ARD Es geht um Fett in unserem Körper, das man nicht sieht, um unsere Taille, um ... BMI und WHR. Wusste ich vorher auch nicht, wofür diese Abkürzung steht. Und so viel hat mir meine Kollegin Anna Tratter schon verraten. Es geht um Krebs. Hallo, Stefan Geier hier. Willkommen zu dieser Spezialfolge. Wenn ihr neu seid...
Schön, dass ihr da seid. Wenn ihr uns häufiger hört, dann wisst ihr, dass wir in einer Folge ja oft mehrere Geschichten haben aus der Wissenschaft, die wir für euch recherchieren, zum Weitererzählen und manchmal aber auch nur eine. Und wir sind super neugierig, was findet ihr eigentlich besser? Also zwei, drei kurze Geschichten.
Oder eine längere, bei der wir dann auch ein bisschen mehr ins Detail gehen können. Vielleicht habt ihr ja Lust, uns zu schreiben oder einfach eine Sprachnachricht zu schicken. Was ist euch lieber? Mehrere oder eine Geschichte oder eben gerade die Mischung. Mal so. Und mal so. Wir freuen uns, von euch zu hören. In der Beschreibung dieser Folge findet ihr alle Infos, wie ihr uns unkompliziert erreichen könnt. Jetzt aber zur heutigen Geschichte, die Anna Tratter recherchiert hat, Chemikerin.
Und bei uns im Team, hallo Anna. Hallo. Was genau hast du für uns? Ich erzähle euch heute, ob man anhand der Taille das Krebsrisiko für manche Krebsarten ablesen kann. Blick auf die Taille und Krebsrisiko, das passt jetzt zunächst mal auf den ersten Blick für mich noch nicht zusammen. Das heißt, ich schaue in den Spiegel und weiß, wie hoch mein Krebsrisiko ist. Das ist die Idee dahinter.
Ja, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Es geht vor allem um das Bauchfett, das man ansetzt oder eben auch nicht. Die Betonung ist ja oft auf dem Bauchfett. Warum ist gerade das so gefährlich? Also im Fachjargon heißt es ja abdominelle Adipositas und Bauchfett im Allgemeinen ist besonders gefährlich, weil es das Risiko für Herzinfarkte, aber auch Diabetes Typ 2 fördern kann, beziehungsweise vielleicht sogar zu einer Fettleber führt.
die dann wiederum zu Leberentzündungen und Leberzirrhose und so weiter bis zum Leberversagen führen kann. Okay, das heißt dann wirklich gefährlich. Jetzt hast du gesagt, nicht nur dieses Fett ist interessant, sondern eben auch die Talie. Wie ist der Zusammenhang?
Also ganz im Konkreten muss man ja unterscheiden zwischen zwei Arten von Fett. Es gibt zum einen das subkutane Fett und zum anderen das viszerale Fett. Und das wirklich Gefährliche ist das viszerale. Das kann man sich so vorstellen, dass das Fass... wie so ein eigenes Organ im Bauchraum ist und die inneren Organe, vor allem den Verdauungstrakt,
Also es sitzt sozusagen nicht unter der Haut, sondern im Bauchraum und verteilt. Man kann schlang sein und trotzdem ist viel Fett da. Ja, genau. Und dieses viszerale Fett ist deshalb so gefährlich, weil es Hormone produziert und auch andere Substanzen. die Entzündungen fördern, was wiederum das Immunsystem schwächt und was dann wieder zu einem erhöhten Krebsrisiko führen kann. Und die Taille erfasst eben dieses viszerale Fett besser.
Und die Tallye ist dann sozusagen ein Hinweis, wie so ein Anzeiger. Ganz genau. Denn in ganz vielen Untersuchungen wurde früher nur der BMI, also der Body Mass Index, hinzugezogen. Aber der berücksichtigt ja nur das Gesamtgewicht im Verhältnis zur Körpergröße. Eine Person, die...
sportlich ist und sehr viel Muskelmasse hat, könnte dann den gleichen BMI haben wie eine etwas übergewichtige Person. Der scheint übergewichtig, obwohl sie eigentlich gar nicht... Genau, der lebt sicher wesentlich gesünder. Deswegen ist der BMI auch kein so guter Indikator dafür. Die Taille dafür umso besser. denn sie kann auch ein Hinweis sein auf zum Beispiel Insulinresistenz, also dass der Körper...
resistent auf Insulin reagiert. Und ist das der Fall, verändert sich der Taillenumfang. Und bei einer Insulinresistenz ist es so, dass ebenfalls Hormone beeinflusst werden können, die dann hormonabhängige Krebsarten beispielsweise Brustkrebs oder Prostatakrebs, begünstigen.
Okay, also eine lange Kette an Sachen, die problematisch sind. Also das Bauchfett als Ausgangspunkt ist problematisch, dieses viszerale Fett. Und der Talienumfang zeigt an, wo das liegt. Und jetzt in der neuen Studie hat man mal geschaut, hast du mir erzählt, Reicht wirklich dieser Blick auf die Talle schon aus, um das Krebsrisiko einzuschätzen? Nein. Es wurden auch andere Faktoren berücksichtigt, zum Beispiel Bewegungsmangel. Denn Bewegung kann ja dazu führen, dass man das Bauchfett reduziert.
