Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge vom Podcast Software Testing. Ich bin euer Host Ritschi und habe wieder eine Folge vom German Testing Day 2024 aus Hamburg mit dabei. Bei mir zu Gast Andrea Jensen. Mit ihr spreche ich über das Thema Karriere. Sie hat nämlich den Schritt gewagt vom Tester-Dasein zum QA Lead. Was das für sie bedeutet, welche Tipps sie für uns hat und wie man in dieser neuen Rolle mit Kollegen umgehen kann, das erzählt sie uns heute. Viel Spaß bei der Folge.
Hallo Andrea, schön, dass du da bist. Moin. Nach langer Anreise, wie ich gehört habe, langer, schweriger Anreise zum German Testing Day nach Frankfurt. Die erste Podcastaufnahme hier, erste mit uns und die erste am German Testing Day auch. Freue ich mich sehr, dass du hier zu Gast bist. Ich habe deinen Abstract gelesen, so vorneweg, als ich mich auf die Konferenz vorbereite. Da stand drin, du bist QA Lead geworden und das ist wohl kein so einfacher Weg oder ein aufregender Schritt. Erzähl mal,
wie kommst du denn dazu? Na ja, also eigentlich kam es am Ende dazu, so wie ich auch ins Testing gekommen bin, per Zufall. Das hat sich irgendwann ergeben. In meiner aktuellen Firma gab es die Idee, dass wir ein Test-Team brauchen, statt den Test dann in einzelnen Product Teams zu haben. In anderen Business Units von unserem Unternehmen gibt es das schon. In dem Bereich, wo ich bin, gab es das noch nicht und da gab es die Idee,
das zu machen. Und irgendwann bin ich angesprochen worden, ob ich das möchte oder ob ich mir das zutrauen würde. Da war ich erst mal sehr überrascht, wusste auch noch nicht so richtig, wie ich darauf antworten soll. Und irgendwann habe ich gesagt, ja, dann lass uns das halt versuchen. Also rein ins kalte Wasser? Ja, absolut. Also na ja, es gab eine kleine Probephase, sagen wir so. Also in meiner Firma ist es dann üblich, dass man das einfach auch
mal ausprobieren kann. Das fand ich auch eine gute Sache, dass mein Arbeitgeber gesagt hat, gut, lass uns das ausprobieren. Wir befördern dich jetzt nicht. Du kriegst noch nicht den Titel, aber du machst schon mal Functionally. Wir schauen mal, wie das funktioniert. Und dann scheint es ja funktioniert zu haben. Zumindest bin ich dann offiziell befördert worden. Was hat dich denn motiviert, das mal auszuprobieren?
Also ich bin ja schon relativ lange in der Firma und das Testing macht mir super viel Spaß. Aber mit der Zeit wurde dann halt auch jeder Tagschaftstätten ähnlich wie der gleich. Also natürlich gibt es immer neue Features zum Lernen. Es gibt neue technologische Änderungen. Aber am Ende brauchte ich dann doch auch eine kleine neue Challenge, um Sachen mal neu auszuprobieren und auch mich selber ein bisschen zu fordern. Okay, also dann bist du da rein, hast du gedacht,
das probierst du jetzt mal aus. Und dann ging es los, die ersten Wochen. Die waren spannend und aufregend. Und häufiger bin ich abends auch mal nach Hause gekommen und gedacht, will ich das jetzt wirklich? Ist es das oder ist es das nicht? Und ja, das ging eine ganze Weile so. Und zum Teil verarbeite ich das nachher in meinem Talk so ein bisschen. Beziehungsweise ich habe für mich festgestellt, ich habe vorher einen
Leadership-Kurs gemacht. Der hat mich nicht angehend darauf vorbereitet, wie die Realität ist. Das ist halt wie wenn man zur Uni geht. Da lernt man Sachen auf dem Papier. Wie die Modelle sind, wie man es in der Blaupause machen sollte. Die Realität sieht meistens sehr, sehr anders aus. Und auch das habe ich einfach erfahren. Und darüber erzähle ich so ein bisschen. Ja, da können wir hier jetzt auch ein bisschen
darauf eingehen. Was waren denn so die Aufgaben, mit denen du zuerst so zu tun hattest? Was war denn so das Erste, was so anders war als vorher? Okay, also so ziemlich die allererste Aufgabe, die ich hatte, war Urlaubsanträge abzuzeichnen. Ja, gehört dazu. Das war so ungefähr mein zweiter Tag. Meine Mitarbeiterin hat mir zugelegen, hey, ich möchte Urlaub machen. Okay, klar, mach. Und dann, bei uns ist das digital, ich kriege dann einen Link, dann muss ich das bestätigen
