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Zu-spät-Kommer - Sind ihnen Freunde nicht so wichtig?

Jun 05, 202524 min
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Summary

Dieser Quarks Daily widmet sich drei spannenden Themen: Warum sind manche Menschen unpünktlich und wie hängt das mit unserer Zeitwahrnehmung zusammen? Außerdem beleuchten wir, welchen Einfluss individuelle Umweltschutzmaßnahmen wirklich haben, wenn große Industrien das Klima schädigen. Zuletzt geht es um Einsamkeit bei jungen Menschen und welche gesellschaftlichen sowie politischen Folgen das haben kann.

Episode description

Außerdem: Umweltfreundlich leben - Hat das wirklich viel Einfluß? (08:35) / Jung und einsam - Was macht das mit uns und der Gesellschaft? (16:10) // Mehr spannende Themen wissenschaftlich eingeordnet findet ihr hier: www.quarks.de // Habt ihr Feedback, Anregungen oder Fragen, die wir wissenschaftlich einordnen sollen? Dann meldet Euch über Whatsapp oder Signal unter 0162 344 86 48 oder per Mail: [email protected]. Von Sebastian Sonntag.

Transcript

ARD Eine oder einen hat man eigentlich immer im Freundeskreis, die oder der immer zu spät kommt. Ist ja jetzt auch nicht total dramatisch, gerade wenn man sich mit mehreren trifft und wenn es jetzt vielleicht nicht unbedingt drei Stunden sind. Aber wenn man sich zu zweit in einer Bar oder in einem Café verabredet und man sitzt da doof rum und wartet und wartet.

dann kann man sich schon mal die Frage stellen, ist ihr oder ihm unsere Verabredung vielleicht weniger wichtig als mir? Wir schauen gleich mal als erstes, ob es eine wissenschaftliche Erklärung dafür gibt, dass einige Menschen immer zu spät kommen.

Es gibt aber Leute, die sich darüber keinen Kopf machen müssen, weil sie kaum jemanden treffen. Einsamkeit ist gerade auch bei jungen Menschen ein Problem, was größer geworden ist in den letzten Jahren. Woran das liegt? Warum das nicht nur ein Problem ist für alle, die betroffen sind, sondern für die gesamte Gesellschaft?

Wir schauen uns an, was es eigentlich bringt, wenn wir mehr Fahrrad fahren, statt mit dem Auto oder weniger Fleisch essen, um das Klima zu schützen, während Industrie und Politik da ja eigentlich an den wirklich großen Hebeln sitzen. Sebastian Sonntag hier. Tag! So, das soll jetzt keine Entschuldigung werden für alle, die unpünktlich sind, aber spannend ist ja schon herauszufinden, woran das liegen könnte, dass es offenbar einige gibt.

die das mit der Pünktlichkeit nicht so richtig hinbekommen. Deshalb hat Luisa Becher aus dem Quarksteam Unpünktlichkeit mal wissenschaftlich betrachtet. Ich bin ziemlich gespannt, Luisa, was hast du rausgefunden? Warum sind einige Menschen ständig unpünktlich? Also ich bin halt selber so eine, die fast immer zu... spät ist und deswegen will ich da auch

Direkt mal zur eigenen Verteidigung sagen, nein, zu spät kommen, das hat gar nichts damit zu tun, ob mir der Termin jetzt wichtig ist oder nicht. Ja, das unterstreiche ich an der Stelle auch mal. Ja, so, Punkt. Okay, also du bist auch so einer. Ja, es kann schon vorkommen, ja. Naja, und am Ende.

Bestätigen das eben auch wissenschaftliche Studien, also dass es jetzt eben nicht heißt, mir ist ein Termin wichtig oder unwichtig. Wer oft unbüglich ist, der macht das nicht mit böser Absicht. Menschen sind eher unterschiedlich gut darin, Zeitspannen richtig einzuschätzen. Jetzt wird es interessant.

bisschen genauer erklären. Also aus psychologischen Experimenten, da weiß man, dass Menschen Zeit sehr unterschiedlich wahrnehmen. Und das hat was mit der Persönlichkeit zu tun, aber eben auch mit der Situation, in der jemand gerade ist.

