Weihnachtsbäume für Selbstabholzer
Dec 23, 2021•5 min•Ep 733•Transcript available on Metacast Episode description
Dass Ende 1921 Aufgrund der Inflation die Finanzkraft der Bürger:innen nicht gerade groß war, ist an dieser Stelle schon vorgekommen. Verständlich, dass das Klagen über die teuren Gewürze zum Backen, den teuren Weihnachtsschmuck und die teuren Spielwaren in allen Zeitungen Widerhall findet. Im Zentrum des Vorweihnachtslamento steht zweifelsfrei aber der überteuerte Weihnachtbaum, dessen mangelnde Erschwinglichkeit viele baumlose Weihnachtsfeiern befürchten ließ. Daher begrüßt der Berliner Lokalanzeiger vom 23. Dezember die Aktion der Forstverwaltung von Dreilinden im Grunewald, die eine Fichtenpflanzung für Selbstabholzer freigab, um den Unmut der Berliner zu besänftigen. Die dadurch hervorgerufenen Pilgerscharen mit Axt und Säge zeigten, dass dies wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Erst Tage später korrigiert der Lokalanzeiger selbst das noch halbwegs friedliche Bild, dass sie im heutigen Artikel zeichnet. Tatsächlich kam es zu Tumulten und zu Abholzungen in nicht dafür vorgesehenen Waldstücken, aber vielleicht hat der Autor in seiner Macbeth-Referenz das Massaker an den Bäumen irgendwie schon angedeutet. Frank Riede berichtet.