Fast wie in Bullerbü | Die komplette Hörgeschichte! - podcast episode cover

Fast wie in Bullerbü | Die komplette Hörgeschichte!

Jun 15, 202559 min
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Summary

In diesem Hörspiel erzählt Luzi von ihrem Alltag in einem Haus mit drei Familien und sechs Kindern, der sich anfühlt "fast wie in Bullerbü". Es geht um gemeinsame Abenteuer im Garten, die Freude und Trauer über Haustiere wie Meerschweinchen Snoopy und Zebrafinken Franz und Franziska. Die Geschichte schildert auch eine aufregende Paddeltour mit Gewitter, den Abschied vom Kindergarten, den aufregenden Start in die Schule inklusive einer lustigen Verwechslung sowie die Suche nach dem Besitzer eines gefundenen Hundes – das Zusammenleben ist nie langweilig, trotz kleiner Streitereien.

Episode description

Lucie findet, dass sie Glück hat: In den drei Stockwerken ihres Hauses leben drei Familien mit je zwei Kindern. Sechs Kinder in drei Wohnungen – das ist fast wie in Bullerbü, ihrem Lieblingsbuch! Nur übereinander, statt nebeneinander. In "Fast-Bullerbü" heißen die Kinder Lucie, Philip, Rita, Laura, Marlene und Robin. Und zusammen ist es keinen Tag langweilig! Alle 7 Folgen der OHRENBÄR-Hörgeschichte: Fast wie in Bullerbü von Kristine Kretschmer. Es liest: Astrid Kohrs. ▶ Mehr Hörgeschichten empfohlen ab 6: https://www.ohrenbaer.de/podcast/empfohlen-ab-6.html ▶ Mehr Infos unter https://www.ohrenbaer.de & [email protected]

Transcript

Wie in Bullerbü? Leben im Haus und Garten

Ohrenbär. Hörgeschichten für Kinder. Fast wie in Bullerbü von Christine Kretschmer Ein Vogel für alle. Der erste Buchstabe, den wir in der Schule gelernt haben, war das L. L wie Lisa. In der Fibel kommt ein Mädchen vor, das heißt Lisa. In meiner Klasse gibt es keine Lisa, aber ich kenne trotzdem eine. Die ist aber nicht echt, sondern aus einem Buch. Lisa aus Bullerbü. Bullerbü ist ein ganz kleines Dorf, in dem es nur drei Häuser gibt.

In jedem Haus wohnt eine Familie mit ihren Kindern. Im Nordhof wohnen Britta und Inga, im Mittelhof Lasse, Bosse und Lisa und im Südhof wohnt Ole mit seiner kleinen Schwester Kerstin. Sie ist fast noch ein Baby. Naja, ein bisschen größer schon. Das Mädchen, das Lisa heißt, erzählt in dem Buch, was die Kinder in Bullerbü alles erleben. Lisa fängt mit L an.

Ich heiße Luzi. Luzi fängt auch mit L an. Und da, wo ich wohne, ist es fast so wie in Bullerbü. Wir sind auch drei Familien. Aber wir wohnen nicht nebeneinander, sondern übereinander. Alle im selben Haus. Unser Haus hat drei Stockwerke. Ganz oben wohnt eine Familie, ganz unten wohnt eine und in der Mitte wohnen wir. Jede Familie hat zwei Kinder, also sind wir zusammen sechs. Genau wie in Bullerbühl.

bevor Kerstin zur Welt kam. Vielleicht bekommen wir ja auch noch ein Baby. Aber ich glaube nicht. Ich habe einen Bruder. Er heißt Philipp und ist schon neun Jahre alt. Unter uns wohnen Rita und Laura mit ihren Eltern. Und über uns Marlene und Robin. Und ihre Eltern natürlich. Marlene ist meine Cousine und Robin mein Cousin. Und außerdem ist Marlene so alt wie ich und ihr Bruder ist so alt wie mein Bruder.

Das ist sehr praktisch, weil wir alles zusammen machen können. Natürlich ist es bei uns auch draußen nicht genauso wie in Bullerbü. Wir leben ja nicht auf einem Bauernhof auf dem Land, sondern in einer Stadt. In einer sehr großen Stadt. Wir haben keine Scheune und keine Weide. Aber wir haben einen Garten und ein Kinderhaus. Wenn wir richtig in Bullerby wohnen würden, hätten wir ganz viele Tiere. Kühe und Schweine und Hühner und einen Hund.

Lisa, die aus dem Buch, hat sogar ein eigenes Lämmchen, das sie mit der Flasche aufgezogen hat. Wir haben nur kleine Tiere in unserem Garten. Na, verschiedene Vögel natürlich. Spatzen und Amseln und Stare. Und Elstern und Krähen. Manchmal kommt ein Eichelheer vorbei. Einmal hatten wir einen Igel und unter der Regentonne hat mal ein Frosch gewohnt. Natürlich gibt es noch alle möglichen kleinen Tiere.

Schnecken mit Haus und Schnecken ohne Haus, Regenwürmer, Marienkäfer und viele andere. Einmal hat Philipp gesagt, ich habe eine Idee, wir machen eine Tierausstellung. Alle fanden seine Idee gut. Wir haben lauter verschiedene Tiere gesammelt. Regenwürmer aus dem Komposthaufen, Kellerasseln und Weberknechter aus der Garage, Marienkäfer.

Fliegen, Tausendfüßler, Ameisen, Spinnen und noch viele andere. Laura hat einen Schmetterling gefangen. Aber ganz vorsichtig, damit die Flügel nicht kaputt gehen. Wir haben 36 verschiedene Tiere gefunden. Die Tiere haben wir in Gläser und in Sandförmchen gesetzt. Obendrauf haben wir ein Sieb gelegt, damit sie noch Luft bekommen. Oder wir haben in den Deckel Löcher gemacht. So konnten sie nicht wegfliegen oder wegkrabbeln.

Dann wollte Philipp eine Wespe fangen. Nur mit seiner Hand. Ohne alles. Er hat sich ganz vorsichtig an eine Wespe herangeschlichen, die auf einer Blume saß und hat nach ihr gegriffen. Er hat sie tatsächlich erwischt. Aber plötzlich hat er ganz laut geschrien, weil die Wespe ihn in die Hand gestochen hat. Wir anderen fanden, dass er selbst schuld ist, weil doch jeder weiß, dass eine Wespe sticht, wenn sie Angst hat.

Ein Vogel für alle: Franziska

Im Garten gibt es also wirklich viele Tiere. Aber lange Zeit hatten wir gar kein Haustier, das drinnen wohnt. Dann fand Ingeoma auf der Straße Franziska. Ingeoma ist meine Oma. Und natürlich auch die Oma von meinem Bruder. Und sie ist die Oma von Marlene und Robin, weil meine Mutter und Marlenes Vater Geschwister sind. Wenn meine Oma kommt, kommt sie immer zu allen ihren Kindern und Enkelkindern.

Als meine Oma diesmal zu Besuch war, ging sie einmal einkaufen. Das war in einer großen Straße, wo viele Kaufhäuser stehen. Meine Oma hat schon alles Mögliche eingekauft und wollte gerade wieder mit dem Bus nach Hause fahren. Plötzlich sah sie am Rand dieser großen Straße einen Vogel liegen. Er war ganz klein, hatte nur wenige Federn und sah krank aus. Sie hob ihn auf und nahm ihn mit, damit ihn niemand zertreten konnte.

Zum Glück hatte sie gerade vorher im Bioladen eingekauft und sich Mehl mahlen lassen. Das Mehl war vom Mahlen noch ein bisschen warm. Auf diese warme Tüte legte sie den kleinen Vogel wie auf eine Wärmflasche und fuhr nach Hause. Meine Oma glaubte, dass der Vogel sterben würde, weil er so klein und schwach war. Sie wollte ihn in unseren Garten unter einem Busch legen, damit er dort sterben könnte. Als wir Kinder den kleinen Vogel sahen, fanden wir es traurig, dass er sterben sollte.