Denn die Situation, die beeinflusst unsere Emotionen und Emotionen beeinflussen das Zeitempfinden. Okay, das mit dem Zeitempfinden, ich glaube, das kennt jede und jeder, hat vermutlich auch jede und jeder schon mal erlebt. Also letzte Woche zum Beispiel hatte ich super viele Termine in verschiedenen Städten, war viel unterwegs. Das ist...

komplett schnell verflogen. Also da sind Tage wirklich gefühlt wie Stunden vergangen. Wenn ich zu Hause auf der Couch sitze und nicht so richtig weiß, was ich machen soll, dann kann sich das ordentlich ziehen. Also solche Empfindungen meinst du? Ja, ganz genau. Und Marc Wittmann, das ist so ein Wissenschaftler, der guckt sich das an. Er ist studierter Biologe und Psychologe und forscht eben schon seit Jahren zu dieser subjektiven Zeitwahrnehmung.

Und er sagt, dass wenn wir sehr abgelenkt sind, eben weil viel passiert, wie du es gerade schon gesagt hast, dann vergeht die Zeit subjektiv wahrgenommen sehr schnell. Denn dann fixiert sich das Gehirn nicht auf die Zeit, sondern auf die Erlebnisse. Und wenn wir jetzt aber auf uns selber achten oder auf irgendwas warten, uns langweilen, dann vergeht die Zeit gefühlt langsamer und das kennen alle aus irgendwie ihrer eigenen Erfahrung.

Im Rückblick, da ist es dann aber umgekehrt. Dann bemisst das Gehirn die Zeit nämlich anhand von den Ereignissen. Also das tolle Wochenende, wie du gerade schon meintest, das vergeht wie im Flug, wird sich später aber mal so anfühlen, als wäre es eben eine ganze Woche gewesen. Zeit ist also im wahrsten Sinne des Wortes relativ, ja. Aber was passiert denn da eigentlich in unserem Körper? Also man spricht ja oft von so einer inneren Uhr, aber gibt sie wirklich? Was heißt das?

Also es ist noch nicht ganz eindeutig geklärt, wie unser Zeitempfinden auf biologischer Ebene entsteht. Da spielen bestimmte... Gene eine Rolle, die Clockgenes, Hirnareale, Neurotransmitter, also die Botenstoffe im Nervensystem, die übertragen ja Reize von Zelle zu Zelle. Und eines der berühmtesten Neurotransmitter ist das Dopamin. Das ist auch als das Glückshormon bekannt.

Und außerdem, und das ist wahrscheinlich außerhalb der Wissenschaft noch nicht so bekannt, könnte es bei unserem Zeitempfinden mitmischen. Wenn viel Dopamin freigesetzt wird, dann vergeht die Zeitgefühl. auch schneller. Also so ist gerade die Theorie. Clock-Jeans heißen die tatsächlich. Also Uhren-Gene, das ist ja echt eine witzige Bezeichnung. Okay, aber ich verstehe. Dann verschätzt man sich schon mal eher mit der Zeit und kommt im Zweifel dann zu spät.

Das würde ja erstmal für alle Menschen gelten, was du da erklärt hast. Und das erklärt eben jetzt noch nicht, warum einige Menschen ja fast schon sowas wie chronisch unpünktlich sind, also immer unpünktlich sind. Ja, aber man kann halt sagen, dass jeder Mensch natürlich seinen eigenen Alltag hat. Je nachdem, in welcher Situation jetzt er oder sie gerade ist, vergeht die Zeit eben auch dann gefühlt langsamer oder schneller.

Und außerdem scheint unser Zeitempfinden ja auch davon abzuhängen, wie unsere Nervenzellen so verschaltet sind. Also ganz deutlich sieht man das bei neurodivergenten Menschen, Leute mit ADHS zum Beispiel. Die empfinden Zeit ganz anders als neurotypische Menschen. Und auch bei ADHS, da weiß man noch nicht so ganz genau, was da eigentlich im Hirn passiert. Aber man geht eben davon aus, dass Dopamin zu schnell abgebaut wird. Aber jetzt haben ja auch nicht alle unpünktlichen Menschen ADHS.