und dann ist alles gut. Aber es wirkte so ein bisschen so, okay, sie warten, bis es offiziell ist und jetzt reichen mir erstmal die Urlaubsanträge ein. Das waren so tatsächlich die ersten Dinge, die ich als in der Rolle als Manager machen musste. Aber da waren viele kleine Dinge, die dann einfach so zwischendurch reingekommen sind, mit denen ich jetzt nicht so einfach gerechnet habe. Wie zum Beispiel ein Teammitglied sagt zu mir, nee, ich will
eigentlich gar kein Gespräch mit dir. Wie reagiert man dann halt da? Also was macht man? Das waren so die Dinge, die ich mir vorher irgendwie anders vorgestellt hätte oder auf die ich einfach nicht gefasst war. Ich meine, das ist natürlich schon eine harte Ansage, ich will mit dir gar nicht sprechen. Was hast du denn gemacht dann?
Ja, dann habe ich erstmal geschluckt. Also das war ja dann auch nicht in einem Gespräch, sondern ich habe eine Nachricht bekommen, ich möchte jetzt eigentlich gar nicht das Gespräch mit dir. Und dann saß ich erstmal, habe auf den Bildschirm geguckt, habe geatmet und habe überlegt, was mache ich dann? Und das habe ich dann auch ein bisschen länger
getan und ja, am Ende haben wir dann trotzdem gesprochen. Aber das war schon, also gerade so in der ersten Woche, du bist neuer Teamlead, du möchtest natürlich auch irgendwie, dass deine Kollegen dich mögen, dass dein Team dich auch mag. Du weißt ja selber gar nicht, wie reagieren die. Und dann kommt so eine Ansage, das war schon eine Nummer. Da braucht ich ein bisschen. Hast du denn in der Zeit auch schon irgendwie,
also hast du da auch fachlich noch Dinge gemacht? Musstest du auch das oder ging es eher wirklich um die Führungsaufgabe? Also bei uns heißt das Frontline Management. Kann man interpretieren, wie man möchte. Also bei uns ist es tatsächlich so, ich bin am ganz unteren Ende der Nahrungskette, was Management Level angeht. Finde ich auch persönlich super, weil ich ungefähr die Hälfte der Zeit Management-Tätigkeiten mache. Also Organisationen,
die mich um Urlaubsanträge kümmern. Aber auf der anderen Seite habe ich immer noch 50 Prozent meiner Arbeitszeit ungefähr, vielleicht sogar ein bisschen mehr immer noch fürs richtige Hands-on-Testing. Und diese Kombination aus beiden Welten macht mir unheimlich viel Spaß. Und das ist halt auch das, was ich super spannend finde. Den ganzen Tag einfach nur Meetings organisieren und Urlaubsanträge abzeichnen, wird mich auf Dauer glaube ich auch nicht
glücklich machen. Und daher. Wie viele Mitarbeiter hast du denn da so bekommen? Wie viele waren in dem Team? Ganz initial waren wir ein, lass mich kurz überlegen, ein Fünfer-Team. Genau. Inzwischen sind wir sechs Leute und sind gerade auch dabei, aktiv zu suchen, um größer zu werden. Also wer Lust hat, sprecht mich an. Ja, das ist ja schon eine Menge. Also ich meine, gleich in so eine Führungsaufgabe auch reingehen mit vier, fünf Mitarbeitern
oder so, das ist ja schon auch mal ein Sprung. Wo es natürlich auch, denke ich, auch unterschiedliche Vorstellungen geht, was du jetzt als Chefin jetzt dann auch machst und entscheidest und weitergehst. Hast du da so Situationen auch gehabt, wo du schon in Konflikte reingekommen bist? Ja, also ganz am Anfang direkt. Wir waren ein relativ frisches Team. Es gab auch
neue Teammitglieder, die sich noch nicht so kannten. Und da gab es also dieses ganz klassische Storming-Phase nach Tagmann, wo sich alle erst mal abchecken müssen, mögen wir uns, wie weit kann man bei wem gehen? Und das waren schon manchmal Meetings, wo ich auch dachte so, was ist denn hier los? Also lasst uns mal runterfahren, lasst uns nochmal miteinander reden. Aber das war ganz klar. Da waren manchmal so Momente, wo ich dachte so, oh, das ist
