ARD Wir schreiben das Jahr 1939. Deutschland ist in Polen einmarschiert. Während fast alle Länder nach und nach aktiv an den Kämpfen des Zweiten Weltkriegs beteiligt werden, passiert an einem Ort etwas Sonderbares. Mitten in Europa. Mitten zwischen Frankreich, Liechtenstein, Österreich, Italien und Deutschland. An diesem Ort strömen Soldaten mit Sprengstoff in den Händen umher. Sie verlegen kilometerlange Kabel um.
Bomben an eigenen Straßen, Brücken und Tunneln zu platzieren. Ein verrückter Plan, der funktionieren wird. Dieses Land ist die Schweiz. Amen. Grüezi wohl, grüezi miteinander. Ja, das tut mir leid, das war irgendwie, ich lass das mit dem Schweizerdeutsch, sorry. Freunde des Wissens, es ist eine ganz besondere Folge, die wir heute für euch vorbereitet haben, aus zwei Gründen.
Erstens hatte ich selten persönlich so wenig Ahnung von einem Thema. Wir mussten uns so viel einlesen, nachlesen, recherchieren, um das alles zu verstehen, also warum die Schweiz neutral ist. Und das führt uns auch zu Punkt 2, weil es ist...
unglaublich spannend, wie das passiert ist, was das mit der Französischen Revolution zu tun hat, wie diese Neutralität selbst damals in den beiden Weltkriegen fast komplett hielt und wie es heute mit ihr aussieht. Klären wir alles jetzt, denn er hat Wissen mit Jean Kapitel 1 Die verrückte Schweiz. Ja, ich weiß, ich hab versprochen, damit aufzuhören, sorry. Also, als erstes sollten wir uns mal einen kleinen Überblick über die Schweiz verschaffen. Aber nicht so dieser langweilige Kram wie...
Fläche und Bevölkerungsdichte. Ich habe mich in der Schule schon irgendwie gefragt, warum lernen wir das? Also was bringt es mir zu wissen, dass die Schweiz ca. 41.000 Quadratkilometer groß ist? Das Kann ich mir doch gar nicht vorstellen. Also es hilft zum Beispiel zu wissen, dass es ungefähr ein Achtel von Deutschland ist. Oder ungefähr so groß wie die beiden US-Staaten Massachusetts und Connecticut zusammen.
Aber ich würde trotzdem vorschlagen, wir kümmern uns hier mal um die wirklich spannenden Fakten. Zum Beispiel, dass die Schweiz überhaupt keine Hauptstadt hat. Und das klingt wie ein April-Scherz, ist es aber nicht. Das ist wirklich so und das liegt an ihrer Neutralität.
Denn man wollte bei der Gründung des Landes keine Region bevorzugen. So wurde Bern zwar zum Bundessitz, also quasi das Zentrum der Schweizer Politik, das ist auch bis heute so geblieben, aber eine offizielle Hauptstadt ist Bern nicht. Die Schweiz hat keine und damit ist das Land nur eins von zwei auf der gesamten Welt. ohne offizielle Hauptstadt.
Das andere Land ist übrigens der Inselstaat Nauru in der Nähe von Australien. Es gibt auch ein paar Stadtstaaten, die theoretisch auch keine Hauptstadt haben, sowas wie Monaco, Singapur oder der Vatikan. Aber das liegt eben daran, dass sie selbst als Städte der gesamte Staat sind. Die nächste Besonderheit zur Schweiz, es gibt insgesamt vier offizielle Landessprachen. Und auch das ist extrem selten. Es wird Deutsch, Französisch, Italienisch und
Rhetoromanisch gesprochen. Rhetoromanisch ist eine Ableitung von der lateinischen Sprache und ist sehr, sehr selten geworden. Aber sie wird noch gesprochen. Das nächste Kuriosum in der Schweiz ist folgender Dialog völlig normal. Haben wir eigentlich noch Kartoffeln? Ja, ich glaube, du musst einfach mal im Bunker gucken. Es steht nämlich im Schweizer Gesetz, dass jede Person
Zugang zu einem eigenen Schutzbunker in der Nähe der Wohnung haben muss. Aktuell gibt es über 370.000 Schutzräume im Land für ca. 9 Millionen Schweizerinnen und Schweizer. Die ganzen Bunker wurden übrigens überwiegend in der Zeit des Kalten Krieges gebaut, also als man Angst hatte vor Atombombenangriffen zwischen der USA und der Sowjetunion. Doch auch heute sind sie noch Schweizer Pflicht, besonders um sich vor Naturkatastrophen schützen zu können. Als nächsten Fakt geht es um die Kollegen hier.