Wir stellten ihm ein Schälchen mit Wasser hin und krümmelten ein bisschen Brot vor seinen Schnabel. Dann gingen wir ein Stück weiter weg und beobachteten ihn. Nach einer Weile sagte meine Oma, ich glaube, es geht ihm etwas besser. Er sieht gar nicht mehr so schlapp und kränklich aus. Wir freuten uns. Vielleicht können wir ihn behalten, sagte Robin. Zum Glück war dieser Tag der Tag, an dem die Sommerferien anfingen. Robin und Philipp hatten Zeugnisse bekommen.

Als Robins Mutter nach Hause kam, fand sie, dass die Jungen eine Belohnung verdient hatten, weil sie ein ganzes Schuljahr lang in die Schule gegangen waren. Wir dürften den Vogel behalten, sagte sie, wenn er es überlebte. Am Nachmittag ging es ihm schon viel besser. Da gingen wir in die Zoohandlung um die Ecke. Den Vogel nahmen wir auch mit. Wir kauften einen Vogelbauer mit einer Stange und einer Schaukel und einem kleinen Spiegel drin. Unten kam Sand rein.

und an der Seite eine Wanne mit Wasser. Die Frau im Geschäft sah sich unseren Vogel an und sagte, es sei ein Weibchen. Da nannten wir es Franziska. Wir kauften einen zweiten Zebrafinken dazu. Das war ein Männchen. Wir nannten es Franz. Franz und Franziska wohnen oben bei Robin und Marlene. Aber sie gehören uns auch, weil es die Oma war, die uns allen gehört, die Franziska gefunden hat. Franz macht ziemlich viel Krach.

Franziska piepst nur ein bisschen. Meistens sitzen sie auf der kleinen Stange vor dem Spiegel. Dort ist auch ein Schälchen mit Körnern. Franz und Franziska picken gerne aus dieser Schale ihr Futter und gucken dabei in den Spiegel. Einmal hat Franziska ein Ei gelegt. Wir haben uns gefreut, dass die beiden ein Kind bekommen. Aber Franziska hat sich nicht auf das Ei gesetzt, um es auszubrüten. Sie hat das Ei einfach vergessen.

Nach ein paar Tagen hat Robins Mutter das Ei aus dem Käfig herausgenommen und weggeworfen. Schade. Wenn Franz und Franziska Junge bekommen hätten, dann hätten die bei mir im Zimmer wohnen können.

Lauras Geburtstag und das Meerschweinchen Snoopy

Lauras Geburtstag Bei uns im Haus gibt es sehr viele Geburtstagsfeiern. Das ist kein Wunder, weil wir ja sechs Kinder sind und sechs Eltern. Über mir, meinen Eltern und meinem Bruder Philipp wohnen Marlene und Robin und unter uns wohnen Rita und Laura. Kurz vor Weihnachten hatte Laura Geburtstag. Am Tag vor ihrem Geburtstag sind ihre Eltern zu uns gekommen und haben sich den Schlüssel von unserem Keller geholt. Sie wollten dort Lauras Geschenk verstecken.

Es war ein Meerschweinchen in einem großen Käfig mit einem Häuschen und Holzwolle. Es war braun und schwarz und weiß und noch ganz klein. Als Lauras Eltern das Meerschweinchen in den Keller getragen haben, sind wir Kinder alle mitgegangen. Laura war bei einer Freundin zum Spielen verabredet und hat nichts gemerkt. Aber wir anderen durften das Meerschweinchen schon einmal streicheln und ihm Wasser geben. Es stand mit seinem Käfig auf einem alten Schreibtisch.

Der Keller hat auch ein Fenster, es musste also keine Angst im Dunkeln haben. Als Laura von ihrer Freundin zurückkam, haben wir zusammen gespielt. Was wünschst du dir denn zum Geburtstag? hat Philipp gesagt. Laura hat gesagt, dass sie gerne Kassetten haben möchte und Möbel für ihr Puppenhaus und einen Anhänger für ihre Kette. Dann hat sie noch gesagt, ach, am allerliebsten hätte ich ein Haustier, aber das bekomme ich sowieso nicht.

Wir haben uns angeguckt, aber wir haben nichts gesagt. Nicht einmal Marlene hat etwas verraten, obwohl sie sich sonst meistens verplappert. Wir haben alle weitergespielt und so getan, als ob nichts wäre. Laura hat nicht gemerkt, dass wir lachen mussten, weil wir ja wussten, welches Geschenk sie bekommen würde. Am nächsten Morgen war Lauras Geburtstag. Es war ein Samstag und alle Erwachsenen und alle Kinder waren zu Hause.

Laura ist ganz früh durchs ganze Haus gelaufen und hat überall geklingelt. Sie hatte das niedliche Meerschweinchen auf dem Arm und hat es uns gezeigt. Wir haben gelacht und haben gesagt, dass wir das Meerschweinchen schon kennen. Dann sind wir alle mit runtergegangen und haben es gestreichelt und auf dem Arm gehalten. Es war ganz klein und ganz jung und hatte ein sehr weiches Fell. Ich fand es so niedlich.

Als wir es ganz lange gestreichelt hatten, hat Laura gesagt, jetzt braucht es Ruhe. Wir sind alle wieder nach oben gegangen. Als ich mich endlich an den Tisch zum Frühstück gesetzt habe, hat meine Mama gesagt, Hoffentlich ist das Meerschweinchen so kräftig, dass es die Liebe von sechs Kindern aushalten kann. Am Nachmittag feierte Laura natürlich auch Kindergeburtstag. Das machen alle Kinder bei uns im Haus.

Laura hatte uns zu einem Vampirfest eingeladen. Ein paar Freundinnen aus ihrer Klasse kamen und alle Kinder aus dem Haus. Natürlich fanden alle Kinder, dass das Meerschweinchen das allerschönste Geschenk war. Laura hatte es Snoopy genannt. Alle Kinder wollten Snoopy auf den Arm nehmen und streicheln. Auch wir aus dem Haus, obwohl wir es ja vormittags schon gehalten haben. Jeder wollte es zuerst halten. Es war ein richtiges Gedränge.

Zuerst kam Lauras beste Freundin dran, dann ihre Zweitbeste und dann die anderen Kinder aus ihrer Klasse. Wir aus dem Haus kamen erst danach, weil wir ja morgens schon Snoopy gestreichelt hatten. Ich war als allerletzte dran. Das Meerschweinchen hat gezittert, als ich es auf den Arm genommen habe. Vielleicht hatte es Angst, weil es so viele verschiedene Kinder waren. Es kannte ja noch nicht mal uns Kinder aus dem Haus und noch nicht mal Laura richtig.

Es saß auf meinem Arm und zitterte. Dann zappelte es ein bisschen und plötzlich sprang es von meinem Arm runter. Ich konnte es nicht festhalten. Ich bin fürchterlich erschrocken, aber ich konnte nichts machen. Es sprang einfach runter und lag plötzlich auf der Erde. Alle Kinder schrien. Laura kniete sich hin und hob es auf. Das Meerschweinchen quiekte leise und zuckte so komisch.

Laura legte es in den Käfig zurück. Ich habe geweint, weil es von meinem Arm gefallen war. Aber ich konnte doch nichts dafür, weil es doch einfach gesprungen war und ich es nicht festhalten konnte. Lauras Mutter hat mich getröstet. Dann hat sie gesagt, wir sollten das Meerschweinchen jetzt in Ruhe lassen, damit es sich wieder erholen kann. Wir sind dann alle rausgegangen und haben eine Schatzsuche gemacht. Der Schatz war auf dem Spielplatz unter der Rutschbahn verbuddelt.

Die Jungen hatten ihn vergraben. Sie hatten die Schaufeln für uns liegen gelassen, damit wir ihn ausgraben konnten. Der Schatz war eine Kiste voller Süßigkeiten. Wir haben die Süßigkeiten aufgeteilt. Dann sind wir wieder nach Hause gegangen. Rita ist vorgerannt. Als wir alle zur Haustür hereinkamen, stand sie schon an der Wohnungstür und hat gerufen, das Meerschweinchen stirbt vielleicht. Wir sind alle in die Küche gelaufen und haben geguckt.

