ARD Stellt euch vor, ihr lauft durch eine Großstadt. Leuchtreklame blinkt über euch. Menschen hasten vorbei, Smartphones in der Hand. Es ist ein Land voller Technik, Popkultur und Megacities. Südkorea. Ein globaler Player, demokratisch, vernetzt, erfolgreich. Und nur ein paar hundert Kilometer weiter. Ein anderes Korea. Ohne Internet, ohne Meinungsfreiheit, ohne das Recht, das eigene Land zu verlassen. Nordkorea ist abgeschottet, streng überwacht, gefangen in einer Diktatur. Zwei Länder.
Zwei Realitäten. Wie konnte es so weit kommen? Und warum haben beide Länder aktuell ein sehr großes Problem? Freunde des Wissens, also als aller aller aller erstes, bevor es hier richtig reingeht, kann ich wirklich nur wow sagen. Was habt ihr da letzte Woche mit den Tickets zur Live-Show gemacht?
Alter, das war so unfassbar. Und ich weiß auch aufgrund der ganz vielen Nachrichten, E-Mails und Kommentare, dass ganz, ganz viele von euch traurig sind, kein Ticket bekommen zu haben. Und ich sag euch das wirklich 100% ehrlich, das zerreißt mir so ein bisschen das Herz. Wir als Team haben... haben deshalb auch eine kleine Idee entwickelt. Und das schon seit ein paar Monaten.
Es wird eine ganz, ganz, ganz besondere Sache geben, von der wir euch eigentlich erst auch in ein paar Wochen erzählen wollten. Ich werde es aber jetzt heute schon tun, weil, wie gesagt, irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, irgendwie keine Ahnung. Ich mach das ganz am Ende der Folge, weil jetzt wollen wir wirklich direkt rein starten. Wir checken, warum sich Nord- und Südkorea so unterschiedlich entwickelt haben.
werden darüber sprechen, wieso es in einem der beiden Länder fast gar keine Autos gibt, werden mit einer Person sprechen, die schon mal in Nordkorea Urlaub gemacht hat, völlig skurril, und wir werden klären, warum es so unfassbar schwer ist, aus dem Land zu fliehen. Ihr hört Wissen mit John.
Es ist eine Halbinsel im Osten Asiens. Wenn man sich Korea von oben anguckt, sieht es ein bisschen aus wie ein dickes Italien. Es ist auch eine längliche Halbinsel. Statt umgeben von Mittelmeer ist es der Pazifek und das japanische Meer. Korea ist wunderschön. Berge, Reisfelder, Flüsse, Küsten. Es wird ganz im Ursprung mit chinesischer Hilfe etwa 650 nach Christus vereint. Ab da entwickelt sich Korea sehr schnell sehr fortschrittlich.
Auch geprägt durch den chinesischen Philosophen Konfuzius, den wir schon aus der Folge zu Japan kennen. Denn auch Korea wird von seinen Lehren stark geprägt. Im Mittelpunkt stehen Ehre, Pflichten, Respekt vor Älteren und ganz wichtig, soziale Harmonie. Lange scheint es, als würde sich Korea ganz ähnlich wie andere asiatische Länder entwickeln. Doch dann verändert das 19. Jahrhundert alles.
Zahlreiche Nationen wollen Korea besetzen. Das liegt vor allem an der Lage. Das Land liegt strategisch sehr günstig zwischen Japan und China. Das ist ein sehr, sehr bedeutsamer Pufferraum. So kommt es zum Dreikampf. zwischen drei Staaten, Russland, China und dem sehr aggressiv vorgehenden Japan. Zwischen den dreien kommt es zu einem kurzen heftigen Krieg und den gewinnt am Ende Japan.
1910 besetzen sie Korea offiziell. Und damit beginnt eins der düstersten Kapitel der koreanischen Geschichte. 35 Jahre lang steht das Land unter japanischer Kolonialherrschaft. Die Folgen... Koreanisch wird als Sprache komplett verboten. Auch koreanische Namen müssen abgelegt werden. Viele der Einwohner werden also gezwungen, japanische Namen anzunehmen. Schulen und Ämter werden komplett von Japan kontrolliert.
Tausende Koreanerinnen und Koreaner müssen in Fabriken arbeiten, für Japan im Krieg kämpfen oder kommen als Zwangsarbeiter ins Ausland. Auch koreanische Frauen trifft es in der Zeit sehr hart. Sie werden gegen ihren Willen in Militärbordelle gebracht und sexuell versklavt. Das ist bis heute ein emotional sehr, sehr aufgeladenes Thema zwischen Korea und Japan.
