Eine Geschichte aus der Wissenschaft, die aber, Jenny, klingt eher ein bisschen wie ein Krimi. Ja, so ein bisschen. Es geht um Vogelnester und Hundehaare. So ein bisschen wie die Spurensicherung haben die Wissenschaftler da auch gearbeitet. Hallo, Stefan Geier hier, zusammen mit Jenny von Sperber. Die hat diesen, nennen wir es doch mal Krimi, recherchiert. Hallo Jenny. Hallo. Hundehaare, Vogelnester.
Vielleicht war es ein bisschen übertrieben, der Krimi, aber du sagst, Spurensicherung war auf jeden Fall dabei. Genau, es gibt nämlich einen Verdacht, den gibt es auch schon ziemlich lange, dass Vogelnester durch Hundehaare oder auch Katzenhaare mit Insektiziden belastet werden.
dann können Vogelbabys wohl sogar sterben. Das haben sich jetzt Biologen und Ökologen aus England von der Uni Sussex ganz genau angeschaut. Und woher kommen diese Insektizide, also Pflanzenschutzmittel? Ja, die sind in den Hundehaaren oder in den Katzenhaaren. Die Vogeleltern, die kleiden ihre Nester schön warm aus. Die nehmen das, was isoliert und das, was weich ist, für die innerste Schicht, damit es schön kuschelig warm ist für die Babys. Und Federn oder Moos oder manche eben auch Fell.
Und Waldvögel nehmen da dann eher Fell von Rehen oder von Füchsen und die sind eher unbedenklich. Aber Stadtvögel nehmen halt oft Hunde- oder Katzenhaare. Und die sind wirklich so belastet, dass sie bedenklich sind? Ja, genau. Hast du einen Hund? Nee. Also Hunde- oder Katzenbesitzer, die behandeln. Hast du eine Katze?
Derzeit nicht. Okay, also ich weiß nicht, ob ihr das gemacht habt, aber Hunde- und Katzenbesitzer behandeln ihre Tiere oft mit so Mitteln, dass die keine Zecken kriegen oder Flöhe oder Läuse oder so. Ist ja praktisch, ne? Eben, will man ja nicht in der Wohnung haben, klar. Zeckenhalsbänder gibt es auch. Oder es gibt eben diese Tropfen und die werden dann auf die Tiere, auf die Haut getropft und von der Haut aufgenommen und dann wirken die wochenlang.
letztendlich Insektizide. Das sind Neonicotinoide, also Nervengift. Also wenn eine Zecke dann den Hund beißt, Dann stirbt sie und fällt ab. Und diese Stoffe, diese Neonicotinoide, die wandern weiter und die findet man dann offenbar auch in den Vogelnestern. Ja, diese englischen Forscher, die haben Nester von Freiwilligen einsammeln lassen über ganz England verteilt und dann 103 Nester letztendlich ausgewertet.
Und zwar auf 20 verdächtige Substanzen mal getestet. Und die haben tatsächlich 17 von diesen Substanzen gefunden. In allen 103 Nestern war Fipronil drin. Und in 90 Prozent der Nester war Imidacloprid drin. Das sind letztendlich Pflanzenschutzmittel, die aber in der Landwirtschaft in der EU verboten sind, weil man weiß, wie gefährlich diese Nervengifte sind. Die machen ja keinen Unterschied jetzt zwischen Blattläusen oder Honigbienen.
