Social Media (mit Tarik Tesfu) | Wie wir einen gesünderen Umgang finden - podcast episode cover

Social Media (mit Tarik Tesfu) | Wie wir einen gesünderen Umgang finden

Jun 05, 202438 min
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Facebook, Instagram, TikTok. Diese Kanäle sind so gemacht, dass wir möglichst viel Zeit mit Liken, Posten, Swipen und Kommentieren verbringen. Doch macht uns das nicht unbedingt glücklicher. Moderator Tarik Tesfu berichtet über seinen Umgang mit Sozialen Netzwerken und welche Entscheidungen er treffen musste, um sich von den ständigen kleinen Dopamindosen und den Erwartungen anderer zu befreien und sich wieder unabhängiger zu fühlen.

Transcript

ARD Warum bekomme ich nicht genug Herzchen? Warum kriege ich so viele Herzchen? Warum kommentiert niemand? Warum kommentieren so viele? Blablabla. Ich bin dann auch sofort wieder in so einer komischen Gedankenspirale, die mir überhaupt nicht gut tut. Deswegen geht es mir tatsächlich am allerbesten, wenn ich nichts poste. Und heute schon was gepostet? Haben es genug Leute geliked? Oder habt ihr selbst schon Applaus gespendet?

In jedem Fall, ihr seid in guter Gesellschaft, weil das machen wir fast alle. Jeden Tag. Und damit herzlich willkommen zur Lösung mit Psychologin und Verhaltenstherapeutin Maren Wichers. Ja, schön hier zu sein mit dir, Phoebe. Podcast-Host, Journalistin Verena Fiebiger.

Maren, du hast ja die Zahlen für uns. Wie viele Leute nutzen Social Media und wie lange hängen sie da rum? Ja, wie du sagst, das machen wir fast alle, also über 80 Prozent der Menschen hier in Deutschland, die im Internet unterwegs sind, sind auch auf mindestens... einer Social Media Plattform. Social Media ist ja was, das kam so in den frühen 2000er in unser Leben, ohne dass es irgendwie Regeln dafür gibt. Und das ist, glaube ich, so eine der Dinge, über die wir heute sprechen.

Viele von uns verbringen jeden Tag Zeit auf Social Media, viele Stunden am Tag. Es ist schon so, also ein Drittel der Menschen, ein bisschen mehr, noch 35 Prozent sagen, sie nutzen Social Media auch, um freie Zeit zu füllen damit. Also es ist eine Art von neuem Hobby.

Und die Quelle dazu übrigens, wo wir die Zahlen herhaben, packen wir euch in die Shownotes. Ja, ist es jetzt sinnvoll, verbrachte Freizeit? Darüber wollen wir gar nicht urteilen hier in der Lösung, sondern wir wollen heute klären, was Social Media eigentlich mit unserem Gehirn macht. Stichwort Dopamine.

Exzess und mit unseren Beziehungen. Stichwort Gaukelei. Du freust dich, dass es wieder um Hormone gehen wird. Ja, und auch einfach, wir machen kein Social Media Bashing, obwohl ich so ein bisschen auf der Welle schwimme, muss ich sagen, zur Zeit. Und wir heißen ja die Lösung. Was wir tun können, wenn wir das Gefühl haben, wir hängen da zu oft rum und Social Media tut uns nicht gut, darum soll es natürlich auch gehen machen. Lösungsmöglichkeiten für euch. Absolut.

Darüber habe ich mit Tarek Tesfu gesprochen. Den habt ihr anfangs schon gehört. Viele von euch, die kennen ihn vielleicht. Für die anderen erkläre ich kurz, was er macht. Und ihr könnt natürlich auch gern auf sein Insta-Profil schauen und ihm dort folgen. Werbung. Um euch ein Bild zu machen. Tarek ist Moderator, er moderiert zum Beispiel für den NDR eine Klassik-Sendung, er ist Model, er singt, er ist Podcast-Host und Tarek ist ein Influencer.

aber mit einem sehr gespaltenen Verhältnis zu Social Media wie Instagram oder wie TikTok. Also ich habe halt immer mal wieder versucht, mehr dann auf Insta zu machen, weil natürlich dadurch, dass Social Media mittlerweile so eine krasse Währung ist, muss man sich auch ein bisschen überlegen, stelle ich mich jetzt gerade hier einfach nur an oder will ich es tatsächlich nicht?

Warum will ich es eigentlich nicht? Rebelliere ich jetzt gerade gegen mich selber? Schade ich mir im schlimmsten Fall selber und meiner Karriere? Was mache ich hier eigentlich gerade? Dann habe ich mal wieder so eine Woche oder zwei mal ein bisschen mehr gepostet. Oder ich hatte auch schon Leute. die mich beraten haben. Ich habe dann meinen TikTok-Account auch jemandem anderen übergeben, quasi, dass die Person die Sachen hochlädt. Und allein, dass eine fremde Person Sachen von mir hochlädt,

Es fühlt sich einfach alles nicht richtig an. Und dass ich aber tatsächlich auch nie angefangen habe, weil ich gerne Social-Media-Mensch sein möchte, sondern weil ich gerne moderieren möchte. Das kennen vielleicht auch viele von euch, dass man eigentlich so einen ...

Job macht und dann heißt es, aber du musst es eigentlich auch irgendwie promoten. Du musst eigentlich dich auch selbst bewerben und das irgendwie auf eine Plattform hochladen und dann merkt man, ach, jetzt habe ich noch einen zweiten Beruf dazu gekriegt. Viele von euch sind aber vielleicht auch einfach Konsumenten und Konsumentinnen oder posten ab und an mal was aus dem Urlaub. Das halte ich ja fast schon für das Unverfänglichste. Gesündeste.

