So lautet bis heute der Name für einen Hohlweg in Bad Frankenhausen. Die Bauern wurden ja in die Stadt vom Schlachtwerk heruntergetrieben von den Reitern und hinterrücks erschlagen. Blutzoll, das Risiko so hoch, dass man nur noch die Waffen strecken kann. Das Blut ist dann den Schlachtberg hinuntergeflossen. Das Ereignis wirkt in der Erinnerung der Frankenhäuser bis heute fort.
Das war der Bauernkrieg. Folge 3, das Ende des Regenbogens. Von Michael Zametzer, gesprochen von Maike Rötzer. Was ist passiert? Am 15. Mai 1525 Oder eine Lichterscheinung, die an einen Regenbogen denken lässt. Wie auch immer. Auf jeden Fall wirkt die Erscheinung auf die etwa 8000 Männer, die verzweifelt in ihrer Zeit sind. Der Regenbogen, ein Zeichen Gottes, das macht ihnen Mut. Schließlich prangt auch ein Regenbogen auf ihren Flaggen.
In der Mitte der Bedrängten steht ein Mann im Priestergewand. Darum seid getrost und tut Gott den Dienst und vertilget diese untüchtige Oberkeit. Thomas Münzer, der mit erhobenem Schwert die Regenbogenfahne gehisst, zu den Bauern predigt. Darüber weiß ich gewisslich, dass Gott uns helfen wird und uns Sieg geben, denn er hat mir mündlich solches zugesagt und befohlen, Wer war dieser Thomas Menzer? Ein Prediger? Ein Aufrührer? Ein Anführer?
Und für mich ist Thomas Münzer in der Tat eine Art Scheinriese. der dadurch, dass Luther ihn zum Dämon gemacht hat und zum Verursacher des gesamten Bauernkrieges, zu einer übermächtigen Gestalt geworden ist. Thomas Münzer, der Promifaktor Nummer 1 im Bauernkrieg. Und das bis heute. Radikale Stimme der Reformation.
Erst Lutherfreund, dann Lutherfeind. Charismatische Führerfigur in der Schlacht von Frankenhausen. Charismatischer Demagoge, dann verteufelter Ketzer. Im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Als frühsozialistischer Klassenkämpfer. In der DDR als Volksheld hochstilisiert. Münzer Schule, Münzer Platz, Münzer Bild auf dem 5-Mark-Schein. Dabei weiß bis heute keiner, wie er aussah. Überhaupt.
Viel wissen wir nicht über Thomas Münzer vor dem Bauernkrieg. Geboren um 1489 in Stolberg im Harz, Theologiestudium in Leipzig. Ein sozialer Aufsteiger, würde man heute sagen. Der erste Akademiker der Familie. Er macht die Bekanntschaft Martin Luthers, ist schnell auf Seiten der Reformation und durch Luthers Vermittlung bekommt er auch eine Pfarrstelle in Zwickau.
Der junge Priester lernt bei seiner Arbeit die Nöte der Bauern, Handwerker, der kleinen Leute kennen. Die fordern mehr Mitsprache in der Stadt. Die Obrechkeit aber greift mit immer strikteren Regeln ins Leben der Menschen ein. Ein gutes Beispiel ist, es wird festgelegt, wie viele Leute zu einer Hochzeit kommen dürfen und wie viel getrunken werden darf. Nora Hilgert ist Historikerin im thüringischen Mühlhausen. Das sind wirklich sehr alltägliche Dinge, gegen die sich die Bauern gewährt haben.
Das haben wir hier in Thüringen auch mit bestimmten Ordnungen, wie Dorfordnungen oder auch Stadtverordnungen. In Zwickau verdächtigt ihn der Stadtrat 1521 des Aufruhrs. Münzer verlässt die Stadt, geht nach Prag, Jena, Weimar und Glauchau und landet schließlich im kursächsischen Altstedt. Dort macht er etwas Unerhörtes und bislang dort ungehört.
Als einer der Ersten, und das zwei Jahre vor Luther, predigt Münzer der Gemeinde zugewandt, auf Deutsch. Die Menschen hören von ihm zum ersten Mal eins zu eins was in der Bibel. Und Münzer wird Forscher, Direkter in seinen Forderungen. Er radikalisiert sich, sammelt Anhänger um sich. Manchmal kommen über 3000 Menschen zu seinen Gottesdiensten. Das wird dann auch den Herren von Altstedt zu viel.
