DAS WAR DER BAUERNKRIEG - Die Blutspur des Bauernjörg (2/4) - podcast episode cover

DAS WAR DER BAUERNKRIEG - Die Blutspur des Bauernjörg (2/4)

Feb 28, 202527 min
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Summary

Diese Folge von "Alles Geschichte" beleuchtet die blutige Niederschlagung des Bauernkriegs im Jahr 1525. Sie konzentriert sich auf Schlüsselfiguren wie den grausamen Bauernjörg, die zwielichtige schwarze Hofmännin und den Ritter Götz von Berlichingen. Die Episode schildert die militärischen Auseinandersetzungen, die gescheiterten diplomatischen Bemühungen und die tragischen Konsequenzen für die aufständischen Bauern.

Episode description

Der "Bauernjörg" zieht 1525 mit kampferprobten Heeren gegen die Bauernhaufen. Die Aufständischen sind zwar in der Überzahl, aber es fehlt ihnen an militärischer Einigkeit und Erfahrung. Von Michael Zametzer (MDR/BR/SWR 2025) *** Credits Autor: Michael Zametzer Sprecherin: Meike Rötzer Weitere Sprecher und Sprecherinnen: Udo Rau, Rudolf Guckelsberger, Marcus Westhoff, Janis Hanenberg, Elisabeth Findeis Regie: Günter Maurer Technik: Claudia Peycke Musik: Matthias Schneider-Hollek Graphik: Martin Pfeiffer, Christiane Jäger Distribution: Mara May, Theresa Wünsch Redaktion: Thomas Morawetz, Nicole Ruchlak, Stefan Nölke, Gabor Paal Korrigierte Version der ursprünglichen Folge 2, die eine unkorrekte geographische Angabe enthielt. "Das war der Bauernkrieg" ist eine Gemeinschaftsproduktion des MDR, BR und SWR *** Alle Gesprächspartnerinnen und -partner in den Shownotes zu Folge 4, Literaturtipps in den Shownotes zu Folge 3. *** PEN & PAPER-Rollenspiel zum BauernkriegAus einer anderen Perspektive auf die Ereignisse um 1525 kann man im improvisierten Live Rollenspiel "1525 Wenn Worte brennen" blicken. In dem fiktiven Dorf Schillingsfurt in Franken versucht eine Truppe aus einem rebellischen Mönch, einer radikalen Papiermacherin und einem kampfbereiten Bauern die Revolution selbst in die Hand zu nehmen. Hier geht es zum ersten Teil 1: http://1.ard.de/1525-wenn-worte-brennen *** PODCAST-TIPP:ARD Crime Time Im Podcast ARD Crime Time spricht Host Anne Eichhorn mit True Crime-Reporter Sandro Gerber über einen unglaublich erscheinenden Mord-Fall an einer jungen Frau, der über die Grenzen Sachsens hinaus für Aufsehen gesorgt. http://1.ard.de/der_mordende_Radiopraktikant?pb

Transcript

Wie grausam kann ein Mensch sein? Jakob Rohrbach hat Aufruhr geraten. Das muss er werden gebraten. 1525, im Jahr des großen deutschen Bauernkriegs, kann der Mensch ziemlich grausam sein. Muster des Feuers Flam leiden. Als Rache für den Spießrutenlauf von Weinsberg erleidet der Bauernführer Jakob Jäcklein-Rohrbach einen entsetzlichen Tod. Er wird an einen Pfahl gekettet. Rings um ihn herum wird ein Feuer entfacht. Und er wird über Stunden qualvoll verbrannt, zu Tode geröstet.

Der Bauernjagd, der Truchsess Georg von Waldburg, hatte Vergeltung angedroht und sie auf entsetzliche Weise wahrgemacht. Bis er sein Leben end, Sinneleib zu Pulverwatt verbrennt. Das war der Bauernkrieg. Folge 2, die Blutspur des Bauernjörg. Von Michael Zametzer, gesprochen von Maike Rötzer. Vom grausamen Tod des Jäcklein-Rohrbach erfahren viele Menschen in dieser Zeit.

