Hey, ich bin Alisa Jung. Schön, dass ihr dabei seid. Wir schauen heute wieder auf die aktuelle Lage in der Ukraine. Dort gehen die heftigen Kämpfe weiter. Es vergeht keine Nacht ohne russische Luftangriffe. Die Ukraine soll ihrerseits diese Woche den größten Gegenangriff aus der Luft gegen Russland gestartet haben. Außerdem sprechen wir über den anstehenden Machtwechsel in den USA und wie er den Krieg in der Ukraine beeinflussen wird.
Mit unseren Korrespondenten Armin Körper in Moskau und Emma Thewissen in Washington. Zuerst spreche ich aber mit dem Militärökonom Markus Keup über die aktuelle Lage an der Front im Donbass. Toretsk ist fast vollständig eingenommen von den russischen Truppen. Und wie immer, um hier die Situation an der Front zu verstehen, geht es eigentlich nicht um die Orte selber. Sondern es geht vielmehr um die Frage, welche Achsen oder welche Bewegungsmöglichkeiten diese Orte eröffnen.
Und Toretsk ist ein wichtiger Zwischenschritt auf dem eigentlichen Hauptziel. Das ist nämlich Konstantinivka, also eine Stadt oder sagen wir eine Ortschaft, die etwa 15 Kilometer im Nordwesten von Toretsk liegt. Und das ist eben ein wichtiger Koordinationspunkt für die ganze Front, also nicht nur für die Logistik. Und sollte es den Russen da gelingen, dorthin vorzudringen, dann würden sie diesen Frontabschnitt sehr stark unter Druck setzen.
Auf der anderen Seite muss man aber natürlich sehen, dass jeglicher Vormarsch in diesem Frontabschnitt immer noch in Schneckentempo stattfindet. Das gilt nicht nur für Turetsk, es gilt auch für viele andere Orte. Sie erinnern sich vielleicht noch an Bachmut, über das ja in 2022 und 2023 sehr stark berichtet wurde. Und Chassiviar, wo die Russen im Moment versuchen, das komplett einzunehmen, das ist gerade mal acht Kilometer westlich von Bachmuth.
Also acht Kilometer in 15 Monaten. Das gibt ihnen so eine Idee von der Vormarschgeschwindigkeit. Und das ist überall so an der Front. Das heißt, wir sind immer noch bei diesem Spiel. Die Ukraine versucht, den russischen Vormarsch möglichst in die Länge zu ziehen, möglichst aufzuhalten und die Russen möglichst dazu zwingen, viel Material und Menschen hinzuopfern für wenig Geländefortschritt.
Und die Russen versuchen natürlich genau das Gegenteil. Sie versuchen so viel Druck aufzubauen, dass sie eben große Räume öffnen können, damit der Abnutzungskrieg wieder zum Bewegungskrieg wird. Und diese Spielchen, das spielen wir jetzt schon seit Monaten, die Ortsnamen verändern sich, aber diese beiden Angriffstaktiken, die bleiben eigentlich stabil. Ein Ortsname, den wir aber seit Monaten immer wieder hier auch in der Sendung
schon besprochen haben, ist Pokrovsk. Schauen wir auch dahin, also ein bisschen weiter westlich von Turetsk. Da sprechen wir ja immer seit Monaten schon davon und auch wir sprechen über die Bedeutung von Pokrovsk in diesem Kampf. Was ist da los aktuell? Ja, ja, also wie Sie wissen, Pakrovsk steht immer kurz vor der Einnahme und kurz vor dem Fall. Die Geschichte, die hören wir jetzt seit, ich weiß nicht wann, seit August.
Auch hier zeigt sich das eben, oder? Nicht nur die extrem langsame Vormarschgeschwindigkeit, sondern auch die Art und Weise, wie die Russen so einen Ort versuchen einzunehmen. Sie gehen nämlich nicht einfach mit Frontalangriff in eine Richtung vor. Das haben sie schon mehrfach versucht in der Vergangenheit und das hat dann eher mit blutigen Nasen geändert. Sondern was sie eigentlich machen, ist sie versuchen, wenn sie einen Ort einnehmen,
den links und rechts zu umgehen. Sie sehen das so ein bisschen hier auf der Karte. Pakrovsk wird im Moment von Südwesten angegriffen, also von diesem linken Vorsprung, den wir hier sehen. Und Sie können sich vorstellen, die Idee der Russen ist also, den auszuweiten und dasselbe mit diesem rechten Vorsprung hier zu machen und dann sozusagen den Ring zu schließen. Bevor das passiert, muss die Ukraine sich da natürlich zurückziehen,
weil die Truppen da sonst eingekesselt werden. Bei Pakrovsk gilt eigentlich das Gleiche wie Toretsk. Es geht nicht um den Ort Pakrovsk selber, weil von dem ist eigentlich nicht mehr viel übrig. Es geht mehr darum, welche Versorgungsachsen durch Pakowsk verlaufen. Also es ist einfach ein wichtiger Koordinationspunkt für die gesamte südöstliche Front. Wenn der fallen sollte, dann müsste die Ukraine eben entsprechend die Front zurücknehmen.
Also sprich auf die nächste Hinterlandbefestigung und dort dann wieder neue Verteidigungslinie aufbauen. Aber das ändert eigentlich nichts an dem Spiel. Die Russen versuchen halt vorzudringen und die Ukraine versucht sie daran zu hindern. Und das wiederholt sich von Dorf zu Dorf und von Ortsau. Und gucken wir uns auch nochmal die größere Übersicht an. Da haben wir auch eine Karte, dass wir mal sehen können, wie das da aufgebaut ist.