Wenn man einfach da einfach so aus Freude, aus Langeweile, aber jetzt nicht so aus dem Druck heraus gepostet. Mit so einer Regelmäßigkeit. Und ich glaube schon, dass viele von uns... irgendwie auch ein Bedürfnis haben, Teil von diesem Raum zu sein. Denn wer da nicht drin ist, der findet nicht statt in diesem Raum. Und es ist ein System, das finde ich auch nochmal so krass, das halten wir ja selbst am Laufen.

soziale Netzwerke sind Werbeplattformen, auch wenn sie sich manchmal anders anfühlen für uns, auf denen die Inhalte von uns allen selbst generiert werden. Also wir sind die sogenannten Prosumenten. Wir sind Produzierende und gleichzeitig konsumieren wir die Inhalte selbst. Wir decken so alles ab. Die Prosumenten. Egal, ob man jetzt auf Social Media nun rein privat oder für eine breitere Öffentlichkeit unterwegs ist, diesen Effekt

den wir so an manchen Tagen spüren, den beschreibt Tarek so. Auch wenn ich dann kurz das Gefühl hatte, hey, heute ist ein guter Tag zum Posten, dann mache ich den Post und danach fühle ich mich meistens nicht besser. Das ist das Verrückte, finde ich. hat irgendwie spontan vielleicht sogar Lust, was zu posten. Und dann erwartet man aber auch irgendwie eine Reaktion. Und was mich persönlich am meisten nervt, ist immer dieses ...

Hat es jemand geliked? Jetzt schaue ich nochmal drauf. Jetzt schreibt irgendjemand was. Und das ist natürlich nett, wenn man jetzt auf ein schönes Bild irgendwie mehrere hundert Likes kassiert. Es kann aber sein, dass es so ein unangenehmes Gefühl ist, vor allem vielleicht auch, wenn es einfach niemanden interessiert.

Ja, voll. Und ich meine, Tarek, der beschreibt da ganz gut, was innerlich so in ihm vorgeht. Immer wenn ich diese Likes bekomme oder einen netten Kommentar kriege, dann entsteht in mir schon kurzfristig ein Gefühl von Freude darüber oder ein Gefühl...

dass ich mit meinen Ansichten gesehen werde. Ich fühle mich gesehen, ich fühle mich zugehörig. Ja, ich bekomme positives Feedback. Das nennen wir in der Psychologie positive Verstärkung. Also ich tue was, ich poste dieses Bild, ich lade diese Story hoch. Und ich kriege dadurch positive Gefühle von Anerkennung, von Zugehörigkeit, von Wertschätzung. Und weil ich diese positiven Gefühle bekomme, werde ich darin bestärkt, immer wieder was zu posten. Das ist die positive Verstärkung.

Und die spielt eine riesengroße Rolle im Social Media Konsum. Dann gibt es noch die negative Verstärkung. Die geht so, stellen wir uns vor, du kommst abends heim, fühlst dich irgendwie... Allein. Alleinsam. Was halt so in uns vorgeht, ja, manchmal. Uns ist langweilig, wir sind unzufrieden mit uns.

Ja, was machen wir dann? Du sagst ja immer so, das Handy ist der Schnuller für die Erwachsenen. Also dann konsumiere ich vielleicht ein bisschen Instagram oder TikTok. Dann werden diese Gefühle von Unzufriedenheit oder Einsamkeit oder Langeweile weggehen. Hier fällt also ein negativer Zustand durch das Scrollen weg und dadurch werde ich bestärkt, auch in Zukunft die App zu öffnen. Aha. Vielleicht besonders dann, wenn ich mich nicht ganz gut fühle.

Okay, also es sind zwei psychologische Mechanismen, die dazu führen, dass wir immer wieder konsumieren, also die positive Verstärkung. Ich poste etwas, bekomme gute Gefühle, aber auch. Die negative Verstärkung, also ich konsumiere Social Media und ich poste was und dadurch werden negative Gefühle Weniger. Und das ist aber negative Verstärkung, interessant. Das ist eine negative Verstärkung. Also was Negatives fällt weg und dadurch werde ich in diesem Verhalten...

im Scrollen oder im Konsumieren oder im Posten verstärkt. Was eigentlich ein negatives Verhalten ist, weil das ja so ein Abhängigkeits-Ding ist. Genau. Ja, und ich meine, es ist schon eindrucksvoll. Wir sehen hier... welche Wirkung die sozialen Medien seit 20 Jahren haben, um Gefühle in uns wegzuregulieren oder um gute Gefühle herbeizuzaubern.

Ja und von denen wollen wir natürlich immer mehr und was ich auch so krass finde, dass man, wenn man selbst was gepostet hat, ja viel länger auf den Plattformen abhängt, das habe ich ja schon gesagt, dann guckt man viel häufiger nach, wenn man die Reaktionen checkt und sich dann ja auch noch.

kümmern muss. Es gibt ja auch so eine App, was auch wirklich so lächerlich ist. Es ladet dir eine App runter und dann wird dir die App sagen, wie viele Stunden du, wie viele Wochen und Jahre du im Internet verbringst. Ich glaube, 27 Jahre hattest du bisher.

Werde ich haben, bis ich gestorben bin oder so. Also weil man jetzt mich so durchschnittlich hochnimmt, wie alt ich werde. Stimmt, 27 Jahre, ich kann es nicht schwören, aber es war eine absurd hohe Zahl und es waren Jahre. Und, äh, hallo? Ich meine... Genau das ist das Ziel von diesen App-Entwicklern, dass wir so viel Zeit wie möglich auf diesen Plattformen verbringen, weil dann konsumieren wir mehr Werbung, wir klicken mehr. Und das kriegen die hin, indem unser Belohnungssystem

immer wieder angestoßen wird. Ich glaube, jetzt kommt das Dopamin für dich, Vivi. Dopamin. ist ein Neurotransmitter, der spielt eine Schlüsselrolle im Belohnungssystem unseres Gehirns. Also Dopamin löst Gefühle von Freude und von Befriedigung aus. Und wenn ich zum Beispiel auf Social Media sehe, ich habe fünf neue Likes gekriegt.