jetzt aber anders als die Vorstellung. Jetzt hast du ja nach ein paar Wochen entschieden, das ist es. Was hat dich denn da zu bewegt? Was war denn da für dich ausschlaggebend in dieser Zeit, wo du dir gedacht hast, ach, das ist eigentlich echt ein Karriereschritt, der mir auch Spaß macht, wo ich weitergehen möchte? Zum einen das Feedback, das ich bekommen habe. Das hat mich tatsächlich bestärkt, dass ich da doch irgendwas vielleicht auch
richtig mache. Von Teammitgliedern, aber auch von Kollegen außerhalb des Teams, die einfach mal was Nettes zu mir gesagt haben. Ich dachte so, okay, ich vermassle es nicht direkt komplett. Und auch einfach die Tatsache, dass ich halt da unheimlich Spaß daran hatte, mal neue Sachen auszuprobieren, neue Dinge zu lernen. Aber auch, dass ich die Möglichkeit habe, wirklich Dinge mehr mitzugestalten. Das hat mir in meiner Rolle als klassischer Tester
in einem Product-Team manchmal einfach gefehlt. Ich hatte super Ideen, war hier auf einer Konferenz, habe was Tolles gehört, wollte es ausprobieren. Aber dann war das Problem, da waren keine anderen Tester. Und die Entwickler haben gesagt, ja, nö, klingt jetzt schön, aber haben wir vielleicht keine Lust drauf. Und jetzt habe ich da halt einfach viel mehr Möglichkeiten, auch Einfluss zu nehmen, auch im Sinne auf Qualitätsbewusstsein in der Softwareentwicklung
hinzuwirken. Ich habe das Gefühl, dass ich zumindest Einfluss nehmen kann, ob das am Ende sich auswirkt, wird sich Zeit zeigen. Ja, sehr schön. Es ist ja auch schön zu merken, wenn man dann auch so seine Ideen reingibt, dass die dann auch umgesetzt oder
gehört werden. Auch das ist ja allein schon mal sehr viel wert. Wenn du jetzt so schaust auf die Zeit, wo du jetzt schon in dieser Lead-Rolle bist, was sind denn so Veränderungen, wo du merkst, die hast du angestoßen oder die haben sich jetzt ergeben durch diese Rollenwechsel
in den Prozessen oder in der Qualität auch? Also, was ich tatsächlich mal miterlebt habe, wo ich für mich so mein kleines Glücksmomentchen hatte, war, dass ein Teammitglied von mir in einem Meeting angesprochen wurde, da war ich auch dabei, ja, sag mal, kannst du das einfach mal approven, das ist eine technische Änderung, das ist architektonisch, da musst
du auch gar nichts testen. Und dann kam prompt die Antwort so, nö, das kann ich nicht, wir müssen da erst noch mal drüber sprechen, aber wir können ja gerne einen Call machen, lass uns doch nach dem Meeting einmal drüber sprechen, du erzählst mir, was du im Sourcecode geändert hast und dann klären wir das. Und das war der Moment, wo ich dachte so, okay, also ein paar Sachen scheinen abgefärbt zu haben. Und das hat mich dann tatsächlich
wirklich sehr, sehr gefreut. Innerlich bin ich da so ein bisschen vielleicht fröhlich rumgehüpft, weil die Kamera an war, habe ich das dann im Äußeren nicht gemacht. Aber das hat mich schon tatsächlich sehr gefreut, dass ich das Gefühl habe, dass da Sachen von denen ich persönlich überzeugt bin, die zu guter Software und zu einem glücklichen Miteinander im Team führen, dass die auch umgesetzt werden und dass auch andere die
annehmen. In der Hoffnung, dass sie die auch sinnvoll finden und nicht das nur machen, weil ich es sage. Hast du denn in dieser ganzen Zeit, oder was waren so Momente, wo du auch mal gedacht hast, ja, vielleicht ist es doch nicht das Wahre? Also ich glaube gerade die ersten drei, vier Wochen, wenn ich abends nach Hause gekommen bin, habe ich gedacht
so, oh mein Gott. Also da gab es halt ein Meeting, da gab es wirklich richtig Knatsch zwischen zwei Testern, weil einer dem anderen die Testarbeit weggenommen hatte aus Versehen. Und das war am Ende, am Ende war es ein dummer Zufall, unglückliche Absprache und eigentlich nichts Dramatisches. Aber da hat man halt gemerkt, dass da einfach Persönlichkeiten aufeinander prallen, Kulturen auch aufeinander prallen, unterschiedliche Sprachen aufeinander