Die sogenannten Oblast in der Ukraine sind die verschiedenen, sagen wir mal zu Deutsch, Bundesländer, die da nebeneinander liegen. In einigen davon ist eben Russland schon vorgedrungen. Und dann sieht man hier aber eins, Dnipropetrovsk, wo die russische Armee eben noch nicht ist und wo sie eben im Zweifel aber auch vorrücken könnte. Deshalb die Frage an Sie. Ist das auch noch ein Ziel Russlands, sich also jetzt hier auch noch einen weiteren
Teil eines Oblasts einzuverleiben? Ja. Also wenn die russische Armee nach Dnipro vorrücken will, dann stelle ich mal die Frage, wie viele Jahrzehnte das dauert bei der derzeitigen Vormarschgeschwindigkeit. Also ich habe ja vorhin gesagt, Chassivyar ist acht Kilometer entfernt von Bachmut. Dnipro ist, nageln Sie mich jetzt nicht fest, aber ungefähr 90 Kilometer westlich von Taretsk.
Also sprich, wenn der Angriff weitergeht mit der Geschwindigkeit, dann geht Russland Material und Mensch aus, bevor sie auch nur in der Nähe von Dnipro sind. Und das ist ja auch, warum ich immer wieder gesagt habe, die Zeit läuft gegen Putin. Also wenn Sie sich überlegen, wie viel er hinopfert und was er im Gegenzug an Geländegewinn bekommt, wenn Sie das mal umrechnen, die Abnutzungsrate pro gewonnenen Quadratkilometer bei Mensch und Material, dann ist das schlichtweg selbstmorderisch.
Also wenn das immer noch sein offizielles Ziel ist, er will vorstoßen bis an die Oblastgrenzen, dann würde ich sagen, viel Glück, man kann sich auch zu Tode siegen. Gilt natürlich wie immer unter der Annahme, dass die westliche Waffenlieferungen für die Ukraine weitergehen, dass es der Ukraine gelingt, die Front zu halten, dass sie nicht aufgeht und dass sie nicht zum Bewegungskrieg wird. Also das wäre das einzige Szenario, wo man sich sowas vorstellen könnte.
Die Front müsste auf einem größeren Abschnitt wirklich zusammenbrechen, aufgehen Und da müssten größere russische mechanisierte Verbände, ich betone mechanisiert, vorstoßen, weil die russischen Angriffe im Moment sind ja vor allem infanterielastig. Man sieht eigentlich immer weniger mechanisierte Infanterie. Die großen Bataillonsgruppen, die wir mal gesehen haben in 2022, 2023, die gibt es alle nicht mehr.
Also sprich, selbst wenn die Front aufgehen würde, dann müsste Russland eben im Hinterland erstmal die mechanisierten Reserven versammeln, um dann durchzustoßen. Also wie immer undenkbar ist es nicht, aber ich würde sagen, es ist für die nächste Zeit keine realistische Option. Ich verstehe also, oder Sie sagen, es geht nur langsam voran. Nichtsdestotrotz hier die Frage von Christian Harten im Stream an Sie.
Erreicht sich in der Ukraine jetzt der Vorstoß in das russische Gebiet, damit meint der Kursk, weil die Streitkräfte im Süden fehlen, fragt Christian Harten. Ich würde nicht sagen im Süden, weil von dort aus hat die Ukraine eigentlich wenig Truppen abgezogen, weil im Süden, also vor allem im Südosten, machen die Russen ja am meisten Druck.
Aber es stimmt schon, die Ukraine hat Truppen abgezogen von anderen Sektoren der Front, wo der Angriffsdruck nicht ganz so stark ist, um eben den Angriff in Kursk zu alimentieren. Und in Kursk gilt eigentlich genau das Gleiche. Also man will auch dort die Russen in die Abnutzung zwingen und man will sie zwingen, eben Einheiten von anderen Frontsektoren zu verlagern. Das ist teilweise gelungen.
Also die Russen haben Material und auch Truppe abgezogen aus dem Raum Bovchansk, um sie in die Verteidigung von Kursk zu werfen. Ein wichtiges Motiv bei Kursk war auch eine Invasion nördlich davon zu verhindern, also vor allem im Raum Sumi, dass die Russen dort nicht noch eine zweite Front aufmachen. Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass sozusagen die Operation in Kursk auf Kosten der Donbass-Front geht. Also es ist ein bewusstes Kalkül.
Man sagt eben, okay, wir versuchen jetzt unten, die Front möglichst stabil zu halten und die Russen da in die Abnutzung zu zwingen. Und in Kursk ist eigentlich die gegenteilige Überlegung auf Seiten der Ukraine. Da will man in die Bewegung gehen und eben möglichst viel Raum gewinnen, um die Russen da stärker unter Druck zu setzen.
Jetzt zu unseren Korrespondenten in den USA und Russland. Mit Armin Körper in Moskau spreche ich über die Unterstützung, die Putin von anderen Ländern braucht, um weiter Krieg führen zu können. Mit Nordkorea gibt es schon ein Abkommen. Eins mit Iran soll jetzt folgen. Geht es dabei dann auch um neue Waffen für Russland? Ich denke, darum wird es durchaus gehen. Interessant sind an diesem Staatsbesuch morgen und dem damit verbundenen Abkommen drei Dinge. Zum einen erstens der Zeitpunkt.