Ja, richtig. Und trotzdem ist ja jedes Gehirn auch ein bisschen anders verdrahtet. Und wenn man so will, ist jeder Mensch neurodivers. Achtung, jetzt nicht neurodivergent. Das beschreibt ja jetzt Menschen, deren Hirne von der Norm, also der Mehrheit abweichen.

Naja, aber neurodivers, also unterschiedlich, ist erstmal jedes Gehirn. Das könnten wir jetzt auch in Persönlichkeit übersetzen. Du hast ja eben auch schon angedeutet, dass Zeitempfinden auch von unserer Persönlichkeit abhängt. Wie genau denn? Ja, also der Psychologe Mark Wittmann, eben schon mal kurz vorgekommen, der hat bei einem Experiment mit einer ukrainischen Kollegin rausgefunden, dass es einen Unterschied macht, ob man vom Typ her jetzt eher impulsiv ist oder kontrolliert.

Wie impulsiv jemand war, das haben die beiden in Fragebögen vor dem Experiment abgefragt und dann haben sie die Leute warten lassen. Und impulsivere Menschen, die waren beim Warten nach eigenen Angaben schneller gelangweilt, hatten eher das Gefühl, dass die Zeit langsamer verging. Was man außerdem weiß, das ist, dass manche Menschen eher Uhrzeit und andere eher ereignisorientiert sind. Und das hat auch was mit der Sozialisierung zu tun, um jetzt mal noch einen Aspekt mit reinzuschmeißen.

Und wir hier in Deutschland, wir sind laut einer sozialpsychologischen Studie eher urzeitorientiert. Es gibt aber eben auch Kulturen und Menschen, die sind dann eher ereignisorientiert. Die können den Moment viel besser wahrnehmen. Vergessen dabei aber auch eher mal die Zeit. Heißt?

Wir können mitnehmen, dass du und ich vielleicht möglicherweise ein etwas anders verschaltetes Gehirn haben, vielleicht eher so der Typ ereignisorientierter Mensch sind und deswegen möglicherweise mal kurzfristig die Uhrzeit aus den Augen verlieren. Ja. Könnte sein, was glaube ich wichtig ist mitzunehmen, dass es eben, dass es nicht unbedingt böser Wille ist oder Absicht, wenn Leute wie du und ich dann auch mal zu spät sind.

Kann man das denn nicht dann trotzdem irgendwie hinbekommen, also pünktlicher zu werden, pünktlicher zu sein? Also irgendwie muss ich doch so das eigene Zeitempfinden, vielleicht auch das eigene Zeitmanagement. Also das ist bei mir häufig ein Problem, dass ich irgendwie denke, das schaffe ich alles noch in dieser halben Stunde, klappt aber nicht. Kann man das nicht verbessern?

Ja klar, denn am Ende da hat Pünktlichkeit ja auch was mit Priorisieren zu tun. Also das heißt, jetzt ereignisorientierte Menschen, die sollen nicht versuchen, mit der Stoppuhr zu lernen, Zeit besser abzuschätzen. Aber sie können eben entscheiden, dass sie pünktlich sein wollen.

prospektives Gedächtnis stärken. Das ist quasi unser Gedächtnis für die Zukunft. Das wird auch Intentionsgedächtnis genannt. Und wenn ich jetzt mit einer Freundin verabredet bin, dann sollte ich schon vorher versuchen, an die Verabredung zu denken und auf die Zeit achten. Das klingt jetzt sehr, sehr banal.

aber hilft eben am Ende dabei, pünktlicher zu sein. Kann mir aber auch vorstellen, dass so immer wieder auf die Uhr schauen, möglicherweise dann auch so ein bisschen von Spontanität, von Lebensfreude nehmen könnte. Ja.