Münzer muss nach eineinhalb Jahren die Stadt verlassen und weiterziehen. Seine nächste Station im Herbst 1524, eine Stelle als Pfarrer in der Reichstadt Mühlhausen. Dort fallen seine radikalen Predigten auf äußerst fruchtbaren Boden, denn auch dort gärt es. Die Stadtgesellschaft ist gespalten, wie andernorts auch. Unter den Städtern gibt es viele, die nicht im Rat mitbestimmen dürfen. Sie wünschen sich einen Prediger der Tachelin.
Das im Prinzip, was wir so aus dem ganzen Bauernkrieg kennen, zieht sich hier auch durch und eben auch diese religiöse Freiheit. Es geht um Teilhabe und Entmachtung der Oberschicht einschließlich des parasitären Klärer. Was bislang die Bauern umgetrieben hat, treibt jetzt auch die kleinen Leute in den Städten um. Münzer tut sich mit dem früheren Mönch Heinrich Pfeiffer zusammen. Der schießt schon seit Jahren gegen die Obrigkeiten in den Klöstern, aber auch gegen den Rat der Stadt Mühlhausen.
Das hat schon zu Unruhen geführt. Es gibt so dieses geflügelte Wort. Sie haben den Leuten aufs Maul geschaut und konnten ihre Sprache sprechen. Und sie sind zur Bevölkerung gegangen, haben auf der Straße gepredigt. Und das ist ganz spannend in Mühlhausen, dass wir eben hier eine Dynamik haben, die wir... Bauernkrieg auch in einer Bürgerstadt kennen.
Die sich hier auch kristallisiert. Also der Bauernkrieg war durchaus nicht nur Bauern, sondern eben auch Stadtbevölkerung. Das wird ganz oft vergessen. Wir reden also über einen Aufstand der bäuerlichen und städtischen Bevölkerung, aber eben eines Segmentes, der die nicht. im Patriziat angesiedelt ist. Und Thomas Münzer kommt an. Nicht nur, weil er die Sprache des Volkes spricht, sondern weil er den Protest selbst lebt.
Als Priester ist er verheiratet mit Ottilie von Gersen, einer aus dem Klos entflohenen Nonne, und er hat sogar ein Kind mit ihr. Er verspricht aber nicht einfach eine gerechte Ordnung. Es geht ihm um nichts weniger als um die Vorbereitung auf den nahenden jüngsten Tag, das Gottesgericht. Münzer war Apokalyptiker, erlebte in der Gewissheit des Endes, des nahen Endes der Zeiten.
Und er sah sich einer Schlachtsituation gegenüber, in der Gott unmittelbar eingreifen werde. Die jungfräuliche Kirche ist zur Hure geworden. Es soll nicht länger so zugehen, dass die Pfaffen und Affen die Kirche darstellen. Dafür bin ich bereit, mein Leben zu opfern. Ich habe meine Sichel scharf gemacht. Münzer versucht auch, eine weitere bedeutende Gruppe im Land für den Aufstand zu gewinnen. Die Bergleute. Nur dran, dran, dran. Es ist Zeit.
Lasst euch nicht erbarmen. Dran, dran, weil ihr Tag habt. Gott gehet euch vor. Folget, folget. Doch er kann die Bergleute trotz seiner wortgewaltigen Rhetorik nicht für den Aufstand gewinnen. Durch seine, sagen wir mal, wenig konziliante Art hat sich Münzer nicht nur Anhänger und Freunde gemacht, sondern auch mächtige Feinde. In der Kirche, aber auch beim Adel. den Grafen Albrecht von Mansfeld, Herr des Landes um das thüringischen Mühlhausen, zu aller Ehr.
Den beschimpft er ohne Rücksicht auf Verluste. Sag an, du elender Madensack, wer hat dich zu einem Fürsten des Volkes gemacht, welches Gott mit seinem teuren Blut erworben hat? Du sollst und musst beweisen, ob du ein Christ bist. Und genau dieser Thomas Münzer steht am 15. Mai 1525 inmitten einer Wagenburg. Die haben die Bauern auf dem Berg bei Frankenhausen errichtet. Ein fast geschlossener Kreis aus Fuhrwerken, die zu Barrikaden verstärkt wurden. Bis zu 8000 Mann kauern sich darin.
