#164 Paleo Diät entzaubert? - Was aßen unsere frühen Vorfahren? - podcast episode cover

#164 Paleo Diät entzaubert? - Was aßen unsere frühen Vorfahren?

Jan 29, 20258 minEp. 164
--:--
--:--
Listen in podcast apps:

Episode description

Wenig Zeit - trotzdem neugierig? Hier ist Euer Podcast Update für alles, was Ihr zu aktueller Forschung wissen müsst. Kurz, relevant und überraschend. Das Thema in dieser Podcast-Folge: Paleo Diät entzaubert? Was aßen unsere frühen Vorfahren? | https://www.science.org/doi/abs/10.1126/science.Adq7315 Habt Ihr Feedback? Anregungen? Wir freuen uns, von Euch zu hören: WhatsApp oder [email protected]

Transcript

Einen wunderschönen guten Tag. Ich bin Stefan Geier. Hallo zur heutigen Runde von Wissenschaft schnell erzählt, die zum ersten Mal meine Kollegin Anna Tratter recherchiert hat. Anna, schön, dass du da bist. Danke, dass ich da sein darf. Was hast du mitgebracht? Ich habe euch neue Erkenntnisse über den Speiseplan unserer Vorfahren mitgebracht, was die so gegessen haben und was nicht. Du hast mir schon beraten, Anna, es geht um die.

Paleo-Diät. Ich muss ehrlich sagen, ich komme immer wieder durcheinander bei diesen ganzen Diäten, die da auf dem Markt sind. Was genau bedeutet das Paleo-Diät? Also Essen wie in der Steinzeit, hast du schon gesagt. Ja, das ist so ein bisschen ein neuer Trend und zwar essen da Menschen wie in der Steinzeit, also sprich viel Fleisch und wenig Kohlenhydrate. Also auch Milch und Zucker sind nicht am Speiseplan, sondern nur Dinge, die Menschen in der Steinzeit haben.

Steinzeit wohl gegessen haben sollen. Okay, also das ist diese Paleo-Diät. So wird sie zumindest beworben. Und das stimmt aber gar nicht. Sagt jetzt wer? Ja, es ist etwas fraglich. Es gibt jetzt nämlich neue Erkenntnisse und zwar vom Max-Planck-Institut in Mainz. Die haben nämlich erstmals die Essgewohnheiten eines unserer Vorfahren näher betrachtet und zwar des Australopithecus. Australopithecus. Das ist der letzte Menschenaffe und aus dem ist dann die Gattung Homo entstanden.

Der bekannteste Fund ist wohl Lucy. Die wurde in den 70er Jahren gefunden. So ein Menschnaffe, ne? Ja, genau. Die zeichnen sich auch aus, sie hatten schon einen aufrechten Gang und auch ein größeres Hirn, aber waren eben noch Vorfahren. Also es würde als Vormensch bezeichnet werden. Und die haben etwa vier bis zwei Millionen Jahre vor unserer jetzigen Zeit in Afrika vor allem gelebt.

Gut, vier bis zwei Millionen Jahre, das ist lang her, die Steinzeit ist ja relativ lang gegangen, bis ein paar tausend Jahre vor Christus. Also, und die Forscher haben jetzt gesagt, okay, wir schauen uns die Menschenaffen an, deren Vorfahren waren und schauen mal, was die gegessen haben. Und wie kann man jetzt rausfinden, was die damals verspeist haben?

Ganz konkret haben sich die Forscherinnen und Forscher die Zähne des Australopithecus näher angeschaut. Und zwar haben sie Zahnschmelzproben genommen. Also man kann sich das wirklich wie in der Zahnarztpraxis vorstellen. Die haben erst mal an den Zähnen gebohrt, um dann so Zahnschmelzproben zu bekommen.

bekommen und haben dann geguckt, ob sie in diesem Zahnschmelz Stickstoffisotope finden. Jetzt muss man vielleicht dazu sagen, Anna, du bist Chemikerin, trotzdem nimm uns mal mit, Stickstoffisotope, was ist das? Ja, also Isotope, das Wort hat man vielleicht im Chemieunterricht schon mal gehört. Das kommt von Isos und Topos, was so viel heißt wie gleicher Ort, gleiche Stelle. Isotope sind im Grunde dieselben Elemente, also zum Beispiel Stickstoff N14.

Stickstoff N15, aber sie haben eine unterschiedliche Masse. Also das heißt, es ist beides Stickstoff, aber unterschiedlich schwer. Der eine leicht, der andere schwer. Und den hat man in diesen Zähnen gesucht oder in dem, was wir da rausgebohrt haben. Ja, richtig. Denn Stickstoff ist ja ein Bestandteil der Aminosäuren und Aminosäure führen zu Eiweiß. Und Eiweiß wiederum ist ja der Hauptbestandteil von Fleisch. Das heißt, würde man jetzt Stickstoffisotope...

Im Zahnschmelz finden, wäre das ein Hinweis darauf, dass die Spezies Fleisch gegessen hat. Und es kommt auch noch auf das Verhältnis der unterschiedlichen Isotope an. Pflanzenfresser haben vor allem den leichten Stickstoff, der auch viel häufiger auf der Erde vorkommt. Das heißt, als Pflanzenfresser findet man vor allem N14, während man als Fleischfresser ein höheres Verhältnis für N15 findet.