prallen. Und ich dachte so, ach du meine Güte, das ist jetzt schon eine Nummer, diese ganze Zwischenmenschliche finde ich tatsächlich wirklich sehr, sehr schwierig als Team-B. Und da saß ich dann abends schon manchmal zu Hause und habe seniert, ob das wirklich so die richtige Idee ist. Aber die andere Option war wieder immer eine Testrolle zurückzugehen und das hat mich auch nicht überzeugt. Also dachte ich, naja, ich habe ja jetzt erstmal
nichts zu verlieren. Also Herausforderung angenommen und weitergemacht. Hast du denn auch, wenn du das sagen magst, gemerkt, dass Mitarbeiter oder Kollegen von früher dann auch ein bisschen befremdet waren? Wie ist jetzt Management? Oh ja, absolut. Also wir haben lustige Mittagspausen gehabt, wo irgendjemand sagt, hier frag doch dein Manager oder so. Wo ich dann erstmal loslachen musste und mich alle angeguckt habe,
aber wieso bist du hier Manager? Ich so, das hört sich so falsch an. Aber ich hatte auch definitiv Situationen, wo ich absolut in Frage gestellt worden bin, warum ich das jetzt sage, was mich da so privilegiert, sowas zu entscheiden. Oder auch ich hatte eine Situation, wo ich einfach mal mit jemandem gesprochen habe, gesagt habe, hey, ja, gerade viel zu tun, auch mit den neuen Aufgaben. Und dann kam die Frage, wieso, welche neuen Aufgaben? Na ja,
da gab es doch so eine E-Mail und so. Und ich wollte jetzt nicht sagen, okay, guck mal, ich bin ja kurz vor Beförderung, habe jetzt mehr Aufgaben und bin jetzt da so in offiziell Team lead. Das fand ich irgendwie blöd. Und dann kam so, ja, aber ich habe diese E-Mail nicht bekommen. Na ja, dann hast du sie halt nicht gelesen, alles gut. Haben wir weitergemacht. Ein paar Wochen später bin ich von der gleichen Person wieder angesprochen worden. Ja, ich
habe diese E-Mail nicht gesehen. Wo steht denn das, dass du das bist? An dem Moment dachte ich so, Moment, muss ich jetzt das beweisen? Oder muss ich das irgendwie nachweisen? Soll ich die E-Mail raussuchen? Soll ich sie dir schicken? Das fand ich schon ein bisschen rückwirkend, das ist super lustig. In dem Moment fand ich es sehr befremdlich. Und habe gedacht, ja gut, dann glaubst du mir halt nicht. Dann ist es so. Ja, ja. Ja, musst du
einfach in Zukunft so ein Organigramm mithaben. So hier, so ist es. Ja, ja, das ist eine gute Idee. Vielleicht einfach am besten ausgedruckt. Guck, hier ist mein Titel. Das hat sich danach auch geklärt, aber in dem Moment war ich schon so ein bisschen vor den Kopf gestoßen, weil das war, ist auch jemand aus meinem Unternehmen, mit dem ich mich mal gut verstanden habe,
wo ich dann gar nicht wusste, wo das so herkam. Also es ist definitiv, was ich festgestellt habe, wenn man in dem Unternehmen, in dem man schon seit Jahren arbeitet, auf einmal befördert wird und vielleicht Dinge jetzt dann auch anders machen möchte, weil man auf einmal in einer Position ist oder ich auf einmal in einer Position bin, wo ich Dinge entscheiden kann, die ich vorher nicht so entscheiden konnte, wird das von manchen Kollegen,
mit denen man lange zusammengearbeitet hat, schon erstmal argwöhnisch begutachtet. Die wissen noch nicht so richtig, was sie damit anfangen sollen. Die wissen auch nicht so richtig, ob sie das Ganze jetzt ernst nehmen sollen. Das habe ich auf jeden Fall erlebt. Ja, es ist, wie du sagst, was Zwischenmenschliches eigentlich. Das höre ich so raus, auch die
größeren Herausforderungen. Also für mich persönlich auf jeden Fall, ja. Wenn du jetzt so drauf schaust, auf deine jetzige Arbeitssituation, was durch diesen Wechsel, was ist denn für dich gerade so die größte Herausforderung, wo du noch so dran wächst am meisten? Was ich immer noch auch jetzt nach einem Jahr in der Position schwierig finde, ist tatsächlich