Denn in der Schweiz haben Tiere eigentlich Das ist sogar in der Verfassung festgehalten. Dort steht, Zitat, die Würde der Kreatur ist zu achten und zu schützen. Auch diese besondere Form von Tierschutz ist weltweit einzigartig. Im Gesetz stehen so Dinge wie, dass lebende Hummer nicht in kochendes Wasser geworfen werden. Es gibt sogar Anwälte für Tiere. Die Schweiz hat wirklich ein paar sehr besondere Regeln und diese besonderen Regeln werden auch auf eine sehr besondere Art und Weise festgelegt.
Denn fast kein Land bezieht die Einwohner so sehr in die Politik mit ein wie die Schweiz. In der Geschichte des Landes gab es schon über 650 Abstimmungen, in denen das Volk direkt entscheiden durfte. Aktuell passiert es etwa viermal im Jahr, dass alle Einwohner, die mindestens 18 Jahre alt sind, ein Thema mitbestimmen. 90% der Menschen machen dies per Briefwahl. Es gibt aber auch noch Wahllokale und ziemlich neu auch die Möglichkeit, online abzustimmen.
Unterschiedlichste Themen stehen dabei auf dem Programm. Zum Beispiel stimmten alle Männer bei einer Volksabstimmung 1971 über etwas dramatisch Wichtiges ab. Und zwar darüber, dass auch die Frauen wählen dürfen. Und ja, 1971, damit ist die Schweiz damals ganz schön spät dran. Zum Vergleich, das erste europäische Land mit Frauenwahlrecht war Finnland im Jahr 1906. Also 65 Jahre früher. Aber immerhin stimmt die Schweiz-Final mehrheitlich für ja und seitdem dürfen auch alle Schweizerinnen wählen.
Eine letzte Besonderheit, die wir über das Land hervorheben wollen, ist die Schweizer Organisation. Sie ist nämlich anders als Deutschland und Österreich nicht in Bundesländer gegliedert. Stattdessen besitzt sie 26 Kantone. Theoretisch gibt es noch Halbkantone, aber das wäre jetzt alles ein bisschen zu kompliziert. Einfach ausgedrückt unterscheiden sich die Kantone von den deutschen und österreichischen Bundesländern so, dass sie viel autonomer, also eigenständiger aufgebaut sind.
Jedes Kanton hat eine eigene Regierung, eigene Steuer- und Bildungsgesetze, eine eigene Polizei. Sie sind sowas wie kleine Staaten und anders als in Deutschland und Österreich sind diese nicht dem Gesamtland untergeordnet. Sie haben also sehr viel mehr eigene Macht. Aber wie gesagt, das ist jetzt alles relativ simpel ausgedrückt. Jetzt haben wir aber trotzdem so ein bisschen ein Bild über die Schweiz bekommen. Aber warum ist sie denn jetzt neutral? Kapitel 2. Wie war das nochmal?
Also als erstes tauchen wir ein in das Jahr 1291. In dieser Zeit vor knapp 800 Jahren treiben damals die Habsburger ihr Unwesen. Das ist eine sehr mächtige Dynastie Europas, besonders im Mittelalter. Die Habsburger führen damals viele Kriege, um ihre Ländereien zu erweitern. Und um nicht ihnen auch zum Opfer zu fallen, treffen sich der Legende nach damals drei Männer.