Es ist quasi der Vorabend des Amtsantritts von Donald Trump in Washington. Da treffen sich die beiden Länder, die ja damit zu rechnen haben, dass der Druck auf sie durch Washington, durch diesen Amtswechsel, dort zunimmt oder zumindest, sag ich mal, neu justiert wird. Diese beiden demonstrieren also morgen hier in Moskau einen Schulterschluss. Das ist kein Zufall, dass das an dem Abend also morgen stattfindet, sondern das ist genau choreografiert.
Das Zweite ist, dieses Abkommen sollte schon seit Monaten abgeschlossen werden, eigentlich seit der neue iranische Präsident Peseshkian im Amt ist. Es gab immer wieder Termine, die dann wieder verschoben wurden. Das könnte heißen, aber das ist jetzt meine Vermutung, dass der Iraner eigentlich nicht gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft den Schulterschluss mit Russland suchen wollte. Jetzt am Vorabend der Präsidentschaft Donald Trump sucht er ihn aber eben doch offensichtlich.
Und das Dritte ist, was steht denn überhaupt in diesem Abkommen? Wir wissen es nicht genau. Wir wissen, dass da 47 Punkte stehen. Und wir wissen, dass es um wirtschaftliche Zusammenarbeit gehen soll und eben auch um militärische Zusammenarbeit. Da stellt sich die Frage, inwieweit das vergleichbar ist mit dem von dir schon erwähnten Abkommen mit Nordkorea. Der Kreml hat in der Vergangenheit damit immer wieder so ein bisschen kokettiert.
Gleichzeitig muss man klar sagen, in diesem Nordkorea-Abkommen ist ja eine Beistandsklausel verankert. Das heißt, wenn eines dieser beiden Länder Russland oder Nordkorea angegriffen werden, muss der andere quasi zur Hilfe schreiten. Das ist, das sagen Beobachter, das sagt auch die iranische Seite, das hören wir heute Abend, von diesem Abkommen mit Iran nicht zu erwarten.
Denn wenn jetzt Iran mit Israel in einen militärischen Konflikt gerät, der ja quasi jeden Tag passieren könnte, dann wäre Russland verpflichtet, dort einzuschreiten. Und niemand kann sich vorstellen, dass Russland daran interessiert ist, eine solche Front aufzumachen. Also, es ist ein Abkommen, es ist sehr symbolisch, der Termin ist wohl gewählt. Er ist nicht vergleichbar mit dem Abkommen mit Nordkorea, wo ja zuletzt nordkoreanische Soldaten für Russland gegen die Ukraine kämpfen.
Wie gesprächsbereit ist denn Wladimir Putin im Gespräch mit dem neuen US-Präsidenten ab Montag, Donald Trump? Wie siehst du da die Chancen-Armee? Also heute Abend hat sich der Berater des Kreml, der außenpolitische Berater Uschakow, dazu geäußert und hat gesagt, man ist sehr gesprächsbereit, man hört, dass Donald Trump mit Wladimir Putin sprechen möchte. Gleichzeitig sei es international Usus, dass der neue Präsident das Gesprächsangebot unterbreitet.
Also man lehnt sich zurück und wartet und man muss ganz klar sagen, der Kreml kann sich entspannt zurücklehnen und warten. Denn man sieht ja, wie die Europäische Union im Angesicht des Amtsantritts von Donald Trump immer nervöser wird. Man sieht, wie immer mehr Länder, quasi Ungarn, die Slowakei, zuletzt Österreich, in denen rechtspopulistische oder nationalistische Regierungen an die Macht kommen, die durchaus Sympathien für Russland hegen. Das sieht man hier mit viel Sympathie.
Und last but not least auch die Attacken Trumps oder die verbalen Attacken gegen Grönland und Dänemark, Die hat man hier natürlich, sag ich mal, mit einem gewissen Wohlwollen beobachtet, weil das entspricht ja quasi dem russischen Vorgehen, dass man das, was einem strategisch sinnvoll erscheint, sich einfach nimmt. Und wenn ausgerechnet die Amerikaner, die Russland ja am stärksten mit kritisiert haben, das jetzt selber tun, na, dann genießt, lehnt sich der Kreml zurück, schweigt und genießt.
Fragen wir nach den Amerikanern bei Emma Thewissen in Washington. Einmal bislang waren ja die USA der größte Unterstützer in der Ukraine seit Kriegsbeginn. Ich habe hier mal eine Zahl. Von Kriegsbeginn bis Ende des Jahres 2024 haben die USA 84,7 Milliarden Euro an diversen Hilfen der Ukraine bereitgestellt. Jetzt ab Montag übernimmt Trump. Was erwartest du? Wie geht es weiter? Ohne Hilfen für die Ukraine und mit massivem Druck, egal unter welchen Bedingungen,
diesen Krieg zu beenden. Wie schätzt du das ein? Also wir sind momentan noch auf dem Territorium der Kaffeesatzleserei, weil wir eben nicht genau wissen, was Donald Trump wirklich tun wird. Er hat eine Menge angekündigt in seinem Wahlkampf, aber die große Frage, mit welchen Strategien geht er dann wirklich weiter? In möglicher Verhandlungen auch mit Wladimir Putin. Wir wissen, dass er mit Putin reden will.
Sein nationaler Sicherheitsberater, der künftige Mike Walls, hat gesagt vor einigen Tagen, dass man versucht, hinter den Kulissen einen Gesprächstermin zu finden mit Wladimir Putin, vielleicht auch ein Treffen. Das könnte dann am ehesten auf neutralem Boden irgendwo stattfinden, so wie man das damals ja gemacht hat. In der ersten Amtszeit von Donald Trump, da hat man sich in Helsinki getroffen.