mit unserem Team, das ist remote, das ist geteilt. Die eine Hälfte des Teams sitzt in Deutschland, die andere Hälfte des Teams sitzt auf einem anderen Kontinent, sitzt in Indien, mit einem komplett anderen kulturellen Hintergrund, dass wir als Team wirklich zusammenwachsen. Das habe ich noch nie persönlich getroffen. Wir hatten den Plan, uns im Mai zu treffen.
Die Visabehörden haben jetzt eine andere Idee. Das hat leider nicht geklappt, aber das wäre halt super wichtig, dass wir uns auch wirklich mal in einem Raum zusammen gegenüber stehen, miteinander sprechen können. Weil das ist halt schon eine schwierige Sache, auch gerade mit den unterschiedlichen Kulturen. Ja, ich lerne immer regelmäßig was Neues. Also es ist super spannend, aber manchmal kommt man da auch so an seine persönlichen
Grenzen. Wie war denn die Unterstützung vom Unternehmensseite her? Hast du irgendwie Ausbildungen bekommen, Mentoring oder irgendeinen Paten oder so? Manchmal gibt es ein Patensystem, der einen dann so ein bisschen mitnimmt, so einen Senior Manager oder so. Was hast du dann? Oder hast du das quasi autodidaktisch dich dann einfach dadurch entwickelt?
Dadurch entwickelt, das hört sich schön an. Also tatsächlich gibt es bei uns, wenn man befördert wird, keine Planung oder kein offizielles Curriculum, das man durchgeht. Ich habe vor einigen Jahren, war ich mal in so einem Leadership-Kurs drin, den Einzelne bei uns in der Firma bekommen haben. Das war halt ganz nett für das Allgemeine, für die
Realität jetzt nicht unbedingt sitzig. Ich habe aber tatsächlich, als es klar wurde, dass ich in diese Probephase gehe, dass daraus vielleicht, vermutlich eine Teamleitungsposition wird, jemanden im Unternehmen angesprochen, der schon länger im Leadership-Team ist, wo ich auch finde, da ist ein Führungsstil, der mir nicht fremd ist oder den ich auch angenehm empfinde und einfach gefragt, ob er mein Mentor sein würde. Und da hat er
ja gesagt. Und dann gibt es halt noch so ein paar andere Personen, die auch noch nicht so lange im Management sind, mit denen treffe ich mich mal regelmäßig, dann gehen wir mal einen Kaffee trinken, unterhalten uns so ein bisschen, was ist bei dir los, was ist bei mir los, hast du Tipps, wie macht man das? Und da gibt es ein paar Leute, mit denen ich mich dann einfach austausche. Und das ist, also das finde ich, ist auch super
hilfreich und das braucht man auch. Also direkt ganz am Anfang, da sind so viele Sachen, die kenne ich nicht, die weiß ich nicht, so eine Situation hatte ich noch nie. Das ist halt nicht einfach nur, ich werde befördert, sondern ich habe halbtags einen neuen Job. Und den
muss man halt auch erstmal lernen. Ja, das ist super, dass du das sagst, auch mit dieser Austauschgruppe, weil das ist etwas, was ich auch immer mitbekommen habe, auch in meiner Zeit als Testmanager oder auch Berater oder auch als Unternehmer in seiner Mastermind-Gruppe oder einfach in einer Austauschgruppe von Gleichgesinnten, die einen ähnlichen Entwicklungsstand haben, wo man sich gegenseitig auch mit den Themen challengen kann und man schauen kann, ok,
kannst du mir da helfen, können wir uns dazu austauschen, wie würdest du das lösen, das hilft einfach total, auch diesen Weg weiterzugehen. Naja, absolut und auch gar nicht unbedingt, um genau das zu machen, was der Kollege macht, aber einfach mal eine andere Perspektive zu
bekommen oder mal Ideen zu bekommen. Und ich meine, dafür gibt es auch die Testing-Community und die ist, also was informellen Austausch angeht, bin ich so glücklich, dass ich da irgendwie reingerutscht bin und Leute habe und ein paar Leute in meiner Testing-Bubble habe, wo ich einfach mal nachfragen kann, Leute, wie macht ihr das? Also die haben mir, ich bin dann auch über Twitter oder jetzt X oder andere Communities auch einfach über
Ideen gestolpert, die ich dann ausprobiert habe und das hat wirklich geholfen. Super.