Genau und deshalb ist es auch so wichtig, hier eine gute Balance zu finden. Also natürlich hilft es unserer Tagesstruktur oder auch im Job, im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen, wenn wir pünktlich sind und uns ja auch an Verabredungen halten können. Aber es ist eben genauso wichtig, jetzt für das eigene Wohl.

befinden, dass wir in den wichtigen Momenten auch auf das Ereignis und eben nicht nur auf die Zeit achten können. Denn wenn wir viel erleben, dann kommt uns unser Leben so wahrscheinlich länger und auch erfüllt hervor. Und das ist ja auch was wert. Luisa Bercher aus dem Quarksteam. Vielen Dank. Sehr gerne.

Klar kann man da einiges machen. Mehr Fahrrad fahren, habe ich eben schon gesagt, oder Öffis nehmen, Ernährung umstellen, weniger fliegen, Solarpanel aufs Dach oder an den Balkon hängen. Aber bringt das wirklich was, wenn die großen Player im CO2-Game weiter unser Klima schädigen? natürlich in ganz anderen Dimensionen als wir als Einzelne.

Oder bewirke ich als Einzelperson vielleicht doch mehr, als ich denke? Michael Stang aus dem Quarksteam hat sich das wissenschaftlich angeschaut. Michael, was bringt das, wenn ich Fahrrad fahre, mein Müll trenne, Mehrweg statt Einweg kaufe und so weiter?

Also das bringt auf jeden Fall etwas und es gibt viele Studien, die das unterstreichen und die zeigen viele Umweltschutzmaßnahmen auch im Alltag, die wirken und zwar ordentlich. Und je mehr Menschen mitmachen, desto größer ist dann auch die Wirkung.

Aber natürlich, du hast recht, es ist richtig, die großen Hebel beim Umweltschutz, die liegen natürlich in der Politik und bei der Wirtschaft. Nur auf das individuelle Verhalten zu schauen, wäre deshalb zu wenig. Das heißt jetzt aber nicht, dass unsere, auch wenn sie klein sind, sind diese ganzen Umweltschutzmaßnahmen keinen Effekt haben. Dann lass uns doch über diese Effekte mal sprechen. In welchen Bereichen lohnt sich das denn vielleicht besonders, wenn ich da auf den Umweltschutz achte?

Wenn du so fragst, da können wir natürlich stundenlang über diese ganzen Themen sprechen, weil das alles so vielfältig ist. Aber jetzt mal zusammengerafft zur groben Orientierung. Die wichtigsten Bereiche im täglichen Leben in dieser Hinsicht sind Wohnen und Strom. Die machen zusammen gut ein Viertel des eigenen CO2-Fußabdrucks aus. Dann natürlich Mobilität. Also mit welchem Verkehrsmittel komme ich jetzt von A nach B?

Ein großer Faktor ist auch die Ernährung. Es ist ja klar, dass etwa Südfrüchte, die jetzt einen weiten Weg bis zu mir nach Hause schon zurückgelegt haben, dass die einen größeren CO2-Fußabdruck haben als etwa Äpfel, die aus der Region stammen.

Und dann noch zwei Punkte, die einen Effekt haben. Konsum, also was kaufe ich alles und natürlich auch der ganze Abfallbereich. Sehr großes Themenfeld, habe ich verstanden. Aber vielleicht können wir das ja so ein bisschen runterbrechen, vielleicht auch ein bisschen konkreter mit Zahlen. Was kann ich denn mit... meinem individuellen Verhalten wirklich dann bewirken.

Das lässt sich tatsächlich für jeden Haushalt ausrechnen oder auch für jede Person wirklich runterrechnen. Zum Beispiel mit dem CO2-Rechner vom Umweltbundesamt. Und da kann man wirklich ausrechnen, was einzelne Umweltschutzmaßnahmen bewirken. Nehmen wir einen Vier-Personen-Haushalt, wenn man da zum Ökostrom wechselt, dann lässt sich im Schnitt tatsächlich eine Tonne CO2 pro Jahr einsparen. Oder ein anderes Beispiel.