Also man will zumindest erst mal ins Gespräch kommen. Ich glaube, parallel dazu wäre es eigentlich unklug von der neuen Administration, wenn sie gleich den Geldhahn zudrehen würde und die Militärhilfen beenden würde. Weil ich glaube auch, Michael Rolls, der künftige Außenminister Marco Rubio und Donald Trump selber wissen, dass wenn sie einen Hebel in der Hand haben wollen, man aus einer Position der Stärke heraus eigentlich verhandeln müsste mit Wladimir Putin.
Und da wäre es nicht gut, wenn man gleich schon ankündigt, dass man tatsächlich die Militärhilfen alle einstellt. Damit rechnen wir jetzt jedenfalls erstmal nicht. Und Armin hat es ja vorhin zu Recht gesagt, es kommt eben dazu, dass Donald Trump selber die Position ein bisschen geschwächt hat. Bei seiner Pressekonferenz vor einer Woche in Mar-a-Lago, wo er dann eben signalisiert hat, man könnte doch vielleicht in Panama den Kanal besetzen.
Man könnte Grönland vielleicht besetzen und übernehmen. und damit in der Tat das Signal nach Moskau gesendet hat, dass territoriale Integrität und Souveränität eines Landes nicht ganz so wichtig sind. Also im Propagandakrieg kann sich in der Tat Putin eher zurücklehnen und Donald Trump muss sich überlegen, mit welcher Strategie hat Putin dazu bekommen, dass er seinen Aggressionskrieg beendet.
Diese Strategie wird von dem künftigen US-Außenminister Marco Rubio, du hast ihn schon angesprochen, als eine kühne Diplomatie angekündigt. So hat er das genannt. Das soll jetzt also folgen dann unter Trump. Was erwartest du?
Ja, das ist für mich ein bisschen ein Rätsel. Ich habe Marco Rubio gestern zugehört und er sprach von kühner Diplomatie und fast im gleichen Atemzug bei diesem Auftritt, bei den Bestätigungsanhörungen im Senat, hat er dann davon geredet, dass es unrealistisch sei, dass die Ukraine beispielsweise ihre ganze Bevölkerung, die aus der Krim und aus den Ostgebieten verdrängt worden sei, dass man die gewissermaßen dann zurückdrücken kann in diese Gebiete.
Man müsse auf beiden Seiten kompromissbereit sein. Das heißt, öffentlich vor laufenden Kameras schwächt er die Verhandlungsposition der Vereinigten Staaten, indem er gleich mal gewissermaßen signalisiert, dass wenn Putin am Ende die Krim behält, vielleicht auch die Ostgebiete, dann ist das doch vielleicht ein guter Deal. Also es ist ein bisschen ein Rätsel, das ist nicht unbedingt kühne Diplomatie, jedenfalls bisher historisch gesehen wäre das das nicht.
Aber wir rechnen auch damit, dass in den Gesprächen zur Geltung kommt, inwieweit man vielleicht Sicherheitsgarantien für die Ukraine als Hebel benutzen kann, um Putin am Ende auch dann zum Einlenken zu bringen. Also ich sage nicht unbedingt NATO-Beitritt, aber eine Sicherheitsgarantie für die Ukraine. Aber das sind alles nochmal Kaffeesatzlesereien, weil Donald Trump sich selber so konkret zu diesem Thema noch nicht geäußert hat.
Du wirst mit Sicherheit auch nach dem Amtsantritt für uns da ganz Konkretes dann nächste Woche nachliefern müssen. Und wirst es ja mit Sicherheit auch tun. Aber Armin, sprechen wir jetzt auch kurz nochmal über die russische Sicht. Du warst nämlich bei einer Pressekonferenz des russischen Außenministers Lavrov. Er hat selbst eine Frage stellen können. In seiner Antwort hat Lavrov skizziert, wie es weitergeht, wenn es nach russischem Willen geht. Hören wir rein.
Erstens müssen die Bedrohungen an unseren westlichen Grenzen beseitigt werden. Das sind die Hauptursachen für alles. Die Bedrohungen können offensichtlich im Rahmen einiger umfassenderer Vereinbarungen beseitigt werden. Wir sind bereit, die Sicherheitsgarantien für das zu diskutieren, was jetzt Ukraine genannt wird. Oder für einen Teil dieses Landes, der sich noch nicht definiert hat. Im Gegensatz zu der Krim, dem Donbass und Noworossia.
Amin, wie verstehst du das? Er sagt, die NATO hat sich fernzuhalten. Er sagt aber eben auch, Russland will sich nicht nur die Krim und den Donbass einverleiben, sondern er spricht ja auch von Noworossia und meinte damit dann auch den gesamten Süden der Ukraine. Also da hat man noch viel mehr vor?
Also erstmal diese Bezeichnung Nawarasiya, die geht auf Katharina die Große zurück, die das ja in das russische Reich eingegliedert hat und das ist natürlich mit ein Ziel, was immer wieder formuliert wird. Daran orientiert sich Wladimir Putin auch durchaus stark. Was mir daran auffällt, ist zwei Dinge. Einmal diese Pressekonferenz. Ich war da, ich durfte Fragen stellen. Das ist relativ ungewöhnlich. Das zeigt mir, dass die russische Seite sich sehr sicher fühlt.
