ARD Wir befinden uns auf dem offenen Meer. Unser Schiff ist voll beladen mit Gold und Schätzen aus Südamerika. Wir müssen es unbeschadet zurück nach Spanien bringen. Es ist bereits Abend geworden. Die Sonne geht langsam unter. Dann plötzlich Ein Schrei. Segel am Horizont! Unser Beobachter im Ausguck hat etwas gesehen. Segel am Horizont kann erstmal alles bedeuten. Das muss jetzt nichts Schlechtes sein. Piraten! Das ist ein sehr schlechtes Zeichen.
Unsere Fregatte ist zu schwer beladen. Wir haben keine Chance zu fliehen. Gebannt schaut die gesamte Crew zu, wie sich das feindliche Schiff nähert. Alle versuchen die Flagge zu erkennen. Diese wird über unser Schicksal entscheiden. Als die Piraten nur noch 100 Meter entfernt sind, sehen wir sie. Eine schwarze Flagge mit weißem, toten Kopf. Glück gehabt. Doch, Moment, was passiert da? Die Piraten wechseln sie. Die schwarze Flagge wird heruntergelassen und eine rote gehisst. Das ist unser Tod.
Freunde des Wissens, erstmal willkommen euch allen im neuen WhatsApp-Kanal. Das ist irgendwie so unfassbar cool. Wir sind nach einer Woche schon fast 20.000 da drin. Das habe ich vorher auf keinen Fall irgendwie für möglich gehalten. Deswegen vielen Dank für alle, die am Start sind. Wir haben auch schon unser erstes kleines Gewinnspiel gemacht und davon wird es noch mehr geben. Den Link zum Kanal findet ihr ab jetzt immer unter jeder Folge in den Shownotes.
Und damit nichts wie rein in das nächste Thema. Der Schrecken der Weltmeere. Wir werden eintauchen in das Reich der Piraten. Erklären, wie Piraterie entstanden ist. wer ganz berühmte Seeräuber waren, wie sie aus Versehen einen sowas von bekannten Mann entführt haben und wie das teilweise auch dazu geführt hat, dass es ihr Ende besiegeln sollte. Eine sehr, sehr, sehr spannende Folge. Wir tauchen direkt ein, damit wir verstehen, warum die Welt heute so ist.
Kapitel 1 Die ersten Piraten Die meisten von uns kennen ihn hier. Ihr werdet diesen Tag nie vergessen, an dem ihr Captain Jack Sparrow beinahe geschnappt hättet. Hört man den Begriff Piraten, denken viele an die Flucht der Karibik-Filme und Captain Jack Sparrow. Es ist eine der erfolgreichsten Filmreihen jemals und sie spielt im späten 17. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter der Seeräuber.
Aber das ist bei weitem nicht der Beginn der Piraterie. In der Geschichte werden sehr, sehr, sehr viel früher die ersten Piraten erwähnt. Und dafür müssen wir einmal kurz hierhin reisen. Wir sind tief, tief im alten Ägypten, vor mehr als 3000 Jahren. Der damalige Pharao schreibt gerade etwas auf Papiere. Er hat ein Problem, eine große Sorge. Seine Handelsschiffe werden immer wieder im Mittelmeer überfallen. Von Den ersten dokumentierten Piraten. Und die Angriffe laufen damals so ab.
Die Seeräuber besitzen schnelle, wendige Schiffe, manchmal auch nur kleinere Boote. Sie lauern auf vielbefahrenen Handelsrouten, verstecken sich in kleineren Buchten. Sobald sie ein Handelsschiff sichten, nehmen sie heimlich die Verfolgung auf, oft im Schutze des Morgengrauens. Und dann schlagen sie zu.
Mit Vollgas nähern sie sich. Sie sind so schnell, dass die Händler meist überhaupt nichts tun können. Das Piratenschiff setzt sich an das Handelsschiff. Die Räuber springen auf das andere Schiff und bedrohen die Crew. Weil viele Kaufleute damals Geld sparen wollen, schicken sie ihre Schiffe unbewaffnet auf Überfahrt. Denn Wachleute sind sehr sehr teuer.