Aufgrund dieser sehr schlimmen Umstände kommt es überall im Land damals zu einer sehr kraftvollen Protestbewegung. Die war übrigens nicht nur ideologisch geprägt, es geht dem koreanischen Volk damals vor allem darum, die eigene Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Doch als im März 1919 Zehntausende ihre Stimme erheben, antwortet die japanische Besetzungsmacht mit Gewalt. Der öffentliche Aufstand wird blutig niedergeschlagen.
So bleibt Korea also sehr, sehr lange eine japanische Kolonie. Erst mit Ende des Zweiten Weltkriegs kommt es zum Ende. Denn als Japan 1945 kapituliert, ist Korea wieder frei. Zumindest theoretisch. Denn diese Freiheit kommt mit einer neuen Abhängigkeit. Ohne das koreanische Volk damals zu fragen, teilen die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs das Land in zwei Zonen ein. Ziemlich genau am 38. Breitengrad. Der nördliche Teil wird von der Sowjetunion verwaltet, der Süden von den USA.
Auch hier also ein identisches Bild wie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Kommunismus gegen Kapitalismus. Zwei Systeme auf engstem Raum. Im Norden gründet sich die demokratische Volksrepublik Korea. Im Süden die Republik Korea.
Ja, das klingt sehr, sehr ähnlich und auch heute heißen die beiden Länder übrigens offiziell immer noch so. Nord- und Südkorea sind also gar nicht ihre echten Namen. Die Länder werden aber schon so lange umgangssprachlich so genannt, dass es jetzt irgendwie schon sowas wie ihre offiziellen Namen geworden sind.
Zwischen Nord- und Südkorea ist die Stimmung sofort unfassbar angespannt. Beide Länder wollen die gesamte koreanische Halbinsel, also das Land, wie es vor der japanischen Besetzung war, für sich beanspruchen. Und wie so oft in einem solchen Fall soll auch diese Meinungsverschiedenheit mit Waffen geklärt werden. An einem Junimorgen im Jahr 1950 rollen nordkoreanische Panzer über die Grenze des 38. Breitengrads. Ein paar Stunden später fällt Seoul, die Hauptstadt Südkoreas.
Der Überraschungsangriff des Nordens kommt so schnell, brutal und ohne Vorwarnung, dass man keine Zeit hat, sich darauf vorzubereiten. Und damit beginnt ein Krieg. den niemand gewinnen kann. Denn die einzige Chance wäre damals eine Wiedervereinigung. Das ginge auch, dafür müsste man sich aber für eine Regierung entscheiden, wie es auch 1990 in Deutschland passiert ist.
Eine gemeinsame Führung also. Der damalige nordkoreanische Machthaber Kim Il-sung fühlt sich dafür auch bereit. Nordkorea ist zu dieser Zeit militärisch überlegen und auch sehr stabil wirtschaftlich gesehen. Ebenfalls gibt es grundlegende Unterstützung aus Moskau und Peking. Stalin liefert Waffen an Nordkorea. China stellt sich schützend dahinter, greift aber in den Krieg selbst nicht ein.
Schnell und hart schreitet der Norden also im Süden voran, nehmen ganz große Bereiche ein. Doch dann passiert etwas. Denn auch der Süden hat einen gigantischen Unterstützer. Die USA, sie reagieren sofort. Im Rahmen eines UN-Beschlusses formiert sich eine internationale Koalition. Angeführt von den Vereinigten Staaten marschieren ein Dutzend Länder in Korea ein.
Sie wollen den südlichen Teil verteidigen und somit den Kommunismus auch hier aufhalten. Der Krieg weitet sich schnell aus. Er wird hart und verlustreich geführt. Anfangs ist Nordkorea dem totalen Sieg relativ nahe. Doch dann wendet sich das Blatt als die UN-Truppen spektakulär über das Meer im Westen landen.
Gut ausgerüstet und taktisch sehr versiert drängen sie Nordkorea bis zur chinesischen Grenze zurück. Jetzt scheint es also plötzlich genau anders herum zu sein, also dass Südkorea bald den kompletten Norden einnehmen könnte. Doch dieser Krieg hat die nächste Überraschung parat. Denn jetzt schreitet China ein. Und zwar mit über 300.000 Soldaten.
Sie strömen ein, um Nordkorea zu unterstützen, denn China will wirklich alles, nur kein wiedervereintes Korea unter amerikanischer Führung. An diesem Punkt, wo beide Seiten so machtvoll unterstützt werden, pendelt sich wieder eine große Frontlinie ein. Und wo? Exakt rund um den 38. Breitengrad. Es hat also weder für Süd noch für Nordkorea einen tatsächlichen Fortschritt gegeben und es kommt jetzt nochmal zwei Jahre lang zu einem erbitterten Stellungskrieg.