Es durften auch einige westliche Journalisten Fragen stellen. Das heißt, man gibt sich da selbstbewusst, stellt das natürlich auch aus. Das ist eine Frage, die wir uns da immer selber auch selbstkritisch stellen müssen. Macht das Sinn, da hinzugehen? Weil wir werden ausgestellt. Im russischen Fernsehen werden wir dann vorgeführt, dass ja die westlichen Journalisten ganz frei und ungehindert fragen können. Das konnten wir auch. Ich musste da keine Frage vorher einreichen oder irgendwas.
Interessant ist, dass Lavrov zwei Dinge gesagt hat. Einmal dieses Noworussia und diese Bezugnahme darauf, das zeigt mir, dass die Russen eigentlich sich schon vorbereiten auf Verhandlungen und zwar auf asymmetrische Verhandlungen. Das heißt, sie halten sich offen. Da gibt es noch mehr für uns, was wir eigentlich haben wollen. Das heißt, wenn unsere Forderungen in möglichen Verhandlungen nicht erfüllt werden, dann können wir weiterkämpfen und können weitermachen und unsere Ziele erreichen.
Das ist ein Punkt, den Sie da ganz klar setzen, mit dem Sie in mögliche Verhandlungen in die Präsidentschaft Trumps schon gehen. Das ist offensichtlich. Das andere ist, Lavrov hat noch was anderes gesagt, nämlich dass bei möglichen Verhandlungen, danach hatte ich ihn gefragt, die Europäer aus russischer Sicht überhaupt keine Rolle spielen. Man will mit Amerika verhandeln. Man erlebt das natürlich als Aufwertung, dass Donald Trump jetzt so viel davon spricht, dass er mit Putin sprechen will.
Das ist schon durchaus ein roter Teppich, der da diplomatisch ausgerollt wird und den nimmt man gerne die Europäer, die ja eigentlich von der Europäer, Die Bedrohung, die durch Russland ausgeht, am ehesten betroffen sind, die will man da eigentlich übergehen. Man will mit Amerika sprechen. Das ist das Land, mit dem man sich auf Augenhöhe sieht und mit dem man vor allem auf Augenhöhe gesehen werden will. Und das wurde da ganz deutlich. Wir hören noch einmal Militärökonom Markus Kolb.
Es geht darum, wie lange Russland den Krieg in dieser Form überhaupt noch durchhalten kann. Und was passieren würde, wenn die USA keine Waffen mehr an die Ukraine liefern sollten. Ich lese zwei Kommentare vor und komme dann auch direkt zu den Fragen. Hier gibt es einmal was Hoffnungsvolles, dann eher vielleicht auch was Pessimistisches. Also Uwe Volkmar schreibt, ich hoffe, dass Donald Trump eine Lösung findet, dass der Wahnsinn ein Ende findet.
Und Bruno allerdings kommentiert, die Zeit läuft für Putin. Also unterschiedliche Meinungen bei uns im Stream. Ich habe vor allem ganz viele Fragen gesehen und möchte die gerne bündeln. Also unterschiedlichste User, die fragen sich, wie lange kann Russland denn den Krieg in dieser Schlagzahl, auch in wie vielen Monaten kann Russland das überhaupt noch durchhalten? Wirtschaftlich sieht es nicht gut aus. Okay, also zur ersten Frage. Da kommt immer meine Standardantwort.
Der Mann, der den Krieg am schnellsten beenden kann, ist Putin selber. Es handelt sich um einen russischen Angriffskrieg gegen ein souveränes Land. Und der Krieg wird dadurch beendet, dass Russland sich zurückzieht in seine Grenzen, die ihm völkerrechtlich zukommen.
Ich muss immer so ein bisschen grinsen, wenn ich Lavrov höre, dass er so die typischen imperialen Erzählungen ablässt von Nawarazia und so weiter, dass aus russischer Sicht die Ukraine ja gar nicht besteht, überhaupt kein Staat ist, sondern eigentlich nur eine von Russland entwickelte quasi ukrainische Kolonie. Dass auch die ukrainische Sprache nicht existiert, sondern sozusagen nur ein russischer Dialekt ist.
Das sind alte Narrative, aber es zeigt sich natürlich dieses typisch imperiale Denken darin. Und Sie müssen eines ganz klar sehen, Russland wird nicht davon ablassen, von seinem Ziel die Ukraine zu zerschlagen oder zumindest zu einem Satellitenstaat zu machen. Und sie werden versuchen, das so weit wie möglich durchzusetzen. Und die Gefahr, die jetzt besteht, ist eben, dass wir Minsk 3 bekommen. Also ich sage immer, Minsk 2 war eigentlich schon die erste Teilung der Ukraine.
Die Ausgliederung eines schwachen und von Russland beeinflussten Pseudo-Staatswesen, die sogenannten Separatistenrepubliken, das war eigentlich schon der Beginn dieser systematischen Destabilisierung. Dann kam die Invasion von 1922 und jetzt hofft er natürlich, dass er die Ergebnisse seiner Aggression irgendwie bewilligt bekommt.
Also insofern, wenn Trump sich jetzt hinstellt und sagt, wir müssen verhandeln, was er übrigens gar nicht gesagt hat, sondern auch, das ist eigentlich so eine mediale Geschichte, die jetzt so konstruiert wird. Trump ruft Putin an und sagt, lass uns verhandeln. Jetzt müssen Sie sehen, aus russischer Perspektive, Russland sieht sich ja selber als Großmacht, ist es aber nicht. Es ist weder wirtschaftlich noch militärisch auch nur entfernt an der Schlagkraft der USA.
