ARD. IQ Wissenschaft und Forschung. Wir wollen es wissen. Ein Podcast von Bayern 2 in der ARD Audiothek. Neulich war es mal wieder soweit. Halsweh, Husten. Kurz und gut, ich habe einen Corona-Test gemacht. Hatte ich noch zu Hause so eine bunt bedruckte Plastikverpackung? Aufreißen kann ich das Ding nicht. Da muss ich mit der Schere ran und dann sehe ich auch warum. Die Verpackung ist gar nicht nur aus Plastik. Sie besteht aus einer Metallfolie, die mit Kunststoff laminiert ist.
Es kommt zum Vorschein, eine Anleitung auf Papier gedruckt. Ein leerer Plastikbeutel mit Verschluss, aufgedrucktes Warnsymbol, Biohazard, biologische Gefahr, wahrscheinlich für den Abfall am Schluss. Und erst jetzt das, was ich für den Test wirklich brauche. Ein Wattestäbchen für die Nasenlöcher, ebenfalls aus Kunststoff, eingeschweißt in einem Beutel, Unterseite Papier, die obere ist auch aus Plastik.
Außerdem ein verschraubtes Plastikröhrchen mit ein bisschen Flüssigkeit drin und die Testkartusche nochmal extra verpackt. Ganz schön viel Müll für einen einzigen Corona-Test. Recycling in der Medizin – Wie können Ärzte nachhaltiger werden? Eine Sendung von Helmut Nordwig Auch die Verpackung der Kartusche muss sich aufschneiden. Sie besteht wiederum aus einem Metall-Kunststoff-Verbund. Endlich das Röhrchen mit dem eigentlichen Testfeld. Aus Plastik, im Inneren steckt wohl ein Papierstreifen.
Arztpraxen und Krankenhäuser gehören zu den größten Müllproduzenten in Deutschland. Allein für 4% des Plastikverbrauchs ist der Gesundheitssektor verantwortlich. Das zeigt schon mein Corona-Test. Papier, Metall und mehrere Sorten Kunststoff, teils gar nicht voneinander zu trennen. Klar, das Ganze muss zuverlässig funktionieren und natürlich darf ich niemanden anstecken, wenn ich das Material nach einem positiven Test wegwerfe.
Aber muss wirklich alles doppelt verpackt sein? Und jedes Teil dann auch noch in einem Verbundmaterial aus Metall und Kunststoff, einem Blister? Es gibt Vorschriften im OP zum Beispiel, dass etwas doppelt und zweifach verblistert sein muss. Dann muss es transparent sein, damit man sehen kann, was da auch tatsächlich drin ist, damit auch das Richtige geöffnet wird. In der Arztpraxis ist das häufig nicht so. Dennoch ist es so,
dass wenn ein Hersteller etwas für den medizinischen Markt herstellt, dann häufig genauso alle Produkte einpackt wie zu den strengsten Bedingungen. Das ist Nora Strötzel. Die Ingenieurin hat eine Firma gegründet mit dem Namen Praxis ohne Plastik. Eine schöne Vision, die vielleicht nie Wirklichkeit wird. Denn medizinische Produkte müssen so dicht verpackt werden, dass keine Keime drankommen. Und da ist Plastik ziemlich ideal.
Aber alles auch noch doppelt einzuhüllen, sagt sie, das ist außer für Operationsmaterial eben nicht nötig. Deshalb hat sie sich auf die Suche gemacht nach Firmen, die das nicht tun. Weil ich selber gemerkt habe, dass wir in allen Bereichen eigentlich versuchen, auf Plastik zu verzichten und im Gesundheitswesen das Gegenteil der Fall ist.
Und Hygiene dort einfach noch mit Plastik gleichgesetzt wird. Und ich gedacht habe, das kann doch nicht sein, dass gerade in dem Bereich auch, wo wir Produkte häufig nur ganz kurz benutzen, immerhin noch Plastik verwendet wird und dass wir da nicht schon neuere...
nachhaltigere Materialien für gefunden haben. Ein schönes Beispiel ist da immer der Mundspülbecher beim Zahnarzt, der häufig eben auch ein Wegwerfprodukt aus Plastik ist, der ganz einfach ersetzt werden könnte, ohne die Hygiene da zu riskieren. Das würde viel ändern. Einer Schätzung zufolge fallen jedes Jahr rund 360 Millionen Spülbecher in deutschen Zahnarztpraxen an. Dabei geht es auch anders.