Es war wieder ein richtiges Gedrängel vor dem Käfig. Das Meerschweinchen lag immer noch in einer Ecke. Es lief gar nicht mehr rum. Man konnte gleich sehen, dass es ihm nicht gut ging. Wir waren alle traurig, weil es ihm schlecht ging. Aber dann tranken wir Saft und aßen Kuchen. Und dann spielten wir das Vampir-Spiel und vergaßen das Meerschweinchen. Jedes Kind bekam einen schwarzen Umhang um und ein Plastikgebiss mit zwei langen Eckzähnen.

Am Umhang war ein Zettel festgesteckt mit einem Vampirnamen. Ich hieß nicht mehr Luzi, sondern Lucilla. Lucilla von Rankenstein. Die anderen hatten auch komische Namen. Die Großen rannten rum, flatterten mit dem Umhang und riefen Huuhu. Mir war ganz gruselig. Dann war es Abend. Lauras Schulfreundinnen wurden abgeholt.

Wir Kinder aus dem Haus sollten auch in unsere eigenen Wohnungen gehen. Wir wollten uns aber noch von dem Meerschweinchen verabschieden. Als wir in die Küche kamen, lag es ganz ruhig in seinem Käfig. Es war tatsächlich tot. Laura fing sofort an zu weinen und Marlene auch. Dann hat Laura gesagt, Luzi ist schuld, sie hat es fallen lassen. Ich habe gesagt, gar nicht.

Weil ich es ja gar nicht habe herunterfallen lassen. Es ist doch von meinem Arm gesprungen und alle waren dabei und haben es gesehen. Aber Laura hat gesagt, doch, ich bin schuld. Und Marlene fand das auch. Lauras Mutter hat gesagt, dass das Meerschweinchen noch sehr jung war.

Und wahrscheinlich Angst hatte vor so vielen Kindern. Und dass ich nicht schuld daran sei. Dass niemand schuld sei. Dann hat sie Laura getröstet und ihr versprochen, dass sie sich am nächsten Tag ein neues Meerschweinchen aussuchen dürfte. Aber Laura hat gesagt, sie wollte kein anderes Meerschweinchen, weil es nie wieder so ein schönes, niedliches Meerschweinchen wie dieses geben könnte. Sie war immer noch traurig. Da musste ich auch weinen.

Ein neues Meerschweinchen: Charlie Brown

Aber ich finde nicht, dass ich etwas dafür kann, dass es tot war. Nur weil ich die Letzte war, die es gehalten hat und weil es eben Angst hatte vor so vielen verschiedenen Kindern. Am nächsten Tag hat Laura sich doch ein neues Meerschweinchen ausgesucht. Das sah ganz anders aus als Snoopy. Aber es ist auch sehr niedlich. Es ist ganz braun und hat sehr glattes Fell. Sie hat es Charlie Brown genannt. Am Anfang habe ich es gar nicht gestreichelt.

Ich habe mich nicht getraut. Aber dann hat Laura gesagt, ich dürfe es ruhig anfassen und sie wüsste, dass das andere einfach zu jung war. Da war ich wieder ganz froh und habe mit dem neuen Meerschweinchen gespielt. Laura hat mir versprochen, dass ich das Meerschweinchen pflegen darf, wenn sie in Ferien fährt. Sie weiß jetzt, dass ich es nicht mit Absicht habe fallen lassen.

Bei uns ist es eigentlich nie langweilig. Wenn ich nach Hause komme, sind immer die anderen Kinder da. Und auch wenn meine Eltern noch arbeiten, sind die Eltern von Marlene oder die Eltern von Rita da. Dann spielen wir eben bei denen. Das liegt daran, dass wir in einem Haus mit drei Familien wohnen. In jedem Stockwerk wohnt eine Familie. Und in jedem Stockwerk gibt es eine Mutter, einen Vater und zwei Kinder.

Ganz oben wohnen noch Franz und Franziska. Das sind unsere Zebrafinken. Und unten wohnt noch Charlie Brown. Das ist Lauras Meerschweinchen. Manchmal machen wir zusammen eine Fahrradtour. Oder gehen zusammen schwimmen.

Planung und Beginn der Paddeltour

Oder spazieren oder in einer Ausstellung. Einmal haben wir eine Paddeltour gemacht. Wir sind zuerst mit dem Auto zu einem See gefahren. Dort konnte man sich Boote leihen. Wir haben alle Sachen aus dem Auto ausgepackt und in unsere Boote eingeladen. Wir hatten ganz viel dabei. Alles, was man für zwei Tage braucht. Wir wollten nämlich paddeln und dann auf einem Campingplatz übernachten.

Wir haben Schlafsäcke ins Boot gepackt, unser Zelt, Essen, trockene Klamotten und ganz viel Mineralwasser. Weil man beim Paddeln sehr schwitzt. Immer ein Kind und ein Erwachsener sind zusammen in einem Boot gefahren. Die Kinder sitzen vorne und die Erwachsenen hinten. Das Boot ist ganz schmal und wackelt, wenn man einsteigt. Aber das macht nichts, wenn man sich gleich auf einen kleinen Sitz setzt und das Wackeln dann gar nicht mehr mag.

Sturm auf dem See

Vorher haben wir alle noch Schwimmwesten angezogen, damit nichts passieren kann. Wenn das Boot umkippt, weil ein Sturm kommt oder so. Jeder hatte ein Paddel. Damit muss man das Wasser wegschaufeln, damit man vorwärts kommt. Wenn man es das erste Mal macht, spritzt es ganz doll nach hinten ins Boot. Da saß mein Papa. Hör auf, hat er geschrien. Du machst mich ja ganz nass. Aber er hat gewusst, dass ich das nicht mit Absicht mache.

Dann hat er mir erklärt, wie ich es machen soll. Wenn man nicht so tief eintaucht, spritzt es nicht so. Danach ging es besser. Wir sind aber trotzdem patschnass geworden, weil es angefangen hat zu regnen. Wir mussten weiter paddeln. Wenn man auf einem See ist, kann man sich ja nirgends unterstellen. Es war auch gar nicht so schlimm. Aber dann fing es plötzlich an zu donnern. Da haben wir alle einen Schreck bekommen.

Alle sind so schnell, wie sie konnten, ans Ufer gefahren. Wir waren noch mitten auf dem See, als ein Blitz im Wasser eingeschlagen hat. Da sind wir noch schneller gepaddelt. Wir wollten nur noch an Land. Zum Glück war eine Lücke im Schilf, die so groß war, dass wir mit unseren Booten reinpassten. Wir sind alle angekommen und waren heilfroh. Alle waren nass. Marlene hat geweint, weil ihr so kalt war.

Am Campingplatz und die Suche

Wir haben Süßigkeiten gegessen, bis das Gewitter wieder aufgehört hat. Dann mussten wir weiterfahren, weil es zum Campingplatz näher war als zurück zum Auto. Wir haben die Boote ganz nah nebeneinander gepaddelt und Robins Vater... hat griechische Geschichten erzählt. Solche von ganz früher. Von Odysseus zum Beispiel. Das war einer, der viele Jahre über das Meer gefahren ist und viel erlebt hat mit Riesen und merkwürdigen Wesen.

Zum Glück gab es an unserem See keine solchen Gestalten. Endlich kamen wir an den Campingplatz. Wir haben uns trockene Klamotten angezogen und unsere Eltern haben die Zelte aufgebaut. Neben uns war eine Frau, die war sehr nett. Sie hat für uns Kinder heißen Kakao gekocht und danach Kaffee für die Erwachsenen, damit wir nicht mehr frieren. Am nächsten Morgen schien zum Glück die Sonne.

Wir haben eine große Decke ausgebreitet und Frühstück gemacht. Wir hatten Brot dabei und Butter und Marmelade und Wurst und Käse und Milch und Obst und Joghurt. Jeder hatte was mitgebracht. Wir hatten auch einen Gaskocher dabei. Darauf haben sich die Erwachsenen Tee und Kaffee gekocht. Das hat ziemlich lange gedauert. Robin und Philipp waren schon fertig mit dem Frühstück und haben mit Tannenzapfen Zielwerfen gemacht. Dann haben sie sich gegenseitig beworfen.