Dann schüttet mein Gehirn Dopamin aus, was mir dieses gute Gefühl bereitet. Das kriege ich auch, wenn ich ein Stück Schokolade esse, wenn ich Sex habe, wenn ich mir was kaufe, was ich schön finde. Das sind alles Momente, in denen Dopamin ausgeschüttet wird, was mir dieses Gefühl von Genuss oder Zufriedenheit gibt. Also wir alle wollen Dopamin, wir alle brauchen es auch. Es ist so ein bisschen das Süßstoffhormon in unserem Leben.

uns in vielen Situationen dieses süße Gefühl, das uns da dran hält. Ein bisschen in Tierexperimenten wäre das... Der Hamster, der dieses Zuckerwasser immer wieder sich holt. Das ist die Dopaminausschüttung. Das kann sich aber auch ins Gegenteil wenden, oder? Weil wenn das ausbleibt, also eigentlich hoffen wir ja mit jedem Blick aufs Telefon, dass da irgendwas ist, dass da eine Nachricht kommt, eine Reaktion.

Und das ist ja wie, also ich bemerke es bei mir selber, es ist wie so den nächsten Schuss holen. Es gibt es nicht, dass ich schon wieder aufs Telefon schaue, was ist denn los? Gerade zum Beispiel, wenn man Content Creator ist. Aber es ist eigentlich auch dann so, wenn wir eher die Konsumierenden sind. Wir werden auch da dank dieses Dopamins im Engagement mit diesen Apps gehalten.

Und es gibt vor allem eine App, die hat es echt nahezu bis zur Perfektion gemacht. Das ist TikTok. Ich weiß nicht, ob du auf TikTok unterwegs bist. bin es nicht, ich kenne die App nicht so. Ich habe es einmal aufgemacht und ich wusste, ich bin jetzt schon verloren, aber dann kann ich nicht mehr arbeiten. Dann bin ich einfach raus. Deinstalliert. Ich mache TikTok nicht, ganz bewusst nicht. Stimuliskontrolle nennt man das.

Stimulus, der das Scrollen auslösen würde, den lassen wir gar nicht erst in unser Leben. Jedenfalls, was diese Macher von TikTok geschafft haben, ist, dass wenn eine Person TikTok auf ihrem Handy hat, dann nutzt sie diese App mit Abstand am häufigsten von allen Social-Media-Apps, nämlich, also Zahlen zeigen, 37 Stunden monatlich im Durchschnitt. Das glaube ich sofort.

Das ist krass, aber es ist so. Und da sind wir wieder bei diesen 27 Jahren wahrscheinlich. Würde es dann irgendwie hinkommen. Also das ist fast so viel wie eine komplette Arbeitswoche in einer Gesellschaft, wo wir alle sagen, ich habe keine Zeit, ich bin zu gestresst, ich bin zu gehetzt. Das erreicht TikTok durch eine sehr schnelle, sehr häufige Dopaminausschüttung.

Aber die Sache ist die, Fibi, wir müssen auch Dinge tun, bei denen kein oder kaum Dopamin ausgeschüttet wird. Wir müssen irgendwie Rechnungen überweisen oder einen Haushalt machen oder zur Arbeit gehen. Und das gibt es ja trotzdem nach wie vor in unserem Leben. Und das schmiert dann aber so ein bisschen ab im Vergleich zu dem, was wir so bekommen.

Heißt das dann, dass wir das weniger gebacken kriegen eigentlich? Oder ist es ein schwerer Feld, weil wir eigentlich gewohnt sind, schnell Dopamin zu kriegen? Ja, also das kann so sein. Das ist nicht nur mit Social Media und TikTok so. Es gibt so sechs häufigste Verhaltensweisen, bei denen Dopamine eine riesengroße Rolle spielt. Eins davon ist Social-Media-Konsum, aber zum Beispiel auch emotionales Essen. Da spielt Dopamine eine riesengroße Rolle.

Computerspiele, Handyspiele sind so eine Sache. Shoppen, Pornografie und Masturbation und Drogenkonsum. Das sind alles Verhaltensweisen, bei denen mein Gehirn... ziemlich viel und ziemlich leicht Dopamin bekommt. Das ist so ein bisschen vergleichbar, wie wenn ich meinen Kaffee immer mit vier Stückchen Zucker trinke. Wenn ich mir das so angewöhnt habe, dann habe ich keinen Bock, den nur noch mit einem Stückchen Zucker zu trinken.

Verhaltensweisen, bei denen ich weniger Dopamin bekomme, die schmieren ab. Die haben da ganz schlechte Karten. Dann halten wir fest. Social Media und Dopamin, das ist wie ein endloses Buffet und Hunger. Das Konsumieren und das Posten. Schüttet Dopamin aus, woran wir uns dann mitunter gewöhnen und andere Dinge, die weniger appetitlich aussehen, vielleicht gar nicht mehr essen wollen. Das ist eigentlich krass, weil wir mit unserem Smartphone ja wie so ein...

einarmigen Banditen in die Hand bekommen haben. Also wie so eine Glücksspielmaschine, die uns quasi so per Zufallsprinzip oder eigentlich nach der Auswahl von den Algorithmen Reels zum Beispiel anzeigt. Also da wird es ja wirklich wie so ein... Wie so ein Automat und da ist aber kein Warnhinweis drauf.

Achtung, das macht süchtig. Also wenn ich jetzt an Spielhüllen in Las Vegas denke, wo Menschen mit einem Drink und einer Kippe davor sitzen und da irgendwie so die ganze Zeit diesen Arm drücken, dann denken wir, oh Gott, diese Opfer, die sind ja alle abhängig. wie die da so reinstarren. Und dabei machen wir das eigentlich die ganze Zeit an unserem Telefon. Und dann auch noch unter dem Deckmantel, besonders perfide, wir führen da ja Beziehungen. Das sind ja soziale Netzwerke.

Und darüber wollte ich mit dir jetzt auch noch sprechen, Maren. Was macht Social Media mit unseren Beziehungen? Tarek Tesfou sieht das ein bisschen kritisch. Natürlich gibt es durch diese Interaktion und auch dadurch, dass Leute einem öfter schreiben, schon auch irgendwie so eine Form von Beziehung. Aber es ist für mich halt keine Beziehung, die...

eine große Tiefe hat. Ich kann sowieso nicht Dieb werden in einem Chat. Das widerspricht sich mir schon ein bisschen. Wenn ich eine Person nicht auch schon mal in real life getroffen habe und mit ihr gesprochen habe. Wie tief kann ich da tatsächlich gehen? Und ich bin aber ja auch tatsächlich keiner ... von den Leuten, die andere so mit in ihr Privatleben nehmen. Das heißt, dadurch gibt es dann auch noch mal ganz klar noch mal eine stärkere Trennung. Das heißt ...