Wiederverwendbare Spülbecher, also aus Glas oder Keramik. Gibt es auch mittlerweile schon relativ gute stoßfeste Materialien, die jetzt nicht sofort zerspringen, wenn sie mal auf den Boden fallen. Manchmal verwenden auch Edelstahl, das ist dann wirklich quasi unkaputtbar. Wir sind in der Zahnmedizin in Stein, einer Praxis in der gleichnamigen Stadt im Landkreis Fürth.
Anselm Duvenbeck ist dort angestellt und froh, dass hier nur noch Keramikbecher verwendet werden. Die werden nach Gebrauch nicht nur gespült, sondern zusätzlich in einem speziellen Gerät durch Hitze desinfiziert. Das ist eigentlich weniger problematisch als das Glas im Restaurant. Auch Verpackungen recycelt die Praxis, wo es nur geht. Und dann gibt es noch die Metalle, die beim Zahnarzt eine ganz besondere Rolle spielen. Altgold, wenn jemand eine alte Krone hat.
Wird ja eingeschmolzen, kann wieder verwendet werden. Wird Patienten mitgegeben, manche lassen das als Spende da. Aber in der Regel, das gehört den Patienten und die kümmern sich in der Regel auch darum, bringen das zum Goldschmied. Es gibt da diverse Orte, wo man das hinschicken kann. Habe ich neulich probiert mit einer alten Krone.
Sind Sie mit 90 Euro einverstanden, hat der Goldhändler gefragt. War ich dann und habe das Geld als kleine Anzahlung für die Zahnarztbehandlung genommen. Das war es dann aber auch schon mit dem Recycling beim Zahnarzt. Alles, was nämlich dir... der direkten Kontakt mit Blut oder Speichel der Patientinnen und Patienten hat, wandert in die Müllverbrennung.
Auf der Messe MedTech Live in Nürnberg waren im Jahr 2023 viele neue Produkte für Arztpraxen und Krankenhäuser zu sehen. Die Hersteller haben dort auch mit dem Thema Nachhaltigkeit geworben. Wir reden ja von Medizintechniken, immer von mittelständischen Unternehmen, inhabergeführten Unternehmen. Und da sagt der Inhaber, okay, wir müssen jetzt auch was tun. Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmen.
Das berichtet Niklas Kutschaty. Er ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Medizintechnik in einem Verband von Unternehmen, die das liefern, was Ärztinnen und Ärzte so brauchen. Von der orthopädischen Schiene bis hin zum Herzschrittmacher. Alles Dinge, die irgendwann zu Abfall werden.
Das gebe auch manchem Hersteller zu denken, betont der Verbandsvertreter, auch wenn das nicht alle Fachleute so sehen. Dazu später mehr. Und der andere Aspekt ist, es rollen zahlreiche Verordnungen auf uns zu. EU-Green Deal. Bis 2050 EU klimaneutral, bis 2045 die Gesundheits...
Versorgung in Deutschland klimaneutral. In Hamburg das Universitätsklinikum möchte schon bis 2040 klimaneutral werden. Und das geht dann natürlich in der Kette weiter. Das heißt, das Krankenhaus verlangt von den Herstellern darzustellen, wie CO2-intensiv sind eure Produkte. Was macht ihr alles an der Stelle? Und deswegen ist das Thema Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und in dem Zusammenhang natürlich auch Kreislaufwirtschaft wahnsinnig wichtig.
Aber passiert dann auch wahnsinnig viel? Die Realität ist ziemlich ernüchternd. Das Abfallmanager-Magazin hat errechnet, dass pro Patient und Tag in einem Krankenhaus 5 bis 6 Kilogramm Abfall entstehen. Einiges davon ist Sondermüll, infektiöse Abfälle, Chemikalien, radioaktives Material. für Bestrahlungen. Für Verpackungen, Papier und Karton gibt es, genau wie bei uns zu Hause, fast überall Sammelbehälter. Essensreste wandern in die Kompostierung und werden zu Biogas.
Aber insgesamt werden im Gesundheitswesen nur 40 Prozent der Abfälle recycelt. Vieles, was wertvoll wäre, eben nicht. Einweginstrumente, das sind in der Regel Instrumente aus Metall. Das ist ein Edelstahlmetall, das aber gerade nicht rostet. Berichtet Werner Lorke, der in Frankfurt am Main das private Institut für Recycling, Ökologie und Design betreibt. Es geht zum Beispiel um Scheren und Pinzetten, die Ärzte brauchen, um Verbände aufzuschneiden oder Wundfäden herauszuziehen.