Zugleich ziehen sich die Truppen der Fürsten aus Sachsen und Hessen immer mehr zusammen. Und die haben schon Erfahrung im Niederschlagen von Revolten. Münzer ruft seinen Leuten zu. Darum seid getrost und tut Gott den Dienst und vertilget diese untüchtige Oberkeit. So die Legende, am Himmel der Regenbogen. Der prangt auch auf der Flagge der Aufständischen. Womöglich hat ihn Münzers Frau Ottilie selbst auf den Stoff gestickt.
So wie ein Regenbogen nach der Sintflut zum Symbol für den neuen Bund der Menschen mit Gott wurde, so soll der Regenbogen über dem Schlachtfeld von Frankenhausen zeigen, Gott ist mit uns. Wenn dann auf dem Schlachtberg auch noch so ein Zeichen erscheint am Himmel, dann folgen einem die Leute natürlich auch. sind die in dieser apokalyptischen Vorstellung des jüngsten Gerichts natürlich auch bei ihm. Seht ihr nicht den Regenbogen am Himmel?
Der bedeutet, dass Gott uns, die wir den Regenbogen im Banner führen, helfen will. Und treuet den mörderischen Fürsten Gericht und Strafe. Noch während Münzer mit seinen Worten die Getreuen aufpeit... eröffnet der Gegner das Feuer aus seinem Geschirr. Die Aufständischen fliehen panisch in Richtung Stadt, den Berg hinunter. Sie haben keine Chance. Auf dem Weg nach unten werden 5000 von ihnen von Reitern und Landsknechten niedergemetzelt. Und was ist mit Thomas Münzer?
Dem gelingt die Flucht, aber nicht für lange. Seine Büchertasche wird ihn verraten. Ein Landsknecht, der des Lesens mächtig ist, nimmt ihn gefangen und erkennt darin seine Bibel. Münzers weiteres Schicksal? Voll Rachsucht, grausam und zeitgemäß? Zwölf Tage lang wird in der Festung Heldrungen bei Mühlhausen gefoltert. Mit dabei sein Erzfeind, der Graf von Mansfeld höchstpersönlich.
Bis zur Unkenntlichkeit zerschunden widerruft er all seine früheren Lehren. Angeblich. Er ruft seine Anhänger zum Gewaltverzicht auf. Angeblich. Er knickt ein. Angeblich. Propaganda? Sehr wahrscheinlich. Er wird zum Sündenbock gemacht, von den Siegern und sogar von Martin Luther. Thomas Münzer ist für ihn der Satan von Allstedt. Auch für einen Luther ist ja ganz klar, dass der Teufel in Menschen fährt, dass er sich bestimmter Personen annimmt, dass ein Thomas Münzer vom Teufel besessen ist.
und insofern zum Handlungsträger des wirklich Bösen wird. Aber ist ein Mann, der die Apokalypse predigte und mit seinen Worten Tausende in den Tod schickte, zumindest nicht ein Ich denke, er war Fanatiker, aber er war auch jemand, der sich selbst als erwählter Prophet Gottes empfand. Also jemanden, der in besonderer Weise von Gott ausersehen ist, diese Mission zu vollziehen.
Und insofern ist er natürlich ein religiöser Fanatiker nach unseren Kategorien. Am 27. Mai fällt bei Mühlhausen das Richtschwert auf Thomas Münzer nieder. Sein Kopf wird aufgespießt zur Schau gestellt, als Warnung. Und seine Ideen? Fortan wird wieder Luther die Deutungshoheit über die Reformation haben. Münzer, der Erzteufel zu Mühlhausen, ist über Jahrhunderte diskreditiert. bis er im 19. Jahrhundert umgedeutet wird.
Als früher Sozialist. Engels hat in Thomas Münzer einen Proto-Revolutionär gefunden. Und insofern zu einer Art Idealgestalt hochstilisiert. Ein nüchterner historischer Blick dagegen erdet Münzers Auftreten und Wirken. Und historisch muss man sagen, Münzers. Das Wirkungsradius war außerordentlich begrenzt. Wir wissen von einer Reise in den Süden.