Und bei dieser Studie aus Regensburg, die ganz neu ist, wurde geguckt, wie viel macht denn jetzt wirklich der Teilenumfang aus und wie viel macht Bewegungsmangel aus. Und da wurden über 300.000 Menschen über elf Jahre lang begleitet. 40 und 69 Jahre alt und wurden dann in vier Gruppen geteilt. Einerseits mal in die Gruppe schmaler Teilenumfang und ausreichend Bewegung. Zweitens in die schmale Teilenumfang Gruppe, aber zu wenig Bewegung. Dann drittens keine schmale Teilenumfang.
Also alles abgedeckt. Ja, genau. Übrigens, also schmale Taille wurde natürlich unterschieden zwischen Frauen und Männern. Also bei Frauen war das bis 88 Zentimeter Umfang und bei Männern 102. Und als ausreichend Bewegung wurde mindestens 150 Minuten Aktivität in der Woche gemessen. Das ist schon eine ganze Menge. Und was ist dann rausgekommen?
Die Menschen waren ja alle zu Beginn der Studie krebsfrei, haben aber im Laufe dieser elf Jahre immer wieder Krebsdiagnosen bekommen. Und rauskam, dass das Einhalten von nur einer Empfehlung, also... die Empfehlung wäre, schmale Taille oder aber genügend Bewegung, nicht ausreicht. Nur die Kombination senkt das Risiko für Krebs. Aber dann ist ja die Anleitung klar, ich brauche wenig Bauchfett und genügend Bewegung. Woher weiß ich denn genau? wie viel bauchfett ich habe
Ja, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen gibt es die sogenannte Waist-to-Hip-Ratio und da misst man den Umfang der Taille und den Umfang der Hüfte und dann teilt man den Taillenumfang durch den Hüftumfang. Da kommt wieder eine Zahl raus. Bei Männern wäre das dann so ein Wert von 0,9. Wenn der überschritten ist, würde man von einem erhöhten Wert sprechen. Bei Frauen ist es ein Wert von 0,85.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass man zum Arzt oder zur Ärztin geht und eine Körperfettmessung durchführt. Es gibt nämlich spezielle Körperfettwagen, die den Fettanteil des Körpers messen können. Und da kann man auch speziell das viszerale Fett, also das besonders gefährliche Fett, extra ausmessen lassen. Und zuletzt wäre auch noch eine Möglichkeit, die aber wirklich nur bei medizinischen Bedenken nötig ist, ein CT oder MRT durchführen zu lassen.
Zum Schluss, Anna, wollen wir natürlich deine Empfehlung. Also wie können wir uns so verhalten? Was können wir tun, um dieses gefährliche Bauchfett, das wir nicht unbedingt immer von außen sehen, um das zu reduzieren?
Ja, also ich würde da vor allem vier Punkte mitgeben wollen. Zum einen Ernährung, das können sich die meisten wahrscheinlich denken. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und gesunden Fetten ist von Vorteil. Also Zucker und andere raffinierte Kohlenhydrate.
sollten reduziert werden. Dann zweitens Bewegung, das sagt ja auch schon die Studie. Vor allem Ausdauertraining wie Laufen oder Schwimmen, Radfahren sind da besonders gut geeignet. Auch Krafttraining kann helfen, weil das halt den Stoffwechsel anregt, aber ganz im Allgemeinen Bewegung. Ist top. Stressmanagement ist auch so ein Punkt, den vielleicht viele unterschätzen. Denn chronischer Stress kann auch zu Bauchfett führen.
Vielleicht mal eine neue Methode ausprobieren, Yoga, Atemübungen oder Meditation. Vielleicht kann das beim Entspannen helfen. Und der letzte Punkt führt eigentlich da direkt hin. Genügend Schlaf. Das klingt vielleicht banal, aber unser Schlaf ist wichtig, denn der reguliert auch Hormone und die wiederum regulieren den Appetit und die Fettverteilung wird beeinflusst.
Also wir lernen, es ist eigentlich ganz einfach. Man muss aber ein paar Punkte beachten. Bewegung, Ernährung, Schlaf, wenig Stress. Vielen Dank für diese Geschichte, Anna Tratter. Sehr gerne. Und wenn ihr das jetzt alles ausprobieren wollt. BMI, WHR und alles berechnen. In den Shownotes verlinken wir euch die Infos, wie ihr schnell den Body Mass Index oder eure Waist-to-Hip Ratio ausrechnen könnt. Und sagt uns gern, wie euch diese Folge gefallen hat.
Und wie am Anfang schon gesagt, gern auch, was ihr besser findet. Eine ausführlichere Geschichte oder eben lieber mehrere kleine. und kürzere. Ich bin Stefan Geier und ich freue mich, wenn ihr auch bei der nächsten Runde Wissenschaft schnell erzählt, wieder dabei seid. Die ist nämlich schon in Arbeit. Bis dann. Servus. in der ARD Audiothek.