Kulturpolitik - Museumschefin: “Alles was uns ausmacht, ist unsere Kultur” - podcast episode cover

Kulturpolitik - Museumschefin: “Alles was uns ausmacht, ist unsere Kultur”

Mar 16, 202530 min
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Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle, spricht über die Notwendigkeit einer starken Kulturpolitik in Zeiten knapper Kassen. Sie analysiert die kulturpolitischen Positionen verschiedener Parteien, fordert ein Staatsziel Kultur im Grundgesetz und ein eigenes Kulturministerium. Kraus betont die Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft und die Notwendigkeit, Freiräume für Kunst und kulturelle Vielfalt zu schaffen.

Episode description

In Zeiten knapper Kassen trifft es zuerst die Kultur. Doch auch abseits davon sieht die Direktorin der Bundeskunsthalle Eva Kraus die Kulturbranche in Gefahr. Darüber denkt sie im Kölner Kongress “Bergab? Erzählen in schwierigen Zeiten” nach. Kraus, Eva www.deutschlandfunk.de, Essay und Diskurs

Transcript

Deutschlandfunk. Essay und Diskurs. Hören Sie heute in Essay und Diskurs den Vortrag zur Zukunft der Kultur nicht nur in Zeiten knapper Kassen. Gehalten hat ihn auf dem Kölner Kongress, der in diesem Jahr unter dem Titel Bergab erzählen in schwierigen Zeiten stand, die Intendantin der Bundeskunsthalle in Bonn, Eva Kraus.

Ich erzähle immer wieder gerne als Intendantin der Bundeskunsthalle, wir sind ein großes Schiff, wir sind eine Rieseninstitution, die viel Kulturgeschichte aufsetzt in Ausstellungen, aber auch in Diskursen. stehe für die gesellschaftsrelevanten Themen von Demokratie, ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Nachhaltigkeit. Das sind alles Agenten, die ich mir selber auf die Fahnen schreibe, die nicht aus Berlin kommen, sondern mir selber.

ein großes Anliegen sind. Heute werde ich zu Ihnen aber als Privatperson natürlich sprechen. Das sind persönliche Einschätzungen, die ich auch politisch Ihnen jetzt geben werde. Ich kann sagen der Kultur fehlt eine Lobby in Deutschland. Das ist eine Wahrnehmung, die wahrscheinlich nicht nur ich habe, sondern viele teilen. Von außen werden wir immer noch als gelobtes Land der Kultur wahrgenommen, das Land der Denker und Dichter.

DenkerInnen und DichterInnen muss es eigentlich heißen. Wir haben eine Situation aber, die sich stark verändert, die leider auch sehr gelitten hat in den letzten Wochen und Monaten, wie wir alle wissen. das Wohlwollen geschwunden und vor allem die Priorisierung der Kultur hat nicht mehr den Stellenwert, den es schon mal hatte, so möchte man meinen. In der letzten Legislaturperiode mit der Ampelkoalition ist auch

wenig weitergegangen, wenn ich das jetzt mal so sagen darf. Es sind heere Ziele gesteckt worden. Die aktuelle, noch aktuelle Beauftragte für Kultur und Medien ist in ihr Amt Es ging alles relativ rasch, gerade noch aus der Corona-Pandemie aufgewacht. War die Kulturszene noch geschüttelt? Damals ging es darum, sind wir systemrelevant? Kommen wir überhaupt vor? Wo sind die Förderungen? Wie wird der Kulturbereich weiter aufgenommen und unterstützt?

Kulturpolitisch war es damals extrem schwierig. Wir wissen von dem Übergriff auf die Ukraine. Es gab den Documenta-Skandal, der leider schwierig geworden ist, auch in der Haltung einer öffentlichen Meinung. auch der Kulturspitze.