Jeden Tag fallen unzählige Soldaten auf beiden Seiten. Es ist unfassbar zermürbend, sinnlos und festgefahren. Bis ins Jahr 1953. Denn nach drei langen Jahren der Gewalt endet diese. Zumindest offiziell. Es wird ein Waffenstillstand unterzeichnet, der übrigens bis heute gilt. Aber kein Friedensvertrag. Damit ist der Koreakrieg, theoretisch gesehen, bis heute nicht offiziell beendet. Auch bleiben Nord und Süd natürlich weiter geteilt. Die sogenannte demilitarisierte Zone entsteht, DMZ genannt.
Das ist eine offizielle Trennung zwischen den beiden Ländern. Sie ist über 240 Kilometer lang und 4 Kilometer breit. Also ungefähr so breit wie 40 Fußballfelder, um es wie Galileo auszudrücken. Sie ist eine der gefährlichsten Grenzen der Welt, weil überall gibt es Landminen, Soldaten und Wachtürme. Ein Foto von der DMZ findet ihr als Bild Nummer 1 in den Shownotes.
Zwischen beiden Ländern gibt es seitdem keine Gespräche, nur Abschottung und Misstrauen. Es gibt auch keinen Postaustausch oder eine Verkehrsverbindung zwischen den beiden Ländern. Sie entwickeln sich also bis heute in völlig gegensätzliche Richtungen. Im Norden herrscht die Kim-Dynastie, ein totalitärer Staat, momentan mit Kim Jong-Un als Diktator. Im Süden dagegen entsteht über Jahrzehnte eine Demokratie mit Pressefreiheit, freien Wahlen, Protesten und öffentlichen Diskussionen.
Die Unterschiede können also kaum größer sein. Und dennoch blicken sie eigentlich auf die gleiche Geschichte zurück. Und das ist irgendwie ein krasser Gedanke. Kapitel 3 Wie sieht es heute aus? Nach dem Koreakrieg ist Südkorea eigentlich wirtschaftlich am Boden. Der Krieg hat so viel Kraft und Ressourcen gekostet, das Land leidet unter Armut, Instabilität und Korruption. Doch ab den 1960er Jahren setzt die Regierung alles auf Wandel.
Gezielte Investitionen, Industriepolitik, enge Kooperationen mit Großunternehmen. Hyundai, Samsung, LG. Diese südkoreanischen Namen sollen Weltruhm erlangen. Durch gezielten Fokus wird der Süden schnell zur Hightech-Nation. Und das merkt man heute. Kein Land der Welt hat schnelleres Internet als Südkorea. Außerdem auch eine der höchsten Raten an Schönheitsoperationen pro Kopf. Wusstet ihr das?
Ruckkopf ist übrigens genau das richtige Wort, denn die beliebteste Behandlung ist eine Augenlidstraffung in Südkorea. Und auch in weiteren Bereichen ist das Land einzigartig. Zocken zum Beispiel. Nirgendwo auf der Erde wird Gaming, also eSport, so intensiv gefördert und gelebt wie hier.
Im Fernsehen gibt es jeden Tag Live-Programme. Dazu gibt es über 20.000 High-End-Gaming-Cafes im Land. Es gibt sogar eine Schule in Seoul, die E-Sports als Schwerpunkt anbietet. Denn wirklich nur die Elite der besten Gamer schafft Und wenn Entertainment jetzt hier gerade schon das Stichwort ist, dann kommt man auch nicht hier drum herum.
K-Pop, also koreanische Popmusik, erobert die Welt unfassbar schnell. Die Girlband Blackpink zum Beispiel bricht mit einem Song 2020 den Weltrekord für die meisten YouTube-Aufrufe in 24 Stunden. Eine andere Gruppe, BTS, hat fast 70 Milliarden Streams auf Spotify. Damit gehören sie zu den 15 meist gestreamten Künstlern der Welt.
Das alles wäre nicht möglich, wenn Südkorea nicht so schnell so fortschrittlich geworden wäre. Alles angetrieben durch die sehr, sehr starke Wirtschaft. Im Norden sieht die Welt wirklich ganz anders aus. Nach dem Koreakrieg ist Nordkorea wirtschaftlich zunächst ziemlich stabil. Es profitiert von sowjetischer Unterstützung, schneller Industrialisierung und harter Kontrolle. Aber was als Fortschritt beginnt, erstarrt bald zu Propaganda.
Der Staat schottet sich völlig von der Außenwelt ab. Die Wirtschaft bricht dadurch – auch durch den Zerfall der Sowjetunion – komplett in sich zusammen. Heute kämpft der Norden mit regelmäßigen Stromausfällen, Hunger, maroder Infrastruktur. Und trotzdem fließen Milliarden an Steuergeldern ins Militär. Es gibt ein unfassbar riesengroßes Atomprogramm als Machtdemonstration. Dazu überall im Land Kontrolle.
