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Lügen wie gedruckt

Jan 21, 20257 min
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Statistisch gesehen soll es jedem 200 Mal am Tag passieren: selbst zu lügen oder belogen zu werden. Sprachlich betrachtet ist eine Lüge nur schwer zu erkennen – mit kleinen Ausnahmen.

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DW Deutsch lernen mit Alltagsdeutsch. Lügen wie gedruckt. Statistisch gesehen soll es jedem 200 Mal am Tag passieren. selbst zu lügen oder belogen zu werden. Sprachlich betrachtet ist eine Lüge nur schwer zu erkennen, mit kleinen Ausnahmen. Spätestens mit dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump ist der Begriff in aller Munde. Fake News. 2017 wurde er in den Duden aufgenommen.

Diese Falschmeldungen, die in manipulativer Weise in den Medien und dem Internet, besonders in den sozialen Medien verbreitet werden, gehören im engeren Sinn auch in einen Bereich, der uns tagtäglich begegnet. Für jede und jeden stellt sich ab und zu die Frage, hat mein Gegenüber gerade die Wahrheit gesagt? War es eine Notlüge oder gar eine richtige Lüge?

Denn anders als bei Pinocchio, der berühmten Kinderbuchfigur des italienischen Schriftstellers Carlo Collodi, wird unsere Nase nicht mit jeder Lüge ein bisschen länger. Statistisch gesehen hören wir etwa 200 Mal am Tag eine Lüge. Aus dem eigenen Mund oder aus dem anderer. Dabei darf man ja eigentlich nicht lügen. Das verlangt zumindest das achte Gebot in der Bibel. Dort heißt es, du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Allerdings hält sich kaum jemand daran.

Warum aber sagen wir nicht die Wahrheit? Weil uns beispielsweise etwas peinlich ist, wir jemanden nicht verletzen wollen, um uns selbst zu schützen oder um uns gar einen Vorteil zu verschaffen.

Darüber hinaus wird aber auch um uns herum nicht die Wahrheit gesagt, wird geleugnet, getäuscht, geschummelt, geflunkert und getrickst von Parteien, Politikerinnen und Politikern, der Werbung, Begrifflich kann man lügen, Leugnen und täuschen, schon voneinander abgrenzen, meint Jörg Maybauer, Professor für deskriptive Sprachwissenschaft an der Universität Mainz.

Das ist eine allgemeine Handlung von der Art, dass man jemanden dazu bringt, einen falschen Glauben zu haben. Es gibt ein altes Beispiel von Immanuel Kant, wo ein Hotelgast seine Koffer vor die Tür... um den anderen den Eindruck zu erwecken, er würde abreisen. Dann gibt es da keine sprachliche Handlung bei, aber es ist trotzdem täuschen.

Und Lügen ist Täuschen mittels einer sprachlichen Handlung. Und Leugnen heißt eigentlich, dass man abstreitet, etwas Bestimmtes getan zu haben. Und mir scheint es möglich zu sein, dass das... Tatsächlich einerseits der Fall ist, man hat etwas getan und schreit es dann ab. Es scheint aber auch möglich zu sein, Leugnen so zu verwenden, dass man sagt, Fritz leugnete das und das getan zu haben bis zuletzt. Und er hatte recht.

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant schrieb im Jahr 1797 den Aufsatz über ein vermeintliches Recht aus Menschenliebe zu lügen. Er vertrat die Meinung, dass die menschliche Gemeinschaft durch das Vertrauen in Wahrhaftigkeit, also Ehrlichkeit, zusammengehalten werde. Wer lüge, verletze dieses Vertrauen. Niemand habe das Recht auf eine Lüge bzw. Notlüge, selbst wenn es einem selbst schade.

Lügen ist etwas Unmoralisches, aber es fungiert als eine Art Schmierstoff für den sozialen Zusammenhalt, meint Jörg Maybauer. Lügen ist eine komplexe Sache. Soweit wir wissen, können Tiere nicht lügen, sondern die können täuschen. Lügen ist in dem Sinne eine spezielle menschliche kognitive Fähigkeit, die sehr wichtig ist für unser ganzes soziales Handeln. Ein Mensch, der die Unwahrheit sagt, tut das bewusst. Es ist eine kognitive Fähigkeit. Eine Lüge anhand der Sprache.

Der Wortwahl, der Zusammenstellung von Sätzen oder der Art und Weise des mündlichen Ausdrucks zu erkennen, ist aber schwierig. Gewisse Anhaltspunkte gibt es jedoch schon, meint Jörg Maybauer. große Forschung zur sogenannten Lügendetektion. So hat man herausgefunden, aber immer auf statistischer Basis, dass Lügner dazu neigen, sagen wir mal in der dritten Person von etwas zu reden oder dass sie bestimmte Ausdrücke öfters verwenden.

die ihnen eine Ausflucht erlauben, ja wahrscheinlich, vermutlich, könnte sein und so weiter und so weiter. Alles Dinge, die dazu führen, dass sie sich ungern auf einen über... prüfbaren Sachverhalt festlegen lassen. Menschen, die lügen, benutzen beispielsweise gerne die unpersönliche Form der dritten Person. Statt ich sagen sie lieber Mann. Nicht alle sprachlichen Formen eignen sich allerdings, so Jörg Maybauer, gleichermaßen zum Lügen.

dann scheint es so zu sein, dass man damit nicht gut lügen kann. Und das liegt daran, dass solche Aussagesätze mit bestimmten sprachlichen Handlungen, nämlich Behauptungen oder Feststellungen verbunden sind. Gute Lügner sind nach Ansicht von Jörg Maybauer diejenigen, die zwei Strategien beherrschen. Es gibt Leute, die sozusagen ihre Lügen unter vielen anderen, zum Teil wahren Äußerungen oder unklaren Äußerungen verstecken, die einen so volkstümlich gesagt zutexten oder zuschwallen.

Und andere Leute, die haben die Strategie, wenig zu sagen und dafür einfache und im Prinzip überprüfbare Dinge zu sagen. Wer auf eine andere Person beständig einredet, sie zutextet, hat ebenso die Möglichkeit, Gelogenes zwischen Wahrem unterzubringen wie jemand, der eine andere Person zuschwallt. Ein Wortschwall aus oft Belangenlosem ergießt sich über das Gegenüber, sodass dieses gar nicht zu Wort kommt. Und auch Probleme hat bei der Fülle des Gesagten eine Lüge zu erkennen.

denn grundsätzlich liegt es im wesen eines menschen der aussage einer anderen person zu vertrauen und wie sagte der römische dichter marcus tullius cicero Die Menschen sind alle so geartet, dass sie lieber eine Lüge als eine Absage hören. Und das mag auch auf sogenannte Fake News zutreffen. Wer etwas glauben möchte, glaubt es.

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