Wenn ich einen Sparduschkopf kaufe und damit den Wasserverbrauch, vor allem den des warmen Wassers, reduziere, dann fallen bis zu 300 Kilogramm CO2 weniger an. Durchschnittlich natürlich. Also da kommt schon wirklich ordentlich was zusammen. und Klimawissenschaftler betonen ja immer wieder, jede Tonne CO2, die eingespart wird, hilft. Das heißt, wir könnten jetzt alle mal diesen CO2-Rechner aufsuchen, das mal durchrechnen, uns mal anschauen, wenn wir das noch nicht gemacht haben, ja?

Naja, also so ein CO2-Rechner kann dabei helfen, die großen Stellschrauben zu finden, wenn ich mich frage, wo kann ich in meinem Leben was tun und was bringt das? Nur auf die eigene CO2-Bilanz zu schauen, wäre aber auch nicht sinnvoll.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, denn dann verliert man womöglich das große Ganze aus dem Blick. Und ganz ehrlich, manchmal geht es ja aus Zeit- oder auch Geldgründen eben nicht anders, als mit einem Auto zu fahren oder vielleicht auch einen Flug zu buchen.

Aber wir halten schon mal fest, dass was wir im Kleinen machen, das ist nicht egal. Das kann sich durchaus lohnen, da mal hinzuschauen. Ja und trotzdem, im Vergleich zu den großen Verursachern des Klimawandels, nehmen wir zum Beispiel die Ölkonzerne. Sind das am Ende wirklich Kleinigkeiten? Das kann natürlich, wenn man das so nebeneinander hält, schon ein Stück weit entmutigen.

Ja, absolut richtig. Aber auch dazu gibt es Berechnungen. Der Anteil der weltweiten CO2-Emissionen, der direkt auf Privatpersonen zurückzuführen ist, der ist gar nicht so groß. Der liegt nämlich nur etwa bei 10 Prozent. Privathaushalten betrachtet, also Dinge wie Heizen, Stromverbrauch und den motorisierten Individualverkehr. Also wir allein können die Umwelt natürlich nicht retten, wenn sich auf der systemischen Ebene nichts ändert. Damit ist ja dieses große Ganze gemeint.

Wirtschaft, politisch und so weiter. Individuelle Entscheidungen, die haben natürlich auch Einfluss auf dieses System. Welche politische Partei ich wähle hat einen Effekt oder welche Organisation ich unterstütze hat auch einen Effekt. Expertinnen und Experten sagen deshalb, Das individuelle Verhalten und die strukturellen Rahmenbedingungen sind zwei Seiten derselben Medaille, die bedingen sich halt eben.

Ist ja irgendwie logisch, wir sind ja alle Teil dieses Systems, auch im Sozialleben, im Kontakt mit Freundinnen, mit Freunden, mit Familie. Wie könnte ich denn da zum Beispiel mein Umfeld ein Stück weit dazu motivieren, mehr für die Umwelt zu tun? Du hast ja gerade schon gesagt, diese kleinen Maßnahmen.

Die wirken logischerweise umso stärker, je mehr Menschen mitmachen. Ja, manchmal passiert das tatsächlich von alleine. Also wenn man sein Auto abgeschafft hat oder sich eine Solaranlage auf dem Balkon gebaut hat.

Das betrifft natürlich nur erst mal das eigene Leben, aber dann redet man mit Leuten drüber. Oder Nachbarn sehen das vielleicht und fangen auch an, darüber nachzudenken. Man kommt ins Gespräch und sie rechnen das vielleicht mal nach und sehen, hey, das ist eine gute Idee, das scheint irgendwie zu funktionieren. Generell gilt, und das zeigen tatsächlich mehrere Studien aus der Verhaltensforschung, Menschen lassen sich eher zu einem umweltfreundlichen Verhalten bewegen,

wenn sie das Gefühl haben, dass ihr eigenes Handeln tatsächlich einen Unterschied macht. Fachlich ausgedrückt heißt das positive Selbstwirksamkeitserwartung. Also wer davon überzeugt ist, dass der eigene Beitrag zählt, der engagiert sich eher. Okay, klingt alles ganz nachvollziehbar, ist natürlich auch jetzt erstmal ein bisschen theoretisch. Wie kann ich denn konkret damit umgehen?