Er hat versucht, im Herbst 1524 bis Januar 1525 zu Bauernhaufen Kontakt aufzunehmen. Wir wissen aber auch, dass das keine weitere Resonanz entfaltet hat. Und man kann im Grunde auch zeigen, dass seine unmittelbare... Verbindung mit den Bauern im Grunde erst nach der Rückkehr nach Thüringen im Februar 1525 einsetzt. Und diese letzten Wochen des Lebens war er in der Tat dann eine Art Führungsfigur. Der Aufstand in Thüringen ist zu Ende. Münzer tot.
Die rebellierenden Bauern und Städter geschlagen. Auch im Süden nimmt die Sache der Bauern keinen guten Lauf. Die Aufständischen sind auf dem Rückzug. Und jetzt wird es wirklich unübersichtlich. Wir erinnern uns. Nur drei Tage vor Münzers Niederlage in Frankenhausen hat der Truchses die Bauern bei Böblingen vernichtend geschlagen. 3000 tote Aufständische. Zwei Tage nach Frankenhausen fallen an die 25.000 Kämpfer der Bauernhaufen in der Schlacht bei Zabern im Elsass.
Die blutigste Auseinandersetzung im ganzen Bauernkrieg. Und nach der gescheiterten Belagerung der Würzburger Festung Marienberg werden die fränkischen Bauernhaufen im Taubertal vernichtend geschlagen. Auf dem Turmberg bei Königshofen sterben am 2. Juni über 4000 Männer. Und im unterfränkischen Ort Ingolstadt besiegt das Heer des Schwäbischen Bundes zwei Tage später 6000 Bauern.
Truchses Georg von Waldburg, oberster Hauptmann im Feldzug des Schwäbischen Bundes gegen die Bauernhaufen aus dem Schwarzwald, dem Odenwald und dem Allgäu, Er ist beflügelt von seinen Erfolgen. Er schert sich immer weniger um Befehle oder Vorgaben. Und er hat noch eine Rechnung offen. Im Allgäu. In Memming. Dort haben vor noch nicht einmal einem Vierteljahr die aufständischen Bauern gemeinsam mit den Predigern Christoph Schappeler und Sebastian Lotzer die zwölf Artikel verabschiedet.
Und dort spielt jetzt dem rachedürstigen Bauernjörg die Situation in die Hände. In Memmingen sitzen nämlich Bundestruppen fest. Sie haben bereits drei Oberhäupter der bauernfreundlichen Partei hingerichtet. Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler selbst haben Glück. Sie können gerade noch entkommen. Ihre Spur verliert sich. In der Landschaft und in der Geschichte. Die Bundestruppen jedenfalls sitzen nun in Memmingen fest.
Denn die Stadt ist inzwischen von tausenden Bauern des Allgäuer Haufens umzingelt. Doch dann kommt Herr Jörg Truchses von Waldburg, oberster Feldhauptmann mit dem Schwäbischen Bund. Da fliehen die Bauern und geben die Belagerung auf. Natürlich, der Bauernjahr. Truchses Georg kam von Franken herunter, hat gerade die Bauernhaufen im Schwarzwald niedergemacht und ist ins Allgäu hinübergeschwenkt. Und das war kein Spaziergang. Es war ein Vernichtungszug.
Das Heer des Truchs hinterlässt eine 20 Kilometer breite Spur der Verwüstung. Feuer, Vergewaltigung, Verstümmelung, Tod. Jetzt ist er den flüchtigen Bauern aus Memmingen auf den Fersen. Er will sie in Loibas stellen, einem kleinen Dorf bei Kempen. Dort stehen etwa 20.000 Aufständische. Wieder, wie so oft, in strategisch günstiger Position. Ein steiler Hang schützt sie vor den gefährlichen Reitern des Truchses. Eigentlich ein großer Vorteil. Doch dann die endgültige Wende.
Den Bauernhaufen geht moralisch die Luft aus. Sie sehen ihre Sache den Bach runtergehen. Vielleicht merken sie langsam, dass sie zu hoch gepokert haben, dass sie sich verschätzt haben. Nach drei Tagen Beschuss geben die Bauern Läubers auf. Ein Teil von ihnen flieht weiter Richtung Süden auf eine Anhöhe bei Durach. Der Turses setzt ihnen nach und steckt alles in Brand, was einer menschlichen Behausung ähnelt. Jeden Hof, jede Hütte, jeden Stall, ein flammendes Inferno.
