Herzlich willkommen zur Lage der Nation Nummer 365 vom 25. Januar 2024. We are back!
Wir sind wieder da. Mein Name ist Ulf Buermeyer.
Mein Name ist Philip Banse.
Und hier ist die Lage der Nation mit, wie ihr das kennt, ganz am Anfang ein paar Hausmitteilungen. Die gute Nachricht vom Ende des vergangenen Jahres ist natürlich: Philips Baby ist da, Philip und soweit ich das mitbekommen habe, ich war natürlich auch schon mal da. Alle sind eigentlich happy.
Alle sind happy, alle sind happy. Mamas ist Happy, Baby ist happy, Papa ist happy. Das läuft sehr gut.
Ihr habt auch noch eine echte Innovation für Eltern rausgefunden. Ich muss ja ganz ehrlich sagen, Technik, die begeistert, Philip, magst du das mal schildern?
Das ist ganz einfach. Das ist ganz einfach. Das ist eine Wiege. Also ein letztlich kleines Bettchen, wo das Baby drin liegt, mehr oder weniger waagerecht. Und das hängt an der Decke. So weit, so bekannt. Aber dazwischen ist ein Motor mit einer Feder.
Das heißt, das Baby wippt.
Der Motor schmeißt halt immer diese Wippe an und sorgt dafür, dass diese Wippe permanent so rauf und runter geht. Diese kleine Wiege. Und das ist ein Stück Technik, wo man sich fragt wie habe ich das vorher ohne ausgehalten? Also bei meinem ersten Sohn, ich weiß nicht, da bin ich Kilometer um Kilometer gelaufen mit dem lieben Kleinen auf dem Arm und Nörgel nörgel und jetzt schläft er? Schafft er ins Bett? Nein, schläft noch nicht. Okay, noch weiterlaufen. Also diese Wiege ist ein Geschenk
des Himmels. Ich kann's nur sagen. Das funktioniert glaube ich, nicht bei allen Kindern. Aber bei unserem Kindchen funktioniert's. Also, eine Federwiege mit Mutterbetrieben. Ich kann es empfehlen. Kann man auch leihen. Wir haben es geliehen, weil das nicht ganz billig ist.
Und man braucht es ja auch im Zweifel nur ein paar Monate.
Richtig. Genau.
Also ich meine, was total begeistert, als ich bei euch so reinkam und dachte Wow, Wunder der Technik.
Ja genau beim Zugucken wird man ein bisschen seekrank. Aber das Kind scheint es so weit ganz gut zu vertragen. Und das muss ich auch noch ganz kurz sagen. Wir hatten ja hier gestern ein kleines Team Meeting. Ganz süße Geschenke. Ich will ja jetzt nicht so ins Detail gehen, aber du und das Team haben wir wirklich, hier stehen auch noch die Blümchen auf dem Tisch und so und Sektchen angestoßen. Ja und Team Meeting gestern.
Und dann gab es wirklich ganz ganz süße Geschenke und Mama und Kind waren zu Tränen gerührt. Also das war auch noch mal ganz herzlichen Dank an das an das Team für die süße Idee und das süße Geschenk und das süße Produkt. Also ich war wirklich völlig überrascht und kriegt einen Ehrenplatz in der Wohnung. Auf jeden Fall.
Und einen Teil des Geschenks haben wir schon überlegt, noch mal sogar quasi für die Öffentlichkeit freizuschalten. Philip hat nämlich einen Babystrampler bekommen mit einem süßen Logo drauf Baby der Nation. Und wir haben schon mit unserem Designer gesprochen. Wir schauen mal, ob wir das nicht in den in den Merch Shop stellen können. Haben ja über unseren Merch Shop schon lange nicht mehr gesprochen. Aber es gibt ja tatsächlich einen kleinen Onlineshop, wo ihr hübsche Dinge kaufen könnt.
LagederNation.Org/Shop.
Im Zweifel LagederNation.Org/Shop. Und wir gucken mal, ob wir da nicht auch ein Baby der Nation Strampler für euch einstellen können. Und denn den hat nämlich Philip geschenkt bekommen.
Und auch neben noch ein paar anderen Sachen. Also das war jetzt so der Merchkram, aber es gab noch so ein paar andere, ein anderes Geschenk, was wirklich ganz, ganz, ganz rührend war, aber was eben nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.
Interessant war natürlich jetzt auch so ein bisschen natürlich Vater werden zum Zweiten Mal auch und dann politischen technischen Aspekt interessant, weil wir natürlich Kind und Namen irgendwie melden müssen und natürlich da auch eine Menge Verwaltungshandeln jetzt mit verbunden ist. Ich will da nur drei Sachen erwähnen, die den Heterogenzustand der deutschen Verwaltung sehr gut schildern, finde
ich. Also a) muss man natürlich das Kind einfach mal beim Standesamt anmelden, muss sagen, wie heißt denn das Ding jetzt? Und da kann man sich einerseits natürlich in Berlin einen Termin besorgen bei der Verwaltung, was nicht funktioniert, aber im Krankenhaus in Berlin gibt es dann häufig so ein kleines Zimmer, wo hingehen kann und sagen wir machen das mal eben.
Das ist auf der einen Seite natürlich ganz schön, auf der anderen Seite ist es halt wirklich wie aus dem vorletzten Jahrhundert Na, du schreibt den Namen auf dem Papier Zettel, der so ein kopiertes Ding mit zum Vordruck da schreibst, den Namen rein mit Hand. Dann musst du deine Geburtsurkunden von Frau und Vater, von Mutter und Vater musst du besorgen.
Mal wieder.
Dann gibt es einen Stempel, eine Unterschrift, dann schicken die das irgendwie zu dem Standesamt an die Ostsee. Dann sagen sie ja, in sechs Wochen haben sie dann auch ihre Geburtsurkunde und so, Also das ging zwar schnell, ist aber so was von analog. Ähnlich katastrophal eigentlich Kinderausweis. Du musst dir dann auch ein Kinderausweis besorgen, weil wenn du ins Ausland willst mit dem Kind.
Willts ja vielleicht reisen.
Da brauchst du so ein Ding, in Berlin nicht zu bekommen. Da gibt es einen Link Kinderausweis buchen, gibt keine Termine, aber drunter steht: Heute haben schon 8653 Leute einen Termin gebucht und da denkt so Hä?
Why?
In welcher Welt und warum ich nicht? Und der dritte Punkt, und das ist ein Lichtblick, finde ich Kindergeld beantragen hat, ich würde sagen fünf Minuten gedauert.
Wow, das ist doch schon mal richtig gut.
Du gehst da Kindergeld beantragen sagst online beantragen. Elektronischer Personalausweis? Ja, gib es den Namen ein, gibt es Geburtsdatum, ein Geburtsort. Gibst Ehepaar die Daten aus deiner aus meinem Perso werden übernommen du bist authentifiziert sagst. Bitte anklicken. Auf welches Konto soll das? Und gut.
Mit andern Worten das funktioniert genau so, wie man sich das vorstellt, auch ohne irgendwie postident, ohne irgendwelche Dienstleister. Der elektronische Personalausweis ist richtig integriert in diesen Verwaltungsport.
Das einzige, was jetzt noch fehlen würde, wäre halt ein Automatismus. Die wissen ja alles von mir. Das Kind hatte sogar schon eine SteuerID und alles. Ja, ja, das hatte man meine Frau, glaube ich beantragt. Ich weiß nicht, ob das automatisch passiert, aber es hat eine SteuerID, die habe ich ja sogar eingetragen dann. Und das könnte dann ja auch mal automatisch funktionieren, also ohne dass ich das beantragen muss. Aber hey, es muss ja auch noch Wünsche nach oben geben.
Die müssen ja schon irgendwie auch wissen, auf welches Konto. Insofern. Insofern würde ich sagen. Also ich muss ganz ehrlich sagen, jetzt, da würde ich sagen, ist das Glas schon deutlich mehr als halb voll. Wenn ein Antrag funktioniert mit dem elektronischen Personalausweis ohne Drittdienstleister und so, dass man auch nicht alles selber eintragen muss und das dann nur noch mal mit dem Perso verglichen wird, sondern dass sie wirklich die Daten aus dem Perso übernehmen.
Da würde ich sagen großes Lob an die Kindergeldstelle. Das haben Sie gut gemacht.
Auch mal kurz der technische Hinweis: Es kam ja nicht oft, aber hin und wieder über die letzten Jahre von Audionerds, Soundnerds der Hinweis: Hey, ein tolles Format habt ihr da, aber es gibt ein bisschen Hall. Und soll ich euch mal beim Sounddesign so ein bisschen helfen? Und hier und da ein Hall und hier und da ein bisschen Optimierung und so und so haben wir jetzt gemacht, hört die vielleicht.
Wir haben hier an der Decke Elemente angebracht, wir haben hier hinter uns so Wände stehen, die dieses Echo ein bisschen minimieren. Also ich glaube, wir haben ein deutliches Soundupgrade hier durchgeführt. Könnt ihr mal sagen, ob ihr das auch so seht.
Also für die nicht Soundnerds. Philip was hat sich da geändert? Der Nachhall?
Genau der Nachhall. Wir haben an der Decke jetzt so so Elemente, die den Schall schlucken und hinter uns und Elemente, die den Schall schlucken, die halt verhindern, dass das, was wir reden, gegen die Wand prallt, zurückkommt und ein paar Millisekunden später ins Mikro geht und so ein kleines Echo verursacht.
Zu unserem ersten Thema für diese Woche. Wir müssen natürlich über die Bahnstreiks reden, denn das hat auch die Lage der Nation betroffen. Wir hatten in dieser Woche ein Teamtreffen hier in Berlin, quasi zum Auftakt des neuen Jahres. Neujahrstreffen, wenn ihr so wollt. Das hat trotz Bahnstreik stattgefunden, aber mit einigen Hürden. Eine Mitarbeiterin musste von München aus mit dem Auto anreisen, eine musste ein alternatives Bahnunternehmen nutzen, um überhaupt hinkommen zu können.
Also das war schon nicht so einfach. Und meine Lesung in Essen zum Beispiel, die war für morgen Abend geplant. In Essen Werden, die fällt aus. Ich wollte das Lage Buch vorstellen, aber das funktioniert einfach diese Woche nicht. Aufgrund anderer Termine schaffe ich das nicht rechtzeitig, weil die Bahn streikt. Die gute Nachricht für die Menschen in Essen, die da hinkommen wollten, Essen und Umgebung. Es gibt einen neuen Termin. Das wird jetzt am Montag, den 11. März, stattfinden.
Die Tickets behalten auch ihre Gültigkeit. Ansonsten findet ihr weitere Infos bei dem Buchhändler Schmitz in Werden, der die Tickets verkauft.
Ja, Bahnstreik habt ihr wahrscheinlich alle mitbekommen. Die Lokführer der Deutschen Bahn streiken, soweit sie in der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, kurz GDL, organisiert sind. Der Streik läuft sechs Tage insgesamt, Montag soll er enden. Das ist bisher der längste Streik der Streik freudigen GDL Gewerkschaft und der volkswirtschaftliche Schaden, die volkswirtschaftlichen Kosten werden immer so beziffert mit 100 Millionen € pro Tag.
Das ist eine ältere Berechnungsschätzung vom Institut der deutschen Wirtschaft. Das steigt dann auch nicht linear, sondern exponentiell, sodass die dann irgendwie bei sechs Tagen Streik bei einer Milliarde 1,2 Milliarden € volkswirtschaftlicher Schaden ankommen. So, das ist so die Größenordnung.
Ist immer sehr die Frage, ob das denn tatsächlich so ist. Also die Bahn beispielsweise, die storniert ja jetzt nicht etwa alle Tickets, sondern man kann hinterher wenden, wenn ein Zug wirklich ausgefallen ist, versuchen, sein Geld wiederzubekommen. Also die Bahn wird natürlich Umsatz verlieren, aber durch die, wie ich finde, nicht so besonders freundlichen Regelungen, wie soll ich sagen, verliert sie jedenfalls nicht den kompletten Umsatz für diese Streiktage.
Und da muss ich sehen, das IW ist ja sehr arbeitgebernahe und deswegen frage ich mich schon so ein bisschen, wo diese 100 Millionen eigentlich herkommen. Denn wenn man sich unser Teamtreffen anguckt. Philip, das ist ja gerade nicht ausgefallen, das ist ja, da hat man halt alternative Reisewege gefunden. Meine Lesung in Essen fällt auch nicht aus, sondern wird verschoben.
Also wenn man sich das mal so überlegt, das sind natürlich jetzt nur anekdotische Beispiele, also mag ja sein, dass auch Sachen komplett gestrichen werden, aber ich würde mal denken, also 100 Millionen €, das ist schon extrem hoch.
Ja, vielleicht weiß ich nicht. Ich hab's jetzt auch nicht überprüft. Ist wie gesagt eine ältere Berechnung. Es wird dann auch in eine Relation zu gesetzt zum gesamten Bruttoinlandsprodukt und also 100 Millionen € pro Tag halt nicht viel. Das ist halt, das ist halt ein Bruchteil dessen, was da so normalerweise kommt.
Weil das Bruttoinlandsprodukt bei über 3000 Milliarden Euro im Jahr liegt.
Also was sind die, was sind die Forderungen der Gewerkschaft? Also Sie sagen, für Schichtarbeiter, Schichtarbeitende, Schichtarbeiterinnen, die aktuell 38 Wochenstunden zu leisten haben, wollen wir 35 Wochenstunden. Und wir wollen...
Und zwar bei vollem Lohnausgleich.
Bei vollem Lohnausgleich nicht nur den Lohn, den sie jetzt kriegen, sondern 15 % mehr. Und den sollen sie auch kriegen für die 35 Stunden Arbeiten. Und sie wollen auch die Fahrdienstleiter und Leiterinnen vertreten. Das sind die, die die Stellwerke bedienen, Weichen schalten und so in dem Infrastruktursparte beschäftigt sind. Und das ist natürlich noch ein interessanter Hebel.
Dann hast du die Lokführer, Lokführerinnen und wenn du dann auch die Leute hast, die die Weichen stellen, dann kannst du das Unternehmen richtig lahmlegen. Wenn die alle unter deiner Fittichen hast und die alle streiken, dann ist Stillstand.
Dann haben wir bei dieser Gelegenheit noch mal rausgefunden, es gibt tatsächlich eine unterschiedliche Definition für Lohn und Gehalt. Viele Menschen verwenden das glaube ich synonym. Auch nicht so richtig klar, was der Unterschied ist. Du hast das mal gegoogelt. Deep research bei Google.
Also weil ich geschrieben habe, die wollen 15 % mehr Lohn und Gehalt und natürlich Lohn und Gehalt. Was kriegen Sie denn Gehalt? Also der Unterschied ist Gehalt ist immer gleich, egal wie viel gearbeitet wird oder wie viele Tage der Monat hat. Also du kriegst halt dein Gehalt am Anfang des Monats und ob du da eine Stunde mehr oder weniger Arbeit ist oder ob der Monat 28, 30 oder 31 Tage hat: dein Gehalt ist immer fix. Anders ist das beim Lohn. Der Lohn hängt halt von deiner Arbeitsleistung ab.
Da macht es halt ein Unterschied, ob du 21 Stunden in der Woche arbeitest oder 30 Stunden oder ob der Monat dann eben 28, 30 oder 31 Tage hat. Der Lohn hängt halt von der geleisteten Arbeit ab. Das Gehalt ist immer fix, vom Bonus zahlen und mal abgesehen. Aber das ist im Kern der Unterschied. Wusste ich auch nicht.
Bislang ist es halt so, dass Lokführer im Mittel im Jahr 2022 3.735 € im Monat verdient haben. Das ist aber natürlich alles vor Steuern, vor Sozialversicherungsbeiträgen. Das heißt, über einen groben Daumen dürften die so mit knapp über 2.000 € nach Hause gehen. Ja, und das sollen sie überlegen. Es ist ein extrem harter Job. Das ist halt Schichtarbeit. Du musst häufig nachts arbeiten, Du hast eine enorme psychische Belastung, wenn was ja leider
vorkommt. Vorsicht, Triggerwarnung, Suizid, wenn sich Menschen vor den Zug werfen. Das ist natürlich, kann man sich vorstellen, für die Person, die oben auf der Lok sitzt, nicht so richtig lustig. Das heißt also, man muss sich einfach klarmachen ein sehr harter Job. Ja, diesen Forderungen steht jetzt gegenüber das Angebot der Bahn. Die Bahn sagt: Wir wollen durchaus 13 %, nicht 15 %, aber 13 % mehr bezahlen. Aber das gestreckt in Stufen über drei Jahre.