Eine Haltung gegen den Antisemitismus, gerade im Kulturbereich, ist da viel zerbrochen, meines Erachtens. Da ist sehr viel auch unter die Räder gekommen in dieser Zeit. Wir haben gesehen, dass sehr viele Auseinandersetzungen im Kulturbereich Bereich geführt wurden, dass dort gerade so viel Sprengstoff liegt, dass in vielen künstlerischen Aktionen, aber auch nur allein in Auftreten von Parteien, die unterschiedlicher Meinung sind, auch im Kulturbereich sehr viel sich zugetragen hat.

plädiere ich dafür, dass wir in der nächsten Regierung neue starke Rahmenbedingungen brauchen. Wir brauchen ein Staatsziel Kultur, das sich im Grundgesetz niederschlägt. Das ist etwas, was schon in der letzten Legislatur... durchgesetzt werden sollte und nicht passierte. Wir möchten und wollen, dass die Kultur weiter ganz oben rangiert. Ich erzähle immer wieder auch gerade Menschen aus dem Ausland im Bundeskanzleramt sitzen.

die Beauftragte für Kultur und Medien ganz oben, also im obersten Stock. Sie waltet und schaltet sozusagen im Bundeskanzleramt noch eine Etage höher als der Bundeskanzler mit Blick sozusagen über den Bundestag. Reichstag über ganz Berlin. Und man möchte halt auch hoffen, dass die Flügel ausgefahren werden, dass die Kultur auf Dauer geschützt wird.

und dass uns Freiräume eingerichtet werden oder auch eben weiter geboten werden. Mein ehemaliger Chef, der Staatssekretär, hat immer gesagt, wenn wir ein föderalistisches System haben und Deutschland sozusagen noch ein Kultur... Dann haben wir nur noch mehr Umverlagerung von Verantwortlichkeiten. Also dann wandert alles, was sozusagen in den Ländern eigentlich funktionieren müsste, sozusagen gerne mal nach Berlin oder eben in den Bund. Und dann wird dort...

dass die Strukturen finanziert und aufgefangen werden müssen. Ich glaube aber trotzdem, dass es jetzt mal, wenn wir auswärtige Kulturpolitik anschauen, wenn wir uns anschauen, wie wichtig eben auch es ist, deutsche Kultur... Sie sehen vielleicht, dass die Goethe-Institute, ich meine, die sind derartig abgebaut worden. Wir haben international überhaupt gar keine auswärtige Kulturpolitik mehr. Da wird auch kein Geld mehr hin.

Ich finde, das alleine gehört sich nicht oder beziehungsweise gehört sich geändert. Wir haben da natürlich die Diskrepanz des föderalistischen Systems und der Frage, warum braucht man mehr Bürokratie in Berlin. Aber es braucht einfach, glaube ich, trotzdem noch mal mehr Bewusstsein und vor allem eben mehr Stärkung. Und das ist eben auswärtige Kulturpolitik. Das ist aber auch Gedenkkultur. Das ist etwas, was ich glaube, was einfach nicht ausreichend bearbeitet wird.

werden kann, wenn es eben nicht ein großes Ministerium gibt. Bildung, also weil wir da sind, ja, es sind natürlich das Hoheit der Länder, das ist schon klar, aber die Rahmenbedingungen müssen in Berlin gemacht werden. werden die Gesetze gemacht und dann sollte da ein gutes Exempel statuiert werden, dass da viel Geld reingeht, dass da genug Engagement ist, um eben diese Strukturen aufzusetzen, zu erhalten, zu fördern und dergleichen.

einer Gesellschaft übrig bleibt, das ist eigentlich das, was Kultur ist. Also wir haben Innovationen, wir haben zivilisatorische Entwicklungen, ja, aber eigentlich das, was von uns allen weitergetragen wird, ist unsere kulturelle Leistung. Und das ist, denke ich, das, was alle aus dem Kulturbereich endlos kommunizieren.

sollten und nicht müde werden dürften, eben auch immer wieder aufs Tablett zu bringen. Alles, was wir haben und was uns eigentlich ausmacht, ist unsere Kultur. Einerseits gibt es immer die Frage, ob Kunst und Kultur das zusammenhalten muss, was sonst nicht zusammenhaltbar ist. Also das ist nicht die Aufgabe von Kunst und Kultur, dass wir alle uns verstehen und friedlich miteinander umgehen, ganz im Gegenteil.