Jetzt stellen wir uns mal vor, in fünf Jahren hier, German Testing Day 2029, treffen wir uns dann hier, wir machen dann wieder eine Podcast-Folge, du fünf Jahre als QA-Lead unterwegs, wenn du dann so zurückschaust, was werden so die Highlights gewesen sein, die du jetzt in den nächsten fünf Jahren, also dann in den letzten fünf Jahren umgesetzt hast oder wo du sagst, da willst du wirklich einen Impact bei deinem Unternehmen machen?
Also der zwischenmenschliche Impact, dass wir uns als Team wirklich mal in einem Raum treffen, sei es Deutschland, sei es Indien, sei es irgendwo anders auf der Welt, das wäre schön und den Fußabdruck, den ich gerne hinterlassen würde, wäre, dass es spürbar ist, dass wir irgendwie Software mit Qualität erstellen, dass Tester auch am Entwicklungsprozess beteiligt sind und dass wir nicht, wie so häufig und wie es auch immer heute noch der Fall ist,
am Ende des Lifecycles sind und dann irgendwas über den Zaun geworfen wird und dann heißt es ja, komm, mach mal Qualität da rein, das funktioniert halt nicht. Und das würde ich wirklich gerne umsetzen, dass wir da auch nachhaltig dabei sind und dass es nicht, wenn ein Projekt schon gestartet wurde, irgendwie nach vier Wochen auffällt, oh, wir haben noch gar keinen Tester dabei.
Das fände ich schön, wenn das in fünf Jahren, wenn wir über solche Dinge einfach gar nicht mehr im Team sprechen müssen, sondern das ist ganz klar, wir starten ein neues Projekt, wer ist unser Tester, wer sind unsere Entwickler, wer ist unser Product Manager, dass das einfach von vornherein klar wird. Das ist ein super Ziel. Ich werde dich in fünf Jahren dann erinnern, da werden wir darüber sprechen, ob das dann so geklappt hat. Schick mir gerne Termineinladungen, schauen wir dann.
Zum Abschluss gerne noch, es hören ja viele zu, die jetzt auch vielleicht vor einer ähnlichen Entscheidung stehen, sich weiterzuentwickeln, karrieremäßig nach oben, man kann ja sich auch fachlich, aber sozusagen in eine Führungsposition auch reinzugehen. Hast du denn so einen Tipp, wie man diese Entscheidung für sich gut treffen kann, was man da so beachten, so ein, zwei Sachen, wo du sagst, da sollte man hingucken, ob das wirklich das Richtige ist?
Ich finde das ganz schwierig, das zu entscheiden, bevor man es wirklich ausprobiert hat. Jemanden in einer Leadership oder in einer Team-Lead-Management, wie auch immer man das nennen möchte, Position zu sehen und selber drin zu stecken, das sind zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe. Wenn jemand die Idee hat, das wäre vielleicht was für mich, probiert es aus. Sucht euch eine Projektgruppe, die ihr leiten könnt.