Sie sind Vertreter der zu der Zeit noch freien Regionen Uri, Schwitz und Unterwalden. Sie unterschreiben einen Schwur, sich gegenseitig gegen die Habsburger Tyrannei zu beschützen. Dazu schließen sie sich zusammen und gründen die Schweiz. Über Jahrhunderte hinweg wird aus dem kleinen Gebiet eine große Eidgenossenschaft. Eidgenossenschaft nennt man die Schweiz übrigens noch heute, weil sie eben durch diesen Eid, also einen Schwur der drei Männer, entstanden ist. Und das Land wächst und wächst.
Viele Schlachten werden von Schweizer Armeen gewonnen. Dadurch vergrößert sich ihr Gebiet enorm. Bis in das schicksalsträchtige Jahr 1789. Das ist eine Zahl, die vielen aus dem Schulunterricht bekannt verkommen wird. Der Beginn der Französischen Revolution. Und das ist eine Zeit in ganz Europa mit sehr viel Unruhe und Wandel. Vor allem, weil die Eliten alles bestimmen. Also Adelige, Patrizier, reiche Kaufleute, die Kirche. Einfache Leute haben es damals sehr schwer.
Dann passieren in der Französischen Revolution ganz viele verrückte Dinge, die man hier niemals in zwei Sätzen zusammenfassen könnte. Deswegen brauchen wir dafür wahrscheinlich eine eigene Folge. Unter anderem wird die Schweiz erst von Napoleon durch französische Truppen besetzt. erobert, umgestaltet und dann doch wieder zurück in die alte Ordnung gebracht.
Kurz gesagt lässt sich festhalten, in diesen Jahren ist die Schweiz extrem unter französischer Kontrolle. Und dieser Fremdeinfluss sorgt dafür, dass die Schweizer sich immer und immer mehr nach einem eigenen System sehen. Dann das Jahr 1814, der Wiener Kongress. Er dauert fast 9 Monate, geht also bis ins Jahr 1815 hinein und für unser Thema hier entsteht dort ein sehr, sehr, sehr wichtiger Moment.
Nachdem die Französische Revolution ein Ende gefunden hatte, Napoleon gestürzt und in ein Exil verbannt wurde, treffen sich nun erstmals wieder die führenden Mächte Europas, also vor allem Österreich, Preußen, Russland und Großbritannien in Wien. Sie wollen eine neue europäische Ordnung schaffen. Und wisst ihr, wer auch mit dabei ist? Die Schweiz. Obwohl sie damals eigentlich keine Großmacht ist, wird sie trotzdem mit in die Verhandlungen einbezogen.
Das liegt damals vor allem an ihrer Lage. Sie gilt als Schlüsselstaat in Europa, weil sie sich eben so mittig zwischen allen Ländern befindet. So kommt es zu einem Deal. Die Schweiz soll sich von nun an aus allen militärischen Konflikten raushalten, also ihre Grenzen nicht durch Kämpfe erweitern oder auch wenn irgendwo anders Krieg herrscht, sich nicht einmischen.
Im Gegenzug dafür bekommt sie von den restlichen Ländern offiziell völkerrechtlich garantiert und geschützt, dass sie neutral sein darf. Das bedeutet, dass die Schweiz im Jahr 1815 erstmals international als völlig eigener neutraler Staat anerkannt wird. Alle Großmächte versprechen, sie zu respektieren, solange sie unparteiisch bleiben.
Es ist ein wichtiger Meilenstein für das Land, das in der Vergangenheit immer wieder von außen besetzt wurde. Jetzt muss die Schweiz damals nur noch die inneren eigenen Probleme lösen. Denn durch die Funktionsweise der Kantone, also dass jede Region völlig für sich selbst zuständig ist, entsteht keine wirkliche Einheit. Auf dem Papier gibt es also eine Schweiz. In Wirklichkeit sind es aber mehr als 20 Minischwizes. Im Jahr 1848 dann die Lösung dafür.
