¶ Die Bedeutung Des Spielens
Mensch, ärgere dich nicht. Siedler von Katan, Memory, Fangen oder Verstecken. Das alles klingt für manche Menschen vielleicht nach einem mehr oder weniger sinnlosen Zeitvertreib, aber ganz im Gegenteil. Spielen macht nicht nur Spaß, zumindest meistens, es ist auch essentiell für unsere persönliche Entwicklung. Warum wir auch als Erwachsene nicht mit dem Spielen aufhören sollten und welche Auswirkungen es auf unser Wohlbefinden und sogar auf unsere Beziehungszufriedenheit haben kann,
Genau darüber sprechen wir heute. Außerdem beantworte ich die Frage einer Hörerin. Elsa möchte wissen, kann hochprozentiger Alkohol Reisedurchfall vorbeugen? Mein Name ist Julianne Schneider. Ich bin Psychologin und Wissenschaftsredakteurin. Schön, dass ihr dabei seid. Aha! Zehn Minuten Alltagswissen. Ein Podcast von Welt. Als Kind konnte ich gar nicht genug vom Spielen bekommen. Fangespielen auf dem Schulhof, Brettspiele, Rollenspiele. Ich war immer dabei.
Heute ist die Motivation nicht mehr ganz so groß, aber ab und zu schaffen meine FreundInnen es doch, mich mal zu einem Spieleabend zu überreden. Wie sieht das denn bei euch aus? Spielt ihr noch regelmäßig? Schreibt das uns doch gerne in die Kommentare oder nehmt an unserer Spotify-Umfrage teil. PsychologInnen sind sich was das Spielen angeht tatsächlich einig, Spielen ist weit mehr als ein bloßer Zeitvertreib, sondern es ist ganz zentral für unsere persönliche Entwicklung.
Studien zeigen unter anderem, dass es unsere sozialen Kompetenzen fördert, unsere emotionale Intelligenz stärkt und auch bei der Stressbewältigung hilft. Darüber hinaus profitieren wir auch kognitiv. Spielen trainiert nämlich unser logisches Denken, unser abstraktes Vorstellungsvermögen und auch unsere Geduld. Wie uns Spielen auf das echte Leben vorbereitet und warum es sich lohnt, auch als erwachsene Person noch spielerisch zu bleiben.
Darüber spreche ich jetzt mit der Psychologin und Professorin Susanne Hadecker von der SRH University. Hallo Frau Hadecker, schön, dass Sie da sind.
¶ Spielen In Der Kindheit
Warum ist Spielen eigentlich so essentiell für die kindliche Entwicklung? Welche Fähigkeiten erwerben bzw. trainieren wir denn dabei? Also beim Spielen ist das Besondere, das ist letztlich der Weg, wie die Kinder sich die Welt erschließen, wie sie sie erkunden und wie sie sie begreifen. Das sieht man ganz besonders an den verschiedenen Spielformen, die die Kinder im Laufe ihrer Entwicklung durchmachen. Also die Kinder fangen als Babys an.
mit dem sensomotorischen Spiel, wo sie sich dann mal einen Fuß in den Mund stecken und einfach erkunden, wie fühlt sich die Welt an. Und das wird dann immer komplexer, auch im Lauf des Lebens der Kinder. kommt dann in anderen Spielformen anders zum Ausdruck, wo zum Beispiel auch soziale Beziehungen austariert werden im Rollenspiel zum Beispiel und dann später auch in regelbasierten Spielen, wo man sich
zurechtfinden muss einfach mit den Regeln, die es hier auch in unserer Gesellschaft gibt. Und das sind ganz verschiedene Spielplätze letztlich für die Kinder, wo sie ganz verschiedene Dinge auch lernen können. Hätten Sie da ein paar Beispiele, wenn Sie jetzt sagen Dinge lernen, was wäre das denn dann? Also wir haben zum Beispiel das Symbolspiel, das taucht im Laufe des zweiten Lebensjahres auf. Und das ist schon eine Idee, die hatte Wiegotzki schon vor über 100 Jahren, dass die Kinder da ganz...
einen ganz wichtigen Aspekt lernen, nämlich die Verwendung von Symbolen. Und das ist ganz wichtig für unsere Sprachentwicklung, weil Sprache besteht aus Symbolen. Da finden wir immer wieder Zusammenhänge, dass Kinder, die viel dieses Symbolspiel machen, auch einen Vorteil haben in der Sprachentwicklung und auch beim Lesen und Schreiben später.