Kunst und Kultur ist, glaube ich, der Bereich, wo eben diese Auseinandersetzung stattfinden muss und stattfinden kann und vielleicht mit anderen Rahmenbedingungen. Und das ist eben der Safe Space, von dem man vielleicht träumen könnte, dass man... Gerade bei so Situationen, wo man sich noch analog trifft, wo man eben gemeinsam ins Theater geht, wo man eben noch vielleicht auch die Möglichkeit hat, der direkten Auseinandersetzung das aushält. Und das ist, glaube ich, die Chance von der möglichen

noch miteinander sprechen zu können. Und im Kulturbereich ist es zwar auch sichtbar schwieriger geworden, wie wir alle wissen, in den letzten Jahren hat sich da einfach wahnsinnig viel an Spannung entladen. aber auch wahrscheinlich einfach generell diese Empörungskultur in Deutschland, die sich natürlich auch im Kulturbereich entgläht. Ich glaube, dass es in den neuen Bundesländern, gerade im ländlichen Bereich, sehr extrem ist.

Da fehlt genau das. Und das kann man eben auch sehen. Also dort, wo Bildung, Kultur und eben viele Strukturen fehlen, dort fehlt genau diese Möglichkeit der demokratischen Auseinandersetzung. Und deswegen glaube ich, wäre es so... Und das ist eben das, was ich immer wieder sage, dass gerade die Euros, die im Kulturbereich gesteckt werden, so gut angelegt sind, weil sie eben genau in dem Bereich so viel Positives ausrichten könnten.

Meine Engagements sehe ich vor allen Dingen mit der Kultur zu verhandeln, in den Diskurs zu treten. Schwierige Fragen aufzuwerfen. Ja, auch Fragen, die vielleicht überhaupt nicht immer gewünscht werden. Wir sehen, dass die Nachhaltigkeit aus dem Programm schwindet. Wir sehen aber auch, dass große Fragen gar nicht mehr...

verhandlungsfähig sind, weil die Politik nur noch sehr monothematisch unterwegs sind. Ich denke, wir brauchen dieses Poetische, diese Freiräume des Denkens, wir brauchen die Philosophinnen, wir brauchen... Die Literatinnen, wir brauchen die Menschen, die anders denken und die sehr viel beitragen mit Fantasie, mit Engagement, mit Ideen, mit viel Ehrgeiz, aber auch Solidarität.

Meinen Vortrag habe ich angefangen zu verfassen am Abend vor den deutschen Wahlen. Den vorgezogenen Wahlen, damals hatte man noch mit mehr Parteien gerechnet, die in den Bundestag einziehen. Die Wahlprogramme sind sehr... transparent dieses Jahr. Man kann sie entweder bei kulturmanagement.net oder im Deutschen Kulturrat nachlesen. Da kann man auch sehr gut vergleichen, was sind die Dinge, die wichtig sind, wo liegen sozusagen die Schwerpunkte. Gemein kann man sagen,

Es ist relativ kurz und knapp. Es ist relativ wenig geäußert worden. Vielleicht liegt es an der kurzen Vorbereitungszeit, aber vielleicht liegt es eben auch an der wenigen Priorisierung dieses Bereichs in der Politik. Ich möchte ein bisschen zusammenfassen, was uns erwartet. Es gibt da sehr unterschiedliche Ansätze. Ja, und man ist vor allen Dingen entsetzt, was die beiden Koalitionsparteien in Zukunft...

auf der Ebene der Kultur. Die CDU, CSU fokussiert auf traditionelle Kultur und nationale Identität, den Erhalt von Brauchtum und Tradition. Das sind Schlagworte, die man meinen möchte in Richtung AfD gehen und vielleicht dort, wie auch oft behauptet wurde, abgeschrieben sind.