Okay, und all die Chemie beiseite, so kann ich dann im Endeffekt nach langer Zeit rausfinden, was jemand möglicherweise gegessen hat. Das ist ja das Interessante. Nach so langer Zeit kann ich diese Isotope immer noch nachweisen. Ja, das Zahnschmelz sei Dank, das ist nämlich die härteste Substanz in unserem Körper und deswegen auch besonders stabil.

Die Stickstoffisotope, die dann zu Lebzeiten im Zahnschmelz eingeschlossen werden, können deshalb auch immer noch nachgewiesen werden. Und man muss ja auch dazu sagen, die Forscherinnen und Forscher benötigen da ja jetzt auch nicht Unmengen, sondern ein

paar Milligramm reichen da schon, um das nachzuweisen. Okay, also man kann sehen, was hat der Menschenaffe, ein Anführungsstrichen Vorfahre des Menschen, gefressen oder sagt man schon gegessen? Weiß ich gar nicht. Und jetzt, Anna, lässt er die Bombe platzen. Was hat er gegessen?

Ja, also der Australopithecus war vorwiegend Vegetarier. Es gab kaum Hinweise auf tierisches Eiweiß. Es wurde verglichen mit den Isotopenwerten von Hyänen zum Beispiel oder auch Säbelzahnkatzen, aber es gab kaum Hinweise auf tierisches Eiweiß. Also das heißt, es ist jetzt nicht komplett ausgeschlossen, dass sie vielleicht mal Eier oder Termiten gegessen haben, aber rein von den Isotopenwerten haben sie am ehesten Antilopen geähnelt. Also das heißt, sie waren Herbivore.

Pflanztfresser. Richtig. Und wenn wir also noch lange nicht Fleischesser waren, sag ich mal, seit wann essen unsere Vorfahren denn dann überhaupt Fleisch? Ja, das ist in der Forschung umstritten. Also es gibt verschiedene Schätzungen, die einen sagen, es war wohl vor dreieinhalb Millionen Jahren, die anderen sagen vor zwei Millionen Jahren.

Das ist, wie gesagt, bislang unklar. Man kann nicht so einen Zeitpunkt festmachen. Weil man sagt ja auch immer, eigentlich erst durch das viele Fleischessen ist unser Gehirn so groß, so stark oder wenn man es nennen will, intelligent geworden. Kann man das dann überhaupt noch sagen? Ja, also es gibt auch spätere Exemplare.

Klare zum Beispiel vom Homo erectus, die auch Hinweise liefern, dass der sich wohl überwiegend vegetarisch ernährt hat. Also nicht nur der Vormensch, sondern auch schon uns nähere Verwandte. Aber, wie du schon richtig sagst, in den 1950ern und aufwärts gab es immer diese These, ja, Meat made as human nennt man die. Also, dass vor allem Fleischkonsum uns zur heutigen Entwicklung verholfen hat.

Kann stimmen, muss es aber nicht. Es gibt inzwischen auch andere Thesen, die das widerlegen würden. Zum Beispiel? Ja, also in der Harvard-Universität gibt es zum Beispiel einen Professor, der behauptet, dass vor allem das Feuer relevant war.

Denn es geht dabei ja immer darum, dass Fleisch besonders viel Energie liefern kann, vor allem für unser Gehirn. Und unser Gehirn ist ja wesentlich größer als das von unseren Vorfahren. Und das heißt, wir brauchen extrem viel Energie, um unser Gehirn zu versorgen.

Fleisch liefert viel Energie, aber auch gekochte Nahrung und deshalb auch das Feuer. Denn es könnte sein, dass durch diese gekochte Nahrung, die uns ermöglicht wurde, durch das Feuer, dass wir auch dadurch mehr Energie bekommen haben und so die Entwicklung zum modernen Menschen. Okay, aber eins ist, es scheint dann sicher, also wenn man diese Paleo-Diät macht, dann muss man zumindest sehr differenziert drauf schauen. Auf jeden Fall. Also ich würde sagen...

Ich könnte jetzt als Vegetarierin auch behaupten, dass ich mich Palio ernähre, aber dann halt, wie unser Vorfahre, der Australopithecus. Und dann wer? Kein Fleisch dabei. Vielen Dank, Anna. Nur um das klarzustellen, wir sprechen jetzt keine Empfehlung aus für irgendeine Diät. Wir sind ja Wissenschaftsjournalisten und keine Ernährungsberater. Also jedem eben das, was funktioniert. Aber man muss eben diese Paleo-Diät zumindest...

viel differenzierter betrachten, als man das bislang getan hat. Vielen Dank, Anna Tratter, für diese Geschichte. Danke dir. Und die Originalquelle zu dieser Geschichte, die findet ihr wie immer unten in den Shownotes. Genauso wie Wege, uns zu kontaktieren. Also wir freuen uns über einen netten Kommentar oder was noch besser ist, wenn ihr uns bewertet.

in dem Podcast-Player, den ihr eben am liebsten nutzt. Soweit für heute von Wissenschaft schnell erzählt, vom ganzen Team. Ich bin Stefan Geier und sage bis zur nächsten Runde. Die ist nämlich auch schon in Arbeit. Bis dann, Servus. Ein Podcast von Bayern 2 in der ARD Audiothek.

This transcript was generated by Metacast using AI and may contain inaccuracies. Learn more about transcripts.