Dieses Einwegmaterial landet in der Müllverbrennung. Rund 10.000 Tonnen Edelstahl sind das pro Jahr in Deutschland, hat Werner Lorke abgeschätzt. Das muss besser gehen, hat der Physiker sich gedacht und zusammen mit der Firma Scholz Instruments aus Bruckmühl spezielle Sammelbeutel entwickelt. Die können hygienisch verschlossen und in einer Praxis oder Klinik in eigenen Behältern aufbewahrt werden. Und die Firma, die...
Neuware anliefert, nimmt die Behälter, das wird dann also in so einer Gitterbox gesammelt oder in einer Tonne. Und diese Tonne wird dann mit zurückgenommen, um also auch parallel Logistik zu vermeiden und wird dann eben dem Verwerter gesammelt übergeben. Daraus werden keine neuen Scheren oder Pinzetten hergestellt. Die Verwertungsfirma behandelt den Müll wie Metallschrott. Aber es ist eben reiner Edelstahlschrott und den kann man als wertvollen Rohstoff bei der Metallherstellung zugeben.
So simpel dieses System erscheint, es ist bisher ein Pilotversuch. Eigentlich unvorstellbar und schmerzt mich fast schon bei einer sich abzeichnenden Rohstoffverknappung. Wie gesagt, wir reden hier über Edelstahl, was natürlich auch zusätzlich auch noch als Klima-Impact einen unfassbar langen Logistik- und Transportweg.
bereits in seinem CO2-Rucksack hat. Das sagt Michael Schmitz, Abfallbeauftragter und Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit am Uniklinikum Bonn. Er hat dort ein Sammelsystem für die Edelstahl-Einweginstrumente eingerichtet. Dass dafür extra Sammelbehälter nötig sind, hat nicht alle Anwender sofort begeistert. Da kommt immer der gleiche Einwand Platz, wenn Sie neue Recyclingmodelle, neue Abfallbehälter einführen.
brauchen sie dafür natürlich auch dementsprechend möglichst auch vor Ort Platz. Und das ist häufig ein Problem. Das ist ein Grund dafür, dass es auch bei grundsätzlich wertvollem Abfall kein flächendeckendes Recycling in der Medizin gibt. Bei Röntgenfilmen zum Beispiel. Sie enthalten Silber. Es kann wiedergewonnen werden. Noch eine Tonne mehr.
Auch am Uniklinikum Bonn, UKB, ist nicht beliebig viel Platz. Trotzdem konnte Michael Schmitz dort nach und nach immer mehr Abfälle sammeln. Herzkatheter zum Beispiel. Einwegprodukte, die zur Behandlung eines Herzinfarkt. Also an den Kathetern vorne sind beispielsweise Edelmetalle vorne dran. Also die sind veredelt mit Gold oder mit Platin. Und nach einem Benutzen von so einem Herzkatheter geht so ein Ding in die thermische Verwertung.
Um es auf den Punkt zu bringen, das wird verbrannt. Und natürlich auch diese Rohstoffe sind dann für immer verloren. Da haben wir mit einem Partner ein Pilotprojekt gestartet und sammeln jetzt im Prinzip diese Erzkatheter. Und die Rohstoffe da dran, also die Edelmetalle, werden dann zurückgewonnen. Und wir bekommen dafür sogar auch noch eine kleine monetäre Vergütung. Das Universitätsklinikum Bonn ist einer der Vorreiter, wenn es um Recycling in der Medizin in Deutschland geht.
An vielen anderen Stellen im Gesundheitswesen wird aber immer noch viel zu viel weggeworfen. Auch wenn Niklas Kutschaty, der die Hersteller vertritt, deren Verantwortungsgefühl betont. Forschende sind da nicht so sicher und beklagen vielmehr eine Wegwerfkultur. So eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Health Affairs, die wir für Sie in den Shownotes zum Podcast dieser Sendung verlinkt haben. Sie stammt zwar schon von Ende 2020, es ist aber fraglich, ob sich seitdem viel geändert hat.
Firmen bezeichneten Gegenstände beispielsweise als Einwegprodukte, obwohl nichts dagegen spreche, sie mehrfach zu benutzen, heißt es in dem Artikel. Das Design von Instrumenten weise mitunter unnötig viele Löcher und Hohlräume auf, um die Reinigung zu erschweren. In einigen Fällen sei die Konstruktion bewusst dürftig gestaltet, damit sie bald kaputt geht. Angegeben werde, können man das Produkt fast immer noch lange Zeit danach nutzen.