Nachdem sich mehrere Kantone gegenseitig 26 Tage lang bekriegt hatten, kommt es endlich zu einer übergeordneten Bundesverfassung. Es entsteht der zentrale Staat, den wir heute kennen. Ein geeintes Schweizer Land, das zusammen auftritt, aber die einzelnen Kantone sind immer noch souverän. Und die nun vollendete, neutrale Schweiz sollte nur ein paar Jahrzehnte danach auf die Probe gestellt werden. Die Frage war, bleibt sie auch in einer Ausnahmesituation so neutral, wie sie es sein soll?
Kapitel 3 Die Weltkriege Wie wir in diesem Podcast in der eigenen Folge zum Ersten Weltkrieg gelernt haben, bricht dieser im Jahr 1914 aus. Und damals mobilisiert die Schweiz sofort ihre Armee. Diese hat eine enorme Größe. Rund 250.000 Soldaten werden aufgeboten. Jetzt könnte man denken, das ist aber gar nicht gut, die Schweizer dürfen doch niemanden angreifen oder unterstützen. Doch das Land bleibt dem Deal vom Wiener Kongress treu. Die Truppen werden nämlich nicht
irgendwo in fremde Länder geschickt, sondern nur an den eigenen Grenzen zu Deutschland, Frankreich und Italien stationiert. Das Schützen der eigenen Landeslinien ist laut Vertrag nämlich natürlich erlaubt. Besonders in Norditalien und Frankreich kommt es nämlich zu heftigen Gefechten. Immer wieder wird ganz nah an der Schweiz gekämpft. Einzelne Fliegerbomben landen sogar versehentlich auf Schweizer Boden. Und dennoch bleibt die Schweiz neutral.
Sie verzichten auf Gegenangriffe, die Soldaten warten konsequent defensiv an den eigenen Grenzen. Und so vergeht der Erste Weltkrieg tatsächlich ohne, dass die Schweiz direkt militärisch involviert wird. Der völkerrechtliche Vertrag vom Wiener Kongress hat also tatsächlich funktioniert. Doch wie wir wissen, sollte es nur knapp 20 Jahre dauern, bis die nächste Probe auf die Schweizer Zug kam. Und diese sollte noch
viel schwerer werden. Als der zweite Weltkrieg ausbricht, mobilisiert die Schweiz erneut ihre Armee. Dieses Mal sind es keine 250.000, sondern mehr als 400.000 Soldaten, die die eigenen Grenzen schützen sollen. Doch das gestaltet sich als sehr viel größere Herausforderung als bei Weltkrieg I.
Die Schweiz ist jetzt nämlich umzingelt von Ländern, die am Krieg teilnehmen. Im Norden Deutschland, im Osten Österreich, im Süden das faschistische Italien und im Westen das bald schon deutsch besetzte Frankreich. Und die Tatsache, dass die Schweiz sich hier mittendrin befindet, lässt damals die ersten Probleme für die Neutralität aufkommen.
Denn zwar bleibt die Schweiz damals neutral und setzt keine der Soldaten zum Kampf ein, dennoch handelt das Land damals viel mit Kriegsbeteiligten. So beliefert man die Nationalsozialisten beispielsweise mit Maschinen, Lebensmitteln und Präzisionsinstrumenten. Außerdem werden große Mengen an Zahlungen innerhalb ganz Europas über Schweizer Banken abgewickelt. Die Schweiz wird sowas wie ein legaler Schwarzmarkt des Zweiten Weltkriegs.
Das Deutsche Reich verkauft damals auch Unmengen an Gold an die Schweizer. Und diese überprüfen überhaupt nicht, woher die Edelmetalle kommen. Das wird nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Kritikpunkt, denn das meiste Gold hat die deutsche Wehrmacht zuvor aus Ländern wie Belgien Frankreich, Polen, Tschechien oder den Niederlanden geraubt.
Und auch weitere Kritik an der Schweizer Neutralität lässt nicht auf sich warten, denn im Land wird eine zusätzliche Sache geduldet. Der Austausch von Spionen. Es treffen sich nämlich die Geheimdienste der USA, Großbritanniens oder der Sowjetunion heimlich auf Schweizer Boden in Städten wie Genf, Bern oder Zürich.