Wer in Nordkorea lebt, befindet sich 24-7 unter Beobachtung. An so gut wie jedem Arbeitsplatz zum Beispiel. Es gibt immer einen Aufpasser, der kontrolliert, ob alle Mitarbeiter sich korrekt verhalten. Und nicht nur was die Arbeit betrifft, er checkt auch alle politischen Aussagen, die sie auf der Arbeit tätigen. Man kann sich den Job, den man macht, in Nordkorea übrigens auch nicht aussuchen. Der wird einem zugeordnet.
Menschenrechtsorganisationen sagen außerdem, dass mehr als 40 Prozent, also jeder vierte der Bevölkerung, chronisch unterernährt ist. Alle diese Menschen müssten eigentlich humanitäre Hilfe bekommen. Doch statt Hilfe gibt es Beobachtungen. Stadtplätze, Bahnhöfe, Märkte, alle größeren öffentlichen Räume sind entweder mit Kameras versehen oder – kein Witz – mit Menschen, die gezielt undercover Gespräche verfolgen.
Dazu sind Handys ganz ganz streng limitiert. Es gibt keinen öffentlichen Internetzugang, nur einen staatlichen. Da werden alle Inhalte natürlich ganz streng zensiert. Dazu können alle gesendeten privaten Nachrichten jederzeit vom Staat mitgelesen werden.
Ohne Genehmigung darf außerdem kein Bürger Kontakt zu einem Ausländer aufnehmen. Wer mit Touristen redet, wird nochmal genauer überprüft. Auch die Reisenden selbst sind stets von Einheimischen begleitet, also niemand ist da auf eigene Faust unterwegs. Unter anderem wird ständig überprüft, wie man zur Kim-Familie steht. Von klein auf schon im Kindergarten wird beigebracht, dass man Kim Jong-Un zu verehren hat. In jedem Haushalt muss daher auch ein Porträt des Diktators hängen.
Und das völlig absurdeste, es wird sogar regelmäßig überprüft, ob sich Staub auf den Bildern befindet, weil das wäre eine absolute Respektlosigkeit. Manche putzen die Bilder daher täglich. Kapitel 4 Die unmögliche Flucht. Wenn man sich das Kapitel gerade eben so angehört hat, dann kommt vielleicht so die Frage auf, warum fliehen die Menschen nicht einfach? Springen wir dazu in das Jahr 2017.
Genauer gesagt ist es 15.15 Uhr an einem kalten Novembertag. An der DMZ, also der demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea, ist es heute eigentlich ruhig. Dann plötzlich ein Motor. Es ist ein Jeep. Er kommt aus Nordkorea direkt auf die Grenze zugerast. Im Wagen Oh Jong Song. Er ist ein junger nordkoreanischer Soldat. Sofort eröffnen die Wachen an der Grenze das Feuer auf ihn.
Song duckt sich, fährt weiter und verliert dabei die Kontrolle über das Fahrzeug. Er kommt ins Schlittern. Ganz kurz vor der südkoreanischen Grenze gerät er in einen tiefen Graben. Sein Auto steckt fest, Song steigt aus und rennt zu Fuß weiter in Richtung südkoreanischer Grenze. Vier Soldaten sind ihm auf den Fersen, eröffnen erneut das Feuer. Insgesamt werden über 40 Schüsse auf ihn abgegeben. Fünf davon treffen Song. Und dennoch...
schafft er es schwer verletzt nach Südkorea. Dort wird er sofort von Sicherheitskräften in ein Zelt gebracht und per Hubschrauber direkt in ein südkoreanisches Krankenhaus geflogen. Die Ärzte müssen mehrere Notoperationen durchführen. Sein Zustand ist lange kritisch. Doch schlussendlich überlebt er. Er darf seitdem in Südkorea bleiben. Und auch wenn dieser Vorfall glückt, ist es leider alles andere als die Regel. In den letzten 15 Jahren versuchen insgesamt mehr als 5000 Menschen zu fliehen.
Es sind übrigens mehr Frauen als Männer. Und Schätzungen nach schaffen es nur 10 bis 20 davon. Grund Nummer 1 für die extrem schwere Flucht sind die gesicherten Grenzen. Sowohl die zu Südkorea als auch die im Norden zu China ist mit Scharfschützen, Minenfeldern und Wachtürmen ein eigentlich unüberwindbares System. Auch der Vorfall von Song hat die Überwachung noch weiter verschärft.