Message an gewisse Geisteswissenschaftler, die Welt ist leider immer noch unipolar. Verwechseln Sie nicht politische Propaganda mit tatsächlicher militärischer Macht und tatsächlichem wirtschaftlichen Potenzial. Aber Russland sieht es natürlich anders. Aus russisch-imperialer Sicht ist Europa sozusagen nur eine Sammlung von Vasallen der jeweiligen sogenannten Großmacht, die in ihrer sogenannten Einflusssphäre regiert.
Also sprich, dass die früheren sowjetischen Satellitenstaaten, also die osteuropäischen Staaten, sind im Prinzip die Vasallen Russlands und ganz Westeuropa sind die Vasallen der USA. Nichts wird in Russland so sehr verachtet wie ein Vasall, der sich quasi freiwillig unterwirft, sondern die sogenannten Großmächte machen alles unter sich aus. Also verhandelt wird nicht mit, sondern über die Ukraine. Und verhandelt wird auch nicht mit Europa, sondern über Europa.
Also die Großmächte geben den Tarif durch und der Rest darf sich dann fügen. Also das ist nicht mal besonders russisch. Das ist eigentlich typisch für imperiales Denken. Und insofern muss man die Bemerkung von Lavrov auch einordnen. Also wie gesagt, das ist nichts Neues. Und die Frage ist jetzt, ist die Trump-Administration dumm genug, sich auf dieses Narrativ einzulassen?
Wenn jetzt jemand wie Marco Rubio sich hinstellt, der jetzt vielleicht weniger Erfahrung hat im europäischen Politikbereich, dann überrascht mich das nicht. Aber ich glaube nicht, dass jemand wie Trump, der ja ausgesprochen narzisstisch agiert Und jemand, der immer sagt, wir müssen stark sein, wir dürfen keine Schwäche zeigen, make America strong again, dass er, also sozusagen cap in hand, zu Putin geht und sagt, lass uns doch bitte verhandeln, du großer Fürst im Osten.
Während der große Fürst im Osten ausblutet an Menschen und Material. Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Also ich würde da ein bisschen wirklich zur Vorsicht raten, dass dieses selbst verfestigte mediale Narrativ, wenn Trump kommt, geht die Welt unter. Dass sich das vielleicht ganz anders entwickeln könnte, als so im Moment der Konsens ist.
Das hat der Elmar Teewissen ja gerade für uns eingeordnet. Kommen wir jetzt nach der Frage zu den Ressourcen, weil dazu sehe ich also die Frage nach Menschen, wie viele Soldaten hat Russland überhaupt wirtschaftlich? Es sieht schlecht aus, technische Reserven, das interessiert viele User. Jaja, also Sie sehen das ja jetzt schon in der russischen zivilen Wirtschaft. Also durch die Crowding-Out-Effekte der Kriegsökonomie besteht eigentlich eine riesige Nachfrage nach Arbeitskräften.
Das Problem ist nur, die Arbeitskräfte sterben halt an der Front weg. Dementsprechend explodieren die Löhne. Mit der Lohnexplosion setzt dann natürlich auch die Inflation ein. Es gibt verschiedene Schätzungen, was das Material angeht. Also sprich, wie lange kann Putin durchhalten? Die optimistischsten sagen Ende 2025, die pessimistischen sagen Ende 2027. Aber dass die Lager sich leeren und dass die Abnutzungsrate im Moment immer noch größer ist als die Nachschubrate, das ist immer noch so.
Also sprich, Putin steht eigentlich mit dem Rücken gegen die Wand und spielt gegen die Zeit. Und deswegen ist er ja auch so interessiert an Verhandlungen. Also sein Kalkül ist eigentlich ganz einfach. Er versucht halt, irgendetwas zu bekommen, bevor ihm Mensch und Material ausgeht. Und da sehen Sie jetzt eben wieder typisch den trainierten Tschechisten, der genau eben weiß, wie psychologische Taktik funktioniert.
Er geht also rein aus einer scheinbaren Perspektive des Selbstbewusstseins und sagt hier, ich bin doch super, mir geht's toll, schau mal an operativen Erfolge und bevor ich mir jetzt also halb Europa greife, solltest du doch besser mit mir verhandeln. Und ich sage dann immer, lassen Sie sich nicht täuschen von den russischen Fassaden. Diese Leute wurden früher vom KGB und heute vom FSB auf nichts anderes trainiert, als so zu verhandeln.
Man geht rein, door in the face nennt sich das in Amerika, also gehe rein mit möglichst überrissenen, überzogenen Forderungen, stelle dich als möglichst super großartig dar, schüchtere den Gegner ein und am Ende gehst du vielleicht mit 10 oder 20 Prozent deiner ursprünglichen Forderungen raus, aber das macht nichts, dann bist du einen Schritt weiter und dann machst du das wieder.
Und in der nächsten Runde kommst du wieder 10% weiter und so weiter und so schiebt er sich schrittweise vor, bis er hat, was er will. Und ich hoffe, wie gesagt, ich hoffe, dass die US-Administration nicht so dumm ist, sich auf dieses Spielchen einzulassen. Trump hatte eine sehr gute Russia-Hand, Fiona Hill, in seiner ersten Amtszeit. Ich weiß jetzt nicht, wer seine aktuelle Russia-Hand ist oder ob die schon designiert ist.
Aber ich hoffe sehr, man wird Ihnen das so ein bisschen erklären, wie Russland wirklich funktioniert und auch diese sogenannte Verhandlungstaktik. Sprechen wir auch noch mal ein bisschen über die Versorgungslage der Ukraine. Ich habe ein paar Zahlen, die ich gerne noch einbringen möchte. Und zwar produziert die Ukraine inzwischen ein Drittel des Waffenbedarfs, den die Ukraine so braucht, selbst. Die europäischen Verbündeten, die decken knapp 30 Prozent ab, die Amerikaner allerdings 40 Prozent.