Wenn einigen meiner Freunde der Umweltschutz vielleicht nicht so wichtig ist wie mir, also wenn es da zum Beispiel geht, ob man für einen Junggesellenabschied fürs Wochenende irgendwie wegfliegt, da will man ja dann auch ungern als Spaßverderber dastehen. aus der Forschung, wie man mit solchen Situationen umgehen kann?

Es sind viele kleine Dinge, die helfen können. Nicht nur meckern, sondern positiv rangehen und vor allem, ganz wichtig, konkrete Alternativen vorschlagen. Und je klarer und strukturierter diese Vorschläge sind, desto eher werden sie... auch angenommen. Das hat mal ein Team der Uni Erlangen-Nürnberg gezeigt. Da wurde im Umkehrschluss auch klar, dass unklare oder zu abstrakte Vorschläge eben zur Ablehnung führen. Und wichtig ist auch, dass es hilft,

Wenn man das Gemeinschaftsgefühl stärkt, dann werden Dinge wie Umwelt- oder Klimaschutz als weniger belastend wahrgenommen. Und hinzu kommt, dass Umweltschutz... ja nicht nur ökologisch etwas bringt, sondern man kann häufig, was auch nett ist, Geld sparen. Also in der Familie, bei Freunden, der Arbeit oder auf der Uni gilt, reden hilft. Und wenn man über Pros und Kontras spricht,

und gemeinsam eine verträgliche Lösung findet, dann ist es natürlich für alle leichter. Und häufig sind dann da auch Entscheidungen dabei, die die Umwelt schützen. Und am Ende lohnt es sich doch, wenn wir was tun, weil der Umweltschutz, der fängt bei uns an.

bekommen wir das nicht hin. Aber wir sind eben auch Teil des Systems. Es gibt Leute, die machen dann vielleicht mit. Und wir können auch beeinflussen, wie Politik und Wirtschaft agieren. Also wir haben schon ein bisschen was in der Hand beim Thema. Hat uns Michael Stang aus dem Quarksteam mitgegeben. Danke dir. Gerne.

Einsamkeit ist ein Problem in unserer Gesellschaft und das nicht nur für ältere Menschen, wissen wir spätestens seit der Corona-Pandemie, wo besonders junge Menschen darunter gelitten haben. Warum Einsamkeit aber immer noch ein Problem ist und welche Folgen es hat, wenn junge Menschen einsam sind,

Damit hat sich Annika Frank aus dem Quarksteam beschäftigt. Annika, wir leben ja in einer total vernetzten Welt, sind ständig online, sind in Social Media unterwegs. Wie kann es da sein, dass Einsamkeit ein Problem ist, was größer wird für junge Menschen? Das ist schon interessant, dass Jahre nach Ende der Pandemie knapp 50 Prozent der 16- bis 30-Jährigen sagen, sie fühlen sich einsam. Soziale Netzwerke hin oder her und diese Zahlen, die sind eben deutlich höher als vor der Pandemie.

Da waren es noch rund 15 Prozent. Das ist ein Unterschied, ja. Absolut. Und wenn man jetzt sich so fragt, was heißt es jetzt einsam? So eine grobe Definition ist, einsam ist, wer weniger soziale Kontakte hat. als er oder sie sich eigentlich wünscht. Und wenn man einsam ist, dann fühlt sich das erstmal für den oder die Betroffenen nicht so gut an. Was man aber auch inzwischen weiß aus der Forschung ist, dass Einsamkeit sogar krank machen kann. Also sowas wie Depressionen und andere psychische...

Erkrankung begünstigen kann, hängt mit Stress zusammen, mit schlechter Ernährung, Herz-Kreislauf-Erkrankung. So, das ist das eine. Aber es ist eben nicht nur für die Betroffenen und ihre Gesundheit schlecht. Darüber hinaus immer mehr Hinweise, dass das auch für uns alle, also für unser Zusammenleben und für die Gesellschaft problematisch werden kann. Was heißt das jetzt genau? Also wie wird Einsamkeit zum gesellschaftlichen Problem?