Es ist immerhin die auswärtige Kulturpolitik besprochen. Und ja, die SPK, die Stiftung Preußischer Kulturbesitzer, ist ein wichtiges, riesenmarodes System, was dringend aufgefangen werden muss. Zum Glück immerhin ist die Erinnerung... und die Relevanz der kulturellen Bildung, Konsens bei vielen Parteien, die Erinnerungskultur mit den vielen Gedenkorten, mit den großen Aufgaben in Deutschland zu erinnern. Es ist...

Kaum von der Soziokultur oder der freien Szene die Rede. Wir wissen, ja, das ist nicht Aufgabe des Bundes, aber trotzdem ist es eben auch ein Bereich, der Rahmenbedingungen braucht und der unterstützt werden soll. Die SPD, ganz im Gegensatz zur CDU, CSU, sieht eher das Thema Kultur für alle. Das ist die Grundlage eines breiten Kulturverständnisses, wo auch der demokratische Raum vor allen Dingen eine Riesenrolle spielt. Es ist die Vorstellung auch von Teilhabe, von Inklusion, Integration.

Jetzt meine Worte dazu, aber das sind all diese Dinge, die sozusagen die Ausübung der Demokratie hier als Basis unterstützen sollen. Nochmal zusammengefasst, Kultur für alle gegen die Leitkultur der großen Parteien, wie soll das zusammenpassen? Wir hoffen, dass es da... politische Lösungen gibt, auf die werde ich auch noch mal zu sprechen kommen.

Wichtig ist vor allem, dass es eine große Resilienz geben soll in der Kultur, dass es vor allen Dingen eben auch Förderung weitergeben muss und es ist Einsatz. geschrieben, den ich zitieren möchte, weil darauf werden wir die CDU festnageln müssen in den nächsten Die Förderung von Kunst und Kultur, ich zitiere, ist eine öffentliche Aufgabe, die der Bund, die Länder und die Kommunen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gemeinsam gewährleisten müssen.

Nochmal zur Ausgangslage. Ich habe schon davon gesprochen, die Kunst im Grundgesetz zu verankern. leider im September 2023 von der CDU boykottiert worden. Und die Regierung, die grüne BKM, hat es nicht geschafft, dieses Thema durchzusetzen. Es ist aber auch von der Stärkung der Institutionen geredet worden. Die Regierung musste und muss in Zukunft Sorge tragen, dass Institutionen vor allem eben auch als systemrelevante Organisationen Wir wollen vor allen Dingen, dass...

Oder wir sehen vor allen Dingen, dass die Maßnahmen, die ergriffen wurden in der letzten Ampelkoalition im Kulturbereich auch wichtige Grundlagen geschaffen haben, zum Beispiel die Honoraruntergrenzen für KünstlerInnen. Wahrscheinlich haben Sie davon gehört, Das ist zwar mehr von der freien Szene durchgedrückt worden als von der BKM, sozusagen federführend geleitet, aber immerhin, dass es passiert. Und der Kulturpost wurde eingeführt, eine wunderbare Idee.

Vielleicht möchte man aber... hat das nicht dazu beigetragen, dass Jugendliche in Theater gehen, in Operhäuser, sich verlieren, sondern vielleicht doch nur der Oma zu Weihnachten ein Buchgeschenk machen konnten. Wie schaut die Wirtschaftslage aus? Wir haben gehört, die Finanzengpässe waren extrem in den letzten Monaten. Es wurde extrem hektisch Ende letzten Jahres Geld eingespart, manchmal auch im laufenden Haushalt noch.

die kommunalen Strukturen extrem darunter gelitten. In Berlin hatten nicht nur 11 Prozent 130 Millionen Euro. gefehlt für das diesjährige Jahresbudget. Das ist eine enorme Summe, die auch ohne viel Zutun von politischer Seite ersatzlos gestrichen wurde.