Und selbst wenn sie ein, zwei bewaffnete Männer an Bord haben, haben sie meist überhaupt keine Chance gegen die gut ausgebildeten kriegerischen Piraten. Diese sind nicht nur extrem geübt im Entern, sondern... Es sind auch sau viele. Schon im alten Ägypten sind selbst auf den kleineren Piratenboten 20 bis 30 von ihnen bis auf die Zähne bewaffnet. In den allermeisten Fällen müssen die Händler also nachgeben. Alles von Wert wird geraubt.
geraubt, Getreide, Öl, Edelmetalle, Stoffe sowie Menschen. Und an diesem Punkt wird jetzt klar, dass Piraterie, anders als in manchen Filmen dargestellt, Nicht das coole bisschen Rumtrinken und Goldschätze suchen gewesen ist, sondern hart und brutal. Der Historiker Dr. Jan Witt bringt es auf den Punkt. Es ging letztendlich um Habgier, es ging um die eigene Bereicherung.
Piraterie war und ist nichts anderes als Verbrechen zur See. Es ist reines Geschäft. Es konnte so auch passieren, dass ein junger Mann, eine junge Frau oder ein Kind an Bord eines Handelsschiffes ist. Und plötzlich ein Piratenschiff auftaucht. Und die Räuber nehmen nicht nur alles Materielle an sich. Sie entführen auch Menschen, missbrauchen sie und verkaufen sie als Sklaven weiter. Vor allem reiche Personen sowie Frauen und Kinder sind damals unter den Piraten sehr begehrt.
Denn sie können sie als Diener oder einfache Hilfskräfte benutzen oder für hohe Lösegelder weiterverkaufen. Die meisten Seeräuber tun dies übrigens nicht aus Lust und Laune, sondern aus purer Not. Es ist häufig die Armut, die sie in die Hände der Piraterie treibt. Es gibt aber ganz viele verschiedene Formen von ihnen. Es gibt sogar staatlich lizenzierte Piraten, über die wir später nochmal sprechen werden.
So oder so, damals im alten Ägypten, also so circa 2000 vor Christus, sind es noch nicht so viele Seeräuber, die die Meere unsicher machen. Doch umso größer der Handel auf dem Wasser in der Geschichte der Menschheit wird, desto krasser soll ihre Zahl explodieren. Kapitel 2 Das Totenkopf-Königreich wächst Es gibt unterschiedliche historische Angaben, doch während der Zeit des alten Ägyptens wird es so ungefähr knapp 25 Millionen Menschen auf der Erde gegeben haben.
Springen wir dann ein paar tausend Jahre nach vorne, zur Zeit des Römischen Reichs hat sich diese Zahl fast verzehnfacht. Und aus 25 Millionen 250 Millionen Menschen zu machen, bedeutet auch, es gibt viel mehr Bedarf nach Nahrung. Kleidung und Luxusgütern. Ja, und um die alle so effizient wie möglich von A nach B liefern zu können, erhöht sich natürlich auch die Anzahl von Handelsschiffen enorm. Und mehr Handelsschiffe locken auch viel mehr Piraten an.
Wie bereits erwähnt sind die meisten von ihnen früher tief in Armut lebende Menschen, die keine andere Wahl mehr haben als Seeräuber zu werden. Und auch sie werden immer organisierter. Nach dem alten Ägypten befinden wir uns jetzt im antiken Griechenland. Es ist etwa das Jahr 500 vor Christus. Die kleinen Ruderbootpiraten haben sich massiv ausgedehnt. Auf heutigen Inseln wie Kreta, Rodos oder Corfu gibt es damals regelrechte Piraten-Nester. Und in genau so eins springen wir mal jetzt.
Das Nest liegt an einer steilen griechischen Küste in einer kleinen Bucht. Der Ort ist von den Seeräubern bewusst gewählt. Ein sicheres, hohes Versteck. Dazu bietet die Bucht eine Art Sichtschutz. Die Piratenschiffe können so unentdeckt liegen und sobald ein Handelsschiff am Horizont erscheint, kann ganz schnell zugeschlagen werden. Außerdem gibt es hier eine Art Höhlensystem. Wir schauen mal in eine von ihnen rein.