Weithin sichtbar vom Lager der Bauern aus. Und dann haben die Bauern gesagt, wir müssen was tun, weil die machen unsere Leute kaputt, die machen alles kaputt. Herbert Seeger war früher Bürgermeister und ist ein leidenschaftlicher Bauernkriegsforscher. Dann kamen sie dann hier in Durach zusammen, die Bauern in der Ergebenheitssituation und Lage unter Druck, der gesagt hat, so. Und jetzt auch, man sagt, 70 Rädelsführer hat man dann hier in der Kirche eingespart.
Und nach zwei, drei Tagen kam dann das Urteil, dass 18 enthauptet wurden. Und ich glaube, das war immer so, die Methode vom Durchsess. Landauflandamt hat gesagt, wo sind eure Köpfe? Die Köpfe müssen raus und die Köpfe müssen runter. Und der Rest? Die Bauern, die am Aufstand beteiligt waren, müssen den Siegern huldigen. In Durach spricht man von 8000 Bauern, die vor dem Truchseß einzeln, jeder für sich, das Haupt gesenkt haben. um es nicht am Ende doch noch zu verlieren.
Das war das Ende des Bauernaufstands im Allgäu. Was haben die Besiegten zu erwarten? Nicht nur die Anführer, sondern der gemeine Mann und seine Familie. mit dem Wasser zum Tod gerichtet. Mit dem Schwärzgericht in vier Teil verteilt und auf die vier Straßen gehängt worden. Mit gebundenen Händen in das Wasser geworfen und vom Leben zum Tod hingerichtet worden. Solch qualvolles Ende müssen vor allem die Priester erleiden, die das göttliche Wort gepredigt haben.
Hauptbeteiligte werden im Eilverfahren meistens an Ort und Stelle hingerichtet. Die Mehrzahl der einfachen Bauernkämpfer muss dagegen die Urfäde schwören. Eine Art Schuldeingeständnis. Hochsymbolisch. Wie so vieles im 16. Jahrhundert. Ein Eid, den der Mensch, der Aufständische schwören musste und unterschreiben musste. Lea Wegner vom Deutschen Bauernkriegsmuseum in Böblingen. Wir können uns das vorstellen wie ein Geständnis.
in der Ich-Perspektive verfasst. Mit Namen, Wohnort, manchmal sogar dem Beruf des Empörers und vor allen Dingen. der Strafe und den Vergehen, die zu dieser Strafe letztlich führen. Und es ist total interessant, mit dieser Urfäde verpflichte ich mich natürlich. nicht nur meine Gefängnisstrafe als rechtmäßig anzuerkennen, sondern natürlich auch,
meine Vergehen einzugestehen und die Strafe für rechtmäßig zu befinden. Schätzungen sind schwierig. Bereits die Zeitzeugen sprechen von 100.000 Toten auf Seiten der Aufständischen. Die Rache der Herren ist unerbittlich. Vergeltungsaktionen vernichten Dörfer, schleifen Stadtmauern, vertreiben Familien. Übrigens, der Bauernjörg geht hoch dekoriert aus der ganzen Geschichte hervor. Er steigt auf. Vom Truchses zum Erbtruchses. Er hält Privilegien vom Kaiser.
Bei der Abrechnung, wie hoch sein Honorar für die letzten Monate nun sein soll, gibt es allerdings Streit. Der Feldherr legt nämlich für seine Schlussrechnung das Kriegsrecht zugrunde und verlangt für sich einen Anteil von 90.000 Gulden. Der Schwäbische Bund, ganz schwäbisch, aber sagt, nein, das war kein Krieg, sondern eine Polizeiaktion zur Niederschlagung eines Aufstandes. Deshalb gab es nur 5000 Guld.
Zum Vergleich, ein Landsknecht bekommt in dieser Zeit vier Gulden im Monat und ein Bauernknecht etwa sieben Gulden im Jahr. Für den Tuchses gibt es vom Kaiser noch einen Brief. So sagen wir dir ehrlichen und gerechten Dank. Und der gemeine Mann? Gibt es für ihn gar keinen Hoffnungsschimmer? Haben die Bauern nirgendwo etwas erreicht? Doch, und es tut fast gut, das jetzt auch noch erzählen zu können.
Dort, wo der Leidensdruck der Bauern besonders hoch war, im Fürststift Kempten etwa, gibt es kleine Verbesserungen. Es gibt Kompromisse, es gibt Verträge im Fürststift Kempten in der Reichstatt Memmingen. Auch der Reichstag zu Speyer stärkt 1526 das Klagerecht der Untertanen. Bauern können von jetzt an vor das Reichskammergericht ziehen. Und es kommt noch besser. In Tirol.