Ein Flugblatt mit einer Zeichnung trägt die Nachricht von der fürchterlichen Racheaktion durch die Lande. Von Weinsberg bis Heilbronn, von Rothenburg ob der Tauber bis nach Württemberg. Von Nürnberg bis nach Thüringen, nach Mühlhausen. Überall dort, wo im Jahr 1525 Bauern und einfache Leute aus der Stadt aufbegehren. Gegen die Leibeigenschaft. gegen Ungerechtigkeit und maßlose Abgaben für das göttliche Recht.

Aber auch für mehr Teilhabe, für Selbstverwaltung ihrer Gemeinden. Das hat auch mit Abschreckung zu tun. Gerne als eine Gegenreaktion da. Lea Wegner leitet das Deutsche Bauernkriegsmuseum in Böblingen. So stark Jekyllin Rohrbach mit der Weinsberger Plutat sozusagen die Herrschaft erschüttert hat und versucht hat.

ihre Macht sozusagen zu Fall zu bringen. So sinnbildlich richtet die Regierung sie wieder auf, wenn der Trusses von Waldburg, Jekyll in Rohrbach, an die Eisen schmieden lässt und ihn bei lebendigem Leib verbrennen lässt. Der Truchses ist Georg von Waldburg-Zeit. Ein charismatischer, geschickter und abgebrühter Heerführer. Sein unbarmherziges Vorgehen gegen die Aufständischen wird ihm den Beinamen Bauernjörg einbringen. Er führt die Truppen des Schwäbischen Bundes gegen die Aufständischen an.

Die wiederum bekommen immer mehr Unterstützung. Viele Dörfer, aber auch Reichstädte schlagen sich auf die Seite der Bauern. Mehr oder weniger Freiwillen. Und die Anführer der Aufständischen sind nicht immer gemäßigte Geister. Unter ihnen gibt es auch Fanatiker. Wie Jäcklein Rohrbach einer war. Er hatte schon in der Vergangenheit privaten Zwist mit der Obrigkeit. Den hatte er vermischt mit der Sache der Bauern. An seiner Seite eine Frau.

Margarete Renner ist mit Sicherheit das bekannteste Beispiel einer Frau im Bauernkrieg. Und gleichzeitig wahrscheinlich auch deshalb eine der überformtesten Frauen, weil wir so wenige Frauen tatsächlich fassen können. Und weil sie sich wirklich einem Bauernhaufen angeschlossen hat. Was bringt eine Frau dazu? Zumindest lässt ihr Beiname Dunkles erahnen. Die schwarze Hofmännin, die schwarze Hofmännin. Klingt schon nach einer schwarzen Witwe, oder?

Auf jeden Fall nicht sehr sympathisch. Und was diese Frau alles getan haben soll. Hexenkräfte wurden ihr nachgesagt, magische Kräfte. Sie soll die aufständischen Bauern vor Mordlustgeifern dazu angestachelt haben, ihre Spieße und Schwerter im Bauchfett, dem Schmier, des bei Weinsberg ermordeten Grafen von Helfenstein zu verletzen.

Um sie so gegen Rost zu schützen. Ein Teufelsweib. Oder doch nicht? Beweise dafür, dass die schwarze Hofmännin wirklich die Bauern zu Gräueltaten angestiftet hat, gibt es nicht. Trotzdem zeigt ihre Geschichte, dass Frauen, die aktiv waren im Bauernkrieg, dass die den Menschen der Zeit nicht so sehr geheuer waren. Das liegt auch mit Sicherheit an der Rolle der Frau zu der Zeit, die eigentlich eher als das schwache Geschlecht sozusagen gehandelt oder dargestellt wurde.

Und man beispielsweise, wenn es darum ging, Frauen zu bestrafen im Bauernkrieg, vor Herausforderungen gestellt wurde. Denn einerseits... merkte man, sie waren gefährlich, beispielsweise wenn sie es verstanden, Menschen anzustiften zum Protest. Andererseits scheint das Geschlechterklischee der schwarzen Hofmännern das Leben gerettet zu haben. weil man sie am Ende dann doch schlicht nicht ernst genommen hat.

Und die Geschichte mit dem Bauchfett? Nicht bewiesen. Frauen haben halt oft ein loses Mundwerk, sagen die Richter beim Prozess. Und so kommt die schwarze Hofmännin ungeschoren davon. Sie stirbt eines natürlichen Todes. Eine Frau an der Waffe mitten im Bauernherz? Das ist bestimmt ungewöhnlich, aber nicht völlig unwahrscheinlich.