Hier drin ist es schattig und kühl. Ein leichter Wind geht durch die Felsspalten. Es gibt vereinzelt kleine Feuerstellen, an denen die Piraten sitzen und kochen. Daneben sehen wir immer wieder kleinere Strohmatten und Tierfälle. Es sind provisorische Schlafplätze, wenn die
wenn die Räuber mal länger an Land bleiben, wenn es zum Beispiel auf der See heftig stürmt. In den hinteren, trockeneren Teilen der Höhle dann das Herzstück des Nestes. Die Schatzkammer. Hier steht alles, was den Piraten heilig ist. Turnkrüge mit Öl, Amphoren mit Wein, Schmuck und Gold. Auch ihre Waffen werden hier gelagert. Manchmal besuchen sich die Piraten damals sogar gegenseitig in ihren Nestern. Das ist damals aber kein gemütliches Kaffee und Kuchen treffen mit Freunden.
Es ist ein gefährliches Spiel aus Freundschaft, Misstrauen, Verrat und Bündnissen. Durch klugen Handel und noch klügere Anführer kann sich das Totenkopf-Königreich damals immer weiter ausbauen. Und es profitiert enorm von dem, was in dieser Zeit passiert und was wir aus Folge 18 sehr gut kennen. Das unglaublich fortschrittliche, den gesamten Mittelmeerraum einnehmende römische Reich.
Wir wissen ja noch aus dem Podcast hier, wie unglaublich schnell vor allem auch der römische Handel boomte. Und genau das ist ein gefundenes Fressen für unsere Piraten. Es soll ihnen damals sogar gelingen, einen ganz berühmten Römer gefangen zu nehmen. Kapitel 3 Wo ist Gaius? Rom 75 vor Christus Ein junger Mann wird jetzt zum Mittelpunkt dieser Folge. Auch ihn kennen wir bereits ziemlich gut. Er gilt als äußerst ehrgeizig, gebildet, selbstbewusst und militärisch bewandert.
Wenn er in Rom über die Straßen geht, erkennen ihn bereits viele. Er ist zwar noch nicht der Herrscher des römischen Reichs, wird es aber noch werden. Gaius Julius Caesar Um ein hochrangiger Politiker zu werden, soll Caesar in die Lehre von einem der besten Rhetoriklehrer dieser Zeit gehen. Dieser Rhetoriklehrer heißt damals Apollonius Molon und befindet sich auf Rodos. Ja, und dem einen oder anderen wird jetzt hier ein Problem auffallen. Rodos? Da war doch was.
Richtig. Es ist ein Hauptnest der Piraten. Die Überfahrt verläuft zunächst nach Plan, bis Cäsars Schiff die heutige Küste der Türkei an der Ägäis erreicht. Es liegt eine verräterische Ruhe in der Luft. Dann tauchen Sie auf. Mehrere Piratenschiffe, sie nähern sich extrem schnell.
Cäsars Schiff, ein kleiner Transporter ohne große Verteidigung, hat keine Chance zu entkommen. Die Seeräuber umzingeln Cäsars Boot von mehreren Seiten und entern es unfassbar schnell. Sie stehen nun mit gierigen Augen vor der Besatzung. Und sie können nicht glauben... wen sie da vor sich stehen haben. Sie hatten keine Ahnung, dass Cäsar auf diesem Schiff sein wird. Die meisten kennen ihn überhaupt gar nicht. Doch Cäsar hat so wenig Angst vor ihnen, dass er erklärt, wer er ist.
Ein im Nachhinein extrem kluger Schachzug, denn so wird er nicht gefangen gehalten als Sklave, sondern sie können ein hohes Lösegeld für ihn verlangen. Er wird zunächst, wie seine Männer auch, in das nächste Piratennest verschleppt. Sie alle kommen in eine Art Zelle. Caesar wird den Piraten ab jetzt...
hier auf einer kleinen griechischen Insel für 38 Tage lang, gefangen gehalten. Ihr Plan? Cäsar soll seine restlichen Männer losschicken und vom römischen Reich eine hohe Lösegeldzahlung in Form von Silbermünzen besorgen. Sie fordern, 25 Talente Silber. Talente ist damals eine Maßeinheit, wie wir heute Kilogramm sagen würden. Ich habe übrigens mal nachgeguckt, was diese 20 Talente bedeuten und was sie heute wert wären. Ungefähr 2 Millionen Euro.