Dazu werden ja auch noch alle Bürger Nordkoreas rund um die Uhr überwacht, durch Kameras, Geheimdienste, die Polizei, sogar durch die eigenen Nachbarn. Verdächtige Bewegungen, Gespräche oder Vorbereitungen werden sofort gemeldet. Die Strafe... lange Zeit in sogenannten Arbeitslagern. Dazu kommt ein weiteres Problem, eine besonders harte Abmachung mit China.
Schafft man es nämlich, von Nordkorea dorthin zu fliehen, bekommt man nicht den Status Asylsuchender Mensch, wie es in vielen europäischen Ländern normal ist. Man wird sofort als illegaler Migrant angesehen.
Taucht man also nicht unter und bekommt irgendwie einen gefälschten Pass, ist man in der Regel nur ein paar Tage nach der Flucht schon wieder auf dem Rücktransport nach Nordkorea. Menschenrechtsorganisationen nennen dies eine schwere Verletzung der Menschenrechte. Doch China bleibt hier hart.
Der letzte Aspekt, warum eine Flucht aus Nordkorea so gut wie unmöglich ist, sind die Kosten. Schlepper verlangen je nach Fluchtroute bis zu 15.000 USD. Das ist mit dem niedrigen Lohnniveau und der krassen Armut in Nordkorea kaum für Menschen stemmbar. Dazu kommt noch, dass Einheimische auch gar nicht fliegen dürfen. Generell dürfen sie überhaupt nicht das Land verlassen, weder per Flugzeug, Zug, Schiff oder was auch immer. Nordkorea ist also wirklich so etwas wie ein gigantisches Gefängnis.
Und in dieser extrem radikalen Form gibt es das auf der Welt auch nicht nochmal. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht so direkt sieht wie bei Nordkorea, Auch das südkoreanische System steht vor einem gewaltigen Problem. Das Land wird aufgefressen. Von innen heraus. Das Krasse, das Land weiß es. Und trotzdem kann es aktuell nicht viel dagegen tun. Es geht um die Geburtenrate. Damit ein Land eine langfristig stabile Bevölkerung hat, muss jede Frau im Schnitt zwei Kinder zur Welt bringen.
Ist auch logisch, weil mit Mann und Frau werden zwei Menschen irgendwann die Welt verlassen. Also müssen ja auch zwei nachkommen, damit immer genau gleich viele Menschen dort leben. Jetzt kommt das gigantische südkoreanische Problem. Hier liegt der Wert nicht bei 2 oder 2,1, was man sich wünschen würde, sondern bei 0,7. Also im Schnitt bringt eine Frau nicht mal ein Kind zur Welt.
Das ist nicht nur der tiefste Wert auf der gesamten Erde, er ist auch ein unfassbar alarmierendes Zeichen. Denn das bedeutet, langfristig schrumpft die südkoreanische Bevölkerung. Heute leben etwas mehr als 50 Millionen Menschen dort. Prognosen nach könnten es in 100 Jahren nur noch die Hälfte sein.
Und warum das ein gigantisches Problem wird, liegt vor allem an dem Fehlen von jungen Menschen. Die Wirtschaft müsste dann mit viel weniger Arbeitskräften auskommen. Auch die Rente der Älteren wäre extrem gefährdet, weil ja viel weniger Menschen in die Rentenkassen einzahlen.
Es entsteht ein mathematisches Ungleichgewicht, das das gesamte System, die gesamte Wirtschaft des Landes zum Kippen bringen kann. Aber warum ist die Zahl so niedrig in Südkorea? Der Hauptgrund ist der enorme gesellschaftliche verankerte Leistungsdruck. Wie auch beispielsweise in Japan heißt es, wer etwas sein will, hat einen gut bezahlten Job. Extrem viel zu arbeiten ist ein Zeichen von einem Dienst für das Land. Auch werden die Lebenshaltungskosten immer, immer höher.
Wer also Karriere machen will, verzichtet oft bewusst auf Familie. Eine südkoreanische Arbeitswoche hat übrigens 52 Stunden. Standardmäßig. Also über 10 Stunden täglich ohne Pause. Und vor zwei Jahren wäre das sogar offiziell per Gesetz auf 69 Arbeitswochenstunden erhöht worden. Wenn das alles so weitergeht, steht das Worst-Case-Szenario für Südkorea im Raum.
Weniger Menschen gleich weniger Nachfrage nach Produkten. Damit geht eine wirtschaftliche Abwärtsspirale los. Unternehmen wandern aus dem Land ab, die Produktivität sinkt weiter, leere Schulen, Einsamkeit, Pflegenotstand. Das ist tatsächlich ein ziemlich reales Zukunftsbild. Wie könnte sich der Staat davor aber jetzt retten? Zum einen durch massive Entlastung für Familien. Sowas wie eine einmalige Gutschrift für Kinder. Also du bekommst ein Kind und kriegst einfach mal so 300 Dollar.