Und Fipronil zum Beispiel ist auch für Nutztiere nicht erlaubt, weil man die Menschen damit nicht belasten will. Aber für Hunde und Katzen ist es okay oder zumindest erlaubt? Ja, für Hunde und Katzen ist es erlaubt. Auch in Deutschland ist also kein englisches Problem. Und naja, dass die den Vogelbabys schaden, das ist schon plausibel, weil selbst den Embryonen schon, die Eier liegen auf diesem kontaminierten Fell, die Eierschalen sind porös für den Sauerstoffaustausch.
können dann auch Insektizide eindringen. Und die Nesthocker bei vielen Vogelarten, die sitzen dann ja noch irgendwie zwei Wochen lang nackt im Nest. Wenn sie geschlüpft sind. Wenn sie geschlüpft sind, genau. Und die kuscheln sich dann schön in das warme, weiche Fell im Nest. Und nehmen dann über die Haut diese Stoffe auf. Und diese gefundenen Stoffe in den Nestern, die machen nicht nur krank, sondern die sind tödlich?
Naja, so ganz genau hat man das jetzt noch nicht untersucht. Bisher war es ja eher nur so eine Spurensuche, so ein Indizien finden, sind die Stoffe da oder nicht. Was man schon mal untersucht hat vor längerer Zeit. Es waren Forscher in Kanada, die haben Dachsammern, das sind so Zugvögel, untersucht, was passiert, wenn die so kontaminierte Körner fressen, die mit Imidacloprid auch behandelt worden waren.
Und da haben sie herausgefunden, dass eben Körpergewicht Fettanteil abnehmen, was natürlich schlimm ist für Zugvögel. Und dass sie sich wohl auch schlechter orientieren können. Okay, aber man muss sie offenbar gar nicht fressen, wie in dem Experiment jetzt. Sind auch so... Genau, also man weiß, dass diese Mittel über die Haut aufgenommen werden. Deswegen tropft man die ja bei den Hunden aufs Fell. Da klappt es ja auch. Da klappt es ja auch, genau.
Und hat das aber jetzt konkret so auf die Vögel noch nicht untersucht. Was aber aufgefallen ist jetzt bei den Nestern ist, dass es einen statistischen Zusammenhang gab. Also in den Nestern, wo sie eine besonders hohe Konzentration von Pestiziden gemessen haben.
Da haben sie auch mehr tote Jungvögel und ungeschlüpfte Eier gefunden. Doch ein Indiz. Genau, kein Beweis, aber ein ganz schön klarer Hinweis. Dann bleibt natürlich die Frage, was kann jeder machen? Diese Mittel bei den Hunden und Katzen einfach weglassen?
Ja, das wäre natürlich am besten. Also es gibt Alternativen, die wirken dann aber nicht so lang, ist halt unpraktischer, aber es wäre natürlich am besten, die ganz wegzulassen. Ich habe jetzt mit einer Forscherin, mit einer Ornithologin gesprochen, die selber Hundebesitzerin war.
war da nicht ganz so streng, die hat gesagt, naja, wenn es unbedingt sein muss, dann soll man es sich aber gut überlegen und so selten wie irgend möglich machen und Zecken kann man ja auch abziehen, die müssen ja nicht unbedingt tot gleich runterfallen.
Ein anderer Tipp, der auch was bringt, ist, wenn man das Winterfell ausbürstet von seiner Katze oder seinem Hund, dass man dieses Fell dann im Müll entsorgt, damit das nicht irgendwie Vogeleltern finden, die gerade ganz emsig ihr Vogelnest bauen und dann ihre Babys da reinbetten.
Die fangen ja gerade jetzt an. Genau, genau. Und die bringen dann ihren Nachwuchs damit in Gefahr, anstatt es ihnen schön kuschelig zu machen. Also man kann auf jeden Fall, haben wir gelernt, durchaus was tun für die Vögel und das auch noch ohne die Haustiere zu vernachlässigen. Vielen Dank Jenny von Sperber für die heutige Geschichte. Gerne. Und die Originalveröffentlichung dazu, die findet ihr, wie ihr es gewohnt seid, bei uns im Podcast in der Beschreibung dieser Folge.
Ich bin Stefan Geier und ich würde mich freuen, wenn ihr auch bei der nächsten Runde wieder dabei seid. Die ist nämlich schon in Arbeit. Bis dann. Ein Podcast von Bayern 2 in der ARD Audiothek.