ARD Sonderfolge Ich schaue gerade zu meiner Linken aus dem Fenster Was ich sehe, lässt sich nur schwer beschreiben Es ist die größte Stadt der Welt Sie ist gigantisch. Überall stehen Gebäude, viele davon sind Hochhäuser. Und trotzdem sind alle Straßen unglaublich sauber. Ich sehe den höchsten Fernsehturm unseres Planetens. die meistbesuchte Kreuzung der Welt. Nirgendwo gibt es so viele Michelin-Restaurants wie in dieser Stadt. In keinem Land leben die Menschen länger als hier.
In Keimen sind sie auch daher im Schnitt älter. Nirgendwo gibt es so viele Vulkane. Nirgendwo so pünktliche Züge. Und das einzige Gesetz der Welt, das überprüft, ob die Menschen im Land zu viel Speck auf den Hüften haben. Das hier sind Tokio und Japan. Freunde des Wissens, wie ihr schon merkt, wird das hier eine ganz besondere Folge. Weil ähnlich wie wir es schon am Anfang von der Folge zur Schweiz gesagt haben, ich finde manchmal ist der Blick auf unsere Städte und auf unsere Erde zu.
statistisch getrieben und zu wenig auf die wirklich interessanten Dinge. Daher möchte ich das hier ändern und den Geschichten und Geheimnissen verschiedenster Länder auf den Grund gehen und wirklich herausfinden, was dort abgeht. Heute ist Japan an der Reihe. Ich bin gerade in Tokio und möchte euch mit dieser Folge einerseits ein Gefühl geben, wie es hier ist, aber natürlich auch wie üblich in diesem Podcast tief eintauchen in die spannendsten Themen, Gesetze und den Grund, warum das Land ist.
Wisst, wie es ist. Denn es ist unglaublich faszinierend und hält einige krasse Rekorde. Ihr hört. Kapitel 1 Bauch Katzenmelon Ja, merkwürdiger Titel für ein Kapitel, aber das wird sich gleich erklären. Denn wie bei der Schweiz fangen wir auch hier zu Japan und Tokio mit den verrücktesten Besonderheiten an. Denn davon gibt es hier so einige. Wusstet ihr beispielsweise, dass es hier verboten ist, einen zu großen Bauch zu haben?
Okay, das ist jetzt ein bisschen drastisch formuliert. Es geht darum, dass es eine Vorsorge gibt, falls der Bauchumfang ab 40 zu groß wird. Und das ist wirklich gesetzlich vorgeschrieben seit dem Jahr 2008 durch das sogenannte Metabo-Gesetz. Der Name steht für das metabolische System, also den Stoffwechsel. Übergewicht ist nämlich einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um dem vorzubeugen, besagt das Gesetz, Jeder, der zwischen 40 und 74 Jahre alt ist, muss einmal pro Jahr
vorgeschrieben zu einem Arzt gehen und seinen Bauchumfang messen lassen. Liegt er bei einem Mann über 85 und bei einer Frau über 90 cm, müssen Sie an Beratungs- und Gesundheitsprogrammen teilnehmen. Krankenkassen und Arbeitgeber werden sogar finanziell bestraft, wenn zu viele Versicherte einen zu großen Umfang haben. Das klingt jetzt alles ziemlich hart, dass irgendwie bei den Leuten auf Zwang der Bauch gemessen wird, aber es entlastet das gesundheitliche System enorm.
Zum Vergleich, in den USA gelten ca. 40% der Erwachsenen als adipös, also stark übergewichtig. In Japan sind es nicht mal 4%. Und dieser Unterschied schlägt sich massiv in den Krankenhäusern der Länder nieder. In den USA ist es fünfmal wahrscheinlicher, dass sich ein Mensch einer Herz-OP unterziehen muss, als in Japan. Die vielen Bypasse, die so gelegt werden, sind nicht nur menschlich unglaublich traurig, es ist auch teuer.
Das Gesundheitssystem wird durch die vielen aufwendigen Operationen stark belastet. Japan ist aufgrund der strengen Gesetze sogar Spitzenreiter. Es ist das Land mit der geringsten Fettleibigkeitsrate aller entwickelten Länder. Und nirgendwo werden die Menschen im Schnitt so alt wie hier.
Das liegt übrigens auch an der gesunden Ernährung. Gemüse, Reis und frisch gefangener Fisch stehen ganz oben auf der Speisekarte. Und das wurde auch mal so ein bisschen zum Problem, nämlich auf einer ganz speziellen japanischen Insel namens Aoshima. Das Ganze geht zurück in die 40er Jahre. Damals gibt es auf der Insel eine richtig große Plage, die fast die gesamte Versorgung mit Fisch unterbricht. Denn auf den Fischerbooten wimmelt es auf einmal.
