berühmte Szene, viele werden sie kennen aus dem Film Das Leben des Brian von Monty Python, wo einer John Cleese dann fragt, was haben die Römer je für uns getan, weil er natürlich der Revoluzzer ist und dann fangen die alle an zu sagen.
Ja, eigentlich schon die Aquädukte, die Straßen, die medizinische Versorgung und so weiter und so fort. Also schon eine Menge, das wissen wir. Also da haben die Römer wirklich nachgewirkt in den Gebieten, die sie besetzt haben zur Zeit des römischen Reiches.
Was aber neu ist, ist, dass die römische Besatzung offenbar auch psychologische Auswirkungen hatte. Und die wirken tatsächlich bis heute nach. Das hat jetzt ein Forschungsteam der Universität Jena festgestellt. Die haben sich nämlich auf der Basis von 50.000... Das ist ja nun, ja. Bayern, Süddeutschland geradezu brisant. Da läuft ja die ehemalige Linie des Limes durch.
Ja oder nein? Gibt es Auswirkungen? Also die Auswirkungen gibt es. Also nochmal zur Orientierung für alle, die es sich präsent haben. Der kam dann so von Westdeutschland runter, der Limes, und macht dann so in Baden-Württemberg quasi die Biele. Und in Bayern hat er viel mit der Donau gemeinsam, verlief auf Donauhöhe. Also da, wo der Weißwurst-Aquator ist. Ja, so ungefähr. Also dass es da Unterschiede gibt zwischen nördlich und südlich des Weißwurst-Aquators, das Weiß der Volksmund.
schon lange, jetzt weiß es auch die Wissenschaft. Und das ist tatsächlich interessant, was sie da für Unterschiede gefunden haben zwischen nördlich und südlich des Limes. Also die Menschen in den früher römisch besetzten Gebieten, im Süden Bayerns eben auch, die zeichnen sich auf.
durch im Durchschnitt höhere Gewissenhaftigkeit und Extraversion. Das heißt, sie sind aktiver, energischer, gesprächiger. Sie sind auch tendenziell weniger neurotisch, haben eine größere Lebenszufriedenheit und vielleicht damit verbunden auch eine längere Lebenserwartung.
Das sind Erkenntnisse, die schockieren mich, als jenseits dieser ehemaligen Liebesgrenze entstammt. Aber das ist ja jetzt auch schon eine Weile her, das mit den Römern. 2000 Jahre ungefähr. Wie erklärt man sich das, dass das überhaupt noch irgendwie... welche Auswirkungen haben könnte.
Also, was man weiß, ist, dass die römische Besatzung für einen ordentlichen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt hat. Und was man auch weiß, ist, dass wirtschaftliche Vorteile einer Region sehr lange nachwirken können und dass eine bessere wirtschaftliche Lage sich natürlich auch auf die Psyche auswirkt.
Dass dieser Effekt nun so lange angehalten hat, das lässt sich, sagen die Autoren der Studie, durch die menschliche Fähigkeit erklären, über Generationen hinweg auf kulturellen Fortschritten aufzubauen und regionale Kultur weiterzugeben. Also quasi von Generation zu Generation wird da so vielleicht eine positive Grundhaltung, wie immer man das nennen will, weitergegeben. Also als gebürtige Fränkin?
Packe ich jetzt die Axt aus? Nein, nein. Also alle, die jetzt sagen, was redet der da? Ich bin doch hier total extrovertiert und zufrieden mit meinem Leben, obwohl meine Vorfahren und ich da nicht aufgewachsen sind unter römischer Besatzung.
Der Effekt ist zum einen sehr, sehr klein. Also er ist nicht riesig, er ist klein, aber er ist deutlich messbar. Das ist das Interessante daran. Und es geht natürlich immer nur um Durchschnittswerte. Also über den Charakter eines Einzelnen, über deinen Charakter, liebe Franzi, sagt diese Stimme.
Hurra, dann frage ich ganz fröhlich und extrovertiert weiter, wie man ein Ei am besten kocht. Da hattest du mir ja eine Antwort versprochen. Ja, es hat sich tatsächlich eine wissenschaftliche Studie damit beschäftigt. Denn es gibt beim Eierkochen ein Problem. Dir ist es vielleicht noch nicht aufgefallen, mir jedenfalls nicht. Das Eiweiß kocht bei 85 Grad Celsius, Eigelb schon bei 65 Grad. Also egal, wie lange man das Ei kocht, einer der beiden Teile ist immer...