So ein Haufe ist kleinteilig wie ein Ameisenhaufen. In den Einheiten der aufständischen marschieren Amateure neben Männern, die vielleicht schon ein-, zweimal für ihre Herren in einen Kampf gezogen sind. Es gibt aber auch die abgebrühten Profis des Kriegshandwerks unter ihnen. Wer im 16. Jahrhundert Krieg führen will, der braucht Soldaten, Kämpfer. Klingt banal, aber damals gibt es noch keine stehenden Heere, die in den Kasernenkarten spielen und auf ihren Einsatz warten.

Wer 1525 in die Schlacht ziehen will, muss Landsknechte als Söldner anwerben. Was sind Landsknechte? Das muss Christoph Wegele wissen. Schließlich arbeitet er im Museum der Burg Waldburg, wo der Bauernjörg ja herstand. Was sind Landsknechte? Das sind Menschen, die sich dafür entscheiden, hier in den Krieg zu gehen, für sehr begrenzte Zeit. Und in dieser begrenzten Zeit wollen die natürlich möglichst viel Geld verdienen.

Der Grundsold eines Landsknechts reicht gerade so zum Überleben, aber ich gehe nicht dieses Risiko auf mich, um gerade so zu überleben. wirklich Geld verdient und Nanzknecht mit schlachten soll.

Oder mit Plünderungen. Deshalb sind arbeitslose Landsknechte auch für die Bauern der Umgebung oft die größere Heimsuchung als Landsknechte, die von Schlacht zu Schlacht ziehen. Und so entstehen ja mit die größten Verheerungen im Bauernkrieg. Nicht wegen den Schlachten, sondern wegen den plünderten Landsknechten. unnatürlich der beschlagnahmten Viehhörde. So ein Heerhaufen, das ist eine Welt für sich. Da gibt es natürlich auch die Kavallari.

Adlige Reitertruppen, sie sind eine Eliteeinheit, schnell und gnadenlos bei der Verfolgung Flüchtender. Dann die Artillerie, die damals durchschlagendste Waffengattung mit Steinkugeln gegen Burg- und Stadtmauern. Die Masse der Menschen im Heer aber bilden die Landsknechte. gegliedert in Fähnlein, bewaffnet mit Spießen, Pieken, aber auch schon Musketen und Hakenbüchsen. Söldner, die auf beiden Seiten kämpfen, auf Seiten der Fürsten und auf Seiten der Bauern.

Wenn dort auch in viel geringerer Zahl. Die wollen natürlich bezahlt werden. Und das ist oft ein Problem. Kommt nämlich der Geldbote mit dem Sold für 5000 Landsknechte nicht rechtzeitig zum Einsatzort, dann tun die einfach keinen Strich. Wir haben also die fanatischen Bauernführer, die kalten Profisoldaten und wo bleiben die Überlegten, die Gemäßigten, die Diplomaten?

Zum Beispiel Wendell Hippler, ein feiner, geschickter Mann und Schreiber, wie man ihn selten im Rat findet, war einst auch hohenloischer Kanzler gewesen. Der feine und geschickte, also mit anderen Worten diplomatische Jurist Wendel Hippler aus Heilbronn wird zum Kanzler und Feldschreiber des Neckartal-Odenwalder Bauernhaufen.

Sein Ziel, die zwölf Artikel von Memmingen möglichst ohne Gewalt durchzusetzen. Aber Hippler merkt auch schnell, ohne die Hilfe der Städte werden die Bauern nicht weit kommen. In einem Vertrag zwischen den Bauern und dem Mainzer Oberstift entwirft Hippler die Idee einer frühdemokratischen Ordnung. Mit Ansätzen für eine Volksvertretung. Wieder ein konstruktiver Ansatz.

Und wieder soll nichts aus ihm werden. Denn kaum haben sich die Bauernvertreter zu ihrer ersten Sitzung in Heilbronn eingefunden, erreicht sie die Nachricht von einer verheerenden Niederlande. Freitag, 12. Mai 1525. In Böblingen kommt es zu einer der wichtigsten Schlachten des Bauernkriegs. Dort warten drei Bauernhaufen auf das Heer von Truchses, dem Bauernjörg. An die 12.000 Mann sind bereit zu kämpfen. Sie stehen umschlossen von einer Wagenburg und erwarten den Angriff.