Gerade junge Menschen, die einsam sind, fühlen sich oft ausgegrenzt und sind dann nämlich empfänglicher für populistische Botschaften. Also sie glauben eher an Verschwörungstheorien, neigen eher zu autoritären Einstellungen. akzeptieren auch eher politische Gewalt zur Umsetzung von politischen Zielen. Und das zeigen internationale Daten, aber auch repräsentative Befragungen aus Deutschland.

Das ist echt ein Zusammenhang, den ich so noch nicht auf dem Schirm habe. Woran liegt denn das? Also wie kann Einsamkeit zu solchen politischen Verwerfungen führen? In der ganz aktuellen Studie der privat finanzierten Bertelsmann Stiftung, da konnten die Forschenden zum Beispiel zeigen, wer sich jetzt sehr einsam fühlt.

der glaubt eher nicht, dass man selbst durch eigenes Handeln etwas verändern kann. Und diese Vorstellung, dass man eben nichts verändern kann, war eben bei den einsamen Menschen deutlich stärker ausgeprägt als bei den nicht einsamen Menschen. Und die einsamen Menschen glauben auch eher, dass die Demokratie in Deutschland nicht funktioniert und dass ihre Anliegen durch Politikerinnen und Politiker gar nicht vertreten werden.

Diese aktuelle Untersuchung, das war eine repräsentative Befragung von Menschen zwischen 16 und 30 und dafür haben die Forschenden die Befragten in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, in sehr einsam, bisschen einsam und nicht einsam und haben das dann verglichen.

Und das Interessante und eben auch Auffällige war, dass eben grundsätzlich das politische Interesse in allen Gruppen ähnlich ausgeprägt ist, aber eben die Folgen bei den einsamen Menschen ganz anders ausfielen. Aber warum ist das so? Also wie genau entstehen dann Populationen? Wenn ich jetzt das Gefühl habe,

Was ich denke, das interessiert ja eh niemanden. Dann steigt eben die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich von Politik, von politischen Prozessen abwende. Also ich diskutiere eben nicht mehr mit Menschen. Ich bin in keinem Verein, in keinem Ehrenamt. Ich gehe möglicherweise nicht mehr. mehr wählen. Und das ist dann so ein bisschen wie eine Spirale, die man sich auch ganz gut vorstellen kann.

Ich habe wenig Kontakt zu anderen Menschen, ich spüre wenig Verbundenheit, habe auch gar nicht so die Gelegenheit, Vertrauen aufzubauen. Soziales Lernen, also miteinander, voneinander lernen, findet weniger statt. Vor allem erlebe ich auch weniger Selbstwert. Selbstwirksamkeit ist, ich spüre, dass das, was ich mache, auch etwas bewirken kann. Und das haben eben Menschen, wenn sie einsam sind, eher nicht.

Und wenn das eben all diese Dinge, die ich gerade beschrieben habe, wieder mit dem Gefühl der Einsamkeit zusammenkommt, dann kann das eben dazu führen, dass ich mich ausgegrenzt fühle und dann können eben populistische Botschaften eher auf fruchtbaren Boden fallen. Weil sie möglicherweise dann auch so eine Art...

Zusammenhalt versprechen oder versuchen zu vermitteln? Ja, auch das ist ein Punkt dabei. Diese Zugehörigkeit, so eine Art gemeinsames, ich nenne es mal Feindbild in Anführungsstrichen. Also gegen die etablierten Strukturen, gegen die Politik, gegen die... Und das kann dann eben verbunden sein mit den Punkten, über die wir gerade schon gesprochen haben. Sowas wie Unterstützung autoritärer Ideen, Ablehnung der Institutionen, Befürwortung auch von Gewalt.

Und wenn das alles zusammenkommt und das eben viele Menschen betrifft, dann kann das durchaus politische Prozesse gefährden und im schlimmsten Fall eben auch unsere Demokratie. Und das liegt wirklich alles an der Einsamkeit. Was man jetzt also sagen muss ist, ob das immer direkt zusammenhängt. Bin ich einsam, dann werde ich radikal. Diese kausale Wirkung, die kann man nicht direkt belegen. Aber Forschende sehen eben schon, dass es einen gewissen Zusammenhang gibt.