Dann hat Philipp Robin getroffen und der ist hinter ihm hergerannt und wollte ihn fangen. Dabei ist er an den Topf mit dem Wasser gestoßen. Der Topf ist natürlich umgefallen und die Erwachsenen waren sauer. Robin musste neues Wasser von der Pumpe holen. Jetzt hat es natürlich noch länger gedauert, bis die Erwachsenen endlich fertig waren. Deshalb sind Rita und ich auch spielen gegangen. Erst sind wir zusammen mit Marlene und Laura ein Stück in den Wald gegangen.

Da stand nämlich ein Häuschen aus Holz und wir wollten gucken, was drinnen war. Es war gar nichts drinnen. Rita und ich haben dann gespielt, dass wir da wohnen. Laura und Marlene sind weitergegangen. Nach einiger Zeit haben die Erwachsenen nach uns gerufen. Sie haben die Zelte abgebaut und wollten, dass wir helfen, alle Sachen wieder zum Boot zu tragen. Die Jungen und Rita und ich waren da. Aber Marlene und Laura waren nicht da.

Wir haben nach ihnen gerufen. Sie haben nicht geantwortet. Die Erwachsenen haben uns losgeschickt, damit wir auf der anderen Seite des Weges suchen. Aber da waren sie auch nicht. Sie waren richtig weg. Dann haben wir alle zusammen ganz laut geschrien. Keine Antwort. Wir sind immer zwei und zwei losgegangen und haben in verschiedene Richtungen gerufen. Marlene, lau...

Aura! Aber es hat sich niemand gemeldet. Unsere Eltern wurden jetzt ein bisschen unruhig und wollten richtig nach den beiden suchen. Immer zwei sind in verschiedene Richtungen losgegangen. Wir Kinder mussten alle bei den Zelten und bei den netten Leuten bleiben und durften nicht weggehen, damit nicht noch jemand fehlt. Als alle Großen weg waren, war es ein bisschen unheimlich.

Robin und Philipp haben wieder angefangen, mit Tannenzapfen zu werfen und sind ein Stück weit weggegangen. Ihr sollt hierbleiben, hat Rita gerufen. Und da sind sie zurückgekommen. Nach einer Weile sind Marlenes Eltern wiedergekommen. Sie hatten die beiden nicht gefunden. Ich habe ein bisschen Bauchweh gekriegt, weil ich ein bisschen Angst hatte. Wenn Laura und Marlene nicht mehr aus dem Wald herausfinden, wenn sie immer weiter in die falsche Richtung laufen, was denn dann?

Meine Eltern kamen zurück. Sie hatten die beiden auch nicht gefunden. Sie sind noch einmal am Wasser langgegangen. Lauras Eltern sind zurückgekommen und haben mit den anderen Leuten auf dem Campingplatz geredet, ob noch jemand beim Suchen helfen kann.

Die verschwundenen Mädchen gefunden

Da hat Robin auf einmal gerufen, da kommen sie. Es stimmte, es waren Marlene und Laura. Sie kamen an, als ob gar nichts wäre. Aber sie wussten ja auch nicht, dass alle sie gesucht hatten. Die Erwachsenen haben alle durcheinander geredet. Wo seid ihr denn gewesen? Habt ihr uns denn nicht rufen hören? Ihr solltet doch nicht so weit weggehen. Laura und Marlene.

Haben gar nicht richtig zugehört. Sie wollten nämlich erzählen, was sie erlebt haben. Sie haben ein Häschen gesehen, das wollten sie streicheln. Als sie schon ganz nah dran waren, ist das Häschen weggelaufen. Und sie sind hinterhergelaufen. Dann hat das Häschen wieder gewartet und sie konnten es wieder fast streicheln. Laura hat gedacht, das Häschen hätte vielleicht Junge. Deshalb sind sie hinter ihm hergelaufen und haben uns nicht gehört. Das dürft ihr nie wieder machen.

hat Marlenes Mutter gesagt. Aber wir haben den Weg zurück doch gefunden, hat Laura gesagt. Und das stimmte ja auch. Dann haben wir schnell alle zusammen unsere Sachen in die Boote geladen und sind zurückgepaddelt. Auf dem Heimweg bin ich im Auto eingeschlafen, weil ich so müde war. Paddeln ist nämlich anstrengend.

Abschied vom Kindergarten

Reisefieber Bevor ich in die Schule gekommen bin, war ich im Kindergarten. Ich war sehr gerne im Kindergarten. Ich war immer in derselben Gruppe, seit ich zwei Jahre alt war. Und immer bei derselben Erzieherin. Marlene war auch in meinem Kindergarten, aber in einer anderen Gruppe. Marlene ist meine Cousine und wohnt im selben Haus wie ich. Marlenes Bruder und mein Bruder gehen in dieselbe Klasse.

Rita und Laura, die unten bei uns im Haus wohnen, waren in einem anderen Kindergarten, aber auch beide zusammen. So konnten immer zwei Kinder zusammen morgens aus dem Haus gehen. Marlene und ich in den einen Kindergarten. Laura und Rita in den anderen Kindergarten und Philipp und Robin in die Schule. Ich fand es in meinem Kindergarten und vor allem in meiner Gruppe am allerschönsten. Viel schöner als in den anderen Gruppen, die es noch gab. Aber...

Das lag natürlich daran, dass die Kinder dort alle meine Freunde waren. Vor allem Tina und Sabrina. Und auch Florian. Und natürlich Heike und Birgit. Das sind die Erzieherinnen. Heike hat voriges Jahr geheiratet. Ihr Mann ist auch Erzieher und arbeitet auch bei uns im Kindergarten, nur in einer anderen Gruppe. Als die beiden geheiratet haben, waren wir alle da. Der ganze Kindergarten. Das war eine Überraschung. Als sie aus dem Standesamt rauskamen,

haben alle Kinder davor gestanden und gesungen und Blumen gestreut und mit Reis geworfen. Die ganze Straße war voller Kinder. Alle fanden das sehr schön. Ich weiß noch nicht, ob ich später mal heirate. Ich kann mich nämlich nicht entscheiden, ob ich einen Mann heiraten soll oder eine Frau. Ich würde lieber eine Frau heiraten. Aber ich will vielleicht auch Kinder kriegen.

Und dann muss ich natürlich einen Mann heiraten. Bevor wir in den Urlaub gefahren sind, war mein Kindergarten zu Ende. Für mich, weil ich ja nach dem Sommer ein Schulkind war. Florian und David sind auch in die Schule gekommen. Die anderen Kinder durften noch bleiben. Wir haben ein Abschiedsfest gefeiert bei uns im Garten. Mit allen Kindern aus meiner Gruppe und ihren Eltern und ihren Geschwistern.

Wir hatten lange Tische und Bänke aufgestellt. An denen haben wir gesessen und Kuchen gegessen und Eis. Und Würstchen. Dann haben alle für mich ein Lied zum Abschied gesungen. Ich habe auch ein Geschenk bekommen zur Erinnerung. Ein Fotoalbum mit lauter Bildern aus meiner Kindergartenzeit. Am Anfang war ich noch ganz klein, erst zwei Jahre alt. Und am Ende war ich fast ein Schulkind.

Reisefieber und Puppengeschichte

Ich war sehr froh, dass ich fast ein Schulkind war, aber ich war auch traurig, weil ich gerne im Kindergarten geblieben wäre. Ich bin oft traurig und glücklich gleichzeitig, weil ich zwei verschiedene Dinge zur gleichen Zeit will. Und das geht eben nicht. Zum Beispiel bin ich oft traurig, bevor wir verreisen. Eigentlich freue ich mich ja auf die Reise. Aber ich würde in der Zeit auch gar nicht zu Hause sein. Und wenn ich irgendwo war und wieder zurück soll?

ist es genau andersrum. Ich bin traurig, weil ich von da weg soll und freue mich gleichzeitig ganz doll auf zu Hause. Von einer Reise zurückfahren ist aber einfacher. Meine Mama sagt, was ich habe ist Reisefieber. Einmal bin ich mit meiner Kindergartengruppe verreist. Wir sind auf einen Bauernhof gefahren mit Ziegen und Hühnern und Kühen und Ponys. Ich wusste schon vorher, wie die Tiere alle heißen.