Ihre Chancen stehen gar nicht mehr so schlecht. Das war nämlich sehr sumpfiges Gelände zwischen Goldberg und Galgenberg. Das führte dazu, dass die Reiterei des Bundes ganz schlecht zum Einsatz kommen konnte. Und auch die Kanonen nicht so aufgestellt werden konnten. Artillerie und Kavallerie, genau das macht ja normalerweise die Armee des Truchses so stark. Und beidem können die Bauern normalerweise auch wenig entgegensetzen.

Auch wenn sie zahlenmäßig überlegen sind. Doch dieses Mal steckt der Truchses mit seinem schweren Kriegsgerät im Sumpf. Dann kommt die Katastrophe für die Bauern. Die Stadt Böblingen öffnet ihm die Tore. Und dann konnte der Schwäbische Bund von den Stadtmauern aus Kanonen zum Einsatz bringen und von dort aus den Haufen beschießen und dort auch die Schlacht ja zu einer Wende bringen.

die dann auch letztlich dazu geführt hat, dass die Schlacht nicht gut für die Aufständischen ausging. Böblingen wird zum Desaster. zerfetzt von den Kugeln der bündischen Artillerie, den Falkonetten und Feldschlangen, wie die Kanonen damals genannt werden. Mindestens 4000 Bauern werden getötet. Wir müssen davon ausgehen, es waren wahrscheinlich mehr Tote.

Wir können die Zahlen nur sehr, sehr vage schätzen, aber das war wirklich ja auch ein Fanal für die Idee, für die Bewegung der Aufständischen und solche Nachrichten. Mit der Schlacht von Böblingen ist die Sache der Bauern in Württemberg vorbei. Keine Chance mehr. Und natürlich ist die Niederlage im Neckartal vor allem moralisch ein Desaster für die Bauern. Sie sind eben Amateure im Kriegshandwerk. Ohne einheitliche Führung und

Ohne das Nervenkostüm eines Profis. Wenn da ein Söldnerhaufen von 10 Mann in der Breite, 5 Mann in der Tiefe vorrückte. Und es fuhr eine Falconet-Kugel hinein und fünf Mann fielen, dann stiegen die anderen über die toten Körper ihrer Mitkämpfer und liefen weiter. Machte man das bei einem Bauernhaufen, dann schossen die auseinander. Jedliche Ordnung war zertrennt und damit wurde die Schlacht eben sehr schnell zum Schlachten. Und so verlieren die Bauern die Schlacht.

Und ihr Leben? Tausende von Toten, mindestens 4000, manche sagen sogar 9000. Auf Seiten des Bundesheeres fallen etwa drei... Die überlebenden Aufständischen müssen sich ihr Leben mit Geld erkaufen und werden verbannt mit ihren Familien. Nichts ist im Bauernkrieg nur schwarz und weiß. Der Bauernkrieg ist auch ein Krieg mit vielen Grautönen. Und im Bauernkrieg kämpfen auf der Seite der Bauern nicht nur Bauern.

Es sind auch andere gemeine Leute dabei, Handwerker aus den Städten, niedere und höhere Geistliche und sogar Edelleute. Es gibt das Phänomen, dass eine ganze Reihe an Adeligen sich diesem Bauernaufstand anschließen. Rainer Leng ist Professor für Fränkische Geschichte und ein Bauernkriegsspezialist.

Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Ein Teil geht selbstverständlich nicht freiwillig mit. Die werden von den Bauern schlicht und einfach gezwungen, weil die Bauern sie brauchen als militärisch erfahrene Leute, als Organisatoren, als gut vernetzte Leute. als Leute, die sagen können, wo es denn nun lang gehen soll, wenn es hart auf hart kommt. Und diese echten Profis, die Ausputzer, die harten Hunde, das sind die Reichsretter.

Die brauchen sich nichts mehr vorzumachen. Im 16. Jahrhundert ist ihre große Zeit, die Ritterzeit, vorbei. Das ganze Mittelalter überhaupt. Wie sollen die edlen Recken mit ihren zentnerschweren Eisenrüstungen auch ankommen gegen die mobilen Heere einer neuen Kriegsführung? Den Rittern in ihren zugigen, feuchten Behausungen dämmert dann auch langsam, dass sie in der neuen Zeit nicht mehr viel zu melden haben werden.