Und dann wiederum sagen dann die Lokführer: Nein, das kann es ja nicht sein. Die Inflation lag ja schon in den letzten anderthalb Jahren bei um die 10 %. Wir haben nicht mal 3 % mehr Geld bekommen. Das heißt also, bei 13 % über drei Jahre würden wir unterm Strich eigentlich nichts dazugewinnen. Das heißt also die, die die Attraktivität des Jobs würde sich nicht ändern. Philip, und wie sieht es aus mit der Arbeitszeit?
Also 35 Stunden. Da sagt die Bahn das können wir jetzt noch nicht machen, Wir bieten 37 Stunden an, das können wir machen, aber erst ab 2026. Und dann kriegt ihr, wenn ihr 37 Stunden wählt, auch nicht die komplette Erhöhung von dann insgesamt 13 % über die drei Jahre und dann in diesem Jahr dann eben den entsprechenden Anteil dieser Stufe. Also diese Erhöhung des Lohns würdet ihr nicht bekommen, wenn ihr 37 Stunden euch aussucht.
Der Grund dafür sei, dass man a) nicht 35 Stunden anbieten könne und schon gar nicht sofort und 37 auch erst in zwei Jahren, dass es eben nicht genügend Personal gibt bei der Bahn. Also wenn die Leute weniger arbeiten, klar, da müssen mehr Leute arbeiten, es müssen mehr Lokführer eingestellt werden und das ist eben schwierig, sagt die Bahn. Und da fragt sich die Gewerkschaft: Warum soll das unser Problem sein?
Genau. Es ist ja eigentlich eher das Problem der Arbeitgeberseite, wenn sie zu wenig Leute haben, um die Arbeit machen zu lassen. Und der zweite wichtige Punkt ist: Wenn ihr sie besser bezahlen würdet und wenn sie vielleicht ein bisschen weniger arbeiten müssten, dann wäre es natürlich auch viel leichter, überhaupt Menschen zu finden, die als Lokführer arbeiten wollen. Das ist natürlich immer das Argument. Auch bei der vier Tage Woche steht sich immer so ein bisschen gegenüber.
Die einen sagen vier Tage Woche geht nicht, wir haben zu wenig Leute. Und die Arbeitnehmenden sagen dann: Na ja, klar, ihr habt zu wenig Leute. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Job einfach nicht attraktiv genug ist. Und bei einer Vier Tage Woche wäre es wieder ein attraktiver Job und ihr würdet mehr Leute finden. Das heißt, die Lage würde sich
entspannen. Da wär so mein Take, ehrlich gesagt, vielleicht lässt sich das ja tatsächlich dadurch regeln, dass man sagt ja, 35 Stunden als Zielmarke, aber mit einem ganz klaren Korridor, nicht mit so einer vagen Regelung, wie die Bahn sagt. Nur wenn wir genügend Leute haben. Denn dann hätte die Bahn Anreiz, einfach weiterhin nicht genügend einzustellen und könnten dann sagen Machen wir nicht.
Sondern mit einem klaren Korridor, die Regelarbeitszeit sinkt einfach pro Jahr um eine Stunde ab und dann weiß die Bahn okay, in drei Jahren brauchen wir die Leute, sonst brennt die Hütte.
Ist so ein bisschen unklar, aber auf einen Versuch, glaube ich, käme es mal an, weil es ja auch nicht die ganze Branche ist, die vor diesem Problem steht. Ja, vier Tage Woche. Du hast es gesagt, viele Branchen reden darüber und irgendwann wird man halt mal wird man das mal testen müssen. Und vielleicht ist die Bahn ja da ein ganz guter Startpunkt. Das Besondere hier bei dem Streik ist auch und deswegen schäumt
es auch so hoch. Deswegen schwillt vielen auch der Kamm, dass bisher kaum verhandelt wurde, sondern die GDL hat mehr oder weniger sofort gestreikt. Also das letzte Gespräch zwischen Bahn und GDL hat im November stattgefunden. Jetzt gab es wieder ein neues Angebot der Bahn, aber anschließend eben keine Gespräche. Die GDL hat gesagt: Das reicht uns nicht, ihr seid ja wahnsinnig. Wir streiken. Und da ist die Frage. Also gibt es viele Fragen. Eine Frage ist: Ist das legal? Darf die GDL?
Darf die das überhaupt? Und da ist die Antwort relativ einfach Ja. Das ist okay. Das darf die Gewerkschaft so machen. Das bestreitet letzten Endes auch niemand mehr. Georg Tüsing, Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Recht der sozialen Sicherheit an der Uni in Bonn, sagte dem Tagesspiegel: Ja, Streiks müssen zwar verhältnismäßig sein, aber "praktisch läuft das regelmäßig darauf hinaus, dass Streiks dann verhältnismäßig sind, wenn die Gewerkschaften sagen, dass sie
verhältnismäßig sind." Also das ist, wie man sich vorstellen kann, jetzt keine so richtig hohe Hürde für einen Streik. Und ganz ehrlich ich glaube, im Kern nicht anders sieht das Felix Hartmann.
Felix Hartmann ist Professor für Arbeitsrecht an der Freien Universität in Berlin. Und er sagt Ja, Streik soll nicht nur verhältnismäßig sein, sondern sie sollen auch eigentlich das letzte Mittel in so einem Arbeitskampf sein. Die Verhandlungen, sagt er, müssten natürlich gescheitert sein. Eigentlich, bevor man streikt. Aber, sagt er Zitat auch im Tagesspiegel: "Wenn die GDL davon ausgeht, ihre Forderung nur mit einem Streik durchsetzen zu können, wird das letztlich nicht hinterfragt".
Also dann von den Arbeitsgerichten im Zweifel. Also auch hier eigentlich ziemlich freie Bahn für die GDL. Vor zwei Wochen hatte die Bahn ja sogar schon mal geklagt gegen einen Streik, hat verloren. Jetzt, beim aktuellen Streik, klagt nicht mal mehr die Bahn.
Also die Rechtslage ist jedenfalls Stand heute ziemlich eindeutig. Ich persönlich finde die Einschätzung der GDL auch nachvollziehbar, wenn man sich anschaut, was die Bahn anbietet. Das liegt einfach so weit weg von dem, was die Lokführer denn hier wollen. Also ich halte das für eine nachvollziehbare Einschätzung. Man kann sagen ja, wird sofort gestreikt, aber gut, ich meine, warum soll man sich an den Tisch setzen, wenn einfach die Angebote so weit auseinander liegen?
Und ganz ehrlich, auch wenn man sich so den Ton der Pressemitteilung beider Seiten anschaut, da sind...
Freunde werden die nicht mehr.
Freunde werden die nicht mehr! Da sind die Fronten extrem verhärtet. Ich muss mal ganz ehrlich sagen, die öffentliche Diskussion schießt sich gerade wahnsinnig auf Claus Weselsky ein, den Chef der GDL. Ich frage mich immer Philip, wieso eigentlich? Wird nicht auch mal der Bahn Personalvorstand vor die Kamera gezerrt? Denn ich meine, der ist doch verantwortlich dafür, dass es zu wenig Leute bei der Bahn gibt. Wir haben es in unserem Buch ausführlich aufgedröselt.
Die Bahn wurde jahrzehntelang kaputtgespart. Und wieso hat wird denn eigentlich Herr Seiler nicht vor die Kamera gezerrt und gesagt Herr Seiler, jetzt sagen Sie mal, mag ja sein, dass Sie zu wenig Leute haben, aber ist das nicht eigentlich ein Eingeständnis, dass Sie gescheitert sind?
Er lässt sich ungern vor die Kamera zerren. Ich will es mal so formulieren.
Aber da muss ich ganz klar Claus Weselsky ist natürlich so ein bisschen so ein Typ Rockstar, der geht an keiner Kamera gerne vorbei. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde so die öffentliche Diskussion hat enorm Schlagseite.
Auf jeden Fall.
Zwei Seiten haben sich verhakt. Und kritisiert wird auch in der Medienlandschaft eigentlich nur die arbeitnehmenden Seite. Ich habe da ein bisschen Bauchschmerzen mit.
Und eine andere, die rechtlich juristische Frage, die die Bahn aufwirft, ist nicht so sehr Darf die GDL nun diesen Streik machen und so, wie sie ihn macht, sondern es gibt da eher so eine neue Facette, die in die Richtung geht und die Bahn argumentiert: Ist die GDL eigentlich noch tariffähig? Also ist sie eigentlich im Kern noch eine Gewerkschaft, die Arbeitnehmende vertritt, mit der wir ein Tarifvertrag schließen dürfen?
Und der Hintergrund ist, dass die GDL eine Leiharbeitergenossenschaft gegründet hat, die heißt FairTrain und die Idee ist, dass diese Genossenschaft eben Zugführer Zugführende anstellt und an Bahnunternehmen verleiht, wenn die denn Lokführernde brauchen. Und Genossenschaft heißt so wie ich das sehe, dass eben diese Lokführenden dann Genossen und Genossinnen sind, also den gehört dann sozusagen auch der Laden
mit. Das ist jetzt also nicht primär, würde ich mal sagen gewinnorientiert auf das Konto von Herrn Weselsky, sondern das ist eine Genossenschaft aber die schon natürlich geschäftliche Interessen hat, nämlich Lokführende zu verleihen. Und da argumentiert die Bahn Na, ihr seid dann ja gar keine reine Gewerkschaft mehr, Ihr seid dann ja auch so was wie Arbeitgeber.
Und deswegen seien sie eben nicht mehr tariffähig. Also sieht man, sie seien eben nicht mehr eine geeignete, rechtlich zulässige Partei für einen Tarifvertrag. Also ich muss sagen, ich finde das erst mal einen interessanten Move der GDL, diese Genossenschaft aufzubauen, wo dann eben Lokführer quasi bei ihrem eigenen Laden angestellt sind. Also in diesem Fall ist es eben so, dass vor allem die Menschen Genossen sind in dieser Genossenschaft, die dann selber verliehen werden.
Es ist, wenn man ehrlich ist, so eine Art Selbsthilfegruppe von Lokführenden, ich glaube, so kann man das schreiben. Aber da ist eben die GDL auch mit im Spiel und deswegen sagt man: Ja, mag ja sein, dass es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind, die sich da zusammengeschlossen haben, aber die wollen eben auch Geld verdienen und deswegen seien sie Arbeitgeber und nicht mehr tariffähig. Das ist so die Argumentation der Bahn.
Ja, also was man natürlich schon sehen muss, glaube ich, ist, dass dahinter dann schon so eine kleine versteckte Agenda der GDL stehen könnte.
Könnte, könnte. Das ist der Verdacht, den die Bahn aufwirft und der finde ich nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Es könnte also sein, wenn jetzt also die GDL streikt für 35 Stunden, dann gibt es also eine 35 Stunden Woche, dann fehlen also noch mehr Lokführerinnen, Lokführer sozusagen. Und das Interesse der GDL könnte sein, mehr Nachfrage zu erzeugen nach Lokführnden, damit eben dann zum Beispiel die Bahn zu dieser GDL Genossenschaft FairTrain geht, um eben Lokführende zu leihen.
Ja, und dann wäre die Frage also streikt die GDL eigentlich nur deswegen für die 35 Stunden Woche, damit die Arbeitsbedingungen der Lokführerinnen und Lokführer besser werden? Oder streikt die GDL für die 35 Stunden Woche, damit der Bedarf nach Lokführern und LokführerInnen steigt und die GDL Firma eben in dann diese Lokführer vermieten kann? So ein bisschen...
Es ist ein bisschen shady. Also ich finde es ein bisschen schwer einzuschätzen, was jetzt letztlich die Motivation der GDL ist. Natürlich hätte eine Gewerkschaft auch ganz ohne diesen Genossenschaftszirkus im Hintergrund ein großes Interesse daran, möglichst gute Abschlüsse für ihre Mitglieder zu erreichen. Insofern glaube ich, dass dieses 35 Stunden Ziel auch ohne die ganze Genossenschaft auf dem Zettel wäre. Es war ja auch schon seit Jahren auf
dem Zettel. Also insofern wäre es, glaube ich, ein bisschen ein bisschen überzogen zu sagen, das machen die ja nur, weil sie ihre eigene Genossenschaft damit irgendwie nach vorne bringen wollen. Auf der anderen Seite finde ich das einfach politisch total ungeschickt von der GDL, diese Flanke zu bieten, diese Angriffsfläche zu bieten. Man hätte ja sagen können, okay, es gründet sich eine solche Genossenschaft, aber ich hätte jedenfalls diesen Eindruck vermieden, dass da...
So ein Sicherheitsabstand.
Ja, genau, Ich hätte diesen Eindruck vermieden, dass das letzten Endes die GDL zum Arbeitgeber macht oder zur Arbeitgeberin macht, die, wie du sagst, ich hätte den Sicherheitsabstand eingehalten. Das war, glaube ich, kein so richtig schlauer Move. Auf der anderen Seite muss man sagen: Rechtlich ist die Situation ungeklärt.
Die Bahn hat schon eine sogenannte Feststellungsklage eingereicht, mit dem Ziel, gerichtlich bescheinigen zu lassen, dass es jetzt der GDL aufgrund dieser Genossenschaftsnummer an der Tariffähigkeit fehle. Sollten Gerichte dies bestätigen, dann könnte das für die GDL richtig teuer werden. Dann könnte möglicherweise sich dieser Streik als illegal darstellen. Da könnte also eine Schadensersatzklage
drohen. Andererseits vor zwei Wochen ist die Bahn vor den Arbeitsgerichten in Hessen ja gescheitert mit im Kern auch dieser Argumentation. Also was da juristisch noch draus wird, müssen wir schauen. Ich finde es spannend, Philip jenseits dieser Rechtsfragen jetzt mal drauf zu schauen, wie es denn politisch einzuschätzen ist. Also ist dieser Streik nun überzogen und maßlos?
Das sagen ja die Kritiker und Kritikerinnen. Ein Argument ist auch: Die GDL hat ja nur rund 40.000 Mitglieder. Und gibt es noch eine zweite Eisenbahngewerkschaft, die Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft, die 180.000 Mitglieder hat, also mehr als viermal so viel.
Und dass eben die GDL dieser größeren Gewerkschaft einfach Mitglieder abjagen will, indem sie halt radikaler Auftritt, ein besseres Ergebnis raushaut und deswegen so auf Krawall setzt und deswegen halt diesen Streik vom Zaun bricht, so die Kritiker und Kritikerinnen. Das ist sicherlich so, also ich glaube, das ist wirklich so, dass die natürlich Einfluss gewinnen wollen, dass sie natürlich gerne mehr Mitglieder gewinnen wollen. Aber ist das deswegen maßlos illegal? Definitiv nicht.
Das ist eben genau der Punkt. Das ist letztlich wieder die Frage der Verhältnismäßigkeit und welche Motive sonst noch bei einer Gewerkschaft eine Rolle spielen. Ich sage mal gewerkschaftspolitische Motive. Und das ist letztlich für die Frage des Streiks oder der Legalität eines Streiks nicht ausschlaggebend, solange man mit diesem Streik tatsächlich noch arbeitsvertraglich erreichbare Ziele anstrebt.
Und letztlich wollen das ja alle Gewerkschaften. Alle Gewerkschaften wollen ein gutes Ergebnis, damit sie Mitglieder bekommen, damit sie attraktiv sind und Leute, die vielleicht nicht in der Gewerkschaft sind, sich der Gewerkschaft anschließen. Also ich finde das völlig normal.
Auch der Bundeskanzler ist da ziemlich entspannt. Olaf Scholz hat sich aus diesem Konflikt dezidiert rausgehalten. Er sagt, es herrscht in Deutschland Tarifautonomie. Das heißt, mit anderen Worten Tarifverträge werden von der Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen Seite ausgehandelt. Da hält sich die Politik raus. Und ich würde mal sagen, das ist genau auch die Wertung unseres Grundgesetzes. Die beiden Seiten von Tarifverhandlungen sollen dasselbe entscheiden ohne Einmischung des Staates.
Natürlich legt der Staat bestimmte Grundbedingungen fest. Natürlich regelt der Staat auch die die Rahmenbedingungen für Arbeitskämpfe im Kern. Aber letzten Endes sollten die Arbeitsbedingungen eben auf diesem Arbeitsmarkt auch ausgehandelt werden. Die Brisanz hier ist natürlich, dass die Lokführer, wie noch eine ganze Reihe anderer Branchen natürlich sogenannte kritische Infrastruktur sind. Die sitzen schon an einem ziemlich langen Hebel.
Wenige Menschen, wie gesagt, etwa 40.000, sind da, bei der GDL relativ wenig Menschen können ein halbes Land lahmlegen.