Welche Folgen hat denn Spielmangel oder gar Spielentzug auf das spätere Leben? Das ist eine Frage, die ist nicht ganz einfach zu beantworten, weil die Studienlage dazu natürlich schwierig ist, weil wir natürlich keine Experimente machen, in denen wir Kinder das Spielen verbieten. Es gibt aber Hinweise aus Studien von Kindern, die diverse Mangel-Erfahrungen haben, wo wir sehen, dass diese Kinder häufig sowohl soziale, emotionale als auch kognitive Defizite haben.
Und ein spannender Aspekt ist aber, dass... In einer Studie in einem Waisenhaus in Indien zum Beispiel hat man so eine strukturierte Spielintervention mal gemacht und hat den Kindern da wirklich sehr klar vorgegebene Zeitfenster ermöglicht, in denen gespielt wurde. Und hier konnte man sehen, dass die Kinder sich sehr positiv entwickelt haben und die Defizite auch wieder aufholen konnten, zum Teil die sie hatten, kognitiv, auch motorisch und sozial. Also hier sehen wir,
Das ist so andersrum. Kinder, die sehr viel Mangel haben, dass die da sehr viel dann auch aufholen können. Und vielleicht noch einen Hinweis, es gibt Studien mit Tieren, wo man den Mangel ja mal experimentell herstellen kann, zum Beispiel bei Ratten, da haben Palace on Palace ganz viele Studien gemacht. die auch wirklich mal Rattenkinder depriviert haben, die nicht spielen durften. Und die sind sozusagen als Erwachsene immer auffällig sozial.
kognitiv können die das auch nicht mehr aufholen. Das heißt, hier gibt es zumindest da aus dem Bereich Hinweise, dass es wirklich auch etwas mit dem Spielverhalten zu tun hat, das dafür sorgt.
¶ Spielen Als Erwachsener
dass die Ratten dann als Erwachsene Defizite ausgeprägt haben. Viele Menschen hören ja im Erwachsenenalter mit dem Spielen auf oder spielen zumindest deutlich weniger. Woran liegt das denn? Wir haben als Erwachsene nicht mehr so die Freiheiten uns dem ineffizienten und zweckfreien Aktivitäten hinzugeben, so wie es Kinder ja im besten Falle auch viel haben oder den Raum dafür viel haben.
Und wir haben ja da einfach andere Verpflichtungen finanzieller Art, familiärer Art, beruflicher Art und so weiter. Nichtsdestotrotz spielen Erwachsene ja auch immer noch und das ist auch bei vielen Tierarten so, viele Erwachsene Tiere spielen auch.
Und es bleibt nach wie vor ein wichtiger Ausgleich auch im Erwachsenenleben. Sie hatten es jetzt gerade schon ein bisschen angesprochen, da würde ich nochmal nachfragen, wenn Sie sagen, es bleibt ein wichtiger Ausgleich im Leben. Welche Vorteile bringt denn Spielen für Erwachsene noch mit sich?
Also es gibt dazu so ein paar Studien, die sich angeschaut haben, wenn man als Charaktereigenschaft verspielter ist als Erwachsener. Die zeigen, dass das Vorteile hat zum einen im Bezug auf Partnerschaften. in der Partnerschaft die Personen meistens sehr viel zufriedener sind, wenn die auch sehr viele verspielte Elemente in der Partnerschaft haben. Und das Spielen ist hier auch eine Möglichkeit. Sicherheit und Intimität und Vertrauen aufzubauen. Und da hat Spielen auch immer so eine Doppelrolle.
Das ist auch in der Kindheit so, dass Kinder brauchen eine Sicherheit, sichere Bindungen und ein sicheres Umfeld, um überhaupt Spielverhalten zu zeigen. Kinder, die nicht spielen. sind auffällig in dem Sinne, dass wir meistens davon ausgehen können, die haben diese sicheren Bindungen und sicheren Erfahrungen nicht. Und das spiegelt sich auch im Erwachsenenalter wieder. Es braucht eine gewisse Sicherheit auch in meiner Partnerschaft, wenn ich da bin.