Denn die neue Zeit gehört den finanzstarken Patrizia-Familien, den Vogern in Augsburg, den Medici in Florenz. Die wohnen in Stadtpalästen, ohne Zugbrücke und Burggraben, aber mit reichlich Geld in der Kasse. Auf der stattlichen, aber eben auch zugigen Burg Hornberg, ein paar Kilometer nördlich von Heilbronn, sitzt Götz von Berlichinger. Ritter und Haudegen und er bekommt Besuch.

Von den Anführern eines Bauernhaufens, der gerade auf dem Weg nach Norden ist, die wollen ihn überreden, ihr Heerführer zu werden auf dem Weg nach Würzburg und zwar nach dem Motto Mach mit oder wir brennen dir die Burg ab. Also übernimmt er die Führung der Bauern aus dem Odenwald. Für vier Wochen. In Württemberg war die Sache der Bauern nach Böblingen verloren. an der Spitze des Odenwälder Haufens nach Franken.

Seine rechte Hand hat ihm vor Jahren eine Kanonenkugel zerschmettert. Seitdem trägt er eine kunstvoll gearbeitete Prothese mit automatischem Fingerrückholmechanismus. Wer ist dieser Götz von Berlichingen? Eine verkrachte Existenz? Ein Raubritter? Oder eine Art fränkischer Don Quichotte? Ein abgehalfterter Krieger mit rostigem, klapprigem Hanisch, der quietscht wie ein altes Fahrrad, wenn er hoch zu Ross ins Feld reitet? Auf jeden Fall ist mit ihm der nächste Höhepunkt des Bauernkriegs verbunden.

Auch wenn er das selbst bestimmt nicht gewollt. Ein hirnloser Heisporn war Götz von Berlichingen mit Sicherheit nicht. Er war einer, der von seinen Rechten als reichständischer Adliger zutiefst überzeugt war und der sie wirklich stur verfolgt hat, mit absoluter Sturheit. Aber er war keiner, der eher pusselig sein eigenes Leben und das seiner Bauern leichtfertig aufs Spiel gesetzt hat. Nun, im Mai 1525.

Nach der vernichtenden Schlacht von Böblingen ziehen die Fränkischen Aufständischen Richtung Norden, an den Main. 100 Meter über Würzburg, auf der linken Seite des Mains. thront die Festung Marienberg. Damals weniger Festung als vielmehr eine Burg. Auf jeden Fall ein wirklich kolossaler Haufen Stein aus Mauern, Türmen, Vorsprüngen.

Dort sitzt der mächtige Fürstbischof Konrad von Tüngen und schaut auf sein Bistum herab, das zu diesem Zeitpunkt zum Großteil von den Bauernhaufen verwüstet ist. 63 Burgen geschleift, über 30 Klöster geplündert. Für ihn ist dieser ganze Aufstand ein Verstoß gegen die gottgewollte Ordnung, als dessen Repräsentant er sich sieht.

Und die Bürger der Stadt Würzburg? Versetzen wir uns doch einmal in ihre Lage. Die schauen über ihre Stadtmauern und sehen an die 10.000 bewaffnete Bauern und angeworbene Söldner auf sich zukommen. Würzburg ist wie viele andere Städte im Bauernkrieg in einer Zwickmühle. Die Mehrheit der Bürger will eigentlich die Bauern unterstützen. Der Rat der Stadt aber zögert. Sich mit dem mächtigen Bischof anlegen? Wer hat schon gerne so einen Nachbarn als Feind?

Vor allem dann, wenn die Sache für die Bauern schlecht ausgehen sollte. Andererseits wiederum, die marschieren gerade massenhaft auf die Stadt zu. Wenn man hier oben auf der Burg stand und runter geguckt hat. Und da dachte ich, Gott, was marschiert da auf? Das ist ja eine riesige Menge an Menschen, dass einem da schon schwummerig werden konnte. Stefan Jüngling ist Kastellan auf der Festung Marienberg. Tatsächlich ist der Kastellan der mit der Schlüsselgewalt.

und Schlüssel haben wir genug, also wir haben ja hier Die Stadt Würzburg öffnet den Bauern schließlich die Tour. Sie schlägt sich auf die Seite der Aufständischen. Die Burg Marienberg aber rüstet sich für den Ansturm der Bauernhaufen. Und was braucht eine Burg, um möglichst lange durchzuhalten? Essen und Waffen. Deshalb wird die Festung Marienberg auf die Belagerung vorbereitet. Autonom soll sie werden. Es werden sogar extra zwei Mühlen aufgebaut. Für Mehl, aber auch für Schießpulver.