Man kann sich gar nicht vorstellen, dass der Senator für Kultur in Berlin nicht da... auf die Barrikaden gegangen ist und nicht auf den Tisch gehauen hat, sondern das durchgewunken hat mit der Hoffnung und der lapidaren Forderung, dass die Wirtschaft beisteuern sollte und oder die Privaten. So eine Situation sehen wir auch in verschiedenen anderen Städten. In München beispielsweise wurden immerhin 17 von den 200 Millionen Euro Einsparungen auf den Kulturbereich.

Gesetzt, 8,5 Prozent sind es des Sparvolumens. In Dresden waren es nur in Anführungsstrichen 5 Millionen, in Köln eine ähnliche Summe, aber da wurde wenigstens nicht mit dem Gießkannenprinzip gearbeitet. genau geschaut, wo und wie vielleicht eben diese Einsparungen am wenigsten Schaden bereiten. Die einzige Stadt, die ausgenommen scheint, ist Hamburg. Warum?

Hamburg ist eine wirklich gut geführte kulturpolitische Stadt, die schon seit langem auch einen Kultursenator hat, der da eben genau hinschaut und genau weiß, wo gibt es die Chancen. Möglichkeiten der Unterstützung und wo kann man vielleicht Einsparungen auch durchsetzen. Aber ja, in Hamburg war das nicht nötig.

Jetzt kommen wir zu den großen finanziellen Fragen. Es ist immer wieder die Diskussion, ja, das höre ich auch aus Berlin, wenn die Gesundheit, wenn die Bildung leidet, warum sollte die Kultur da nachstehen? Meines Erachtens sollte genau die Gesundheit, die Bildung und die Kultur nicht von Einsparungen ergriffen werden, weil es lohnt sich auch überhaupt nicht, in diesen Bereichen zu sparen. Da kann man nur ganz wenig Geld wegnehmen, die die großen Löcher nicht stopfen werden.

Und vor allen Dingen wird mit diesem Geld kein Haushalt saniert. Das ist meine Meinung dazu. Das ist vor allem eben auch dieses Missverständnis, dass wenn man in der Kultur sparen wird, dass dort auch die wenigen... Prozent keinen riesen Schaden ansetzen, sondern das Gegenteil ist der Fall.

Wir sehen, dass die Kultur längst kaputtgespart wurde. Das kann ich einfach als Institutionsleiterin eines großen Hauses so sagen. Wir sitzen wirklich seit langem auf dem Trockenen. Wir haben seit 15 Jahren... In unserem Fall zum Beispiel. keine Erhöhung des Etats bekommen. Das sage ich jetzt einfach mal so frank und frei. Und allein das ist eine Kürzung. Das ist mit den Tariferhöhungen, mit den Kosten, die es in Transporten, die es in Materialien und aber auch in ganz...

vielen großen Fragen wie dem Energiesektor gibt, eine Riesenkürzung. Es wird viel gesprochen davon, wie dieses Spannungsfeld aufgefangen werden kann. Es gibt gute soziale Systeme im Kulturbereich. Es gibt die Künstlersozialkasse. Ja, sie ist eine soziale Grundabsicherung des Bereichs. Auch die muss reformiert werden. Es gibt die Steuermäßigung.

Sieben Prozent auf Kunstverkäufe mittlerweile, das sind alles gute Maßnahmen, aber sie reichen leider nicht. Es muss sehr viel mehr passieren. Es muss vor allem auch aus den unterschiedlichsten... Es muss eben nicht nur aus dem öffentlichen Bereich, es muss auch aus dem privaten Bereich.

Aber der private Bereich, kann ich nur sagen, oder das private Engagement liegt bei 10 Prozent im Moment in Deutschland. Die 10 Prozent werden sich in nächster Zukunft nicht auf 20 oder 50 Prozent erhöhen, sodass der Kulturen... ausreichend mitfinanziert wird. Das können wir alle uns denken. Vor allem eben in generell wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird das nicht passieren. Wir haben nur kleine Schritte, die möglich sind im Moment, außer...

und da komme ich gleich dazu, es wird zugeschossen. Es gibt natürlich die Ehrenämter, die sind wichtig und die sind auch vielfältig in Deutschland. Es gibt die vielen Vereine. Es wird auch der Bundesfreiwilligendienst gefordert, beispielsweise. von der CDU. Ich meine, wir sollten auch das freiwillige soziale Jahr Kultur weiter ausbauen. Es müsste dafür Einsparungen von Steuern geben können. Und ja, das Sponsoring des Mäzenatentums soll besser funktionieren.