Es werden nicht nur Informationen, sondern auch Kriegsgefangene ausgetauscht. Das alles wird von der Schweiz geduldet. Nicht wegen der Neutralität, sondern natürlich auch, weil es wirtschaftliche Vorteile hat. Auch versuchen viele Kriegsflüchtlinge Schutz in der Schweiz zu finden. 1942, als der Krieg mit am schlimmsten tobt,
verschärfen damals die Schweizer Behörden die Einreisebestimmung. Juden gelten nicht mehr als politische Flüchtlinge. Was das für viele von ihnen bedeutet, könnt ihr euch wahrscheinlich denken. Obwohl damals viele Länder öffentlich den Schweizern vorwerfen, nicht wirklich neutral zu sein, respektieren sie das Land dennoch während des Zweiten Weltkrieges vollkommen. Niemand plant die Schweizer anzugreifen. Niemand außer ein Land. Kapitel 4 Der Redway-Plan
Nachdem das Deutsche Reich in Belgien und Frankreich einmarschiert ist, konstruieren sie einen weiteren Geheimplan. Einen Feldzug gegen die Schweiz, genannt Operation Tannenbaum. Der Deckname wird so gewählt, weil einerseits in der Schweiz sehr viele Tannenbäume stehen, andererseits soll der Plan bewusst harmlos klingen. Doch das ist er so gar nicht. Vor allem Adolf Hitler treibt ihn immer weiter voran, denn er betrachtet die Schweiz als Fremdkörper in Europa.
Es ist ein sehr freies, demokratisches Land, das einen großen jüdischen Bevölkerungsanteil besitzt. Das sind alles Dinge, die nicht in Hitlers Ideologie passen. Um die Schweiz einzunehmen, plant er daher einen Überraschungsangriff mit insgesamt 500.000 deutschen und italienischen Soldaten, die er zu der Zeit noch im Bündnis mit ihm stehen. Es soll verschiedene Angriffspunkte über unterschiedliche Landesgrenzen geben. Doch die Schweiz wird misstrauisch.
vor allem als große deutsche Truppenbewegungen um das Land festgestellt werden. Sie entwickeln den sogenannten Redouille Plan, ein krasser militärischer Schachzug bestehend aus drei Teilen. Erstens der Rückzug. Sollten die deutschen und italienischen Truppen das Land angreifen, bleibt ein kleiner Teil der Schweizer Armee im Flachland und versucht den Feind direkt an der Grenze abzuwehren.
Währenddessen zieht sich der Großteil der eigenen Soldaten in die zentralen Alpen zurück. Hohe Berge, wenige Straßen, Kälte, Tunnel, alles große Vorteile für die Schweiz in einem Kampf. Punkt 2 Festung Schon etwa 70 Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg beginnt die Schweiz in den massiven Alpen gigantische Festungsanlagen zu bauen. Oft versteckt in Felswänden befinden sich Bunker, Geschützstellungen, Maschinengewehrnester, Krankenstationen, sogar Bäckereien.
Von hier aus kann die Schweizer Armee über Monate die Stellung halten. Dazu liegen die Festungen erhöht mit gutem Blick auf das Tal darunter, von wo die Angreifer kommen müssen, wenn sie die Alpen einnehmen wollen. Und drittens das Herzstück des Plans. Jede Menge Sprengstoff. Wir haben es im Intro dieser Folge schon gehört. Tausende Brücken, Tunnel und Straßen werden heimlich und gut getarnt mit Dynamit ausgestattet. sollte der Feind tatsächlich bis in die Alpen vorrücken.
können die Schweizer ihre eigenen Bauwerke sprengen. So werden dann die teilweise einzigen Wege versperrt, Versorgungsrouten gekappt und sogar im Ernstfall ganze Staudämme zerstört, um die feindlichen Truppen zu fluten. Der Reduit-Plan ist damit auch ein ausgezeichnetes Beispiel für unser Folgenthema, also für die Schweizer Neutralität. Bei Bedrohung schließt sich das Land nicht mit anderen zusammen und führt Krieg.