Ja, das ist so. Ein Nachtrag noch zu diesem Arbeitgeber Tarifautonomie Ding. Ich meine, hier ist es jetzt ja so, dass der Staat ja nun Eigentümer der Bahn ist. Das ist ein bisschen so eine Besonderheit. Also wenn sie jetzt das, was sich IG Metall und Metall Arbeitgeber, dann hält der Staat sich raus ist klar, hier ist nun der Staat Eigentümer der Bahn und dann doch nicht so ganz völlig raus aus der Nummer. Könnte man ja argumentieren. Um so wichtiger ist es, dass er sich raushält.
Würde ich so sehen. Umso wichtiger ist, dass er sich raushält. Auf der anderen Seite muss man natürlich sagen: Wenn sich Manager völlig verrennen, so wie das nach meiner persönlichen Einschätzung beim Personalvorstand der Bahn der Fall ist, dann wäre vielleicht irgendwann mal eine politische Ansage sinnvoll. Wir haben volkswirtschaftlich ein Interesse daran, dass die Bahn fährt. Lieber Herr Seiler, haben Sie den Schuss noch gehört?
Aber vor allem Volker Wissing ruft in die andere Richtung.
Volker Wissing von der FDP, der Bundesverkehrsminister und daher zuständig für die Verwaltung der 100 % Bundesanteile an der Deutschen Bahn AG. Volker Wissing stänkert eher gegen die Arbeitnehmerseite.
Aber trotzdem bleibt ja dieses Phänomen, relativ wenig Leute können ein Land lahmlegen, weil sie halt an neuralgischen Stellen sitzen und kritische Infrastruktur nicht in der Hand haben, aber doch maßgeblich mitbestimmen. Und so gibt es halt politische Forderungen, unter anderem zum Beispiel von Gitta Connemann, der Chefin der Mittelstands und Wirtschaftsunion, also einer der Union nahestehende Vereinigung, die Wirtschaftsinteressen stark
machen will. Und Frau Connemann ist die Nachfolgerin von Carsten Linnemann.
Der heutige Generalsekretär.
Aber diese Funktion kennt man halt im Zusammenhang mit Linnemann. Jetzt ist es halt Connemann. Und die hat halt gesagt, bei kritischer Infrastruktur sollte man das Streikrecht letztlich einschränken. Sie sagt, Streik soll es eben erst bei kritischer Infrastruktur geben, wenn eine Schlichtung gescheitert ist. Also wenn Externe gesagt haben kommen wir machen mal eine Mediation, versuchen euch ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, Einigung zu finden. Wenn das gescheitert ist, soll erst gestreikt
werden dürfen. Es soll eine Vorbereitungsphase für den Streik geben. Es soll also einen längeren Vorlauf haben und es soll auch zum Beispiel keinen Streik an Feiertagen geben. Sie sagt Niemand will Streiks verbieten, in keinem Bereich. Aber bei Energieversorgung, Rettungsdiensten, Bahn oder eben Flughäfen muss ein Streik das letzte Mittel sein.
Ja, also ich finde da zunächst mal interessant, dass sie Dinge in einen Topf wirft, die bei Lichte besehen eigentlich nicht in einen Topf gehören. Denn Energieversorgung und Rettungsdienste werden ja gerade nicht bestreikt. Genauso wie Krankenhäuser immer eine Notfallversorgung aufrechterhalten.
Das sind ja auch die Bahn ja jetzt, die haben ja auch Notfalldienste.
Ja, also das klingt ja immer so ein bisschen so, als wenn irgendwann der Rettungswagen wegen eines Streiks nicht mehr käme oder wegen eines Streiks der Strom abgestellt wird. Das passiert ja gerade nicht. Eine andere Frage ist eben Was ist jetzt mit Bahn oder eben Flughäfen? Also es gibt natürlich schon Tage, wo Flughäfen quasi komplett stillgelegt werden müssen, weil zum Beispiel Verdi streikt. Bei Flughäfen gibt es das
tatsächlich. Bei Bahn, du hast das gesagt, gibt es immerhin noch einen Notfallfahrplan. Also man muss es erst mal sortieren. Wirklich kritische Infrastruktur wird ohnehin nicht so bestreikt, dass sie nicht mehr läuft, dass sie ausfällt. Das ist, ehrlich gesagt, glaube ich, eine Irreführung. Kritische Infrastruktur muss man also quasi rausbuchen, weil die ohnehin nicht ausfällt.
Aber die Frage ist: Will man das Streikrecht einschränken, wenn's zwar keine kritische Infrastruktur ist, aber wenn, wie zum Beispiel bei Bahn oder bei Flughäfen, es für viele Menschen unangenehm ist?
Ja, und da muss ich ehrlich sagen natürlich sitzen diese Leute an Machtposition. Natürlich sind Lokführer, Piloten, auch Pfleger, Pflegerinnen an einer Position, wo sie viel lahmlegen können. Das ist natürlich mit Macht verbunden. Und natürlich, wenn sie diese Macht nutzen, tut das natürlich weh. Aber so ist das halt bei Streiks.
Also das ist doch der Witz
Was ist das für ein Streik, der nicht weh tut und der keinen Schaden verursacht? Dann kannst du den auch sparen. Das gehört einfach dazu. Das ist so ein bisschen, weiß ich auch nicht. Das ist so Berufsrisiko für eine freie Marktwirtschaft, also das kommt da einfach mit. Wenn die Leute streiken, dann kostet das viel Geld und dann nervt das und dann verursacht das einen Schaden und übt Druck aus.
Also ich meine, mal ganz ehrlich, ich bin ja selber Arbeitgeber jetzt in meinem Leben. Wir sind bei der Lage. Arbeitgeber natürlich. Ich bin in meiner Rolle bei der GFF schon seit vielen Jahren Arbeitgeber. Und ich muss mal ganz ehrlich sagen, man hat es als Arbeitgeber eben auch in der Hand, ob gestreikt wird. Man kann sich ja mit seinen Arbeitnehmenden auch unterhalten. Man kann ja mit denen eine gemeinsame Regelung finden.
Ein Streik bedeutet ja immer nur, dass es nicht gelungen ist, die Arbeitnehmerseite so weit zufrieden zu stellen, dass sie auf einen Streik verzichtet. So muss man das ja auch immer sehen. Also es wird jetzt quasi, wenn man darüber diskutiert, muss man das Streikrecht einschränken? Dann betrachtet man im Grunde ja nur das letzte Glied einer ganzen langen Kette von Ereignissen.
Also bei der Bahn zum Beispiel schwelt dieser Konflikt ja seit vielen Monaten und der Arbeitskräftemangel wird seit Jahren beklagt. Da muss man ganz ehrlich sagen, wenn jetzt mal die Arbeitnehmerseite streikt, weil sie sagen, unser Job muss attraktiver werden, sonst finden wir keine Kollegen, dann greift es zu kurz, nur darauf zu schauen, zu sagen: Dieser Streik tut jetzt weh.
Und das zweite Argument ist ja, Ihr schadet ja der Bahn, Wir brauchen die Bahn für die Verkehrswende. Sie muss attraktiver werden, nicht unattraktiver. Leute kündigen jetzt ihre Bahncard, weil die Bahn eh nicht mehr fährt. Und da würde ich ehrlich sagen, also was der Bahn schadet, sind diese ganzen Milliarden an Investitionen, die nicht gemacht wurden über die letzten Jahre.
Angenommen wir hätten eine Bahn, die pünktlich fährt, die geil ist, die die Leute super finden, die hohe Pünktlichkeitswerte hat, die jede Milchkanne anfährt und dann wird mal zehn Tage richtig gestreikt und nichts fährt mehr. Das ruiniert doch nicht den Ruf der Bahn, wenn die Leute wissen, das dauert jetzt eine Woche und danach ist alles wieder super wie früher, dann ist. Das Problem ist jetzt, dass die Bahn ohnehin in einen so schlechten Zustand ist. Und nun kommt auch noch so ein
Streik da drauf. Aber das macht er den Zustand der Bahn deutlich als die Dramatik dieses Streiks.
Ja, und ich würde auch einfach sagen, die Arbeitgeberseite hat es ja in der Hand, für Arbeitsbedingungen zu sorgen, wo und wo eben nicht gestreikt wird. Und ich denke, es greift da einfach zu kurz, jetzt nur zu sagen: Ja, liebe liebe Beschäftigte bei der Bahn, nehmt einfach eure Lage hin, Die Bahn ist wichtig. Das passt einfach nicht zusammen. Da muss man schon den Gesamtkontext sehen. Und du hast es eben gesagt, Philip. Das gehört eben zur Marktwirtschaft ein Stück weit dazu.
Das ist eben ein Markt, auf dem Arbeitsbedingungen ausgehandelt werden. Sonst heißt es doch immer, der Markt soll das regeln. Und hier regelt es jetzt einmal der Markt, weil die Arbeitnehmerseite mal einmal ihren Einfluss geltend macht und dann soll ihr dieser Einfluss genommen werden. Ich muss sagen, ich finde das nicht so wahnsinnig plausibel, weil es ja letztlich darum geht, die Arbeitsbedingungen bei der Bahn zu
verbessern. Ich würde mir eher wünschen, dass man das man Streik als ein deutliches Zeichen sieht, dass es eben einfach nicht zu einer gütlichen Regelung gekommen ist. Und da tragen immer beide Seiten die Verantwortung. Aber in einem Unternehmen, das derart mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen hat, sehe ich da vor allem die Arbeitgeberseite.
Und so könnte man ja auch argumentieren, dass die GDL jetzt vielleicht den nötigen Druck aufbaut, damit die Bahn mal in die Puschen kommt, um ihr lang während das Problem zu lösen, nämlich genügend Lokführer und Lokführer zu finden.
Genau da könnte man, dann könnte etwas zugespitzt sagen: Vielleicht kämpft die GDL eigentlich auf Seiten der Deutschen Bahn AG. Nur Martin Seiler hat es noch nicht gemerkt. Also vielleicht ist die GDL eigentlich gerade dabei, die Bahn zu retten, in der Form, dass sie dafür streikt, dass die Bahn endlich wieder ein attraktiver Arbeitgeber wird.
Was ich noch ganz interessant finde, ist, dass es hier auch bei dem Streik einen Unterschied deutlich wird zwischen Personenfernverkehr, Personennahverkehr und Güterverkehr, Güterfernverkehr in dem Fall ja auch vor allen Dingen, dass nämlich natürlich jetzt der Personenfernverkehr ordentlich lahmgelegt ist. Da passiert jetzt gerade nicht so wahnsinnig viel von so ein paar privaten alternativen Anbieter mal abgesehen. Im Regionalverkehr, wenn das nicht von der Bahn betrieben wird.
Ja, da läuft eigentlich soweit alles ganz rund. Dito auch im Güterfernverkehr. Und das liegt nämlich unter anderem daran, dass es da sehr, sehr, sehr, sehr viele Wettbewerber gibt. Also da gibt's natürlich die DB Cargo sicherlich, Aber insgesamt, schreibt die SZ, gibt es im Schienengüterverkehr rund 160 Unternehmen, die halt auf den Gleisen der Deutschen Bahn Güter hin und her transportieren. Das Eisenbahnbundesamt listet sogar noch ein paar 100 mehr auf.
Und interessant fand ich auch, dass diese Konkurrenten der DB Cargo mittlerweile mehr Güter über die Schiene transportieren als die DB Cargo. Tonnenkilometer heißt es dann. 55 Millionen Tonnen Kilometer für die DB Cargo und 77 oder Milliarden Tonnen Kilometer für die DB Cargo und 77 für die Konkurrenten. Und die Lobbyisten sagen sogar jetzt ja, also 60 % des Güterverkehrs, die rollen wie üblich und vielleicht sogar noch ein bisschen besser, weil die Schienen jetzt halt frei sind.
Also da ist so ein bisschen die Frage. In dem Fall scheint der Wettbewerb die Sache schon zu entspannen.
Würde ich auch so sehen. Na ja, in diesem Fall. Wobei ich generell bei Wettbewerb auf der Schiene auch, sagen wir mal so ein bisschen gemischte Gefühle entwickle. Na, das haben wir auch beim Schreiben unseres Buchs, beim beim Bahnkapitel immer wieder diskutiert. Auf der einen Seite wird ja immer gesagt: Ja, Wettbewerb führt dazu, dass Preise sinken und Leistungen besser werden. Das ist so die Theorie.
Ich frage mich nur, ob tatsächlich bei der Bahn gerade wirklich die Situation ist, dass unbedingt die Preise sinken müssen, damit noch weniger Geld im System ist. Meine persönliche Wahrnehmung ist eben Bei der Bahn fehlt eigentlich das Geld und ein Preiswettbewerb ist eigentlich das Letzte, was die Schiene als Verkehrsmittel in Deutschland gerade braucht. Und das zweite große Problem im Bahnverkehr ist, dass die Bahn ja eben eigentlich einen Versorgungsauftrag hat.
Es soll ja eben nicht nur auf den Hauptstrecken Berlin, München und Berlin Köln laufen, sondern die Bahn soll ja eigentlich auch in der Fläche präsent sein und möglichst immer mehr Orte wieder anschließen.
Die auch Kommerziell unattraktiv sind.
Uund das ist so ein bisschen das Ding, wenn du jetzt natürlich sagst, okay, wir erlauben so eine Art Rauspicken der Rosinen, wir erlauben jetzt privaten Anbietern, sehr lukrative Schnellstrecken zu betreiben, dann wird es für die Bahn als Konzern natürlich noch schwerer, quasi den per se vielleicht wirtschaftlich nicht so lukrativen Verkehr in der Fläche aufrecht zu erhalten.
Ja, richtig vom Prinzip ist die Mechanik und die Anreizstruktur sicherlich so, aber ich glaube, das ist am Ende eine Frage der Regulierung. Du hast das ja auch zum Beispiel beim Mobilfunk. Das ist ja ähnliches Problem. Es gibt Städte, da kannst du mit einem Mast quasi nicht 5000 Kunden erreichen. Oben, da wohnen da 100 Leute und du musst den selben aufbauen. So auch da ist es in Deutschland nicht toll reguliert.
Das funktioniert auch nicht.
Funktioniert auch nicht. Aber genau. Also das müsste man sich auf jeden Fall sehr, sehr genau angucken, wenn man das denn wollte. Ich fand es nur interessant, dass es beim Güterverkehr jetzt nicht so große Behinderungen gibt, weil die GDL da natürlich auch präsent ist. Angeblich hatte sie mit 18 anderen privaten Bahnunternehmen schon gar nicht. Da weiß ich nicht, ob die im Güterverkehr unterwegs sind, aber natürlich kann auch die GDL dort Mitglieder gewinnen.
Aber offensichtlich hilft dieser Wettbewerb und diese vielfältige Struktur bei dem Güterverkehr durchaus, dass da jetzt der Schaden nicht so groß ist.
Ja, und ich finde den den Punkt spannend, den du gerade gesagt hast, dass die GDL sich mit 18 Unternehmen schon mal geeinigt hat. Also das ist doch ein Indiz dafür zumindest, keine Garantie, aber eine Indiz dafür, dass die Forderung der GDL vielleicht gar nicht so jenseits von Gut und Böse sind. Wenn 18 Unternehmen sagen wir zahlen das und nur Unternehmen Nummer 19. Die Deutsche Bahn AG sagt Sorry, da wollen wir jetzt nicht zahlen.
Ich weiß nicht. Ich finde, ich finde, man darf da den Arbeitnehmenden nicht nicht völlig den, wie soll ich sagen, den denen den Hebel aus der Hand schlagen. Denn letzten Endes, letzten Endes sitzen ja auch beide Seiten in einem Boot. Auch die GDL will natürlich, dass es der Deutschen Bahn AG gut geht, denn sonst verlieren ja die Arbeitnehmenden irgendwann auch ihren Job. Das, finde ich, darf man
nie vergessen. Es geht ja nicht darum, dass jetzt quasi keine Ahnung, wie bei einem Erbschaftsstreit einmal das Fell des Bären verteilt werden soll. Und danach redet man nicht miteinander, sondern die Idee ist ja, es soll auch für die Arbeitnehmenden ein und ein zukunftsfähiger Arbeitsplatz geschaffen werden. Insofern glaube ich, gibt es da auch so eine Art Selbstregulierung, dass die Arbeitnehmerseite es nicht völlig überzieht.
Unser nächstes Thema: Ihr habt natürlich alle von der Recherche mitbekommen, die die Rechercheorganisation Correctiv in die Welt gesetzt hat und die hat vor zwei Wochen sind jetzt schon aufgedeckt, dass eben Rechtsextreme sich getroffen haben und Pläne geschmiedet haben für die Deportation von Menschen aus Deutschland, von Menschen, die auch einen deutschen Pass haben, die aber irgendwie nicht ins Konzept passen, die ihnen irgendwie nicht gefallen. Die sollen aus dem Land geworfen
werden. Dieses Treffen hat in einem Hotel bei Potsdam im November stattgefunden und da war doch eine ziemlich illustre Runde zusammengekommen.