Wie macht man das? Das macht man vor allem auch über die Mitverantwortung der Politik. Das können die kleinen vielen Vereine, die vielen Engagements auch im kommunalen, im staatlichen Bereich können das schaffen. Aber ja, es bedarf auch dazu Unterstützung der Politik. Wir sehen, dass die Wirtschaft in die Kreativindustrie investiert. Das ist auch richtig so, weil die Wirtschaft ist mitverantwortlich für zum Beispiel Anwerbung von Arbeitsplätzen, passiert in einem Umfeld.

wo natürlich auch die weichen Faktoren stimmen, wo die Kultur existent ist, lebendig, wo es ein Soziotop gibt von vielen verschiedenen Bereichen, wo es immer noch Angebote der Kultur gibt. Das ist alles wichtig. Die Wirtschaftsleistungen für den Kulturbereich sind geringst. Man könne einfach nur sagen, dass es wichtig ist, dass auch hier nochmal ein Umdenken stattfindet. Der Kulturbereich oder die Kreativindustrie hat...

fast sieben Prozent mittlerweile unseres gesamten Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet. Auch das ist etwas, was die Wirtschaft interessieren sollte. Die Kulturwirtschaft, die Kulturindustrie ist ein extrem wichtiger zukünftiger Markt. Das ist ein Bereich, der auf jeden Fall wachsen wird. Ja, da sind die Games sehr wichtig, da gibt es auch sehr viele andere Industrien, Software, aber auch eben natürlich die große Architektur, Bauwirtschaft im Kreativ.

Kreativenbereich meine ich das natürlich. Es gibt die Musikindustrie, es gibt die Filmindustrie, das sind alles große Teilbereiche dieser Kreativwirtschaft, aber die müssten dringend ausgebaut werden. Da gibt es ein gutes Beispiel Sprint. kennen, einer Agentur, die für den Wirtschaftsbereich Innovationen fördert. Das ist ein super Instrument, Startups, selbst die AfD möchte Gründerinnen fördern, Startups nochmal neu zu bewerten.

uns finanziell zu unterstützen. In diesen Bereichen kann man extrem viel tun. Es ist eben nicht nur die freie Kunst, die wichtig ist, die darstellenden Künsten, die angewandten Künsten, all dies ist eben ein großer Bereich, der viel Unterstützung braucht. Man kann aber auch in kleinen Atelierprogramme, Proberäume, das Management von Leerstand in den Städten. Viele auch Stadtkulturengagements gibt es. Das zieht sich auch bis in die kleinen Kommunen.

auch Fördermittel gut angelegt. Es soll eine Fördermitteldatenbank geben, das fordern die Grünen. Das ist ein wichtiger Bereich. Ja, es gibt nämlich relativ viel. Es gibt viele Stiftungen, es gibt viele Vereine. auch ehrenamtliches und privates Engagement, da sollte eine zentrale Fördermittelbank eben nicht fehlen, um auch genau das transparent zu halten.

Auf kommunaler Ebene, auf staatlicher Ebene. Das geht bis hin in die EU-Förderungen, die so komplex und bürokratisch sind, dass man davon eher manchmal Abstand halten möchte. Aber es ist eben so wichtig. Es ist so wichtig. weil es eben auch ein Stadt-Land-Gefälle gibt, wie wir alle wissen, ist es so wichtig, weil der Standort Deutschland vor allem durch die Kultur sehr profitiert und das soll auf Dauer erhalten bleiben. Ich habe schon gesagt, dass es...