Es entwickelt einen eigenen klugen Verteidigungsplan, um sich selbst zu schützen. Und der deutsche Geheimdienst bekommt damals davon mit und berichtet Adolf Hitler vom Schweizer Vorhaben. Dieser bezeichnet das Land damals mehrfach als Igel, weil die Schweizer schwer zu knacken und unangenehm im Angriff sind.
Final entscheidet er sich daher dann doch dafür, Operation Tannenbaum nicht umzusetzen. Die Schweiz bleibt damals also auch dank des Reduit-Plans das einzige von sechs Nachbarländern Deutschlands, das nicht von ihnen angegriffen wird. Kapitel 5 Die Neutralität heute
Der Zweite Weltkrieg ist zum Glück lange her und seitdem hat sich in Europa viel getan. Zum Beispiel entsteht 1993 offiziell die EU, die Europäische Union. Sie soll die Länder Europas näher zusammenbringen, ein gemeinsames großes Ganzes schaffen. Das passt nicht so 100% in die Schweizer Neutralität. Sie sind sich unsicher, ob sie auch Teil der EU werden sollen. Also lassen Sie wieder mal das Volk entscheiden.
1992 kommt es zu einer großen Abstimmung, ob die Schweiz dem EWR, dem europäischen Wirtschaftsraum, beitreten soll. Das ist der direkte Vorläufer der EU. Und das Volk entscheidet sich haarscharf dagegen. 49,7% sind für einen Beitritt, 50,3% sind dagegen. Also bleibt die Schweiz EU frei. trotzdem schließt sie mit der Europäischen Union zahlreiche bilaterale Verträge. Bilateral bedeutet einfach nur, dass es eine Abmachung zwischen zwei Parteien ist, in dem Fall der Schweiz und der EU.
Da werden so Sachen geregelt, wie dass man einfach in die Schweiz ohne Visum einreisen kann, dass gemeinsam geforscht wird, es landwirtschaftlichen Handel gibt. dass Bildungsprogramme wie Erasmus gefördert werden und, und, und. 2016 stellt die Schweiz übrigens nochmal sehr deutlich klar, dass sie auch künftig kein Teil der EU sein wollen. Wie passend, weil genau in diesem Jahr auch Großbritannien über den Brexit aus der EU auslöst.
Darüber hinaus ist die Schweiz auch kein NATO-Mitglied. Die NATO, also die North Atlantic Treaty Organization, ist ein militärisches Verteidigungsbündnis, das nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht. Es wird von zwölf Ländern anfangs gegründet. Dazu gehören zahlreiche Staaten Europas sowie Kanada und die USA.
Die NATO wird damals vor allem gegründet, weil sie einen Zusammenschluss darstellen, falls die Sowjetunion einen Angriff plant. Dann würde der sogenannte Bündnisfall ausgerufen werden. Das bedeutet, wenn ein NATO-Land angegriffen wird, müssen alle helfen, es zu verteidigen. Und das ist auch genau der Grund, warum die Schweiz nicht Teil davon ist. Denn ihre Neutralität verbietet ihnen eine Beteiligung an militärischen und bewaffneten Konflikten.
Mittlerweile sind sehr, sehr viel mehr Länder Mitglieder der NATO. Aber, passend zur Neutralität, die Schweiz weiterhin nicht. Ebenso wenig übrigens Österreich. In der Schweiz wird dieses unparteiisch sein, diese Neutralität, also diese Schiedsrichterfunktion übrigens sehr gespalten wahrgenommen. Einerseits empfinden viele sie als geschichtlich verankert und sehr wichtig für das Land.
Doch auf der anderen Seite sehen vor allem jüngere Teile der Bevölkerung einen größeren Vorteil darin, näher mit der Europäischen Union zusammenzuarbeiten, zum Beispiel bei Themen wie Wirtschaft und Klimaschutz. Vielleicht kommt es also doch in den nächsten 10, 15 Jahren nochmal zu einer neuen Abstimmung. Und zum Ende dieser Folge müssen wir noch eine große Ausnahme der Schweizer Neutralität darstellen. Und zwar...