Die Burg musste in kürzester Zeit verteidigungsbereit gemacht werden. Das heißt, man musste ringsherum Bäume, Ähnliches, man brauchte ein freies Schussfeld, musste man abholzen. Es mussten Waffen auf die Burg geschafft werden, so schnell wie möglich und auch natürlich so unauffällig wie möglich, um jetzt nicht nur diesen Bauernaufstand weiter anzufachen. Man musste Nahrungsmittel auf die Burg schaffen in kurzer Zeit. während der Fürstbischof selbst das Weite und in Heidelberg verbündete so.

Brennen die Bauern gegen die Burgmauern an, versuchen mit ihren wenigen Geschützen ein Loch in die Befestigung zu schieben. Weil das war die große Angst. Stürzt ein großes Gebäude zusammen, dann fällt das alles in den Burgramm. Dann hat man plötzlich eine Rampe und hat die Möglichkeit, viel leichter in diese Burg reinzukommen. Und tatsächlich sieht es eine Zeit lang wohl gar nicht so schlecht aus für die Belang.

Aber die Bauern waren auch immer unentschlossen. Sie hatten ja mal einen Einfall gemacht in diese Burg hier am Vorhof. Da wurden ja 300 von ihnen oder 400 niedergemetzelt. Haben es also nicht geschafft, aber es war unkoordiniert. So unkoordiniert, dass selbst Kommandant Götz mit der eisernen Hand nichts davon erfahren hat. Der ist nämlich eigentlich gegen eine Erstürmung der bischöflichen Burg gewesen, weil er sich als Profi nur wenig Chancen ausgerechnet hat.

Dem Bauernhaufen aber war das egal. Götz von Berlichingen soll da im Nachthemd dazugekommen sein oder davon gehört haben, weil er gar nicht mitbekommen hat, dass die diese Burg angreifen in der Nacht. Und dadurch hatten natürlich die Besatzer, die Mannschaft der Burg leichteres Spiel. Und da muss man natürlich sagen, die waren einfach besser bewaffnet. Die waren auch Ritter dabei, die waren gut ausgebildet. Das war eine ganz andere Liga. Die Belagerung von Würzburg jedenfalls geht schief.

Und dann taucht auch noch der größte Feind der Bauern auf, der gerade noch in Döblingen gewütet hat, der Bauernjahr. In dem Moment, in dem sich seine Truppen von Süden nähern, ist die Sache aussichtslos. Deshalb macht Teilzeitfeld Herr Götz von Berlichingen etwas ganz Verwegenes. Ihr habt mich für vier Wochen gemietet und die vier Wochen sind jetzt um. Bösartig könnte man sagen, er hat seine Bauern verraten.

Weil aber in der Geschichte ja so gut wie nie etwas nur schwarz oder nur weiß ist, kann man die Fadenflucht der Eisenfaust auch anders deuten. Ja. Man kann das aber auch positiv deuten. Götz von Berlichingen wusste selbstverständlich, dass in einer offenen Feldschlacht die Bauern keine Chance gegen den Schwäbischen Bund haben. Und für mich sieht einiges so aus, als hätte er eine günstige Gelegenheit genutzt, um mit seinen Bauern einigermaßen gut davon zu kommen.

Er hat sie möglicherweise dann auch schlicht und einfach auf dem Weg nach Süden ins Leere laufen lassen, absichtlich an den Bundestruppen vorbeigeführt. sodass die dann irgendwann einfach auseinander liefen, nicht erfolgreich waren, aber wenigstens lebten. Wenigstens lief. Ein großer Wunsch in diesen Zeiten. Für 8000 Bauern geht der aber nach der Niederlage nicht mehr in Erfüllung. Denn selbst auf der Flucht stellen ihnen die Reiter des Truchses nach.