über- oder unterkocht. Aber ich dachte, es geht, naja, geht es nicht vor allen Dingen ums Eigelb, wie man das Eigelb haben will als eierkochender Mensch? Ja, also bei mir sind es sechseinhalb Minuten, mit denen komme ich auch gut klar, aber... Der italienische Forscher Pellegrino, dem war das nicht genug, auch weil er eine Methode finden wollte, wo möglichst viele Nährstoffe im Ei erhalten bleiben. Und deswegen hat er mit einem Team eine Computersimulation durchgeführt, die dann...
folgendes Verfahren als optimal entwickelt hat. Okay, jetzt bin ich gespannt. Man braucht einen Topf mit konstant 100 Grad heißem Wasser und einen weiteren oder eine Schüssel mit 30 Grad. warmem Wasser und zwischen diesen beiden musst du dann das Ei hin und her wechseln, alle zwei Minuten und das dann 32 Minuten lang.
Hat tatsächlich in der Praxis geklappt, führt zum optimalen Ergebnis. Sie haben auch einen Namen für die Methode entwickelt oder erfunden. Sie heißt jetzt periodisches Kochen. Ja, also... Okay, jetzt weiß ich rein theoretisch. Du wirst das morgen früh nicht tun, ich sehe das schon. Nein, nach 32 Minuten bin ich vor Hunger gestorben, vor allem wenn es morgens ist und, ach um Gottes Willen. Okay, aber vielleicht mehr alltagstaugliche Antworten auf die Frage.
warum ich mich nicht selber kitzeln kann. Das habe ich mich tatsächlich schon selber gefragt und du hast mir eine Antwort versprochen, jetzt bin ich gespannt. Ja, es gibt dazu neue Erkenntnisse von der Uni Marburg. Da hat nämlich ein interdisziplinäres Team um die Psychologin Annalena Eckert ein mathematisches Modell entwickelt.
das erklären soll, warum unsere Wahrnehmung bei selbst erzeugten Bewegungen nur abgeschwächt reagiert. Das ist nämlich dieser Mechanismus, der dahinter steht. Also, unser Gehirn wägt ständig ab, ob sensorische Reize von innen kommen. Oder von außen. Und wenn der Reiz das vorhersehbare, eindeutige Ergebnis einer eigenen Bewegung ist, also wenn das Gehirn weiß, ich habe diese Bewegung selber verursacht.
Ich kitzle mich selbst in dem Fall, dann wird dieser Reiz als intern eingestuft und dann so eher unter ferner Liefen abgehandelt, also gar nicht so groß wahrgenommen. Und das führt dann zum Beispiel... Zum einen zu diesem Kitzel-Effekt, aber auch dazu, dass wir in einer dunklen Straße den Schritten einer fremden Person mehr Aufmerksamkeit schenken als unseren eigenen Schritten. Weil ich bei meinen eigenen weiß, dass ich sie...
Genau, muss man nicht groß beachten, völlig klar, dass die da sind. So, und das ist jetzt eben in ein mathematisches Modell geflossen, das diesen Effekt genauer erklärt und berechenbar macht. Und dieses Modell, das, so ist die Hoffnung, könnte in Zukunft Auch dabei helfen, psychische Störungen wie zum Beispiel Schizophrenie besser zu verstehen und zu behandeln, wo ja die Betroffenen oft das irrige Gefühl haben, von außen gesteuert zu sein.
Lieber Oliver, dann vielen herzlichen Dank für diese Antworten auf diverse Fragen unseres Alltags bzw. Nicht-Alltags. Ich weiß jetzt, warum ich mich nicht selber kitzeln kann, wie ich mein Ei am besten koche, auch wenn ich das nie nach dieser Methode tun werde. Und zu guter Letzt weiß ich eben auch, dass die Römer für mich als gebürtige Fränkin in puncto Wohlbefinden.
nichts getan haben. Dumm gelaufen. Und wenn ihr selbst nochmal nachlesen wollt, die Quellen zu diesen Geschichten haben wir euch in den Shownotes verlinkt. Da findet ihr auch Mittel und Wege, uns über WhatsApp oder E-Mail zu kontaktieren. Und wir freuen uns über freundliche Anregungen, Kommentare. Und Fragen aller Art. Das war IQ Wissenschaft schnell erzählt. Und Oliver und ich sagen Dankeschön. Und auf Wiederhören. Bis zum nächsten Mal. Ein Podcast von Bayern 2 in der ARD Audiothek.