Eingeladen hatten zwei Männer, die anscheinend in der rechtsextremen Szene auch durchaus Rang und Namen haben. Zum einen Gernot Mörig, ein ehemaliger Zahnarzt aus Düsseldorf, der jetzt eben sein Vermögen teilweise für die Unterstützung Rechtsextremer einsetzt. Und zum anderen Hans Christian Limmer, ein namhafter Investor im Gastronomiebereich. Der ist wohl reich geworden, kann man der Presse entnehmen mit der Brötchenkette Backwerk und war dann lange Gesellschafter der Burgerkette Hans im Glück.
Das war natürlich für Hans im Glück jetzt eine ziemliche PR Katastrophe, dass einer ihrer Mitinhaber mit Nazis im Boot sitze. Das war jedenfalls der Eindruck, der entstanden war. Hans im Glück behauptet nun nach der Veröffentlichung, man habe sich von Limmer getrennt. Wobei natürlich sehr die Frage ist, wer da so über Nacht an seiner Stelle die Gesellschaftsanteile übernommen hat. Konnten wir so kurzfristig nicht
klären. Correctiv ist da weiter dran, um rauszufinden, ob der wirklich jetzt da raus ist bei Hans im Glück oder ob das erst mal nur eine PM ist.
Ja, und bei dem Treffen dabei war auch Roland Hartwig als persönlicher Referent von Alice Weidel und auch rechte Hand der Parteichefin, inzwischen offiziell aber gefeuert. Auch im Nachgang dieser Berichte und dieser Recherchen dann Gerrit Hui, wahrscheinlich oder?
Huy.
Bundestagsabgeordneter der AfD. Ulrich Siegmund, Fraktionsvorsitzender im Landtag von Sachsen Anhalt, und Tim Krause, stellvertretender Vorsitzender der AfD im Kreis Potsdam, sollen bei diesem Treffen zugegen gewesen sein. Aber eben auch ziemlich prominente Rechtsradikale.
Zum Beispiel Martin Sellner. Der ist ein bisschen so der Posterboy der sogenannten Identitären Bewegung, also einer ganz zentralen Strömung des neuen Rechtsextremismus in Deutschland. Das klingt jetzt erst mal nach braunem Sumpf. Aber, und das war vielleicht sogar die spannendste Nachricht: Die AfD und die Neonazis blieben nicht unter sich, sondern es waren auch allen Ernstes Mitglieder der Christlich Demokratischen Union Deutschlands dabei, Mitglieder der WerteUnion, unter anderem Uli Vosgerau.
Der ist zwar eben CDU Mitglied, aber so eine Art Hofjurist der AfD. Der ist Privatdozent, also habilitiert, aber hat nie eine Professur bekommen an einer deutschen Universität. Man ahnt, warum. Und nun führt er für die Rechtsextremen mehrere Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Die CDU überlegt inzwischen Vosgerau, aus der Partei auszuschließen, was ehrlich gesagt sehr naheliegt, denn er engagiert sich seit vielen Jahren eben für die AfD und das ist ein politischer Mitbewerber der Union.
Man wundert sich so ein bisschen, dass die Union viele Jahre braucht, um mitzukriegen, dass da einer ihrer Leute inzwischen quasi auf der anderen Seite spielt.
So Kern dieser Diskussion bei diesen Treffen in Potsdam war nach Recherchen von Correctiv Menschen aus Deutschland zu deportieren, die diesen Rechtsextremen eben einfach nicht in den Kram passen. Diskutiert wurde das unter diesem schlimmen Stichwort "Remigration". Es ist ein Euphemismus für gewaltsame Deportation.
Ja, und deswegen ganz wichtig vielleicht für alle Menschen, die selber in Medien tätig sind. Also das war aus meiner Sicht einer der großen Fails in der Berichterstattung über dieses Nazi Treffen, das doch allen Ernstes in seriösen Medien dieses Wort "Remigration" einfach so auftauchte, ohne Anführungszeichen, so als sei das ein ganz normales deutsches Wort.
Und das zeigt, dass die Strategie der Rechtsextremisten doch immer mehr aufgeht, deren eigenes Vokabular zu normalisieren, also quasi zum normalen Sprachgebrauch zu machen. Und da, finde ich, ist einfach Sensibilität gefragt. Solche Stichwörter darf man nicht verwenden, ohne sie in den Kontext zu setzen.
Was wir jetzt hier hoffentlich mit getan haben. Und die Idee ist halt, da gebe es irgendwie ein homogenes deutsches Volk, wie immer das dann auch von wem auch immer definiert wird. Und das müsse eben von Migration "gereinigt" werden, in Anführungsstrichen. Bitte zu verstehen, das ist die Idee, die dahinter steckt. Genaue Kriterien Wer passt nicht ins Bild, wer soll da deportiert werden? Alles unklar. Klar ist Da wurden de facto gewaltsame Deportationen geplant.
Also vor allem sollte es Menschen mit Migrationshintergrund treffen. Aber eben auch, wie das so schön hieß, schlecht assimilierte Deutsche, also Deutsche, die den Leuten auf diesem Treffen nicht deutsch genug sind oder nicht rechtsextrem genug sind. Und da fragt sich natürlich jetzt betrifft das quasi linke Journalistinnen, Betrifft das queere Menschen, betrifft das Transpersonen? Unklar, schlecht assimilierte Deutsche. Das können im Grunde alle
sein. Und da werden natürlich einfach düsterste Erinnerungen wach. Ich meine, man weiß es ja, wen die Nazis ab 1933 alles so in Anführungsstrichen "Schutzhaft" genommen haben in irgendwelchen Konzentrationslagern. Das konnte dann irgendwann auch jeder sein. Mit anderen Worten das könnte potenziell auch uns beeinträchtigen.
Absolut. Und auch ein Pass soll, nämlich ein deutscher Pass soll davor eben auch nicht schützen. Die deutsche Staatsbürgerschaft soll nach diesen Debatten, die, die da geführt haben, den Menschen einfach entzogen werden können. Und diese Pläne lösten doch für mich durchaus überraschend großes Entsetzen aus. Also dass diese Leute sich da treffen, ja, aber dass das dann doch so eine Welle losgetreten hat.
Also da war natürlich zum einen migrantische Communities, die die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben und zum Widerstand und zum Protest geblasen haben. Lehrer Lehrerinnen berichten von Angst in ihren Klassen. Muss ich jetzt weg? Haben sich da einige gefragt? Wird meine Freund, meine Freundin jetzt deportiert? Es gab weinende Kinder, also das hat doch für viel Entsetzen gesorgt. Und das war dann vielleicht das Erfreuliche auch es hat Hunderttausende auf die Straße getrieben.
Ja, ich glaube au7ch. Also dieses Treffen als solches hat für sehr viel Aufsehen gesorgt. Obwohl, das muss man fairerweise sagen, die dort diskutierten Thesen in rechtsextremen Kreisen seit Jahren Standard sind. Aber dieses Treffen und natürlich auch die sehr emotionalisierende Berichterstattung von Correctiv hat dazu geführt, dass jetzt vielen Leuten einfach mal klar geworden ist What the hell? Was wollen die da?
Wes Geistes Kind ist die AfD eigentlich? Und das eben CDU Leute oder CDU nahe Leute da auch rumhängen, das finde ich, ist so ein bisschen under reported, aber das glaube ich, sind die Ingredienzien, aus denen da diese Empörung auch hervorgegangen ist. Und so hat es eben Demonstrationen gegeben. Auch nächste Woche wird es wieder einen großen Aktionstag
geben. In Deutschland sind Hunderttausende auf die Straßen gegangen, um gegen AfD, gegen Rechtsextreme, gegen gewaltsame Deportationen willkürlich mehr oder weniger durchgeführt zu demonstrieren. In kleinen Orten, in Großstädten, auch im Osten, muss man sagen. Das erfordert, glaube ich, doch einigen Mut, da auf die Straße zu gehen.
Das finde ich persönlich wirklich aller Ehren wert. Dass also in kleineren Städten in Ostdeutschland, wo teilweise Nazis schon auf der Straße quasi die Befehlsgewalt innehaben, dass da wirklich hunderte von Menschen sich auf den Marktplatz stellen und sagen Ich will euch hier nicht haben, ich stehe zur Demokratie. Das ist wirklich großartig. Obwohl, wie gesagt, an manchen Orten ja Nazis tatsächlich schon so eine Art Klima der Angst geschaffen
haben. Ich habe ja selber auch schon mit Landräten gesprochen, mit Bürgermeistern gesprochen aus aus Sachsen und Brandenburg und so was da teilweise lost ist, ist kein Spaß und insofern wirklich ganz toll, dass Menschen da trotzdem sagen Nein, ich mach das nicht mit. Und mich persönlich hat sehr bewegt, so ein Statement von einem jungen Mann, der im Deutschlandfunk zu Wort
kam. Der, der sinngemäß sagte, das war jetzt längst in Leipzig, also keiner Kleinstadt, der sagte Wir sind 89 auf die Straße gegangen für die Demokratie. Ich habe damals schon alles riskiert, und ich lass mir doch jetzt die Demokratie nicht kaputt machen von diesen Leuten. Das muss ich ganz ehrlich sagen. Genau das ist der Spirit.
Dann geht's nächste Woche wie gesagt weiter. 3.2. gibt es einen bundesweiten Aktionstag unter dem Hashtag Wir sind die Brandmauer. Auch angeführt von einem Bündnis, das sich nennt, Hand in Hand. Und das Interessante ist, dass da wirklich die Bevölkerung auf die Straße geht, würde ich sagen Bevölkerung durchaus Mehrzahl. Plural. Eine bunte Mischung, sehr breit aufgestellt unterschiedlicher Parteien, Kirchen, Konfessionen, Migranten, nicht Migranten.
Hier und da ist wirklich die Bevölkerung so bunt, wie sie halt in Deutschland ist. Und deren einigendes Momentum war Wir sind gegen etwas, Wir sind gegen die AfD.
Gegen Rechtsextremismus.
Gegen Ausgrenzung, gegen Deportationen. Wir sind, das muss man, glaube ich, auch formulieren, durchaus für etwas, für Demokratie, für Minderheitenrechte, für Menschlichkeit. Es war auch so eine Selbstvergewisserung. Das war ein sehr emotionaler Moment, finde ich, dass die Leute einfach gemerkt haben, Wir sind die Mehrheit.
Man kann ja manchmal so den Eindruck kriegen, diese rechten Debatten und diese AfD und so, sie stilisieren sich ja auch immer so als die Vertreter der großen schweigenden Mehrheit. Und bei diesen Demonstrationen hat man gesehen, das sind sie nicht, die die große Mehrheit der Leute, die auf die Straße gehen, die sind für Menschlichkeit, Demokratie und sind willens, das auch mal zu zeigen. Das war schon ein bewegender Moment. Und wichtig finde ich auch.
Und es eint eben das Bekenntnis zur Demokratie, zu Minderheitenrechten, zu Menschlichkeit. Auch wenn man sonst möglicherweise einen sehr unterschiedlichen Hintergrund hat. Ich sage jetzt mal eher bürgerlich konservative Milieus gehen da gemeinsam auf die Straße mit eher Hipstern mit vielleicht sogar eher Linksextremen und so, also ich finde das ich finde das einfach schön wie Bunt das ist. Auf der anderen Seite muss man
natürlich sehen. Was bisher noch fehlt, ist ein klares Ziel, eine klare Agenda. Also natürlich, haben diese Demonstration schon eine positive Aussage.Wir sind für die Demokratie. Aber das nimmt letztlich ja sogar die AfD für sich in Anspruch. Und ich frage mich halt: Ist es eigentlich ein Problem, dass diese Bewegung bisher nicht für was Konkretes demonstrieren? Also braucht diese Bewegung auch politische Forderungen?
Wollen die nur den Status Quo erhalten oder wollen die vielleicht auch, dass sich was ändert?
Also das ist ja so ein Argument von Protestforschern, die sagen also so was hat auf Dauer nur Erfolg und bestand so eine Bewegung, wenn sie halt einen Anlass haben, der Gelegenheit und ei Ziel. Eine konkrete Agenda.
Anlass gibt es, die Gelegenheit.
So, und jetzt ist die Frage war das ein Strohfeuer? Ich meine, es ist ja schon mal was, einfach zu sagen Wir gehen auf die Straße, wir zeigen das und das hat ja ein Effekt. Also viele fragen sich ja immer, was sollen so eine Demos, was sollen so eine Demos? Es hat schon einen enorm starken, mobilisierenden und motivierenden Effekt für viele, die auch so bei Migranten, Hilfsprojekten und so unterwegs sind.
Die sehen Aha. Wir sind in der Mehrheit, wir sind damit nicht alleine und alleine das ist schon ein positiver, motivierender Impuls, der von diesen Demonstrationen ausgeht.
Das ist der, das ist so der Impuls für die, ich sage mal, für die Mehrheitsgesellschaft. Und dann gibt es natürlich auch die ganz klare Botschaft hinein in die migrantischen Communities Hey, wir lassen euch nicht alleine. Denn man muss ja ganz ehrlich sagen, da gab es ja in den letzten Jahren schon extreme Zweifel. Also viele Menschen mit Migrationshintergrund haben sich natürlich gefragt Na, wenn es jetzt hart auf hart kommt, wer wird denn dann wirklich für uns einstehen?
Und da muss man sagen, da ist jetzt glaube ich wieder, das lese ich auch aus vielen Wortbeiträgen so in sozialen Medien, da ist jetzt einfach wieder so das Vertrauen gewachsen. Nein, die Mehrheitsbevölkerung wird uns nicht fallen lassen. Aber trotzdem frage ich mich natürlich Strohfeuer oder entsteht da tatsächlich eine neue Bewegung? Und dann würde ich sagen Philip, dann bräuchte es schon auch ein klares politisches Ziel.
Und das könnte natürlich sein Verbot der AfD. Also durch diese Correctiv Recherche hat diese ja schon geführte Diskussion Verbot der AfD neuen Schwung gegeben. Und der Tenor ist bei manchen so ein bisschen: Worauf warten wir denn eigentlich noch, bis die AfD das alles in ihr Programm schreibt, was einige viele Vertreter da fordern und andere fordern weiter, eben die AfD nur politisch zu bekämpfen.
Vor allem Friedrich Merz.
Vor allem.
Friedrich Merz. Genau das sind so die beiden Pole. Das sind, das sind so die beiden Pole, um die es da jetzt geht. Und deswegen schauen wir uns das noch mal an Wir hatten uns das ja im Dezember schon mal angeguckt mit Sandra Schulz zusammen. Da ging es so um die rechtlichen Grundlagen. Da dachten wir erst na gut, die müssen wir jetzt ja nicht noch mal aufrollen. Aber da hat sich doch diese Woche substanziell etwas getan.
Ja, also das muss man sehen. Die Diskussion um ein mögliches Verbot der AfD verläuft im Grunde ab dieser Woche ab einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in völlig neuen Bahnen, weil das Bundesverfassungsgericht die Spielregeln geändert hat für ein mögliches Verbot einer Partei. Formal hat das Bundesverfassungsgericht in dieser Woche eine Entscheidung getroffen zur Finanzierung der NPD, also zu der Frage.
Die Heimat heißt das heute.
Ja, genau. Also die Partei heißt heute die Heimat. Aber die Frage ist halt, ob diese NP/ Die Heimat noch vom Staat mitfinanziert werden soll. Die Details dieser Entscheidung besprechen wir später. Aber der Witz bei dieser Entscheidung ist, weswegen wir das im Kontext AfD Verbot schon mal ansprechen müssen, dass die rechtlichen Voraussetzungen für den Ausschluss von der staatlichen Parteienfinanzierung und für ein Parteiverbot genau dieselben
sind. Und das Gericht hat sich jetzt in der NPD Entscheidung zu zwei Punkten geäußert, die auch und vielleicht sogar vor allem für Partei Verbotsverfahren spannend sind.
Ja, zum einen ist da dieser Begriff kämpferisch, der neu definiert wurde. Das Bundesverfassungsgericht verlangt bisher, dass eine Partei, die verboten werden soll, eine aktiv kämpferische Haltung gegenüber der bestehenden Ordnung eingenommen haben muss. Und bisher klang aktiv kämpferisch immer nach Bürgerkrieg und Gewaltbereitschaft. Da muss quasi so eine Art SA durch die Straßen ziehen, damit eine Partei als kämpferisch eingestuft.
So konnte man das verstehen.
So konnte man das verstehen. Und da konnte man ja dann bisher immer sagen Na gut, also kämpferisch ist die AfD ja nun nicht, weil man sie nur verbieten will. Das gibt ja keine zweite SA. Keiner SA 2.0, keine SA der AfD. Also kämpferisch ist sie nicht, also wird man sie nicht verbieten können.