Von Mäusen. Und diese wiederum fressen ganz schön viele vom Fisch. Um wieder normal auf Fang gehen zu können, muss man sie loswerden. Und naja, wer jagt Mäuse? Richtig, Katzen. Also bringt man eine Menge davon nach Aoi Shima. Und das soll tatsächlich funktionieren. Die Mäuse sind schnell kein Problem mehr. jedoch rechnet man nicht damit, wie unfassbar schnell sich jetzt die Katzen vermehren werden.
Es werden immer, immer mehr und die Menschen immer, immer weniger. Denn insbesondere der jüngere Teil zieht in der Zeit vermehrt in größere japanische Städte um. Das Ergebnis davon ist eine heute ziemlich skurrile und einzigartige Einwohnerbilanz auf der Insel.
Katzen 120. Die Insel ist daher heute sehr beliebt, vor allem für Touristen. Doch übernachten tut keiner auf Aoshima, denn es gibt keine Hotels, keine Restaurants und keine Autos. Man geht quasi nur dahin, um ein bisschen Katzen zu spüren. kommen wir von Katzen zu Melonen. Davon gibt es auch ein paar ziemlich verrückte Exemplare in Japan und zwar auf Hokkaido.
Den Namen kennen einige sicher ziemlich gut, weil von da auch die berühmten Kürbisse kommen. Doch auf einer der vier Hauptinseln Japans gibt es noch eine weitere Besonderheit und zwar die teuersten Melonen der Welt. Die sogenannten Jubari-Königsmelonen werden teilweise bei Auktionen für, Achtung, um die 20.000 Euro pro Stück. Der Grund, sie sollen perfekt sein. Ihr findet ein Foto als Bild 1 davon in den Shownotes.
Ich persönlich sehe da keinen Unterschied zu einer 4 Euro Honigmelone, aber der hohe Preis soll auch damit zu tun haben, wie sie gezüchtet werden. Es gibt sie seit den 70er Jahren und die Luxusmelone entsteht damals, indem zwei Arten gekreuzt werden, um die perfekte Frucht zu bekommen.
Solange sie wachsen, werden sie täglich immer ein bisschen gedreht, sodass sie auch im richtigen Sonnenlicht stehen, in jeder Sekunde quasi. Außerdem ist jedes Exemplar unter einer Glashaube, um optimale Temperaturen, Luftqualitätsbedingungen zu bekommen. Sind sie reif, werden sie dann in einem sehr hochwertigen Karton verpackt, der ganz schön an teure Schmuckstücke erinnert. Die Melonen spiegeln dabei die japanische Wertschätzung für Ästhetik, Präzision und das Besondere im Alltag wieder.
Kapitel 2. Die Geschichte Japan Bevor ich nochmal drei solcher ziemlich verrückter Besonderheiten für euch habe, gehen wir einmal ganz kurz darauf ein, wie das Land zu dem wurde, was es heute ist. Japan blickt nämlich auf eine sehr lange Geschichte zurück. Schon im 6. Jahrhundert werden die Ideen, Prinzipien und Regeln des Buddhismus im Land etabliert. Der damalige Prinz soll sich dem chinesischen Kaiser zum ersten Mal als Herrscher des Landes der aufgehenden Sonne vorgestellt haben.
Das Land der aufgehenden Sonne. Deshalb, weil es sich östlich von China befindet. Und für China geht die Sonne immer direkt hinter Japan auf. Und noch eine Sache ist hier sehr speziell. Es ist nämlich die längste ununterbrochene Katastrophe. der Welt. Fast 1400 Jahre lang hat Japan schon einen Kaiser. Man orientiert sich dabei übrigens sehr stark an China. Und nicht nur was die Monarchie betrifft, sondern auch die Schrift ist ursprünglich eins zu eins aus dem Chinesischen übernommen.
Über die Jahre entwickelt sich daraus dann Japanisch als eine Abwandlung davon. Im 10. Jahrhundert gibt es dann die erste Revolution, das Shogunat beginnt. Ein Shogun ist ein Feldherr, aber nicht irgendeiner. Er ist der Anführer der Samurai. Das Shogunat ist eine eigene Militärregierung. Die Samurai sind dabei Krieger, die selbst in den wirklich entlegensten Gegenden Japans den Willen des Kaisers verteidigen.
Man könnte die Samurai quasi so ein bisschen mit den Rittern in Europa vergleichen. Und ich komme gleich nochmal auf sie zurück. Damals übernimmt also das Militär die Kontrolle über das Land. Es gibt zwar weiterhin einen Kaiser, der hat aber eigentlich so gut wie keine Macht. Und so ähnlich ist es auch immer noch heute übrigens. Also Japan hat immer noch einen Kaiser, er heißt Naruhito.