Und Caesar ist empört. Er lacht die Piraten aus und sagt, dass er viel, viel mehr wert ist. Sie sollen mindestens 50 Talente Silber verlangen, also mehr als das Doppelte. Ein weiteres Indiz dafür, wie wenig Angst Cäsar vor den Piraten hat. Völlig verdutzt schauen sie ihn an und natürlich stimmen sie ihm zu. Und so schickt Cäsar seine Männer los.
Während er also jetzt alleine in Gefangenschaft ist, fängt er an, Gedichte zu schreiben und Reden zu üben. Angeblich soll er diese sogar den Piraten laut vorgetragen und sie beschimpft haben, wenn sie danach nicht ordentlich klatschten. Nach 38 Tagen kehren Cäsars Männer zurück mit den geforderten 50 Talenten Silber. Die Piraten halten damals ihr Wort und lassen ihn frei. Etwas, für das sie einen sehr, sehr hohen Preis bezahlen werden. Kapitel 4 Mare Nostrum Caesar ist sehr wütend.
Ehre bedeutet für einen damaligen Römer alles und seine Ehre wurde durch die Gefangenschaft beschmutzt. Also schwert er Rache und dafür lässt er sich damals keine Zeit. Kurz nach seiner Freilassung stellt er eine Flotte schneller Kriegsschiffe zusammen und nimmt die Jagd auf. Er weiß noch genau, wo das Versteck der Piraten liegt und sie alle sind immer noch dort. Ca. 600 bewaffnete römische Soldaten stürmen das 150-Mann-starke Piratennest.
Cäsars Soldaten versenken damals alle Piratenschiffe des Nestes, nehmen das gesamte Lösegeld und noch weitere Schätze mit und töten jeden der Seeräuber. Nicht nur ist diese Aktion für Caesar ein wichtiges Zeichen, dass er Stärke beweist und so ein guter Herrscher sein könnte, Er lenkt damit auch die römische Aufmerksamkeit auf das komplette Mittelmeer, das weiterhin voll von Piratennestern ist.
Und die Seeräuber bereiten den Römern schon lange Probleme auf allen Handelsrouten. Die Nahrungsversorgungsketten für das Römische Reich sind sogar gefährdet. So kommt es zum großen Kriegszug gegen die Piraten. Unter dem Befehl von Pompejus, einem römischen Feldherrn, wird eine riesige Flotte von Kriegsschiffen in das gesamte Mittelmeer ausgesandt.
Insgesamt sind es schätzungsweise 50 bis 70.000 Mann. Innerhalb von drei Monaten werden über 500 Piratenschiffe zerstört und ca. 10.000 von ihnen getötet, gefangen genommen oder... umgesiedelt. Manche der Piraten bekommen nämlich auch kleinere Dörfer und Ländereien zugewiesen, um dort als Bauern und Händler einen Neuanfang starten zu können. Weil wir erinnern uns, Piraterie entsteht vor allem aus Armut und Pompejus
hatte das erkannt. Das Mittelmeer wird in der Zeit danach von den Römern stolz Mare Nostrum genannt, übersetzt aus dem Lateinischen Unser Meer, weil es für mehrere Jahrzehnte danach so gut wie piratenfrei war. Doch wie wir gelernt haben, soll das gigantische römische Reich nach der Pax Romana langsam untergehen. Und das Chaos, das dann folgen sollte, ist der ideale Nährboden für erneute Piraterie.