Marlene war nämlich ein paar Wochen vorher mit ihrer Gruppe auf demselben Bauernhof gewesen. Ich wusste auch, dass man bei der großen Ziege vorsichtig sein muss, weil die nach allem schnappt und alles auffrisst, auch Papier und Strohhüte. Wir haben eine Liste vom Kindergarten bekommen. Auf der stand, wie viele Hosen und Pullover wir mitnehmen sollten. Und dass wir die Gummistiefel nicht vergessen sollten.

Meine Mama hat Lucy in meine Sachen geschrieben, damit ich alles wiederfinde, wenn wir zurückfahren. Aber ich kenne meine Sachen und muss gar nicht auf die Schrift gucken. Dann haben wir alle Sachen in die Tasche gelegt. Oben drauf kam mein neuer Strohhut und Mietzi meine Puppe. Ich habe viele Puppen. Anna, Caroline, Laura, Annabelle, die Dana-Puppe und eine Barbie.

Miezi ist meine Lieblingspuppe. Die wollte ich auch mitnehmen. Sie hat lange Haare und vorne ganz kurze, weil ich die abgeschnitten habe. Die hing ihr immer so ins Gesicht und sie konnte nicht richtig gucken. Ich habe für Mietzi noch ein Nachthemd eingepackt. Und dann war alles fertig. Am nächsten Morgen bin ich früh aufgestanden, weil wir schon um 8 Uhr im Kindergarten sein mussten.

Ich habe gefrühstückt und dann habe ich mich angezogen und dann habe ich meine Zähne geputzt. Als ich mit allem fertig war, bin ich wieder in mein Zimmer gegangen. Ich musste nämlich noch Titi holen. Titi ist ein Tiger, aber kein echter. sondern ein Kuscheltier. Titti ist mein Lieblingskuscheltier und er musste mitkommen. Meine Dana-Puppe lag in ihrem Puppenbett. Ich habe sie rausgenommen, um mich zu verabschieden. Da habe ich gemerkt, dass sie ganz traurig ist.

Weil ich wegfahre. Sie hat geweint, als ich sie auf den Arm genommen habe. Ich bin mit ihr zu meiner Mutter gegangen und habe ihr das erzählt. Sie hat gesagt, mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um die Dana-Puppe, solange du nicht da bist. Wenn sie will, kann sie sogar bei mir im Bett schlafen. Aber die Dana-Puppe war noch immer traurig und hat immer weiter geweint. Da habe ich ihr gesagt, sei doch nicht traurig. In einer Woche bin ich ja wieder da.

Und ich denke auch jeden Abend an dich. Du musst nur siebenmal ohne mich schlafen, bis ich wiederkomme. Sie war so traurig und hat so lange geweint, bis ich selber auch ganz traurig war und weinen musste. Ich stand im Bad und konnte meine Haare nicht kämmen, weil ich so doll weinen musste. Meine Mama hat mich in den Arm genommen. Sei nicht traurig, hat sie gesagt. Du musst doch nicht weinen. Du kommst doch in einer Woche schon wieder.

Ich denke jeden Abend ganz fest an dich und nach siebenmal schlafen bist du schon wieder zu Hause. Aber ich konnte nicht aufhören zu weinen, weil die Dana-Puppe so traurig war. Da hat meine Mutter gesagt, Weißt du was? Dann nimm doch einfach diesmal die Dana-Puppe mit und lass Miezi zu Hause. Miezi ist ja schon oft mit dir verreist und die Dana-Puppe noch nie. Ich fand, das war ein guter Vorschlag.

Ich habe mit sie aus der Tasche genommen und sie gefragt, ob sie da bleiben würde. Sie ist ja wirklich schon oft mit mir verreist. Sie war schon ein paar Mal mit bei Ingeoma und in Dänemark und sogar schon in Griechenland. Mietzi hat gesagt, es wäre ihr egal. Sie würde auch zu Hause auf mich warten. Ich habe sie auf mein Bett gesetzt und habe die Dana-Puppe eingepackt. Die Dana-Puppe hat aufgehört zu weinen und ich konnte mich auch wieder auf die Reise freuen.

Auf dem Bauernhof war es sehr schön. Alle Tiere waren noch da, von denen mir Marlene schon erzählt hatte. Und die Ziege war sogar noch frecher geworden. Sie hat nicht nur Papier und Strohhüte angeknabbert, sondern sogar die Lederjacke von unserer Erzieherin. Ich hatte während der ganzen Woche kein Heimweh und war auch nicht traurig. Nur am letzten Tag, weil wir abfahren mussten. Aber auch nur ein ganz klein bisschen, weil ich mich natürlich... auf Zuhause gefreut habe.

Vorfreude auf die Schule

Der erste Schultag Als ich in die Schule gekommen bin, habe ich mich sehr gefreut. Vorher habe ich immer schon gezählt, wie oft ich noch schlafen muss. Zum Geburtstag habe ich eine Schultasche bekommen. Die stand auf meinem Schrank. Ich durfte vorher nicht mit ihr spielen, weil meine Mama gedacht hat, ich verliere alles, was in der Tasche drin ist. Das Federmäppchen und die Brotdose und das Lineal. Dabei habe ich doch darauf aufgepasst.

Ich war neugierig, wie meine Schultüte aussieht. Ich war auch neugierig, was drin sein würde. Meine Mutter hat gesagt, Früher hat man immer Süßigkeiten in die Schultüte gefüllt, aber das ist ja viel zu ungesund und schlecht für die Zähne. Weißt du was? Wir füllen deine Schultüte einfach mit Moorrüben und Zahnbürsten.

Da habe ich sie gehauen, aber nur zum Spaß, weil ich ja wusste, dass sie auch nur Spaß macht. Ich bin froh, dass ich in Deutschland in die Schule komme. In anderen Ländern gibt es nämlich gar keine Schultüten. In dem Sommer, bevor ich in die Schule gekommen bin, waren wir mit einer dänischen Familie im Urlaub. Die wussten gar nicht, was eine Schultüte ist. Meine Eltern haben es ihnen erklärt. Da hat Pil gesagt,

Wenn ich in die Schule komme, will ich nach Deutschland ziehen, damit ich auch eine Schultüte bekommen kann. Da haben alle gelacht. Ich auch. Pill ist nämlich erst vier Jahre alt und weiß noch gar nicht, dass sie in Deutschland nicht zur Schule gehen kann.

Einschulungsfeier

Sie kann ja gar kein Deutsch verstehen und auch nicht sprechen. Und in der Schule in Deutschland kann niemand Dänisch. Meine Schultüte war dann aber nicht voller Moorrüben und Zahnbürsten, sondern voller Süßigkeiten. Moorrüben hätte ich auch gar nicht so gut essen können, weil meine Zähne wackeln. Wenn ich auf etwas Hartes beiße, tun sie auch weh. Als ich im Sommer bei meiner Oma war, ist mir ein Zahn rausgefallen.

Ich habe ihn aufgehoben und mitgenommen, weil ich ihn der Zahnfee schenken wollte. Bei meiner Oma gab es keine Zahnfee. Als ich zu Hause war, habe ich den Zahn meiner Mutter gezeigt. Abends habe ich ihn dann unter das Kopfkissen gelegt. Für die Zahnfee. Die Zahnfee holt den Zahn heimlich nachts und legt dafür Süßigkeiten unters Kissen. Die Zahnfee ist so etwas wie der Weihnachtsmann. Eigentlich sind es die Eltern, die den Zahn gegen etwas Süßes austauschen.

Ich weiß nur nicht, wo mein Zahn geblieben ist. Die Einschulung war in der Turnhalle von meiner Schule. Alle neun Schulkinder durften auf Bänken sitzen und die Eltern mussten dahinter stehen. Dann hat die Direktorin etwas gesagt, was ich nicht verstanden habe. Dann hat eine Klasse einen Tanz vorgeführt. Den kannte ich schon, weil Philipp und Robin ihn bei Lauras Einschulung auch vorgeführt hatten. Dann kam eine Klasse.