Ob ich jetzt zum Beispiel populistische Ideen gut finde, hängt aber auch noch von anderen Dingen ab. Zum Beispiel von meiner Lebenssituation. Wo, wie, in welchem Umfeld ich lebe. Wie viel Geld habe ich? Habe ich Arbeit oder nicht? Aber dass es eben so eine Art Wechselwirkung gibt zwischen Einsamkeit und dem Gefühl von so einer sozialen Bedrohung, auch vielleicht einem Mangel an Empathie, also ich mich nicht so gut in andere hineinversetzen kann.

Auch, dass eben sowas wie Isolation politisch radikalere Strömungen unterstützt, dafür gibt es inzwischen Hinweise aus der Forschung. Es ist eben eigentlich, wenn man zusammenfasst, dass das Gefühl eben so außen vor zu sein, dass das extremistische und autoritäre Haltung fördern kann, davon gehen Forschende inzwischen aus.

Gibt es denn irgendwelche Möglichkeiten, diesen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und politisch radikalen Tendenzen zu durchbrechen? Das erste ist natürlich das Problem überhaupt zu erkennen. Einsamkeit an sich ist jetzt schon inzwischen auf der politischen Agenda. Es gibt auch eine entsprechende Strategie der Bundesregierung.

Nun, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber oft ist eben Einsamkeit eher mal mit älteren Menschen verbunden. Das hört man immer wieder so. Genau, der alte Mann, die alte Frau sitzen alleine zu Hause. Aber da muss man eben auch stärker die jüngeren Menschen in den Fokus nehmen. Das heißt auch erstmal entsprechende Hilfsangebote schaffen.

Vielleicht erstmal online, das ist dann besonders niedrigschwellig, um eben junge Menschen zu erreichen. Aber eben auch weitere Angebote, Mitgestaltung stärken, für mehr Selbstwirksamkeit eben sorgen. Auch das kann erstmal online gehen, aber das brauchen wir auch. In der echten Welt, da braucht es Begegnungsstätten, Freizeitangebote, Kulturangebote.

Und natürlich eben auch, dass die Themen junger Menschen stärker angegangen werden, mehr angegangen werden, auch in der politischen Debatte. Das heißt Mitsprache in Vereinen und Initiativen stärken, auch eben die politische Mitbestimmung, zum Beispiel in Jugendräten. Das heißt, es gibt schon eine ganze Palette von Dingen, die wir tun können, die geschaffen werden könnten, um eben die jungen Menschen auch eher zu erreichen.

Und wir können festhalten, das ist tatsächlich ein Problem, Einsamkeit bei jungen Menschen. Und das ist nicht nur ein Problem für die Betroffenen selber, sondern eben auch für die ganze Gesellschaft. Wie das alles zusammenhängt, das hat uns Annika Frank aus dem Quarksteam erklärt. Danke. Gerne.

An dieser Stelle möchte ich mal Danke sagen. Danke für eure Treue. Es gibt nämlich mindestens einige, die schon wirklich lange mit dabei sind hier bei Quarks Daily. Sandra zum Beispiel aus der Quarks Community, die hatte eine Nachfrage zu einem Thema und hat nebenbei gedroppt.

höre euch schon seit vier Jahren. Finden wir ziemlich gut, Sandra. Vielen Dank dafür und wenn ihr uns auch mal was schreiben mögt, wenn ihr eine Frage habt zu einem Thema zum Beispiel oder einen Themenvorschlag oder uns einfach nur sagen wollt, wie lange ihr uns schon hört oder wo ihr uns hört oder

Warum ihr uns hört, dann schreibt uns gerne. Geht per E-Mail oder per Messenger. Die passende Adresse bzw. Nummer, die findet ihr hier direkt nebenan in den Shownotes. Ich bin Sebastian Sonntag. Tschüss! Gemacht vom WDR.

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