Zunächst sind es die Germanen, wie zum Beispiel die Vitalienbrüder um Klaus Störtebecker. Später Slaven, dann im frühen Mittelalter die Barbaren, Korsaren und Wikinger. Sie alle rauben sich durch die Weltmeere. Und die Anzahl von ihnen wächst wieder, zunächst langsam. Doch dann soll ein Ereignis, über das wir hier im Podcast auch schon eine eigene Folge gemacht haben, alles verändern. Es ist das Jahr 1492. Christoph Kolumbus hat gerade den Seeweg von Europa nach Amerika entdeckt.
Vor allem die übermächtige spanische Seeflotte fängt damals an, gewaltige geraubte Schätze aus Amerika, zum Beispiel von den Azteken, nach Spanien zu verschiffen. Und wenn wir eins in dieser Folge gelernt haben, dann das gewaltige Schätze unterwegs auf hoher See. extrem sicher Piraten anlocken werden. Immer wieder überfallen Seeräuber die üppig beladenen spanischen Handelsschiffe und es wird noch krasser. Manche europäische Länder sind damals so gar nicht glücklich damit,
wie viele Schätze sich Spanien vor allem aus Südamerika unter den Nagel reißt. Also schmieden sie einen Plan. Vor allem Großbritannien, die Niederlande und Frankreich schließen damals Pakte mit den Piraten ab. Sie stellen ihnen sogenannte CAPA-Briefe aus. Das ist quasi eine legale, staatlich lizenzierte Erlaubnis, spanische Schiffe überfallen zu dürfen. Die erbeuteten Schätze werden dann zwischen den Seeräubern und den Auftragsländern aufgeteilt.
Diese besondere Form der Piraten nennt man Freibeuter. Und die Kaperbriefe locken einen so riesigen Teil von ihnen an, dass in der Karibik die größte Piratenwelt jemals entsteht. Kapitel 5 Nassau und das Ende Es ist fast unglaublich, wie viele Männer und Frauen damals ihren normalen Beruf aufgeben und auch durch die KAPA-Briefe zu Piraten werden. Doch wie viele Dinge sollen auch die Briefe irgendwann ein-
Vor allem, weil sich in Europa plötzlich Ruhe breitmacht. Die eigentlich verfeindeten Länder wie Spanien, Großbritannien und Frankreich setzen aufwendige Friedensverträge auf.
Das heißt, die Freibeuter werden nicht mehr gebraucht, weil sie dürfen nicht mehr legal jagen. Aber stellt euch jetzt mal vor, was passiert, wenn so ein Freibeuter, der seit Jahren nichts anderes macht, als voll beladene Schiffe zu überfallen, plötzlich hört, dass er jetzt dafür nicht mehr die Erlaubnis haben soll und damit arbeitslos ist. Was denkt ihr, tut er? Richtig. Er wird vom staatlich anerkannten Freibeuter zu einem echten gesetzlosen Piraten. Und diese organisieren sich.
Es gibt sogar auf vielen Booten einen Piratenkodex, der die Aufteilung der Beute vor dem Start festlegt. Und ganz oft heißt es, keine Beute, kein Lohn. Und Geschäft gibt es ohne Ende. Im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert explodiert der Seehandel nochmal so stark wie nie. Silber und Gold aus Südamerika, Gewürze aus Indien, Zucker, Rum, Tabak aus der Karibik und Westafrika. Und der größte Teil dieser Waren muss auf ihren Handelsrouten durch die Karibik.
Also entstehen dort gigantische Piratenstädte. Tortuga, Nassau, Port Royal. Es ist unglaublich, was für Dimensionen diese Städte annehmen, verglichen mit den kleinen Piratennestern noch in Griechenland. Es sind sowas wie rechtsfreie Seeräuberzonen, eine selbstorganisierte Republik. Niemand hat Kontrolle über sie, nicht mal die Piraten selbst.
In diesem goldenen Seeräuber-Zeitalter werden einige von ihnen zu unfassbaren Legenden. Henry Morgan, nachdem der Rum Captain Morgan benannt wurde. Edward Thatch, besser bekannt als Captain Blackbeard. Henry Avery oder auch William Kitt.
Doch in diesen Aufzählungen werden meist nur Männer erwähnt, obwohl es auch sehr erfolgreiche Frauen gab, wie etwa Anne Bonny. Und sehr häufig konzentriert sich die Geschichte und auch Hollywood-Filme vor allem auf die europäische und westliche Welt. Obwohl die Piraterie überall boomt. Eine ganz besondere Piratin wollen wir uns daher jetzt mal kurz genauer anschauen.