Aber er ist nur eine Symbolfigur. Er hat keine politische Entscheidungsmacht. Die hat der Premierminister Shigeru Ishiba. Anders als der Kaiser, der weiterhin seinen Titel als Erbe übergeben bekommt, wird der Premier gewählt. Ganz ähnlich wie in Deutschland oder Österreich. Japan wählt verschiedene Parteien, die mit den meisten Stimmen stellen den Premierminister. So, also zurück zur Geschichte.
Japan ist einen sehr langen Zeitraum ziemlich zerschlagen. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wird es geeint. Das geschieht auch dadurch, dass sich Japan in dieser Zeit komplett von der Außenwelt abschottet. Niemand darf mehr rein oder raus. Im Jahr 1603 wird Tokio, damals heißt es Edo, als Hauptstadt festgelegt. Das moderne Japan, so wie wir es heute kennen, wird 1868 gegründet. In dieser Zeit endet die Ära des Shogunats.
Und damit auch die Führung des Militärs. Die Macht geht zurück an den Kaiser. Restliche Länder werden zum Vorbild. Die Feudalgebiete, also die einzelnen zerbrochenen Parteien Japans, werden abgeschafft. Kurz danach folgen dann die beiden Weltkriege. Im ersten davon ist Japan auf der Seite der Alliierten, vor allem Großbritannien. Im zweiten wechseln sie dann die Seite und kämpfen auch unter anderem zusammen mit den Deutschen.
Dieser Switch ist ein sehr spannender Aspekt der Weltgeschichte. Japan tut das vor allem, um seine Grenzen zu erweitern. Und das gelingt zunächst auch. Während des Zweiten Weltkriegs, als das Deutsche Reich große Teile Europas kontrolliert, hat Japan das gleiche Bild in Asien vor sich. Korea, Taiwan, Vietnam, die Philippinen und Teile Indonesiens, nur um ein paar Länder zu nennen, gehören in Japans Gebiet.
Durch diese extremen Erweiterungen wächst das japanische Volk auf teilweise bis zu 450 Millionen Einwohner. Doch wie wir aus Folge 19 zu Oppenheimer wissen, beenden die beiden Atombomben auf das Land den Zweiten Weltkrieg. Es kommen auch harte Strafen auf Japan zu, vor allem weil sie sich so massiv ausgebreitet haben. Das Land muss fast alle eroberten Gebiete zurückgeben. Aus den 450 Millionen Einwohnern werden nur noch knapp 70 Millionen.
Außerdem wird das Land nach Ende des Zweiten Weltkriegs von US-Amerikanischen und Britischen Truppen besetzt. Doch auch diese sind sehr interessiert daran, dass Japan wieder zu einem starken Staat wird und genau das soll passieren. Angetrieben durch eine starke Wirtschaft, zum Beispiel von Marken wie Sony, Toyota, Nintendo oder Panasonic.
1990 ist das Land so die zweitstärkste Volkswirtschaft der Welt. Heute belegt es in dieser Hinsicht nach den USA, China und Deutschland Platz 4. Toyota ist mittlerweile sogar das Unternehmen, das weltweit am meisten Autos verkauft. Kapitel 3 Tunnel, Vulkane, Pünktlichkeit Eine Sache ist mir hier sofort aufgefallen und das ist die wirklich unfassbare Pünktlichkeit von allem.
Steht irgendwo, dass ein Zug um 12.37 Uhr abfährt, fährt er um 12.37 Uhr ab. Das gleiche gilt auch für Boote, Busse, Taxen und wahrscheinlich auch selbst für jede Achterbahn in einem Freizeitpark. Pünktlichkeit hat den allerhöchsten Stellenwert im Personenverkehr. Und die Zahl, die ich euch jetzt nochmal sagen werde, ist so krass. Beim Shinkansen zum Beispiel, also das ist der schnellste Zug der Welt und auch einer, der hier in Japan extrem viel fährt.
liegt die durchschnittliche jährliche Verspätung bei, Achtung, unter 30 Sekunden. Generell sind hier 99% aller Züge pünktlich, oft sogar auf die Sekunde genau. In der Schweiz und auch beispielsweise in Belgien sind auch noch sehr, sehr gute Werte möglich, so irgendwas zwischen 95, 96 Prozent. Dann kommt Deutschland. Und ey, das ist mir jetzt hier fast schon peinlich. Die Deutsche Bahn ist nur in knapp 63% aller Fälle pünktlich.