sinnlos ist, in der Kultur zu sparen. Es macht einfach sehr viel kaputt. Wir haben gesehen in pandemischen Zeiten, dass plötzlich durch Neustallkultur 2 Milliarden Euro in diesen Bereich gewandert sind. unbürokratisch, sehr kurzfristig. Da hat nicht nur die VG Bildkunst mit dem Kunstfonds gearbeitet, da ist auf vielen verschiebenen Ebenen zusammengearbeitet worden, da ist viel passiert und das war fast im Handumdrehen.

damaligen Regierung möglich, ja, aber es ist eben wichtig, dass auch man sich erinnert an solche positiven Beispiele im Kulturbereich, Finanzen auszuschütten und damit sehr viel Strukturen zu retten. Um was geht es noch? Es geht auch um die Freiheit der Kunst. Das ist mir extrem wichtig, das heute nochmal zu sagen. Es geht eben auch um die Frage, was passiert generell mit unseren Inhalten, mit unseren Fragen, mit unseren Ansprüchen.

einen Freiraum, eine Kunstfreiheit, die sinnvoll ist. Wir sehen nach Amerika mit Besorgnis. Präsident der Vereinigten Staaten hat es schon geschafft, im Kulturbereich Ausstellungen abzusagen, in den Smithsonian Institutions, den staatlich geförderten Institutionen. Das sind diese wichtigen Themen, die uns alle umtreiben. Es geht auch um eine Ausstellung, die die schwarze KünstlerInnen vor allen Dingen eben auch gefördert hat. Diese Ausstellungen wurden schon abgesagt.

In Deutschland haben wir gerade erst gesehen, in Osnabrück gab es eine Ausstellung, die wurde von der CDU in Frage gestellt und der Künstlerin vorgeworfen, diese Ausstellung sei nicht familienfreundlich genug. Wir haben eine kleine Anfrage. mit 151 Fragen von der CDU an Nichtregierungsorganisationen. Da werden nicht nur Omas gegen Rechts an den Pranger gestellt, sondern auch große Organisationen wie Greenpeace und dergleichen.

Wir müssen wahnsinnig aufpassen, dass Kultur nicht an Bekenntniszwänge geknüpft wird. Ich persönlich zum Beispiel weigere mich, ein Code of Conduct zu schreiben. Der ist sehr schnell auch wieder umgeschrieben, meines Erachtens. Und wir müssen wirklich aufpassen, dass wir hier nicht... einem großen Missverständnis aufsetzen, das nicht eingehalten werden kann. Kunst muss frei sein.

Kunst hat soziales Potenzial, Kunst hat wahnsinnig viel freiwilliges Engagement und es ist so wichtig, auch Kunst in seiner Funktion als Querschnittsaufgabe zu begreifen. Das sind alles Themen und Argumente, die ich glaube, die in der Politik gar nicht so viel ventiliert werden. Es gibt...

Auch die großen Fragen, die offen sind. Ich habe vom Staatsziel Kunst im Grundgesetz gesprochen. Es gibt aber auch die Hoffnung, also meinerseits auf jeden Fall, ein Kulturministerium einzuführen. Ich glaube, das wäre extrem wichtig. wichtig, einfach um auch nochmal ein Symbol zu schaffen, dass die Kultur in unserem Lande besonders wichtig ist. Ja, auch trotz föderaler Strukturen muss die Kultur meines Erachtens ein eigenes Ministerium bekommen und sehr viel

mehr Mittel. Der Staat schützt und fördert die Kunst, heißt es, und das ist auch gut so, das ist kurz und knapp, aber mit einem Staatsziel, mit einem Kulturministerium werden wir doch trotzdem noch mal sehr viel präsenter. hätten sehr viel mehr Strahlkraft. Kultur ist immer auch Bildung meines Erachtens. Kultur ist immer auch die Basis von ganz vielen...