Ihr Name, Cheng Chisao. Sie beginnt ihr Leben als einfache Frau in China. Doch durch Geschick, Diplomatie und brutale Härte baut sie damals in der Hochzeit der Seeräuber eine enorme Piratenflotte auf. Unter ihrer Führung soll die damalige Rote Flaggenarmee 70.000 Piraten stark sein. Jisau beherrscht damals fast alle Küsten Chinas. Immer wieder besiegt sie alle größeren Feinde, die es mit ihr aufnehmen wollen. Sogar die Marineflotte des chinesischen Kaisers hat keine Chance gegen sie. Bis
ihr im Jahr 1810 ein unglaublicher Deal angeboten wird. Dieser besagt folgendes, wenn sie ihre Flotte auflöst, darf sie sich ohne Konsequenzen straffrei zurückziehen und alles geplünderte Vermögen behalten. Sie willigt ein und geht als eine der wenigen Piraten jemals unbesiegt und reich in den Ruhestand.
Diese Zeit ist generell das Ende der großen übermächtigen Piraterie. Industrienationen rüsten ihre Handelsschiffe militärisch immer fortgeschrittener aus. Dazu machen sie gezielte Jagd auf die Seeräuber, zerstören Hochburgen wie die in der Karibik. Viele der berühmtesten Piraten werden geschnappt und ihnen wird der Prozess gemacht. Anfang des 19. Jahrhundert ist damit das goldene Zeitalter der Piraten vorbei. Und damit kommen wir zur Zusammenfassung.
Als vor schätzungsweise 3.000 bis 5.000 Jahren der Seehandel so langsam losgeht, schafft dies ebenfalls eine Art Gegengesellschaft. Piraten. Meist aus Armut und Ausweglosigkeit werden Menschen zu Gesetzlosen und fangen an, Handelsschiffe zu überfallen. Über die Jahrhunderte wächst das Piratenreich, bis es in Europa seinen vorzeitigen Höhepunkt zur Zeit des Römischen Reichs findet. Über das gesamte Mittelmeer verteilt gibt es unzählige riesige Piratennester, die tatsächlich
fast alle zerstört werden sollen, weil die Piraten aus Versehen Julius Caesar entführen. Doch nach einer kurzen Erholungspause soll die absolute Hochzeit der Seeräuber noch folgen, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert. Sie arbeiten damals sogar eng mit großen Nationen wie den Briten zusammen, um vor allem die Spanier zu überfallen, die ja ihre geraubten Schätze aus Amerika nach Spanien verschiffen wollen. Doch mit dem Frieden in Europa wird so langsam das Ende des Piratenkönigreichs besiegelt.
Die Nationen hören auf mit ihnen und fangen an, gegen sie zu arbeiten. Auch daher gibt es heute übrigens nur noch ein paar wenige Piraten, vor allem vor afrikanischen Küsten wie Guinea oder Somalia oder im südchinesischen Meer. Auch sie sind heute viel moderner ausgestattet und überfallen regelmäßig große Frachter, weshalb diese Gebiete nur ungern befahren werden. So wurde sogar ein deutsches Containerschiff im Jahr 2009 von einer somalischen Piratengruppe für mehrere Monate...
Auch über solche Themen können wir mal eine eigene Podcast folgen. Bleibt aber noch eine Frage offen. Ganz am Anfang war da doch die Sache mit den Flaggen. Die Piraten ändern von schwarz auf rot. Aber warum ist es damals ein so großes Problem? Die schwarze Flagge mit weißem Totenkopf kennen wir alle. Sie wird auch Jolly Roger genannt. Sie ist das absolute Piratenmarkenzeichen. Wenn sie gehisst ist, bedeutet das sowas wie, ergebt euch, vielleicht lassen wir euch dann leben.