Und das, obwohl Deutschland auch noch am wenigsten streng ist, weil bei uns darf ein Zug fünf Minuten zu spät sein und gilt immer noch als pünktlich. Erst ab der sechsten Minute spricht man also von zu spät. In Japan hingegen ist alles zu spät, das länger als 60 Sekunden nach der ursprünglichen Zeit abfährt. Und diese unfassbare Pünktlichkeit gelingt dem Land durch perfekte Planung, Fahrpläne, Personal, Qualität der Gleise. Alles wird ins feinste Detail organisiert und aufeinander abgestimmt.
kommt es durch Faktoren, die man nicht beeinflussen kann, dennoch mal zu einer Verspätung, wie zum Beispiel heftiges Wetter oder ein Erdbeben. dann kann man eine schriftliche Entschuldigung des Bahnunternehmens verlangen, um es beim Arbeitgeber oder in der Schule vorzuzeigen.
Doch selbst diese durch die Natur bedingten Verspätungen sind sehr selten, was krass ist, weil Japans Lage könnte in dieser Hinsicht nicht viel heikler sein. Es liegt am pazifischen Feuerring, den kennen wir auch aus Folge 24 zum Marianengraben. Vier riesige Erdplatten treffen genau hier in der Nähe aufeinander. Das Ergebnis, die meisten Vulkane der Welt. Und Japan liegt mittendrin.
Zum japanischen Gebiet gehören etwa 110 aktive Vulkane. Auch hier in der größten Stadt der Welt, wo ich gerade bin, in Tokio, befinden sich gleich um die 10 aktive Vulkane davon in direkter Nähe. Einer davon ist für mich der mit magischste Berg der Welt, der Mount Fuji.
Der übrigens fälschlicherweise bei uns im Westen auch ab und zu Fujiyama genannt wird, obwohl der gar nicht so heißt. Das ist durch irgendeinen Übersetzungsfehler gekommen, der so vor ein paar Jahren in einem Reiseführer aufgetaucht ist. Durch die Lage am Pazifischen Feuerring gibt es hier auch unglaublich viele Erdbeben. Pro Jahr werden bis zu 1000 Stück gemessen. Über 150 davon kann der Mensch spüren.
Und auch das muss man sich jetzt mal als Zahl ganz kurz bewusst machen. 150 Stück pro Jahr. Das bedeutet, dass man hier in Tokio im Schnitt fast jeden zweiten Tag ein leichtes Erdbeben spüren kann. Doch zum Glück sind die meisten davon leicht. Das letzte wirklich große Erdbeben gab es im März 2011 mit einem Wert von 9,1 auf der Richterskala.
Ihr erinnert euch vielleicht, durch das Beben wurde ein Tsunami ausgelöst und eine Atomkatastrophe in Fukushima. Auch dazu können wir mal eine eigene Folge machen. Auf die allermeisten Erdbeben ist Japan aber sehr gut vorbereitet. Das liegt zum einen daran wie Gebäude hier konstruiert werden, weil sie bekommen richtige Stoßdämpfer eingebaut um alle Schwingungen zu absorbieren.
Dann gibt es überall Frühwarnsysteme, die ein Beben sehr, sehr schnell erkennen können. So zum Beispiel auch im Shinkansen. Registriert der Zug ein Erdbeben. bleibt er sofort stehen. Er schaltet auch jeglichen Strom ab, damit es zu keinerlei Komplikationen kommen kann.
Auch lernen alle Japaner ziemlich früh schon in der Schule, was sie im Notfall tun müssen. Jede Familie muss zum Beispiel einen Notfallrucksack besitzen, in dem muss alles sein, was man braucht, um ein paar Tage von der Außenwelt abgeschottet überleben zu können. Und jetzt kommt für mich einer der krassesten Fakten dazu.
Japan nutzt diese ganzen Erdbeben und Vulkanausbrüche sogar, um Energie zu gewinnen. Dazu bohren sie bis zu 3000 Meter tief in die Erde, denn auch aufgrund der hohen Plattenbewegung ist es hier extrem heiß. So entsteht sehr schnell Wasserdampf und diesen nutzen sie, um Turbinen anzutreiben, die dann Strom erzeugen. Das Ganze nennt sich Geothermie und soll in Zukunft ein sehr, sehr, sehr großer Energielieferant für japanische Städte werden. Und Japan ist generell ein absolutes Meister,
Es besteht ja aus insgesamt vier Hauptinseln. Besonders die Verbindung der beiden nördlichsten gestaltet sich jedoch als eher schwierig. Die kleinere der beiden ist Hokkaido, die größere ist die größte Insel Japans, Honshu. Da findet man Städte wie Tokio, Osaka, Kyoto und Co.
