Senegal und die Rückkehr der Demokratie
Jul 20, 2024•40 min•Ep. 137
Episode description
Auf dem afrikanischen Kontinent schwindet zurzeit die Demokratie,
besonders in der Sahelzone. In Mali, Burkina Faso, im Niger, Tschad und
Sudan gab es in den letzten Jahren Militärputsche. Dort ist der längste
Landstrich der Welt entstanden, der unter Militärherrschaft steht. Auch
am äußersten Rand der Sahelzone, im Senegal, sah es so aus, als sei die
Demokratie gefährdet.
Denn als der langjährige Präsident Senegals, Macky Sall, im vergangenen
Jahr plötzlich mit einer verfassungswidrigen dritten Amtszeit
liebäugelte, geriet die Lage im Senegal ins Wanken. Die nächsten Wahlen
standen vor der Tür und Sall begann, seine politischen Gegner
auszuschalten. Sein größter politischer Rivale, Ousmane Sonko, landete –
wie auch andere Oppositionelle – im Gefängnis. Es folgten
Massenproteste, die brutal niedergeschlagen wurden. Mindestens 50
Menschen wurden dabei getötet. Und schließlich, im Februar, setzte Sall
kurzerhand den Wahltermin aus. Beobachter sprachen von einem "verkappten
Putsch", wieder gab es Tote bei Protesten.
Der Verfassungsrat griff ein und wies die Regierung an, unverzüglich
einen neuen Wahltermin anzusetzen. Und dann die Überraschung: Zehn Tage
vor den Wahlen wurde Oppositionsführer Ousmane Sonko aus dem Gefängnis
entlassen. Ebenso sein Stellvertreter Bassirou Diomaye Faye, der damit
am 24. März zur Präsidentschaftswahl antreten konnte.
Faye setzte sich mit 54,28 Prozent der Stimmen bereits im ersten
Wahlgang durch und ist nun mit 44 Jahren der jüngste Präsident in der
Geschichte des Senegals. Mit seinem Sieg deutet sich ein politischer
Richtungswechsel im Land an. Im Wahlkampf hatte Faye für einen "linken
Panafrikanismus" geworben: Er will Ungleichheiten beseitigen, die
Korruption bekämpfen und das gespaltene Land versöhnen.
Issio Ehrich ist seit Jahren als Journalist in der Sahelzone unterwegs.
Ende Mai war er im Senegal und hat mit verschiedenen Menschen darüber
gesprochen, wie sie die Ereignisse der letzten Monate wahrgenommen haben
und was sie sich von der neuen Regierung erhoffen. In dieser Was
Jetzt?-Spezialfolge ordnet er ein, vor welchen Problemen das Land steht
und was die neue Regierung schon erreicht hat. Was könnte der Wandel im
Senegal für die Sahelzone und für ganz Afrika bedeuten? Kann der Senegal
zum Vorbild in Sachen Demokratie werden?
Moderation und Produktion: Mounia Meiborg
Redaktion: Rita Lauter, Hannah Grünewald
Mitarbeit: Henrike Hartmann
Fragen, Kritik, Anregungen? Sie erreichen uns unter [email protected].
Nachtrag vom 22. Juli: Wir haben die Folge an zwei Stellen korrigiert,
einmal geht es um die Aussprache des neuen senegalesischen Präsidenten
Bassirou Diomaye Faye und einmal um Senegals Fischereiabkommen mit der
EU.
Weitere Links zur Folge:
Fünf vor acht / Senegal: Europas Chance im Senegal
Wahl in Senegal: Abschied von der Kolonialmacht
Fünf vor acht / Wahlen in Senegal: Die Demokratie im Senegal schwindet
Senegal: Zwei Tote bei Protesten gegen Verschiebung der Wahl im Senegal
Westafrika: Senegalesische Oppositionsführer aus Haft entlassen
Präsidentschaftswahl im Senegal: Oppositioneller siegt laut vorläufigem
Endergebnis bei Wahl im Senegal
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