Letzteres trifft oft auch auf Medikamente zu. Auch wenn das Haltbarkeitsdatum überschritten ist und sie nicht mehr verkauft werden dürfen, enthalten sie immer noch genug Wirkstoff. Das hat die Erfahrung über die letzten Jahre gezeigt, dass das ... fast immer der Fall ist. Die Zersetzung, die in den Tabletten stattfindet, ist meist nur sehr, sehr gering, für uns überhaupt nicht sichtbar. Markus Heinrich betreut seit einigen Jahren ein ungewöhnliches Projekt an der Universität Erlangen.
Wie es funktioniert, erklärt der Professor für pharmazeutische Chemie gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Luca Drees draußen in der Einfahrt zum Institut. Schon beim Herkommen habe ich dort einen blauen Container gesehen, mit einem Vorhängeschloss gesichert. und früher für Altkleider gedacht. An der Straße hat die Stadt sogar einen Wegweiser montiert, Sammelstelle Altarzneimittel.
Ja, das ist ein Angebot an unsere Erlanger Apotheker, die sich an unserer Altarzneimittelinitiative beteiligen. Und wenn eben in der Apotheke Altarzneimittel abgegeben werden, dort an der Apotheke dann auch gesammelt werden, dann... gibt der Container den Apothekerinnen und Apothekern dann die Gelegenheit, die auf dem einfachen Weg wieder bei uns an der Uni abzugeben, der Forschung zur Verfügung zu stellen. Jetzt machen wir mal die große Überraschung und schauen mal nach, was drin ist.
Luca Dres hat jetzt eine Schüssel dabei. Okay, ein grauer Sack, ein größerer. Es gibt Tage, an denen kommt nichts. Es gibt Tage, da sind dann so zwei, drei Säcke schon öfters mal dabei von ungefähr derselben Größe. Und wie viele Apotheken machen denn mit in Erlangen? Ja, wir gehen so von ungefähr von der Hälfte bis zwei Drittel aus, die uns hier unterstützen und haben hier auch laufend Kontakt. Man soll 15 bis 20 sein, die da regelmäßig was bringen.
Vier Tonnen hätten sie im vergangenen Jahr eingesammelt, erzählt Markus Heinrich auf dem Weg ins Labor. Immer wieder gab es sogar ganze Sortiertage, an denen fast die ganze Forschungsgruppe beteiligt war. Hallo, ihr habt hier so eine Kiste mal vorbereitet, wie das dann bei uns aussieht. Wo ist das da hinten? Das ist nur einmal da. Okay. Ich verstehe jetzt hier eine von unseren kleineren Kisten.
Die ganzen Wirkstoffe, die ankommen im Container, werden dann sortiert in die einzelnen Wirkstoffe und die werden dann zusammen gesammelt. Wir haben komplette Kisten, die eben auch nur für einen Wirkstoff sind. Hier sind jetzt mehrere verschiedene drin. Ja, und dann sind irgendwann die Kisten voll. Dann muss hier tagelang jemand die Kapseln rauspropeln, die Hülle aufmachen.
Wir haben eben, um die Kapseln oder die Tabletten aus den Blistern selbst zu entfernen, haben wir hier diese Blistermaschine. Kann man die mal in Betrieb nehmen? Die können wir in Betrieb nehmen, ja. Die kann man dann hier einfach durchschieben und die Tabletten werden dann hier unten in diese Box gesammelt und die Blister selber fallen dann hier unten in die andere Box rein, sodass die voneinander getrennt sind.
Dann trennen die Chemikerinnen und Chemiker im Labor aus den Tabletten alles ab, was außer dem eigentlichen Medikament noch enthalten ist. Zucker, Farbstoffe und so weiter. Übrig bleiben dann nur noch die Wirkstoffe, Schmerzmittel, Krebsmedikamente, Antibiotika wie Ampicillin. Sie sind für Praktika im Pharmaziestudium und für Forschungszwecke geeignet. Neue Tabletten werden aber nicht daraus, denn ein Unilabor arbeitet nicht nach den Standards der Pharmaindustrie.
Markus Heinrich zieht ein paar Schubladen auf. Hier sind die isolierten Wirkstoffe drin. Es sind Pulver in braunen Flaschen unterschiedlicher Größe. Paracetamol, eine ganz große. Ampicillin. Antibiotika sind ein ganz beliebtes Forschungsgebiet. Das machen wir auch selber in Kooperation bei uns mit der Biologieforschung. Einfach weil wir den Forschungsdruck aus dieser zunehmenden Resistenzentwicklung.