Ja, und diese Woche hat das Bundesverfassungsgericht jetzt aber klargestellt: So war kämpferisch nicht gemeint. Kämpferisch heißt nicht gewaltsam, sondern es genügt schon ein planvolles und qualifiziertes Vorgehen. Es reicht also, wenn auf die Verwirklichung eines der freiheitlichen demokratischen Grundordnung widersprechenden politischen Konzepts hingearbeitet wird.
Jede darauf ausgerichtete politische Betätigung genügt. Insbesondere die Beteiligung an Wahlen. Und das ist natürlich eine viel, viel niedrigere Hürde als da müssen gewaltbereite Horden prügeln durch die Straßen ziehen.
Also jetzt das Bundesverfassungsgericht hat hier, das kann man nicht anders sagen, seine Rechtsprechung einfach komplett geändert. Aus Kämpferisch ist jetzt so was geworden wie planvoll, ja planvolles kKonzept mit einem Konzept.
Planvoll politisches Konzept, das darauf hin arbeitet, die demokratische Grundordnung zu beseitigen.
Ja, und diese Entscheidung diese Woche steht natürlich vor dem Hintergrund der Diskussion um ein AfD Verbot. Insofern kann man diese Rechtsprechungsänderung eigentlich nur so verstehen, dass das Bundesverfassungsgericht, in diesem Fall der Zweite Senat, ganz bewusst die Schwelle zum Parteiverbot senken möchte. Denn jetzt mal ganz ehrlich: Planvoll ist einfach was völlig anderes als kämpferisch. Sie sagen zwar formal kämpferisch, diese Definition bleibt, heißt aber
jetzt etwas anderes. Aber im Kern ist da einfach die Schwelle gesenkt. Damit ist ein Parteiverbot deutlich leichter zu erreichen. Du hast es gesagt, jetzt so eine SA 2:00 null und der AfD Führung eben jedenfalls bisher nicht geht. Und der zweite wichtige Punkt, wo Karlsruhe seine Rechtsprechung nicht geändert hat, aber doch noch, aber einfach sehr viel deutlicher formuliert hat, ist das Stichwort ethnischer Volksbetrug.
Die Frage ist ja, was macht eine Partei eigentlich verfassungswidrig? Und da finden sich nun mehrere Stellen in diesem Urteil, die sich auf die AfD übertragen lassen. Das Bundesverfassungsgericht stellt ausdrücklich klar: ethnischer Volksbegriff. Dieser ethnische Volksbegriff verstößt gegen die Menschenwürde des Grundgesetzes. Im Klartext: Eine Unterscheidung zwischen sogenannten Biodeutschen und Passdeutschen ist vom Grundgesetz her verboten.
Das Bundesverfassungsgericht schreibt: Das Grundgesetz kennt einen ausschließlich an ethnischen Kategorien orientierten Begriff des Volkes nicht. Völkische Ideologie ist aber zentraler Bestandteil der AfD Politik.
Beispielsweise vertritt Maximilian Krah seit Jahren genau diese Position und der ist nun Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl. Also jetzt auch nicht irgendein Nobody. Und natürlich ist Höcke auch schon seit Jahren auf diesem Trip. Also das ist halt zentraler Bestandteil jedenfalls der gelebten AfD Politik. Das steht im Programm halt nicht so deutlich. Na, da sind sie natürlich schon geschickt und passen auf, was sie schreiben.
Aber das ist aus meiner Sicht auch ein ganz klarer Fingerzeig des Bundesverfassungsgerichts, das so deutlich reinzuschreiben. Ethnischer Volksbegriff geht nicht. Das kontrastiert eben sehr damit, was man so von der AfD hört. In diesem Zusammenhang ein Lesetipp. Was wir gerade hier so dargestellt haben. Das findet man auch sehr schön dargestellt in dem Beitrag von Dietmar Hipp, das ist der Karlsruher Korrespondent des Spiegel haben wir verlinkt für euch in den
Shownotes. Das ist ein sehr lesenswerter Beitrag, den Dietmar Hipp da zur Analyse dieser Entscheidung im Spiegel veröffentlicht hat.
Also die rechtliche Einschätzung würde ich sagen: Das Ergebnis eines Verbotverfahrens ist natürlich nach wie vor nicht hundertprozentig sicher zu prognostizieren. Ein Verbot der AfD im ganzen Bundesgebiet ist einfach nicht zu garantieren. Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist schon seit Monaten überzeugt, dass das Verbot möglich wäre. Haben das Gutachten auch verlinkt.
Aber nach der Entscheidung von dieser Woche sind die Kriterien für ein Verbot einer Partei doch noch mal deutlich leichter zu erfüllen, als das bisher der Fall war.
Also das muss man, glaube ich, schon so sagen. Nun wäre ein Verbot nach meiner persönlichen Einschätzung jedenfalls sehr wahrscheinlich. Vor allem, weil das Bundesverfassungsgericht so deutlich ausspricht, dass der Volksbegriff der AfD, es steht natürlich nicht AfD drin. Bezogen ist das Urteil auf Die Heimat. Aber das ist ja bei der AfD genauso, dass der Volksbegriff, den eben auch die AfD vertritt, gegen die Menschenwürde verstößt.
Und die Menschenwürde ist wiederum einer der drei Aspekte, wo das Bundesverfassungsgericht gesagt hat, das ist jetzt nicht irgendwie nur so nice to have in der Verfassung, sondern das ist einer der Grundbestände des Grundgesetzes. Und wenn man sich dagegen wehrt, dann ist eine Partei eben verfassungswidrig. Und wenn man dann jetzt eben noch, das ist ja die zweite Neuerung, keine Gewaltbereitschaft mehr braucht, dann ist die Hürde doch sehr abgesenkt.
Und wie gesagt, das war auch noch so ein Punkt, wo man bei der AfD Zweifel haben konnte. Natürlich gibt es ohne Ende rechtsextreme Gewalttaten, aber die dann tatsächlich der AfD zuzurechnen, das war bislang eine große Hürde. Die muss man jetzt nicht mehr nehmen. Und deswegen wäre meine persönliche Einschätzung, jedenfalls bezogen auf die drei radikalsten Landesverbände Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen bei der AfD halte ich ein Verbot für nahezu sicher.
Wenn jetzt mal ein Antrag kommt und ich finde die Entscheidung des Verfassungsgerichts aus dieser Woche, die liest sich fast schon wie eine Bitte an die Politik, doch jetzt mal aus dem Quark zu kommen und jetzt mal einen solchen Verbotsantrag zu stellen.
Ja, darum wird natürlich eine politische Debatte geführt. Es gibt einerseits diese rechtliche Debatte, haben wir es so ein bisschen aufgezogen, dass es da neue Argumente gibt, aber es gibt natürlich eine politische Debatte darüber: ist das sinnvoll? Sollten die politischen Institutionen in Deutschland so ein Verbot anstreben? Und wir dachten, das lohnt sich vielleicht, noch mal, hier kurz die Pro und Contra Argumente bisschen aufzuzählen und einzusortieren.
Ja, so ein ganz zentrales Gegenargument, vielleicht sogar das, was man am meisten hört zurzeit. Jenseits der Frage, ob so ein Antrag eben erfolgreich wäre, ist ja, die AfD ist längst zu groß. Man kann eine Partei, die bundesweit um die 20 % der Stimmen bekommt, in manchen Bundesländern, jedenfalls nach Umfragen, noch kein Wahlerbnis, aber nach Umfragen und die jedenfalls in einzelnen Bundesländern auch die 30 % knacken könnte, eine solche Partei, die ist einfach wichtig.
Die vertritt Wählerinnen und Wähler in großer Zahl. Deswegen kann man die nicht mehr so verbieten.
Warum kann man die nicht verbieten? Ist die Idee oder ist Teil dieses Arguments? Na ja, weil dann halt große Teile der Bevölkerung nicht mehr repräsentiert werden können. Große Teile der Auffassung von von großen Teilen der Bevölkerung keine Repräsentation mehr finden in Landtagen und Bundestag.
Und warum ist das ein Problem? Weil ja die Idee bei der Demokratie eigentlich ist, dass Wahlen dafür sorgen sollen, dass die in der Bevölkerung vertretenen Auffassungen im Parlament etwa proportional vertreten sind. Dass die Idee der Demokratie.
Und zwar gerade durch Parteien, dass die Parteien in so einer Parteiendemokratie, wie sie sie haben, das wichtige Instrument sind, um diese Auffassung in die Institutionen, in die Parlamente zu tragen. Und das ist natürlich, so, würde ich denken, natürlich, wenn man jetzt eine Partei verbietet, die von 20 % der Leute gewählt wird, weil sie eben diese Auffassung vertreten und sehen wollen, dass die in
Parlamenten sind. Und wenn man die verbietet, dann muss man davon ausgehen, dass große Teile dieser Auffassung in Parlamenten nicht mehr vertreten sind. Und das kann man natürlich einerseits bedauern.
Und das zum Beispiel kritisiert auch in der Zeit vor ein paar Wochen sehr scharf der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke. Der spricht an dieser Stelle von einer sogenannten Repräsentationslücke. Also er warnt explizit vor einem Verbot der AfD, weil er sagt, dann sind eben nennenswerte Teile der Bevölkerung jedenfalls in einzelnen Bundesländern nicht mehr repräsentiert und das sei ein Problem.
Ja, und jetzt kann man natürlich dagegenhalten. Also ich glaube, das ist so. Das stimmt. Da kann man natürlich aber argumentieren, in einer Demokratie wie der unseren wollen wir bestimmte Meinung, Auffassungen auch nicht repräsentiert haben.
Exakt. Genau darum geht es. Und das wundert mich, dass ein so kluger Mensch wie Herr von Lucke das nicht gesehen hat. Der Witz bei der Wehrhaften Demokratie ist ja gerade eine Repräsentationslücke für verfassungsfeindliche Ideen. Wir wollen gar nicht, dass verfassungsfeindliche Ideen über das demokratische System, über Parteien im Parlament repräsentiert
sind. Mit anderen Worten Zugespitzt könnte man sagen: Die Repräsentationslücke für faschistische Ideen ist kein Fehler, sondern gerade der Sinn und Zweck der Sache.
Und man kann ja auch weiter argumentieren: Nicht jeder Inhalt, den die AfD vertritt, ist verfassungsfeindlich. Große Teile möglicherweise. Die werden nicht repräsentiert. Kerngedanken.
Diese völkischen Gedanken ziehen sich überall durch.
Aber es gibt sicherlich Inhalte, die die AfD vertritt und wegen derer Leute die AfD wählen, die nicht verfassungsfeindlich sind. Und diese Inhalte können ja durchaus von anderen Parteien aufgegriffen werden. Und es gründen sich auch gerade Parteien. WerteUnion will eine Partei werden.
Die Freien Wähler sind je nach Gruppierung mehr oder weniger rechts.
Sahra Wagenknecht macht das. Also es gibt da durchaus Töpfe, sage ich mal, in denen sich diese Auffassungen wiederfinden und durch die sie dann auch repräsentiert werden im Bundestag. Also es ist nicht so, dass alles, was die AfD vertritt und alle Inhalte, wegen derer die AfD gewählt wird, dann nicht mehr repräsentiert sind, aber verfassungsfeindlich und verfassungswidrige Inhalte. Die sollen halt auch nicht repräsentiert werden.
Und ich finde das ehrlich gesagt auch quasi kommunikativ ein wichtiges Signal. Es wird natürlich jetzt immer auch gesagt, wenn man eine Partei verbietet, dann sind ja mit einmal die Gedanken nicht weg. Das stimmt. Natürlich würden keine Ahnungstammtische in Thüringen nicht mit einmal anders ticken, nur weil die AfD verboten wird. Finde ich ein total plausiblen Ansatzpunkt.
Aber ein solches Verbot, gestützt darauf, dass die AfD bestimmte verfassungswidrige Positionen vertritt, würde ja auch den Menschen ganz klar sagen: Ihr liegt falsch. Und ich glaube, das ist eine ganz wichtige Botschaft, die die demokratischen Parteien zurzeit noch zu selten in den Mund nehmen. Es wird immer gesagt: Man muss Verständnis haben, man muss den AfD Wählern zuhören, dies jenes. Man muss immer ganz, muss sie immer so in Watte packen. Das finde ich falsch.
Man muss natürlich deren Sorgen wahrnehmen. Er muss gucken, wo haben die wirklichen Probleme und wo die nicht gehört werden. Teilweise hat das auch mit DDR Biografien zu tun. Das finde ich alles richtig. Aber man darf sie nicht ernst nehmen bei ihren verfassungsfeindlichen Vorstellungen, zum Beispiel völkischer Art, und man muss ihnen da in aller Deutlichkeit sagen: Du liegst falsch.
Das ist in unserer Verfassungsordnung ein Gedanke, den kannst du allenfalls im Hinterstübchen deines Kopfes hegen, aber der ist politisch falsch. Wollen wir nicht. Gibt es nicht, Ist nicht. Und das finde ich eine ganz wichtige Botschaft, gerade auch. Philip, Du hast ja völlig recht, dass sich andere Parteien gründen, um diesen anderen Parteien gleich von vornherein zu sagen Vergesst das! Rassismus, völkische Vorstellung, alles Quatsch, alles muss auf den Müllhaufen der Geschichte, wollen
wir nicht mehr. Insofern glaube ich auch, dass ein Verbot der AfD gerade mit einer solchen Begründung für unseren politischen Diskurs gut wäre, wenn man denn in Zukunft einfach wüsste: Das wollen wir hier nicht mehr haben.
Was sind noch Kontraargumente? Opfermythos ist auch noch so ein Ding. Also wenn das Ding schiefgeht, dieses Verbotsverfahren, dann ist die AfD entweder geadelt oder wenn es klappt, dann gibt es diesen Opfermythos. Also mit dem Opfermythos würde ich sagen, die AfD macht aus allem, was gesagt wird, ein Propagandavideo. Es ist einfach völlig egal, was man macht.
Notfalls lügen sie.
Wenn Sie als rechtsextremistisch gesichert dargestellt werden, dann nehmen sie das als Stempel und sagen: Sobald man Opposition macht, ist man rechtsextremistisch. Wir sind stolz darauf.
Die Nazikeule.
Usw fort. Also man darf sich einfach nicht in Abhängigkeit geben von dem Propaganda Spin den die AfD draus machen kann. Die machen aus allem ein Propagandaspin. Und wenn wir anfangen uns danach zu richten, dann können wir einpacken.
Einen ganz wichtigen Aspekt finde ich noch, den hat mir neulich mal der Bijan Muini gesagt, der Leiter des Legal Teams bei der GFF. Der sagt: Vielleicht haben wir als demokratische Mehrheitsgesellschaft auch eine Verantwortung, die Menschen zu schützen, die unter einer AfD besonders leiden würden. Natürlich sind das vor allem Menschen mit Migrationshintergrund. Aber es sind eben ja letztlich haben wir oben Stichwort ein Stichwort Deportationen erörtert. Es ist ja völlig unkalkulierbar.
Es sind ganz viele Gruppen von Menschen, aber eben in der Regel Minderheiten, die unter einer AfD, sobald die politischen Einfluss bekommt, massiv leiden würden. Und ich glaube, wir haben tatsächlich diese Verantwortung, die der Bijan zitiert hat. Wir sind dafür verantwortlich, dass eben solche menschenfeindlichen Positionen nicht in politische Verantwortung kommen.
Und die Gefahr, dass die AfD daraus ein Propagandavideo macht, die ist da, steht aber dem in Bedeutung ganz klar hinten an.
Ja, ich glaube tatsächlich, dass wir als Gesellschaft noch nicht gesehen haben. Vielleicht, vielleicht jetzt durch die Correctiv Recherchen dämmert es uns aber, dass wir in der Breite lange Zeit nicht erkannt haben, wie gefährlich so eine AfD wirklich wäre. Rechtsextrem? Das ist ja erst mal ein abstrakter Begriff. Warum ist das wirklich so böse?
Na, das würde eben ganz konkret bedeuten, dass keine Ahnung der türkische Handwerksmeister, der türkisch stämmige, der vielleicht seit 20 Jahren deutschen Pass hat, ein Handwerksmeister jetzt mit einmal im Abschiebeflieger sitzt, das ist doch ein brutaler Wahnsinn.
Was für völlige Willkür, Würde, völlige Willkür würde dann herrschen. Das ist sicherlich ein Effekt gewesen. Ich meine, wäre noch ein Gegenargument, was angeführt wird gegen so ein Verbotsverfahren?
Es darf natürlich nicht schiefgehen, das muss man sehen. Ein Verfahren kann theoretisch auch scheitern vor dem Bundesverfassungsgericht. Das wäre natürlich ein großer Propagandaerfolg für die AfD. Und vor allem wäre dann die Möglichkeit eines Parteiverbots jedenfalls auf absehbare Zeit vom Tisch. Und wir sehen ja gerade, dass die politischen Parteien eben große Probleme haben mit der AfD. Aber ich würde ganz ehrlich sagen, dann darf es eben nicht scheitern.