Möglichkeiten. Kultur ist ein Bereich, wo mit ganz, ganz wenig Mitteln wahnsinnig viel erreicht werden kann. Kultur ist etwas Soziales. Kultur ist ein demokratischer Raum. Wir haben mit diesen vielen verschiedenen Engagements vielen verschiedenen Teilbereichen eine irre Vielfalt in diesem Lande. Auch die gilt es zu schützen und zu bewahren. Die Verteilungskämpfe, wie wir wissen, werden immer größer und es wird immer schwieriger werden in diesen Zeiten.

in diesen verschiedenen Bereichen eine große Unterstützung zu bekommen. Ich höre nur, dass bei den Subventionen, bei den Investitionen die Kultur überhaupt nicht vorkommt. Man hört weder was von Nachhaltigkeit noch von Kultur. Wir hoffen natürlich auch, dass diese Engagements, in den Stopp der Schuldenbremse gelegt werden, natürlich auch die Kultur mitdenkt. Also das ist, denke ich, eine ganz, ganz wichtige Sache. Und ja, was brauchen wir? Wir brauchen vor allem eine sinnvolle...

Bearbeitung von kulturpolitischen Fragen. Wir brauchen eine starke Hand, aber auch eine unbeugsame Haltung. Das ist das, was ich glaube, was wir uns wünschen sollten. Wir wollen vor allen Dingen ein kulturpolitischer eine Kulturpolitikerin in Berlin, die für den Bund, für Kultur kämpft. Das sehe ich gerade eben schwinden in vor allen Dingen den konservativen Reihen, dieses Engagement, das wir brauchen. für die Demokratie. Und ja,

Nochmal, die Sparzwänge sind, glaube ich, fehl am Platz. Wir brauchen eher mehr als weniger. Wir brauchen mehr Mut. Das ist mein persönlicher Wunsch. Das vermisse ich sehr immer wieder, auch gerade im Kulturbereich. Wir brauchen mehr... Weibliche AkteurInnen, das sind die Menschen, die vor allen Dingen da sehr viel zusammenhalten. Wir brauchen mehr Freiwillige. Auch das Ehrenamt, das sind die Tausende von Vereinen in Deutschland, das sind die vielen kleinen Strukturen.

und zusammenschließen. Wir brauchen Kooperationen, gerade wenn es die Selbstständigen betrifft, die Kulturschaffenden, die oftmals als Ich-AG, als Solo-Selbstständige sehr agieren, brauchen wir Kooperationen zwischen den vielen. verschiedenen AkteurInnen. Ich glaube, es fehlt eben aber auch an dem Glauben an die Kunst, an der Überzeugung, dass Kunst frei sein muss, dass wir diese Freiräume brauchen, die wir schützen.

Wir brauchen die Stärkung dieses Bereichs, um nochmal ganz neu denken zu können, damit nicht alles im Mittelmaß der künstlichen Intelligenz verschwindet, sondern dass es Köpfe gibt, die ganz selbstständig, ganz... unabhängig, ganz offen und auch in viele verschiedene Richtungen denken und überzeugen können. Es ist ein Riesen-Ökosystem, was wir hier haben. Und es ist eben nicht nur der Bund, der natürlich dafür zuständig ist, es sind auch wir alle. Es geht darum,

dass alle wissen, dass es darum geht, dass alle mitmachen. Das versuche ich auch immer wieder zu sagen. Das ist nicht etwas, was man konsumieren kann und sich berieseln lassen kann ständig. Die Kultur ist was Schönes.

Nutzen sie, ja, wir lassen uns begeistern, wir lassen uns verführen durch die Kunst und Kultur, aber wir müssen eben auch alle mitmachen, wir müssen alle schauen, dass wir unseren Beitrag leisten, dass wir auch kämpfen dafür und dass wir versuchen, gemeinsam dieses tolle System, was wir in Deutschland haben, zu unterstützen.

Zur Zukunft der Kultur nicht nur in Zeiten knapper Kassen. Sie hörten einen Vortrag, den die Intendantin der Bundeskunsthalle in Bonn, Eva Kraus, auf dem diesjährigen Kölner Kongress gehalten hatte. Thorsten Jancheck

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