Ganz lange gibt es nur eine einzige Möglichkeit, um von der einen zur anderen zu kommen, und zwar per Schiff. Doch das dauert ewig. Vier Stunden braucht die schnellste Fähre heute. Früher noch viel, viel länger, teilweise bis zu einem halben Tag. Also fängt Japan 1971 an etwas beeindruckendes zu bauen. Den Saikan Tunnel. Mit fast 54 Kilometern Länge ist er der längste Unterwassertunnel der Welt.
17 Jahre lang wird er damals gebaut. Die Eröffnung verkürzt die Reise zwischen den beiden Inseln von vier auf eine Stunde. Auch daher ist er heute eine extrem wichtige Verbindung und durch ihn durch rast etwas. Yes, das war der Shinkansen. Der japanische Schnellzug fährt im Tunnel mit unglaublichen 160 kmh. zwischen den beiden Inseln hin und her. Und auch das ist ein Weltrekord unter Wasser.
Kapitel 4. Die Yakuza und ein krasses Verbot. Das, was jetzt kommt, wusste ich persönlich nicht, bevor ich meine Reise nach Japan angetreten bin und es ist etwas, das mich tatsächlich ganz schön selbst betrifft. Ich habe nämlich um die 60 Tattoos und die werden hier auf meiner Reise so ein bisschen zum Problem.
Tattoos haben in Japan eine eigentlich extrem lange Geschichte. Es gibt Hinweise darauf, dass es sie hier vielleicht schon seit mehr als 10.000 Jahren gibt. Doch irgendwann hat man damit angefangen, sie als Strafe zu benutzen. Kriminelle werden durch sie markiert, sozusagen um zu sagen, hier, das hier ist kein guter Mensch.
Er ist böse. Das Ganze wird irgendwann dann auch von der Yakuza übernommen. Das ist sowas wie die japanische Mafia. Anfangs ist sie nicht so richtig einzuordnen. Einerseits sind sie zwar bereits ab dem 17. Jahrhundert in diverse kriminelle Aktivitäten verstrickt, Andererseits gelten sie aber auch in Japan als Zufluchtsort für Ausgestoßene. Also sowas wie eine Auffangstation für diejenigen, die keinen anderen Ort mehr finden konnten.
Als Zugehörigkeitssymbol tragen viele der Yakuza Ganzkörpertätowierungen. Und durch diese Assoziationen sind Tattoos hier eher problematisch. Besonders in Schwimmbädern, Spareinrichtungen oder Fitnessstudios sind sie sogar verboten. Und ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass das Wetter hier aktuell relativ mild ist. Heute waren es so 15, 16 Grad, also kann ich hier problemlos mit Hemden und Jacken alle Tattoos bedecken.
In jungen, hippen Stadtteilen wie Shibuya ist es sowieso kein großes Problem. Da habe ich auch heute schon sehr, sehr viele tätowierte Personen gesehen. Das zeigen die auch ziemlich offen. Dennoch hat man irgendwie so ein mulmiges Gefühl, vor allem wenn das so stark mit der japanischen Mafia verbunden ist. Also so offen wie in Deutschland möchte ich sie hier irgendwie nicht zeigen.
Über die Yakuza kann man übrigens noch sehr, sehr viel mehr erzählen, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg das Chaos in Japan zum Beispiel genutzt haben, um Glücksspiel zu etablieren, um ins Baugeschäft einzusteigen und große Teile des öffentlichen Lebens zu übernehmen. Ich glaube, wir sollten über sie und auch über die italienische Mafia mal eine eigene Folge machen. Über eine Sache möchte ich jetzt aber noch hier reden und zwar über die Samurai, die wir ja eben schon angeschnitten haben.
Wenn man sich die japanische Bedeutung des Wortes anguckt, erklärt man schnell, was ihre anfängliche Aufgabe ist. Denn Saburao bedeutet Dienen. Sie sind also erstmal sowas wie Beschützer oder Diener für den gehobenen Teil der Gesellschaft. Doch im Laufe der Zeit werden sie von Dienern zu einer eigenen, geschätzten sozialen Klasse in Japan. Die Menschen bewundern die Samurai für ihren Ehrenkodex, in dem Werte wie Loyalität, Mut und bedingungslose Treue fest vorgeschrieben sind.
Dieser Ehrenkodex hat übrigens auch einen Namen, den wir alle in Deutschland sehr gut kennen. Er heißt Bushido. Bushido ist Japanisch und bedeutet Weg des Kriegers. Es ist ein... sehr ausdrucksstarker Name. Und auch genau deshalb wählt ihn damals der deutsche Rapper. Für die Samurai ist Bushido nicht nur ein dramatischer Name, er ist eine Lebensphilosophie, ein heiliger Kodex, der nicht gebrochen werden darf.