Sparen Sie eigentlich hier dann ganz konkret auch dadurch, dass Sie dann solche Arzneimittel nicht kaufen müssen, sondern so bekommen? Ja, so hat das Ganze angefangen. Die Initialzündung zu dieser ganzen Initiative war, dass wir ein Ausgaben...
Umgangsmaterial für eine Synthese hätten wir im Chemikalienhändler kaufen müssen und hätte ein Gramm ungefähr 1000 Euro gekostet. Wir haben das dann günstiger bekommen, dass wir die Tabletten aus der Apotheke erworben haben, haben das dann aus den Tabletten zurückgewonnen und waren... dann beim Bruchteil des Preises. Und daraus ist dann die Idee entstanden, sagen, na ja, es wäre ja noch ein Schritt weiter sozusagen, einem anzufangen, abgelaufene Medikamente zu sammeln und das daraus zu gewinnen.
Alte Arzneimittel nicht einfach verbrennen, sondern den wertvollen Inhalt wenigstens an der Universität nutzen. Das ist ein bisher einmaliges Forschungsvorhaben. Die Initiativen einzelner Arztpraxen oder Krankenhäuser zu mehr Recycling sind bis jetzt ebenso Einzelprojekte. Die Mundspülbecher aus Keramik ebenso wie das Einsammeln von Einweginstrumenten und Röntgenfilmen. Auch klimawirksame Narkosegase werden gelegentlich aufgefangen, um wiederverwertet zu werden, aber längst nicht überall.
Denn Vorschriften zum Sammeln und Wiederverwerten gibt es im Gesundheitswesen nicht. Bzw. nur solche, die mehr Recycling in der Medizin behindern. Michael Schmitz von der Uniklinik Bonn. Jeder Abfall, der im direkten Patientenkontakt war und leider im Krankenhaus sind es die medizinischen Abfälle, ist ein großer Teil, was an so einem Klinikum anfällt, darf ich dem Recycling nicht zuführen.
Klar, keine Patientin, kein Patient darf sich mit Krankheitserregern infizieren, weil er mit einem recycelten Produkt behandelt wird. Und auch in dem Betrieb, der die Abfälle aufbereitet, dürfen keine Keime eingeschleppt werden. aber leicht verhindern, zumindest in Krankenhäusern. Dort gibt es sogenannte Autoklaven. In diesen Geräten werden durch Hitze und Druck ohnehin viele Instrumente sterilisiert, die mehrfach verwendet werden können.
mit Wertstoffen wieder Einwegschere geschehen, die dann dem Recycling zugeführt werden können. Aber einiges spricht dagegen. Der Aufwand und die Kosten für die Sterilisation und die Vorschriften. Auch wenn selbst nur damit ein Verband von Gipsarmen beispielsweise geschnitten wurde. Es war ein Patientenkontakt und es darf so nicht ins Recycling gehen, sondern Sie müssen als Abfallerzeuger und jedes Klinikum fungiert rein rechtlich.
in dieser Funktion als Abfallerzeuger, müssen sie gewährleisten, dass von diesem Produkt keine Gefahr mehr ausgeht. Also sprich, es muss dekontaminiert sein, nachweislich. Und das machen wir gerade aktuell so. Also diese Instrumente und auch natürlich diese OP-Einweg-Instrumente, die laufen bei uns einmal durch den Autoklaven, dann ist sichergestellt, die sind dekontaminiert. Und von dem Abfall von den Wertstoffen kann keine Gefahr mehr ausgehen.
In Kanada werden sogar Herzschrittmacher aus dem Körper von Verstorbenen heraus operiert, sterilisiert und ihre Funktion getestet, um dann anderen Menschen wieder eingesetzt zu werden. Ob davon eine Gefahr ausgeht, das hat eine Studie aus dem Jahr 2020 untersucht, an mehr als 1000 Patientinnen und Patienten, die einen gebrauchten Herzschrittmacher erhalten haben. Ergebnis, es gibt nicht mehr Komplikationen. als mit neuen Geräten, auch nicht mehr Infektionen.
Trotzdem ist das Wiederverwenden von Herzschrittmachern in Deutschland rechtlich nicht möglich. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass Vorschriften überdacht werden sollten, damit auch der Gesundheitssektor nachhaltig werden kann, findet Michael Schmitz. Beim Abfallmanagement ist es so, dass wir wirklich hier einen großen Klimaimpact haben und aber auch einen hohen Ressourcenverbrauch. Also das spielt, glaube ich, Recycling schon eine große Rolle.