Die spielte ein Theaterstück. Es hieß Der Zauberlehrling. Da war ein Zauberer, der mal weggehen musste und zu seinem Lehrling gesagt hat, er soll keinen Quatsch machen. Aber als der Zauberer weg ist, zaubert der trotzdem und macht alles falsch und alles geht schief. Dann kam Lauras Klasse. Die spielte auch ein Theaterstück. Es hieß Der Hase und der Igel.

Laura war die Erzählerin und musste am meisten sagen. Nach dem Theaterstück ist eine Lehrerin nach vorne gekommen und hat die Namen von den Kindern vorgelesen, die in ihrer Klasse sind. Ich war auch dabei und Marlene und Rita auch. Wir sind in derselben Klasse, in der 1A. Wir haben unsere Schultaschen genommen und sind mit der Lehrerin in unser Klassenzimmer gegangen. Dort haben wir uns hingesetzt. Eigentlich wollte ich mich nicht neben Rita oder Marlene setzen.

weil wir uns so oft wegen irgendeiner Kleinigkeit streiten. Aber dann hat sich Rita neben mich gesetzt und ich war ganz froh, weil ich sie doch schon kannte. Marlene hat alleine an einem Tisch gesessen. Sie hat gesagt, dass sie das gut findet und dass sie am Montag auf dem rechten Stuhl sitzen will und am Dienstag auf dem linken und am Mittwoch wieder auf dem rechten und immer so weiter. Aber ein Kind war krank, deshalb war der Platz frei. Bestimmt kommt das Kind noch.

Dann sitzt Marlene nicht ganz alleine. Die Lehrerin hatte lauter Zettel geschrieben mit den Namen von allen Kindern in der Klasse. Sie hat die Namen vorgelesen und ich habe hier gesagt, als sie Luzi aufgerufen hat. Dann hat jedes Kind das Schild vor sich hingestellt, damit die Lehrerin schnell die Namen lernen kann. Sie hat gefragt, wer aufgeregt ist.

Alle haben sich gemeldet und sie hat gesagt, dass sie auch immer aufgeregt ist, wenn sie eine neue Klasse bekommt. Dann haben wir ein Lied gelernt. Und dann kamen die Eltern rein und haben ganz viel fotografiert. Und dann war die Einschulung zu Ende.

Erster Schultag und Schulhof

Und wir sind nach Hause gegangen. Am Montag fing die Schule richtig an. Zuerst haben wir unserer Lehrerin alle Hefte gezeigt. Dann haben wir ein Bild von unserer Schultüte gemalt. Wir haben alle Bilder an einer Wand aufgehängt. Jetzt sieht man gleich, dass es unser Klassenzimmer ist, weil ja jetzt unsere Schultüten an der Wand hängen. Dann war große Pause. Wir sind alle zusammen in den Schulhof gegangen. Das war aufregend.

Ich kenne den Schulhof ja schon. Ich habe auch schon oft auf dem Schulhof gespielt, wenn wir Philipp, Robin und Laura abgeholt haben. Es gibt Balancierbalken und Turnstangen. und Holzscheiben, auf denen man hopsen kann, weil sie auf einem Stängel stehen, da wackelt. Aber heute war alles ganz anders. Der Schulhof war voller Kinder und es war sehr laut. Ein paar große Kinder haben sich geschubst.

Und ich musste aufpassen, dass mein Pfirsich nicht in den Dreck fällt. Aber ich kannte auch viele Kinder. Philipp und alle seine Freunde aus der Klasse, Laura und die Kinder vom Schülerladen. Caroline kam zu mir. Mit der war ich früher im Kindergarten. Laura kam auch und hat gefragt, wo Rita ist. Ich wusste es nicht. Marlene wusste es auch nicht. Wir haben Rita gesucht. Sie war nicht bei der Kletterstange.

Und auch nicht bei dem Häuschen, in dem man sich verstecken kann. Wir haben sie einfach nicht gefunden. Sie waren nirgends. Dann hat es geklingelt.

Rita im Klassenzimmer eingeschlossen

Da mussten wir zum Tor gehen. Dort hat unsere Lehrerin auf uns gewartet und ist mit uns zusammen zurück ins Klassenzimmer gegangen. Als sie die Tür von unserem Zimmer aufgeschlossen hat, hat jemand drinnen ganz laut geweint und Mama! Mama, geschrien. Das war Rita. Sie war die ganze Pause eingeschlossen gewesen. Unsere Lehrerin hat einen fürchterlichen Schreck bekommen und hat Rita auf den Schoß genommen und sie getröstet.

Als Rita nicht mehr so doll weinen musste, hat die Lehrerin gefragt, ja wo warst du denn, als wir alle auf den Hof gegangen sind? Da hat Rita ihr gesagt, dass sie unter dem Tisch in ihrer Schultasche nach ihrem Apfel gesucht hat. Als sie ihn gefunden hatte, waren plötzlich alle weg. Und die Tür war zu. Sie hat gerufen, aber niemand hat sie gehört. Dann hat sie geweint, aber niemand hat sie gehört.

Dann hat sie Angst bekommen, dass die Schule schon aus ist und alle nach Hause gegangen sind. Das war ja Quatsch, weil doch alle Schultaschen und alle Jacken da waren. Aber wenn ich so doll Angst gehabt hätte, hätte ich das vielleicht auch gesagt. Die Lehrerin hat gesagt, dass sie jetzt immer besonders gut auf Rita aufpassen wird. Als Rita sich wieder zu mir gesetzt hat, hat sie gesagt, morgen gehe ich nicht mehr in die doofe Schule. Aber ich glaube, sie geht doch wieder hin.

Alle waren danach ganz nett zu ihr. Und außerdem will sie auch in die Schule gehen. Sie will nur nicht vergessen werden.

Das Zusammenleben: Alltag und Streitigkeiten

Es ist schön, wenn man in einem Haus wie unserem wohnt. In jedem Stockwerk wohnt eine Familie. Wir sind sechs Kinder, sechs Erwachsene, ein Meerschweinchen und zwei Vögel. Es ist schön, weil immer jemand da ist. Wenn mir zu Hause langweilig ist, gehe ich zu Rita spielen. Oder zu Marlene oder zu Laura. Nicht zu den Jungen. Die wollen meistens nicht mit uns spielen. Wenn ich spazieren gehen soll...

frage ich Marlene, ob sie mitkommt. Marlene und Rita gehen auch in meine Klasse. Wir gehen jeden Morgen zusammen in die Schule. Danach gehen wir zusammen in den Schülerladen. Ein Schülerladen ist so etwas wie ein Hort. Und ein Hort ist wie ein Kindergarten, nur für Schulkinder. Die dürfen ja nicht mehr in den Kindergarten. Als ich klein war, habe ich gedacht, ein Schülerladen sei ein Geschäft, wo man Schüler kaufen kann. Aber das stimmt nicht.

Es heißt nur so, ein Kindergarten hat ja auch keine Beete, auf denen Kinder wachsen. Und die Erzieherinnen gießen sie und pflücken sie, wenn sie reif sind. Setzt euch in der Schule bloß nicht nebeneinander, hat meine Mama vor der Einschulung gesagt. Warum nicht? Hat Marlene gefragt. Und meine Mama hat gesagt, weil ihr sonst nie etwas lernen werdet, weil ihr euch den ganzen Tag streiten müsst. Ein bisschen hat sie, glaube ich, recht.

Wir spielen zwar sehr gerne zusammen, aber wir streiten uns auch ziemlich oft. Wir streiten manchmal, wer den roten Farbstift zuerst bekommt oder wer zuerst aus der Kekstüte etwas herausnehmen darf. Das ist ja eigentlich ein blöder Streit. Aber wir streiten uns trotzdem. Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir uns nicht mögen. Ich streite mich auch mit Rita um Kleinigkeiten und Marlene und Rita auch. Und zu dritt streiten wir auch. Ich weiß nicht, warum wir das tun.