Und dazu haben wir uns im Vorfeld der Sendung einen konkreten Vorschlag überlegt, wie man vielleicht mit diesem Risiko umgehen könnte.
Der ist relativ simpel. Eigentlich ein bisschen so ein No Brainer Ding, wo du denkst, so geht eigentlich jeder vor. Wenn du und ich weiß, schaffen wir das? Wie wahrscheinlich ist es, dass wir das durchbringen? Wie wahrscheinlich? Da ist immer die erste Maßgabe: Wir brauchen konkret was auf dem Tisch. Und deswegen wäre unser Vorschlag: Jetzt schreibt halt mal einen Verbotsantrag, der muss nicht eingereicht werden, aber er muss recherchiert werden.
Ihr schreibt einfach mal auf, Was liegt gegen die AfD vor? Ihr setzt die besten Leute da ran und tut so, als wenn ihr dieses Ding beim Verfassungsgericht einreichen wollt.
So gut ihr könnt.
Und dann haben wir, dann hat die Gesellschaft schwarz auf weiß kompakt zusammengefasst alles was für ein Verbot der AfD spricht. Dann liegt das vor. Und dann können wir entscheiden Aha, das ist also das, was wir haben. Wie wahrscheinlich ist es, dass das durchkommt, so wie das hier vorliegt? Und wenn das zu unwahrscheinlich ist oder wenn es da Gefahren gibt, oder wenn das nicht reicht, ja, dann machen wir es halt nicht.
Also ganz konkret würde ich sogar vorschlagen, die Bundesregierung sollte beschließen wir lassen, die Bundesregierung sollte das beschließen, weil die eine der drei Verfassungsorgane ist, die das beantragen können. Sie sollte beschließen: Wir lassen einen solchen Verbotsantrag nach bestem Wissen und Gewissen
ausarbeiten. Aber erst mal nur für die drei radikalsten Landesverbände, also Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, wo die lokalen Verfassungsschutzbehörden schon diese diese vier Landesverbände als gesichert rechtsextrem eingestuft sind. Da gibt es einfach ein riesen Haufen Beweismaterial. Und der Witz ist, diese Beweise sind zwar vom Verfassungsschutz gesammelt, aber größtenteils öffentliche Quellen.
Das heißt also nicht irgendwie Shady Shady Geheimdienstleute, sondern sondern das sind öffentliche Quellen, Ausschnitte aus Reden, Propagandamaterial der AfD und so und da hat man eine sehr gute Tatsachengrundlage und man versucht es erst mal mit einem Verbotsantrag für die drei radikalsten Landesverbände und dann schaut man, ist das überzeugend? Und ich würde sagen, spätestens seitdem Karlsruhe in dieser Woche seine Rechtsprechung geändert hat, sind die Chancen extrem groß.
Und vor allem, wenn man das nur für diese drei Landesverbände macht, dann ist das Material auch einfach relativ überschaubar. So ein Antrag sollte sich in drei, höchstens sechs Monaten schreiben lassen, dann liegt er im Sommer auf dem Tisch. Wenn man das gut macht, liegt er sogar noch im Landtagswahlkampf auf dem Tisch. Dann kann man da auch noch mal, was ja immer gesagt wird, man muss die AfD politisch stellen.
Dann könnte man die Partei mit diesem Antrag auch noch politisch stellen, noch bevor man den Antrag. Aber dann könnte man sagen: Wählerinnen und Wähler, lest euch das durch, schaut euch diesen Wahnsinn an, Wollt ihr wirklich diese Partei wählen? Ich finde das ehrlich gesagt ein sehr überzeugendes politisches Statement. Und man hätte dann ein konkretes Projekt. Also wie du gesagt hast, es würde nicht mehr abstrakt diskutiert ja, Verbot ja nein vielleicht, sondern hat einen konkreten Text.
Und das machen ja eben Profis bei rechtlichen Fragen generell so. Man lässt sich mal eine Klageschrift schreiben und dann entscheidet man, wie die Chancen stehen.
Also das wäre sozusagen eine eine Möglichkeit, finde ich, eine recht gute und überzeugende Möglichkeit, um mal abschätzen zu können, was haben wir denn? Wie wahrscheinlich ist das, wenn ein Verbot einer ganzen Partei trotzdem zu riskant erscheint und falsch erscheint vielleicht einigen auch, dann bringen solche Leute aktuell noch eine vermeintlich sicherere Sanktion als Alternative in die Diskussion.
Also wenn sie sagen ganze Partei verbieten können wir nicht aus entweder politischen Gründen oder ist uns zu riskant, weil dann die AfD zu gut dasteht oder, oder, oder. Wir könnten doch einzelnen führenden AfD Leuten wesentliche Grundrechte entziehen.
Das da wird eine Regelung aus dem Grundgesetz ins Feld geführt, nämlich Artikel 18 des Grundgesetzes. Und der regelt ausdrücklich die sogenannte Verwirkung von Grundrechten. Da steht so schön: Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere zum Beispiel Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und so zum Kampf gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung missbraucht, verwirkt diese Grundrechte. So steht da. Verwirken klingt erst mal gut.
Aber natürlich gibt es da auch eine große Hürde, nämlich die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.
Also Grundrechte könnten zum Beispiel sein, Meinungsäußerung aber eben auch und darum geht es ja vor allem das passive sogenannte passive Wahlrecht. Das klingt irgendwie so, als sei es unwichtig, weil passiv. Das Gegenteil ist der Fall. Passives Wahlrecht bedeutet Leute dürfen sich zur Wahl stellen, dürfen gewählt werden in den Bundestag, als Ministerpräsident etc. Und wenn man zum Beispiel Björn Höcke sein passives Wahlrecht entziehen würde, dürfte er eben nicht mehr gewählt werden.
Er dürfte sich nicht mehr zur Wahl stellen.
Klingt erstmal nach einer guten Idee. Und manche Leute sagen, das könne die AfD effizienter bremsen als ein Parteiverbot, sei vor allem kein so hoher Eingriff ins demokratische System. Ich muss ganz ehrlich sagen in aller Offenheit Ich halte das für eine Sackgasse. In der Geschichte der Bundesrepublik gab es bisher nämlich nur vier solcher Verfahren nach Artikel 18 des Grundgesetzes.
Die sind allesamt gescheitert und, und das finde ich so spannend, es scheiterte sogar das Verfahren gegen einen führenden Funktionär der sogenannten Sozialistischen Reichspartei. Das war so eine NSDAP Nachfolgeorganisation. Und dieses Verfahren gegen diesen Vorstandstypen scheiterte sogar, als die Partei selbst längst verboten war. Das Bundesverfassungsgericht hat Anfang der 50er Jahre die SRP verboten, eben als verfassungsfeindlich.
Und dann wurde ein paar Jahre später ein Grundrechtsentziehungsverfahren gegen den Funktionär eingeleitet. Und dieses Verfahren scheiterte, obwohl seine Partei schon rechtskräftig verfassungswidrig war. Also mit anderen Worten: Es kann überhaupt nicht die Rede davon sein, dass so ein Verfahren nach Artikel 18 leichter zu gewinnen sei als ein Parteiverbotsverfahren. Die historische Evidenz spricht eher dafür, dass es schwerer zu gewinnen
ist. Und vor allem ist ja unklar, ob solche Verfahren wirklich ein effizienter Einsatz der demokratischen Kapazitäten, Ressourcen wären.
Ja, weil du es halt a nicht gegen nur Höcke machen musst, sondern du musst das halt a gegen sehr viele Leute machen. Dadurch würde halt auch die Aufmerksamkeit aufgesplittert und zersplittert und du müsstest halt vielen, vielen Leuten versuchen, dieses Grundrecht zu entziehen. Und da würde so das politische Kapital, was man einsetzen muss, doch sehr breit verteilt und die öffentliche Aufmerksamkeit würde zersplittert.
Und da ist es eben auch absehbar, dass man mit solchen Verfahren nicht viel erreichen würde.
Das kommt noch dazu.
Also ganz ehrlich, selbst wenn man es bislang ist noch keins erfolgreich gewesen. Anders als die mehreren Partei Verbotsverfahren, die bislang schon erfolgreich waren. Zwei waren erfolgreich in den 50er Jahren, ein drittes gegen die NPD war insofern erfolgreich, dass sie für verfassungswidrig erklärt wurde. Allerdings hat das Bundesverfassungsgericht dann gesagt: Die Partei ist so irrelevant, die müssen wir jetzt nicht mehr verbieten.
NPD heute Die Heimat. Also drei Verfahren, waren im Grundsatz eigentlich erfolgreich, während noch kein einziges Artikel 18 Verfahren erfolgreich war. Und selbst wenn jetzt doch mal eins erfolgreich sein sollte, würde ich denken, lenken diese Verfahren vom eigentlichen Problem ab, nämlich von den rechtsextremen Strukturen, die die AfD geschaffen hat. Fast alle Personen bei der AfD sind letztlich austauschbar. Klar, so Leute wie Höcke und Weidel sind schon irgendwie bekannt.
Aber mal ganz ehrlich selbst der Bundesvorsitzende der AfD neben Alice Weidel ist ein totaler Nobody. Na, Herr Chrupalla, irgend so ein Malermeister aus Sachsen, den kannte niemand, Den kennt auch heute außerhalb der rechtsextremen Szene kaum jemand. Die Leute bei der AfD sind austauschbar.
Und das Problem sind die Parteistrukturen und diese Parteistrukturen, die wird man ja nicht los, wenn Höcke und Weidel und noch ein paar andere Gestalten nicht mehr gewählt werden könnten, sondern diese Strukturen, die wird man nur los, wenn man die Partei verbietet oder wenigstens die besonders extremen Landesverbände verbietet. Also ich würde sagen, selbst 50 oder 100 erfolgreiche Verfahren nach Artikel 18 würden die AfD nicht nennenswert schwächen.
Und da würde ich sagen, mit deutlich geringerem Aufwand kann man auch stattdessen sich darauf konzentrieren, den Laden verbieten zu lassen.
Zumindest mal so einen Antrag zu schreiben. Also muss ich jetzt gar nicht sagen, wir müssen das jetzt gar nicht entscheiden. Wollen wir die verbieten? Sondern wir machen jetzt einfach mal einen Antrag. Wir recherchieren das, legen erst auf den Tisch und dann entscheiden wir das.
Wenn denn jetzt Artikel 18 Grundrechtsentzug für einzelne AfD Funktionäre eine Nebelkerze ist, nicht funktioniert, wenig Aussicht auf Erfolg hat, viel zu viel politisches Kapital verschleißt, dann haben Kritiker eines Verbotsverfahrens seit dieser Woche noch ein weiteres Argument, wie man alternativ gegen die AfD vorgehen könnte. Denn seit Dienstag wissen wir und das hast du oben angerissen: Der Staat kann verfassungsfeindlichen Parteien den Geldhahn zudrehen.
Er muss sie nicht gleich verbieten, aber er kann ihnen den Geldhahn zudrehen. Denn das Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag entschieden: Die NPD, die Heimat, wird von der staatlichen Parteienfinanzierung ausgeschlossen. Es gibt also für die ehemals NPD die Heimat kein Steuergeld mehr für sechs Jahre.
Also Hintergrund haben wir eben auch schon im Nebensatz erwähnt. Gegen die NPD lief ja einfach Partei Verbotsverfahren. Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 entschieden: Ja, die Partei ist verfassungsfeindlich, aber sie wird trotzdem nicht verboten, weil sie viel zu unbedeutend ist, um ihre Ziele auch durchsetzen zu können. Mit anderen Worten: Eigentlich wäre die NPD damals schon verboten worden, wenn sie nicht so winzig und erfolglos wäre.
Anschließend, und das hat das Bundesverfassungsgericht auch so ein bisschen angedeutet, hat der Bundestag dann die Möglichkeit geschaffen, verfassungswidrige Parteien wenigstens von der staatlichen Parteienfinanzierung auszuschließen. Also wir verbieten sie nicht, aber wenigstens kriegen sie dann kein Steuergeld mehr. Das ist die Idee.
Da gab es sogar eine Grundgesetzänderung. Also Bundestag und Bundesrat gemeinsam haben mit jeweils Zweidrittelmehrheit das Grundgesetz geändert. Und da gibt es jetzt eine Regelung, wo im Prinzip dieselben Voraussetzungen drinstehen für ein Parteiverbot und für den Entzug der Finanzierung. Also die Schwelle ist exakt dieselbe. Und das ist jetzt passiert. Wie gesagt, die Heimat wäre ja damals schon verboten worden. Das heißt, jetzt die Maßstäbe erfüllt sind, war eh klar.
Haben sie noch mal gecheckt.
und jetzt ist eben entschieden worden: Die Heimat bekommt keine Wahlkampfkostenerstattung mehr.
Also das war jetzt bei denen eh nicht das Thema, weil diese Wahlkampfkostenerstattung ja bedeutet, Du kriegst pro Stimme einen bestimmten Euro Betrag. Damit du diese Euros pro Stimme bekommst, musst du aber ein Mindestquorum bei Wahlen erreichen. Das hat die Heimat, die NPD, schon seit längerer Zeit nicht mehr erreicht. Deswegen haben sie da für die Stimmen, die sie bekommen haben, auch kein Steuergeld bekommen. Das ist jetzt also so ein mehr, so ein theoretisches Konstrukt.
Anders, ein bisschen anders sieht es bei Spenden aus. Also natürlich kann eine Partei Spenden bekommen und normalerweise ist es so, dass der Staat dann diese Spenden aufstockt. Die Idee dahinter ist, Parteien sollen halt nicht zu abhängig sein von Großspendern. Deswegen helfen wir sozusagen bei den Spenden, die sie einwerben. Da kommt noch mal was drauf. Das wird bei der Heimat jetzt nicht mehr passieren. Die dürfen natürlich weiter Spenden einsammeln, aber der Staat liegt halt nichts mehr
obendrauf. Und diese Spenden sind eben für die Spender und Spenderinnen auch nicht mehr von der Steuer abzuziehen. Und der letzte Punkt, das ist vielleicht der wesentlichste jetzt für die NPD, für die Heimat ist: Parteien sind auch bei der Erbschaftssteuer und Schenkungssteuer privilegiert, also müssen da keine oder weniger Steuern zahlen. Auch das ist jetzt für die Heimat gestrichen. Unterm Strich muss man sagen die Summen, um die es da geht, sind so
ein bisschen egal. Die Heimat ist so ein bisschen egal. Das Interessante war die Frage: Kann der Staat Parteien, die die NPD und Die Heimat ja schließlich noch ist, ungleich behandeln. Denn das Grundgesetz will ja Parteien, die in einem fairen Wettbewerb miteinander stehen, um die besten Ideen ringen. Und da kann der Staat nicht einfach hingehen und sagen Ah, da gibt es zwar zwölf Parteien, aber der da, der streicht einfach das Geld.
Und das Bundesverfassungsgericht hat jetzt gesagt doch, das geht, wenn diese Partei verfassungsfeindlich ist. Der Anspruch auf Gleichbehandlung unter den Parteien, den gibt es eben nur, wenn die Partei nicht Verfassung und Demokratie bekämpft. Und deswegen kann man der NPD Die Heimat Steuergeld, Parteienfinanzierung streichen bzw sie davon ausschließen.
Ja, das Ergebnis dieser Rechtsprechung ist und das war ja auch schon im Grundgesetz so angelegt seit der Änderung von 2017. Es gibt hier so eine Art kleines Parteiverbot, aber der Witz dabei ist, die Vorraussetzungen sind dieselben. Mit anderen Worten: Einer Partei die Finanzierung zu entziehen ist rechtlich nicht einfacher, als eine Partei zu verbieten. Der Entzug der Finanzierung schließt nur die Lücke, die das Bundesverfassungsgericht geschaffen
hat. Eine verfassungswidrige Partei kann ja nicht verboten werden, wenn sie zu klein ist, wenn sie keinerlei Chancen hat, ihre Ziele politisch zu erreichen. Und solchen Parteien kann man jetzt immerhin noch die Kohle streichen. Aber ganz wichtig ist der Punkt: Rechtlich ist das nicht einfacher.
Die Debatte ist natürlich jetzt schon: Kann man das nicht auch mit der AfD machen? Ministerpräsident, der bayerische Markus Söder hat das vorgeschlagen. Er sagt NPD, Heimat. Das Urteil könne eine Blaupause für die AfD sein. Also sprich AfD nicht verbieten, aber den Geldhahn zudrehen. Ähnliche Töne auch von der Linkspartei. Clara Bünger hat sich so ähnlich
geäußert. Wolfgang Janisch von der SZ, der hebt so ein bisschen auf die Bedeutung der Finanzierung ab für die Radikalisierung, die die AfD bewirken kann. Er sagt: Die Wählerschaft der AfD ist heterogen, nur ein Teil hat ein gefestigt rechtsextremistisches Weltbild. Bei Neuwählern lassen sich allerdings rascher Verhärtungsprozesse beobachten.