Im Laufe der Jahre werden die Samurai so zu einem absoluten Elitebild in der japanischen Kultur. Es sind herausragende Kämpfer mit zwei Schwertern und mit einer Sache, die über allem steht. Ihre Ehre, das geht so weit, dass sich ein Samurai, sollte er eine Niederlage einstecken oder in Gefangenschaft geraten, sogar selbst umbringt, um ironischerweise seine Würde zu bewahren. Jetzt denkt man, ja, das waren ja auch ganz andere Zeiten, damals, vor 1000 Jahren. Und nee.
tatsächlich ist es gar nicht so lange her, dass es sogar teilweise öffentliche rituelle Selbstmorde gegeben hat. Noch im 19. Jahrhundert ist das passiert. Heute gibt es die Samurai übrigens nicht mehr. Als Japan in den 1860er Jahren stark modernisiert und zentralisiert wird, werden neue Regeln eingeführt. Das Tragen von Schwertern wird verboten. Die Militärherrschaft, das Shogunat werden, wie wir schon gehört haben, abgeschafft. Und das ist dann auch das Ende der Samurai.
Viele der Verbliebenen von ihnen erlernen damals neue Berufe und werden Lehrer oder Beamte. Kapitel 5 Meine Erfahrung hier Das möchte ich mit euch jetzt noch unbedingt teilen, weil ich bin zwar erst seit ein paar Tagen in Japan, aber es gibt Dinge, die mich hier wirklich überwältigen. Erstens die Sauberkeit.
Obwohl ich erst ein oder zwei öffentliche Mülleimer gesehen habe, sehen die Straßen hier aus, als würden alle zwei Minuten alle Leute zusammen aufräumen. Keine Kippen auf dem Boden, was mich in Deutschland mit am meisten nervt. Dazu auch keinerlei Plastik, kein Dreck, gar nicht.
Und das liegt an der japanischen Kultur. Hier herrscht nämlich die Einstellung, du bist für deinen Müll selbstverantwortlich. Ist man unterwegs und isst oder trinkt etwas, nimmt man den Abfall einfach mit nach Hause. Dort wird er sauber getrunken. Und wenn ich sage sauber, dann meine ich sauber. Bei vielen Japanern stehen sechs verschiedene Mülleimer zu Hause.
Erstens brennbarer Abfall, sowas wie Papier. Zweitens nicht brennbarer Müll, Gläser beispielsweise. Dann als drittes PET-Flaschen. Nummer vier Dosen. Fünftens Karton. Und sechstens Plastik. Dieser ganze Aufwand hängt auch mit Japans unglaublich enger Verbindung zur Natur zusammen. Es gibt zwei Hauptreligionen im Land, Shinto und der Buddhismus. Beide Ansätze haben eine unglaublich große Wertschätzung für Berge, Flüsse, Bäume, sogar Steine.
Dem Shinto-Glauben nach wohnen unzählige Naturgeister, die man Kami nennt, in diesen ganzen Naturobjekten. Für die Japaner ist ihre Umwelt also nicht leblos, sondern sie besitzen eine eigene Seele, die auch geachtet werden soll. Das merkt man auch im Umgang mit Tieren. Häufig hört man von Japanern vor dem Essen den Ausdruck Itadakimasu. Das wird oft falsch als guten Appetit übersetzt, heißt aber eigentlich wörtlich, ich nehme dankbar entgegen.
Das zeigt, wie tief diese Wertschätzung verankert ist. Das merkt man auch im zwischenmenschlichen Umgang. Und das ist hier gerade echt so perfektes Timing, weil gerade wo ich diese Folge aufnehme hier im Hotel, kommen zwei Mitarbeiter an meinem Zimmer vorbeigelaufen, also ich habe sie durchs Fenster sehen können. Und obwohl ich sie nicht kannte und sie mich auch nicht, sind sie kurz stehen geblieben und haben sich vor mir verbeugt.
Ein Zeichen von Respekt. Und auch das kommt im tiefsten Ursprung aus China, mutmaßlich geprägt vom Philosophen Konfuzius. Ein leichtes Nicken bedeutet dabei sowas wie ein kurzes Hallo. Eine normale Verbeugung ist eine respektvolle Begrüßung. Und wenn sich jemand ganz tief verbeugt, steht das für ein sehr großes Dankeschön oder eine tiefgehende Entschuldigung.