Und massakrieren die Bauern. Es liegt einfach daran, dass ihnen die militärische Erfahrung abging. Die militärische Erfahrung und vor allem die Kampferfahrung. Das war ein brutales Schlachten. zu entsetzlich, um es überhaupt zu beschreiben. Letztlich liegt es daran, dass der Schwäbische Bund über gedungene Söldner verfügte. Von nun an überstürzen sich die Ereignisse. Denn ab Mai 1525 passiert im Bauernkrieg sehr... sehr viel fast gleichzeitig an unterschiedlichen Orten.

Nach der Schlacht bei Böblingen frisst sich der Bauernkrieg in den Norden. Zugleich aber kämpfen die Aufständischen auch im Elsa. Bei Zabern und Schlettstadt sollen 25.000 Bauern ihr Leben verloren haben. Die blutigste Schlacht des ganzen Kriegs. Dann der misslungene Sturm auf die Festung in Würzburg. Die Bauern geraten immer mehr in die Defensive.

Wo geht diese Reise also hin? Richtung immer schlimmer, immer blutiger, bis schließlich keine Hoffnung mehr besteht? Der Truchses Georg von Waldburg-Zeilen, der Bauernjörg, ist jetzt jedenfalls ein echter Warlord. Ein Kriegsherr, der sich selbst seine eigenen Befehle gibt, unabhängig davon, was seine Auftraggeber vom Schwäbischen Bund oder auch der Kaiser selbst sagen. Seine Methode... Bauern besiegen und ihnen auf der Flucht nachsetzen, wird dann in kommenden Wochen weiterführen.

Freiheit? Gerechtigkeit? Württemberg und Franken ist der Krieg verloren. Und doch tobt er auch andernorts, nördlich von Franken, im heutigen Thüringen. Und jetzt wird es noch überraschender. Denn fast zeitgleich mit der Schlacht von Böblingen feuert in der Nähe der Reichstatt Mühlhausen ein Mann die Bauern zum Kampf. Er ist weder Bauer noch Krieger, sondern Prediger, ein Reformator.

Fanget an und streitet den Streit des Herrn. Münzer war Apokalyptiker. Er lebte in der Gewissheit des Endes, des nahen Endes der Zeiten. Und er sah sich einer Schlachtsituation gegenüber, in der Gott unmittelbar eingreifen wird. Und Gott schickt den Bauern tatsächlich ein Zeichen. Einen Regenbogen. Auf jeden Fall ein Himmelsereignis. Und weil der Regenbogen auch auf der Fahne der Bauern prangt, lassen sich die Bauern von Thomas Münzer aufstacheln, obwohl sie unterlegen sind.

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann. Ich denke, er war Fanatiker, aber er war auch jemand, der sich selbst als erwählter Prophet Gottes empfand. Bei Frankenhausen errichten sie eine Wagenburg und treffen schließlich auf die vereinigten Truppen des Herzogs Georg von Sachsen und des Landgrafs Philipp von Hessen. Eine mächtige Armee, die da gegen die Wagenburg anreitet. Die Anhöhe heißt bis heute der Schlachtberg. Und die Senke ins Tal? Die Blutrinne.

Das war der Bauernkrieg, Folge 2, die Blutspur des Bauern Jörg, von Michael Zametzer, gesprochen von Maike Rötzer. Regie, Günther Maurer. Was erwartet Münzers Aufständische am Ende des Regenbogens? Und was werden die Bauern, Städter und Knappen erreichen? All die kleinen Leute, die erbittert für ein besseres Leben kämpfen? Das erzählt die nächste Folge. Das war der Bauernkrieg, ist eine Gemeinschaftsproduktion von MDR, BR und SWR.

Alle folgende Reihe sind im ARD-Podcast Alles Geschichte zu hören. Für alle Interessierten in Sachen True Crime haben wir zum Schluss noch eine Podcast-Empfehlung. Im Februar 2011 wird eine junge Frau aus Zwickau nach einem Disco-Besuch brutal ermordet. Auf der Suche nach dem Mörder wenden sich die Ermittler auch an die Medien. Und einige Reporter wollen ganz vorn mit dabei sein. So hat der Praktikant eines Radiosenders als erster ein Foto der Toten. Doch wie ist er da rangekommen?

Alle Einzelheiten dieses Falls hört ihr in der aktuellen Folge des Podcasts ARD Crime Time. Den Link findet ihr bei uns in den Shownotes.

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