Für solche Entwicklung spielt die Kampagnenfähigkeit der Partei eine maßgebliche Rolle, ihre Präsenz in der Öffentlichkeit, ihre kommunikativen Möglichkeiten. Sprich: Ohne Steuergeld würde die Radikalisierungs- und Propagandakraft der AfD geschwächt. Die Partei bliebe wählbar, wäre aber eben kraftlos. Also würde ich das jetzt mal paraphrasieren.
Tja, also das ist so ein bisschen das Argument, Ich muss sagen, Ich kann nicht so ganz verstehen, warum es eigentlich attraktiv sein soll, eine Partei wählbar zu lassen und ihr nur die Finanzierung zu streichen. Denn damit wird ja die Gefahr für die freiheitlich demokratische Grundordnung nicht gebannt. Die Partei muss dann eben nur andere Finanzierungsquellen finden. Und mal ganz ehrlich, wenn es der rechtsextremen Szene in Deutschland an einem nicht fehlt, dann ist es
Geld. Guckt man, guckt sich das an, hier der neue Sender, hier von dem von dem gefeuerten Bild Chefredakteur Julian Reichelt News. Da hat so ein Milliardär tief in die Schatulle gegriffen und schon gibt es ein neues rechtsextremes Propagandamedium. Also ganz ehrlich, ich glaube, das geht greift viel zu kurz. Man wird die AfD ganz sicher nicht dadurch kleinkriegen, dass man ihr die staatliche Finanzierung streicht. Die hat einfach genügend Leute, die ihr Geld in die Kassen spülen.
Und man muss sich das ja mal vorstellen, wie das dann praktisch aussehe bei der AfD. Du musst nachweisen, sie ist verfassungswidrig. Du weißt das nach. Und dann hast du die Option: stelle ich einen Antrag, lasse ich die Partei verbieten oder stelle ich den Antrag bitte dreht den Geldhahn zu. Und dann stellst du also einen Antrag. Wir beweisen und das Gericht kauft das auch. Die Partei ist verfassungswidrig.
Aber verzichtet auf ein Verbot?
Sondern dreht nur den Geldhahn ab und lässt die verfassungswidrige Partei nachgewiesen!
Nachgewiesen, das ist die Voraussetzung.
Die Partei, so wie sie ist? Also ich weiß nicht. Ich finde das nicht so überzeugend.
Nein. Also ganz ehrlich, wenn eine Partei verfassungswidrig ist und das ist ja auch die Voraussetzung für das Abdrehen des Geldhans, dann sollte man sie selbstverständlich auch verbieten und damit eben genau diese Repräsentationslücke für rechtsextremes Gedankengut schaffen. Darum geht es ja. Die Repräsentationslücke, den Ausschluss rechtsextremer Ideen oder generell auch verfassungsfeindlicher Ideen vom politischen Diskurs, den erreichst du eben nicht durch eine Sperre der Finanzierung.
Insbesondere nicht bei einer Partei, die so viel auf so viel Geld zurückgreifen kann wie die AfD. Sondern diese Repräsentationslücke, diesen Ausschluss des extremistischen Gedankenguts erreichst du ausschließlich durch ein Parteiverbot, das eben alle Strukturen zerschlägt. Und das lohnt sich vielleicht, am Ende noch mal deutlich zu machen. Was bedeutet denn ein Parteiverbot konkret? Das gesamte Vermögen wird zugunsten des Bundes eingezogen.
Aber vor allem gehen sämtliche Mandate auf Bundesebene und auf Landesebene verloren. Auf kommunaler Ebene ist es so ein bisschen wackelig, aber das ist ja der zentrale Effekt, dass die, dass die AfD ausgeschlossen wäre aus dem politischen Diskurs und damit diese ganzen rechtsextremen Strukturen zerschlagen.
Jetzt, wo ich so zuhöre, würde ich denken, es gibt ja dieses Argument, ja, wir müssen sie politisch bekämpfen. Und da würde ich denken, das schließt sich ja nicht aus.
Das muss man ja trotzdem.
Da man muss natürlich trotzdem. Also a) machst du das durch so einen Antrag, in dem du deutlich machst, das ist die Partei, wir haben es zusammengetragen, das ist die AfD, das will die AfD. Überlegt euch, ob ihr die wählen wollt. So, dann gibt es ja dieses Argument: Die Ampel macht zu schlechte Politik, das ist zu wenig überzeugend. Das trifft die Nöte der Bevölkerung nicht.
Wenn es dann wirklich um die Nöte der Bevölkerung geht, die nicht getroffen werden, dann können sich diese Leute anderen Parteien zuwenden, die nicht verfassungswidrig sind und so auch Druck auf die Ampel ausüben, in diesen Sachfragen besser zu arbeiten, andere Lösungen zu finden und besser zu kommunizieren. Ich finde, das schließt sich nicht aus.
Im Gegenteil. Ganz im Gegenteil. Wenn man eben klar macht, die demokratischen Spielregeln gelten für alle Parteien. Und im Grunde ist das, was die AfD macht ja ein Foul im demokratischen Diskurs. Die anderen Parteien halten sich an die Grenzen der Verfassung und die AfD präsentiert vermeintlich einfache Lösungen, die aber eben unter dem Grundgesetz überhaupt nicht möglich sind. Ist ja einfach einfach kein Fairplay.
Die halten sich einfach nicht an die Schwierigen, so als wenn, als wenn quasi auf dem Fußballplatz einer mit einmal die ganze Zeit Hand spielt. Ja, und so funktioniert es eben.
Du klagst über Wohnungsnot? Na dann schmeißen wir die einfach alle raus. Wir deportieren die einfach.
Und schon gibt es Wohnungen für Deutsche, oder was? Ich finde, da passt dieses Bild mit dem Fußball und dem Handspiel sehr gut. Das ist krasser Populismus. Es ist also einfach völlig unredlich, so zu argumentieren. Aber, und das ist quasi das Gute in Anführungszeichen, ist es eben auch verfassungswidrig. Und deswegen lohnt es sich deutlich zu machen: Das ist eben kein valides Argument. So funktioniert es eben nicht.
Und damit bekommt dann die AfD eben nicht mehr diesen unfairen Vorteil, weil sie sich nicht an die Spielregeln hält.
Wir haben zu diesem Thema natürlich viele Fragen bekommen. Die drehen sich so im Kern um eine Frage, die wir hier mal kurz wiedergeben wollen. Da schreibt uns jemand, glaube ich, auf Instagram oder im Forum weiß ich nicht mehr. Immer wieder wird davon gesprochen, Haltung zu zeigen, für die Demokratie einzustehen. Und das möchte ich gerne. Aber wie mache ich das genau? In meinem direkten Umfeld gibt es eine ähnliche Haltung wie
meine. Ich komme selbst im Alltag meist nicht in Kontakt mit Menschen, die nationalistische oder rassistische Aussagen treffen. Wie kann ich mich engagieren? Und da würde ich sagen, gibt es viele Möglichkeiten. Ich finde, Demonstrationen
ist eine Möglichkeit. Das haben wir jetzt gesehen, wie wichtig es ist, auf die Straße zu gehen, gerade auch in kleineren Orten Flagge zu zeigen und zu zeigen: Wir sind die große, vielfältige demokratische Mehrheit und wir lassen uns und wir wollen uns unseren Staat, unsere Demokratie nicht kaputt machen lassen von Rechtsextremen, die behaupten, sie würden das Volk und.
Das ist die Demo und das ist ganz wichtig. Aber es gibt noch ein weiteres Instrument, ein weiteres Mittel, wie ihr ganz konkret etwas tun könnt für den Schutz der Demokratie. Und das ist ganz banal Briefeschreiben. Und zwar Briefe auf Papier. Wir haben ja viele Gespräche geführt mit Menschen in Medien, mit Menschen im Bundestag und so, und es, was immer wieder deutlich wird, ist, was wirklich zählt an Rückmeldung aus dem Publikum, aus der Bevölkerung. Das sind Briefe auf
Papier. Die liegen nämlich da einfach auf dem Schreibtisch und die schreien nach einer Art von Reaktion. Und was kann man da schreiben, wenn man zum Beispiel an Menschen im Bundestag schreibt, den eigenen Bundestagsabgeordneten? Oder Leute von der Liste oder so? Dann kann man konkrete Forderungen stellen. Man kann zum Beispiel sagen: Ich bin dafür, dass ihr anfangt, einen Verbotsantrag gegen die AfD auszuarbeiten, wenigstens gegen diese drei Landesverbände. Warum macht ihr das nicht?
Ich hätte gerne eine Antwort. Auf diese Art und Weise kann man Druck ausüben. Emails werden vielleicht noch gelesen, bleiben aber folgenlos, sagen uns unter der Hand, will natürlich keiner öffentlich sagen. Aber unter der Hand sagen uns alle MdBs: Emails sind im Grunde schnurz, wir kriegen so viele, das ist alles copy paste, das hat keine Relevanz. Relevanz haben Briefe auf Papier.
Briefe auf Papier sind so das Äquivalent zur Demo.
Macht es vielleicht noch wirksamer.
Ja, aber so ein Equivalent ist es. So ein ähnliches Wirkprinzip. Leute auf der Straße haben sich entschlossen, bei beschissenem Wetter, bei großer Kälte ihr Haus zu verlassen und sich auf die Straße zu begeben, den Sonntag bei einer Demo zu verbringen. Wenn das so viele machen, dann macht das Eindruck. Das ist einfach ein Statement. Ähnlich ist es mit Briefen auf Papier. Die Leute müssen sich hinsetzen, Kugelschreiber in die Hand nehmen, was aufschreiben, Vielleicht mit der Hand, möglichst
leserlich. Das hat mehr Gravitas und das prägt die Wahrnehmung derjenigen, die diese Briefe bekommen in Medien. Wenn man das schreibt, wieso redet ihr einfach ohne Kontext von Remigration? Wie kann das sein?
Genau das ist das nächste. Denn um das konkret zu machen: Programmbeschwerde. Ganz wichtig. Wenn ihr den Eindruck habt, der öffentlich rechtliche Rundfunk hat mal wieder viel zu viel Raum der AfD gegeben, hat irgendwelche rechtsextremen Bullshitpositionen übernommen, ohne sie einzuordnen, hat ein Zitat von Friedrich Merz übernommen. Stichwort Zahnzahnsanierung. Ohne zu sagen, dass das falsch.
Es hat einfach nur Merz zitiert, ohne zu ohne klar zu sagen: Das entspricht überhaupt nicht der Rechtslage. Das sind einfach wunderbare Steilvorlagen, um dem Sender einen Brief zu schreiben. Ich beschwere mich über euer Programm. Ihr habt Falschinformation geliefert. Ja. Friedrich Merz hat das zwar gesagt, das war aber falsch. Ich erwarte von euch journalistische Redlichkeit. Dass ihr Falschaussagen von
Politikerin einordnet. Da kann man einen Brief schreiben und auch solche Programmbeschwerden haben, das wissen wir auch von vielen Kolleginnen und Kollegen im öffentlich rechtlichen Rundfunk einen riesengroßen Einfluss. Die bringen die Leute zum Nachdenken. Und der Witz ist: Wisst ihr, wer das macht? Die AfD. Rechtsextreme schreiben Briefe wie blöd. Und deswegen entsteht im Bundestag, in den Sendern...
In den Behörden.
In Behörden entsteht immer der Eindruck, alle sind Rechtsextreme. Überspitzt. Aber der Eindruck, der entsteht, wissen wir von ganz vielen Kolleginnen aus dem öffentlich rechtlichen Rundfunk. Der Eindruck, der entsteht, ist Die Leute da draußen sind alle AfD nah, und wir machen hier ein linkes Programm. Das Gegenteil ist richtig. Das Programm rückt immer weiter nach rechts, aber die Leute wissen es
halt nicht. Deswegen ist es so wichtig, dass ihr Briefe schreibt, gibt kritisches Feedback zum Programm, wenn es was zu kritisieren gibt. Nicht einfach nur ist nicht meine Meinung, sondern so Dinge wie rechtsextreme Kampfbegriffe wie Remigration unkontextualisiert. Das ist nicht okay.
Bleibt freundlich, höflich, bestimmt aber schreibt einen Brief.
Das sind so die Dinge. Briefe an MdBs sind total wirksam, Briefe an Behörden. Briefe, gerade an öffentlich rechtlichen Rundfunk, aber natürlich auch Briefe an eure Lokalzeitung. Bei eurer Lokalzeitung genau dasselbe Problem. Die kriegt auch Berge von Briefen von Rechtsextremen, weil die einfach wahnsinnig motiviert sind, weil die halt einfach häufig sehr emotional sind. Und ich glaube, demokratisches Engagement bedeutet zu zeigen wir sind mehr. Und das geht eben auch durch Briefe.
Es gibt ein Update zum hier ja oft thematisierten Klimageld. Also die Idee, um das hier noch mal auszusprechen ist, der Staat sammelt Geld ein, weil er CO2 einen Preis gibt, ein Preisschild draufklebt auf europäischer Ebene, aber eben auf deutscher Ebene. Und dieses Geld landet im Klima- und Transformation in Deutschland. Das sind Milliardenbeträge. Und es macht natürlich Produkte teurer. Vor allen Dingen Heizen, Autofahren, aber auch viele andere Produkte, die CO2 verwenden.
Da sind Leute, die relativ wenig verdienen, proportional härter von betroffen als Leute, die viel verdienen. Und die Idee ist dann geben wir doch das Geld, was wir über den CO2 Preis einnehmen, diesen Leuten wieder zurück in Form eines Klimageldes. Jetzt hat FDP Chef Finanzminister Lindner gesagt schon vor ein paar Tagen: Ja, wir bereiten den Auszahlungsmechanismus vor. Der soll 2025 fertig sein. Aber die Auszahlung selbst, die wird erst nach der nächsten Bundestagswahl stattfinden.
Und das ist natürlich umso bitterer, als dass das natürlich ein wahnsinnig wichtiges Instrument ist, um diesen Wandel zu gestalten. Aber eben auch, weil der CO2 Preis in Deutschland in diesem Jahr gestiegen ist von 30 € pro Tonne jetzt für Heizöl, Erdgas, Benzin, Diesel auf 45 €. Das ist natürlich klimatisch klimapolitisch durchaus eine richtige Entscheidung. Das geht in die richtige Richtung, auch wenn das immer noch zu niedrig ist, um wirklich eine Lenkungswirkung zu entfalten.
Aber Produkte werden eben teurer. Und gerade wenn wir auch darüber reden, richtige Politik zu machen, die richtig zu verkaufen, die Schwachen, die von unter so einem Wandel besonders leiden zu entschädigen und ihnen das Leben leichter zu machen und das fairer zu gestalten, ist Klimageld einfach der Schlüssel! Nun wissen wir, sagt Lindner, in dieser Legislatur kommt das nicht mehr. Die Grüne Jugend übrigens, die steigt schon aufs Dach. Titelgeschichte in der Süddeutschen heute. Die sagen: Wie
kann das sein? Wir fordern sofortige Auszahlung des Klimageldes. Wir haben das hier ja auch oft schon thematisiert. Das ist nicht so einfach, weil da auch schon alles verplant ist.
Das ist ja der zentrale Punkt. Also zunächst mal hat das Bundesfinanzministerium die Programmierung dieses Auszahlungsmechanismus, sagen wir mal, nicht mit Vollgas betrieben. Ich glaube, das ist eine faire Beschreibung. Also wir hören im Hintergrund, ja, da wird schon mal gewerkelt, aber es hat eben alles sehr lange gedauert, obwohl die rechtlichen Grundlagen auch schon länger im Gesetz stehen. Also das hier nicht sagen wurde verbummelt, aber auch nicht mit Vollgas betrieben.
Das ist das eine Problem. Und deswegen ist halt jahrelang.
Achso. Schmatz!
Haha!
Mümmel.
Aber es ist doch schön, dass du dich hier wie zu Hause fühlst.
Sorry, ich habe gerade eine Salzstangen gebissen. Ich fühle mich so wohl, es so gemütlich. Und es macht so Spaß. Aber ich will euch natürlich nicht ins Ohr schmatzen.
Also, der Auszahlungsmechanismus wurde jetzt sicher nicht mit Vollgas programmiert. Aber das ist eben das Problem. Deswegen gab es den jahrelang nicht. Da ist Geld aufgelaufen und das ist natürlich völlig klar die Logik des politischen Betriebs. Wenn er irgendwo Geld in der Kasse ist, dann wird das natürlich sofort verplant. Und deswegen haben wir jetzt das und das Problem, wenn dann irgendwann mal die Programmierung fertig ist.