Ist aber der rote Stoff am Mast, den man auch die Blutflagge nennt, sind die Piraten nur auf eine Sache aus. Keine Gnade. Niemand wird verschont. Die Piraten wollen Blut. Sie wurde meist nur von den härtesten Seeräubern eingesetzt. Zum Beispiel von Cheng Jisau.
Alter Leute, also ich persönlich hätte noch ewig über die Piraten weitererzählen können. Während ich die Folge geschrieben habe, sind uns noch so viele Themen eingefallen. Aber wir wollten euch jetzt erstmal einen so groben generellen Überblick verschaffen. Vielleicht machen wir ja irgendwann nochmal eine zweite Folge über die Seeräuber. Bis dahin könnt ihr aber zu den Piraten noch Fragen stellen, wie ihr es zum Stauffenberg-Attentat letzte Woche gemacht habt. Hier die drei meistgenannten...
Frage 1 kam von Felix und Marba. Johnny, woher wisst ihr so detailliert, was damals während des Attentats passiert ist? Auch das mit dem Tischbein und so. Zum einen durch die Zeugen aus dem Raum. Insgesamt überleben ja neben Hitler noch 19 weitere Personen. Sie alle müssen Aussagen treffen, was passiert ist. Des Weiteren wird der Raum auch nach der Explosion ausführlich untersucht und analysiert. Davon gibt es natürlich auch Ergebnisse, die sauber protokolliert wurden.
Das Sprengmuster und der Schaden an den Möbeln lässt beispielsweise ganz klar erkennen, dass die Tasche unter den Tisch geschoben wurde. Sehr, sehr oft kam auch Frage 2, unter anderem von David, Thies und Noelle ist gut. Warum hat Stauffenbergs Assistent nicht die Bomben scharf gemacht, wenn er doch Probleme mit seinen Händen hatte? zwei Gründe. Erstens Stauffenbergs Erfahrung. Er hatte durch seine Kriegseinsätze sehr viel Ahnung von Sprengstoffen. Die Aktivierung des Zünders
war sehr kompliziert, deswegen wollte er sie selbst übernehmen. Und zweitens, Stauffenberg brauchte jemanden, der vor der Tür Wache hält. Wäre nämlich jemand einfach so reingeplatzt in seinen Raum, wäre das gesamte Attentat im Vorhinein schon gescheitert. Und das führt uns auch zur dritten Frage. Sie kam zum Beispiel von Fabio auf Instagram oder von 222 auf Spotify.
Johnny, hätte das Attentat funktioniert, wenn Stauffenberg beide Bomben scharf gemacht hätte? Und da kann man ziemlich simpel sagen, ja, höchstwahrscheinlich schon. Experten gehen davon aus, dass die Druckwelle selbst dann hinter dem massiven Tischbein nicht mehr ausreichend abgeschwächt worden wäre. Die zweite Bombe hätte wahrscheinlich alle Anwesenden im Raum das Leben gekostet. Aber so ist Geschichte manchmal. Eine Kleinigkeit kann alles verändern.
Wir erinnern uns an den eher zufällig stattgefundenen Auslöser des Ersten Weltkriegs aus Folge 13. Die unabsichtliche Entdeckung Amerikas in Folge 20. Oder den Asteroiden, der durch das All immer wieder abgelenkt wird. dann die Erde trifft und ohne ihn wären wir Menschen jetzt wahrscheinlich gar nicht auf diesem Planeten.
Das war's mit Folge 29. Es gibt wieder eine neue Abstimmung. Freunde des Wissens, ihr dürft wieder entscheiden. Wie immer, alle zwei Wochen montags auf Spotify und dienstags auf Instagram wählt ihr die Themen der nächsten Folgen.
Zusätzlich auch dienstags im WhatsApp-Kanal. Den Link dazu findet ihr in den Show Notes. Ihr könnt aus sechs Themen auswählen. Das Thema mit den meisten Stimmen hören wir diesen Sonntag um 23.59 Uhr. Und das mit den zweitmeisten eine Woche später. Was immer ihr wählen werdet. Wir freuen uns jetzt schon drauf. Bis dahin ganz viel Liebe an euch alle. Und für weniger Wissen. Fritz ist eine Produktion des rbb.