Kinderbetreuungszuschüsse, kostenfreie hochwertige Bildung, sodass halt einfach eine starke Arbeitskraft entsteht. Außerdem müsste die Kultur der Arbeit verändert werden. Es müsste viel attraktiver sein, auch mal nur Teilzeit zu arbeiten. Dazu wäre es auch sinnvoll, es attraktiver für ausländische Fachkräfte zu machen, nach Südkorea einzuwandern und so eben die Bevölkerungszahl quasi von außen zu erhöhen. Doch von all dem passiert aktuell noch ziemlich wenig.
Es gab zwar umfassende staatliche Förderungsmaßnahmen in den letzten Jahren. Das hat auch tatsächlich die Geburtenrate ganz leicht erhöht. Von den benötigten Wert 2,0 oder 2,1 ist man aber noch extrem weit entfernt. Dieses Problem ist übrigens nicht einzigartig auf der Welt. Auch Japan kämpft mit ähnlich niedrigen Zahlen, auch aus ähnlichen Gründen. Ebenfalls in Europa, Italien, Spanien, Griechenland haben im Schnitt auch nur einen Wert von ungefähr 1,2.
Das ist zwar besser als in Südkorea, aber auch hier schrumpft die Bevölkerung. In Deutschland liegen wir bei 1,4. Das ist ungefähr der gleiche Wert wie auch in Österreich und der Schweiz. Aber durch Zuwanderung, also Immigration, hält man die Zahlen in unseren Ländern relativ stabil. Ohne Migration würden viele Regionen schrumpfen. Überalterung als demografisches Problem ist also nicht nur dort ein Thema, doch nirgendwo ist es so drastisch wie in Südkorea. Zusammenfassung
Im Ursprung ist Korea eigentlich ein vereintes, großartig wachsendes Land. Dann folgt jedoch 1910 eine brutale Besetzung Japans, die das Schicksal der Halbinsel stark verändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Korea durch die Siegermächte ohne eigene Einwilligung geteilt. Der Norden wird sowjetisch-kommunistisch, der Süden amerikanisch-kapitalistisch. Eine Konsequenz davon ist der Koreakrieg. Es sterben ungefähr 4 Millionen Menschen, teilweise in einem wirklich absolut sinnlosen Stellungskrieg.
Nach einem Waffenstillstand ohne Friedensvertrag entwickeln sich die beiden Länder sehr unterschiedlich. Während Südkorea zur Hightech-Demokratie mit globaler Popkultur wird, schottet sich Nordkorea komplett ab. Hier liegt eine absolute diktatorische Überwachung an der Tagesordnung. Das alles macht auch eine Flucht von hier extrem unmöglich. Es gibt eine schwere Grenzsicherung, Beschattung, China-Abkommen und hohe Kosten. Das Land wird zu einem regelrechten Gefängnis.
Doch auch Südkorea steht aktuell vor einem großen Problem. Mit nur 0,7 Kindern pro Frau droht dem Land eine massive demografische Krise. Wirtschaft, Renten und Gesellschaft sind langfristig gefährdet. Bisherige Gegenmaßnahmen greifen kaum. Hoffen wir also alle im Sinne der koreanischen Menschen, dass sich die Gegebenheiten in beiden Ländern in Zukunft verbessern.
Freunde des Wissens, wenn man sich das alles so anhört, dann kann man wirklich froh sein, in Europa zu leben. Ich finde, wir sollten uns vor allem diese Freiheit, die wir haben, auch dahin reisen zu können, wo wir wollen, uns frei bewegen zu können, unsere Meinung sagen zu können, unzensiertes Internet zu haben.
wirklich bewusst machen. Und ich meine es ernst, wenn ich sage, lasst uns bitte mit ganz, ganz, ganz viel Liebe füreinander durch die Welt gehen. Weil vielleicht steigt dadurch ja auch die Geburtenrate langfristig. Schöner Abschluss. Bevor wir zu euren drei Fragen zur letzten Folge kommen, habe ich ja schon mal ganz am Anfang eine kleine Erwähnung gemacht. Wir machen nämlich heute etwas Besonderes.
Wir haben nämlich ganz spontan sowas wie einen Experten am Start. Und zwar jemanden, der schon mal persönlich in Nordkorea war. Er möchte namentlich nicht genannt werden, war aber bereit, drei Fragen zu seiner Erfahrung in dem diktatorischen Land zu schildern. Meine erste Frage an ihn war, ist es ein eigenartiges Gefühl gewesen, nach Nordkorea zu kommen? Also nach Nordkorea zu kommen, fand ich...