Einer von unseren Eltern bringt uns morgens zur Schule. Einmal hat meine Mama uns hingebracht. Sie hatte ihr Fahrrad dabei, weil sie danach einkaufen fahren wollte. Dürfen wir auf dem Sattel sitzen und du schiebst uns? habe ich gefragt. Meine Mama hat genickt. Ich durfte als erste rauf. Ich bin zweite, hat Marlene gerufen. Rita hat so getan, als ob sie Fahrradfahren doof findet. Sie hat gesagt.

Bald gehen wir alleine in die Schule, dann könnt ihr auch nicht auf dem Fahrrad mitfahren. Gewöhnt euch besser gleich ans Laufen. Aber das hat sie nur gesagt, weil sie sich geärgert hat, dass Marlene als zweite fahren durfte. Als ich fertig war, kam Marlene dran.

Und als sie auch abgestiegen ist, wollte Rita dann doch fahren. Sie hat sich auf den Sattel gesetzt und meine Mama hat sie bis zur nächsten Querstraße geschoben. Als sie an der Kreuzung absteigen musste, hat sie gesagt, ich war aber viel kürzer dran als Marlene und Luzi. Gar nicht wahr, haben Marlene und ich gesagt. Doch, hat Rita gesagt. Schon haben wir uns wieder gestritten. Aber meine Mama hat gesagt, entweder bestimmt sie alleine, wer wie lange fahren darf und das ist dann gerecht.

Oder wir müssen laufen. Da haben wir aufgehört zu streiten. Als wir in der Schule ankamen, fanden wir alle, dass wir gleich lang gefahren sind. In der Schule streiten wir uns aber nicht. Da streiten sich nur die Jungen untereinander. Wir sind 16 Mädchen und nur 8 Jungen in der Klasse. Aber die Jungen streiten sich viel mehr als wir Mädchen. Einmal haben sich 3 Jungen vor einen anderen hingestellt und gesagt,

Ihhh, du hast ja Mädchenschuhe an. Nur weil an seinen neuen Schuhen ein bisschen Lack dran war. Dann hat der mit den neuen Schuhen sich verteidigt und hat auch was gesagt. Dann haben die drei wieder was gesagt. Und dann haben sie sich gekloppt. Das finde ich blöd. Es ist doch egal, was für Schuhe einer anhat. Wir hauen uns nie. Manchmal, wenn wir uns ganz doll streiten, ziehen wir uns an den Haaren.

Einmal ist meine Mama furchtbar erschrocken, weil auf meinem Kopf eine kleine Stelle ganz ohne Haare war. Wie eine kleine Glatze. Nur viel, viel, viel kleiner natürlich. Aber das war, weil Rita mich an den Haaren gezogen hatte. Ich weiß nicht mehr, warum wir uns so gestritten haben, aber wir waren sehr sauer aufeinander. Sonst streiten wir uns nämlich nur mit Worten. Einmal haben wir uns auch sehr doll gestritten. Da bin ich von einer Reise nach Hause gekommen.

Ich habe mich ganz doll gefreut, die anderen wiederzusehen. Ich bin gleich nach unten gegangen, wo Laura und Rita wohnen. Marlene war auch da. Die drei haben zusammen gespielt. Ich habe auch mitgespielt. Aber dann wollte ich etwas nicht machen, was Laura gesagt hat. Laura bestimmt oft, was wir spielen und wie es richtig ist. Sie ist ja auch die älteste von uns Mädchen. Aber diesmal wollte ich nicht so spielen, wie sie bestimmt hat.

Da hat sie gesagt, du bist doof. Die anderen beiden haben gesagt, das stimmt. Und sie hätten viel schöner spielen können, als ich nicht dabei war. Ich bin ganz traurig geworden und bin nach oben gegangen. Meine Mama hat die Tür aufgemacht. Als sie mich gesehen hat, hat sie gesagt, was ist denn mit dir los? Da musste ich laut weinen. Ich war traurig.

Weil ich doch so lange kein Kind zum Spielen gehabt hatte und weil ich mich so gefreut hatte auf die anderen. Und ich war wütend, weil die anderen sich gar nicht vorstellen können, wie das ist, wenn man sich so freut, dass man endlich wieder ein Kind zum Spielen hat und dann sowas passiert.

Meine Mama hat mich erst getröstet. Aber dann hat sie gesagt, dass es nicht so gut ist, wenn ich in meinem Zimmer sitze und weine. Geh lieber wieder runter und sage den anderen, warum du dich über sie ärgerst, hat sie gesagt. Meistens, wenn ich mich über die anderen ärgere, bleibe ich lieber alleine. Aber diesmal wollte ich so gerne mit ihnen spielen, dass ich wieder runtergegangen bin. Rita, Laura und Marlene

waren inzwischen im Keller. Da hatten sie sich eine Wohnung mit den Campingmöbeln gebaut. Rita hatte einen Karton mit alten Babyschuhen gefunden und war Verkäuferin in einem Schuhgeschäft. Ich bin reingegangen und habe gesagt, wie blöd ich es finde, dass sie so gemein zu mir sind, obwohl ich mich so gefreut habe, sie zu sehen. Laura hat gesagt, dann spiel doch mit, du bist doch weggegangen. Dann habe ich gesagt,

Ja, weil sie so gemein zu mir waren. Rita und Marlene haben beide gesagt, sie waren nicht gemein und ich sei einfach doof und außerdem hätte ich die Tapete kaputt gemacht. Das war noch gemeiner als alles vorher. Das mit der Tapete war nämlich schon ganz lange her. Einmal haben Laura und ich alleine in Lauras Zimmer gespielt. Alle anderen waren einkaufen.

Und als Lauras Mutter zurückgekommen ist, hat sie gesehen, dass im Flur ein Stück von der Tapete abgerissen war. Aber Laura und ich waren es beide nicht. Aber jetzt haben Marlene und Rita das wieder behauptet. Laura hat zu mir gehalten. Sie hat mich verteidigt und gesagt, dass die anderen sich da überhaupt nicht einmischen müssen. Aber ich war schon wieder traurig und bin nach oben gegangen und habe alleine gespielt und meiner Oma ein Bild gemalt.

Meine Mama hat gesagt, es war trotzdem gut, dass ich ihnen gesagt habe, warum ich sauer bin. Sie glaubt, dass die anderen schon darüber nachdenken, auch wenn man das nicht gleich merkt. Ich habe ihr nicht geglaubt. Aber ein bisschen später kam Rita und hat gefragt, ob ich bei ihnen Fernsehen und Abendbrot essen möchte. Meine Mutter hat nichts dagegen gehabt. Ich bin runtergegangen, wir haben einen Film mit einem Pony gesehen.

Dann haben wir gegessen und noch ein bisschen gespielt. Und wir haben uns überhaupt nicht mehr gestritten. Da war ich froh, wieder zu Hause zu sein.

Das Abenteuer mit dem fremden Hund

Der fremde Hund Weil wir, fast wie in Bullerbü, mit zwei anderen Familien zusammenwohnen, haben wir auch einen gemeinsamen Garten. Früher war das einmal ein Hof mit Garagen. Jetzt ist aber überall Wiese und in den Garagen, die noch dastehen, sind unsere Gartenmöbel drin und der Rasenmäher und alle Sachen, die wir noch ein bisschen brauchen, aber nicht so richtig. Wir haben auch einen kleinen Vorgarten vor dem Haus.

Einmal im Sommer sind wir nachmittags aus dem Schwimmbad nach Hause gekommen. Als wir das Gartentor aufgemacht haben, haben wir im Vorgarten einen Hund gesehen. Hat wieder jemand das Tor offen gelassen, hat Marlenes Vater gefragt. Das Tor soll nämlich immer zu sein, weil uns schon mal ein Hund in den Vorgarten gekackt hat. Aber manchmal vergisst jemand, das Tor zuzumachen. Jedenfalls war der Hund im Garten. Er war klein und weiß.