Freundlichkeit, Respekt und Wertschätzung sind hier so krass gelebt. Also ich persönlich liebe das. Ich hatte sogar fast schon ein Duell mit einem Japaner im Aufzug, wer wen jetzt als erstes aus der Tür gehen lässt. Ich wirklich, also sowas finde ich großartig. Doch es gibt auch eine Sache, die mir im Umgang hier zwischenmenschlich fehlt. Und zwar Berührung. Ich bin ein Mensch, der sehr, sehr schnell und sehr gerne andere Menschen umarmt. Ich mag Nähe.
Das ist hier in Japan aber meist nur unter sehr engen Freunden oder der Familie akzeptiert. Auch wenn es gar nicht böse gemeint ist, in der japanischen Kultur gilt Distanz als Zeichen von Respekt, nicht von Desinteresse. Die jüngere Generation bricht das auch gerade, also viele dieser älteren traditionellen Werte. Und dieser Wandel ist sehr wichtig, denn es gibt manche Aspekte der traditionellen japanischen Kultur, die auch ein Problem für das Land sind.
Es gibt da zum Beispiel etwas, das sich Karoshi nennt. Übersetzt bedeutet es Tod durch Überarbeitung. Und der Name ist leider Programm. Sehr lange Arbeitszeiten, kaum Urlaub, das ist für viele Japaner nicht nur Realität, sondern auch sowas wie gar kein Problem. Um die 60 Stunden pro Woche sind in vielen Bereichen normal. Zum Vergleich, in Deutschland wird aktuell eine 35 Stunden Woche diskutiert. Das wäre fast die Hälfte.
Auch die japanische Regierung versucht übrigens dem entgegenzuwirken. 2017 wird beispielsweise der Premium Friday eingeführt. Das soll immer der letzte Freitag des Monats sein, wo Angestellte deutlich früher Feierabend machen sollen, so nach 5-6 Stunden Arbeit. Jetzt fragt man sich,
Hat das geklappt? Und leider ist die Antwort darauf, nein. Die Teilnahme war nämlich freiwillig und bereits nach einem Jahr hat man gemerkt, dass der Premium Friday durch den hohen Arbeitsdruck in vielen Unternehmen gar kein Thema mehr war. Auch an der Stelle wird also die unglaublich große Wichtigkeit für Loyalität und Disziplin in Japan deutlich. Kommen wir also zur Zusammenfassung.
Schon bei seiner Gründung ist das Land der aufgehenden Sonne besonders. Japan wird von Beginn an nicht nur stark durch China geprägt, sondern auch von den beiden Hauptreligionen Shinto und Buddhismus. Dankbarkeit, Disziplin und Zusammenhalt sind ganz wichtige Werte in der japanischen Gesellschaft. Auch wenn das Land relativ lange sehr zersplittert ist.
Mit Ende des Shogunats, also einer Führung des Militärs, entsteht ein geeintes Japan. Und damit steigt es trotz massiver Einschnitte nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der bedeutendsten Volkswirtschaften der Welt auf. Und selbst nach nur ein paar Tagen hier fällt mir auf, wie besonders dieses Land ist.
Tattoos, Skepsis, durch Mafia-Vergangenheit, der enorme Bezug zur Natur, wodurch auch eine extreme Sauberkeit entsteht, mit Tokio die größte Stadt der Welt, fast 37 Millionen Einwohner, der Schikansen als pünktlichster Schnellzug auf unserem Planeten. mehr Vulkane als irgendwo sonst und und und
Irgendwie steckt eine Art Magie in Japan und die fühlt man an jeder Ecke. Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, kleine Gesten. Zum Beispiel, wenn man hier etwas jemand anderem gibt, also ein Geschenk, einen Teller zu essen oder auch selbst nur den Reisepass beim Check-in im Hotel. Man benutzt dafür immer beide Hände. Das steht dafür, dass man diesen Gegenstand gerade achtsam und mit ganz viel Bedeutung übergibt.
Genauso wird auch alles mit beiden Händen entgegengenommen. Es ist ein kurzer Augenblick der gegenseitigen Wertschätzung. Und ich hoffe, dass ihr diese Folge, auch wenn sie eigentlich komplett anders war als die bisherigen hier, so ein bisschen mit euren beiden Händen entgegengenommen habt. Weil das hat dieses Land absolut verdient.
Freunde des Wissens, also ich persönlich bin völlig überwältigt von Japan. Wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass ich hier bin. Ich werde euch jetzt auch weiterhin im WhatsApp-Kanal mit ganz vielen Impressionen überfordern wahrscheinlich. Aber es ist einfach wirklich
So spannend hier. Schreibt gerne mal in die Kommentare, ob euch diese Folge gefallen hat und ob ihr auch regelmäßiger spannende Länder auf diese Art und Weise vorgestellt haben wollt. Natürlich könnt ihr auch noch alle Fragen zu Japan stellen, die ihr habt. Dann kommt ihr vielleicht ans Ende der nächsten Folge. So wie diese Person jetzt. Denn ihr habt sowas von extrem viel zum letzten Thema geschrieben, als wir quasi mittendrin dabei waren in der Französischen Revolution.