Hat sich gar nicht so bedrückend angefühlt. Es war ein bisschen komisch, weil man schon im Flugzeug so Magazine ausgeteilt bekommen hat. die natürlich voller Propaganda waren, wo dann etwas stand über internationale Messen, die gerade in Nordkorea stattfanden.
Und die Ruhe in der Stadt, also auch wenn es eine Millionenstadt war, die Hauptstadt Pyongyang, man hat einfach nie etwas gehört, weil es keine Autos gab. Und das ist wirklich auffallend. In Nordkorea gibt es vor allem aus wirtschaftlichen Gründen im Schnitt nur ein Auto pro 1000 Euro. Menschen. Zum Vergleich in den USA sind es 800 mal so viele. Ich habe ihn als nächstes gefragt, ob er als Reisender negativ von der nordkoreanischen Bevölkerung behandelt wurde.
Als Tourist wurde ich eigentlich sehr freundlich behandelt. Man hat natürlich mitbekommen, dass viele Menschen auf der Straße schon sehr geschaut haben, weil sie überrascht waren, dass man dort Touristen, europäische Touristen gesehen hat. Aber ansonsten war die Behandlung eigentlich immer sehr nett. Ja, und da haben wir sie wieder. Die fest zugeteilte Reisegruppe. Schon krass.
Als letztes wollte ich von ihm wissen, ob ihm vielleicht doch auch ein paar Gemeinsamkeiten aufgefallen sind zwischen Europa und Nordkorea. Mir sind nicht so viele Dinge aufgefallen, die ähnlich wie in Europa waren. Es war schon ein sehr... anderes Leben dort. Der einzige Punkt, wo ich vielleicht sagen würde, der ist sehr ähnlich, war, dass unsere Reiseleiterin eine Handtasche von Hello Kitty hatte.
die sehr pink war. Das fand ich irgendwie ganz lustig, weil da unten gibt es sicherlich kein Hello Kitty in der Form wie bei uns, aber das Merchandise hat es trotzdem nach Nordkorea geschafft. Und das finde ich irgendwie cute, so inmitten der einheitlichen, diktatorischen... Färbung der Stadt, eine kleine pinke Hello Kitty Tasche. Fast schon ein Symbolbild. Danke an den jungen Mann für das Beantworten der Fragen. Und natürlich sollen auch eure zur letzten Folge nicht zu kurz kommen.
Niemand stellt die erste Frage. Okay, das klingt komisch. Der User heißt niemand. Also viele haben die Frage gestellt, zum Beispiel niemand. Johnny, wie sähe die Welt heute ohne Albert Einstein aus? Ohne Albert Einstein hätte sich unser Verständnis von Raumzeit und Gravitation deutlich langsamer entwickelt. Die Relativitätstheorien, auf denen heute große Teile der modernen Physik basieren, zum Beispiel das GPS, die wären womöglich erst Jahrzehnte später entdeckt worden.
Auch viele seiner Gedankenexperimente haben andere Physiker wiederum inspiriert, neue Wege einzugehen. Es könnte also sein, dass unsere gesamte Wissenschaft ohne ihn noch lange nicht da wäre, wo sie heute ist. Frage 2 kommt von Lina und auch von JustBooks. Beide möchten wissen...
Was ist eigentlich aus Einsteins Schwester Maya geworden? War sie auch hochbegabt? Maya Einstein war tatsächlich auch sehr gebildet und kulturell interessiert. Sie macht erst einen Doktor in Romanistik und arbeitet dann als Lehrerin. Sie veröffentlicht sogar eigene Bücher.
Sie lebt lange übrigens in der Nähe ihres Bruders in den USA, wo sie dann aber leider krank wird. Albert liest ihr bis zum Tod jeden Abend etwas vor. Meyer verstirbt übrigens genau in dem Jahr, in dem das berühmte Zungenfoto von Albert Einstein entsteht. Die dritte und letzte Frage ist von Rvan. Also R-V-A-N. Wie hat Einstein eigentlich Oppenheimer kennengelernt?
Das geschieht durch ihre Berufe, denn genau wie Albert Einstein arbeitet auch Oppenheimer in den 40er Jahren am Institute for Advanced Study in Princeton. Während Albert dort ja forscht, kommt Oppenheimer als Direktor an das Institut. Ihre Beziehung wird als respektvoll aber distanziert beschrieben.