Ich glaube halt auch, dass einige Leute auch genau deswegen denken, dass es eine Beziehung zwischen ihnen und den Leuten geben könnte, mit denen sie halt folgen, weil sie halt das Gefühl haben, permanent bei einem dabei sein zu dürfen. Und das gibt es bei mir. Zum Beispiel gar nicht. Also klar, ich meine, manche Leute finden über Netzwerke wie Tinder die Liebe ihres Lebens. Oder man ist in irgendeiner Gruppe, wo man...

einen Austausch hat im täglichen Leben. Ich folge zum Beispiel total gerne auf Instagram Experten und Expertinnen. So lese dann gerne ihre Texte. Hat mir auch schon sehr geholfen. Klar kann es zu einem Austausch im echten Leben kommen, aber ... Wie viel hat das mit einer echten Beziehung zu tun? Also unser Bindungsverhalten, das so evolutionär geprägt ist.

Das ist erstmal nicht für Social Media gemacht. Unser Bindungsverhalten ist eigentlich dafür ausgelegt, uns zu stabilen Gruppen zusammenzufügen. Und wir nehmen an, dass es eine kognitive Grenze gibt für die Anzahl an stabilen Beziehungen, die ein Mensch aufrechterhalten kann. Das sind Überlegungen, die gehen auf einen Anthropologen zurück, der hieß Robin Dunbar.

Der ging davon aus, oder man geht auch davon aus, dass diese Zahl irgendwo um 150 liegt. Also es scheint so, als ob unser Gehirn nur begrenzt in der Lage ist, enge Beziehungen zu einer größeren Zahl von Menschen aufrechtzuerhalten. Und vielleicht hat jemand schon 200 Follower auf Instagram oder 200.000. Obwohl, ich finde auch, wir müssen da schon auch unterscheiden zwischen aktiven und passiven Kontakten bei diesen Followerzahlen.

Wie Tarek aber so beschreibt, also Social Media gaukelt uns da so eine vermeintliche Sicherheit vor. Also ich sehe zum Beispiel einen Influencer, dem ich folge, ich sehe den jeden Tag oder sie. Das ist so eine... konstant in meinem Alltag. Ich weiß, was sie frühstückt, ich weiß irgendwie, wie sie im Bikini aussieht. Und es ist auch immer dieses so, ah, da ist der Mensch wieder. Genau. Und manchmal ist es ja sogar schon so, wenn die sich neue Schuhe kauft, das fühlt sich ja ganz...

ganz kleines bisschen Fass sein, als ob ich diese Schuhe haben würde. Man freut sich damit. Man denkt sich so, ach, die hat so einen schönen Adventskranz geflochten. Genau. Du, den hätte ich auch gern. Dann stelle ich mir vor, wie der steht auf meinem Tisch. Und dann ist da schon wieder eine kleine Dopaminausschüttung im Gehirn. Oder dieses Match auf Tinder, das nimmt mir vielleicht eine Unsicherheit und Aufregung vor einem Korb beim ersten Date. Social Media gibt uns ganz viel Sicherheit.

Wenn dann aber dieses Date doch nicht so gut läuft, obwohl dieser Chat ja so, wir waren so im Flow in diesem Chat, dann kann diese Enttäuschung oder die Verunsicherung vielleicht noch viel größer sein, weshalb ich wieder ein Bedürfnis nach noch mehr Sicherheit habe, was ich dann vielleicht wieder in den sozialen Medien finde. Was ich auch wirklich so hardcore anstrengend mir vorstelle, wenn du jetzt jemand bist, der beruflich oder ständig postet und

Menschen, die Erwartungshaltung haben, wenn sie dir schreiben, dass du dich meldest und du musst es immer so liken. Es ist ja auch so eine Unsitte, dass wenn Menschen dann eine Reaktion zeigen, dann musst du die Reaktion

auch noch dich bedanken dafür. Man leigt dich so zurück. Danke, danke, danke, danke. Hallo, hallo, das ist so, weil ich mir denke, das ist ja vollkommen absurd, aber das ist sofort drin. Das ist eine Regel, die hat einem niemand beigebracht, aber man hat sofort gecheckt. Und wenn das ausbleibt, dann bedeutet das fast schon was. Ja. Dann ist es wie so, ich ignoriere dich jetzt mit deinem...

du hast mir den Tribut gezollt, ich ignoriere dich jetzt aber. Was überhaupt nicht so gemeint sein muss, aber das ist die Sprache. Was hat das denn für Auswirkungen? Also schaue ich dann vielleicht noch häufiger nach, ob meine Leute was gepostet haben. Ich gehöre zum Beispiel auch leider Gottes zu den Hate-Followern, muss ich sagen. Oder beziehungsweise...

Das ist eine ganz niedere Spezies. Man folgt Leuten, um sich über sie aufzuregen. Was ich mache, ist noch ein bisschen komplizierter. Ich entfolge den Leuten, weil ich merke, sie regen mich auf. Und dann schaue ich ab und zu. Was hat denn die Person schon wieder für einen Mist gepostet? Ich mach das auch und dann spricht man darüber. Und dann schickt man Screenshots an Freundinnen. Und dann lässt man sich über die Person aus. Ist es...

Ist es für Menschen, die keine Hobbys haben und einfach nur ein abendseliges Leben führen? Ich glaube, das machen... Machen das Menschen auch? Ich kenne das auch. Schadinamin macht das nicht. Niederes Volk. Hast du das noch nie gemacht? Unsere Redakteurin sitzt gerade hier und schüttelt den Kopf. Vielleicht kennen das auch nicht alle, was wir da machen. Unsere Redakteurin, der Mien, schüttelt den Kopf gerade. Die klangt sich ans Hirn ein bisschen. Hä? Was ist das für ein Hobby? Die da.