Und dazu passt bei uns jetzt die Frage, ich habe sie gerade von Dirk Speicher gesehen, hier ist sie. Trump beendet die Waffenlieferung, also eine Befürchtung von Dirk Speicher. Kann Europa das dann kurzfristig kompensieren? Also da müssten Sie erst mal die Prämisse prüfen, warum sollte er das machen? Jetzt mal zynisch gesagt, für die US-amerikanische Rüstungsindustrie ist der Krieg eigentlich was Gutes.
Weil die Finanzhilfen in die Ukraine, das sage ich ja immer wieder, funktionieren nicht so, dass sie Bargeld in die Ukraine überweisen, sondern das Geld, das geht an die US-Rüstungsindustrie, damit sie Rüstungssysteme nachproduziert, die eben quasi diejenigen ersetzen, die jetzt in die Ukraine geliefert werden. Also sprich, US-Lager ist voll mit Technologie der 90er und Nullerjahre, das wird abgegeben an die Ukraine, dann ist Lager leer und dann wird die nächste Generation nachproduziert.
Und dafür ist eigentlich das Geld vorhanden. Das heißt, es ist so ein bisschen wie im Zweiten Weltkrieg, diese Finanzhilfen sind eigentlich eine Subvention für die eigene Rüstungsindustrie. Also insofern würde ich sagen, gerade jemand wie Trump, der ja sehr, sehr stark daran gemessen wird, wie Inflation und Arbeitsmarkt jetzt in den USA sich entwickeln, ich würde sagen, der denkt da zweimal drüber nach, bevor er der Rüstungsindustrie keine Aufträge mehr gibt.
Weil die könnte dann sagen, Gott, da war ja Biden noch besser. Also das mal zu der Prämisse. Zweitens, könnte Europa kompensieren? Nicht sofort, aber es ist jetzt auch nicht so, dass in Europa kein Rüstungsmaterial herumsteht. Also ich würde sagen, mengenmäßig könnte Europa seine Rüstungsindustrie schon anwerfen und entsprechend nachproduzieren. Ich glaube aber nicht, dass in vielen europäischen Staaten der politische Wille dafür da ist.
Also wir haben zwar die sogenannte Berliner Erklärung vom letzten Dezember 2024, wo also davon gesprochen wird, die Ukraine kriegt harte, eiserne Sicherheitsgarantien. Das ist zwar schön, aber dann sage ich immer, show me the money. Also am Ende muss man die Rüstungssysteme dann auch hinstellen und liefern.
Und wenn wir uns erinnern an die EU-Artillerie-Munition letztes Jahr, wo man gesagt hat, wir wollen eine Million Artillerie-Granaten liefern und am Ende hat man mit Mühe und Not die Hälfte hinbekommen, würde ich sagen, also wenn man die US-Lieferungen ersetzen möchte, müsste man die eigenen Rüstungsindustrien sehr viel stärker herauffahren. Jetzt hat man vorhin gesagt hier in der Sendung, es gibt einige europäische Staaten mit rechtspopulistischen Regierungen.
Ja, das sind zum Glück nicht die großen Rüstungsproduzenten. Aber nehmen wir mal an, Frankreich würde rechtspopulistisch werden und würde nicht mehr liefern oder noch schlimmer Deutschland. Dann wäre wahrscheinlich Ende mit europäischer Substitution. Jetzt haben wir über das Material gesprochen, sprechen wir auch noch über die Menschen. Das klingt immer so technisch, aber es ist in dem Fall ja auch ein bisschen technisch, wie wir jetzt hier darüber sprechen.
Auch da eine Zahl, der ukrainische Präsident, der war diese Woche in Polen zu Gast. Da sagte er, sprach selbst davon, es würden mehr als 600.000 russische Soldaten aktuell in der Ukraine kämpfen, in manchen Gebieten mehr, in anderen weniger. Und er bezifferte die Stärke der eigenen Armee mit über 800.000. Die Zahlen, die können wir nicht verifizieren, das ist klar.
Aber dazu passt die Frage hier bei uns im Stream, kann die Ukraine genug Soldaten rekrutieren, um die Front zu stabilisieren, ohne das Mindestalter zu senken? Wie viele Soldaten rekrutiert die Ukraine eigentlich pro Monat? Ja, also ich kommentiere solche Zahlen eigentlich ungern, weil ich immer davon ausgehe, dass sie propagandistisch verfälscht sind. Das gilt übrigens für beide Seiten.
Also egal, welche Seite sich jetzt äußert zu ihrem angeblichen Bestand an Kombatanten oder zu ihren angeblichen Verlusten, das ist bei Personal sehr schwer zu überprüfen. Deswegen argumentiere ich ja immer primär mit dem Material. Warum? Weil ich Abschlüsse von Material sehen kann durch Bilder oder durch Videos, die dann auch verifiziert und geolokalisiert werden. Solche Personalangaben sind de facto nicht zu verifizieren.
Besser als über irgendwelche abstrakte Personalzahlen zu diskutieren, ist es einfach, sich den Frontverlauf anzugucken und vor allem an lokalen Stellen der Front sich die Abnutzungsraten anzuschauen. Also sowohl beim Material als auch beim Personal. Und da erhalten Sie dann schon eben sehr stark den Eindruck. Wie viele Menschen dahin geopfert werden für sehr geringe Geländefortschritte.