So, Freunde, und damit sind wir am Ende dieser Folge angekommen. Aber da ist ja noch etwas offen. Die kleine Idee, die wir als Team entwickelt haben, auch so ein bisschen, weil wir gesehen haben, was mit den Tickets für die Live-Show passiert ist. Und zwar wollten wir ein Wissen mit Johnny Produkt schaffen. Also etwas, was für euch wirklich...
anfassbar ist, was ihr zu Hause haben könnt. Wir haben erst an einen Notizblock gedacht, wo man so Ideen aufschreiben kann oder so, aber das war uns dann irgendwie doch zu langweilig. Dann kamen wir auf einen Kalender, der war dann aber irgendwie allein auch noch nicht spannend genug. Also sind wir einen Schritt weiter gegangen und haben mit einem großen Verlag zusammen einen Adventskalender entwickelt.
Und das ist jetzt nicht irgendwie 24 mal Schokolade in Form von meinem Kopf oder unserer Glühbirne. Es ist ein Rätsel-Adventskalender. Es wird ein... kleines Buch sein und jeden Tag könnt ihr eine neue Seite öffnen. Und in diesen 24 Türchen gibt es 24 Rätsel. Jetzt kommt der geilste Part. Ihr werdet alle gleichzeitig so ein bisschen Sherlock Holmes spielen und versuchen, die Rätsel zu lösen. Die 150 von euch, die am schnellsten auf das Passwort kommen, das man über die Rätsel herausfindet,
gewinnen etwas. Und ich kann schon sagen, dass die Preise ziemlich nice sein werden. Unter anderem werden auch Tickets für die nächste Live-Show dabei sein. Jetzt sagt ihr vielleicht cool, aber sag mal Johnny, es ist Mai. Was für Advent jetzt? Ja, da habt ihr auch recht, aber wir wollten vermeiden, dass mit dem Adventskalender das gleiche passiert wie mit der Live-Show. Dass einfach nicht jeder einen haben kann, der gerne einen hätte. Deshalb wird es ab jetzt ab...
Dieser Sekunde, wo ihr das hört, schon einen Link zum Vorbestellen des Kalenders geben. Ihr könnt ihn also jetzt schon ordern und er wird dann im Herbst automatisch zu euch nach Hause geliefert. Den Link findet ihr in den Shownotes als Punkt 2 oder im WhatsApp-Kanal. Und eine richtig, richtig coole Sache von dem Kalender will ich euch noch verraten.
Es wird nämlich einen gemeinsamen Channel geben, in dem ich sein werde, in dem auch Zoe sein wird und alle anderen, die einen Kalender besitzen. Und wir werden uns gemeinsam dort über die Rätsel... Austauschen. Vielleicht auch, wenn ihr mal irgendwo nicht weiterkommt. So, wären wir jetzt in der Schule, würde ich sagen, jetzt nichts wie raus hier aus dem Wissensklassenraum. Habt alle eine wunderwundervolle Woche. Wir hören uns nächsten Sonntag wieder um 23.59 Uhr.
Das Thema habt ihr letzte Woche schon in der Abstimmung bestimmt. Es wird um den Vietnamkrieg gehen. Und keine Sorge, wir lesen euer Feedback. Wir lesen alle Kommentare. In der nächsten Abstimmung wird es sechs positive Themen geben. Versprochen. Bis dahin also ganz viel Liebe an euch alle. Und für weniger Wissen entfolgt uns.
Ah, Moment, Moment, Moment, Moment, Moment, Moment. Ich habe was vergessen. Hier bin ich nochmal. Ich habe nämlich wieder einen Podcast-Tipp für euch. Er heißt Cut. Das Virus, das uns trennt. Es geht um ein Thema, das wir bei Wissen mit Jonny ganz sicher auch noch behandeln werden. Corona.
Mit der Pandemie geht damals auch ein Riss durch unsere Gesellschaft. Freundschaften zerbrechen, Familien werden sich fremd. Fünf Jahre ist das jetzt alles her. In CAD geht es um die Frage, wie sehr die Pandemie unsere Gesellschaft noch heute prägt. Unsere Kollegen vom WDR haben dafür ein Geschwisterpaar getroffen, das sich sehr entfremdet hat. Durch Corona und auch durch die politischen Maßnahmen. Er sieht seine Freiheit in Gefahr, radikalisiert sich und sympathisiert mit der Querdenker-Szene.
Sie trägt Maske, will sich solidarisch zeigen und lässt sich sofort impfen. Die beiden streiten sich immer wieder wegen Corona und der Graben zwischen ihnen wird dabei immer tiefer. Jetzt wagen die Geschwister ein Experiment im Podcast. Sie treffen sich zu einer großen Aussprache mit einer Mediatorin. Das alles hört ihr in CAT. Das Virus, das uns trennt. Findet ihr jetzt in der ARD Audiothek und überall da, wo es Podcasts gibt.
Den Link findet ihr auch als Nummer 3 in den Shownotes unter dem Link zum Adventskalender.