Die Schweizer Garde. Das ist eine Eliteeinheit, die es seit dem Jahr 1506 gibt. Man erkennt sie an ihren bunten, blau-gelb-roten Outfits. Bewerber für die Schweizer Garde müssen männlich, katholisch und Schweizer Bürger zwischen 19 und 30 Jahren sein. Dazu dürfen sie keinen Ehepartner haben. Erfüllen Sie all diese Bedingungen, bewerben sich und werden genommen, kommen Sie danach in eine spezielle Schule der Schweizer Armee und werden ausgebildet.
Das alles für eine einzige Aufgabe, die sie seit 1506 tun, und zwar den Papst beschützen. Sie sind nämlich seine Leibwächter. Ich habe euch als Foto eins mal ein Bild von ihnen in die Shownotes gepackt. Die Garde darf übrigens nur deshalb den Papst beschützen, weil der Vatikan, also der Hauptsitz von ihm, auch neutral ist.
Wäre der Vatikan Teil der NATO, würde ein Bündniskonflikt entstehen und die Schweiz wäre nicht mehr unparteiisch. Man kann also zum Abschluss sagen, die Schweizer nehmen ihre Neutralität auch heute noch sehr ernst. Zusammenfassung. Als sich im Jahr 1291 der Legende nach drei Männer treffen und einen Pakt schließen, können sie nur erahnen, was für ein besonderes Land sie da gegründet haben.
Die Schweiz besitzt unzählige Bunker, den längsten Eisenbahntunnel der Welt und keine offizielle Hauptstadt. Letzteres liegt vor allem an ihrer Neutralität, die ausgelöst durch die Französische Revolution final auf dem Wiener Kongress in den Jahren 1814 und 1815 festgelegt wird. Von da tritt die Schweiz als unparteiischer Staat auf. Bis auf wirtschaftlichen Handel bleibt sie sogar während der Ersten und Zweiten Weltkriege neutral.
Dieses Unparteiischsein ist ihr Markenzeichen geworden. Auch deshalb ist sie weder Teil der EU noch der NATO. Dank wichtiger Verträge mit allen europäischen Ländern können wir sie trotzdem frei bereisen und die wunderschönen Landschaften bestaunen.
Freunde des Wissens, das hat irgendwie richtig Spaß gemacht, auch einfach mal ein komplettes Land vorzustellen. Also ja, es ging primär um die Neutralität der Schweiz, aber irgendwie so ihre Besonderheiten, die nicht jeder kennt, das fand ich persönlich super nice.
Schreibt gerne mal in die Kommentare oder bei Instagram, ob wir häufiger mal ab und zu einfach spannende Länder, Fun Facts und ihre Geschichte als Thema nehmen sollen. Haut auch gerne eure Fragen zur Schweiz raus, dann kommt ihr vielleicht ans Ende der nächsten Folge.
So wie Shikamaru, Nane und Slytherin, sie hatten alle die gleiche Frage zum anden Flugzeugabsturz der letzten Folge. Und zwar, konnten die Überlebenden ein Feuer machen oder mussten sie alles roh essen? Für die Beteiligten damals muss man sagen, dass sie...
leider kein Feuer machen konnten, weil ihnen die Zündmittel gefehlt haben. Also sie hatten zum Beispiel kein Brennholz, das man auch in dieser Höhe nur sehr, sehr schlecht finden kann. Zwar hatte das Flugzeug noch eine relativ hohe Kerosinreserve an Bord, aber man konnte nicht jetzt einfach Kerosin zum
weil es im Gegensatz zu Benzin sehr viel heißer gemacht werden muss, damit es brennt. Man muss eine Temperatur von ungefähr 220 Grad erreichen. Dafür reicht kein einfacher Funke oder ein Feuerzeug aus. Sie mussten das Fleisch daher tatsächlich roh verzerren. Frage 2 kommt von EK oder Ek. Was ist aus dem Flugzeugfrack eigentlich geworden? Liegt es noch in den Anden oder ist es in einem Museum?