Leitet ein kleines Projekt bei euch in der Firma oder versucht einfach mal alle Tester oder bestimmte Product Teams zu Knowledge Transfers zusammenzubringen und versucht da irgendwie mal so eine Community of Practice zu erstellen. Ich meine, wenn dann die Leute kommen und mitmachen, dann scheint das ein guter Indikator zu sein, dass die Menschen grundsätzlich mit einem zusammenarbeiten wollen, was ein ganz wichtiger Aspekt ist, wenn man Team-Lead ist.
Und da kann man ja schon mal ausprobieren, liegt mir das überhaupt, mag ich es, Menschen zusammenzubringen, habe ich Lust, alle Teammitglieder zu motivieren, Cheerleader zu sein. Manchmal komme ich mir vor wie so ein kleiner Cheerleader, der immer "Huuu" schreit und denke so, von außen betrachtet sieht das total bescheuert aus, aber gut, das ist vielleicht auch Teil deines Jobs. Und um solche Dinge einfach mal auszuprobieren, ist das, glaube ich, ein guter Weg.
Oder, wenn es in der Firma nicht geht, versucht die Testing Community, versucht es mit Meetups, versucht da was zu organisieren. Um das einfach mal auszuprobieren, ist das überhaupt was, was mir liegt, oder sitze ich doch lieber allein am Rechner und schreibe meine Test-Automation-Scripts, oder mache ich lieber den ganzen Tag exploratives Testing oder irgendwas anderes, um das einfach mal festzustellen.
Und ich finde auch, das hast du am Anfang gesagt, dass man die Karriereleite hochgeht ins Management. Und ich glaube, was ganz häufig vergessen wird, das ist ja keine Einbahnstraße. Man kann ja jederzeit sagen, liebe Firma, wisst ihr was, das war eine unfassbar interessante Zeit für mich, aber das ist nicht mein Job.
Und dann kann man natürlich überlegen, kann man wieder in seine alte Position zurückgehen, oder sucht man sich eine andere Firma, wo man vielleicht wieder Tester ist, Entwickler ist oder was auch immer einen glücklich macht. Und das, finde ich, ist eine Sache, die wird ganz, ganz häufig unterschätzt, dass man diese Möglichkeit hat, dass es hier immer eine Exit-Strategie gibt. Ich habe das persönlich tatsächlich in meiner alten Firma nur einmal erlebt, dass ein Teamlead zurückgegangen ist.
Das hat mich aber super beeindruckt, dass der einfach gesagt hat, nee, ich möchte nicht mehr Teamlead sein, ich will einfach wieder entwickeln und ist damit super glücklich. Und das ist, glaube ich, eine Sache, die auch gerade, wenn man neu ins Management geht, man nicht vergessen sollte. Man kann nur wieder raus. Das ist nicht auf Lebenszeit. Ja, das finde ich super, dass du das nochmal sagst. Was macht mich eigentlich glücklich? Will ich das wirklich machen?
Mir fällt da dieses Spruch ein, wenn man im Hamsterrad ist, sieht das aus wie eine Karriereleiter. Man kann einfach auch zurück und sich überlegen, was will ich denn eigentlich wirklich? Man muss sich da krampfhaft vielleicht daran festhalten, nur weil das vielleicht eine Statusnummer auch ist, dann ist das vielleicht auch die falsche Entscheidung. Genau.
Ja, also ich meine, wir sind da jetzt hier, die wir hier sind, vielleicht auch alle auf einem sehr privilegierten Bereich, wo wir sagen können, das können wir uns erlauben. Aber wenn man mal ein bisschen Abstand nimmt, ich glaube, da sieht man sehr viel mehr Möglichkeiten, was man noch alles machen kann, ohne in einer Managementposition sein zu müssen. Ja, das stimmt. Super, Andrea, vielen lieben Dank für Ihre Rede und Antwort zu stehen zum Weg vom Tester zum QA-Lead.
Freut mich, dass du hier warst. Das muss man dazu auch sagen, das ist ein Thema, das hat man noch nicht im Podcast. Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß hier auf der Konferenz. Viel Erfolg bei deinem Vortrag. Vielen Dank für die Einladung. Gerne, bis bald. Mach's gut. Ciao. Ciao. [Musik]