Wenn man sich den Rohstoff oder den Ressourcenverbrauch vom Gesundheitswesen anschaut, dann kann man dort eine erstaunliche Entwicklung sehen und sieht auch wirklich das Potenzial, was wir haben. Also seit Mitte der 90er Jahre ist der Rohstoffverbrauch im Gesundheitswesen... Wir haben aktuell im Gesundheitssektor einen Ressourcenverbrauch jährlich von 107 Millionen Tonnen in Deutschland.
Und davon lässt sich sicher noch so manche Tonne recyceln. Aber ist das wirklich in jedem Fall sinnvoll? Da gehen die Meinungen auseinander. Wenigstens die wertvollen Stoffe sollten nach Möglichkeit gesammelt und wiederverwertet werden, meint Michael Schmitz, also Metalle und hochwertige Kunststoffe. Niklas Kutschaty vom Branchenverband der Hersteller sagt, das könne zwar eine Stoffe,
Stellschraube sein in Richtung Nachhaltigkeit, aber es sei nicht die wichtigste. Wenn zum Beispiel eine Produktionsanlage durch eine neue, wesentlich energieeffizientere ersetzt werde, dann sei das deutlich wirksamer. Dieser Meinung ist auch Werner Lorke, der selbst ein Sammelsystem für Einweginstrumente konzipiert hat. Dass man irgendwann auch erkennen muss, dass man am effektivsten an den Schrauben drehen soll, wo man wirklich...
Dinge, Prozesse unter ökologischen Aspekten verbessern kann, was die Krankenhäuser ja auch gemacht haben. Energieverbrauch für den Betrieb, Gebäude, Dämmung, also solche energetischen Aspekte, die natürlich mengenmäßig oder auch vom Effekt einen viel größeren Beitrag zur Nachhaltigkeit einer Klinik leisten, als jetzt, dass man auch noch den letzten Infusionsbehälter recycelt.
Wenn das Sammeln und der Transport mehr Energie verschlingen, als das Recycling einspart, dann ist es nicht sinnvoll. Aber das muss genau durchgerechnet werden, und zwar immer wieder neu. Genau deswegen hat Michael Schmitz in Bonn das gesamte Abfallwesen des Klinikums digitalisiert. In den meisten anderen Krankenhäusern gibt es da aber noch viel zu tun. Und eine Maßnahme hat immer ihren Sinn.
Abfälle gar nicht erst entstehen zu lassen. Auch hier ist die Digitalisierung wichtig. Zum Beispiel bei der Zahnmedizin in Stein bei Nürnberg. Praxisinhaberin Christina Ruhmann. Wir sind eine digitale Praxis, also wir haben überhaupt keine Patientenakten, Patientenkarten mehr. Es läuft bei uns intern alles digital und wir sind auch mit dem digitalen Röntgen natürlich mit dabei. Beim digitalen Röntgen spart man sich die ganzen Informationen.
die als Sondermüll zu entsorgen wären. Er spart sich die Bleifolien, die früher in den Röntgenfilmen, in den analogen waren und hat da eigentlich einen ganz großen Punkt dabei. Vielleicht auch mal Gedanken, in welchem Moment man die Servette dem Patienten umlegt und in welchem Moment man das Einmalprodukt Speichels hier aufsetzt, nämlich nur dann, wenn man es braucht.
Denn Abfall zu reduzieren, das sollte immer an erster Stelle stehen, auch im Gesundheitswesen. Hier fällt mir mein Corona-Test wieder ein. Dass alles, was dazu gebraucht wird, doppelt verpackt wird, das müsste nicht sein. Viele Produkte im Krankenhaus oder in einer Praxis lassen sich auch mehrfach verwenden. Etwa eine Schere, die sterilisiert werden kann, anstelle eines Einwegprodukts.
Erst wenn beides nicht möglich ist, kommt das Recycling ins Spiel. Hier gibt es in der Medizin bereits Vorreiter und Initiativen, die in Zukunft sicher wichtiger werden. Ach ja, und mein Corona-Test, der war zum Glück negativ. Den Verpackungsmüll habe ich in den gelben Sack gestopft und das Wattestäbchen und die Testkartusche sind im Restmüll gelandet.
Sie hörten IQ Wissenschaft und Forschung. Heute mit dem Thema Recycling in der Medizin. Wie können Ärzte nachhaltiger werden? Eine Sendung von Helmut Nordwig.