Und tatsächlich ist das eine Sache, die mich selbst auch verwundert hat, denn das Flugzeugwrack liegt noch in den Bergen. Eigentlich auch nachvollziehbar, weil man konnte nur kleinere Teile easy bergen. Der Großteil ist durch Schnee und Eis und die schwierigen Bedingungen einfach nicht aus den Bergen zu holen. Also das ist krass. Es ist übrigens nicht das einzige Flugzeug, das dort abgestützt ist und noch immer dort oben liegt.
Frage 3 stellten sich Jolina, Blackpink und Elif. Mussten die Überlebenden ins Gefängnis und gab es überhaupt eine Therapieform, um die mentalen Wunden von ihnen zu heilen? Und ja, auch das mit dem Gefängnis ist keine dumme Frage, weil tatsächlich ist Kannibalismus in so gut wie allen Ländern der Welt strafbar. Jedoch wurde die Situation in den Anden als Notstand gewertet, daher musste niemand ins Gefängnis.
Um das Geschehene zu verarbeiten, suchten sich einige der Männer später psychologische und seelische Unterstützung, auch beispielsweise bei der Kirche. Das Verarbeiten dauert für viele Jahre, für andere Jahrzehnte. Manche werden ihre mentalen Wunden nie los. Ein Grund dafür ist auch, dass das Thema also mentale Gesundheit so extrem in dieser Zeit tabuisiert wird. Es ist wirklich richtig, richtig gut, dass wir in unserer Gesellschaft heute so viel offener damit umgehen.
Grüße gehen an der Stelle auch noch raus an Jonas, der uns ein paar sehr coole Hinweise zur Schweiz geschickt hat. Und damit sind wir für heute am Ende der Folge angekommen. Ich hätte da so ein kleines Anliegen für die nächste. Es gab ein Thema, das war jetzt schon so oft in der Abstimmung und es ist immer ganz knapp gescheitert. Auch heute war es für die Schweizer Neutralität richtig wichtig und deswegen würde ich es gerne einmal mit euch sauber aufarbeiten und zwar die französische revolution
Ich glaube, das ist wirklich unfassbar spannend und wie gesagt wichtig, was da passiert ist. Auch wie Napoleon das Ganze für sich genutzt hat. Es gibt also dieses Mal eine besondere Abstimmung. So ein bisschen wie die direkte Demokratie in der Schweiz. Es wird eine Frage geben. sollen wir als nächstes die französische revolution machen ja oder nein wenn mindestens 50% von euch
Für ja stimmen, machen wir es. Wenn nicht, überlegen wir uns was anderes. Wir hören uns also nächsten Sonntag wieder, um 23.59 Uhr. Vielleicht im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Bis dahin unglaublich viel Liebe an euch alle. Und für weniger Wissen... Fritz ist eine Produktion des RBB. Ah, sorry, hier bin ich nochmal. Und ich habe wieder eine sehr, sehr gute Podcast-Empfehlung für euch. Und zwar Too Many Taps.
Miguel Rubitsky und Caro Warps schließen dort jede Woche Mittwochs gemeinsam ihre offenen Tabs, die sich so in ihren Browsern angesammelt haben. Also so Themen, die einen irgendwie nicht loslassen. Dabei stoßen die beiden regelmäßig auf wahres Internetgold. Zum Beispiel das Garfield Phone-Rätsel, eine vergessene Weltmeisterschaft, Elfenbeauftragte, QR-Codes auf Gräbern und vieles, vieles mehr.
Unfassbar nice zu hören. Ich bin Fan. Oft steigt man dann auch selbst danach nochmal in die Recherche ein und vergräbt sich in die eigenen Tabs. Von daher große Empfehlungen. Too Many Tabs, der Podcast, findet ihr in der ARD Audiothek und überall da, wo es Podcasts gibt. Link dazu packe ich euch auch als Nummer 2 in die Show Notes.