Der Hund ist vor uns weggelaufen. Er ist hinter das Haus gerannt, in den Garten. Wir sind alle hinter ihm hergelaufen. Robin und Philipp und Marlene und Laura und Rita und ich. Wir wollten ihn streicheln. Aber der Hund hat das nicht verstanden. Er ist in die Garage gelaufen. Wahrscheinlich wollte er sich verstecken. Robin ist in die Garage gegangen und hat ihn am Halsband erwischt. Der Hund hat mit dem Kopf geschüttelt und so doll gezogen, dass Robin ihn loslassen musste.

Er ist wieder weggelaufen. Wir hinterher. Die Erwachsenen waren inzwischen auch alle unten. Sie standen vor der Haustür. Er kommt! Haltet ihn fest! hat Philipp gerufen. Aber bevor jemand ihn erwischen konnte... ist der Hund durch die offene Haustür ins Treppenhaus gelaufen. Er ist an der Wohnung von Rita und Laura vorbeigelaufen, dann an unserer bis in den zweiten Stock. Da wohnen Marlene und Robin. Wir Kinder sind alle hinterhergerannt.

Die Wohnungstür stand offen. Der Hund ist reingelaufen. Wir hinterher. Er ist von einem Zimmer ins andere gerannt, bis er ganz hinten im Schlafzimmer angekommen war. Dann konnte er nicht mehr weiter. Wir haben ihn! hat Robin geschrien. Und Philipp hat Laura zugerufen. Halt ihn fest! Aber der kleine Hund ließ sich nicht festhalten. Obwohl wir sechs Kinder waren, ist er durch unsere Beine durchgewitscht und wieder nach draußen gelaufen in den Garten.

Wir sind natürlich hinterhergerannt. Unten hatte Marlenes Vater inzwischen unser rosa Springseil aus der Garage geholt. Er hat es geschafft, den Hund einzufangen. Dann hatte das rosa Springseil am Halsband festgebunden. Der Hund ließ sich das auch gefallen. Wahrscheinlich war er ziemlich müde von der ganzen Hetzerei. Marlenes Vater hat den Hund an einem Baum festgebunden. Wir haben ihm Wasser hingestellt und ihn gestreichelt.

Dürfen wir ihn behalten? hat Rita gefragt. Aber Marlenes Mutter hat gesagt, dass das nicht geht. Denn der Hund gehört ja irgendjemandem und der ist bestimmt traurig, wenn er weg ist. Das haben wir verstanden. Aber wem gehörte der Hund? Marlenes Vater ist auf die Straße gegangen und hat an den Bäumen geguckt, ob da ein Zettel hängt, auf dem steht Hund verloren. Solche Zettel hängen bei uns oft an den Bäumen.

Manchmal ist eine Katze weggelaufen oder ein Vogel zugeflogen oder jemand sucht eine Wohnung. Aber es gab keinen Zettel für den kleinen Hund. Vielleicht hat ihn jemand ausgesetzt. hat Laura gesagt und will ihn gar nicht mehr haben. Mir hat der kleine Hund sehr leid getan. Er war niedlich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihn jemand nicht mehr wollte. Meine Mama hat gesagt, das glaubt sie nicht, weil der Hund eine Steuermarke umhat.

Was ist denn eine Steuermarke? hat Marlene gefragt. Meine Mama hat mir und den anderen Kindern gezeigt, dass der Hund am Halsband eine kleine silberne Scheibe hatte. Die bekommt man, wenn man Hundesteuer gezahlt hat, hat sie gesagt.

Auf der Scheibe stand eine Nummer. Die Erwachsenen haben uns erklärt, dass da, wo die Hundesteuer bezahlt wird, auch alle Nummern aufgeschrieben werden und hinter jeder Nummer steht, wer die Hundesteuer bezahlt hat. Und das ist natürlich das Herrchen oder das Frauchen von dem Hund. Dann müssen wir dahin gehen, wo die Zahlen stehen und nachgucken, hat Robin vorgeschlagen. Alle Kinder fanden seinen Vorschlag gut. Aber wir wussten nicht, wo das ist. Und die Erwachsenen wussten es auch nicht.

Dann müssen wir ihn doch behalten, hat Rita gesagt. Aber Marlenes Mutter hat gesagt, das ginge nicht. Sie hat vorgeschlagen, dass wir den Hund zur Polizei bringen. Wir haben das rosa Springseil vom Baum abgebunden. und sind mit dem Hund losgegangen. Marlenes Mutter und wir sechs Kinder. Robin und Philipp haben den Hund gehalten. Eigentlich konnten sie mit ihm gar nicht gehen, sondern nur rennen, weil der Hund so an der Leine gezogen hat. Ich hätte ihn gar nicht halten können.

Wenn man zu unserer Polizeistation kommt, ist am Tor ein Mann. Der passt auf, wer reinkommt. Wir sind zu dem Mann gegangen, der in seinem Häuschen saß und haben gefragt, wo wir den Hund abgeben können. Er hat gesagt, auf der Wache. Die Wache war ein großes Zimmer, in dem saßen drei Polizisten. Marlenes Mutter hat erzählt, dass wir den Hund gefunden haben und ihn abgeben wollen. Naja, eigentlich hatte der Hund ja uns gefunden.

Einer von den Polizisten hat aufgeschrieben, wann wir gekommen sind und was wir abgegeben haben. Dann hat er den Hund gestreichelt und hat die Leine genommen. Na, komm schon, hat er zu dem Hund gesagt. Er war sehr nett zu ihm. Uns hat er gefragt. Wollt ihr mitkommen? Wir haben ja gesagt, obwohl wir nicht wussten, wohin wir mitkommen sollten. Er ist mit dem Hund und mit uns in eine Gefängniszelle gegangen. Die Zelle war ein ganz kleines Zimmer.

Es sah ein bisschen aus wie ein Badezimmer, weil überall Fliesen waren, auf dem Boden und an den Wänden. Es gab aber kein Waschbecken und keine Badewanne. Kommen hier die Räuber rein? hat Rita gefragt. Der Polizist hat gesagt, nein, in diese Zelle käme nur Betrunkene. Wenn einer so betrunken ist, dass er nicht mehr weiß, wo er wohnt, dann bringt ihn die Polizei in diese Zelle. Und wenn er am nächsten Tag nicht mehr betrunken ist und sich wieder erinnern kann?

Dann geht er wieder nach Hause. In dieser Zelle saß jetzt der niedliche kleine Hund. Ein anderer Polizist kam und brachte einen Suppenteller mit Wasser drin. Der Hund hat sich gleich hingesetzt und Wasser geschlabbert. Wir haben ihn alle noch einmal gestreichelt und sind dann mit den beiden Polizisten aus der Zelle gegangen. Der Polizist hat die Zellentür zugemacht, aber nicht zugeschlossen, nur zugemacht, damit der Hund nicht abhauen konnte.

Wir passen auf ihn auf, hat er gesagt. Ich habe das geglaubt, weil sie ihn ja gleich gestreichelt hatten und ihm Wasser gebracht hatten. Dann haben wir Tschüss gesagt. Als wir schon fast wieder draußen waren, hatte eine Polizist gefragt, ob wir noch ein Polizeiauto angucken wollen. Alle haben Ja gesagt. Ich habe schon mal mit meiner Kindergartengruppe ein Polizeiauto angeguckt, aber die anderen noch nie. Wir sind alle in das Polizeiauto geklettert.

Der Polizist hat uns gezeigt, wo das Blaulicht angeht. Aber er hat es natürlich nicht angemacht, weil es ja keinen Unfall gab. Er hat uns auch das Funkgerät gezeigt. Das ist wie ein Telefon. Und damit können die Polizeiwagen miteinander sprechen, wenn sie fahren. Wir haben uns alles nur angeguckt. Dann sind wir wieder nach Hause gegangen.

Am Abend haben wir noch einmal bei der Polizei angerufen. Da hat uns der eine Polizist gesagt, dass der Hund schon abgeholt worden ist. Ich war sehr froh darüber. Sonst hätte ich bestimmt nicht gut einschlafen können, weil mir der niedliche kleine Hund... so leid getan hätte. Ohrenbär. Hörgeschichten für Kinder. In Radio und Podcast.

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