Dort gelingt es aufständischen Bauern unter der Führung von Michael Geismeyer mit der Obrigkeit zu verhandeln und tatsächlich Reformen herauszuhandeln. In der Tiroler Landesordnung entwirft Michael Geismeyer nicht weniger als eine freie Bauernrepublik. Freie Wahl der Regierung und der Richter. Alle Gesetze beruhen auf dem Wort Gottes. Selbstverwaltung der Gemeinden. Arme und Kranke werden vom Staat unterstützt. Utopia? Vielleicht. Aber ziemlich konkret und durch das.
An der Schwelle zur Neuzeit ist der Verfassungsentwurf von Michael Geismeyer erstaunlich modern. Durch ihre vielen Beschwerden und Eingaben schaffen es die Bauern in Tirol dann doch, dass einige ihrer Forderungen 1526 in die Tiroler Landesordnung aufgenommen werden. Und der Aufstand in den Bergen breitet sich aus, als in Schwaben und Franken längst alles vorbei. Im Frühjahr 1526 erheben sich die Bergknappen und Bauern in Salzburg, damals eines der modernsten Industriereviere Europa.
Sie rücken dem Landesfürsten, der auf die feste Hohen Salzberg flieht, ziemlich auf den Leib. Die Bergknappen unterhöhlen nämlich den Berg und bringen die Festung fast zum Einsturz. Michael Geismeyer kommt den Aufständischen zu Hilfe. Letztlich muss er aber mit seinen Gefolgsleuten fliehen. Sie finden Asyl in der Republik Venedig. Von dort aus will er seinen Freiheitskampf fortsetzen. Doch dann fällt er einem Mordkomplott zum Opfer.
Am 15. April 1532 wird er in seinem Palais in Padua von drei Männern, Auftragsmördern mit Befehl aus Innsbruck, massakriert. Mit über 40 Messerstichen. Trotzdem, die Utopie des Michael Geismeyer ist in der Welt. Und sie ist einzigartig und umwerfend modern. Und er ist einer der wenigen Anführer unter den Aufständischen, der mit seinem politischen Konzept weit über 1525 hinausdenkt.
Und auch der Aufstand in den Bergen zeigt, wie schon in Memmingen, der Stadt der zwölf Artikel, der gemeine Mann war kein einfältiger Mann. Was also war dieser Bauernkrieg, dieser Aufstand des gemeinen Mannes eigentlich? Ein Freiheitskampf? Ein Volksaufstand? Eine gescheiterte Revolution?
Darüber gehen die Meinungen bis heute auseinander. Und das ist uns auch noch ein eigenes Kapitel wert. Aber der Traum von einer gerechteren Welt, er wird in den kommenden Jahrhunderten immer wieder neu aufgegriffen werden. Das war der Bauernkrieg. Folge 3 Das Ende des Regenbogens Von Michael Zametzer Erzählt von Maike Rötzer Regie Günther Maurer Alle Folgen der Reihe sind im ARD-Podcast Alles Geschichte zu hören, inklusive einer zusätzlichen Folge, die sich mit der Frage befasst.
Was bleibt vom Bauernkrieg? Wie ist die Zeit mit diesen gewaltigen und blutigen Ereignissen fertig geworden? Und wie haben künftige Jahrhunderte versucht, sie zu instrumentalisieren? Das war der Bauernkrieg, ist eine Gemeinschaftsproduktion von MDR, BR und SWR. Alle folgende Reihe sind im ARD-Podcast Alles Geschichte zu hören. Ganz am Schluss haben wir noch einen Podcast-Tipp für euch.
Beim Thema Geschichte denken wir vielleicht an bestimmte Jahreszahlen, an besondere Orte oder an besondere Persönlichkeiten wie Königinnen oder Prinzen. Was wir aber meistens nicht sofort im Kopf haben, sind Verbrechen und blutige Mordfälle. Im Podcast Tatort Geschichte geht es um diese dunkle Seite der Geschichte, zum Beispiel um den jungen Stalin, der auch als Bankräuber aktiv war, oder um Magda Goebbels, die mit der Automarke BMW verbandelt ist.
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