Aber ich meine, da kommen so ein bisschen die sozialen Hierarchien ins Spiel, die auch bei Social Media nicht außen vor bleiben. Inwiefern jetzt deine Hierarchie? Ja, ich meine, in ganz vielen menschlichen Gesellschaften existieren ja soziale Hierarchien.

Die sozialen Medien gaukeln uns so ein bisschen vor, hier ist alles ganz hierarchieflach. Also ich könnte jetzt zum Beispiel wahrscheinlich Taylor Swift eine Direct Message schicken, wenn ich es wollte. Und wahrscheinlich würde ich kein Like zurückbekommen, aber ich könnte ihr schreiben. Andererseits, also da wird so eine ganz starke Hierarchie, eine Abwesenheit von Hierarchien uns vorgegaukelt. Andererseits ist es aber so, es gibt Menschen, die kreieren Inhalte.

Und damit auch gesellschaftliche Themen und die prägen gesellschaftliche Diskurse, was mit einer Macht einhergeht. Das hat Tarek vorhin auch gesagt. Das ist eine krasse Währung. Und es gibt die Menschen, die den...

Content konsumieren, aber die dann auch noch mal so ihre zwei Cent mit dazugeben möchten in diese Diskussion. Bin ich auch so ein unangenehmer Mensch. Ich diskutiere manchmal mit Leuten, die sehr viele Inhalte machen. Und wenn die dann irgendwas posten, was mir nicht passt, dann schreibe ich dir eine Direct Message.

Message und sage, hey, ich finde alles total gut, was du sagst, aber da kann ich nicht mitgehen. Und das ist übrigens meine Haltung dazu. Und wenn die dann zurückschreiben, das ist mein bester Tag. Ich bin wahrgenommen worden von dieser wichtigen Person. Ja, und dann läufst du dir die Finger wund.

Ja, ja, und dann schreibt man so hin und her und dann denke ich mir irgendwann so, jetzt wollte ich eigentlich gar keine Diskussion anfangen. Ich wollte einfach nur meine Meinung. Und dann gehst du offline. Ja, genau. Dankeschön fürs Gespräch. Genau, aber das ist genau das. Also wenn dann jemand was postet, was mir missfällt oder wenn jemand auch nichts postet zu einem Thema, wo ich denke, da müsste er sie doch jetzt Stellung dazu beziehen.

Dann habe ich ganz schnell das Gefühl, jetzt steht es mir aber auch zu, dazu was zu schreiben oder das zu kommentieren. Und da entsteht oft so eine Melange in diesen sozialen Beziehungen, sozialen Medienbeziehungen von Missgunst, Neid. Ja, fast so ein bisschen so, dir muss ich jetzt aber hier mal zeigen, wie es eigentlich zu laufen hat. Ja, dass man sich vor Leuten auf eine Art, um es hart auszudrücken, ja, man ekelt sich.

Obwohl man ihnen gleichzeitig die ganze Zeit auf die Pelle rückt. Genau. Auf eine Art und Weise. Also ganz komisch, was wir da tun. Ja, und da kommt, glaube ich, dieser Begriff Hate ins Spiel. Ganz unangenehm. Riesenproblem auf sozialen Netzwerken. Also gerade wenn man sich gesellschaftskritisch äußert. Tarek hat zum Beispiel mit YouTube-Videos angefangen zu sehr relevanten gesellschaftlichen Themen.

Und war bei seinen Aussagen da auch sehr persönlich. Und jetzt ist YouTube beispielsweise noch viel krassere Pausenhof als Instagram. Aber er hat auf jeden Fall auch Erfahrungen mit Hate Speech gemacht. Und auf der anderen Seite, und das fand ich sehr interessant, was er mir gesagt hat, er hat auch gleichzeitig...

wenn so kontroverse Sachen kamen, auch große Sympathie von seinen Followern und Fans bekommen. Und das kann sich auch seltsam anfühlen. Also als ich halt noch diesen sehr politischen Antirassismus-Kontext gemacht habe, Da waren die Leute oder es ist den Leuten schon natürlich gelungen, auch näher an mich ranzukommen, aber natürlich auch, weil ich die Tür aufgemacht habe. Das ist ja nicht passiert.

weil die alle doof und frech sind, sondern weil ich natürlich auch sehr, sehr private Sachen geteilt habe von teilweise Rassismuserfahrungen. Und dann gab es wirklich die Leute, die total empathisch und ... solidarisch reagiert haben, was aber auch dann teilweise auch schon ein bisschen too much war für mich fast, weil ich mir auch dachte, oh mein Gott, ich weiß ja gar nicht, wer du jetzt wirklich gerade bist und es ist irgendwie lieb und nett, aber...

So richtig gut hat es sich dann für mich nicht angefühlt. Und natürlich gab es damals dann auch noch Leute, die eben genau das gesagt haben. Wie kannst denn du eigentlich jetzt gerade zu dem Thema den Mund halten? Du musst doch was sagen, weil du hast doch...

letzte Woche darüber erzählt, was dir rassistisch passiert ist. Das ist auch was, was, glaube ich, immer in der Social Media Bubble zu einem großen Unverständnis führt. Also äußern sich Content Creator, Menschen, die da viel von sich erzählen oder auch viel politisches posten.

mal zu einem Thema nicht, dann passt es den Leuten nicht. Also man hat das Gefühl, man hat die abonniert und dann haben die zu ihrem Thema immer zu liefern, als ob es da ein Versprechen gäbe. Und bleibt der Post dann aus, dann führt es zu Ärger in der Beziehung. Als ob man so eine Freundschaft verraten hätte. Und Tarek hat mir gesagt, er will sich nicht mehr zu bestimmten Themen äußern, weil daraus so ein Zwang und Krampf entsteht. Dabei ist...

Er ist deswegen kein weniger politischer Mensch geworden. Also er verhandelt privat mit seinen Leuten durchaus Themen, zu denen er aber öffentlich nichts sagt. Nichts mehr sagt. Ja, Social Media ist so ein grenzenloser Raum für uns alle. Also es gibt kein Zeitlimit, es gibt kein Thema, über das nicht gesprochen wird. Und deshalb ist es, also ja, wie für Tarek oft so wichtig, eine eigene Grenze für sich zu definieren.