Lindner sagt 2025, dann ist einfach die Kohle nicht mehr da, weil die gesamten Einnahmen schon auf andere Projekte verteilt wurden. Der einzige Vorteil: Das Geld wird wenigstens für Klimaschutzprojekte im Wesentlichen umgesetzt, also zum Beispiel für die Förderung von Wärmepumpeneinbau. Also sofern ich sehe das ich sehe das auch als großes Problem für die für die soziale Fairness.
Auf der anderen Seite muss man sagen immerhin ist das Geld jetzt nicht völlig zweckentfremdet und das ist jetzt nicht, keine Ahnung, in die Bundeswehr geflossen. Das ist so das kleine Licht, der kleine Lichtblick. Zu unserem nächsten Thema. Wir schauen noch mal über den Atlantik, denn am 2. November dieses Jahres finden in den Vereinigten Staaten wieder Präsidentschaftswahlen statt. Das bedeutet, in einem Jahr wird der neue, vielleicht auch der alte US-Präsident vereidigt.
Am 20. Januar 2025 um 12:00 mittags.
Und was viele, auch wir, nicht wirklich für möglich gehalten haben, ist seit gestern zumindest sehr wahrscheinlich geworden: Donald Trump könnte noch einmal Präsident werden. Das ist wirklich.
Man glaubt es nicht.
Allein das auszusprechen, tut schon weh. Die Frage ist Wie kommt das? Derzeit laufen ja Vorwahlen bei beiden großen Parteien in USA, Demokraten und Republikaner. Sinn und Zweck ist halt, dass die jeweiligen Parteien ihre Spitzenkandidaten für diese Präsidentschaftswahl rausfinden und küren. Bei den Demokraten ist es relativ einfach. Da ist Joe Biden, der amtierende Präsident, gesetzt. Haben sie viel für getan, dass da nichts schiefgeht, der wird das werden.
Und bei den Republikanern? Da laufen gerade die Vorwahlen, und es sieht einfach so aus, dass Donald Trump die parteiinterne Nominierung gewinnen wird. Und das würde dann bedeuten, im November, bei den allgemeinen Wahlen, würde Joe Biden gegen Donald Trump antreten. Und im direkten Vergleich, muss man so deutlich sagen, liegt Donald Trump vorne. Da schneidet er deutlich besser ab als Joe Biden.
Und zwar insbesondere in den Bundesstaaten in den Vereinigten Staaten, die so ein bisschen auf der Kippe stehen, die sogenannten Swing States. Es gibt da eine Gruppe von Bundesstaaten, da ist eh klar, die wählen demokratisch, es gibt andere, die wählen 100 % republikanisch. Aber es gibt auch so ein paar Staaten, die auf der Kippe stehen. Und eigentlich entscheiden sich die Präsidentschaftswahlen in den USA in diesen sogenannten Swing States und da liegt zurzeit Trump vorne.
Deswegen klar ist noch fast ein Jahr Wahlkampf bis dahin, aber Stand heute wäre es überwiegend wahrscheinlich, dass Donald Trump so einen Kopf an Kopf Rennen zwischen Joe Biden und ihm gewinnen würde.
Ja, die Parteien bestimmen, haben wir gesagt. Die Parteien bestimmen ihre Kandidaten in diesen Vorwahlen. Das ist ja so eine recht eigentümliche US amerikanische Geschichte, die sogenannten
Primaries. Also da gehen Menschen, die sich für die Republikaner oder eben für die Demokraten haben registrieren lassen, zu diesen Wahlen, stimmen dann in ihrem Bundesstaat ab über einen Kandidaten oder eine Kandidatin und wählen bei dieser Abstimmung mehr oder weniger Delegierte, die dann für diesen Bundesstaat zu nominierten Parteitag der jeweiligen Partei geschickt werden und dort dann eben so ein bisschen im Auftrag den Kandidaten, dann den Spitzenkandidaten dann
wählen. Und wer in die meisten Delegiertenstimmen hat, der wird dann in der Regel Kandidat. So ist das im Groben das Verfahren.
Tja, es gibt da noch so ein paar Details. Es gibt einige Bundesstaaten, da gibt es dann so Bürgerversammlungen, so Caucuses. Dann gibt es unterschiedliche Regelungen, wer wählen darf, ob nur die registrierten Republikaner/Demokraten oder alle und so, aber im Kern bestimmt einfach jeder Bundesstaat die Menschen, die dann eben zu diesen Nominierungsparteitagen gehen usw usw.
So und jetzt bei den Republikanern, die ja zurzeit nicht den Präsidenten stellen, da gab es im Ansatz erst mal mehrere Kandidatinnen und Kandidaten. Relativ breites Feld, fast zehn Leute, die da so ihre Kandidatur angekündigt haben. Aber dieses Feld der Kandidierenden, das hat sich doch extrem schnell reduziert.
Ja, da waren jetzt vor den letzten beiden Primaries Vorwahlen eigentlich nur noch drei Leute im Rennen. Also zunächst fand die republikanische Vorwahl in Iowa statt, da schnitten dann die drei Kandidaten oder die beiden Konkurrenten von Donald Trump nicht besonders gut ab. Einer der Kandidaten, das war Ron de Santis, der Gouverneur von Florida, und Nikki Haley. Die war mal Gouverneurin von South Carolina und war unter Trump UNO Botschafterin bei der UNO.
Und beide waren angetreten, um Donald Trump die Spitzenkandidatur streitig zu machen. Übrig geblieben ist jetzt nur noch Nikki Haley. De Santis ist ausgeschieden nach der Vorwahl in Iowa. Jetzt gab es am Dienstag noch eine Vorwahl in New Hampshire. Da war die Frage nicht wirklich, ob Nikki Haley gegen Donald Trump gewinnen kann. Da war ziemlich klar Das kann sie nicht. Die Frage war wie groß ist der Abstand? Und der Abstand war groß.
Knapp zehn oder elf Prozentpunkte waren es dann, aber er war nicht so groß, wie viele gedacht hatten. Und so hat Donald Trump zwar diese Vorwahlen gewonnen mit 54 Prozentpunkten, aber Nikki Haley sagt Ich mache weiter. Die Messe ist noch nicht gesungen, ich will weiter hier mitlaufen.
Vielleicht auch in der Annahme, dass da vielleicht noch was schiefgeht und Donald Trump dann hinter Gitter kommt oder ihm dann irgendwie noch das Recht entzogen wird, auf dem Wahlzettel aufzutauchen, gibt es ja auch verschiedene Initiativen, die darauf hinauslaufen. Alles nicht sehr wahrscheinlich, aber kann noch passieren.
Ja, also ich weiß nicht so ganz. Ich habe die Wahlen da in New Hampshire ein bisschen anders wahrgenommen. Eigentlich dachte ich so, dass das so ein Bundesstaat wäre, wo Nikki Haley, wenn überhaupt, noch mal gewisse Chancen haben könnte, und zwar einfach wegen ihres politischen Profils.
Donald Trump ist bei den Republikanern ja so ein Rechtsausleger, so ein sehr populistischer Ausleger, der vor allem so, so sich in dem Spektrum bewegt, das bei allen Problemen, die solche Vergleiche haben, in Deutschland so AfD wäre. Also vor allem hetzt er ja gegen Geflüchtete. In seinem Fall sind es dann eben Menschen aus Südamerika und Mittelamerika. Und Nikki Haley gibt sich eigentlich so ein liberaleres Profil, versucht vor allem gebildete Kreise
anzusprechen. Und New Hampshire ist jetzt eben einer der Bundesstaaten, die vergleichsweise gut gebildet sind, wo die Menschen vergleichsweise gute Jobs haben. Deswegen war das so einer der Bundesstaaten, wo sie vielleicht sogar noch hätte gewinnen können, aber jetzt hat sie nicht mal den Staat gewinnen können. Im Gegenteil, Trump hatte auch hier elf Punkte Vorsprung vor ihr. Deswegen sieht es eigentlich schlecht aus. In Nevada, da findet so die nächste
Vorwahl statt. Da tritt sie jetzt gar nicht erst an, da hat also Donald Trump jetzt kampflos gewonnen und im Grunde läuft jetzt alles zu auf das nächste Match zwischen Nikki Haley und Donald Trump in South Carolina. In South Carolina war sie Gouverneurin und da muss man jetzt einfach abwarten, was dabei rauskommt. Zurzeit sieht es nach allen Umfragen so aus, dass sie auch da gegen Donald Trump keine Chance
hat. Und dann fragt man sich so ein bisschen: Was soll da noch Ihr Pfad sein, um diese Kandidatur bei den Republikanern gewinnen zu können? Wenn sie einfach Pleite an Pleite reiht, dann sieht es einfach schlecht aus. Und deswegen, glaube ich, hat die New York Times unterm Strich vermutlich recht, wenn sie sagt: Trump ist der Kandidat der Republikaner, es sei denn, es geschieht quasi ein Wunder. Und dieses Wunder könnte zum einen natürlich bedeuten, Donald Trump ist ja auch fast 80 Jahre alt.
Es könnte gesundheitliche Probleme geben. Dass das eine oder einer der vielen Prozesse gegen Trump könnte tatsächlich ihn aus dem Rennen kegeln. Aber wenn das nicht passiert, dann wird Trump die Kandidatur wohl gewinnen. Und da haben wir es eben schon gesagt: Wenn es tatsächlich eine solche Wahl gibt, dann ist also ich will nicht sagen, es ist klar, dass Trump gewinnt, aber jedenfalls Biden ist auch nicht gerade der Favorit.
Nein, Biden ist nicht der Favorit. Biden hat das Problem, dass er bei seiner ersten Wahl er es geschafft hat, sehr, sehr viele Leute zu einer großen Koalition zu schmieden. Da waren die Jungen, die Liberalen, die Frauen, Schwarzen und so, die standen alle hinter ihm. Das hat er geschafft, dass sieht diesmal nicht so aus. Also viele Jüngere, viele Liberale sind enttäuscht, weil er sich auf die Seite von Israel gestellt hat. In diesem Krieg im Gazastreifen.
Da sind viele von ihm enttäuscht, weil er sich da nicht richtig mit den Palästinenser solidarisiert. Also diese große Koalition, die er bei seiner ersten Wahl hatte schmieden können, also die wackelt zumindest und ist es will mal sagen offen, wer das Rennen gemacht. Also. Die Vorstellung ist natürlich gruselig, denn das ist auch klar. Beim ersten Mal war nicht nur Trump überrascht, sondern alle anderen
auch. Er war extrem schlecht vorbereitet, auch was sein Personal anging, was sein Programm anging. Und dann saßen halt in seinem Kabinett noch Leute, die halbwegs bei Sinnen waren. Die haben das Schlimmste verhindert. Würde ich mal aus heutiger Sicht sagen. Da glaube ich, können wir uns sicher sein, das wird dieses Mal nicht passieren.
Nein, da laufen schon Vorbereitungen und was dabei rausgekommen ist, das würden wir euch in einer der nächsten Folgen mal genauer schildern. Da gibt es ein sogenanntes Playbook und das lässt einen schon so ein bisschen gruseln. Für diese Woche wollten wir euch noch mal ein Update geben, wie's überhaupt steht mit den Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahl. Eins kann man noch sagen: Für die Demokraten wäre Nikki Haley vermutlich sogar die gefährlichere Kandidatin.
Man würde ja mal denken, Donald Trump ist so der sein Rockstar, der seine seine rechte Base ziemlich rockt. Das stimmt auch. Nur die rechte Backe wählt sowieso republikanisch. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand vom rechten Rand mit Joe Biden wählt, die geht gegen Null. Aber die amerikanische Präsidentschaftswahl wird ja eben in
der Mitte gewonnen. Sie wird in den Swing States gewonnen, sie wird bei den Independents gewonnen, bei den Wählerinnen und Wählern, die eben keine feste Parteipräferenz haben. Und da wäre Nikki Haley viel gefährlicher gewesen für die Demokraten. Die Rechten, die Rechtsextremen hätten sie sowieso gewählt, weil Hauptsache nicht Biden. Auch wenn sie da einigen als viel zu liberal gilt.
Und die Independents hätten im Zweifel dann eben auch für Nikki Haley gestimmt, weil Joe Biden so unsympathisch ist. Aus demokratischer Perspektive ist vielleicht ein Duell zwischen Trump und Biden sogar noch die beste aller Optionen.
Wir haben zum Schluss noch eine Korrektur anzubringen. Wir hatten in unserer Sonderfolge zur Infrastruktur in Deutschland Ludwigshafen als Beispiel genannt, für eine wohlhabende Stadt, weil die BASF dort so viel Gewerbesteuer zahle. Das ist heute falsch. Aber es war mal so, denn es war sehr lange so, dass die BASF...
Jahrzehntelang.
Jahrzehntelang war das so, dass die BASF in Ludwigshafen sehr, sehr viel Gewerbesteuer gezahlt hat. Dann gab es aber Anfang der 2000er eine Reform der Gewerbesteuer, die darauf hinauslief, dass eben Tochterfirmen der BASF nicht mehr einfach so ihre Gewinne versteuern am Sitz der Muttergesellschaft in Ludwigshafen. Wenn es da nicht spezielle Verträge gab, die gab es nicht. Und so sind halt in Ludwigshafen extrem viele Steuereinnahmen weggefallen.
Und das führt dazu, dass die BASF heute an ihrem Hauptsitz, obwohl sie natürlich massiv profitiert von der Infrastruktur, praktisch keine Gewerbesteuer mehr zahlt. In Zahlen von 2021 Laut Homepage der BASF hat das Unternehmen ein gigantisches Ergebnis erzielt von 7748 Millionen € Gewinn vor Steuern, also fast 8 Milliarden € Gewinn vor Steuern. Aber von diesen fast 8 Milliarden wurden nur noch 78 Millionen Gewerbesteuer in Ludwigshafen gezahlt.
Das ist rund 1 %. Also da kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Unternehmen da arm rechnet. Also jedenfalls bleibt da nicht mehr viel über. Und das hat zur Folge, dass heute und das ist die Korrektur die Kassen von Ludwigshafen relativ leer sind.
Und dann noch eine kleine Korrektur, aber vielleicht eine, wie soll man das sagen?
Ein Hinweis!
Ein Hinweis. Wir haben festgestellt, es gibt über die Lage der Nation einen Wikipedia Artikel, der ist allerdings veraltet. Also ich würde mal sagen...
Stand 2017.
So, das hat irgendjemand angelegt. Sehr freundlich, aber richtig aktuell ist das nicht mehr. Natürlich fangen wir jetzt nicht an, an unserem eigenen Wikipedia Artikel rumzufummeln.
Das macht man halt nicht. Man kann über sich selber nie neutral berichten. Völlig klar. Und selbstverständlich beauftragen wir da auch niemanden. Da gibt es immer wieder so hässliche Berichte, dass Bundestagsabgeordnete oder so sich einen charmanten Wikipedia Artikel schneidern lassen. Das machen wir alles nicht. Aber es wäre natürlich schon ganz geil, wenn die Lage in der Wikipedia zutreffend beschrieben wird.
Vielleicht finden sich da ja ein, zwei Leute bei euch, die Lust haben, das mal zu aktualisieren und zu vervollständigen. Wenn ihr Fragen habt, schickt einfach.
Schreibt einfach an an Support@LagederNation.org. Natürlich beantworten wir euch gerne Fragen, können euch auch auf Quellen hinweisen, unter Umständen von Dritten oder so? Genau. Auf jeden Fall wäre es cool, wenn jemand sich mal dieses Artikels annehmen könnte.
Damit ist die Lage der Nation für diese Woche abschließend und sehr ausführlich, wie ihr das nicht anders kennt, erörtert. Wir danken euch für euer Interesse. Wir sind zurück aus der Winterpause.
Wir haben ein ziemliches Brett hingelegt. Philip, was haben wir auf der uhr 1:50 oder so?
2 Stunden sinds schon.
Seit Jahren schon da. Wenn euch die Lage der Nation gefällt, wenn ihr dieses freie journalistische Projekt unterstützen möchtet, dann ist ein ganz besonders guter Weg dafür ein sogenanntes Plus abo. Das ist, wenn man so will, ein Soli Abo. Ihr habt ein paar Vorteile. Ihr bekommt die Lage werbefrei, bekommt eine etwa auf die Hälfte eingedampfte Kompaktversion. Aber vor allem ist es natürlich euer Statement, dass euch unser Journalismus am Herzen liegt, wenn euch das interessiert.
Plus.LagederNation.org.
Und in diesem Sinne wünschen wir euch alles Gute. Schönes Wochenende Und wenn ihr mögt, hören wir uns dann nächste Woche wieder dahin?
Winke, winke!
Ciao!