Witze und Scherze machen kann und verspielt sein darf auch. Und gleichzeitig ist es auch ein Weg, das herzustellen wieder auch. Es hat diese Doppelrolle. Jetzt habe ich noch eine Frage zum Abschluss. Wir haben jetzt viel darüber gehört, welche positiven Effekte spielen hat. Haben Sie vielleicht Tipps, wie wir als Erwachsene vielleicht auch mehr spielerische Elemente in unseren Alltag integrieren könnten?
Ja, also ich glaube, wenn man das schafft, hat man eine ganz tolle Ressource auf jeden Fall. Das ist was ganz Wertvolles. Ich habe kein Patentrezept dafür, wie man das einbauen kann, aber ich glaube, ein... Punkt ist, sich glaube ich so ein bisschen so eine Haltung zu schaffen, eine Haltung zu entwickeln, die offen dafür ist, einfach auch ein bisschen Leichtigkeit zuzulassen, auch in angespannten Alltagssituationen. Auch wenn Fehler passieren, dass man es schafft, es nicht verkrampft.
stressig zu erleben, sondern auch zu sagen, okay, das lief jetzt nicht wie geplant, aber ich kann irgendwie was anderes vielleicht draus machen. Und es gibt Methoden aus dem Impro-Theater und die werden auch immer mal in so Spielinterventionen verwendet. Bei Menschen in Pflegeheimen zum Beispiel findet man da ganz positive Effekte.
Zum Beispiel solche Übungen wie ja und. Also ich muss eine Situation einfach annehmen, die auf mich zukommt. Ich darf jetzt nicht das ablehnen, sondern ich muss sagen ja, das ist so und dann und erweitere die und mache irgendwie was draus. Also ich glaube... Wenn man das schafft, hat man, glaube ich, ganz viel gewonnen auch. Vielen Dank nochmal für diesen Input zum Ende. Ich glaube, das können sich viele von uns zu Herzen nehmen. Und vielen Dank für dieses sehr interessante Gespräch.
¶ Mythos Verdauungsschnaps
Ja, gerne. Dankeschön. Und hier geht es jetzt weiter mit einem ganz anderen Thema und der Frage, ob hochprozentiger Alkohol Reisedurchfall vorbeugen kann. Stimmt das wirklich? Mythos oder Wahrheit? Der Glaube, dass hochprozentiger Alkohol vor oder nach dem Essen den Magen desinfiziert und so vor Reisedurchfall schützt, hält sich hartnäckig. Das klingt erstmal auch irgendwie plausibel, schließlich kann Alkohol tatsächlich Keime abtöten. Aber wissenschaftlich belegt ist diese Schutzwirkung nicht.
Denn für die Abwehr von Keimen ist in erster Linie unsere Magensäure zuständig und die braucht auf jeden Fall keine alkoholische Unterstützung. Ganz im Gegenteil, hochprozentiger Alkohol kann die Darmschleimhaut reizen und selbst sogar zu Durchfall führen. Außerdem kann Alkohol das Gleichgewicht unserer Darmflora stören und die Aufnahme von Flüssigkeit und Natrium im Dünndarm hemmen. Und das macht den Stuhl dann sogar noch flüssiger.
Das Fazit ist also, hochprozentiger Alkohol ist auf jeden Fall kein Geheimchip gegen Reisedurchfall. und kann das Problem sogar verstärken. Was aber hilft jetzt stattdessen, wenn man in einem Land ist, wo die Hygiene vielleicht nicht so gut ist? Die altbewährte Faustregel, peel it, boil it, cook it or forget it, also schälen, kochen, durchbraten oder gar nicht erst essen.
Das empfehlen auch Expertinnen und Experten vom Institut für Infektions- und Tropenmedizin der LMU München. Und den Link zu einem Merkblatt von Ihnen findet ihr in den Shownotes. Falls ihr euch noch fragt, ob ein Schnaps generell gut für die Verdauung ist, den berühmten Verdauungsschnaps, den haben wir hier im Podcast auch schon mal unter die Lupe genommen. Und die Folge dazu findet ihr ebenfalls in den Shownotes.
Und das war es dann auch schon für heute. Ein großes Dankeschön an Elsa für deine Frage. Ich hoffe, dass ich sie zufriedenstellend beantwortet habe. Habt ihr auch eine Frage aus der Wissenschaft, die euch nicht loslässt? Dann schreibt sie uns doch gerne an wissen.welt.de. Ich bin Julianne Schneider. Bleibt neugierig, passt auf euch auf und bis zum nächsten Mal.