Und auch das Thema Grenzen gegenüber anderen kommt da natürlich mit ins Spiel. Also einerseits macht es uns die App wahnsinnig schwer, eine Grenze zu ziehen wegen dem Dopamin. Gleichzeitig können wir im zwischenmenschlichen Bereich irgendwie... Ziemlich einfach eine Grenze ziehen auf Social Media, ohne das direkte Gespräch zu suchen, indem wir blockieren, indem wir entfolgen, indem wir haten.

Was aber dabei verloren geht, ist die direkte menschliche Auseinandersetzung und dass wir auch üben, schwierige Gespräche zu führen. Weil wenn ich jetzt ein persönlich herausforderndes Gespräch mit jemandem habe, Face-to-Face, Indem ich zum Beispiel ein Bedürfnis äußere, indem ich sage, du, das und das tut mir nicht gut. Das sind konkrete Verhaltensweisen, die zwar anstrengend sind, aber die lassen mein Selbstwertgefühl wachsen.

Und da sehen wir diesen Zusammenhang auch zwischen Social Media und Selbstwert. Es gibt eine ganz aktuelle Studie, die ist diesen Monat rausgekommen, die hat untersucht, Was passiert eigentlich mit einer Stichprobe von jungen Frauen, wenn sie mal eine Woche lang auf Social Media verzichten im Vergleich zu einer Kontrollstichprobe?

Und diese Studie zeigt, innerhalb von einer Woche steigt der Selbstwert und die Körperzufriedenheit signifikant an bei diesen Frauen, die auf Social Media verzichten. Eine Woche lang. Krass, also ist es ja so, dass... Diese Verhaltensweisen, die wir an den Tag legen dort, also natürlich diese negativen, vor allem blockieren, entfolgen, haten, aber auch dieses Leuten da folgen, diese Beziehungen, dieses sich abgleichen, wie uns das nicht...

gut tut. Und das finde ich so einen wichtigen Punkt, dass wenn wir auch vielleicht dann da mal fasten, dann mehr Zeit haben. Wir reden nachher noch über das Fasten, über das Dopamin-Fasten. Das wäre einfach...

mehr Zeit vielleicht auch für unsere echten Beziehungen haben, da wieder mehr Gewicht drauflegen, dass es vielleicht eine nachhaltigere Selbstwertstärkung sein könnte. Für die ist einfach dann wieder mehr Raum. Das hat Tarek auch sehr schön beschrieben, wie für ihn Beziehungen auf Social Media schief sind und auch bleiben. Da gibt es für mich so eine ganz, ganz klare Linie, weil erstens mal...

Denken sie ja recht viel über mich zu wissen, was in der Regel überhaupt nicht stimmt, aber ich weiß ja tatsächlich fast gar nichts über die Personen, die mir folgen, außer es sind Leute, die ich kenne und denen ich selber gefolgt bin. Dafür habe ich das große Glück. dass ich mir nicht von irgendwelchen wildfremden Leuten mein Content diktieren lasse oder wildfremde Leute mir mittlerweile schreiben und sagen, hey...

Du bist doch für die und die Themen da. Wieso sagst du denn jetzt bitte schön nicht zu dem und dem Konflikt? Was sehr, sehr viele Leute haben, die sich regelmäßig politisch und auch dann so privatpolitisch mit noch einem kleinen Bildchen aus der Mittagspause...

melden. Das habe ich alles zum Glück nicht. Dafür habe ich aber auch, wie gesagt, andere Reichweiten und ich wachse auch seitdem nicht mehr richtig. Also seit ich mich entschieden habe, nicht mehr so wirklich über meine eigenen Rassismus-Erfahrungen zu sprechen. daraus so eine kleine Soap zu machen und aber auch über nicht private Dinge sprechen zu wollen, führt dazu, dass Leute mir entfolgen und auch keine neuen Leute mehr dazukommen. Das ist halt so. Da muss ich jetzt durch.

Da habe ich nämlich mit Tarek auch darüber gesprochen. Was will der Algorithmus von uns eigentlich? Also was wollen wir vielleicht von dieser Maschine und was will der Algorithmus? Und der möchte halt einfach, dass wir sehr viel Privates von uns teilen. Tarek hat auch so schön gesagt, wir haben halt nicht so viel high glossy Content.

Wenn wir nicht dauernd jemanden um uns haben, der uns ablichtet die ganze Zeit. Das heißt, wir müssen viel aus unserem Alltag teilen und natürlich auch Dinge, die kontrovers sind. Die werden ja auch immer nach oben gespült. Ja, ich finde es sehr erfrischend.

dass er sich diesen Zwängen irgendwie nicht unterwirft. Also sagt, ja gut, dann ist es halt so. Ich finde, er hat einen sehr selbstbewussten Weg gefunden, postet über seinen Arbeitsalltag, wenn er Lust hat und stresst sich nicht mehr so in diesem Game. Und ihm fällt es mittlerweile auch leichter, einfach mal...

bewusst ein paar Tage eben auf Social Media zu verzichten und zu merken, das tut mir eigentlich gut. Ja, er hat auch noch gesagt, ich bin immer sehr überrascht darüber, wie viel Power andere Leute im Netz fremden Menschen über sich und ihren Content geben. Ja, voll.

Habe ich noch nie so stark so gesehen. Dass da Leute sich ja einmischen eigentlich auch. Wirklich, also diese Beziehungen auf Social Media, die prägen uns, die beeinflussen uns und die geben uns einerseits Sicherheit und Beständigkeit. Die können aber auch dazu führen, dass wir es verlernen, Konflikte oder Spannungen im direkten Gespräch zu führen und dann auch aufzulösen. Und Hierarchien und Grenzen merken, wir verschwimmen da. Und deshalb ist es wichtig, wie...

Tarek es auch für sich so erreicht hat, eigene Grenzen zu definieren. Und das führt mich jetzt zu der Frage, wie viel Macht wollen wir Social Media über unser Leben geben? Was ist die Lösung, Lauren? Also einfach abschalten können wir das Ganze wahrscheinlich nicht. Wir können höchstens darauf verzichten und dort nicht stattfinden. Was meinst du? Ja, sprechen wir über Strategien. Also eine Sache, die wir uns bewusst machen können, ist, was Social Media eigentlich für ein Ort ist.