Also sprich, es kommt für mich nicht so sehr darauf an, wie ist der Gesamtbestand der Armee, sondern welcher Bestand der Armee ist erforderlich, um jetzt aus ukrainischer Sicht die Front zu halten, sodass also Russland nicht durchbricht, aber trotzdem weiterhin opfern muss. Oder aus russischer Sicht, wie viele Leute brauchen wir, damit wir die Front wirklich auf einem größeren Abschnitt durchbrechen und dann in den Bewegungskrieg übergehen können.
Und wir haben ja vorhin über Terez gesprochen und über Pakrovsk. Jetzt müssen Sie mal denken, allein an diesem kleinen Frontabschnitt steht eine ganze Division der Russen, also sprich sehr viele Menschen. Das Problem ist nur, dass diese Menschen kaum ausgebildet sind. Das sind hauptsächlich Mobilisierte, die einfach kurz trainiert werden und dann in die Schlacht geworfen werden. In Kursk ist es noch schlimmer, wo die Nordkoreaner einfach als Kanonenfutter verwendet werden.
Mittlerweile werden auch Spezialisten hingeopfert, also Spezialkräfte, Panzerfahrer, Ingenieure, wie auch immer. Hauptsache Menschen für Sturmangriffe. Und insofern sind die Zahlen auch ein bisschen vielleicht irreführend, weil es kommt nicht so sehr auf die Anzahl an, sondern vielmehr auf den Einsatzwert. Also was können sie mit einer bestimmten Anzahl Kombatanten erreichen?
Und ich denke, wenn Russland weiterhin so umgeht mit seinem Personal, dann kommt es nicht so sehr darauf an, wie viele Leute sind jetzt da, sondern wie viele Leute kann ich überhaupt noch nachschieben. Ich habe ja vorhin gesagt, der Arbeitskräftemangel in der zivilen Industrie, der ist jetzt schon extrem. Und irgendwann, denke ich, wird Russland so einen Trade-off machen müssen.
Okay, wenn ich weiter mit der Rate Leute an der Front hin opfere, dann bricht mir irgendwann zu Hause die eigene Wirtschaft zusammen. Und ich denke, auch das ist ein Motiv, warum Putin gerade jetzt so hartnäckig auf die Karte Verhandlungen setzt. Die nordkoreanischen Soldaten, die hatten Sie eben angesprochen. Dazu gibt es auch noch einige Fragen zusammengefasst. Möchten da viele wissen, was, wenn da jetzt noch mehr Kräfte aus Nordkorea geschickt
werden? Also könnte das nochmal diesen Krieg jetzt irgendwie entscheidend verändern? Also ich würde sagen, bei der Todesrate dieser armen Teufel, tun sie mir ehrlich gesagt leid, weil sie sprechen weder Englisch noch Russisch oder irgendeine andere Fremdsprache. Sie wissen teilweise nicht, was sie da eigentlich machen oder wozu sie überhaupt da sind. Sie werden einfach benutzt als Fleisch.
Mit den Nordkoreanern gehen die Russen noch zynischer um als mit ihren eigenen Leuten, was schon viel heißen will wir sprechen da über sehr, sehr tiefe Niveaus der Menschlichkeit, wenn Nordkorea jetzt noch mehr Leute schickt, tja ich meine, der Kim schaut sich das natürlich auch an und für ihn ist das ja auch kein Ruhmesblatt, also ich meine, er sagt ja auch immer, hier meine hochgerüstete, wunderbare Armee, angeblich die größte der Welt mit zwei Millionen Kombatanten
unter Waffen, ja, wenn ich mir jetzt die Performance dieser Leute angucke im Raum Kursk, würde ich sagen, nicht so überzeugend. Also für Nordkorea könnte das dann auch noch schwierig werden, wenn die Todesquote jetzt nicht mehr ein paar tausend Menschen sind, sondern ein paar zehntausend. Dann stellt er sich international halt auch jetzt nicht gerade als der überragende Feldherr dar. Also insofern glaube ich das eher nicht. Ich glaube, das war vielleicht aus Kims Sicht eher so ein Testballon.
Ich gebe dir mal ein bisschen was und schaue mal, was dabei rauskommt und dann evaluiere ich das und Und schaue, ob das für mich vorteilhaft ist oder nicht. Fassen wir nochmal zusammen. Die Ukraine versucht noch immer, den russischen Vormarsch in die Länge zu ziehen. Beziehungsweise aufzuhalten, sagt Militärökonom Kolb. Russland solle gezwungen werden, Material und Soldaten zu opfern, um selbst Geländegewinne machen zu können.
Putin wolle aus einem Abnutzungskrieg wieder einen Bewegungskrieg machen. Was Donald Trump angeht, wissen wir bisher nur, dass er das Gespräch mit Russlands Präsident Putin suchen will, sagt US-Korrespondent Elmar Tevissen. Trump habe aber seine Verhandlungsposition selbst geschwächt. Mit Aussagen wie, man könnte den Panama-Kanal und Grönland besetzen, das hat ein Signal gesendet an Moskau.
Dass territoriale Integrität und Souveränität eines anderen Landes nicht so wichtig sind, so Elmar Tevissen. Unsere Streams zum Krieg in der Ukraine mit detaillierten Karten, aktuellem Frontverlauf und neuesten Entwicklungen gibt es immer donnerstags um 19.30 Uhr auf YouTube und in der ZDF heute App. Mit wechselnden Militärexperten, die ihr selbst befragen könnt. Macht's gut! Music.