Frage 1 kam unter anderem von, Achtung, geiler Name, Tadl Tentakel. Johnny, stimmt es wirklich, dass Napoleon sehr klein war? Und hier muss man antworten, naja, eigentlich Nicht, weil Napoleon wurde in vielen Erzählungen und Geschichtsbüchern mit 1,57 Meter angegeben. Das wäre für einen erwachsenen Mann schon wirklich ziemlich kurz gewesen. Allerdings gab es da wohl ein ganz schönes Missverständnis.
Denn eigentlich ist er 11 Zentimeter größer, nämlich 1,68 Meter. Diese fälschliche Annahme beruht auf einem Umrechnungsfehler von der französischen in die britische Maßeinheit. Mit 1,68 Meter wäre er zwar jetzt immer noch nicht ein Riese heutzutage unbedingt, aber er würde nur ganz knapp unter dem weltweiten Durchschnitt eines Mannes liegen, der aktuell ungefähr 1,71 Meter beträgt. Frage 2 kommt von Baba. Hat die französische Revolution noch Auswirkungen auf heute?
Und da muss man antworten, absolut. Die Revolution bringt damals in Europa erstmals die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auf die politische Bühne. Auch die Abschaffung von Adelprivilegien oder auch, dass die Kirche sehr stark an Macht verliert, das ist sowas wie der Grundstein für den Säkularismus, also die Trennung von Staat und Religion.
Die dritte und letzte Frage kommt von Timo Hey Johnny, wie haben eigentlich damals die anderen Länder reagiert, als in Frankreich die Revolution ausgebrochen ist? Primär muss man sagen, dass die Revolution in Europa eher mit Furcht und Feindschaft beobachtet wurde. Wie so oft ist etwas neu, hat der Mensch erstmal seine Vorbehalte.
Außerdem gab es damals sehr viele Monarchien. Der Adel anderer Länder, wie zum Beispiel das heutige Spanien, Österreich oder Großbritannien, hatten Angst, dass auch dort vielleicht eine Revolution stattfinden könnte und sie absetzen würde. Daher reagierte man vor allem mit Gewalt. Die napoleonischen Kriege sind unter anderem eine direkte Konsequenz daraus. Und auch dazu machen wir vielleicht mal eine eigene Folge.
So, das war es jetzt aber. Ich bin noch ein paar Tage hier in Japan unterwegs, werde euch wie gesagt auf Instagram und natürlich auch im WhatsApp-Kanal daran teilhaben lassen, weil ein Highlight steht für mich hier in Tokio noch an, bevor ich zurückfliege. Die Star Wars Celebration. Das ist das weltweit größte Fan-Event zu Star Wars. Deswegen bin ich auch übrigens hier. Ich wurde von Disney und Star Wars eingeladen, um das hier alles mal live mitzuerleben.
Die Star Wars Celebration gab es erstmals 1999 in den USA und seitdem findet sie regelmäßig irgendwo anders in der Welt statt. Vor zwei Jahren war sie in London, 2013 sogar mal in Deutschland. Damals das erste Mal überhaupt in Europa. Tickets sind meist schon nach wenigen Stunden ausverkauft. Aber ich werde euch mitnehmen. Zumindest digital. Es wird auch ein längeres YouTube-Video entstehen. Quasi sowas wie ein Wissens-Vlog. Wenn der online ist, sage ich euch auch Bescheid.
So und jetzt kommt noch ein spaßiger Teil für euch, weil ihr dürft endlich wieder das nächste Thema bestimmen. Die beiden Ergebnisse mit den meisten Stimmen erhalten jeweils eine neue Folge in den nächsten beiden Wochen. Wir hören uns mit einem davon also nächsten Sonntag wieder um 23 Uhr 59. Bis dahin verbleibe ich mit ganz viel Liebe an euch alle. Verbeuge mich besonders tief vor euch und für weniger Wissen entfeuert. Fritz ist eine Produktion.
Ah, und ich hab noch eine Sache vergessen, hier bin ich nochmal. Im WhatsApp-Kanal gab's ja ab und zu schon ein paar Gewinnspiele und beim neuesten durftet ihr erraten, in welcher Stadt ich bin. Die drei, die am schnellsten auf Tokio kamen, möchte ich hier wie versprochen noch einmal schnell grüßen. Und zwar Lasse, Xeno und Hanna. Gute Arbeit und bis bald. Sayonara.