Ich hole hier mal ganz kurz aus. Es gibt ein Buch von einem Soziologen aus den USA, Ray Oldenburg. Und der hat ein Buch geschrieben mit dem Titel The Great Good Place. Das ist mega spannend. Er stellt eine These darin auf, nämlich er sagt, die meisten Menschen von uns, die verbringen ihr Leben an zwei Orten. Unserem Zuhause, das ist der erste Ort und unserem Arbeitsplatz, das ist der zweite Ort.

Und er sagt, dieser erste Ort, unser Zuhause, das ist so ein Ort, da können wir uns fallen lassen. Da zieht man die Jogginghose an, da muss man nichts leisten. Aber wir sind an diesem Ort auch ein Stück weit. Ein bisschen abgeschnitten von der Gemeinschaft, ein bisschen isoliert vielleicht. Und dann gibt es den zweiten Ort, den Arbeitsplatz. Da sagt er, da sind wir in der Regel in Gemeinschaft mit anderen.

Aber wir sind nicht ganz so selbstbestimmt. Wir können uns auch nicht unbedingt aussuchen, mit wem wir da zusammenarbeiten. Und wir müssen ein Stück weit funktionieren. Herr Oldenburg sagt, dass wenn wir jetzt unser Leben nur zwischen diesen beiden Orten aufteilen, dann merken wir,

Uns fehlt irgendwas. Und hier bringt er diesen dritten Ort ins Spiel. Das ist ein Platz, an dem wir in Gemeinschaft sind. Wir können uns austauschen. Wir können aber auch entspannen. Wir können Mensch sein. Und diese Orte können ganz unterschiedlich sein. Das Lieblings-Yoga-Studio sein, das kann der Stammtisch sein, das Lieblingscafé, das kann ein Verein sein oder ein Ehrenamt. Ja, und vielleicht könnte man sagen, dass die sozialen Medien für viele von uns so zu diesem dritten Ort geworden sind.

Das macht total Sinn. Aber es ist die Frage, was tun wir, wenn uns dieser dritte Ort mehr schadet, als uns gut tut? Ja, ganz konkret überlegen, was könnte ein realer dritter Ort in meinem Leben sein? Treffe ich mich vielleicht jetzt wirklich bewusst einmal die Woche mit Freunden in der Kneipe? Oder habe ich einen Sport, den ich eigentlich gerne machen möchte und ich suche mir einen Ort, wo ich diesen Sport in Gemeinschaft machen kann?

Kaffeekränzchen, Spielegruppe, Stammtisch. Wir brauchen Orte, wo wir uns in der Realität wieder begegnen können. Das heißt, wir müssen in unserem Leben vielleicht so ein bisschen abtasten. Wenn jetzt Social Media mein dritter Raum ist, habe ich nicht eigentlich noch was anderes? Gibt es nicht was, was mir vielleicht auch gut tun könnte in Anführungsstrichen oder was mir gefallen könnte erstmal, wo ich mich gerne aufhalte? Und dann frage ich mich aber noch, was machen wir trotzdem gegen diese...

weil es gibt auch Menschen, die an den Stammtisch gehen und dann in ihr Telefon starren. Ja, voll. Da brauchen wir einfach nochmal ganz konkrete Strategien, über die wir gerne sprechen können. Wenn es so ist, dass für euch Social Media dazu führt, dass ihr andere...

Dinge in eurem Leben schleifen lasst, dann könnte es hilfreich sein, den Dopaminhaushalt mal ein bisschen zu ordnen. Wir sprechen hier vom sogenannten Dopaminfasten. Das ist ein Konzept, das geht auf den Psychologieprofessor, den Cameron Seffer, zurück.

Das ist eine Strategie, die wir manchmal in der kognitiven Verhaltenstherapie anwenden. Die geht so, wir fasten für eine Zeit diese Verhaltensweise, die für uns so exzessiv geworden ist. Und dadurch reduzieren wir und regulieren wir den Dopaminspiegel.

in unserem Gehirn. Unser Gehirn wird dann wieder sensibler dafür, Dopamin auszuschütten, wenn wir auch andere Sachen tun, die, sage ich mal, jetzt nur so mittelmäßig angenehm vielleicht sind. Dafür gibt es auch ein konkretes Protokoll, das wir manchmal hernehmen. Ich kann es ja mal kurz. sagen, wie dieses Protokoll lauten würde, falls jemand von euch Lust hat, das zu tun. Also wenn ihr das Verhalten nicht ganz wegmachen möchtet, aber ihr wollt es reduzieren, dann könnte das so aussehen, dass ihr

ein bis vier Stunden vor dem Schlafen gehen, das Handy weglegt. Und das muss man so ein bisschen anpassen an den individuellen Arbeitsablauf. Wenn jetzt jemand eine Schichtarbeit hat, die bis 22 Uhr geht, da kann man jetzt nicht mehr vier Stunden weg streichen. Dann macht man vielleicht nur eine Stunde das Handy aus.

Aber jeden Tag ein bis vier Stunden vor dem zu Bett gehen und zusätzlich, sagt das Protokoll, zusätzlich einen Tag des Wochenendes, an jedem Wochenende und zusätzlich noch eine Woche im Jahr. Wir können Dopaminfasten so ein bisschen auch als eine Pause ansehen, die wir unserem Gehirn geben. Und wir werden dann wieder freier, mal zu gucken, wie wollen wir diese Zeit eigentlich gestalten, anstatt immer wieder so diesem nächsten... oder diesem nächsten Craving nach Dopamin so nachzugeben.

Also man muss sich einmal das so wirklich vornehmen. Ich möchte jetzt weniger machen. Es wird sich dann besser anfühlen. Aber es dauert natürlich wahrscheinlich kurz. Oder geht es relativ, es geht ja so schnell. Nach einer Woche fühlen die sich ja schon besser. Ja, genau. Also in dieser Studie.

sind diese positiven Effekte nach einer Woche eingetreten. Es geht recht schnell. Gleichzeitig ist es natürlich so, wenn wir unserem Gehirn diese Dopaminmaschine erstmal wegnehmen, da hat unser Gehirn auch nur bedingt Bock darauf. Was da helfen kann ist, uns bewusst mal zu überlegen, wann wir dieses Verhalten aber auch wieder richtig genießen können.

zum Beispiel Instagram oder je nachdem, um welche App es geht, so ein bisschen wie eine Zeitschrift zu sehen, die wir in Ruhe durchlesen und konsumieren. Also das heißt dann, dass wir bewusst diese App wieder installieren oder auf dem Laptop öffnen. uns vielleicht sogar irgendwie an einen schönen Ort setzen mit einer Tasse Tee und da spricht ja nichts dagegen, mal eine halbe Stunde auf Instagram sich Texte durchzulesen, aber die dann vielleicht auch mal wirklich durchzulesen und nicht nur

Ja, das ist nämlich das, was sich im Gehirn so komisch anfühlt. Also ihr kennt es, wenn man sich, seid ihr einfach viel vernünftiger, aber dass man einfach gescrollt hat, bevor man sich schlafen legt. Man macht die Augen zu und dann läuft der Screen.

noch im Kopf weiter. Das ist sehr, sehr unangenehm. Wir stellen uns halt gleichzeitig vielleicht vor, dass wir mit dieser Zeitschrift beim Arzt im Wartezimmer sitzen. Und dann überlegen wir uns, wie lange wollen wir eigentlich in diesem Wartezimmer rumhängen? Also wie viel Zeit? Wollen wir dem geben? Ja, also es gibt Unterschiede, wie schädlich Social Media sozusagen ist im Tagesverlauf, wenn ich morgens als erstes die App öffne, während ich noch im Bett liege.

Wir können uns das so ein bisschen bildlich vorstellen. Das wäre für unser Gehirn so, als ob ich 50, 100, 200 Leute quasi morgens um 7 Uhr mit in mein Bett reinhole. Ach krass, das macht so einen Eindruck eigentlich. Wollen wir das? Würde ich das tun?

Und wir jagen damit unsere Cortisol-Spiegel, die morgens sowieso schon recht hoch sind, damit wir aufstehen können. Wir jagen damit unsere Cortisol-Spiegel sowas von hoch und das begleitet uns dann so für den restlichen Tag. Also auch da würde es sich anbieten. zu sagen, die erste Stunde nach dem Aufstehen kein Social Media. Dann geht es auch wieder so ein bisschen darum, wenn wir nochmal ans Dopamin denken, welche

Möglichkeiten, Dopamin zu bekommen, kann ich mir denn außerhalb von Social Media im Alltag schaffen? Und da werden wir, wir werden ja hier manchmal so ein bisschen, wir plädieren wieder so ein bisschen dafür, zu den Höhlenmenschen zu werden. Also Bewegung, Natur.

Natürliches Licht, gute Menschen um uns herum, gutes Essen für uns. Das sind Dinge, die zu einer natürlichen Dopaminausschüttung führen. Die geht nicht ganz so schnell wie Social Media, aber die ist gesünder und nachhaltiger. Das sind mehrere Sachen auf einmal eigentlich. Also der dritte Ort, das heißt, wir überlegen uns, was könnte unser Ort außer Social Media sein, der uns gut tut. Dann parallel dazu versuchen wir einzudämmen, wie lange wir da rumhängen, indem wir uns quasi das so ...

bisschen strukturieren, also nicht mehr nur so einfach scrollen, sondern überlegen, wann mache ich das eigentlich? Und dann war das Letzte noch, sich einplanen, nee.

Natürliche Dopaminausschüttung. Das war es, natürliche Dopaminausschüttung. Also wir versuchen das künstliche Dopamin, das künstlich hergestellte, sage ich jetzt mal, was wahrscheinlich nicht der richtige Ausdruck ist. Das einfach zu bekommende so. Ja, das versuchen wir runterzufahren, also unseren Dopaminspiegel zu regulieren und uns...

eine Ausschüttung zu holen von Sachen, die uns eigentlich wirklich gut tun. Also doch wieder Steinzeitmodus. Ich finde jetzt gerade, es ist machbarer, als ich dachte, dass es ist vor der Folge. Du hast Hoffnung. Ja. Und ich danke dir sehr fürs Erklären, Maren. Gerne. Und ganz herzlichen Dank natürlich auch an Tarek Tesfu fürs Teilen deiner Geschichte und auch ein bisschen fürs Vorbild sein, öfter mal abzuschalten. Voll, danke Tarek. Danke euch fürs Zuhören. Danke dir, Phoebe.

Ich glaube, ich wollte da die Wahrheit auch nicht wissen. Oder ich konnte die in diesen 20 Jahren jetzt davor wahrscheinlich auch nicht ertragen. Vielleicht fragst du dich manchmal, wie es wäre, wenn du einfach anrufst. Mein Herz ist noch Bubub. Wenn du endlich eine Antwort bekommst auf die Frage, die dich nicht mehr loslässt. Zu hören, dass die Person vielleicht noch immer sauer sein könnte oder dass er immer noch so verletzt sein könnte, das würde schon wehtun, glaube ich.

Ich bin Lea und ich helfe dir bei dem einen Anruf, den du dich einfach nicht traust. Wie wird das wohl, mit dem zu reden? Oh, ich bin schon aufgeregt. in der ARD Audiothek. Wenn ihr uns noch ein bisschen ausführlicher kontaktieren möchtet, vielleicht weil ihr eine Frage an uns habt, die wir beantworten sollen in der Lösung, weil ihr einen Themenvorschlag habt. dann schickt uns gerne eine Sprachnachricht über den Kanal eurer Wahl an die 0173 45 22 100

Und wenn ihr auch die nächste Folge hören möchtet, dann abonniert uns. Außerdem freuen wir uns natürlich über Bewertungen in der Podcast App eurer Wahl. Die Redaktion hatte Namin Ismail. Community Management für Lisa Walter. Sounddesign Benedikt Wiesmeier und Enno Rangnick. Es gibt nicht die Lösung, aber jeder Schritt zählt.

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